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Sieben



Während er keinen Grund sah, es seiner Begleiterin zu sagen, hatte Snape vergleichsweise wenig Zeit in der Muggelwelt verbracht. Er hatte den Lärm, den abstückenden chemischen Geruch und die reine Seltsamkeit vergessen die von allem auszugehen schien. Es half nicht, daß er sich, was ihr Ziel betraf, auf Hermine verlassen musste. Er fand die verschiedenen Fahrzeuge dreckig, stinkend und unwirksam, und seine Zauberstabhand zuckte mehrmals. Indem er sie genau beobachtete dachte er, er hätte verhindert, einen größeren Fehler zu machen, aber einige der Bräuche waren so seltsam, daß es schwer zu sagen war. Er fand die Lädchen charakterlos und die Qualität der Waren abstoßend.

Nach einigen gemurmelten „Wollen Sie wirklich etwas so Schäbiges kaufen?“, entdeckte er, daß es ihm damit gedankt wurde, daß Hermine nicht mehr auf ihn achtete.

Den Schuhladen fand er überraschend erotisch, aber nichts hätte ihn auf die Damenunterwäsche vorbereiten können, so viele schöne Frauen und viel zu viel Spitze und Satin für seinen Seelenfrieden. Die durchdringende Sinnlichkeit dieses Ortes fing an, ihm einige Probleme zu bereiten. Dankbar für die verbergenden Falten seiner geschlossenen Jacke hielt Snape an, um vorzugeben ein schwarzes Stück billigen Stoff zu betrachten, während er einen Entspannungszauber aufsagte. Er wurde abgelenkt und musste wieder von vorne anfangen. Dem Ministerium würde es nicht gefallen, aber es war fast ein Notfall. Außerdem war es nicht als hätte ein Muggel je bemerkt, daß er Magie benutzte - wenn der Spruch funktioniert.

Zu seiner Erleichterung tat er das. Er beobachtete streng die Richtung seiner Gedanken, und so dauerte es noch eine Weile bis er bemerkte, daß Hermine nicht einkaufte sondern nur den Augenblick hinausschob, in dem sie zum Haus ihrer Eltern gehen musste. Sie hatte sogar aufgehört zu reden, abgesehen von einem gelegentlichen, nicht überzeugenden Ausbruch fröhlichen, bedeutungslosen Geplappers.

Er zog ihr Satin und Spitze aus der Hand. “Das passt Ihnen nicht.“

Ihr beleidigter Blick wurde von einem zögernden Nicken gefolgt. Während es ihr gegen den Strich ging es zuzugeben, hatte er einen hervorragenden Geschmack, auch wenn sie dafür getötet hätte herauszufinden, wie Snape so viel Erfahrung mit Damenunterwäsche gesammelt hatte. Es war eine Schande, daß sie diesen Witz mit niemandem teilen konnte.

„Wir müssen gehen“, sagte Snape, und unterdrückte das Mitgefühl, das in ihm aufstieg, als er sah wie bleich sie geworden war.

Hermine nickte ruckartig. “Wir gehen wir hin? Mit dem Zug?“

„Wir disapparieren. Zahl zuerst.“

Hermine blickte nach unten. “Ich brauche das nicht alles.“ “Wir haben das Muggle - wir haben die Pfund, also kannst du sie auch ausgeben. Dann brauchen wir seine stille Ecke.“

Sie waren beide mit Taschen beladen, und so umgingen sie die Aufzüge und benutzten die Treppen, das Treppenhaus war verlassen.

Snape verkleinert die Taschen und verstaute sie in seinen Taschen.

"Ich weiß nicht wie man appariert”, sagte Hermine besorgt.

"Ich schon, und das reicht.”

"Haben Sie je gesplincht?”

"Nein, und ich weiß auch nicht warum ich die Gewohnheit eines Lebens für sie ändern sollte. Wir werden in das Haus deiner Eltern apparieren.”

"Woher wissen wie wo wir hin müssen?”, fragte sie.

"Das wird dir alles erklärt wenn du nächstes Jahr anfängst, Apparationsunterricht zu nehmen. Nimm meine Hand.“

“Warum?”

Sein Griff war fest, warm und trocken, und er bewältigte die schwere Aufgabe, gleichzeitig unpersönlich und tröstend zu sein. Als Hermine die Augen öffnete, stand sie direkt vor der Eingangstür ihres alten Heims.



