Erleichtert tauchte Harry durch die Wand und auf Bahnsteig 9 ¾. Endlich war er vor den Muggeln sicher. Die schlimmsten Ferien seines Lebens waren vorbei.
Nun. Vielleicht war das leicht übertrieben, aber es war schlimm gewesen. Die Dursleys hatten ihm nicht einmal erlaubt, Hedwig bei sich zu behalten, und nur ein paar Tage nach Ferienbeginn hatte Ron geschrieben, dass er Pig nicht mehr schicken konnte. Offensichtlich hatte Professor Dumbledore den Weasleys mitgeteilt, dass es nicht mehr sicher war, Harry im Sommer Eulen zu schicken, und Mrs Weasley hatte Ron allen Kontakt mit seinem besten Freund verboten.
Harry hatte immer gehofft dass Ron es schaffen würde, wenigstens eine Eule an seiner Mutter vorbei zu schmuggeln, aber kein einziger Brief war den ganzen Sommer über von seinem Freund angekommen. Endlich hatte er dazu Zuflucht nehmen müssen, Hermine anzurufen als die Dursleys außer Haus waren, damit er sie bitten konnte, seine Schulbücher zu kaufen wenn sie in die Winkelgasse fuhr um die ihren zu holen.
Nun konnte er es kaum erwarten, seine Freunde endlich wiederzusehen. Er schob seinen Koffer den Bahnsteig hinunter und versuchte, die Weasleys in der Menge zu entdecken.
"Harry! Harry!"
Harry sah auf, und bemerkte die Creevy-Brüder, die so aufgeregt wie immer auf ihn zurannten.
"Hi, Colin, Dennis!", rief er ihnen zu. Er überdachte die Chancen eines schnellen Rückzugs, bei dem er seinen Koffer durch so viele Leute zwängen musste, während die Creevys ihr Gepäck wohl schon im Zug abgeladen hatten und ungehindert durch die Menge schießen konnten. Keine Chance, beschloss er, und blieb stehen um den Ansturm abzuwarten.
“Wie war dein Sommer, Harry?”, fragte Colin sobald er ihn erreicht hatte. „Der unsere war toll. Wir waren in Frankreich und...“
Harry ließ ihn lange genug weiterreden um hoffentlich der Höflichkeit genüge zu tun. “Toll, Colin, aber ich sollte besser einsteigen. Ihr beide habt nicht zufällig Ron oder Hermine gesehen, oder?“
”Oh sicher haben wir. Sie sind im nächsten Waggon, drittes Abteil”, grinste Colin. „Sie heben dir einen Platz auf.”
”Dann sollte ich besser gehen bevor sie beschließen, dass ich nicht komme und ihn abgeben. Bis später, Colin." Harry steuerte seinen Koffer schnell auf den nächsten Waggon zu, und zum Glück verfolgten ihn die Creevys nicht.
„Hier drüben, Harry!", hörte er Ron nach einigen Schritten nach ihm rufen, und als er aufblickte sah er ihn und Hermine, die aus ihrem Abteilfenster zu ihm herüber winkten.
"Ron! Hermine!", rief er ihnen zu.
„Gib uns Hedwig durchs Fenster”, schlug Hermine statt einer Begrüßung vor und streckte die Hände aus, um den Käfig mit Harrys Eule entgegenzunehmen.
Hedwig schuhute verschlafen über den Vorschlag, und Harry nahm an, dass das bedeutete, dass sie dem Vorhaben zustimmte, also hob er sie so vorsichtig er konnte hinauf, und Hermine und Ron zogen sie in das Abteil.
“Ich bin gleich bei euch!“, rief Harry zu seinen Freunden hinauf und hob seinen schweren Koffer hoch, um ihn zum Zug zu zerren.
Zum Glück war er seit dem ersten Jahr etwas stärker geworden, und obwohl er noch immer klein und dünn für sein Alter war, konnte er nun seinen Koffer ohne Hilfe die Treppen hinauf tragen. Er lächelte als er sich daran erinnerte, wie ihm Fred und George im ersten Jahr geholfen hatten. Wo waren sie überhaupt? Sie hatten noch immer ein letztes Jahr in Hogwarts, aber Harry konnte sie nirgends sehen, während er seinen Koffer den Gang hinunter zog und in alle Abteile blickte, an denen er vorbei kam.
Bald vergaß er die Zwillinge aber, als er das Abteil von Ron und Hermine fand und seine beiden Freunde ihn aufgeregt begrüßten.
"Oh Harry, ich freue mich so dich zu sehen!“ rief Hermine. Sie warf ihre Arme um ihn und umarmte ihn schnell.
“Tut mir so leid, dass ich dir den ganzen Sommer über nicht schreiben konnte, aber Mum hatte Pig verzaubert, so dass er ihr jeden Brief zeigen musste, den ich ihm gegeben habe, und dann hat mich Percy erwischt als ich Errol nehmen wollte als Mum einkaufen war.”
„Sorry, dass ich dir zu deinem Geburtstag keine Eule schicken konnte, Harry“, fügte Hermine hinzu. „Aber weißt du, Dumbledore sagte es wäre nicht sicher, und wenn Dumbledore das sagt...“
„Ich weiß Hermine. Ich habe euch aber wirklich vermisst“, antwortete Harry lächelnd.
Er war so froh seine Freunde wiederzusehen, dass er gar nicht merkte, dass Neville Longbottom still in einer Ecke ihres Abteils saß, bis Ron ihm sein Geburtstagsgeschenk gab und Neville ihm schüchtern “Alles Gute, Harry”, wünschte.
"Hi Neville", begrüßte ihn Harry überrascht. “Sorry, dass ich noch nicht Hallo gesagt habe. Es ist nur weil ich so aufgeregt war, dass ich Ron und Hermine wiedersehe und ich nicht erwartet habe, dich auch hier zu finden.
“Ist schon gut. Das Abteil meiner Freunde war schon voll, weißt du, und ich wollte nicht ganz allein sitzen bleiben falls Malfoy vorbei kommt.” Neville starrte mit verlegenem Blick auf den Boden.
„Malfoy? Er hat dich nicht schon wieder geärgert, oder?”, fragte Harry wütend. Er wollte den schüchternen, ungeschickten Neville immer etwas beschützen. Der arme Junge verdiente die Behandlung nicht, die er von den Slytherins erhielt.
