Kapitel 70: Nach Hause
Man soll dort bleiben wo man sich glücklich fühlt.
Glück ist ein transportempfindliches Möbelstück.
William Somerset Maugham
Die Nachricht kam, leise und recht unspektakulär. Es waren insgesamt drei Eulen. Eine kam von Mad Eye, der sagte, dass sie nun sicher wieder reisen konnten, er aber noch Tage im Ministerium bleiben mußte. Aus den weiteren Tagespropheten, die auf Moodys Ministeriumsbombe kamen, wusste sie, dass etliche Köpfe rollten und das war auch Rita Kimkorn zu verdanken. Ihr Artikel über die Grausamkeiten des Aurors Peter Moray hatte eine Kettenreaktion ausgelöst und gleichzeitig Foltermethoden in Askaban aufgedeckt.
Ein weiterer Brief kam vom Strafverfolgungsbüro, mit dem Inhalt, dass Snape vorläufig von allen Anklagepunkten, wie Verrat, Beihilfe zur Entführung und Verletzung von zig Paragraphen für den Muggelschutz befreit worden war. Der Letzte kam vom Zauberregulierungsrat und erklärte, dass Sirius Black nun endgültig als freier Zauberer galt und wieder einen Zauberstab tragen durfte.
Sirius saß an Firenze gelehnt im Wiesenzimmer und las den Brief immer und immer wieder durch.
"Ich darf wieder zaubern!" erklärte er Lupin glücklich.
"Na also. Ich sagte dir doch, das kommt auch noch!" meinte Lupin, aber er wirkte nicht so glücklich, für ihn war kein Brief gekommen. Werwölfe galten immer noch als dunkle und gefährliche Wesen.
Der ehemalige Todesser saß auch im Wiesenraum und blätterte seine Briefe durch. Keiner störte ihn und keiner sprach ihn auf dem Inhalt an. Mit einem Seufzer legte er die Blätter weg und wirkte plötzlich sehr teilnahmslos. Als ob er in Gedanken ganz weit weg wäre.
Auf Sirius Bitten hin gab Lupin ihm Snapes Blätter und Black las sie durch.
"Hört sich doch gut, Snape!" meinte Sirius. "Was ist los?"
Und Sirius erkannte die Antwort als Snape ihn ansah. Unendliches Sehnen war in seinen Augen und Black nickte langsam. Ja, er kannte es auch.
"Firenze! Packen wir zusammen", sagte Sirius und klatschte in die Hände - er bereute es sofort, seine Handgelenke heilten zwar, aber taten immer noch bei ruckartigen Bewegungen und Belastungen weh.
Firenze stand auf und rief in Zentaurensprache nach dem Einhorn. Snape begann die Blätter, die Lupin ihm wiedergegeben hatte, einzurollen und stand vorsichtig und wankend auf.
Verwirrt über die plötzliche Aufbruchsstimmung, die sich wie ein Lauffeuer verbreitet hatte, fragte Lupin Sirius: "Wohin wollt ihr?"
Sirius' Augen glänzten als er antwortete: "Wir gehen nach Hause!"
Als Remus ihn immer noch anstarrte lachte Sirius. "Hogwarts Moony! Wir gehen wieder nach Hogwarts!"
Für Remus war es ein Wunder, wie zwei eigentlich schwer verletzte Männer, die noch Tage Ruhe und Erholung gebraucht hätten, eine solche Energie an den Tag legten. Snape packte Medikamente für die Reise in eine magisch vergrößerte Tasche ein. Sirius, der dank seiner Verletzung nicht viel mit anpacken konnte, saß in der Eingangshalle und bewachte die Reisevorbereitungen. Firenze packte noch Proviant und einige Decken ein, die er auf seinem Rücken platzierte - sinnigerweise ließ er etwas Platz frei. Am Abend war alles bereit, denn wie Black Lupin erklärte war nachts zu reisen in Großstädten leichter.
"Wegen der Muggel?" fragte Lupin und band sich seinen Reiseumhang um.
"Muggel? Was haben Muggel damit zu tun?" fragte Black erstaunt.
"Na ja, sie können doch das Einhorn sehen und Firenze!"