Snape stand im engen Gang des Familienhauses der Grangers und versuchte die verschiedenen Geräte und Möbelstücke zu erkennen, die er durch die teilweise geöffneten Türen sehen konnte. Er fühlte sich nutzlos, ungeschickt und war unsicher was vom ihm, erwartet wurde, und diese Gefühle genoß er gar nicht.

Mit steinernem Gesicht ging Hermine von einem Zimmer ins andere und murmelte Listen von unverständlichen Handlungen, die aus irgend einem Grund notwendig waren. Weil sie seine Existenz vergessen zu haben schien, blieb Snape wo er war und atmete die abgestandenen, unvertrauten Gerüche eines Hauses ein, das seit Monaten nicht mehr bewohnt war. Er roch die unverkennbaren Spuren von Blut, Erbrochenem, Körperausscheidungen und Zersetzung, aber er bezweifelt, daß Hermine sie bemerken würde. Es sah ihm aus, als hätte das Ministerium die ... Sauerei gut weggeräumt, aber es war nicht sein Heim. Nach einem der Geräusche, die ihr entkommen waren bevor sie ihren Mund mit der Hand aufgehalten hatte, nahm er an, daß für Hermine noch zu viel von dem, was hier vorgefallen war offensichtlich sein musste, entweder nach dem was noch da war, oder nach dem was entfernt worden war,

die Materialien aus denen das Haus gebaut worden war waren viel weniger gegenständlich als die an die er gewöhnt war. Er sah nach oben und hoffte, daß die Wände und Decke halten würden, obwohl er nicht wissen konnte, ob die Risse Schaden oder ein dekoratives Muster darstellten.

Aber Hermines Aufregung und ihr Zögern, zurückzukommen wurden erklärte. Wenn er nicht so mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt gewesen wäre, wäre es ihm schon eingefallen.

Hermine stolzierte an ihm vorbei, blieb mit dem Rücken zu ihm stehen und sagte: „Ich werde versuchen Sie nicht zu lange aufzuhalten.“

Sie sah sehr alleine und voller Stolz aus. Sie hätte jemanden aus ihrer Familie bei sich haben sollen -. Aber es gab keinen mehr. Seine Kindheit war weit davon entfernt gewesen, perfekt zu sein, aber selbst er hatte sich nie auf Fremde verlassen müssen - diese Freude war später gekommen.

„Wie ich gehofft habe Ihnen klar zu machen, ich stehe Ihnen zur Verfügung so lange Sie mich brauchen“, sagte er leise. „Nehmen Sie sich soviel Zeit wie Sie wollen. Und sagen Sie mir, wie ich helfen kann.“

Sie drehte sich mit wildem Gesichtsausdruck um. „Sie können-“ Sie hielt sich mit sichtbarer Anstrengung auf und gewann wieder ein gewisses Maß an Kontrolle zurück. „Ich habe nicht gedacht, daß es so schwer sein würde zurück zu kommen und - ich... ich muß durch die persönlichen Sachen meiner Eltern gehen, ich habe Säcke und Kisten, in denen wir die Dinge für Wohltätigkeitsläden, den Abfall und zum Mitnehmen sortieren können“

Snape versuchte auszusehen als wüsste er wovon sie redete. Es war das erste Mal, daß er wirklich begriff, wie anders die Leben derer, die aus Muggelfamilien kamen, waren. Doch sie schienen ohne sichtbare Anstrengung klar zu kommen. Es waren die Zauberer und Hexen, die es schwer fanden sich an die Muggelart zu gewöhnen. “Ich bin gut im Packen“, log er.

Hermine starrte ihn weiter an. Stück für Stück löste sich ihre Anspannung. „Irgendwie finde ich das schwer vorstellbar. Sie wurden geboren um Hauselfen herumzuhetzen.“

Sein zuckender Mund und seine Schultern bestätigten ihren Punkt. Sie konnte sich nicht daran erinnern, daß er je so erreichbar gewesen war.

„Ich kann einpacken, aber würde es Ihnen etwas ausmachen...? Ich will nicht alleine in ihrem Zimmer sein, wenn ich durch ihre Dinge gehen muß, ihre persönlichen Dinge“, sagte sie schnell.

