Kapitel 14
Die Schlange wälzte sich im Gras und verschwand hinter den Bäumen. Dort verwandelte sie sich in einen vor Wut schäumenden Snape. Diese Vollidiotin. Diese... Ihm fehlten die Worte. Wie kam sie nur dazu? Wie konnte das passieren? Er hatte doch ihr Gedächtnis gelöscht und die Akte versteckt?
Genau deswegen, sagte eine Stimme in ihm düster. Genau deswegen. Nun hat sie keine Erinnerung an ihn, spürt nicht die Gefahr und fühlt sich gedemütigt durch ihren scheinbaren Misserfolg. Den sie wiedergutmachen will. Natürlich ohne ihm etwas zu sagen, der sie wegen des „Misserfolgs“ so schneidend behandelt hatte.
‚Gut gemacht’, Severus, wunderbar. ‚Nun ist sie in der Höhle des Löwen, wie Muggel sagten, wobei ein Löwe, auch ein wilder und hungriger, der Gegenwart Lucius Malfoys bei weitem vorzuziehen war. Ganz zu schweigen von dem, den der vielleicht beherbergte.’
Die Schüler Hogwarts wären verblüfft gewesen von der psychologischen Feinfühligkeit ihres Professors. Er hatte die Gedankenkette Sabinas nahezu lückenlos nachvollzogen, die sie zwangsläufig hierher führen musste. Genau so überrascht wären die Schüler über die Selbstvorwürfe gewesen, die zwangsläufig darauf folgten. Die Lehrer, besonders Dumbledore, hätte das überhaupt nicht überrascht. Er hätte ihm vielleicht gesagt, dass er keine andere Wahl gehabt hatte. Dass es wie die einzige Möglichkeit sie zu beschützen ausgesehen hatte, ihr das Gedächtnis zu nehmen und ihr vorzumachen, dass alles in Ordnung war. Snape nahm sich die Zeit für diese Ablenkung von seinen Schuldgefühlen nicht. Er dachte nach.
Was konnte er tun? Sie musste so schnell wie möglich aus dem Haus, von dem Gelände, aus dem Land, vom Globus ... ‚Nein, Severus, so nicht. Beruhige dich erst mal.’ Verdammtes Weib. Wenn sie nicht eine solche Wirkung auf ihn hätte - er war so wütend, ein Gefühl, das in dieser Stärke sonst nur Sirius Black in ihm hervorrufen konnte, jemand anders an den zu denken jetzt nicht half - wäre er viel besser in der Lage zu denken und vielleicht auch etwas zu tun.
‚Gut so, Severus’, höhnte eine Stimme in seinem Hinterkopf. ‚Gib ihr die Schuld, prima. ‚
Er atmete tief durch. Es half alles nichts. Er musste näher heran. Er musste hören, was vor sich ging. Vielleicht gab es ja eine Chance, dass alles gut ging. Dass Malfoy nichts merkte. Dass sie auf ihren eigenen Beinen heil aus dem Haus kam und nicht bemerkte, auf was sie da gestoßen war. Vielleicht. Aber er hatte seine Zweifel. Malfoy würde diese Geschichte nie kaufen, nie. Parkplätze und Einkaufszentren. Er lachte dumpf. Es tat weh. Gütige Götter, diese Frau hatte mehr idiotischen Mut als Harry Potter und noch mehr Talent, völlig ahnungslos in der Mitte allen Übels der Welt zu landen als dieser. Warum ausgerechnet von allen Büros der Erde musste sie unbedingt in seines marschieren?
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