Nachdenklich sah Snape Sirius an und begann leise: "Meine ganze Kindheit bis zur Schule wurde mir verständlich gemacht, auf verschiedene Weise, dass ich nichts ohne Anleitung kann. So bin ich groß geworden, ohne genaue Anweisungen wurde nichts gemacht. In Hogwarts lernte ich die Freiheit bis zu einem gewissen Grad kennen. Endlich gab es Entscheidungen, die ich fällen konnte, Ideen und Neigungen, denen ich nachgehen konnte, ohne dass man es mir befahl oder genaue Anweisungen gab. Ich lernte, dass ich gut war in Zaubertränke, ja ein Meister, dass mir die Dunklen Künste förmlich zuflogen, ich verstand sie, ich konnte sie erforschen, anwenden. Ich lernte das erste Mal einen Teil von mir kennen, den ich bis dahin nie kennen gelernt hatte. So viele Möglichkeiten, so viele Ideen, denen man nachgehen konnte!"
Snape stockte und Sirius meinte: "Aber das war zu früh, oder?"
Snape nickte. "So kam ich zu Lucius Malfoy. Er gab mir den Halt und auch bis zu einem gewissen Grad Stärke. Als mein Vater dann starb, kurz nach der Schule, meine Mutter war schon vorher gestorben, ja da war ein bisschen Freiheit und ich wurde Todesser. Ich wollte diese Stärke nicht verlieren, diesen Halt!"
Black lehnte sich an den Baum und hörte weiter zu. Er wusste, diese Geschichte würde er nur ein einziges Mal hören, ein einziges Mal würde Snape bereit sein dies alles zu erzählen, nur ein Mal - und er wollte kein Wort vergessen.
"Der Dunkle Lord war begeistert. Ein Giftmischer in seinen Reihen, jemand der die kompliziertesten Tränke brauen konnte. Doch damals wußte ich den Preis noch nicht. Kurz danach begann er mich umzuformen, nahm die Stelle meines Vaters ein, mehr und vollständiger als dieser es je geschafft hatte. Das bisschen Freiheit, das ich noch gehabt hatte, verschwand. Ich war seine Marionette, sein Eigentum. Er gab Befehle - ich führte sie aus. In der Todesserhierarchie stand ich weit unten und der Dunkle Lord ließ keine Minute, keine Sekunde aus mir zu zeigen wo ich stand und was ich war."
Sirius wusste, dass es schon damals schwer war in der Zauberwelt. Mit jedem neuen abgehenden Jahrgang von Hogwarts war die Zahl der treuen Todesser gewachsen. Das Lily und James sich dazu durchgerungen hatten ein Kind in die Welt zu setzen war damals von vielen mit Skepsis aufgenommen worden, denn die Mitglieder des Phönix-Ordens waren schon immer größeren Gefahren ausgesetzt gewesen als die "normalen" Zauberer und Hexen.
Snape stoppte und sah zu Boden.
Sirius überbrückte die Stille und fragte: "Ich verstehe das nicht. Ich meine, wenn du so wertvoll warst, warum dann diese… diese Gehirnwäsche? Warum dieser Zwang."
"Wenn man dem Dunklen Lord folgt, dann folgt man, mit allem was man ist. Auch wenn sich Leute wie Lucius einbildeten eigenständige Personen zu sein, so war es die größte Illusion, die ein Todesser je haben konnte. Einigen ließ der Dunkle Lord diese Illusion, sie fungierten in der Öffentlichkeit, waren seine Augen und Ohren, einigen konnte er diese Illusion nehmen. Außerdem gab es immer Ersatz, wenn einer aus den unteren Reihen starb", antwortete Snape.
"Hört sich an wie ein Ersatzteillager, fällt ein Teil aus, nimmt man das nächste", grummelte Sirius und zog den Mantel enger um sich.
"Genau so war es", meinte Snape schlicht.
Sirius schüttelte sich. "Das erklärt warum du Todesser geworden bist, aber dieser Ort? Warum ist er so wichtig? Bis jetzt kam er in deiner Erklärung nicht vor. Warum beginnt hier alles? Hat das etwas mit deiner Schulzeit zu tun? Hast du dich hier von James versteckt? Hat dich hier Lucius einmal gefunden? " Black nickte Richtung Baum.
"Meine Tochter liegt hier begraben."