„Nein, nein, ich habe ihn noch nicht mal gesehen, aber nach diesem Sommer - wer weiß was er da tun wird“, versuchte sich Neville zu erklären.
Einen Augenblick lang fragte sich Harry, was wohl im Sommer passiert sein konnte um Neville Malfoy betreffend so nervös zu machen, aber bevor er sich zu einer Frage durchringen konnte fing Ron an, von seinen Ferienabenteuren zu erzählen, und als er vom neuesten Streich der Zwillinge an Percy berichtete, vergaß Harry Malfoy ganz.
Der Zug fuhr bald aus dem Bahnhof und etwa eine Stunde später kam die Hexe mit dem Süßigkeitenwagen vorbei. Neville bestand darauf eine große Schachtel Schokofrösche und Bohnen jeder Geschmacksrichtung für sie alle zu kaufen. Harry nahm einige Kürbiskuchen und Hermine holte die zuckerfreien Muggelbonbons heraus, die ihr ihre Eltern mitgegeben hatten.
Ron wurde rot als er zu ihrem ‘Picknick’ nur einige Käsebrötchen beitragen konnte, aber Neville nahm sich ein Beispiel an Harry und Hermine und aß ohne sich zu beschweren ein Brot.
„Danke, Ron“, sagte Hermine sogar. „Wir brauchen wirklich etwas richtiges zu essen bevor wir uns an die Süßigkeiten machen.”
Ron wurde wieder rot und wollte etwas sagen als es auf einmal an der Tür klopfte und das große, runde Gesicht von Gregory Goyle fast schüchtern hereinblickte.
Harry starrte ihn an. Seit wann klopfte Goyle denn bevor er ein Abteil betrat?
Vincent Crabbe tauchte einen Augenblick später hinter seinem Freund auf und schob ihn herein. Da standen sie einen Augenblick lang und sahen sich auf eine Art um die Harry an Neville erinnerte, wenn er seine Kröte verloren hatte.
„Sucht ihr was?“, fragte er Malfoys Schläger mit fast neutraler Stimme.
„Yeah", sagte Goyle. Er sah aus wie ein Hündchen das sich verlaufen hatte.
"Draco", fügte Crabbe hinzu. “Habt ihr ihn gesehen?”
„Nein.“ Alle vier Gryffindors schüttelten die Köpfe.
“Wir haben den ganzen Zug abgesucht”, beschwerte sich Goyle. "Was sollen wir ohne Draco machen?”
“Wir finden ihn schon,” versuchte Crabbe seinen besten Freund zu beruhigen. “Wir haben noch nicht auf dem Klo gesucht.”
“Ja”, sagte Goyle. "Suchen wir auf dem Klo.”
“Äh, Leute”, hielt Hermine sie auf.
„Was?“, fragte Crabbe, der schon wieder im Gang war.
„Wenn Malfoy auf dem Klo war als ihr den Zug das erste Mal durchsucht habt, stehen die Chancen gut, dass er jetzt schon wieder in einem Abteil ist.“
„Oh“, hatte Goyle nur zu sagen.
„Aber niemand in den Abteilen hat ihn gesehen“, erklärte Crabbe.
Hermine zuckte mit den Schultern. “Vielleicht wollten sie euch nur ärgern?”
Crabbe und Goyle tauschten einen Blick, zuckten mit den Schultern und gingen den Gang hinunter.
„Hey, vielleicht ist Malfoy wirklich nicht im Zug”, grinste Ron glücklich. “Vielleicht kommt er nie wieder.“
“Blödsinn Ron.” Harry schüttelte den Kopf über seinen besten Freund. „Natürlich kommt Malfoy wieder in die Schule. Wie sollte er sonst seine Ausbildung beenden? Und ich bezweifle, dass ihn seine Eltern jetzt auf eine andere Schule wechseln lassen würden.“
“Aber Harry, hast du nicht gehört?”, rief Hermine, und Ron und Neville starrte ihn ungläubig an.
“Gehört?”, wiederholte Harry. „Was gehört?“
"Malfoy's Dad, Lucius", flüsterte Neville aufgeregt. “Er…er hat seine Frau ermordet.”
“Sie kaltblütig umgebracht”, fügte Ron hinzu. „Er hat sie erschlagen und gefoltert.“
”Eigentlich sagte der Tagesprophet, dass er betrunken war und sie sich gestritten haben, er gewalttätig wurde und Narcissa gestürzt ist und sich den Hals gebrochen hat“, berichtigte Hermine.
„Und als sie ihn verhaftet haben, fanden sie das ganze Haus voller toter Muggel und Sachen für die dunklen Künste“, fuhr Ron fort. Er ignorierte Hermine, die die Augen verdrehte, und Neville, der vor Angst über die grausame Geschichte schauderte.
„Hör auf zu übertreiben, Ron. Du wirst ein Gerücht in die Welt setzen, das nur die armen Erstklässler erschreckt“, befahl Hermine. „Sie haben keine Leichen außer der von Narcissa Malfoy gefunden, und obwohl sie viele Gegenstände der dunklen Künste gefunden haben, waren sie nicht im ganzen Haus verteilt. Sie waren alle in einem sicheren Versteck weggesperrt und nur wenige davon waren in letzter Zeit benutzt worden.“
Harry schauderte noch immer leicht bei dem Gedanken daran wie Lucius Malfoy seinem Sohn zeigte, wie man alle möglichen dunklen Werkzeuge gebrauchen konnte. Er hoffte, dass Malfoy nichts, was das Ministerium übersehen hatte, mit in die Schule brachte. Das hieß, wenn er überhaupt zurück in die Schule kam. Vielleicht würde er Malfoy nie wieder sehen müssen.
„Sie haben Lucius verhaftet?", fragte er Hermine. Er traute Ron nicht ganz, vielleicht war sein Bericht darüber auch nicht ganz richtig.
“Ja, ihm wurde der Prozess gemacht und er wurde lebenslänglich nach Askaban geschickt”, berichtete Hermine. “Es war in allen Zeitungen. Sie haben auch gesagt, dass er dabei sein ganzes Geld verloren hat.”
