Gift der Zeit

 

 

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Kapitel 5

 


Angriff auf Colin



Der Mörder war nun gewarnt! Sie hatte die Falle viel zu offensichtlich mit dem Katzenkorb auf den Präsentierteller gestellt und sie hätte dafür sorgen müssen, dass ihm der Fluchtweg versperrt gewesen wäre. Sie schlug mit ihrer Faust wütend gegen die Wand, als ihr diese Gedanken kamen.

Mrs. Norris sollte sie weiter im Auge behalten, er könnte es noch mal versuchen. Sie sollte sich jetzt lieber auf sein nächstes Opfer konzentrieren: Colin!

Das Quidditchspiel würde in wenigen Tagen sein. Und dann würde der Mörder erneut zuschlagen!

***


Am nächsten Tag:

Lockhart sagte zu Madam Pomfrey, die gerade aus seinen Räumen kam: "Ich hätte Vigo ja selbst heilen können. Aber ich wollte Ihnen ja nicht Ihre Arbeit streitig machen. Und Sie haben das fast so gut hinbekommen als wenn ich es selbst gemacht hätte. Ich hätte allerdings..."

Die Krankenschwester erwiderte nichts darauf, als sie ging, ohne ihn ausreden zu lassen. Aber man konnte ihrem Gesicht ablesen: ‚Dich hättest du auch selber heilen dürfen. Aber dein armer Vogel kann sich ja nicht gegen dich wehren!'

Normalerweise hätte sich Professor Kesselbrand um das Tier kümmern sollen, da er Pflege magischer Geschöpfe unterrichtete, aber bevor er zu Lockhart ging, hatte er sich lieber selber krankschreiben lassen.

***


Als Severus Helen vier Tage nach Halloween für den Abend nach dem Quidditchspiel einladen wollte, hatte sie ihm einen Korb gegeben.

Anfangs war sie mir gegenüber etwas aufgeschlossener, dachte er. Was ist? Hab ich Mundgeruch? Oder hat sich ihr Exfreund wieder gemeldet?

Er konnte es nicht glauben, dass sie schon im Voraus sagte, dass bestimmt Schüler über Nacht in der Krankenstation bleiben würden. Vielleicht würde es so sein, aber war eigentlich recht selten der Fall. Und sollte es dennoch passieren, so wäre doch immer noch Madam Pomfrey da.

Severus hatte dann in der nächsten Stunde erst mal einen Schüler dafür büßen lassen: Er hielt einen Gryffindor nach dem Unterricht zurück und ließ ihn Ringelwürmer von den Tischen kratzen.

***


Argus Filch verabschiedete sich gerade von Helen. Der alte Mann kam jeden Tag vorbei, um zu sehen, wie es Mrs. Norris ging. Jedes Mal legte er stumm seine Hand auf ihren versteinerten Körper und in seinen Augen konnte man Tränen funkeln sehen. Dann ging er zu der Stelle auf dem Flur wo die Katze versteinert worden war, um dort Wache zu halten. Jedes Mal, wenn er ging, legte Helen ihm ihre Hand auf die Schulter und versicherte ihm, das Mrs. Norris wieder gesund würde. Und jedes Mal sah er sie mit einem schwachen dankbaren Lächeln an und nickte stumm, während er mit den Tränen kämpfte.


Helen hatte einen Sicherheitszauber um den Krankenflügel gelegt. Sie durfte kein Risiko eingehen. Einen weiteren Anschlag auf Mrs. Norris Leben war bisher ausgeblieben, aber bald würde es um mehr als das Leben einer Katze gehen.

***


Samstag, das Quidditchspiel war am späten Nachmittag beendet. Lockhart, der gerade einen Zauber mitten auf dem Spielfeld bewirkt hatte, der nicht von allen Umherstehenden als völlig gelungen interpretiert wurde, erspähte unter den Eltern jemanden, dessen Gesicht er schon in verschiedenen Zeitungen und Illustrierten abgebildet gesehen hatte.

Lucius Malfoy machte sich auf, das Gelände von Hogwarts zu verlassen. Er hatte eigentlich vorgehabt, seinen Sohn für seinen grandiosen Sieg zu belohnen.
Aber auch noch gegen einen Verletzten zu verlieren!

"Versager!", stieß er aus.

"Aber das hätte doch jedem passieren können, und so tragisch war das doch gar nicht."

Malfoy drehte sich zu dem Mann um, der ihn angesprochen hatte.