Die auf diese Antwort kommende Stille war so dröhnend und allumfassend, dass Sirius glaubte den Verstand zu verlieren.
"Deine Tochter?" keuchte er nach einer Ewigkeit der Stille.
"Ja, meine Tochter. Kurz nach der Schule, nach dem mein Vater gestorben war, lernte ich jemanden kennen. Sie starb kurz nach der Geburt und ich versteckte mein Kind in einer Muggelfamilie."
Black keuchte immer noch und krallte sich in der Erde fest. Eine Tochter, Snape und Kinder? Er? Trotz der Gehirnwäsche? Trotz dieser Gefahr durch Voldemort? Aber wie war sie gestorben? fragte er lautlos und war nicht überrascht als Snape antwortete.
"Der Dunkle Lord. Ich konnte mein Geheimnis nicht lange vor ihm verbergen. Bis heute habe ich nicht herausgefunden wie er es erfahren hatte. Aber er ließ die Muggelfamilie ermorden und mein Kind auch. Ich konnte nicht mehr helfen, zu dem Zeitpunkt war ich in einen Überfall verwickelt und hatte Mühe den Auroren zu entkommen. Als ich zu Voldemort zurückkehrte zeigte er mir sehr genau wie unerfreut er darüber war, dass sein Giftmischer Geheimnisse vor ihm hatte. Dann entließ er mich um mein Kind zu sehen. Halb verrückt vor Trauer und Ohnmacht brachte ich sie an den einzigen Ort, wo ich noch einige wenige gute Erinnerungen hatte."
"Hogwarts", flüsterte Sirius.
"Hogwarts. Ich begrub sie hier und beschloss mich umzubringen. Aber ich wollte mehr, Ruhe und Geborgenheit für mich und mein Kind. Ich war bereit dafür zu zahlen. Man verlangt nie etwas ohne einen Preis zu zahlen. Ich brach in das Schloss ein, schrieb eine Liste mit allen Todessern, Orten, Verstecken, mögliche neue Opfer… einfach alles was ich wußte und da ich fast immer und überall dabei war wußte ich viel. Sehr viel. Dumbledore war damals der einzige ernstzunehmende Gegner und der Dunkle Lord fürchtete ihn mehr als alle andere." Wieder machte Snape eine Pause und ließ Sirius die Informationen verarbeiten.
Blacks Weltbild wurde einmal mehr auf den Kopf gestellt, einmal mehr wurde ihm bewußt wie falsch er bei Snape gelegen hatte.
"Und keiner hat das von deiner Tochter gewußt?"
"Ich glaube keiner."
Da meldete sich Firenze das erste Mal: "Ich glaube Hagrid wußte es. Er erwähnte einmal etwas von einer schrecklichen Tragödie um Sie, Snape. Ich glaube es war kurz nach dem er Sie aus Rosiers Kerker geholt hatte."
Snape überlegte kurz und meinte dann: "Gut möglich, ich war damals schwer krank und hatte hohes Fieber. Aber dann hat Hagrid es mir gegenüber nie erwähnt. Behielt es für sich."
Snape schwieg, schien in Erinnerungen verloren.
"Das Schloss", brachte Firenze Snape wieder auf den Weg.
"Ja das Schloss. Richtig. Ich braute ein Gift. Gift für einen Giftmischer, Ironie nicht wahr? Kommt Ihnen das bekannt vor? Das einzige wovon ich wusste, dass ich es richtig machen konnte. Doch bevor ich es nehmen konnte fand Dumbledore mich. Er hielt mich auf." Etwas leiser fügte er hinzu: "Dabei hatte er erst damals erfahren, dass ich ein Todesser war. Erst als ich vor ihm stand, mit dem Giftbecher in der Hand, erst da wußte er es. Zuerst dachte ich er wollte noch mehr Informationen aus mir herausfoltern, seinen Zorn und seine Wut über sein Versagen an mir auslassen."
"Albus war nie so!" protestierte Sirius.
"Woher sollte ich das wissen? Ich kannte nichts anderes." Snape zuckte mit den Schultern. "Er rette mir das Leben und pflegte meine Verletzungen, ohne etwas zu verlagen, ohne einen Preis. Einfach so. Da beschloss ich, mich von Dunklen Lord loszusagen, nicht mehr sein Eigentum zu sein, und begab mich in die Hände von Albus Dumbledore. Einige der wenigen freien Entscheidungen die ich in meinem Leben gefällt habe. Dumbledore nahm an und er schickte mich wieder zurück zum Dunklen Lord als ich wieder gesundheitlich so weit hergestellt war, dass ich ein Zusammentreffen mit ihm überleben würde. Dieser war, um es milde auszudrücken, überrascht, dass ich noch am Leben war und zeigte sogleich seine Freude.