Wie aufs Stichwort kamen Firenze und das magische Wesen aus den oberen Stockwerken nach unten.
"Unsinn, können sie nicht! Ich meinte es ist leichter für Firenze und das Einhorn! Sie müssen diesen ungläubigen Muggeln nicht immer ausweichen!"
Mit einem Kopfschütteln wandte Sirius sich an Firenze. "Firenze darf ich?"
"Steigen Sie auf, Black!" sagte der Zentaure vergnügt und Sirius zwängte sich zwischen die Decken und die zwei Taschen Proviant.
"Es drückt auch nichts, Firenze?" fragte Black und zupfte hier und da das Gepäck zu Recht.
"Alles in Ordnung, Black", antwortete Firenze.
Dass Snape, wie Remus, laufen sollte, daran war nicht zu denken, er arrangierte sich mit dem Einhorn.
"Tut mir Leid, Moony, dass du laufen musst", meinte Sirius zerknirscht.
"He, mir geht's wieder gut! Vollmond ist schon einige Zeit vorbei", lachte Remus und öffnete die Tür. Seine Knochen sagten ihm etwas anderes, wobei, sie mussten ja keinen Geschwindigkeitsrekord aufstellen.
Mit diesen Worten und Gedanken verließen sie das Haus von Mad Eye Moody und wanderten durch die nächtlichen Straßen von London.
Sie hatten niemandem außer Mad Eye eine Nachricht hinterlassen, dass sie nun wieder unterwegs waren. Es war wie ein Test. Ließ das Ministerium sie wirklich reisen?
***
Im Strafverfolgungsbüro des Ministeriums, das eng mit dem Aurorenbüro zusammenarbeitete, ging diese Nacht eine seltsame Nachricht ein. Einige Zauberer, ein Einhorn und ein Zentaur liefen durch das nächtliche London. Einer der Zauberer sei eindeutig als Sirius Black identifiziert worden. Den älteren Auroren juckte es in den Fingern, doch der zuständige Leiter des Büros ermahnte sie. Diese Zauberer waren freie Personen und konnten hingehen wohin sie wollten.
***
Das laute und hektische London ließen sie schnell hinter sich und Remus erlebte die Magie des Einhorns und des Zentauren. Sicher wichen sie Nachtschwärmern aus, die Remus zu sehen schienen und er bekam meist mitleidvolle Blicke zugeworfen, aber das Einhorn und der Zentaur waren wie Luft für die Muggel. Für Lupin war es ein zweigeteiltes Erlebnis. Auf der einen Seite erkannte er wie unabhängig diese magischen Wesen waren und auf der anderen wurde ihm durch die Blicke der Menschen bewusst, wie schäbig er aussah. Die Sonne stahl sich über den Horizont und die kleine Gruppe von Heimkehrern rastete in der Nähe eines Parks.
Severus beobachtete Black sehr genau. Sein ehemaliger Feind hatte sich wirklich gewandelt in den letzten Monaten. Immer noch spürte er die Unsicherheit, die er hatte, aber Snape beschloss, seinem neuen Herrn keine Probleme zu bereiten. Black wollte nicht, dass jemand von ihrer Verbindung wusste und so hielt es auch Snape. Für einen Außenstehenden war Severus nur etwas ruhiger geworden, mehr nicht. Für Sirius wäre es wohl die größte Untertreibung seines Lebens gewesen.
Snape dachte viel nach, während der Werwolf von den Schikanen des Ministeriums berichtete. Er dachte über sein Leben nach und darüber, wie oft es sich nun doch sehr schlagartig und rabiat verändert hatte. Ohne diesen Halt wäre er wohl verrückt geworden. Dumbledore war sein Halt gewesen, und Hagrid. Beides war ihm binnen eines Jahres genommen worden, aber sie hatten ihn nicht endgültig verlassen. Beide hatten das ihnen Nötige getan, um ihm jemanden zu hinterlassen, der ihm neuen Halt und Stabilität geben würde. Black wäre zwar nicht Hagrids erste Wahl gewesen und Dumbledore hätte wohl lieber Hagrid gehabt, aber dennoch war Snape jetzt um diese Wahl froh. Auch damals war seine Entscheidung für Dumbledore schnell gefallen und es hatte sich alles als richtig heraus gestellt.