“Und was ist mit Draco?”, fragte Harry.
Hermine öffnete den Mund um zu antworten, zögerte und schloss ihn wieder. „Ich weiß nicht“, sagte sie erstaunt. “Das stand nicht in der Zeitung.”
Sie sah Ron und Neville hoffnungsvoll an, aber Ron zuckte nur mit den Schultern.
„Ich schätze, die Sozialabteilung des Ministeriums wird ihn zu seinen Großeltern oder so gebracht haben“, schloss sie nach einer Weile.
Neville schüttelte aber den Kopf. “Die Sozialabteilung ist ein Witz”, erzählte er ihnen. „Sie existiert nur dem Namen nach. Sie sind nicht aufgetaucht als meine Eltern... ihr wisst schon. Meine Oma hat mich einfach nur aufgenommen und niemand hat je danach gefragt was mit mir passiert war.“
„Sie können nicht einfach nichts tun, Neville“, bestand Hermine. “Jemand im Ministerium muss sich um verwaiste Kinder kümmern.”
“Sie scheinen sich auch nicht um mich zu kümmern”, erinnerte Harry sie. „Es war Dumbledore, der mich zu den Dursleys brachte, nicht das Ministerium. Und anders als Neville und ich ist Malfoy nicht einmal Waise. Sein Vater lebt noch und kann sich um ihn kümmern.“
“Lucius wurde lebenslang nach Askaban geschickt”, korrigierte Hermine.
”Vielleicht hat ihn seine Oma aufgenommen?”, schlug Neville vor. „Das wäre das natürlichste, oder?“
"Lucius Malfoy's Eltern sind tot”, sagte Ron glücklich. „Ich wette, er hat sie selbst umgebracht.“
“Was ist mit Narcissas Eltern? Oder vielleicht Tanten und Onkel?“, fragte Harry.
Ron dachte einen Augenblick lang darüber nach, dann zuckte er die Schultern. „Ich weiß nicht wer Narcissas Familie ist. Ich schätze aber eine der alten reichen Reinblüterfamilien.“
“Meine Oma hat mal einen Jeremiah Malfoy erwähnt", erinnerte sich Neville. „Ich denke sie sagte, er wäre nicht ganz so schlimm wie Lucius, aber trotzdem ein typischer Malfoy."
“Wen kümmert es überhaupt, wo Malfoy ist“, grinste Ron. „Solange er nicht wieder nach Hogwarts kommt ist das ein Grund zum Feiern.“
Kein Draco Malfoy mehr? Harry lächelte bei dem Gedanken. Kein Spott mehr, keine herumstolzierenden Slytherins ...
“Und warum sollten seine Verwandten Draco nicht wieder zur Schule schicken?“, fragte Hermine. „Weißt du überhaupt wo Jeremiah Malfoy wohnt? Wenn er überhaupt derjenige ist, der Draco aufgenommen hat. Er wird wahrscheinlich einfach anderswo in den Zug steigen.“
„Äh... vielleicht schicken sie ihn auf eine andere Schule.“ Ron wollte die Hoffnung nicht aufgeben. „Er wollte immer nach Durmstrang. Vielleicht hat er seinen Wunsch erfüllt bekommen und wir sind ihn endlich los.“
„Niemand würde in der 5. Klasse die Schule wechseln.“ Hermine schüttelte den Kopf. „Der Stundenplan ist zu unterschiedlich, und er hätte auch Sprachprobleme. Victor sagte, dass sie Sprachkurse für die Erstklässler haben, aber die älteren Schüler können sie normalerweise nicht belegen, weil sie die anderen Stunden verpassen würden.“
Dennoch hofften Harry, Ron und Neville, dass Malfoy nicht auftauchen würde, und es sah aus als hätten sie Glück. Jedes Mal wenn der Zug anhielt öffneten sie das Fenster des Abteils und lehnten sich hinaus um unter den Kindern, die in den Zug stiegen nach Malfoy zu suchen, aber trotz seiner auffälligen silberblonden Haare sahen sie ihn nirgends.
Ja näher sie Hogwarts kamen, desto mehr fingen sie an daran zu glauben. Kein Draco Malfoy mehr! Ja!
Und tatsächlich war, als sie in Hogsmeade ausstiegen, noch immer kein Zeichen von Malfoy zu sehen. Sie hielten an um zu sehen wie die anderen Schüler aus dem Zug stiegen, und suchten dabei immer noch ein Zeichen von silberblonden Haaren, aber sie sahen nur Crabbe und Goyle, die noch immer verloren und verwirrt aussahen.
„Ja!“, brüllte Ron. „Wir sind ihn los!“
„Es gibt noch immer den kleineren Zug aus dem Norden“, erklärte Hermine.
„Oh, der kommt in 5 Minuten.“ erklärte ihnen Hagrid zwischen seinen Rufen nach den Erstklässlern. „Ihr solltet besser los, sonst kommt ihr zur spät zum Festessen.“
Ron und Harry wollten dennoch bleiben und auf den zweiten Zug warten, aber Hermine packte sie an den Armen und zog sie zu einer der Kutschen. „Kommt schon. In den letzten Kutschen ist kein Platz mehr wenn der Zug ankommt.“
Zögernd stimmten die Jungen zu und einige Minuten später erreichten sie Hogwarts und zwängten sich mit einer großen Menge aufgeregter Kinder hinein, glücklich darüber, dass sie wieder da waren. Sie versuchten sich schnell durch die Menge zu schieben, in der Hoffnung, gute Plätze am Gryffindortisch zu bekommen, damit sie einen guten Blick auf die Auswahlzeremonie hatten.
Harry schaffte es, sich gerade rechtzeitig in die Halle zu drängen um zu sehen wie Draco Malfoy ruhig von der anderen Seite herein kam. Harry stöhnte enttäuscht auf. Malfoy war doch hier! Und nicht nur das, er grinste ihm sogar zu und kam sich offenbar sehr schlau vor, weil er sich nicht den Weg durch eine riesige Menge bahnen musste.
