Dieses mal war es Munin der Rabe, der Draco am Morgen aufwecke, und anders als die Katze schien er es absichtlich zu machen.
Munin wusste genau wie man Türen öffnete. Er war ein schlauer Vogel, und Snape hatte ihm alle möglichen Tricks beigebracht. Er flog einfach hinüber und landete auf dem Türgriff. Das war genug für die Tür. Ein leichter Flügelschlag ohne loszulassen stellte sicher, daß die Tür sich wirklich öffnete, und Munin flog hinein, sah Draco, der auf der Couch schlief, auf der er üblicherweise saß, wenn Snape in seinem Labor arbeitete, und landete genau neben Dracos Kopf. Der Junge schlief friedlich weiter.
Nun, das war kein Problem für Munin.
"Guten Morgen!“ sagte der Rabe genau neben Dracos Ohr.
„Was? Was zum?“ Draco setzte sich auf und sah sich verwirrt um.
„Guten Morgen!“, wiederholte der Rabe.
Draco starrte den Vogel einen Augenblick lang an. Gestern hatte er nichts gesagt. Nun, vielleicht konnte er nur ‚Guten Morgen’ sagen und hatte es nicht für richtig gehalten das abends zu sagen?
"Morgen, Munin", sagte er als er aus dem Bett kroch.
"Fliegen!", sagte der Rabe als er auf Dracos Schulter sprang.
"Ich kann nicht fliegen. Ich habe meinen Besen nicht dabei. Du musst selbst fliegen. Du hast Flügel.”
"Krächz?"
"Ich bin ein Mensch“, erklärte Draco, wobei er mit einem Finger über die weichen schwarzen Federn auf dem Rücken des Vogels fuhr. „Ich kann nicht ohne Besen fliegen. Du bist ein Vogel. Du kannst deine Flügel zum Fliegen benutzem. Ich habe keine Flügel.“
"Essen!", verkündete der Rabe als er ins Wohnzimmer davonflog.
Dieses Mal war Professor Snape noch da, als Draco zum Frühstück kam, aber er war dabei zu gehen.
"Wo gehen Sie hin?”, fragte Draco ihn verschlafen.
"Nach London, zum Prozeß deines Vaters.“
"Kann ich mitkommen? Ich würde gerne nach Hause gehen und ein paar Sachen packen, die ich brauche.“
"Nein, ich fürchte nicht. Das Haus ist wahrscheinlich sowieso abgeriegelt. Sie werden dich nichts wegnehmen lassen, bevor sie mit der Durchsuchung fertig sind.“
"Aber ich brauche frische Kleidung. Ich habe nichts mitgenommen als ich gegangen bin. Kann ich nicht wenigstens ein paar Kleider haben?“
„Sie würden dich nichts nehmen lassen, Auroren können wirklich seltsam sein, wenn es um so was geht.“
„Wir kaufen dir auf dem Markt ein paar Muggelkleider“, unterbrach Sarah als sie sah, daß Draco wieder widersprechen wollte.
"Muggelkleider?!“
"Die meisten Leute hier tragen sie. Es wird Spaß machen. Als würdest du dich für einen Kostümball verkleiden.”
Draco war noch nie auf einem Kostümball gewesen, und die Vorstellung klang lustig, aber sich in Muggelkleidung sehen zu lassen?
„Du wirst hier nicht mehr so sehr auffallen, wenn du Muggelkleider trägst“, erklärte Snape. „Alle Kinder hier tragen Muggelkleider. Du wirst weniger nach einem reichen Kind aussehen, wenn du es auch tust.“
„Heißt das, daß ich dann in den Park gehen kann“? Draco dachte es konnte nicht schaden, wenn er fragte.
„Nein kannst du nicht. Auch wenn du aussiehst wie eines der Kinder von hier heißt das nicht, daß du eines bist. Jetzt sei brav und bleib in Sarahs Nähe wenn ihr auf den Markt geht. Sie wird deine Hilfe brauchen. Und vergiß nicht den Hund mitzunehmen. Er braucht Bewegung. Ich werde wahrscheinlich nicht zum Abendessen zu Hause sein. So wie ich Lucius kenne, wird das eine sehr lange Verhandlung werden.“
Munin startete in dem Augenblick, in dem Snape die Türeöffnete, von der Rückenlehne des Stuhls, und Draco konnte gerade noch sehen, wie er auf Snapes Schulter landete, bevor sich die Tür hinter ihnen schloß.
„Warum nimmt er den Raben mit? Will er während der Verhandlung Briefe verschicken?“
„Nein, Munin sitzt nur gerne auf seiner Schulter. Er folgt ihm überall hin wenn er darf. Deswegen freut sich der Rabe so über die Sommerfeiren. Er darf das in der Schule nicht.“ erklärte Sarah, als sie Billy aus seinem Stuhl hob und zum Spielen auf den Boden setzte.
"Dako!", quietschte das Baby sofort und krabbelte zu Dracos Stuhl hinüber.
„Sorry, Billy, Dako kann nicht mit dir spielen. Dako muß das Geschirr waschen“, erklärte Draco dem Baby, aber er hob ihn trotzdem auf.
"Wassschen!"
"Setz ihn auf einen Stuhl neben die Spüle und laß ihn zusehen“, riet Sarah. “Aber laß ihn nicht nahe genug, um ans Geschirr zu kommen. Er würde es zerbrechen.”
Draco nickte und nahm einen Stuhl für das Baby. Billy weigerte sich aber darauf sitzen zu bleiben. Er stand lieber auf und hielt sich an der Rückenlehne fest.
"Wassschen!"
"Sofort, Chef!” kicherte Draco. “Ich würde nur lieber erst das Geschirr holen. So lässt es sich viel leichter waschen.“
"Dako! Wassschen!"