„Natürlich.“ Er fragte sich ob es die Dinge waren, die wichtig waren, oder die Erinnerungen, die sie mit ihnen verband. Er sollte wirklich versuchen, sich mit Familienleben vertraut zu machen, da er genug wusste um zu erkennen, daß seine Erfahrung nicht das Typische darstellte.

Er folgte Hermine die steile, gemeine Treppe hinauf, die sich so tot anfühlte wie das Material das auf ihr lag. Als Poppy, Minerva und Ceres ihm geraten hatten sie am Reden zu halten hatte er sich nicht die Mühe gemacht zu sagen, daß es üblicherweise schwerer war, sie zum Aufhören zu bringen, aber er fing an zu sehen, daß sie einen Punkt getroffen hatten. Heute war es anders. Sie war anders und er vermisste seinen scharfsinnigen Gesprächspartner und die Intelligenz, die die seine traf und herausforderte. Wenn sie etwas mehr Vertrauen in ihre eigene Fähigkeiten hatte, wäre sie unaufhaltsam. In der Winkelgasse hatte es Augenblicke gegebenen, in denen sie sich in der Kindheit zu verstecken schien bevor sie sie ablegte, um in London einzukaufen. Nun… nun hatte er keine Ahnung, was er erwarten sollte.

“Ich kenne mich mit Muggelhaushalten nicht aus. Ich würde mich dafür interessieren, etwas mehr über sie zu lernen“, sagte er und folgte ihr in etwas das sich anfühlte wie ein sehr überfülltes Zimmer, auch wenn Hermine ruhig genug zu sein schien, abgesehen davon, daß unvergossene Tränen in ihren Augen glänzten.

„Das war mein Zimmer“, sagte sie mit angespannter Stimme bevor sie anfing, ihm in dem Tonfall Befehle zu geben, den sie sonst für Ron Weasley aufhob.

Snape entdeckte, daß er überraschend gut dazu geeignet war, Gehorsam zu erzeugen.

Obwohl Snape alle körperliche Arbeit getan hatte, fühlte sich Hermine erschöpft und seltsam taub, als sie sich auf den Rand des Bettes ihrer Eltern sinken ließ. Sie starrte durch das Zimmer, dahin wo die Sonne durch die verschmierten Fenster fiel. Mum würde sich über ihren Zustand aufregen. Sie verschränkte die Arme vor ihrem Körper und beobachtete den Flug einer 747, bis dem Fenster der Himmel ausging.

Ihre Ankunft in dem Haus war von einem Schirmzauber geschützt worden, der aufrechterhalten wurde, ebenso wie Vordertür und Fenster geschlossen blieben. In Sekundenschnelle hatte Snape einen leichten Luftzug aufgebaut, um den ersten Schrecken ihrer Ankunft zu erleichtern. Er hatte eine überraschend vorsichtige Vorgehensweise in diesen Dingen. Sie hätte nie vorhersehen können, wie angenehm es in seiner Gesellschaft war, dachte sie als sie zuhörte, wie seine Stiefel über den hölzernen Fußboden des Ganges gingen, dann dem gedämpften Geräusch seiner Schritte, als er den Teppichboden des Zimmers betrat.

Die Matratze bewegte sich als Snape sich leise neben sie setzte und nichts als den Trost seiner Anwesenheit bot, wie er es den ganzen Tag über getan hatte. Sie rückte etwas näher an seine Wärme. Die Nähe störte sie nicht, weil sie wusste, daß sie nicht falsch ausgelegt werden würde, Snape hatte sie gar nicht angefahren, seit sie das Haus betreten hatten. Er behandelte sie mit seltsamem Feingefühl, als würde sie sich gerade von langer Krankheit erholen. Es hätte tröstend sein sollen, aber sie hätte seine übliche Härte vorgezogen. Sie vermisste sogar den beißenden Sarkasmus.

Snape studierte die unattraktive Decke über dem Boden, die so seltsam roch, wie so vieles in diesem Haus. Er war an die organischen Gerüche von Holz und Stein und Mineralen gewöhnt, nicht - er wollte nicht wissen, aus was einige der Dinge an diesem Ort gemacht waren, er wollte sie nur hinter sich lassen. Es war schwer sich vorzustellen, daß Hermine hier aufgewachsen war, sie schien so sehr ein Teil von Hogwarts zu sein.

