Kapitel 33
„Albus.“ Sie sahen den alten Zauberer gerade aus dem Kamin treten, als sie Severus auf das Bett legten. Remus ließ ihn sanft fallen und Sabina versuchte, seinen Puls zu fühlen. Nicht, dass sie das jemals gut gekonnt hatte. Aber man musste doch was tun. Irgendwas.
„Vielleicht ziehst du dir besser was über“, hörte sie Remus‘ Stimme, in der vielleicht nur ein Hauch von Ironie schwang. „Es ist verdammt kalt hier.“
„Ja, und es hat keinen Sinn, dass Sie sich auch noch was holen“, fügte Albus hinzu. „Was ist passiert?“
Sabina ging ins Bad und trocknete sich schnell ab. Sie hörte Remus antworten: „Ich weiß es nicht“, als sie sich eine ihrer neuen Roben überwarf. Ganz praktisch die Dinger, wie ein Morgenrock. Sie eilte ins Schlafzimmer zurück, mit ein paar Handtüchern.
Sie sah, wie Albus seinen Zauberstab über dem immer noch bewusstlosen Severus bewegte und vor sich hinmurmelte. Dann nickte er gedankenverloren dem ihn beobachtenden Remus zu. „Ja“, sagte er und klang ziemlich kummervoll.
„Was ja?“, fragte Sabina. Sie war allmählich mehr als verwirrt. Sie war wütend.
„Sagen Sie mir erst, was passiert ist.“ Albus klang nicht mehr wie der freundliche Onkel, als der er sich sonst immer ausgab.
„Aber Severus?“, fragte Sabina. „Müssen wir nicht irgendwas tun?“
Albus schüttelte den Kopf. „Er schläft jetzt. Er wird wieder zu sich kommen.“
„Hm.“ Sabina war skeptisch. Aber sie verstand ja nichts davon.
„Wir waren in der Badewanne“, begann sie, ohne die Blicke bemerken zu wollen, die Remus und Albus austauschten. „Alles war ganz - normal - und plötzlich hielt er sich den Arm und - er schien fürchterliche Schmerzen zu haben.“
Dumbledore und Lupin nickten. Beide waren blass geworden. Sie schienen sich über die Vorstellung von Snape und Sabina in der Badewanne nicht mehr zu amüsieren. Sabina sah das als ein schlechtes Zeichen.
„Ich habe dann meine Hand auf seine gelegt, und hatte das Gefühl, gegen jemand zu kämpfen. Jemand, der sich sehr mächtig anfühlte.“ Wieder gedankenvolles Nicken bei den beiden Männern. „Plötzlich hörte es auf. Severus war - weg. Und ich habe euch beide gerufen.“
Ihr fiel etwas anderes ein und ihr Gesicht erhellte sich. Kurzfristig. „Es hat geklappt nicht? Ihr habt mich gehört.“
„Ja“, sagte Remus. Er sah den auf dem Bett liegenden Snape mit einem Ausdruck an, der Sabina an die Beziehung zwischen den beiden Männern erinnerte. Ein kleiner Teil ihres Herzens flog Remus zu, in diesem Moment.
„Was hat das zu bedeuten?“, wandte sie sich an Dumbledore.
„Der ... Voldemort hat wieder Macht über ihn. Das kann mehrere Dinge bedeuten.“ Albus sah unglaublich alt aus. „Das Zeichen, das Severus als Death Eater getragen hat“, er sah Sabina an, um sich zu vergewissern, dass sie das wusste, sie nickte ungeduldig - „ist nach dem letzten Kampf verschwunden. Die Verbindung schien gelöscht.“
Er sah auf den immer noch Bewusstlosen. „Das Zeichen ist nicht zu sehen. Nicht so, wie es früher war. Aber nach deiner Beschreibung müssen die Schmerzen die gleichen gewesen sein. Warum er es jetzt wieder spürt, kann ich nur raten.“
„Er ist wieder hier?“, fragte Remus, als ob er einfach laut dachte. „Er ist wieder nahe? Die Verbindung kann nie gelöscht werden, egal ob Zeichen oder nicht? Er will uns verhöhnen? Er will Severus quälen? Verdammt!“ Er fuhr sich durch das ergrauende Haar.