Es stellte sich heraus, daß Billy unbedingt helfen wollte, aber keine Ahnung hatte wie, und größtenteils im Weg war. Draco beschloß endlich ihm ein Geschirrtuch und einen frisch abgewaschenen Löffel zu geben. Billy steckte erst das Tuch in den Mund, schien den Geschmak aber nicht zu mögen und beschloß, es fallen zu lassen. Dann untersuchte er den Löffel, steckte ihn ebenfalls in den Mund (aber das falsche Ende, da das andere etwas zu groß für seinen Mund war) und beschloß dann ihn dazu zu benutzen, alles in Reichweite damit zu schlagen.
Sarah nahm ihm schließlich den Löffel weg, weil sie das Geräusch nicht mehr aushielt und gab ihn Draco zurück, der ihn wieder wusch und schnell wegräumte, bevor Billy ihn zurückfordern konnte.
Als das Geschirr fertig war, bereiteten sie sich darauf vor, auf den Markt zu gehen. Draco war sehr aufgeregt. Er war noch nie einkaufen gegangen, abgesehen von Ausflügen in die Winkelgasse und die Nockturngasse, um seine Schulsachen zu holen, und dem gelegentlichen Halt bei Honeydukes während der Hogsmeade-Wochenenden. Auf den Markt zu gehen, war immer die Aufgabe der Hauselfen gewesen.
Billy war ebenfalls aufgeregt. Er sah, daß Mami seinen Buggy herausholte und fing an, glücklich zu quietschen. Er würde hinaus gehen und alle möglichen Sachen zu sehen bekommen.
Am aufgeregtsten von allen aber war ‚dieser Hund’.
Er rannte durch das ganze Zimmer, wedelte mit dem Schwanz und sprang an ihren Beinen hinauf, dann flitzte er wieder auf die Tür zu und bellte wie verrückt. Draco versuchte ihn zu fangen und zu beruhigen, aber er war einfach nicht schnell genug. Sarah lachte nur und hob Billy auf.
“Also Draco, was willst du? Billy oder den Buggy?”
“Wollen?”
"Zum Tragen. Wir haben keinen Aufzug, also müssen wir sie die Treppen hiuntertragen.“
“Oh, okay, Billy", beschloß Draco.
"Bist du sicher? Er ist schwerer. Und der Buggy zappelt nicht wenn du ihn hältst, weißt du.“
"Aber Billy ist süßer, und der Buggy nennt mich nicht Dako", sagte Draco, während er die Schuhe anzog und ihr das Baby vorsichtig aus den Händen nahm.
"Dako!", quietschte Billy sofort.
"Was ist eigentlich ein Aufzug?“, fragte Draco Sarah.
"Ein Aufzug ist wie eine große Kiste, die einen im Haus rauf- und runterträgt. Noch ein elektrisches Muggelspielzeug, aber eines, daß sie nicht hier in Hogsmeade haben.“
”Woher kennen Sie es dann?”
“Sie haben sie in den großen Muggelgebäuden in London. Kauft ihr nie in London ein?”
“Sicher, in der Winkelgasse und in der Nockturngasse. Vater würde nie in einen Muggelladen gehen. Ich dachte, Sie wüssten mittlerweile, daß er ein Todesser ist. Todesser kaufen keine Muggelsachen. Wusste Sie das nicht?”
“Severus scho…äh..wolltest du nicht die Türklingel sehen, Draco?” Sarah öffnete die Tür und sie gingen in den Gang hinaus. Es war noch immer dunkel. Sie drückte schnell auf einen der rot leuchtenden Punkte um Licht zu machen.
“Siehst du den kleinen weißen Knopf gleich neben der Tür? Das ist die Türklingel, drück drauf, und es klingelt.“
Der Knopf sah genauso aus, wie die leuchtenden, abgesehen davon, daß er nicht leuchtete und nicht rot war. Draco drückte darauf und hörte das seltsame BRRRING! Wieder, das den Besuch des unfreundlichen Aurors am Vortag angekündigt hatte. Er versuchte die Türklingel noch ein paar mal bis er sicher war, daß sie nichts anderes machte.
„Wozu ist das gut?“, fragte er dann.
“Es sagt den Leuten drinnen, daß jemand vor der Tür steht. Man drückt drauf, wenn man reingelassen werden will.”
“Oh, dann ist es, als würde man klopfen?”
“Genau. Nur lauter und ein einzigartigeres Geräusch. Man kann es nicht mit etwas verwechseln. Nun, wenigstens nicht wenn man keinen Wecker oder Telefon hat.”
”Wecker oder Telefon?”, fragte Draco neugierig.
„Wir haben sie nicht, Draco, und ich habe sie auch nie benutzt. Ich habe nur gehört, daß sie Muggelsachen sind, die ähnliche Geräusche machen. Jetzt komm mit. Wir müssen immer noch zum Markt gehen und ich würde gerne zurückkommen, bevor ich das Mittagessen kochen muß.“
Draco nickte und folgte ihr den Gang hintuner zu den Treppen. Er bekam wieder die Gelegenheit das Licht anzuschalten, als sie das 3. Stockwerk erreichten, und Sarah lächelte über sein stolzes Grinsen als es anging.
Trotzdem kam es Draco vor, als wäre etwas seltsam. Etwas wichtiges, das er übersehen hatte. Er ging im Kopf immer wieder ihr Gespräch seit dem Zeitpunkt durch, an dem sie aus der Wohnung gekommen waren, aber ihm fiel nichts ein. Als sie die Tür erreichten und in den Park traten, gab er endlich auf.
Und da fiel es ihm ein. Es war passiert, bevor sie die Wohnung verlassen hatten. Deswegen war ihm nichts eingefallen. Sarah hatte angefangen, etwas über Professor Snape zu sagen, sich aber gefangen und seine Aufmerksamkeit stattdessen auf die Klingel gelenkt. Was hatte sie sagen wollen? Worüber hatten sie geredet?
Es hatte etwas mit seinem Vater zu tun gehabt. Aber was genau hatte er gesagt? Er konnte sich nicht daran erinnern und schob den Gedanken beiseite. Snape hatte Sarah etwas über seinen Vater erzählt, und sie hatte nicht darüber reden wollen, weil sie befürchtet hatte, daß es ihn an den Tod seiner Mutter erinnern würde. Sie hatte wahrscheinlich gedacht, er würde wieder zu weinen anfangen und so hatte sie ihm stattdessen die Klingel gezeigt.