„Ich bin fast fertig“, sagte Hermine endlich. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. “Ich versuche nur, mich an den Gedanken zu gewöhnen, daß ich nicht zurückkommen werde. Daß dieser Teil meines Lebeens vorüber ist.”

Snape betrachtet ihre gefalteten Hände. “Haben Sie lange hier gelebt?”, fragte er in einem Versuch, sie aus ihrem Zustand erstarrter Treuer zu locken.

“Mein ganzes Leben lang”, sagte sie in derselben tonlosen, harten Stimme. “Bis ich nach Hogwarts kam, heißt das. Danach… Sie hatten recht. Ich habe mich schon von Mum und Dad entfernt. Unsere Welten hatten so wenig gemeinsam, und diese wurde immer unwichtiger. Ich war 12 als ich mir eingestanden habe, daß ich mein Zuhause verlassen habe. Für immer. Es war erschreckend”, fügte sie in derselben toten Stimme hinzu.

"Ich habe mich girrt”, sagte Snape ohne viel Überzeugung. “Wenn sie Sie genug geliebt haben um Ihnen zu erlauben, einen Platz in unserer Welt zu finden, hätten Sie sich nie verloren. Es ist nicht der Ort der wichtig ist, sondern die Leute und die Erinnerungen und Gefühle, die wir mit ihnen in Verbindung bringen, aber ich muß Ihnen nicht sagen, was Sie schon wissen.“

Seine Wärme an ihrer rechten Seite war das einzige das die Kälte abhielt. Hermine betrachtete sein bestimmtes Profil. “Ich denke schon. Ich habe die Erinnerung doch gebraucht. Ich habe in letzter Zeit viele Dinge neu lernen müssen. Einiges scheint schneller zu gehen als anderes. Haben Sie sich den Arm angeschlagen?“, fügte sie hinzu ohne den Tonfall zu verändern.

Überrascht wurde Snape klar, daß er sich den Arm gerieben hatte, den sie in dem Wagen in Gringotts so gepackt hatte.

„Kann sein“, sagte er und suchte einen Weg das Thema zu wechseln, da er wusste was in seinen Arm eingebettet war, bis zum Knochen und darüber hinaus.

„Sie sehen jetzt viel besser aus. Als würde Ihnen nichts mehr weh tun“, fügte sie mit ihrer klaren, deutlichen Stimme hinzu.

„Tut es nicht“, sagte er, vorsichtig weil er nicht wusste wohin dieses Gespräch führen würde.

"Madam Pomfrey sagte, daß die wiederholte Belegung mit dem Cruciatusfluch über die letzten 2 Jahre Sie so krank gemacht hat - obwohl ich mir das auch schon gedacht hatte. Sie hat auch gesagt, daß Sie für den Direktor arbeiten.“

“Das klingt als hättet ihr beide euch ziemlich lange unterhalten”, sagte er trocken, und beschloß nach ihrer Rückkehr ein Wort mit Poppy zu reden. Was brachte es wenn Albus jedem in Sichtweite das Gedächtnis löschte - einschließlich dieser verdammten Reporterin und dem Minister - wenn sie dann ihren Mund einem kleinen Mädchen gegenüber nicht halten konnte. Obwohl die ganze Sache vermeidbar gewesen wäre, wenn er nicht den Kopf verloren und dem Zimmer voller Leute erzählt hätte, daß er ein Todesser war, natürlich hatte Albus reagiert als hätte er etwas Schlaues getan. Er würde den Mann nicht einmal verstehen wenn er 160 war.

“Das wäre dann also ein ja”, sagte Hermine, die versuchte zu interpretieren, was hinter seinem entfernten Gesichtsausdruck lag.

„Bei Ihnen sind Hinweise verschwendet, oder“, sagte er mit mehr als einer Spur von Säure.

„Manchmal lernt man mehr, wenn man ewtas nachdrücklich ist.”

Gegen seinen Willen zuckte sein Mund. “Nun, ja, das ist so”, war er gezwungen zuzugeben.. Es gab Zeiten, bei denen sie so feinfühlig war wie ein sich paarender Hippogreif, aber meistens hatte sie Recht.

„Es kann nicht viele Menschen geben, die die unverzeihlichen Flüche benutzen können“, sagte Hermine gerade als Snape angefangen hatte sich wieder zu entspannen.