Der Werwolf endete und langsam begann Black von seinem Leben zu erzählen. Wie er Peter gejagt hatte und dann in Askaban gelandet war. Snape hörte die feinen Untertöne heraus. Sirius schämte sich im Nachhinein über sein vorschnelles Handeln und dass er Harry so allein gelassen hatte. Von seiner Zeit in Askaban erzählte Black nur stockend und zögernd. Snape verstand es, er hatte einmal erlebt, wie Black aus einem Askaban-Alptraum erwacht war. Sirius erzählte wie die Wärter versucht hatten ihn auf illegale Weise zu beseitigen. Keiner hatte es gewagt offen den tödlichen Fluch gegen ihn auszusprechen, aber Nahrungsentzug, keine Decken bei Kälte und die Flüche von frustrierten Wärtern hatten auch bei ihm Narben hinterlassen, auf Körper und Geist. Severus erkannte, dass sie sich in dieser Hinsicht doch sehr ähnelten.
Am dritten Tag ihrer Reise, oder eher Nacht, denn sie reisten meistens bei Nacht, begann Snape langsam zu erzählen. Nicht alles und einige Dinge ließ er aus. Dinge, die selbst Dumbledore nie erfahren hatte, erzählte er auch nicht. Aber es war genug um Lupin erbleichen zu lassen. Black hingegen hörte ruhig zu, er hörte sogar sehr genau zu. Er sog alles in sich auf, nur um Snape besser zu verstehen und um auch seine eigene neue Situation besser zu verstehen. Snape half im dabei, erzählte wie oft Hagrid ihn gefunden hatte und wie Dumbledore durch seine Informationen anderen helfen konnte. Lupin staunte, dass Hagrid von Snapes Spionagetätigkeit gewusst hatte. Bis jetzt hatte er immer geglaubt der Wildhüter sei nur ein Wildhüter gewesen und nicht mehr. Dass er in Dumbledores Netzwerk an Informanten mit eingebunden war hätte er nie geglaubt.
Als Snape nicht bereit war weiter zu sprechen überbrückte Firenze die Stille und erzählte von seinem ermordeten Kind. Dass er deswegen den Zauberern half, weil er nicht wollte, dass noch mehr Kinder, egal ob Zentaurenkinder, Muggel oder Zaubererkinder, starben. Es war eine Pflicht, dass jedes vernunftbegabte magische Wesen half, die Dunkelheit zu bekämpfen. In Hagrid, Dumbledore und Snape hatte er erkannt, dass diese Menschen das Meiste bewirken konnten. Als Black etwas leicht enttäuscht aussah schloss der Zentaur auch ihn mit ein.
"Sie kamen zwar etwas spät dazu, aber Sie kamen", meinte Firenze zum Abschluß.
Das Einhorn wieherte leise.
Sirius seufzte innerlich und fühlte sich zwar teilweise noch sehr schwer beladen mit der Bürde, nun auf Snape zu achten, aber wenn er Snape so auf dem Einhorn sah war es als ob ein Teil seiner Lasten auch von anderen getragen wurden. Ein Teil, bei dem er einfach noch nicht bereit, war diesen zu akzeptieren.
Das Einhorn… Sirius betrachtete wie sicher es Snape über die schwierigsten Wege trug. Es würde ihnen nie sein Geheimnis verraten können und Sirius bezweifelte, dass es dies auch je tun würde. Es war ein Teil von Snapes Geschichte, hatte Firenze einmal gesagt: würde Snape ihm eines Tages diese erzählen?
