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Kapitel 40



Severus hasste es, es sich selbst einzugestehen, aber er machte sich Sorgen.

Ärgerte sich, dass diese Frau einfach so lange wegblieb, ohne dass er wusste wo sie war.

Ärgerte sich. Machte sich Sorgen.

Abwechselnd.

Beide Gefühle mochte er nicht sonderlich.

Sie waren so - überflüssig.

Änderten nichts. Nichts daran, dass sie einfach weg war.

Nun gut, weit konnte sie nicht sein.

Aber trotzdem.

Es war nicht auszuhalten.

Er schlug die Decke weg und stand auf. Lief im Raum auf und ab.

Lächerlich. Würdelos.

Sie kam immer noch nicht. Es waren nun zwei Stunden vergangen. Es war mitten in der Nacht.

Wo konnte sie sein?

Er ging zum Kamin.

Nein. Das würde er nicht tun.

Keinesfalls.

Er würde sich nicht so demütigen.

Niemals.

Andererseits - er brauchte seinen Schlaf, als Vorbereitung auf den Kampf. Und er würde verdammt noch mal nicht schlafen können, ohne zu wissen wo Sabina war.

Verteufeltes Weib!

Keine Ruhe, nirgends, seit er sie kannte.

Was ja durchaus Reize hatte. Aber nicht so.

Das würde sie büßen, wenn sie wiederkam.

Vielleicht tat sie es ja deswegen. Er traute es ihr zu.

Seine Lippen verzogen sich einseitig, als er an die verschiedenen Möglichkeiten dachte, sie zu bestrafen.

Doch doch. Das hatte durchaus Potential.

Ein anderer Körperteil bewegte sich auch.

Verdammt!

Wo war das Weib?

Er warf ein wenig Pulver in den Kamin.

„Albus?“

Schweigen, dann Geraschel.

Severus grinste.

Er war nicht der einzige, der heute gestört wurde. Immerhin. Es gab doch so was wie Gerechtigkeit. Zumindest in kleinen Dingen.

Seine Augen wurden riesig, als ein anderer Gedanke ihn streifte.

Das konnte nicht Sabina sein, oder?

Nein. Natürlich nicht. Das war völlig ausgeschlossen.

Er dachte nachgerade zu häufig an diese Frau.

Aber dann konnte Albus ihm auch nicht weiterhelfen.

„Entschuldige Albus.“ Auch noch Demütigung. Was er nicht alles tat, für diese Frau.

„Severus?“

Snape war sehr versucht zu antworten: „Nein, der Weihnachtsmann“, aber er konnte sich beherrschen. Gerade noch. Aber diese unglückliche Lage brachte nicht seine besten Seiten zum Vorschein. Albus kannte seine Stimme seit nahezu dreißig Jahren. Wie konnte er so blöd fragen?

Er bezwang sich ein weiteres Mal.

„Ja. Ist Sabina bei dir?“

Schweigen.

Snapes Demütigung erreichte neue ungekannte Dimensionen.

„Nein. Sollte sie das sein?“

Snape grunzte.

„Nicht unbedingt. Aber sie ist weg. Seit Stunden. Und ich dachte ...“

Gut Snape, dass du hier nicht mehr Lehrer bist. Und dass keine Kinder da sind, um das mitzukriegen. Er konnte sich nicht erinnern, sich je so herabgelassen zu haben.

Verdammtes Weib. Ihm kamen sekündlich neue interessante Gedanken, wie er sie quälen konnte.

Wenn sie nur erst mal wieder hier war.

„Habt ihr gestritten?“

McGonagall. Natürlich. Jeder wusste das. Aber dass sie sich nicht versteckte, war neu. Snape wusste nicht, ob er diese neue Entwicklung gutheißen konnte.

Ganz sicher konnte er nicht ihre unverschämten Andeutungen gutheißen.

„Nein, Minerva, wir haben nicht gestritten.“ Klar, deutlich, mit nur einem winzigen Hauch Sarkasmus und Häme. Nun ja.

„Wie dann? Wo kann sie denn sein? Remus ...?“

Snape richtete die Augen gen Himmel. Er konnte genauso gut sein Privatleben der letzten zwanzig Jahre im Tagespropheten veröffentlichen. Rita Skeeter würde begeistert sein.

Nicht dass es da soviel gegeben hatte.

Bis vor kurzem.

„Remus war bei mir. Deswegen ist sie gegangen. Wer weiss wohin. Ich dachte ....“

Jetzt beendete er seine Sätze auch nicht mehr. Bedenklich. Sehr bedenklich.

„Also doch gestritten.“ Minerva klang befriedigt.

„Nein, verdammt.“ Snape atmete schwer. Wie Albus mit dieser Frau auskam, war ihm ein Rätsel. Über andere Dinge wollte er erst mal gar nicht nachdenken, sie sich nicht mal vorstellen. Er war schon schlecht genug gelaunt, auch ohne das Bild von Albus und Minerva, nackt, eng umschlungen.

Ihhh. Das Muggelsprichwort von den Elefanten war völlig richtig, stellte er fest. Woran du auf keinen Fall denken willst, denkst du gerade.

„Wo kann sie dann sein?“ Albus.