„Mehr als sie denken würden. Viel mehr als einer von uns zugeben möchte.“

„Sie auch?“

„Natürlich.“

Hermine nahm das in Stille auf.

“Sie hätten lügen können“, sagte sie schließlich.

„Was bringt das? Sie sind nicht dumm. Die unverzeihlichen Flüche erfordern nicht viel Zauberfähigkeiten, nur starke Konzentration und eine Menge an Macht. Selbst Longbottom könnte den Cruciatus wahrscheinlich schaffen, wenn er hart genau angetrieben würde.“

„Machen Sie ihm deswegen so zu schaffen - um zu sehen ob er nachgibt?“

„Werden Sie nicht unverschämt.“ Snape gab sein Bestes um seine nachlassende Geduld unter Kontrolle zu halten.

Die Schärfe in seiner vorher sanften Stimme, zusammen mit dem Gefühl, von ihm abgeschnitten zu werden, ließen Hermine unruhig schaudern. Sie verschränkte ihre eisigen Hände und versuchte ihre Schultern, die sich hängen lassen wollten, gerade zu halten weil sie es wissen musste.

“Habens Sie je einen der Unverzeihlichen benutzt?”, fragte sie schnell, bevor ihr klar wurde, was sie getan hatte. „Ich hätte das nicht fragen sollen“, fügte sie leise hinzu als sie die seltsame Leere in seinen Augen und die Art wie die Haut um seinen Mund weiß geworden war, als er krampfhaft die Zähne aufeinander gebissen hatte bemerkte.

“Warum?”, fragte er scharf. „Weil persönliche Fragen unhöflich sind? Weil die Andeutung, daß ich darüber nachdenken könnte, einen der Unverzeihlichen zu benutzen, beleidigend ist oder weil meine Antwort Ihnen eine Chance geben könnte, mich nach Azkaban zu schicken?"

"Ich - Äh..." Auf einmal wurde ihr klar, daß sie nicht wollte, daß er antwortete, sie wollte es nicht wissen. Nicht heute. Nie.

„Nun, das ist zumindest höflich“, sagte Snape mit flacher Stimme, als er ihre Meinung von ihm aufnahm, obwohl ihm ein Rätsel war, warum er etwas anders hätte erwarten sollen.

Ihr Kopf senkte sich.

Er musste sich nicht umblicken, er konnte fühlen, daß sie schauderte. Wenn sie so viel Angst vor ihm hatte, sollte sie sich bewegen, dachte er verärgert, gerade bevor ihm einfiel, daß sie vielleicht fror. Er umgab sie mit einem leichten Wärmezauber; anschließend schloß er auch sich mit ein. Trotz der Hitze und Feuchtigkeit draußen schien es kalt im Zimmer.

Als ihr Zittern nicht nachließ, wandte er sich ihr schließlich und mit deutlichem Zögern, weil er nicht sehen wollte was vielleicht auf ihrem Gesicht stand, ihr zu, nur um zu entdecken, daß sie stumm weinte. Nach dem fleckigen, geröteten Aussehen ihres Gesichts hatte sie es schon eine ganze Weile getan.

Er sprang schnell genug auf die Füße um sie auffahren zu lassen, aber das bemerkte er nicht, es war ihm nicht eingefallen, daß sie soviel Angst vor ihm hatte, und das hätte es gesollt. Er hatte schon genug Kinder nur im Klassenzimmer verschreckt. Seine Finger schlossen sich um das Fensterbrett. Selbst die Fensterrahmen waren aus einem seltsamen toten Stoff gemacht. Er fragte sich ohne viel Interesse, wie lange sie hier gewesen waren. Er hatte etwas Wasser getrunken und darauf gewartete, dass auch Herimne das getan hatte, aber keiner von ihnen hatte gegessen.

Er hatte nicht viel getan um sie zu beschützen. Lächerlich sich ... verärgert zu fühlen. Es war eine völlig vernünftige Frage gewesen, wenn man bedachte was sie von ihm wusste.

Ihr Weinen hatte das atemnehmende Stadium erreicht.

„Hören Sie auf zu schniefen“, befahl er hart, während er aus dem Fenster starrte. „Ich tue Ihnen nichts.

Sie murmelte etwas unverständliches mitten in einigen unangenehm feuchten Schniefern.