Jetzt gingen sie durch den Merlin-Park, und Draco sah sich neugierig um. Dieser Ort sah ihm noch immer kein bißchen gefährlich aus. Es gab Bäume und Büsche und hier und da sogar ein paar Blumen. Und es gab den großen Rasenplatz, auf dem die Kinder gestern früh Ball gespielt hatten.
Dieses Mal war das Feld leer, abgesehen von einem sehr kleinen Mädchen, das eine leere Dose herumkickte und das Spiel der älteren Kinder nachmachte. Draco sah ihr neugierig zu. Sie trug keine blaue Kappe und kein rotes Tuch. Hieß das, daß sie zu keiner Gang gehörte?
"Mrs. Snape?", fragte er Sarah vorsichtig. „ Professor Snape sagte, daß es für Kinder im Park nicht sicher ist, wenn sie zu keiner Gang gehören.“
„Das stimmt, aber du bist sicher, solange du bei mir bist. Sie würden Erwachsenen nichts tun. Zumindest keinen Erwachsenen von denen sie wissen, daß sie hier wohnen.“
“Aber was ist mit dem Mädchen da? Sie gehört auch nicht zu einer Gang. Wenigstens scheint sie keine Uniform zu tragen.“
„Oh, aber das tut sie. Sie ist zu jung, um wirklich in einer der Gangs der großen Kinder aufgenommen zu werden, also darf sie ihre eigentlichen Insignien noch nicht tragen, aber sie trägt ein rotes T-shirt. Rot ist die Farbe der Sharks.“
“Dann ist sie ein Shark?“
„Nein, aber sie will einer sein. Sie kann kein Shark sein, weil sie zu jung ist. Sie nehmen keine Kinder auf, die sich noch nicht bewiesen haben, aber die Kleinen, die hoffen einmal Sharks zu werden, sind sozusagen eine eigene Gang. Du kannst sie an ihren roten T-Shirts erkennen. Sie sind nicht ganz dasselbe, wie die Tücher der echten Sharks, aber trotzdem eine Uniform.”
“Dann beschützen die Sharks sie?”
“Manchmal, aber sie kann sich nicht darauf verlassen. Im Moment hofft sie wahscheinlich, daß die Rakers länger nicht in der Nähe sind und es für unter ihrer Würde halten, ihr etwas zu tun, weil sie kein echter Shark ist. Sie sollte aber besser auf die aufpassen, die gerne Rakers werden möchten. Sie ist auf Rakerterritorium. Die Sharks werden sie hier bestimmt nicht beschützen. Sie riskieren nicht wegen eines Kindes, das kein echtes Mitglied ihrer Gang ist, einen Bandenkrieg.“
"Professor Snape sagte gestern, daß die Sharks einen Streit mit den Rakers zu suchen scheinen. Denken Sie, sie ist hier um einen anzufangen?“
"Unwahrschienlich. Sie würden ein echtes Mitglied schicken, und sie würden es nicht am Markttag machen. Die meisten der Kinder werden heute auf dem Markt herumhängen. Auf beiden Seiten. Sie werden dort kämpfen, wenn sie überhaupt kämpfen.”
Tatsächlich sah der Park sehr leer aus und Draco bemerkte bald, daß sie nicht die einzigen waren, die auf den Marktplatz gingen. Überall waren Leute, und die meisten von ihnen trugen Muggelkleider oder eine Mischung aus Zauberer- und Muggelkleidern. Draco fühlte, daß ihn die Leute beobachteten. Seine Kleidung hob ihn unter diesen Menschen hervor. Sarah hatte offensichtlich recht, was das Kaufen von Muggelkleidung betraf.
Der Markt selbst war im ‚besseren’ Teil von West Hogsmeade, wo es tatsächlich kleine Häuser gab, die in gutem Zustand zu sein schienen, aber sie waren noch immer sehr klein und viele von ihnen stellten sich als Läden heraus. Ein Bäcker, ein Schneider, ein Zimmermann und ein sogenannter Muggelladen. Draco stand eine Weile vor seinen Schaufenstern und starrte die seltsamen Gegenstände an, die ausgestellt waren. Einige waren einfache Kuriositäten, wie reglose Bilder, oder Spielzeug, wie Miniaturautos, aber andere waren Lampen oder Küchengeräte. Sarah erklärte ihm einige, aber dann bestand sie darauf, daß sie weiter mussten.
Der Markt war auch ein toller Anblick. Einige Ladenbesitzer hatten einfach Tische vor ihre Läden gestellt und boten ihre Waren auf ihnen an, andere hatten richtige Marktbuden mit farbigen Schirmen aufgebaut, einige waren mit magischen Karren gekommen und verkauften ihre Produkte direkt von da. Es gab kleine, von Hand gezogene Karren und große mit einem Paar Pferde davor, und alles dazwischen. Draco sah sogar einen Muggellieferwagen, der in der anderen Ecke des Platzes parkte.
Bald wurde ihm klar, warum Professor Snape gesagt hatte, daß Sarah seine Hilfe brauchen würde. ‚Dieser Hund’ schoß in dem Augenbklick, in dem sie ankamen, in die Menge und Draco musste einsehen, daß er ihn unter all diesen Leuten nicht mehr finden konnte. Billy war aufgeregt und versuchte alles in Reichweite festzuhalten, und etwas war immer in Reichweite, als sie sich durch die völlig verstopften Lücken zwischen den Ständen quetschten. Draco hatte alle Hände voll zu tun, um das Baby davon abzuhalten, ungewollten Schaden anzurichten, während Sarah mit den Verkäufern handelte. Sie war recht gut darin, bemerkte Draco. Er war überrascht, wie die Verkäfuer bereit waren, ihre Preise zu senken, wenn man darum bat. Er hätte nie daran gedacht, so etwas zu tun. Es schien ihm wie Bettelei.Aber vielleicht mussten arme Leute einfach betteln um klar zu kommen?