Tage später erreichten sie Hogsmeade. Als sie das kleine Dorf, das nur von Magiern und Hexen bewohnt war, erreichten, war es hellichter Tag. Den letzten Rest der Reise hatten sie ausnahmsweise tagsüber gemacht. Stumm und staunend betrachteten die Bewohner und Gäste die seltsame Gruppe, welche die Hauptstraße entlang ging. Keiner stellte sich ihnen in den Weg, aber auch keiner hieß sie willkommen. Hier und da sah man sogar Skepsis und etwas Angst in den Gesichtern der Zauberer und Hexen. Lupin sah stur auf den Boden, als hier und da das Wort Werwolf fiel. Froh, diese seltsame Stimmung verlassen zu können, durchschritten sie die Tore des Hogwartsgeländes. Die Nachricht um ihre Ankunft hatte sich in der Schule verbreitet wie ein Lauffeuer. Schüler rannten vor das Schloß und Lehrer schlossen sich ihnen an. In den unsicheren Zeiten hatten viele Eltern es vorgezogen ihre Kinder in der Sicherheit des magischen Schutzes um Hogwarts zu lassen. Auch wenn die Trauer um Dumbledore in einigen noch tief saß jubelten sie, als die Gruppe auf der Straße von Hogwarts nach Hogsmeade zu sehen war und ihre Jubelschreie sie erreichen konnten. Die ersten Personen, die sie wirklich willkommen hießen, denen es egal war wer sie waren oder was sie darstellten. Hier herrschte pure Freude, dass alle noch lebten, und die älteren Semester ließen sogar ihren alten Lehrer Remus Lupin mit lauten Jubelschreien hochleben. Sirius hatte sich an sein Versprechen gegenüber McGonagall gehalten und auch Mad Eye hatte niemandem berichtet wo Sirius, Snape und Firenze waren.
Sirius seufzte tief als er das herrliche Schloss sah, Zuhause! Endlich hatten sie es geschafft! Sie waren wieder da wo sie eigentlich immer hingehört hatten. Sogar Snape gestattete sich ein dünnes Lächeln, als sein Blick über die so wohl vertraute Silhouette des Schlosses wanderte.
Als sie näher an die jubelnde Menge kamen mischte sich auch erschrockenes Gemurmel darunter. Sirius wunderte sich - warum der Schrecken? Dann sah er zu Snape. Natürlich, für die Schüler, die Snape länger als ein paar Monate als Lehrer kannten, wirkte er nur noch wie ein Schatten seines früheren Selbst. Dünn, eingefallen, und man sah deutlich, dass er noch viele Verbände trug. Im Propheten hatte gestanden, dass der verrückte Peter Moray Todesser zu Tode gefoltert hatte und die älteren Schüler konnten eins und eins zusammenrechnen, sie ahnten wer sein letztes Opfer gewesen war. Sofort drängte sich Madame Pomfrey vor und bevor Sirius und Snape abgestiegen waren befahl sie strickt, dass sich beide umgehend in der Krankenstation einzufinden hätten. Zitternd vor Freude und Erschöpfung stieg Black ab. Harry drängte sich zu seinem Paten vor und umarmte ihn glücklich.
"Ich wusste, dass du es ihn findest!" murmelte er leise und strahlte seinen Patenonkel an.
"Na ja, wer kann schon Dumbledores Bitten widerstehen?" meinte Sirius leise und gestützt auf sein Patenkind ging er durch die Menschenmenge in Richtung Krankenflügel.
"Firenze?" frage Lupin zaghaft.
"Ich werde mich zurückziehen, zusammen mit ihr. Wir sehen uns später!" sagte Firenze mit seiner volltönenden Stimme und verschwand mit dem Einhorn aus dem Schloss. Ein aufkommender Nebel hüllte ihre Gestalten ein und ließ sie mit dem Verbotenen Wald verschmelzen.
Severus stand umringt von Schülern, die ihn stumm und mit Schrecken bestaunten und wartete, dass ihm jemand half. Das Einhorn hatte ihn verlassen und Sirius Black verschwand bereits, gestützt auf sein Patenkind Harry Potter, im großen Schloßportal. Pomfrey wuselte hinter ihnen her. Lupin sah Severus an und dachte daran, wie sehr sich die Zeiten doch geändert hatten und wie viel dieser Mann durchgemacht hatte, um jetzt genau an diesem Ort zu sein. Mit einem tiefen Seufzer drängelte er sich durch die Menschenmenge, drückte dem nächstbesten Schüler die Medikamententasche in die Hand und stützte Snape vorsichtig.