Ich traf mit stärkeren Fluchnachwirkungen denn je wieder bei Dumbledore ein; ohne die vorherige Pflege von Dumbledore wäre ich an diesem Abend gestorben. Der Preis, den ich bei Voldemort gezahlt hatte, war in dieser Nacht hoch gewesen, aber ich war wieder in den Reihen der Todesser und konnte meinem neuen Herrn mehr den je nützen."
Sirius zitterte leicht. Fluchnachwirkungen, die kannte er jetzt auch, und Snape stoppte. Mit gerunzelter Stirn sah Black ihn an, die Geschichte mußte doch weiter gehen! Doch ein Blick in das Gesicht von Snape zeigte, dass er nur die weiteren Gedankengänge ordnete.
"Hagrid hasste mich am Anfang. Todesser war Todesser, die mordeten, die folterten und weit schlimmeres, denen konnte man nie trauen. Dumbledore riet mir ihn zu meiden."
Das verwirrte Sirius, dabei hatte doch Hagrid ihn auf den Weg gebracht.
"Ich war der jenige, der die Longbottoms einmal gewarnt hatte, überhaupt gingen seit meinem Wechsel viele Überfälle furchtbar schief. Ich hätte bei dem Überfall auf die Longbottoms nicht teilnehmen sollen, doch Voldemort wurde launenhaft in seinen Entscheidungen und er befahl, dass ich das Überfallkommando doch begleiten sollte. Natürlich waren die Longbottoms gewarnt worden, von Dumbledore. Es wartete eine Reihe von Auroren auf das Überfallkommando." Als Snape den verwirren Gesichtsausdruck von Sirius sah ergänzte er: "Die Longbottoms waren schon früher Ziele von Überfällen gewesen, dies hier war der erste. Der letzte endete in dem Fiasko wie Sie es sicher kennen. Die Longbottoms landeten in St. Mungos. Wobei auch der erste Überfall, bei dem ich dabei war, ein Fiasko wurde. Dies aber eher auf der Todesserseite. Es war ein furchtbarer Kampf, mit einigen Toten. Es war kurz nach dem das Ministerium die Unverzeihlichen frei gegeben hatte. Ich wurde bei diesem Kampf schwer verletzt, starb beinahe. Eher… ich habe es getan." Severus runzelte nun selbst die Stirn, es sah aus als ob er alles noch einmal sah.
Sirius erinnerte sich an das Gespräch mit Mad Eye, bei Merlin das kam ihm jetzt vor wie eine halbe Ewigkeit und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. "DU warst das!"
Snape blinzelte.
"Du bist in Mad Eyes Armen gestorben! Er hat mir einmal so etwas erzählt. Ein Todesser gestorben in seinen Armen bei einem vereitelten Überfall. Aber du bist hier! Wie?" fragte er den Todesser.
Snape gestattete sich eines seiner seltenen Lächeln. "Ars Moriendi, die Kunst des Sterbens."
"Galoppierende Gorgonen. Das kann keiner, Snape!"
"Ich kann es und tat es. Mad Eye verschwand mit den anderen und ich erwachte kurz darauf wieder, raffte alles an Kraft zusammen was ich noch hatte, apparierte in den Verbotenen Wald und hinterließ eine Nachricht an Dumbledore."
Ab hier sprang Firenze ein und er erzählte seine Sicht der Dinge, wie Hagrid panisch gekommen war um Snape zu suchen und Firenze ihm geholfen hatte.
"Der Beginn der Freundschaft", mutmaßte Sirius und Snape ergänzte leise: "Mein einziger Freund, den ich je hatte."
Es schwang so viel Trauer nun in der Stimme von Snape mit, dass es Sirius die Kehle zuschnürte. Er, Sirius Black, hatte immer noch Moony und Harry, aber wen hatte Snape? Firenze legte dem ehemaligen Todesser nun eine Hand auf die Schulter. Doch, da waren wieder Freunde, Snape hatte sie nur noch nicht gesehen.