Viele Kinder standen in lachenden Gruppen herum oder halfen ihren Familien ebenso mit dem Einkauf wie er. Einige Kinder aber schienen alleine zu sein und huschten an den handelnden Erwachsenen vorbei, um schnell Geldbeutel oder Waren zu packen. Zwei Auroren patrouillierten um die Stände und versuchten diese Diebe aufzuhalten, aber es war offensichtlich, daß sie keine Chance hatten. Sie waren viel größer als die Kinder, was sich als großer Nachteil herausstellte, wenn man sich durch eine Menge schieben musste, und das Gebiet war einfach zu groß, als daß 2 Auroren es ständig im Blick hätten behalten können. Die Diebe liefen einfach davon, wenn sich einer von ihnen näherte, und kehrten zurück, sobald die Auroren ihnen den Rücken zuwandten.
Einige von ihnen schienen sogar zu einigen der Stände zu gehören. Die Verkäufer versteckten sie, wann immer die Auroren sich näherten und bekamen als Gegenleistung einen Teil oder auch alles von der Beute. Andere schienen in Gruppen gekommen zu sein. Eines der älteren Kinder aus diesen Gruppen blieb in einiger Entfernung stehen und sah dem Treiben der Menge zu, während die anderen sich verteilten und immer wieder zurückkehrten, um das abzuliefern, was sie gestohlen hatten. Diese älteren Kinder, die die Beute sammelten, waren diejenigen, denen die meiste Gefahr von den Auroren drohte. Sie waren ziemlich offensichtlich und standen von der Menge getrennt. Eine von ihnen wurde tatsächlich fast von einem Auror erwischt, als Draco zusah. Das Mädchen schaffte es gerade noch, in eine Gasse zu rennen.
Der Auror unternahm einen halbherzigen Versuch ihr nachzulaufen, aber als er die Gasse erreicht hatte, sah er über die Schulter zu seinem Kollegen zurück und beschloß, zurück zu kehren. Hatten sie soviel Angst, aus der Sichtweite des anderen zu kommen? Es sah fast so aus.
Als sie alle Lebensmittel eingekauft hatten, waren Draco und Sarah beide mit schweren Paketen beladen, und Billy war noch schwerer zu kontrollieren. Wie hielt man ein Baby davon ab, Eier von einem Regal zu packen und fallenzulassen wenn man keine Hand frei hatte?
Sarah manövrierte sie zum äußersten Rand des Marktes, wo die Menge nicht so eng stand, und zu Dracos Erleichterung tauchte ‘dieser Hund’ an seiner Seite auf, und wie durch ein Wunder sah er nicht mitgenommen aus und trug eine Wurst im Maul. War das ein Geschenk von einem Passanten gewesen? Oder hatte er gerade einen weiteren Dieb entdeckt? Draco beschloß, daß er es nicht wissen wollte.
Er erwartete, daß Sarah jetzt nach Hause gehen wollte, aber stattdessen steuerte sie auf einen Schneiderladen zu, der auch gebrauchte Kleider verkaufte. Draco hatte in all der Aufregung fast vergessen, daß man ihm Muggelkleider versprochen hatte. Er war nicht allzu erfreut darüber, daß er gebrauchte Kleider tragen musste, aber andererseits würde er sie nicht lange brauchen, und es war sehr freundlich von den Snapes, daß sie überhaupt Geld für ihn ausgaben. Selbst wenn es gebrauchte Kleider waren, würden sie mehr kosten als das Essen, und Draco wusste, daß er dankbar für das sein sollte was er bekam,.
Sarah kaufte ihm ein paar Hosen, die aus einem rau aussehenden blauen Material gemacht waren. Draco hatte gesehen, daß sie hier von fast jedem getragen wurden, und daher war er neugierig darauf es auszuprobieren. Offensichtlich hießen sie Jeans. Draco hate keine Ahnung warum. Für ihn sahen sie aus wie Hosen.
Er durfte sich auch 2 T-Shirts und einen Pullvoer aussuchen.
"Warum den Pullover?”, fragte er Sarah. “Es ist sowieso so heiß:”
"Nur für den Fall. Das Wetter könnte umschlagen, und ich will nicht, daß du frierst. Die Zentralheizung funktioniert nicht richtig, und du weiß, daß wir keine Feuerstelle haben.“
Draco hatte keine Ahnung was eine Zentralheizung war, aber er beschloß, ein andermal danach zu fragen und suchte sich einfach einen schönen schwarzen Pullover aus. Sarah seufzte über seine Vorliebe für schwarz, aber sie zahlte trotzdem.
Schließlich zerrten sie ihre Einkäufe nach Hause. Seltsam, wie der Weg jetzt viel länger aussah. Billy schlief auf dem Rückweg in seinem Buggy ein und war sehr sauer, als Draco ihn aufwecken musste, um ihn die Treppen hinauf zu tragen. Es war fast unmöglich, das grantige Baby und all die Einkaufstaschen zu tragen, aber irgendwie schafften sie es.
Schnell packten sie ihre Einkäufe aus, und Draco bekam einen ersten näheren Blick auf den Kühlschrank. Sarah erklärte ihm geduldig alles, während Draco den Kühlschrank erforschte. Vor allem die kleine Lampe, die automatisch leuchtete, wenn jemand die Tür öffnete, faszinierte ihn.
Das Mittagessen zu kochen war eine weniger interessante Angelegenheit, aber Draco gab Sarah pflichtbewusst die Zutaten. Es war so ählich, als würde er zusehen, wie Professor Snape Tränke braute. Draco fragte sich auf einmal, ob Sarah auch gut beim Tränkebrauen war, und konnte Professor Snape auch kochen?
Severus kam zum Mittagessen nicht nach Hause. Sarah wirkte nicht überrascht.