Augenblick! Wie war er überhaupt durch diese Tür gekommen? Das war einer der Gänge, die zu einer Treppe führte, die in die Kerker ging, nicht in die Eingangshalle. War Malfoy so früh angekommen, dass er inzwischen schon im Gemeinschaftsraum der Slytherins gewesen war? Das schien unwahrscheinlich, und außerdem war es nicht die Tür, die die Slytherins normalerweise benutzten wenn sie zum Essen kamen. Die Treppe, zu der sie führte, war ziemlich klein und kam näher bei Snapes Büro heraus als beim Gemeinschaftsraum der Slytherins.
Und was hatte er für eine komische Schachtel in der Hand?
Draco erreichte die Große Halle gleichzeitig mit allen anderen. Er grinste als er sah, dass Harry Potter in der Tür fast erdrückt wurde und ging schnell zum Haustisch von Slytherin. Da. Nun würde niemand merken, dass er nicht wie alle anderen mit dem Zug gekommen war.
„Draco! Da bist du ja!“, rief jemand kurz darauf.
Er drehte den Kopf um zu sehen, dass Vincent und Gregory auf ihn zukamen.
„Wir haben dich verpasst“, erklärte ihm Gregory als sie ankamen.
„Du warst nicht im Zug“, erklärte Vincent. “Wir haben fast gedacht du kommst nicht.”
„Ich habe heute nicht den Hogwartsexpreß genommen.“ Draco grinste über ihre überraschten Gesichter.
„Warum? Wo warst du?“, fragte Gregory. “Ich wollte dir eine Eule schicken, aber sie kam immer wieder zurück.“
„Oh, ich hatte tolle Ferien an einem ganz geheimen Ort“, erklärte ihnen Draco.
„Echt? Trotz…äh…” Vincent unterbrach sich auf einmal, aber zum Glück übernahm sein bester Freund für ihn.
„Wo denn? Komm schon Draco, du kannst es uns sagen“, drängte ihn Gregory.
„Wenn ich es euch sagen würde, hättet ihr nur Angst“, grinste Draco.
“Du meinst, es ist ein wirklich geheimer Ort?”, fragte Vincent.
Draco nickte. „Ein Ort, an den euch eure Eltern nie lassen würden.“
“Der Verbotene Wald?”, fragte Gregory.
„Nein, verbotener.“
“Das Hauptquartier der Auroren in London?" Vincent nahm den gefährlichsten Ort, den er kannte.
„Natürlich nicht!“, schnaubte Draco. „Wer würde da die Ferien verbringen wollen? Nein, ich war an einem viel cooleren Platz, wo sich nicht einmal Auroren hintrauen.“
„Voldemorts Hauptquartier?“, schlug Gregory sofort vor.
„Nein. Da ist es wahrscheinlich todlangweilig und es ist mitten in der Pampa. Ich war an vielen Orten und habe viele Leute getroffen.“
„Oh komm schon, sag’s uns endlich!“, bettelte Vincent.
“Nein, ihr müsst raten“, bestand Draco.
„Wir haben keine Ideen mehr“, beschwerte sich Gregory einen Augenblick später.
„Nun, dann müsst ihr eben aufgeben“, grinste Draco.
Einen Augenblick lang sahen die beiden fast enttäuscht aus, aber dann wurden sie abgelenkt weil Blaise ankam und sie wie immer freundlich aber distanziert begrüßte und sich dann spöttisch an Draco wandte. „Kannst du dir keine besseren Umhänge leisten?”
Draco zuckte nur mit den Schultern. “Der geht schon, und ich muss nicht aufpassen ihn in einer Prügelei nicht zu zerreißen.“
Blaise schien diese Erwiderung etwas zu verwirren, aber er fing sich einen Augblick später. „Und was hast du da in der Schachtel?”
“Ja, Draco”, fragte Gregory eifrig. “Was ist in der Schachtel?”
“Mein neues Tier”, grinste Draco stolz.
Alle in Hörweite drehten sich um, um auf die Schachtel zu starren, die sich nicht bewegte. Severus hatte das Ei mit einem verzauberten Stück Stoff umwickelt, um es warm zu halten, so dass sie nur das Tuch sehen konnten.
„Nun, was ist es?”, fragte Vincent endlich.
”Ein Rabenei”, flüsterte Draco zurück.
„Ein Ei?”, wiederholte Blaise schnaubend. „Was ist so toll an einem Ei?“
„Man muss einen Raben als Ei kaufen, sonst gehorcht er einem nicht”, erklärte ihm Draco ruhig. „Man muss ihn selbst ausbilden.“
„Oh, und du denkst das kannst du?“, sagte Pansy Parkinson abfällig.
‚Nun, so viel zum Thema Freundin’, dachte Draco. „Professor Snape denkt das, und er weiß alles über Raben.”
“Ohm, wirklich?”, fragte Blaise.
“Er hat zufällig selbst einen“, antwortete Draco mit einem süßen Lächeln.
„Ja, das stimmt“, bestätigte Gregory zur allgemeinen Überraschung. „Das hab ich in seinem Büro gesehen.“
„Ihn“, korrigierte Draco. „Munin ist ein Männchen.“
Das brachte einen Augenblick lang alle zum Schweigen, dann fingen sie an ernsthaft Fragen zu stellen, und hörten erst auf, als Professor McGonagall mit den Erstklässlern ankam.
Draco starrte den Sprechenden Hut nur an als er sang und dabei erklärte wie die Gründer die Schule gegründet hatten, die allen Zauberern und Hexen eine Ausbildung bot. Selbst der verdammte Hut sollte es besser wissen. Er hätte wenigstens von der Schule in London wissen sollen.
Die Auswahl war ziemlich langweilig nachdem man sie das dritte Mal gesehen hatte. Das einzige interessante waren die grünen Gesichter der Erstklässler wenn sie aufgerufen wurden und unter den Augen der ganzen Schule vortreten mussten.
Draco sah zu wie die Menge der nervösen Kinder immer kleiner wurde, und bald bemerkte er die beiden Mädchen, die mit ihm im Secondhandladen Verkleiden gespielt hatten. Er winkte ihnen zu, und die mutigere von ihnen winkte zurück, während die andere ihn nur anlächelte. Beide schienen anschließend etwas weniger nervös zu sein.
"Carter, Araminta!", rief McGonagall kurz darauf, und die Mutigere von ihnen ging auf den Sprechenden Hut zu.