"Lily wußte auch von mir", raunte Severus in die aufgekommene Stille und Black erstarrte. "WAS?" rief er überrascht aus.
"Sie wußte alles, von mir, Hagrid und sogar, dass Dumbledore mein Herr war. Sie kam kurz nach dem sie erfahren hatte, dass sie schwanger war, sie überraschte Hagrid in Dumbledores Büro und auch mich", murmelte Snape und sah auf seine dünnen Finger. "Ich habe es versucht zu erklären, es war ein Weihnachtswunsch von mir, sie zu treffen und mich zu erklären. Sie hatte Dumbledore diese Tat so übel genommen. Für sie war Dumbledore ein Garant für Freiheit und da hatte er etwas angenommen was so völlig gegen Ihre Vorstellung von Dumbledore stand. Er nahm an was er eigentlich immer bekämpft hatte, dass er dabei auch Menschenleben rettete sah sie nicht. Dieser Zorn hat ihn damals schwer getroffen. Ich wollte nicht, dass sie weiterhin zornig auf ihn ist."
Sirius stand auf und begann auf- und abzulaufen. Er konnte nicht mehr sitzen.
"Lily hat es gewußt?"
"Sie hat alles gewußt und tat am Ende das, was zum Schluß Harry Potters Leben gerettet hat", erklärte Severus und Sirius blieb stehen.
"Sie gab mir einen direkten Befehl: beschütze Harry Potter mit deinem Leben! Und dies habe ich gemacht, seine ganze Schulzeit lang und auch beim Dunklen Lord", fuhr Snape fort.
"Sie hat dir einen Befehl gegeben? Aber du hast nicht ihr gehört?!" erboste sich Sirius. "Und überhaupt, das sieht Lily gar nicht ähnlich! Sie liebte die Freiheit! Sie verabscheute Sklaverei. Das würde sie nie tun! Warum auch?"
"Sie hat etwas hinterlassen wovon sie sicher war, dass es funktioniert. Ich stelle keine Befehle in Frage, ich führe sie aus und zwar mit meinem ganzen Können. Mit meinem Leben. Lily Potter hat dies gewußt. Sie wollte etwas Endgültiges für ihren Sohn, etwas… jemanden, der seinen Schwur nie brechen würde und ihn auch halten konnte bis in den Tod. Sie wusste, dass Dumbledore hinter mir stand und somit sicherte sie auch seine Macht für ihren Sohn. Seine Macht und mein Leben, was kann eine Mutter mehr tun für ihr Kind?" fragte Snape.
Sirius starrte ihn immer noch an und wußte, er hatte Recht. Auf eine grausame Art und Weise hatte Severus Snape Recht, Lily war nicht nur für ihren Sohn gestorben, nein, sie hatte wohl geahnt, dass er, Sirius, und Remus nicht für Harry sorgen würden. Sirius war damals jung, wild und oft unberechenbar gewesen. Und Remus… Remus war ein Werwolf und schon damals war das Misstrauen gegen Werwölfe groß gewesen. Black fuhr sich durch sein langes schwarzes Haar, das nun auch einige grauen Haare aufwies. Natürlich, er war James' Freund gewesen, wie auch Remus, aber Lily? Hatte Lily auch richtige Freunde gehabt? Wie vom Donner getroffen stand Black da, warum hatte er es nie gesehen? Nein, hatte sie nicht, sie hatte niemanden gehabt sich anzuvertrauen und somit hatte sie den für sie einzigen logischen Schritt gemacht.
"Du hast ihre Befehle ausgeführt", sagte Sirius schlicht.
"Bis zum Ende", bestätigte Snape.
"Harry lebt noch", gab Sirius zu bedenken.
"Und ich werde ihn weiter schützen wenn es notwendig ist."
"Dieser Befehl endet wohl nie?" fragte Sirius.
"So lange Harry Potter lebt, und ich lebe endet dieser Befehl nie."
Sirius ließ sich nun schwer vor Snape auf den Boden nieder und meinte: "Du hättest es Dumbledore erzählen sollen, und Hagrid. Das mit deiner Tochter und das mit Lily."