„Was?“ Er drehte sich um, hielt inne, seufzte und hing zu ihr hinüber, um ihr sein Taschentuch zu geben.

„Nicht alles dreht sich um Sie, wissen Sie“, sagte ihm Hermine nach einer Pause, um sich nachdrücklich die Nase zu putzen.

Er gab irr ein zweites Taschentuch, und sie atmete wieder den Geruch von Zypresse und Rosmarin ein.

„Außerdem ist mir nie eingefallen, daß Sie mir etwas tun könnten.“

„Dann hätte es das gesollt”, sagte er ihr geradeheraus. “Von allen verdammt dummen Fragen die man einem Fremden stellen kann - “

„Aber Sie sind kein Fremder“, sagte sie nur.

Das Vertrauen in ihren Augen war immer am Schlimmste, dachte er unbestimmt.

„Täuschen Sie sich nicht. Auf wichtig Weise bin ich Ihnen völlig fremd. Ich habe dreimal den Imperiusfluch benutzt“, fügte Snape hinzu während er sich wieder dem Fenster zuwandte.

Es gab Zeiten, bei denen er dachte, daß Azkaban erholsam sein würde. Es war nicht als hätte er zu viele glückliche Erinnerungen zu verlieren. Andererseits hing er an denen, die er hatte. Er fand es unwahrscheinlich, daß sie ihn anzeigen würde. Wenn sie das tat, würde ihn Albus dieses Mal wohl verleugnen. Snape hatte sich keine andere Wahl gelassen und wartete darauf, was sie tun würde.

Hermine schnäuzte sich wieder und betrachtete seine schmerzhaft geraden Schultern und die verspannten Muskeln seines Gesäßes und seiner Beine. Sie sah zu wie er sich wieder den Arm hielt. Ihr fiel auf, wie oft sie in den letzten Jarhen gesehen hatte, daß er das getan hatte.

Dann war es also keine Prellung. Eine Narbe. Zeichnete Voldemort seine Todesser, und wenn ja, wie? Sie konnte Snape fragen, aber sie hatte Angst vor der Antwort, die sie erhalten konnte. Das Schaudern, das durch sie lief, ging bis an die Zehen hinunter. Es dauerte eine Weile bevor sie es wagte, wieder zu sprechen.

"Der Direktor verlangt viel von Ihnen”, sagte sie endlich. Selbst jetzt klang ihre Stimme hoch und nervös.

Nach der Geschwindigkeit, mit der Snape herumwirbelte war er nicht viel besser dran, aber bei ihm schienen auch in den besten Zeiten die Nerven blank zu liegen.

„Es hat nichts mit ihm zu tun.“

“Ich hoffe, daß er Sie ebenso schnell beschützen würde”, sagte sie, von einer Erinnerung abgelenkt, die sie fesselte und gerade außerhalb ihrer Reichweite war.

„Er hat nichts getan um meinen Schutz zu brauchen“, winkte Snape ab. Sein Gesicht war so ausdruckslos, daß sie wusste, daß er log.

„Klar“, sagte sie skeptisch.“

„Um Hagrid zu zitieren - was, wie ich zugebe, immer suspekt ist - ein großer Mann, Dumbledore. Ein sehr großer Mann.“

„Es kann keinen Zweifel geben, dass er ein Zauberer mit immenser Macht ist.“

Seine Augen verengten sich, als Snape sie sehr lange Zeit betrachtete. „Offensichtlich haben Sie Vorbehalte.“

„Was Sie betrifft?“

„Mich betreffend ganz natürlich“, winkte er ungeduldig ab. „Ich rede vom Direktor.“

„Dann ja. Ich habe viele Vorbehalte gegen Albus Dumbledore. Wahrscheinlich mehr als gegen Sie.“

Es geschah nicht oft, daß man Snape unruhig sah, und es dauerte einen Augenblick, bevor er daran dachte, diese Tatsache zu verbergen. Er ging hinüber um beängstigend nahe vor ihr zu stehen - eine entnervende Erinnerung an seine Persönlichkeit im Klassenzimmer.