'Araminta', dachte Draco. ‘Den Namen muss ich mir merken.’ Oder würde sie lieber eine Abkürzung hören? Er glaubte sich daran zu erinnern, dass ihre Mutter sie Minty genannt hatte.
Der Hut brauchte nicht lang um Aramintas Schicksal zu beschließen. "Ravenclaw!", erklärte er nach wenigen Sekunden.
Draco applaudierte mit den Ravenclaws als sie zum Tisch ihres neuen Hauses ging.
„Kennst du die Kleine?“, flüsterte Vincent Draco ins Ohr.
“Hab sie und ihre Freundin im Sommer in der Winkelgasse getroffen. Wir hatten Spaß zusammen, also schätze ich, sie verdient etwas Unterstützung“, antwortete Draco ohne sich von der Auswahl abzuwenden. Schließlich hatte er keine Ahnung wann das andere kleine Mädchen aufgerufen wurde, und da sie die Nervösere der beiden war, brauchte sie seine Unterstützung noch dringender.
Aber die Auswahl ging weiter und weiter, und die Menge der Erstklässler wurde immer kleiner.
"Smith, David!" rief McGonagall als nur noch 5 Schüler übrig waren.
Smith, David? David Smith? Wo hatte er den Namen noch gehört? Oh ja!
Draco warf einen Blick hinüber zum Lehrertisch und sah, dass Severus' Aufmerksamkeit auf den Jungen gerichtet war, der so steif zum Hut ging, als wäre er in einer Marching Band. Er schaffte es kaum, ein Kichern zu unterdrücken, weil dem Jungen die Haare so militärisch geschnitten waren. ‚Wie ein kleiner Zombie’, dachte er.
David setzte sich sehr gerade auf den Stuhl und faltete die Hände im Schoß. Er verzog leicht das Gesicht als ihm der ausgefranste alte Hut auf den Kopf gesetzt wurde.
Sie warteten. Überall im Raum wurde leise geflüstert, als es immer länger dauerte und keine Entscheidung fiel. Dieser Junge war wohl wirklich schwer einzuteilen. Leider konnte Draco Davids Gesicht nicht sehen, weil ihm der Hut über den ganzen Kopf gerutscht war. Er fragte sich leise ob der Junge da unten überhaupt atmen konnte, aber der Hut hatte schließlich genügend Löcher.
Am Lehrertisch lehnte sich Professor Flitwick an Professor Snape vorbei, um den Direktor zu fragen was sie tun sollten wenn er ihn gar nicht einteilen konnte.
„Der Hut hat noch immer jeden Schüler einteilen können“, antwortete Dumbledore ruhig. „Wir brauchen nicht nervös zu werden weil er bei Mr. Smith etwas länger braucht. Ich erinnere mich an einige andere Schüler, bei denen er noch länger brauchte.”
Als wäre sein Stichwort gefallen, entschied sich der Hut endlich. “Slytherin!", sagte er mit etwas erleichtertem Tonfall.
Draco sah schnell zu Severus als alle um ihn herum zu klatschten anfingen. In den Augen seines Onkels blitzte es gefährlich. Draco grinste. Diese Beute war der Schlange direkt vor die Giftzähne gelaufen.
David schien sehr nervös zu sein als er sich seinen Mitschülern überheblich vorstellte.
Sie starrten ihn kurz an, dann brach ein dickes keines blondes Mädchen in Gelächter aus, und bald kicherte fast jeder am Tisch der Slytherins. David schien mit den tTränen zu kämpfen.
Am Lehrertisch sah Dumbledore Severus an. Der zuckte leicht mit den Schultern. „Ich kann doch nicht aufspringen und einen großen Aufstand machen, oder?“
Albus, der gut wusste, dass Severus ungewünschtes Verhalten sonst mit viel geringeren Mitteln unterbinden konnte, legte den Zwischenfall gedanklich zur Seite um ihn später zu überdenken. Etwas schien zwischen Severus und Mr. David Smith zu laufen.
Eine Vertrauensschülerin aus der 6. Klasse nahm die Sache in die Hand und erinnerte ihre Mitschüler daran, dass Slytherins nicht über ihre eigenen Leute lachten.
Gleichzeitig endete die Auswahlzeremonie damit dass McGonagall „Zoran, Jana!" aufrief.
Das andere kleine Mädchen aus dem Kleiderladen rannte fast zum Stuhl um den Blicken der anderen zu entgehen. Sie hatte Glück und wurde schnell einsortiert, und zum ersten Mal in seinem Leben klatschte Draco für eine Hufflepuff. Nun, zumindest hatte keiner seiner Freunde das Pech gehabt, in Gryffindor zu enden. Er nahm an, dass Hufflepuff nicht schlimm war. Wenigstens würde Jana viele nette, wenn auch wahrscheinlich dumme Freunde finden.
Weniger als eine Minute später tauchte das Essen auf den Tischen auf und Draco wurde auf einmal klar, dass er den Sommer über kaum Fleisch gegessen und es nicht einmal sehr vermisst hatte. Dennoch waren hier viele Dinge, die sich die Snapes nicht leisten konnten, und er füllte sich schnell den Teller und erinnerte sich dabei streng daran, dass er auch Gemüse essen musste. Schließlich war Gemüse gesund. Auch wenn man es den ganzen Sommer über gegessen hatte.
Er hatte gerade angefangen zu essen, als auf einmal eine Eule in die Halle flatterte. Der arme Vogel sah völlig erschöpft aus. Er musste tagelang geflogen sein, vielleicht sogar wochenlang, denn seine Federn waren zerzaust und seine Flügel müde. Die Eule konnte nicht mehr gerade fliegen und wackelte auf den Slytherintisch zu, wo sie in eine Schüssel Kartoffelpüree vor Draco fiel.
Draco zog sie heraus und setzte sie auf den Tisch, und die Eule hielt ihm sofort ein Bein hin. Sobald der Junge ihr den Brief abgenommen hatte, seufzte die Eule erschöpft und ließ sich dann auf den Teller sinken. Sie war zu müde um das Essen auch nur anzurühren.
„Was ist das?", fragte Gregory neugierig.
„Mein Hogwartsbrief für dieses Jahr“, antwortete Draco geistesabwesend.