Nachdem Draco Billy wieder gefüttert hatte, legte sie das Baby zum Schlafen hin und Draco langweilte sich wieder nachdem er mit dem Abwasch fertig war. Also nahm er seine neuen Kleider und ging in Snapes Labor, um sie anzuprobieren,
Das stellte sich als leichter heraus, als er es auf den ersten Blick gedacht hätte.Er hatte heute so viele Leute in Jeans gesehen, daß er genau wusste, wie es aussehen sollte. Ein Bein hier, das andere da und vorne machte man sie zu. Der Reißverschluß überraschte ihn einen Augenblick lang, bis er beschloß, an dem kleinen Metallstück zu ziehen, das daran befestigt war, und das Ergebnis sah. Aha, so machte man sie also zu! Wie man den Knopf benutzte war natürlich klar. Draco hatte in seinem Leben schon genug Knöpfe gesehen.
Jetzt das T-Shirt. Ebenfalls einfach. Ein Loch für den Kopf, zwei für die Arme. Die Frage, welche Seite welche war wurde ebenfalls schnell beantwortet. Schließlich hatte er dieses besondere Shirt ausgesucht, weil vorne ein Drache drauf war. Drache vorne, so daß der Kopf nach oben zeigte. Und fertig! Draco ging ins Badezimmer ,um sein neues Aussehen im Spiegel zu bewundern. Ja, er sah genau so aus wie ein Muggel.
Sarah lächelte als sie ihn sah, und sagte ihm, daß er in seinen neuen Kleidern sehr süß aussah, bevor sie wieder in ihrem Buch las. Draco hätte auf diese Bemerkung verzichten können. Süß! Er war kein Baby mehr. Er wollte nicht süß sein. Andererseits wusste er, daß Frauen ihre eigenen Vorstellungen von diesen Dingen hatten. Mädchen wollten üblicherweise, daß ihre Freunde süß aussahen. Vielleicht würde sein neues Aussehen Mädchen anziehen? Aber er hatte schon eine Freundin, und vor Pansy konnte er sich so nicht sehen lassen. Sie würde ihn nicht akzeptieren, wenn er Muggelkleidung trug, egal wie süß er darin aussah.
Andererseits würde Pansy ihn vielleicht nicht einmal mehr wollen, jetzt wo sein Vater nach Azkaban ging? Blödsinn, er war immer noch ein Malfoy, und wahrscheinlich der reichste Junge, der zu haben war. Das war es, was Pansy an ihm gefiel.
Und dann wurde ihm etwas anderes klar. Wenn sein Vater in Azkaban war und seine Mutter tot, dann war niemand mehr da, der ihm befehlen konnte, Pansy zu heiraten. Er konnte sich ein anderes Mädchen aussuchen, wenn er wollte.
Draco dachte darüber nach. Keines der Slytherinmädchen in seinem Jahrgang konnte sich mit Pansy messen, aber es gab ein paar recht hübsche Mädchen in der 6. Klasse. Sie hatten aber alle feste Freunde und sie hielten ihn vielleicht für zu jung. Ein jüngeres Mädchen? Nun, vielleicht, wenn sie nicht allzu jung war. Eine Viertklässlerin war vielleicht in Ordnung, aber keine der Viertklässerinnen aus Slytherin schien ihm sonderlich attraktiv zu sein.
Ein Mächen aus einem anderen Haus würde Schwierigkeiten bringen, aber ohne Eltern, die es ihm verbieten konnten, schien es etwas zu sein, das er wirklich versuchen sollte. Es gab ein paar recht hübsche Mädchen in Ravenclaw, und sie waren ganz bestimmt gute Konversationspartner. Eine Hufflepuff kam natürlich nicht in Frage. Einige von ihnen sahen gut aus, das mußte er zugeben, aber sie waren alle viel zu langweilig, wenn man sich mit ihnen unterhielt. Und eine Gryffindor? Nun, das würde ein Skandal werden. Alle Slytherins würden in ihrem tiefsten Inneren erschüttert sein. Es wäre vielleicht lustig, zuzusehen. Und diese kleine Ginny Weasley sah ganz niedlich aus, mit ihren roten Haaren und den süßen Sommersprossen. Und was würde Potter sagen, wenn sie auf einmal anfing mit Draco auszugehen, statt für ihn zu schwärmen?
Draco grinste über diesen Gedanken. Er war sich recht sicher, daß er gar keine andere Freundin suchen wollte. Er hatte die längste Zeit seines Lebens gewusst, daß er eines Tages Pansy heiraten würde, und er sah keinen echten Grund, seine Pläne zu ändern, aber es war ganz schön, es sich auszumalen.
Er ging um sein neues Aussehen ‚diesem Hund’ vorzuführen, der durch und durch unbeindruckt war. Offensichtlich sah er überhaupt keinen Unterschied. Draco roch noch immer wie Draco. Das war alles was ‚diesen Hund’ interessierte.
Die Katze war überhaupt nicht für einen Kommentar aufzutreiben, und Billy schlief noch. Also zog sich Draco wieder ins Labor zurück und sah aus dem Fenster. Die Kinder mit den blauen Kappen, offenbar die Rakers, waren wieder da unten und spielten das seltsame Ballspiel, und unter dem Baum, bei dem er die Sharks gesehen hatte, saß ein kleiner Junge in einem roten T-Shirt und tat als würde er sie nicht beobachten. Ein Spion der Sharks? Draco beobachtete das Spiel eine Weile und versuchte dabei die Regeln zu erkennen. Es schien, daß es zwei Mannschaften gab, die dem Ball nachjagten, und jede Mannschaft schien ein Mitglied zu haben, das sich in etwa so verhielt, wie der Hüter im Quidditch, obwohl es keine Ringe gab. Er fand nicht heraus, wie das Ziel markiert war, aber die Spieler schienen zu wissen, wo sie den Ball hinhaben wollten, und die Hüter taten ihr Bestes, um ihn davon abzuhalten, dorthin zu gelangen.
Draco wünschte er hätte hinuntergehen und sie nach den Regeln fragen können. Vielleicht hätten sie ihn sogar mitspielen lassen? Er fragte sich wie es war, ein Raker zu sein. Waren sie anders als die Slytherins aus seinem Schlafsaal?