„Und was ist geschehen, daß Sie das denken?“

Hermine ignorierte seine drohende Anwesenheit und warf sich von ihrem Ende des Bettes herunter, um ihn dazu zu zwingen, sich zurück zu ziehen oder körperlichen Kontakt zuzulassen. Er bewegte sich. Sie trat in Snapes persönlichen Raum und sah, daß es ihn beunruhigt bevor er zurückwich um ihr Platz zu geben. Und so hatte sie Severus Snape mit sechs kurzen Schritten an die Wand getrieben.

"Wagen Sie es nicht zu versuchen mich in meinem eigenen Haus einzuschüchtern!“, befahl sie ihm zitternd vor Wut. „Ich bin kein heulender Erstklässer.“

In einer eleganten Bewegung wich er ihr aus.

„Nein, Sie sind eine heulende Fast-Siebtklässlerin. Ich erkenne keine Verbesserung.“

Sie wollte gerade eine passende Antwort geben, weil ein brennender Streit zumindest helfen würde, die grabartige Atmosphäre in ihrem Haus zu vergessen, und so wirbelte Hermine herum, und erstarrte.

„Oh nein. So leicht lenken Sie mich nicht ab.“ Erwischt! Dachte sie triumphierend als sein Gesichtsausdruck sich veränderte, bevor er daran dachte, ihn unter Kontrolle zu bringen. „Sie waren mal besser“, sagte sie kritisch.

„Ich war Vieles mal“, murmelte er und rieb sich den Arm genau an derselben Stelle.

„Sind Sie sicher, daß Ihr Arm nicht weh tut?“, fragt sie stur, als sie entdeckte, daß sie das Schlimmste doch wissen musste.

„Was?“ Er starrte hinunter. „Sicher. Ich habe das Mal einige Tage nicht gefühlt.“ Ihm wurde klar was er gerade ausgeplaudert hatte und zwang sich, ihr in die Augen zu sehen.

“Sie sagen Voldemort zeichnet seine Todesser.”

„Sie sagen vieles.“

„Ist es wahr?“ “Ja.“

„Der Mensch, der Sie unter den Cruciatusfluch gesetzt hat. Es ist Voldemort selbst, oder? Sie sind ein Todesser”, fügte Hermine hinzu und starrte direkt in seine lichtlosen Augen.

Obwohl er es mittlerweile erwartet hatte, zuckte Snape zusammen. „Ja“, bestätigte er, ließ alle Gefühle aus seinem Gesicht weichen und zwang sie aus seiner Stimme.

„Ich dachte, daß Sie es sind“, sagte sie, kaum einen Augenblick darauf.

“Miss Granger... Hermine," verbesserte er sich entschieden, und schärfte seinen Ton, weil ihre fehlende Leidenschaft ihm Sorgen machte.

„Ja? Oh. Was haben Sie denn erwartet, daß ich hysterisch werde?”

“Unter den Umständen, ja. Außer Sie haben einen falschen Eindruck davon was es bedeutet, ein Todesser zu sein?”

"Mord, Vergewaltigung, Plünderung, alle Arten von Perversionen... habe ich was vergessen?“

"Einiges”, sagte er trocken. „Aber wenn man diese Liste bedenkt, würden Sie mir dann bitte erklären warum Sie nach meiner Erläuterung so ganz ruhig bleiben?"

„Sie sind für die meisten Erstklässler das perfekte Abbild eines Todessers“, sagte sie grausam.

Snape sah nur müde aus.“ Ja“, erkannte er an.

„Vor diesen Ferien, angenommen daß ich nicht vor Angst in Ohnmacht gefallen wäre, hätte ich Sie schnell genug in einem Klammerfluch gehabt, daß sich Ihr Kopf gedreht hätte.“

„Was ist anders?“

Hermine nahm sich Zeit um zu antworten weil es nichts war, das sie bewußt durchdacht hatte, und so war sie zu beschäftigt, um seine untypische Vorsicht in frage zu stellen „Ich. Sie auch, schätze ich, aber größtenteils ich. Nicht zuletzt weil Sie - die Lehrer - mir erlaubt haben, sie ‚in zivil’ zu sehen. Und wegen dem, was geschehen ist, als Sie zusammengebrochen sind.“

„Mitleid ist eine schlechte Grundlage für ein Urteil“, spottete Snape, aber noch immer sah er misstrauisch aus.