Wie war das möglich? Die Eule hatte doch nur von Hogwarts nach Hogsmeade fliegen müssen, dieselbe Entfernung, die er und Severus heute gegangen waren. Severus hatte gesagt, dass die Eule jung war, und ein genauer Blick darauf schien das zu bestätigen. Sie sah erschöpft aus, nicht alt. Konnte sie krank sein?
Draco hob das Tier vorsichtig aus seinem Essen und ging zum Lehrertisch. Er ignorierte die neugierigen Blicke seiner Mitschüler.
Die Lehrer hörten auf zu essen und sahen fast ebenso neugierig wie die Schüler zu wie Draco die reglose Federkugel zu Severus brachte.
„Was ist denn, Draco?“, fragte der Meister der Zaubertränke fast freundlich.
”Mein Hogwartsbrief“, antwortete Draco. „Ist das die fehlende Schuleule?“
Severus sah die Eule nur einen Augenblick lang an und wandte sich dann an McGonagall. "Minerva?"
Die Hauslehrerin von Gryffindor stand auf um sich den Vogel genauer anzusehen, dann zuckte sie mit den Schultern. „Könnte sein. Die Größe stimmt, aber ich kenne die Eule nicht gut genug um sie zu erkennen. Es ist schließlich eine von vielen.
Hagrid griff mit einer seiner großen Hände über den Tisch und nahm Draco den Vogel aus der Hand. Er streichelte sanft seine zerzausten, hängenden Federn und zog eine Erbse unter seinem Flügel heraus, dann sah er mitleidig über den armen Vogel wieder zu Draco. „Ja, das ist Chip. Er fehlt schon den ganzen Monat. Was hast du dem armen Kerl angetan?”
“Nichts”, verteidigte sich Draco. “Ich habe ihn noch nie gesehen. Er sollte nur meinen Hogwartsbrief abliefern und ist gerade erst angekommen.”
“Das ist sehr seltsam”, bemerkte Severus. “Draco war die Ferien über bequem in Reichweite für die Eule. Es gibt wirklich keinen Grund aus dem sie so erschöpft sein sollte.”
Direktor Dumbledore schlug ruhig vor: “Vielleicht sollten Sie Chip lieber von den anderen Eulen trennen bis er sich ganz erholt hat, Hagrid. Es sieht aus als wäre er vielleicht krank. Vielleicht sollten Sie ihn auch zu Madame Pomfrey bringen.“
Hagrid nickte. „Das werde ich tun, Professor. Der arme kleine Chip. Er ist sonst immer so ein glücklicher, lebhafter kleiner Vogel.“
„Ich scheine Pech mit Eulen zu haben“, sagte Draco zu Severus. „Gregory hat mir auch eine geschickt, aber sie hat mich nicht gefunden und seinen Brief zurückgebracht.“
„Nun, er hat deine Adresse nicht gehabt, also hat dich seine Eule vielleicht nicht gefunden“, versuchte Severus es zu erklären. Eigentlich war es ein sehr unwahrscheinlicher Zufall, als wäre Draco für die Eulen unsichtbar gewesen. Es war theoretisch möglich, jemanden vor einer Eule zu verstecken, aber Chip hatte den Jungen jetzt gefunden. Er war direkt - oder so direkt er konnte - auf ihn zugeflogen seit er die Halle erreicht hatte.
„Aber sollte eine Eule einen Zauberer nicht ohne Adresse finden können?“, fragte Draco. „Viele schon, aber das ist schwer. Ich schätze Mr Goyles Eule ist einfach nicht besonders gescheit“, antwortete Severus, der noch immer genau über das Geheimnis nachdachte. Wenn Draco nicht unsichtbar war, bedeutete das, dass die Eulen aus irgendeinem Grund die Wohnung in West Hogsmeade nicht finden oder erreichen konnten, was bedeutete, dass die Wohnung verzaubert war.
Aber Munin hatte kein Problem dabei, den Heimweg zu finden, und die Eule vom Tränkeladen in der Winkelgasse hatte ihn auch ohne Verzögerung gefunden. Wenn die Wohnung nur für Eulen unsichtbar war, hätte er ebenso wenig Briefe bekommen sollen wie Draco.
Es sei denn... „Kann ich deinen Brief kurz sehen, Draco?“, fragte Severus so vorsichtig er konnte.
„Klar. Er ist aber in das Kartoffelpüree gefallen.“ Draco hielt ihn ihm hin.
Severus betrachtete schnell den Umschlag. Keine Adresse, wie erwartet, aber hatte er je von einem Spruch gehört, der einen Ort unsichtbar für Eulen machen konnte wenn sie keinen adressierten Brief trugen? Wenige Leute hatten ihn im Merlin Park je besucht, und noch weniger waren in der Lage, einen solchen Spruch zu sagen, ohne dass Severus sie dabei erwischte.
„Du solltest weiteressen“, sagte er zu Draco, als er den Brief zurückgab. „Du musst Hunger haben.“
Draco nickte und eilte davon. Severus sah ihm kurz nach und wandte dann seine Aufmerksamkeit dem alten Zauberer neben ihm zu. Welche geheimen Sicherheitsvorkehrungen hatte Albus getroffen um seine Familie zu schützen?
“Draco, ich muss dir was sagen“, sagte Vincent sobald Blaise an diesem Abend den Schlafsaal verlassen hatte, um ins Badezimmer zu gehen.
„Oh wirklich? Was?”, fragte Draco. Er fragte sich, warum Vincent es beim Essen nicht gesagt hatte. So wie Vincent es gesagt hatte, klang es als würde er es für wichtig halten, also warum hatte er so lange gewartet?”
“Greg, pass auf die Tür auf“, befahl Vincent. "Wenn Blaise oder sonst einer rein kommen will, warne uns. Das ist wichtig.”
“Oh, das ist es.” Gregory nickte. "Tut mir leid, Draco”, fügte er hinzu als er hinaus ging.
„Leid?”, wiederholte Draco, wobei er Vincent fragend von seinem Bett aus ansah.
„Nachricht vom dunklen Lord“, erklärte Vincent seine Vorkehrungen.