Der Todesser ließ den Kopf hängen. "Vielleicht. Aber damals war ich nicht bereit dazu und ich glaube, Dumbledore hätte mir keine weiteren Befehle mehr gegeben aus Mitleid und Sorge. Ich hatte nichts zu verlieren und konnte deswegen so gut für Dumbledore funktionieren. Und Hagrid. Hagrid war ein Freund, er half mir in den schlimmsten Zeiten. Ich wollte ihn nicht noch mehr belasten. Wußten Sie, dass ich taub war?"
"Taub?" fragte Sirius verblüfft und schüttelte den Kopf. Das wurde ja immer noch schöner.
"Rosier fing mich kurz nach Lilys Befehlen, er glaubte ich sei untreu geworden und wollte mein Wissen und mein Geständnis dem Dunklen Lord zum Geschenk machen. Er versuchte alles: Flüche, alte Muggelmethoden, aber ich schwieg. Rosier starb einige Tage nach dem Fall des Dunklen Lords und so war sein Wissen um mich in seinen Kerkern verloren gegangen. Hagrid suchte mich in dieser unsicheren Zeit und fand mich halb tot und schwer krank. Mühsam pflegte er mich gesund, band mich wieder an das Leben und half mir meine Taubheit, die ich dank Rosiers Kerker bekommen hatte, auszugleichen. Da lernte ich auch das Einhorn kennen, Hagrid pflegte einmal ihr Kind. Es war, wie Hagrid, anfangs scheu aber dann.... Ich weiß nicht was es in mir noch sah." Snape sah zu dem Einhorn das ruhig graste.
"Daher das Lippenlesen und das Einhorn", sagt Sirius und schnippte mit den Fingern.
"Richtig. Und dank Dumbledore bekam ich später auch die Lehrstelle als es mir besser ging."
"Wie kommt es, dass du jetzt wieder hören kannst?" fragte Black neugierig.
"Fawkes, der Phönix. Als er Jahre später nach dem Fall des Dunklen Lords wiederkam, heilte er mich und ich konnte zum Glück wieder hören als Harry Potter in die Schule kam."
Es breitete sich wieder Stille im Wald aus. Ab hier wußte Sirius wie es weiter ging, Harry hatte ihm viel erzählt.
Sirius schüttelte den Kopf und versuchte die neuen Informationen zu verarbeiten. "Das ist deine Geschichte?"
Snape nickte und antwortete: "Das ist meine Geschichte."
"Und ich dachte, meine Geschichte sei verrückt. Aber deine ist grausam und verrückt, Severus."
Snape zuckte nur mit den Schultern und wartete ab.
"Und jetzt...", flüsterte Sirius.
"Gehöre ich Ihnen und ich bin immer noch froh über meine Entscheidung in Mad Eyes Haus", meinte Snape schlicht und es klang wirkliche Dankbarkeit in der Stimme mit, und Erleichterung.
Sirius nickte schwer, was hatte er schon anderes erwartet. Dieses Band zwischen ihnen würde nie gebrochen werden, aber jetzt wußte Sirius besser mit Snape umzugehen. Er erkannte wie sehr Snape auf dieses Band angewiesen war und Sirius beschloss nun endgültig den ihm zugewiesenen Platz voll und ganz einzunehmen. Nicht mehr halbherzig wie in den letzten drei Jahren, er würde die Stütze sein, die Snape brauchte. Aber er würde seine Methoden anwenden.
´Ich bin immer noch ich`, dachte Black, `ich bin nicht Dumbledore und nicht Hagrid. Ich bin Sirius Black und verantwortlich für Severus Snape.`
Firenze sah auf und bemerkte, dass die Sonne bald aufging. Langsam standen die beiden Zauberer auf. Severus strich einmal kurz über die Stelle wo seine Tochter begraben lag.
"Wie alt ist sie geworden?" fragte Sirius und legte eine Waldblume nieder, die er vorher in der Nähe des Einhorns gepflückt hatte.
"Kein Jahr", raunte Snape.
"Es tut mir so leid, Severus wirklich." Und aus einem Reflex heraus legte er freundschaftlich einen Arm um den Mann, den er als Jugendlicher so gehaßt hatte und doch in Mad Eyes Haus das Leben gerettet hatte. Severus nickte und merkte kaum wie ihm die Tränen kamen. Nach einer Weile gingen sie langsam zurück Richtung Schloss.
Firenze sagte leise: "Das wird wieder Nahrung für weitere Legenden um Black und Snape geben."
Sirius lachte kurz auf und es hörte sich an als ob ein Hund bellte: "Glaubst du Firenze?"