Nach einer Weile wurde sein Wunsch, hinunterzugehen und mit den anderen Kindern zu spielen so stark, daß es fast weh tat, und Draco beschloß, daß er etwas anderes machen musste, um sich abzulenken. Er sah sich im Zimmer um. Sollte er versuchen den Schlaftrank wieder zu brauchen? Aber Snape könnte etwas dagegen haben, wenn er seine Tränkezutaten ohne seine Erlaubnis benutzte. Er wollte Snape lieber nicht verärgern. Nicht nachdem er so freundlich zu ihm gewesen war und ihn aufgenommen hatte, obwohl er jetzt wusste, daß es eine ganze Woche dauern könnte.
Aber Snape hatte gesagt, er könne die Bücher lesen. Das konnte nicht schaden. Er erinnerte sich an die Fortgeschrittene Physik, und seine Hoffnung darauf, Physik für Anfänger auch irgendwo zu finden. Er fing an, die Bücherregale zu durchsuchen.
Es gab Tränkebücher in allen möglichen Sprachen, zumindest nahm Draco an, daß es Tränkebücher waren. Er konnte die Titel nicht lesen um sicherzustellen, daß es so war. Es gab Runentexte und normale Muggelbücher, ein paar Bände über Zaubersprüche, ein sehr kleines und einfaches Buch über Verwandlungen, das fast neu aussah. Es war das einzige, das nicht Zeichen von häufiger Benutzung zeigte. Nun, verglichen mit den andere Texten war es so einfach, daß Draco sich fragte, was es überhaupt hier tat. Snape hatte wahrscheinlich vor langem vergessen, daß er das Buch überhaupt hatte. Draco war am meisten an den Muggelbüchern interessiert. Die meisten davon hatten das seltsame Wort Chemie irgendwo auf dem Deckel, und den seltsamen Code aus Großbuchstaben und kleinen Zahlen im Inneren. Vielleicht war Chemie der Name des Codes? Es gab ein paar Bücher mit Titeln, die das Wort Wissenschaft einschlossen, einige über Mathematik und ein paar auf denen Pyhsik stand. Draco nahm das, das am einfachsten aussah und zog sich auf sein Couchbett zurück, um zu lesen.
Die Gesetze der Physik, Einführung. Ja, das musste das sein, was er gesucht hatte. Draco las die erste Seite, dann las er sie noch einmal, und noch einmal. Er glaubte, die meisten der Wörter zu verstehen, aber er konnte den Text trotzdem nicht begreifen. Er versuchte die zweite Seite, hatte aber nicht mehr Glück als mit der ersten.
Mit einem Seufzer stand Draco wieder auf und ging hinüber zum Arbeitstisch. Er hatte da Tinte und Pergament gesehen. Wenn er anfing Notizen zu machen, würde es vielleicht alles Sinn geben.
Sarah kam 2 Stunden später herein, um nach Draco zu sehen, und sah, daß er noch immer über den ersten beiden Seiten brütete. Er bemerkte nicht einmal, daß sie herein kam, und sie ging wieder und ließ ihn tun was er gerade machte. Schließlich würde kein normaler 15jähriger Junge mehr als 2 Stunden damit verbringen, ein wissenschaftliches Buch zu studieren. Draco würde früh genug von selbst aufhören.
Severus kehrt kurz vor dem Abendessen vom Prozeß zurück. Er sah erschöpft aus, aber er sagte nicht viel darüber, was dort vorgegangen war. Offensichtlich war der größte Teil des Tages damit verbracht worden, daß Lucius’ diverse Anwälte vorgestellt worden waren. Es schien unklar, ob sie ständig stritten, weil sie so viele waren, oder ob sie es nur machten, um den Prozeß in die Länge zu ziehen. Das einzige, was sicher war, war, daß sie sich nicht einigen konnten, was alle, außer Lucius, in den Wahnsinn trieb.
Als Sarah ihm erzählte, daß Draco den ganzen Nachmittag in seinem Büro gesessen hatte, beschloß Severus, daß er einmal nachsehen musste, und er ging, um mit dem Jungen zu reden.
Er fand Draco, der die dritte Seite des Physikbuchs anstarrte und neben sich einige Seiten mit Notizen, die größtenteils aus Fragezeichen bestanden.
“Was machst du? Versucht du mein ganzes Pergament zu verbrauchen?“
„Oh, nein. Tut mir leid. Ich wollte nicht mehr als eines benutzten.“ Draco war überrascht, als er den großen Stapel Notizen sah, den er neben sich aufgehäuft hatte. Hatte er wirklich das alles geschrieben? „Ich versuche nur den Sinn dieses Buches zu verstehen. Es ist so verwirrend.“
Severus nahm das Buch, warf einen Blick auf den Titel, schloß es und sah Draco durch zusammengekniffene Augen an.
"Was willst du damit?“
"Sie haben gesagt es ist über Elektrizität. Ich will wissen, wie diese Lampen funktionieren. Es sagt, es ist eine Einführung, warum vertstehe ich es dann nicht?“
"Weil Physik eine Wissenschaft ist und um eine Wissenschaft zu verstehen, muß man erst Mathematik beherrschen.“ Das würde das Interesse des Jungen an der Physik ein für alle mal beenden. Da war sich Severus sicher.
"Okay, was ist Mathematik, und wie lerne ich es?”
Severus schüttelte verwundert den Kopf. Er dachte, er wusste wie 15jährige Jungen waren. Er unterrichtete sie schon seit fast 10 Jahren. Aber dieser war nicht wie all die anderen Jungen, die er unterrichtet hatte. Er erinnerte ihn seltsam an ... an sich selbst. Nun, dagegen gab es ein sicheres Heilmittel. Severus ging zum Bücherregal hinüber, zog ein Buch heraus und gab es Draco.