"Nicht tragisch, hätte jedem passieren können?", Malfoy spuckte Lockhart die Worte regelrecht ins Gesicht, während er ihn anschaute, als sähe er eine ekelerregende Kreatur.

Nicht mehr so selbstsicher stotterte Lockhart: "Der Junge wird sich wieder erholen, und gebrochene Knochen hat er nun wirklich nicht mehr."

"Wovon reden Sie eigentlich, Mann!", Lucius sah Gilderoy nun an, als wenn er einen Verrückten vor sich hätte.

"Na, mein kleiner Heilungszauber - eben, auf dem Feld", versuchte Lockhart kleinlaut zu erklären.

Malfoy drehte sich um und ignorierte jede weitere Ansprache dieses seltsamen Individuums.

Lockhart versuchte seinerseits, allerdings erfolglos, den Mann noch einmal anzusprechen: "Mr. Malfoy! Sie sind doch Mr. Malfoy?" Er musste laufen, um mit Lucius Schritt zu halten.

"Sie haben heute Ihren Sohn beim Quidditch bewundert. Selbstverständlich mit dem Vorsatz, dem berühmten Gilderoy Lockhart, der dieses Jahr Ihren Sohn in Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichtet, nämlich mich, persönlich kennenzulernen."

Malfoy drehte sich nicht um. Er ging weiter, als wenn er nichts gehört hätte. Irgendwann gab Lockhart auf. Er blieb stehen. Aber er wagte noch einen Versuch:

"Mr. Malfoy? Können Sie mir nicht wenigstens die Adresse Ihres Schneiders und Ihres Frisörs nennen?"

Doch Lucius Malfoy war schon außer Hörweite.

***


Nicht nur verletzte Spieler wurden in den Krankenflügel gebracht, sondern auch etliche Schüler, die nur zugeschaut hatten, kamen. Irgendwann war eine heftige Prügelei begonnen worden.

Zuletzt wurde auch Harry Potter gebracht, dessen Knochen in einem Arm fehlten. Alle bis auf Harry waren recht schnell versorgt und konnten gehen. Severus schaute kurz rein, er bemühte sich, nicht von dem letzten Patienten gesehen zu werden. Etwas ärgerlich zischte er leise zu Helen:

"Vielleicht solltest du dich demnächst mal um die Stelle der Wahrsagelehrerin bemühen. Du hast ja gut erraten, dass du heute Babysitter spielen musst." Damit drehte er sich um und verschwand mit flatterndem Umhang.

Poppy, die das ganze mitbekommen hatte, wandte sich an Helen, die nun, mit dem Rücken gegen eine Wand gelehnt, ihr Gesicht in ihren Händen vergrub.

"Kind. Was es auch immer ist, ihr beide solltet euch mal gründlich aussprechen. Dass ihr beide euch mögt, kann sogar ein Blinder sehen. Also, wieso stößt du ihn immer wieder zurück? Du gibst immer zu vor, arbeiten zu müssen, aber ich komme hier auch ganz gut allein zurecht. Was ist es also? Ist es wegen des ‚kleinen' Problems mit deinem Exfreund?"

Was konnte sie Poppy nur sagen? ‚Ich habe keine Zeit, um eine Beziehung mit jemanden einzugehen, der ohnehin bald sterben wird.'

Oder sollte sie ihr lieber sagen, dass sie heute Nacht einen Mörder stellen und dann ganz einfach in eine andere Zeit verschwinden würde? Es war komplizierter geworden, als sie gedacht hatte. Warum konnte Snape nicht genauso sein wie sie ihn in Erinnerung hatte? Warum musste sie ihn auf einmal gern mögen?

Poppy sah sie freundlich an, als sie sagte: "Nimm dir heute Abend frei, ja? Der Junge wird zwar eine unangenehme Nacht haben, aber dabei braucht er niemanden, der ihm Händchen hält."

Helen nickte und verließ die Krankenstation. Einige Gryffindor-Quidditchspieler kamen an ihr vorbei, die auf dem Weg waren, um mit ihrem verletztem Teammitglied zu feiern.

Helen holte den Tarnumhang aus ihrem Zimmer, um sich danach auf der Treppe zwischen Krankenflügel und Gryffindor-Turm auf die Lauer zu legen. Sie setzte sich in eine kleine Nische oberhalb der Treppe, die zum Portrait des Gryffindoreingangs führte. Von hier aus konnte Helen Gryffindor- und Krankenflügeleingang gut überblicken.