„Es hat nichts mit Mitleid zu tun. Es ist eigentlich nur Menschenverstand. Sie hatten so viele Schmerzen, daß Sie unzusammenhängend wurden. Einmal konnten Sie nicht mal mehr sehen. Doch irgendwie schafften Sie es immer noch, wegzukriechen.“

„So?“ Sein harter Tonfall war nicht nötig um ihr zu sagen, wie sehr er es hasste.

„Der einzige Grund, aus dem Sie das getan haben, war, um mich nicht zu verletzen. Ich bin nicht dumm genug um zu glauben, daß Sie schuldlos sind - oder ohne Fehler. Aber was Sie da getan haben schien nicht die Art eines guten Todessers. Oder etwas, das Voldemort gefallen würde.”

Das Kind, an das er gewöhnt war zog sich noch weiter zurück; Snape war nicht sicher, ob er im Augenblick mit seinem Ersatz umgehen konnte.

„Sie trauen mir zu viel zu. Ich erinnere mich nicht einmal daran.“

Zum ersten Mal an diesem Tag lächelte Hermine leicht aber ehrlich. „Genau das meine ich. Ihr Verhalten war instinktiv. Wie alt waren Sie als Sie ein Todesser wurden?”

Snape war klar, daß er alle vorgegebene Kontrolle über das Gespräch verloren hatte, und lehnte sich gegen die Wand zurück. Er brauchte den Halt dringend. „18. 2 Wochen nach meinem Geburtstag.“

„Und wie alt waren Sie als Sie gegangen sind?“

"Miss Granger..."

"Wann?"

"Ich bin 4 Monate darauf zu Dumbledore gegangen.”

"Es war nicht was Sie erwartet haben?”, fragte sie prosaisch.

Auf einmal zuckte Snape zurück, und ein Muskel hoch in seinem Kiefer fing an zu zucken. „Nicht sehr. Einfacher, und daher noch erschreckender.”

Hermine widerstand dem Impuls, zu ihm zu gehen und ihn in den Arm zu nehmen, wie sie es bei Ron oder Harry getan hätte. „Harry weiß die Wahrheit über Sie schon, oder?“

„Das geht Sie nichts - ja.“

“Das dachte ich mir. Er hat aufgehört, Sie so oft einen Bastard zu nennen. Ich habe mich gefragt warum, weil Sie das waren, immer noch sind, wenn es Ihnen passt. Wir sind hier fertig“, fügte Hermine hinzu, und ging ohne weitere Vorwarnung aus dem Zimmer.

Snape war, als wäre er mehrmals von einem Klatscher angegriffen worden und folgte ihr. Zahm wie ein Hund an der Leine, dachte er bitter und fragte sich, wie viel davon daran lag, daß ein Teil seiner Konzentration bei dem Schutz geblieben war, den er auf das Haus gelegt hatte, als sie angekommen waren, es wäre besser gewesen, die Vordertür offen und den Schutzzauber auf seiner Zunge zu haben. Albus würde ihn dafür verkehrt herum aufhängen.

„Ich habe alles“, erklärte Hermine, als sie aus ihrem früheren Zimmer kam. Sie deutete auf das Tragalles das neben ihr schwebte. Außer den Einkäufen, die sie an diesem Tag getätigt hatten, beinhaltete es all ihre alten Sachen, einige große Möbelstücke und einige Erinnerungen an ihre Eltern. „Apparieren wir zurück nach Hogwarts?"

Snape nickte und nahm das Tragalles unter einen eigenen Schwebezauber, bevor er die Griffe festhielt. Er streckte seine freie Hand aus, unsicher ob sie sie jetzt nehmen würde. Wenn nicht würden sie auf andere Art zurückreisen müssen, und er… nun. Es war kaum wichtig.

„Danke, daß Sie heute mitgekommen sind“, sagte sie müde, bevor sie ihre kalten Finger um seine warmen schloß.

Der Schreck war in seinem Gesicht deutlich zu sehen, als Snape auf sie hinunter starrte.

„Ja, natürlich meine ich es so“, schnappte sie verärgert, als hätte er etwas gesagt, „müssen Sie in allem nach versteckten Bedeutungen oder Beleidigungen suchen. Können wir jetzt gehen?“

“Sicher”, sagte er und unterdrückte den sehr unpassenden Drang, sie auf den Kopf zu küssen.

Einen Augenblick später war der stickige Gang leer.

Sechs

Acht

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