"Damit kannst du anfangen. Das ist Mathematik für Anfänger.“
"Danke.“ Draco nahm eifrig das Buch und öffnete es sofort, um mit dem Lesen anzufangen.“
"Nicht jetzt, Draco”, unterbrach ihn Snape hastig. “Jetzt gerade würde Sarah es zu schätzen wissen, wenn du rauskommen und ihr Abendessen essen würdest.“
"Abendessen? Ist schon Zeit zum Abendessen? Wie lange war ich hier drinnen?”
"Zu lange. Komm jetzt mit.”
"Aber ich muß das Buch lesen. Ich muß diese Lampen verstehen, bevor ich zu Onkel Thomas gehen muß. Wer weiß, ob er überhaupt Bücher über Physik hat“, protestierte Draco.
"Du mußt essen. Ich will nicht, daß du verhungerst. Und du kannst dir meine Bücher immer ausleihen, wenn dein Onkel keine hat. Die Bibliothek in Hogwarts ist auch recht gut damit ausgestattet.“ Snape lächelte. „Und Mathematik in nur einer Woche zu lernen ist völlig unmöglich. Es ist so kompliziert wie Zaubertränke.“
„So kompliziert wie Zaubertränke? Lernen Muggel das in der Schule? Statt Zaubertränken?”
“Eher statt Aritmantik. Das ist zumindest das, was am nächsten ran kommt. Zaubertränke sind mehr wie Chemie. Eigentlich sind die beiden sehr eng miteinander verwandt. Beide sind Zweige der Alchemie. Der eine magisch, der andere nicht.“
„Es gibt Muggel die Alchemie machen?“
„Oh ja. Die Trennung begann im Mittelalter. Die Zauberer fingen aufgrund des bösen Blutes, das durch die Hexenverbrennungen verursacht wurde an, sich immer mehr aus der Muggelkultur zurückzuziehen, und die Muggel versuchten ihre Stellen in Medizin und Wissenschaft einzunehmen. Einige Zauberer fingen an, Muggellehrlinge zu nehmen und ihnen beizubringen, was man ohne Magie tun konnte. Sie fühlten, sie sollten den Muggeln einen Weg geben zu überleben, bevor sie sie verließen.“
"Aber Chemie ist kein Teil des Zaubertränkeunterrichts?“
“Nein, zu der Zeit waren die beiden zusammen noch als Alchemie bekannt, aber einige Generationen später fingen die Zauberer an, Dinge die, keine Magie brauchten als unter ihrer Würde anzusehen, und viele Alchemisten haben ganz aufgehört, Chemie zu betreiben. Das waren natürlich alles Reinblüter. Alles war ein Teil des Muggelhasses, ebenso wie es Dinge wie Todesser und Dunkle Magie gibt. Bald wurden auf Zaubererschulen nur noch Zaubertränke utnerrichtet, und wahre Alchemisten wurden sehr selten. Wenn man heute Chemie wirklich verstehen will, muß man gehen und sie von Muggeln lernen. Sie haben viel mehr Zeit und Energie in die Forschung investiert und sind den letzten paar Alchemisten weit voraus.“
"Ich will nicht Chemie lernen, ich will Physik lernen“, bestand Draco.
„Nun, Mathematik ist die Muggelgrundlage für beides, und Chemie kann man sowieso nicht verstehen, ohne wenigstens die Grundlagen der Physik zu kennen.“
"Dann haben Sie deswegen all diese Bücher? Sie sind eigentlich ein Alchemist?“
"Nicht wirklich. Wenigstens nicht im alten Sinn des Wortes. Wie gesagt, Alchemisten sind heutzutage sehr selten. Aber Leute wie ich sind gewissermaßen eine neue Art von Alchemisten. Wir kennen Tränke und Chemie, aber anders als die alten Alchemisten sehen wir sie nicht mehr als eines an. Die Geschichte hat eine klare Grenze zwischen den Gebieten gezogen, und viel Wissen wurde dadurch verloren.“
"Verloren? Wie?“
"Das Wissen, das die alten Alchemisten darüber hatten,wie die beiden Felder zusammenarbeiten. Die Muggel wussten nie etwas von Zaubertränken, also haben sie nie deren Einflüsse auf die Chemie studiert, oder umgekehrt. Die Zauberer stießen die Chemie aus ihrem Leben aus, und verstehen nicht mehr, wie sie bei Zaubertränken funkioniert. Die neueren Errungenschaften in beiden Fächern wurden nie irgendwie in Zusammenhang mit dem jeweils anderen gesehen. Es gab viel das die alten Alchemisten über diese Dinge wussten. Dieses Wissen ist vielleicht für immer in der Zeit verloren.”
"Aber Sie versuchen es wieder zu erlangen?“
"Ja, und viele andere auch, aber oft arbeiten wir mehr gegeneinander als miteinander, und wenn wir nicht anfangen, das was wir herausgefunden haben wieder in Zaubererschulen zu unterrichten, wird es in ein oder zwei Generationen wieder verloren sein.“
"Aber um Alchemie wieder zu unterrichten, müsste man jetzt auch Chemie unterrichten. Und wenn man Chemie nicht verstehen kann ohne vorher Mathematik und Physik zu verstehen..:“
"Es würde 4 neue Fächer bedeuten, die Lehrer brauchen würden. Wie gesagt, Alchemisten sind selten. Chemie, Mathematik und Physik müsste anfangs von Muggeln unterrichtet werden. Das Zaubereiministerium würde dem natürlich gar nicht zustimmen.“
„Physik. Man braucht Zauberer, die sich auf Physik spezialisieren! Dann bräuchte man keine Muggel, um es zu unterrichten. Zauberer müssen in Muggelschulen lernen!“
„Und welcher Zauberer würde das tun wollen?“ Snape lächelte traurig.
"Ich würde. Ich werde!“
"Und was machst du, wenn keine Schule einen Physiklehrer einstellen will? Sie denken im Augenblick nicht einmal daran, Alchemie wieder zu unterrichten, weißt du.“
"Dann werde ich auch ein Elektriker und repariere die kaputte Lampe im Treppenhaus.“
Severus lächelte. Sollte der Junge doch mit dem Mathematikbuch anfangen, dann würde er seine Meinung schnell genug ändern. Er würde Dracos Interesse an Muggelsachen aber nicht abwehren. Es war ein Schritt weg von den Todesservorurteilen, mit denen der Junge aufgezogen worden war.