"Es gibt viele Geschichten über uns", meinte Severus und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
"Ja, einige habe ich auch schon gehört. Traurig nur, dass die meisten leider wahr sind."
"Aber die Schüler ahnen nichts davon", sagte Severus.
"Zum Glück!" rief Sirius aus. Das letzte was er wollte war, dass die Schüler die komplette Wahrheit wußten.
"Dies hier wird sicher ein neues Gerücht, eine neue Geschichte, wenn man uns aus dem Wald heraus kommen sieht!" sagte Sirius fröhlich, er wollte das Thema ändern.
Das Leben ging weiter, wenn auch einige Geheimnisse der Vergangenheit nun offen vor ihnen lagen.
"Welche?" wollte Firenze wissen.
"Na ja, das wildeste Gerücht, das ich gehört habe und das nun Nahrung erhalten wird besagt, dass Severus und ich ein Liebespaar sind!"
Stille.
"Das wird nun noch wilder, ich bin schon gespannt wie..... Severus was ist?"
"Das ist doch nicht Ihr Ernst!"
"Doch wirklich, die kleine Amelia Redwood hat das letztens mit ihren Freundinnen diskutiert! Ich habe sie belauscht als ich in Hundeform durch das Schloss gestreift bin. Deswegen treffen wir uns, gehen gemeinsam spazieren. Ach komm Severus, guck nicht so schockiert. So kommen endlich mal ein paar Gerüchte in Umlauf, die wirklich nicht stimmen!"
"Und das heißen Sie für gut? Gerade das?!"
"Jetzt aber Severus! Die Gerüchteküche in Hogwarts konnte noch niemand kontrollieren. Und um ehrlich zu sein, es macht Spaß einige neue zu streuen." Sirius klang sehr vergnügt.
"Verwandelt sich Lupin heute nicht zurück?" startete Severus den mutigen Versuch das Thema zu ändern.
"Severus!"
"Ja."
"Du lenkst ab."
Stille.
"Ich könnte dir befehlen mir zu helfen das Gerücht weiter zu streuen."
"Sie könnten. Aber Sie machen es nicht."
"Aha und warum?"
"Ich war ein Todesser und ich habe gelernt zu erkennen wenn Menschen lügen oder etwas in die Tat umsetzen wollen. Sie befehlen es mir nicht."
Sie kamen am Waldrand an. Das Einhorn und der Zentaur blieben zurück, sie würden später wiederkommen. Leise und noch im Schatten des Waldes verabschiedeten sie sich. So traten nur die beiden Zauberer auf den Rasen vor dem Schloss.
"In Ordnung. Ich mach es nicht. Es wird sowieso geschehen", meinte Sirius schlicht.
"Warum?"
Die Sonne stand bereits am Horizont und die Schulglocke läutete zur ersten Stunde.
"Da, die Klasse in der auch Amelia Redwood ist, geht gerade ins Gewächshaus und sie haben uns gesehen. HA!"
Ein Seufzer.
"Ach komm, das werden noch wunderbare Jahre in Hogwarts und ich hoffe ruhige", meinte Sirius aufmunternd und klopfte Severus auf die Schulter.
"Das hoffe ich auch", sagte Severus und fügte leise hinzu, "Herr."
Die zwei verschwanden hinter den Toren von Hogwarts. An diesem Tag machten einige wilde Gerüchte in der Schule die Runde und endlich einmal waren sie wirklich nur Gerüchte, schnell gestreut, heftig diskutiert und Zeiten später vergessen. Aber die Geschichten von Severus Snape, Todesser, Opfer, Held; und von Sirius Black, ehemaliger Gefangener von Askaban, Freund, Suchender, Kämpfender und Pate von Harry Potter wurden Legenden, an dem Ort, den beide ihr Zuhause, ihre Zuflucht nannten.
Wo alles begann und auch alles endet.
Hogwarts.
Ende.
Ein hoch auf Shelley fürs Betalesen! Ohne sie wäre die Geschichten nie heraus gekommen!
Ein Dank und eine tiefe Verbeugung an meine treue Leserschaft und an die vielen Reviewschreiber, ihr seit wirklich ein Lichtblick gewesen! Danke!
Neue Ideen schwirren schon in meinen Kopf und vielleicht sehen wir uns wieder bei einen meinen anderen neuen Geschichten.
W´erinaya