Snape hob seine Augenbraue, sich nicht bewusst, dass Albus diese Antwort nicht sehen konnte. Nicht dass Albus je auf eine Antwort von ihm gewartet hatte.

„Harry?“

„Was sollte sie bei Potter?“ Seine Stimme hatte ihren berühmten Klang angenommen.

Wirklich. Was sollte sie bei Potter? Andererseits: Wo sollte sie sonst sein? Und es würde ihr ähnlich sehen. Fraternisieren mit dem Feind. Lästern über den alten Lehrer. Oh ja.

Es würde ihr ähnlich sehen.

Die Peitsche. Definitiv.

Er erinnerte sich an ihre Worte. ‚Pfeif doch einfach, wenn du mich brauchst. Vielleicht komme ich dann wieder.‘

Er pfiff. Versuchsweise. Und zeigte, als er es merkte, sein bösestes Gesicht. Das an den Kamin verschwendet war. Und das Bild an der Wand sah auch nicht hin. Sein Bewohner tat so, als sei er nicht da.

Besser für ihn. Er hatte richtig Lust, etwas in Brand zu setzen. Und wenn es nur ein blöder mittelalterlicher Knabe war. Egal.

„Sich unterhalten. Die Auswahl ist ja nicht gerade groß. Und da du und Remus wegfielen, Minerva und ich, bleiben eigentlich nur noch die Kinder. Wenn du nicht annimmst, dass sie eine Vorliebe für Sybils Weissagungen entwickelt hat.“ Albus.

„Ja.“ Verdammt.

Ein Moment Schweigen. Dann hörte er Albus wieder. Er sprach zu

„Harry?“

„Ja, Professor Dumbledore?“

„Harry. Du brauchst mich nicht mehr so nennen. Du bist erwachsen.“

Snape knurrte und richtete die Augen gen Himmel. Genau der Zeitpunkt, um Potter in seinem eh übersteigerten Selbstwert zu bestätigen. Aber es war ja bei Potter nichts anderes zu erwarten als Verzögerungen und Ärger.

„Entschuldige, Albus.“

„Genau.“

Snape wollte durch den Kamin und dem Jungen, dem angeblich erwachsenen Jungen, die Hände um den Hals legen und ihn schütteln. Oder Albus. Egal.

Er bezwang sich. Gerade noch.

„Harry, Severus vermisst Sabina. Ist sie vielleicht bei euch?“

Danke Albus. Er konnte sich doch immer darauf verlassen, dass Albus die für ihn demütigendste Variante einer Geschichte wählen würde.

Und er vermisste sie nicht. Nein. Sie hatte nur nicht nachts in Hogwarts herumzurennen. Das war alles.

Außerdem würde er verdammt sein, wenn er diesen Bengel seinen Vornamen benutzen ließ.

Aber das war jetzt nachrangig.

„Snape vermisst - jemanden?“ Er konnte Unglauben und unterdrücktes Gelächter zu gleichen Teilen in der Stimme Potters ausmachen.

„Ganz richtig Potter.“ Er ließ seine Stimme triefen, und konnte förmlich sehen, wie Harry vor Schreck aufsprang. „Und er hört zu. Und er wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich auf eine einfache Antwort beschränken würden, so sehr Sie auch versucht sein mögen, Ihren zweifelhaften Witz anzuwenden.“

Vielleicht hätte er doch Voldemort mit ihm machen lassen sollen, was er wollte. Dieser Bengel war noch genauso unverschämt wie als Schüler.

„Nein.“ Potter.

„Was nein?“ Albus.

„Sie ist nicht hier.“

„Mist.“ Er konnte sich nicht beherrschen.

„Wo kann sie dann sein?“

Die Möglichkeiten waren mannigfaltig und auch wieder nicht. Hogwarts war riesig. Aber es gab wenige Orte, die bewohnt waren. Und noch weniger, wo sich eine Frau mitten in der Nacht zu einem geselligen Beisammensein aufhalten mochte.

Da war etwas am Fenster.

Severus sah hin.

Ein Schatten. Groß. Dunkel.

Ein Geräusch.

„Moment Albus. Da ist was.“

Er ging zum Fenster und öffnete es.

Eine Eule.

Eine riesige schwarze sehr hochmütige Eule.

Severus wurde es eiskalt. Dann wieder heiss.

Nein. Das konnte nicht sein. Das war unmöglich.

Sein Verstand musste ihn verlassen. Sein Augenlicht ihn betrügen.

Das konnte einfach nicht sein.

Doch.

Warum eigentlich nicht?

Er atmete.

Und nahm den Zettel, den ihm das Tier mit unnachahmlichem Hochmut entgegenhielt.

Der Zettel war leer.

Aber als er darauf starrte, erschienen Buchstaben.

„Geliebter Verräter, ich habe dein Spielzeug. Ho ho ho.“

Severus starrte auf die Schrift. Auf das leere Papier. Es blieb leer.

Er sah die Eule an. „Wenn du erwartest, dass ich dich dafür belohne, kannst du lange warten.“

Die Eule hob ab und verschwand.

Severus gönnte sich nicht die Zeit, irgend etwas zu empfinden. Das wäre Luxus in dieser Situation. Er warf etwas Flohpuder in den Kamin und trat hinein.


Kapitel 39

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