'Das ist ein Todesser weniger für dich, Voldemort’, dachte Severus . ‚Den bekommst du nicht. Nicht wenn ich es verhindern kann.’
"Ich hoffe, du hast nicht vor, jetzt die Schule zu vernachlässigen. Auf die Muggelschule zu gehen ist schön und gut. Das habe ich auch gemacht. Aber zuerst musst du deine magische Ausbildung abschließen”, sagt er aber laut.
„Aber Sie sagten, ich könnte Ihre Bücher leihen!”
“Du kannst Muggelsachen zusätzlich studieren, solange du in der Schule trotzdem gut bist. Das ist zumindest meine Meinung. Mit deinem Onkel wirst du auch darüber reden müssen.”
“Ich kenne Onkel Thomas nicht mal. Warum sollte er mir sagen, was ich tun darf?”, schmollte Draco.
“Weil er dein Vormund sein und für deine Ausbildung zahlen wird?”, schlug Seveus vor. „Ich weiß, daß du mit der Vorstellung aufgewachsen bist, daß jeder nach Hogwarts geht, aber so ist es nicht. Hogwarts ist eine sehr teure Schule, und deine Eltern haben viel Geld für deine Ausbildung ausgegeben. Mit dem Geld, das du hast, hast du es wahrscheinlich nie bemerkt, aber für Leute wir mich ist es ein Luxus, den wir uns nicht leisten können.
Draco starrte Snape eine Weile reglos an. Er wollte etwas sagen, aber er wusste nicht was. Er öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Was sollte er sagen?
„Aber? Aber Billy?”
"Wird auf die West Hogsmeade Zaubererschule gehen, wie alle anderen Kinder hier. Es ist keine schlechte Schule.“ Snape lächelte in einem Versuch, Draco zu beruhigen. Er hatte ihn nicht so erschrecken und verwirren wollen. „Sie hat nur einen schlechten Ruf.“
„Schlechten Ruf?! Warum? Was ist falsch daran?”
"Nun, sie ist in West Hogsmeade. Das ist, was falsch ist. Der schlimmste Stadtteil, und die Schüler sind alle aus sehr armen Familien. Aber das sind nur Vorurteile. Einige ihrer Lehrer sind fast auf dem Standard von Hogwarts. Vielleicht wären sie es, wenn sie das Geld hätten, um sich das ganze Material zu leisten, das wir jeden Tag benutzen, ohne auch nur darüber nachzudenken.“
"Aber Billy würde eine bessere Ausbildung bekommen, wenn er nach Hogwarts gehen würde?“
"Natürlich würde er das. Hogwarts ist die beste Schule für Magie die es gibt. Aber wir können sie uns nicht leisten, und er wird mit dem, was er in West Hogsmeade lernen kann, gut auskommen. Sarah ist auch dahin gegangen, weißt du.“
"Aber Sie unterrichten in Hogwarts. Denken Sie nicht, daß, wenn Sie Dumbledore fragen würden...?“ Draco sah mit großen, flehenden Augen zu Severus auf.
"Dumbledore hat schon mehr für mich getan, als ich ihm je zurückgeben kann. Ohne ihn wäre ich entweder in Azkaban oder tot. Ich kann nicht einfach hingehen und ihn um noch mehr bitten.”
"Aber...", fing Draco wieder an, aber Snape schüttelte nur den Kopf und schob ihn vorsichtig durch die Tür.
"Billy kommt schon klar. Er wird mit allen Nachbarskindern in die Schule gehen. Dieselben Kinder, mit denen er aufwachsen wird und mit denen er in die Grundschule gehen wird. Komm jetzt. Sarah wartet mit dem Abendessen und ich habe Hunger.”
"Dada!", quietschte Billy als er sah, daß sie das Wohnzimmer betraten.
Das Baby schaffte es tatsächlich, die drei Schritte vom Tisch, an dem er gerade das Tischtuch herunterziehen wollte, zu seinem Vater aufrecht zu laufen, und warf sich hart gegen Severus’ Beine.
Zum Glück hatte Severus den Angriff erwartet, und schaffte es, nicht zu stolpern. Er hob Billy auf und knuddelte ihn. Billy kuschelte sich eng an ihn.
"Dada!", wiederholte er zufrieden.
Draco beobachtete das Schauspiel mit einem sehr seltsamen Gefühl von Traurigkeit. Warum konnte dieses süße kleine Bündel nicht auch nach Hogwarts gehen, wie alle Kinder, die er kannte? Warum bezahlte Dumbledore seine Lehrer nicht besser, wenn die Schule sowieso so viel Geld hatte? Und warum suchte sich Snape nicht einfach einen besseren Job? Mit seinen Qualifikationen hätte er in der Lage sein sollen, aus einer Menge Angebote zu wählen. Etwas stimmte hier nicht. Aber konnte er fragen? Es war Snape selbst gewesen, der dieses Mal angefangen hatte davon zu reden, daß er arm war, und es schien ihm nicht soviel auszumachen, wie Draco erwartet hätte. Vielleicht würde er nicht sauer werden?
Als Draco einschlief, dachte er noch immer über die finanzielle Situation der Snapes und über Billys zukünftige Ausbildung nach. Würde Snape annehmen wenn er anbot, das Schulgeld für sie zu zahlen, damit Billy nach Hogwarts konnte? Wahrscheinlich nicht, wenn er nicht einmal Dumbledore um Hilfe bitten wollte. Vielleicht konnte Draco Dumbledore für ihn bitten? Oder würde das Snape noch wütender machen, als wenn Draco ihm das Geld anbieten würde? Vielleicht konnte er einen Weg finden, auf dem er Snape Geld geben konnte, ohne es wie Almosen aussehen zu lassen?
Konnte er sich einen Job ausdenken, für den er einen Meister der Zaubertränke brauchte? Oder vielleicht einen Alchemisten?