"Kommen Sie, Severus, sonst wird Pomfrey noch wütend", murmelte Lupin und half ihm ins Schloß. Sie kamen an McGonagall vorbei, die Snape kurz die Hand auf die Schulter legte und ihn aufmunternd anlächelte. Sie sahen so viele vertraute Gesichter und waren doch froh als sie in die Ruhe des Krankenflügels kamen.
Sirius ließ sich schwer auf ein Bett fallen und Pomfrey wirbelte zwischen den Krankenbetten hin und her. Harry Potter gestattete sie im Raum zu bleiben, wie auch Remus. Der Werwolf saß stumm auf einem Stuhl und sagte klugerweise gar nichts, auch Harry war stumm wie ein Fisch. Dafür war Pomfrey umso redseliger denn je. Sie murmelte immer wieder: "Wie konnten Sie nur!?" oder "Das hätte schief gehen können." Und und und....
Es war eine Wohltat von einer ausgebildeten Heilerin verarztet zu werden, wobei zwischen die anfänglichen Beschwerden langsam auch Anerkennung einfloss. Pomfrey mußte anerkennen, dass Sirius etwas geschafft hatte was selbst für sie immer schwer gewesen war. Einen Menschen am Leben zu erhalten und halbwegs bei gesundem Menschenverstand trotz dieser massiven Folter.
Als beide Männer frisch verbunden und versorgt waren betrat die neue Direktorin von Hogwarts den Raum. Zuerst umarmte sie kurz Snape, dem dieser Ausbruch an Gefühlen sichtlich peinlich war, dennoch drückte er seine alte Rivalin aus Gryffindor kurz. Black wollte sich schnell schlafend stellen, doch die Direktorin erkannte den Trick und auch er bekam eine feste Umarmung. Die Heilerin und Krankenschwester wirkte gar nicht begeistert von dem Besuch, aber McGonagall bestand darauf, jetzt noch mit den zwei Männern zu reden, allein. Mit einem leicht beleidigten Blick trieb Pomfrey Harry und Lupin aus dem Raum. Als die Tür sich hinter ihnen schloss zog sich McGonagall einen Stuhl heran und seufzte tief.
"Wenn ich ehrlich bin, Professor Snape, ich habe nicht mehr daran geglaubt, Sie lebend wieder zusehen", sagte sie schließlich.
"Sie wissen doch Minerva, Unkraut vergeht nicht!" antwortete Snape ungewohnt spitz für Sirius' Ohren.
"Sie alter Slytherin!" rief sie gespielt entrüstet und drohte mit ihrem Zauberstab.
Kurz lachten alle drei auf, um dann in gespanntes Schweigen zu fallen. Keiner wusste so recht was zu sagen war. Minerva wirkte bedrückt, Snape begann etwas Ungewöhnliches zu machen, er wurde von einem lebenden Menschen zu einem Ding und fiel so kaum noch auf und Sirius beschloss, das von Snape abzugucken und sich wie ein Tropfen im Wasser zu verhalten. Als die Schulleiterin merkte, dass keiner der beiden auch nur im Ansatz bereit war den Anfang zu machen, sprach sie weiter.
"Das Ministerium möchte sie wahrscheinlich noch einmal vorladen, Professor Snape."
Der ehemalige Todesser wurde schlagartig wieder zum Menschen und wirkte nicht sehr begeistert, eher sehr bleich. Sirius richtete sich empört auf. "Vergessen Sie´s! Nicht in dem Zustand! Überhaupt sollte es ihm erspart werden, das Ministerium zu betreten! Oder von Auroren begleitet zu werden. Sie haben doch gesehen wie die Kinder auf ihn reagiert haben! Sie hätten sehen sollen was im Dorf los war!"
Beschwichtigend hob McGonagall die Hände. "Ich weiß. Aber was soll ich ihnen sagen?"
"Schicken Sie Pomfrey, sie kann bestätigen in welchem Zustand Snape ist, die Verletzungen sprechen Bände! Und wenn wir schon dabei sind, ich werde auch nicht ins Ministerium gehen!" sagte Sirius zornig.