Die Stunden verstrichen. Dann sah Helen, wie das Bild vor dem Eingang zum Gryffindor-Gemeinschafsraum aufgestoßen wurde. Eine kleine Gestallt mit langem rotem Haar schlüpfte hinaus. Sie erkannte sie als Ginny Weasley. In der Hand hielt diese ein Buch. Es verging noch etwas mehr als eine halbe Stunde, bis das Bild erneut aufgestoßen wurde und eine ebenso kleine Gestalt hinauskam. Diese Gestalt hielt in ihren Händen ein Bündel Trauben und trug eine Fotokamera um den Hals: Colin Creevey!

Jetzt durfte sie bloß nicht unvorsichtig werden. Nicht das der Basilisk noch sie selbst erwischte.

Colin schlich die Treppe zum Krankenflügel hinauf. Dann blieb er stehen. Er schaute sich um.

"Ist da wer?", rief er, leise, verängstigt.

Helen konnte er nicht gehört haben, da sie sich nicht bewegt hatte. Colin legte die Trauben auf die Treppenstufen. Dann nahm er seine Kamera und hielt sie, nachdem er nochmals erfolglos in die Dunkelheit geschaut hatte, vor sein Gesicht. Ein Geräusch direkt unter ihm am Fuße der Treppe, von der er kam! Er drückte auf den Auslöser, das Blitzlicht erhellte das ganze Treppenhaus für den Bruchteil einer Sekunde. Ein Zischen, das fast wie ein Schrei klang, war zu hören. Dann hörte Helen, wie etwas auf dem Boden aufschlug. Unter dem Tarnumhang sah sie die Treppe hinunter. Colin lag, mit der Kamera noch vor dem Gesicht, auf der Treppe. Es kostete sie viel Überwindung, nicht zu Colin zu gehen, aber sie würde ihm ohnehin damit nicht helfen können.

Es verging noch bestimmt mehr als eine Viertelstunde, bis Helen wieder ein Geräusch hörte. Ginny kam zurück. Sie sah den versteinerten Colin.

"Es tut mir leid. Bitte verzeih!", flüsterte sie. Dann lief sie zum Portrait der fetten Dame und verschwand dahinter.

Einige Minuten später erschien ein Schatten über der Treppe. Es war, als wenn er erst über Colin größer wurde. Der Schatten beugte sich hinunter zu dem Jungen. Helen griff an. Der Schatten wurde, nachdem er hinter sich ein Geräusch vernommen hatte, wieder kleiner und verschwand - nach oben! Helen traute ihren Augen kaum. Was war das? Er hat nicht die Treppe benutzt, er ist geflogen! Was ist dieser Mörder?
Sie schaute nach Colin. Er lebte! Sie hatte den Mörder auf jeden Fall gestört.
Sie blieb noch lange in der Nähe, aber wieder in der Nische, unter dem Tarnumhang doppelt verborgen, bis sie ein Geräusch hörte. Minerva McGonagall kam die Treppe aus Richtung Bibliothek hoch. Bekleidet war sie mit einem Morgenmantel. Sie wollte gerade zu einer Türe auf der Höhe des Portraits der fetten Dame, als ihr etwas auf der Treppe über ihr auffiel. Langsam kam sie näher. Als ihr bewusst wurde, was sie sah, unterdrückte sie einen Schrei, indem sie ihre Hände gegen ihren Mund presste. Helen hörte ein Vor-sich-hin-Summen und sah den Lichtschein einer Kerze. Dumbledore kam von oben, wo sich sein Büro und seine Räumlichkeiten befanden, die Treppe herunter. Als er McGonagall erblickte, sagte er: "Oh Minerva, ich wollte mir gerade ein Glas heißer Schokolade aus der Küche holen-..."

Dann musste er wohl ihr entsetztes Gesicht bemerkt haben.

Einige Minuten später hatten die beiden Colin in den Krankenflügel geschafft. Helen konnte sehen, wie McGonagall wieder hinaus lief und an Helens und Poppys Türen klopfte. Madam Pomfrey kam heraus und zog sich schnell noch eine Strickjacke über ihr Nachthemd. Sie warf einen Blick in Helens Zimmer, da sich dort niemand rührte. Poppy schien aber auch nicht überrascht zu sein, als sie dort drinnen niemanden vorfand.



TBC



Demnächst: Wo glaubte wohl Poppy hat Helen die Nacht verbracht? Und was ist eigentlich aus Draco nach dem Spiel geworden?


 

Kapitel 5

 

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