„Der dunkle Lord?”, wiederholte Draco. „Du hast mit Voldemort selbst gesprochen?“
„Mein Vater. Er bat mich dir zu sagen, dass der Lord denkt, dass es nicht sicher ist wenn du mit uns eingeführt wirst“, berichtete Vincent. „Er denkt, dass die Auroren dir jetzt nachlaufen und dass du uns nur alle in Gefahr bringst, also bist du draußen. Du kannst kein Todesser werden bevor wir übernommen und das Ministerium vernichtet haben.“
Draco musste darum kämpfen, um nicht laut über den unglücklichen, mitleidigen Blick zu lachen, den ihm Vincent zuwarf. „Ist schon gut, Vincent. Das war mir auch schon klar. Ich muss einfach damit leben.“
„Es wird schwer”, bemerkte Vincent noch immer mitleidig. “Ich meine, nach dem was mit deinem Vater passiert ist und du all das Geld verloren hast.“
“Darüber bin ich weg, Vincent.” Draco sah auf einmal eine große Chance. “Ich habe schon Pläne gemacht, mit der Situation klar zu kommen.“
„Echt?“ Vincents Neugier wurde wie auf Befehl geweckt. „Was machst du?“
„Ich nehme Muggelkunde“, grinste Draco.
“Was?“ Vincent glaubte offensichtlich seinen Ohren nicht.
„So werde ich dem Ministerium zeigen, dass ich ein netter, muggelfreundlicher Zauberer des Lichts bin“, erklärte Draco. „Es wird Jahre brauchen, um sie ganz zu überzeugen, wenn ich es überhaupt schaffe, aber ich wette, dass sie mir so zumindest weniger Probleme machen.“
„Haben sie dir schon Probleme gemacht?“, fragte Vincent mitfühlend.
Draco nickte. „Wir wurden in den Ferien durchsucht, und ich habe auch eine Stunde oder so im Gefängnis gesessen und bin verhört worden.“
“Sie haben dich wirklich eingesperrt?“ Vincent war erschrocken.
„Oh, nur bis mich Professor Snape rausgeholt hat.” Draco hatte viel Spaß dabei, Vincent dazu zu bringen, seine Ferienerlebnisse falsch zu interpretieren. „Er ist wirklich gut wenn es um Auroren geht, weißt du. Einer hatte fast Angst, aber natürlich war er nur ein zweitrangiger Gefängniswärter. Die, die wirklich im Feld sind sind viel härter, sagte Snape.“
„Sie haben nicht einmal vor Snape Angst?“ Vincent schluckte. „Oh Mann, dann müssen sie echt furchtbar sein.“
Draco konnte kaum gegen ein triumphierendes Lächeln ankämpfen. “Weißt du, wenn sie dir so viel Angst machen, solltest du vielleicht auch kein Todesser werden. Du wirst sie sehr oft treffen wenn du das tust, und sie werden dich nicht so ‘nett’ behandeln wie mich, wenn du mal erwachsen bist. Professor Snape hat mir ein paar echt scheußliche Sachen erzählt.”
Vincent wurde sehr still. Offensichtlich dachte er ernsthaft über Dracos Warnung nach. Als er über eine Minute lang nichts sagte, öffnete Draco die Tür und winkte Gregory wieder herein.
„Tut mir wirklich leid, Draco“, sagte Gregory wieder.
„Ist schon gut, Gregory. Ich wusste es schon”, versicherte ihm Draco. Er beschloss, die Geschichte nicht für Gregory zu wiederholen, das sollte Vincent für ihn tun, mit etwas Glück würde er sie noch beängstigender machen, und Gregory war leicht zu überzeugen. Mit etwas Glück reichte ein kleiner Kommentar von Severus dazu aus, Voldemort noch zwei Gefolgsleute zu nehmen.
Zumindest würde Vincent ein Gerücht in die Welt setzen, das sein plötzliches Interesse an Muggelkunde erklärte.
Blaise kam nur Augenblicke später zurück. „Was, packst du immer noch aus?“
“Nein, ich hab nicht mal angefangen”, grinste Draco ihn an. Das hatte zwei Gründe. Wichtiger war wahrscheinlich, dass er im Augenblick zu faul war, aber er wollte auch verhindern, in das übliche Chaos zu geraten, wenn vier Jungen gleichzeitig auspackten.
„Willst du aus dem alten Kasten da leben?“, sagte Blaise mit einem spöttischen Blick auf Dracos Koffer.
„Ich will morgen auspacken“, erklärte ihm Draco kalt. „Und übrigens mag ich den Koffer.“
„Echt? Sieht aus als wäre er schon mal benutzt worden“, bemerkte Blaise angewidert.
„Das ist er auch“, sagte ihm Draco. „Professor Snape war so freundlich, mit seinen alten Schulkoffer zu leihen, da der meine leider während der Ministeriumsdurchsuchung in Malfoy Manor verschwunden ist."
“Snapes Koffer?“, fragte Gregory fasziniert. “Oh, wow!" Er und Vincent kamen sofort um Dracos Koffer zu betrachten.
„Pfoten weg!“, warnte ihn Draco. „Ich will ihn in einem Stück zurückgeben.“
“Ich hätte trotzdem lieber was neues“, spottete Blaise.
“Das ist eine Frage von persönlichem Geschmack, schätze ich“, antwortete Draco ebenso. „Ich zum Beispiel mag die ganzen alten Sachen, die mir Professor Snape gegeben hat."
"Snape, Snape, Snape", wiederholte Blaise. "Das ist alles was du heute sagst, oder? Wo warst du in den Ferien? In Snape Manor?"
”Es gibt kein Snape Manor", erklärte ihm Vincent. "Es wurde vor langem verkauft. Um Schulden zu bezahlen, denke ich.“
„Wo wohnt Snape dann?“, fragte Gregory überrascht. Er konnte sich wohl nicht vorstellen, dass jemand nicht in einem Herrenhaus wohnte.
„Hier in Hogwarts?", schlug Blaise schulterzuckend vor.
„Nein, tut er nicht.” Gregory schüttelte den Kopf. “Sonst wäre er jedes Wochenende hier. Ich habe mal Filch gefragt wo er war und er hat gesagt, er wäre heimgegangen.“
„Vielleicht hat er ein altes Schloss?“, versuchte es Vincent.
“Warum sollten sie das Herrenhaus verkaufen wenn sie ein Schloss hätten?“, schoss Blaise zurück.