"Von Ihnen wird es auch nicht verlangt. Sie sind frei und ohne jegliche Beschränkung", versuchte Minerva die Situation zu beruhigen und sah besorgt zu Snape. "Was denken Sie?"
Sirius sah zu Snape und dieser antwortete ruhig und leise: "Ich möchte nicht ins Ministerium. Auch damals fand Dumbledore einen Weg, es mir zu ersparen. Ich möchte kein Beweisstück werden, das man anstarrt oder von Auroren herumgeführt wird. Ich habe genug von Auroren."
"Beweisstücke braucht man dank Mad Eyes auftreten wirklich nicht mehr", murmelte McGonagall und wirkte plötzlich sehr bleich.
Dann, urplötzlich, stand sie auf. "Ruhen Sie sich aus, werden Sie gesund und wenn Sie sich fit genug fühlen kommen Sie in mein Büro. Ich habe mit Ihnen beiden wichtige Dinge zu bereden. Doch zuvor muss ich noch einige Eulen versenden. Drücken Sie mir die Daumen, dass es klappt."
Mit diesen rätselhaften Worten verschwand sie wieder aus dem Raum und ließ zwei irritierte Zauberer zurück.
Die nächsten Tage waren ruhig, wenn man von zwei weiteren Fluchnachwirkungen absah, die Sirius durchlitt. Doch Snape half ihm durch den Schmerz und Pomfrey war immer an seiner Seite, wenn er später wieder aus der darauf folgenden Bewußtlosigkeit erwachte. Es waren starke Nachwirkungen, doch wie Snape prophezeit hatte, dafür wenige. Pomfrey verließ sich hier überraschenderweise auf sein Urteil. Beide, Black und die Heilerin, wußten, Snape hatte Erfahrung darin und konnte hier präzisere Aussagen machen als Pomfrey. Die Heilerin von Hogwarts brachte ihre ganze Kunst auf, die restlichen dunklen Schatten zu vertreiben. Beide würden zwar Narben davon tragen, aber leben. Es waren sorglose Tage, Harry kam jeden Tag seinen Paten besuchen und Remus unterrichtete provisorisch Snapes Fach. Denn nach Snapes Verschwinden war das Chaos zu groß gewesen um einen provisorischen Lehrer einzustellen. Als endlich halbwegs Ruhe geherrscht hatte, nach dem Tod von Dumbledore und Voldemort, hatten sich die Lehrer der anderen Fächer dieses Fach mehr oder weniger unter sich aufgeteilt. Zum einen weil sie irgendwie immer noch auf Snape gehofft hatten und zum anderen, weil kein anderer Zauberer oder Hexe in dieser Zeit des Umbruchs und Verfolgung bereit war als Lehrer zu unterrichten. Allerdings jammerte der Wehrwolf jeden Tag, wie schlecht er war und dass es an der Zeit war, dass Severus Zaubertränke wieder übernahm. Dem hielt Snape entgegen, dass nicht sicher war, ob er überhaupt jemals wieder unterrichtete. Immer wenn es auf dieses Thema kam, hörte Sirius den leicht panischen Unterton in Severus' Stimme. Hogwarts war zum Teil sein Leben geworden und wenn Sirius in sich horchte, war das Schloss auch zu seinem Heim geworden. Trotz Harry, der sich nun auf die Auroren-Aufnahmeprüfung vorbereiten wollte, und die Möglichkeit, in ein eigenes Haus mit seinem Patenkind zu ziehen, war es Black auch ein Horrorgedanke, Hogwarts wieder verlassen zu müssen. McGonagall kam nicht noch einmal und erst als Madame Pomfrey ihnen gestattete für einige Stunden das Bett zu verlassen, suchten die beiden Männer die Direktorin von Hogwarts auf.
Sie lächelte ihnen entgegen als sie den Raum betraten und reichte Snape seinen Zauberstab, den sie für ihn verwahrt hatte. Sie lächelte immer noch als sie auf einen Stapel Pergamente wies und begann, ihnen ein Angebot zu unterbreiten. Es war ein ungewöhnliches Angebot, so ungewöhnlich, dass sie alle drei lange schwiegen bevor eine Antwort kam.
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