Dumbledore sah den Lehrer an. „Ja, das alles. Wir können es nicht wissen. Wir müssen warten, bis Severus zu sich kommt. Vielleicht weiß er mehr.“ Sein Gesicht erhellte sich. Er sah nur noch aus wie 100.
„Aber es ist sehr erfreulich zu sehen, dass Ihre Kräfte so gut funktionieren, Frau Selpent. Sie haben uns rufen können. Und sie haben gekämpft. Nun weiß allerdings auch Voldemort, dass Sie - nun, nicht normal sind. Sie haben ihn herausgefordert, würde ich annehmen.“
„Nennen Sie mich Sabina, Albus“, sagte Sabina während sie auf den Mann auf dem Bett starrte. Gott, er musste doch wohl allmählich aufwachen, oder nicht? Sie würde ihn auch nie wieder mit ihren - unrealistischen - Ansprüchen quälen, wenn er nur wieder aufwachte.
„Immerhin haben Sie mich nackt gesehen.“ Sie ging zum Bett und begann den noch immer nassen Snape vorsichtig abzutrocknen. „Und was dieser Mistkerl, der so was tun kann, von mir denkt, ist mir im Augenblick herzlich egal.“
Sie hörte kaum Albus‘ Kichern und seine höfliche Erwiderung, in der irgendwas von einem Anblick, der ihm schon seit 100 Jahren nicht mehr vergönnt gewesen sei - der alte Lügner, glaubte er etwa, die Beziehung zwischen ihm und McGonagall sei nicht offensichtlich?
Sie sah Severus an. Er sah immer noch sehr blass aus, die Falte zwischen seinen Brauen war so tief, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Aber er atmete. Schwach, aber regelmäßig.
Sie nahm ein neues Handtuch und versuchte, seine Haare zu trocknen. Sie wusste, dass das sicherlich auch mit Zauberei gegangen wäre. Aber sie wollte ihn berühren. Musste fühlen, dass er noch lebte. Wie lange noch? Egal. Jetzt lebte er noch.
Und öffnete die Augen. Und schloss sie wieder.
„Severus.“ Es kam ihr vor als habe sie geschrieen, aber es war nur ein Flüstern gewesen. Sie beugte sich zu seinem Ohr herunter und strich die feuchten schwarzen Strähnen zurück.
„Wach auf. Genug gefaulenzt. Stell dich nicht so an. Mach schon. Ich werde es dir nie verzeihen, wenn du dich jetzt einfach so aus dem Staub machst. Das geht nicht.“
Er öffnete die Augen mit einem Ruck. „Du bist eine unerträgliche Nervensäge. Und das wird nicht ohne Folgen bleiben.“ Seine Stimme war schwach, aber schon wieder triefend vor Sarkasmus.
Sabina kamen vor Erleichterung die Tränen. Sie wischte sie ungeduldig weg.
„Entschuldige bitte, mir ist schlecht.“ Er stieß sie aus dem Weg, um sich über den Bettrand zu übergeben.
„Ihh“, machte Sirius Black aus dem Hintergrund.
Sabina fuhr herum. „Wo kommst du jetzt her?“ Er hatte den Anstand zu erröten. „Hab Remus gesucht“, murmelte er.
Sabina hätte ihn am liebsten umgebracht. Sie konnte sich ausmalen, wie Snape sich fühlte. Gedemütigt war gar kein Ausdruck.
Snape!
Sie drehte sich wieder zu ihm um. Er wischte sich gerade mit anmutigen Bewegungen den Mund und ließ seine schwarzen Augen über alle Anwesenden gleiten.
„Lady, Gentlemen, Sie werden verstehen, wenn ich mich diesem gewaltigen Sachverstand jetzt nicht gewachsen fühle. Entschuldigen Sie mich bitte, ich ziehe die Ohnmacht vor. Vielleicht hat ja einer von Ihnen genügend magische Kräfte, um diese Sauerei wegzumachen. Ich danke Ihnen.“
Er fiel zurück auf die Kissen und machte die Augen zu.
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