„Vielleicht hat er ein neues Herrenhaus gekauft“, beschloss Gregory. “Eines das einfach nicht Snape Manor heißt."
“Ich wette Draco weiß wo Snape wohnt“, sagte Vincent. „Ja, Draco?"
Draco nickte nur. Er lachte zu laut um zu antworten.
„Na wo denn?“, wollte Blaise ungeduldig wissen,.
Draco kämpfte mit seinem Gelächter, aber er kicherte noch immer leise als er antwortete: „Darf ich nicht sagen. Ist geheim.“
„Geheim? warum sollte Snape eine Geheimadresse haben?“, fragte Blaise.
„Damit er in den Sommerferien nicht von neugierigen oder rachsüchtigen Schülern belästigt wird?“, schlug Vincent vor. „So wie ihn die Gryffindors hassen hat er Grund genug, nicht gefunden werden zu wollen.“
Das klärte die Frage Gregorys Meinung nach genug auf, und er packte weiter seinen Koffer aus. Vincent drehte sich ebenfalls um, aber Blaise wollte es nicht sein lassen.
„Oh, und Draco ist der einzige der es wissen darf?“, fauchte er. „Warum sollte er der einzige sein?“
“Weil ich der einzige bin, den Snape zu sich eingeladen hat, darum”, erklärte Draco. “Und ich habe versprochen es nicht zu sagen, also sage ich es auch nicht.”
“Okay, wer von euch hat meine weißen Socken?”, wollte Gregory plötzlich wissen. “Ich habe sie hier in meinen Koffer getan, und jetzt sind sie weg.”
"Deine Socken?”, wiederholte Blaise verärgert als ihm klar wurde, dass Gregory ihn ansah. “Warum sollte jemand deine Socken wollen?"
„Sie waren hier in meinem Koffer und jetzt sind sie weg“, wiederholte Gregory wütend.
“Nun, ich habe sie nicht genommen”, knurrte Blaise zurück. “Ich würde deine stinkenden Socken nicht mal anfassen wenn du mich dafür bezahlen würdest.“
„Meine Socken stinken nicht! Unser Hauself hat sie gerade gewaschen!“, schrie Gregory wütend, wobei er näher zu Blaise trat und die Fäuste ballte.
Vincent hielt ihn aber zurück indem er seinen Umhang packte. “Tritt nicht auf meinen Festumhang. Du machst Fußspuren drauf.”
“Was macht dein Festumhang denn auf dem Boden?”, fragte Gregory stirnrunzelnd.
„Ich hab ihn gerade ausgepackt aber ich muss meine Schulumhänge umhängen um Platz im Schrank zu machen. Also hab ich ihn inzwischen auf den Boden gelegt,. Jetzt sei brav und geh an deinen eigenen Koffer.” Vincent versuchte Gregory zurück zu drängen.
„Aber ich brauche meine weißen Socken“, protestierte Gregory.
“Vielleicht hast du sie schon ausgepackt?”, schlug Draco vor, wobei er sich auf den Bauch drehte um seinen Koffer öffnen zu können ohne aufstehen zu müssen.
„Ich denke nicht“, antwortete Gregory.
„Hast du schon nachgesehen ob sie im Schrank sind?“, fragte Vincent während Draco seinen Schlafanzug heraus holte.
Gregory ging hin und suchte im Schrank. „Sie sind nicht drin.“
„Hast du die Socken nicht auf den Stuhl gelegt als du kurz raus bist?“, fragte Draco als er seinen Rucksack nahm.
Gregory sah auf dem Stuhl nach, “Oh da sind sie ja! Danke, Draco!“
“Wo ist mein zweiter Schuh?”, schrie Blaise einen Augenblick später.
Draco seufzte und zog Kuschel und seine Rakerskappe heraus. Er setzte die Kappe auf und den Teddy auf sein Kissen, fast wie zu hause.
“Was ist das?“, fragte Vincent mit großen Augen.
„Mein Teddy“, erklärte Draco. “Ich behalte ihn weil er ein Geschenk von jemandem war.” Er wollte nicht wieder Snape sagen, weil das Blaise vielleicht dran erinnerte, dass er wusste wo Snape wohnte.
Nach den Blicken die ihm Vincent und Gregory zuwarfen mussten sie annehmen, dass er von seinen Eltern sprach.
„Ich habe nicht den Bären gemeint“, sagte Vincent etwas unruhig. „Was ist das Ding auf deinem Kopf?“
„Meine Kappe?“, sagte Draco ungläubig. „Das ist nur eine normale Kappe, wie Muggelkinder sie ständig tragen. Sie sind echt bequem wenn es warm ist und einem die Sonne in die Augen scheint.“
"Äh, es scheint aber keine Sonne hier drinnen, Draco“, erinnerte ihn Gregory.
“Ich weiß, ich setze sie nur gerne auf”, erklärte Draco geduldig. „Es war ein Geschenk von meinen neuen Freunden.“
„Neue Freunde?“, wiederholte Blaise. „Welche neuen Freunde?“
„Nur ein paar Kinder, die ich in den Ferien getroffen habe“, sagte Draco verteidigend. „Ihr kennt sie nicht.“
“Du hast dich mit Muggelkindern angefreundet?“, fragte Vincent erschrocken.
“Nein, sie sind Zaubererkinder“, korrigierte Draco. „Sie gehen nur in eine andere Schule. Mike hat mir gesagt, dass es noch drei Zaubererschulen in Großbritannien gibt, von denen ich nie gehört habe.“
„Mike?", fragte Gregory. “Der Siebtklässler aus Ravenclaw?”
”Nein, mein Freund Mike, der gar nicht nach Hogwarts geht”, bestand Draco. Ravenclaw hätte aber vielleicht zu Mike gepasst, beschloss er, sein Wissen über Verwandlungen zumindest würde jeden Ravenclaw stolz machen.
Alles in allem war sein erster Tag in Hogwarts nicht so schlimm gewesen wie erwartet, dachte Draco später, als er im Bett lag. Seine Mitschüler waren neugieriger aber weniger aggressiv gewesen als erwartet. Natürlich würde Morgen der Unterricht beginnen, und das bedeutete wohl, dass er mit den Gryffindors auskommen musste. Er hoffte nur. dass das ebenso leicht würde.