Runaway Dragon"

 

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Kapitel 23: Nach Amerika



Obwohl Draco sich wünschte, die Zeit würde einfach stehen bleiben, kam der Sonntag viel zu schnell. Die Tiere hatten mittlerweile alle gelernt, seine Umarmungen zu umgehen, so daß er nur Sarah und Billy zum Abschied ein paar Mal drückte, und aus irgendeinem Grund drängte Severus ihn dieses Mal nicht. Hatten sie keinen Zug zu erwischen?

„Amerikaner lieben Kinder, Draco. Ich bin sicher, daß sie dich bei sich wollen. Sie werden dich wahrscheinlich völlig verziehen, vor allem wenn sie wirklich so reich sind“, ermutigte ihn Sarah, aber Draco war sich nicht so sicher.

„Sie sind immer noch Malfoys", erinnerte er sie.

”Nein, sie sind Colemans", gab Severus zurück. “Wir wissen noch nicht wie sie sind. Deine Tante Eusebia war vielleicht mal eine Malfoy, aber sie hat einen Amerikaner geheiratet. Sie hat wahrscheinlich nie zum Rest der Familie gepasst.“

„Nun, hoffen wir es“, murmelte Draco. Er war nicht überzeugt.

„Ich habe euch zum Mittagessen belegte Brote gemacht“, erklärte Sarah ihnen als sie zum Gehen bereit waren. „Sie sind in deinem Rucksack, Severus."

„Danke, aber ich bin sicher, daß wir in Amerika etwas zu essen gefunden hätten. Das hättest du nicht tun müssen“, erklärte ihr Severus.

„Amerika ist ein sehr großes Land, und ihr wisst noch immer nicht wann euer Bus fährt“, lächelte Sarah. „Und ich habe gehört, daß Amerikanisches Essen furchtbar fett ist und schlecht schmeckt. Außerdem ist es billiger, Essen selbst mitzubringen.

Severus sah zu ihr auf: „Haben wir mehr Geld ausgegeben als wir sollten?“

„Nicht mehr als mit einer weiteren Person im Haushalt zu erwarten war, aber wir müssen das Geld trotzdem irgendwie wieder rein bringen“, antwortete Sarah.

„Draco verlässt uns heute sowieso“, erinnerte sie Severus.

“Das ist noch nicht sicher, und da ist immer noch das Geld, das wir für ihn und wegen der Aurorendurchsuchung ausgegeben haben. Es kann jederzeit wieder eine Durchsuchung geben, also müssen wir Geld zur Seite legen um für den Schaden aufzukommen“, bestand Sarah.

„Albus zahlt das meiste davon wenn er wieder kommt, und vielleicht gibt es in diesem Jahr weniger Durchsuchungen.“

„Sicher, nachdem Voldemort wieder los ist gibt es weniger Durchsuchungen, und die Auroren fangen an auf dem Marktplatz Geld zu verteilen“, sagte Sarah sarkastisch.

“Vielleicht beschäftigt Voldemort sie anderswo“, schlug Severus vor, aber Draco wusste, daß er es nicht wirklich glaubte.

West Hogsmeade würde sehr schwere Zeiten durchmachen wenn die Todesser schließlich richtig zur Sache gingen. Der Gedanke, daß die Snapes wegen ihm in Geldnot kamen machte Draco aber viel mehr zu schaffen.

„Ich zahle euch das Geld zurück das ich euch koste”, versprach er Severus als sie die Treppen hinunter gingen.

„Nein, du brauchst dein Geld einmal. Deine Familie unterstützt dich nicht ewig, und einen Job zu finden ist sehr schwer wenn man gerade mit der Schule fertig ist.“

„Aber ich...“

“Behalt dein Geld!”, schnappte Snape mit voller Lehrerstimme.

Draco hielt sofort den Mund. Er wusste wann er seinen Hauslehrer nicht verärgern durfte, und wartete still darauf, daß sich Severus beruhigte.

Nachdem er eine Weile hinter seinem Lehrer her getrottet war, bemerkte er, daß sie auf dem Weg zum Fluß waren, und nicht zum Bahnhof. Das war seltsam. Er sah zu Severus auf und versuchte seine Stimmung zu erkennen. Sollte er es riskieren?

„Wohin gehen wir, Onkel Severus?“, fragte er leise.

„Zur Flohstation”, antwortete Severus als wäre es offensichtlich.

„Gehen wir wieder zur Winkelgasse?“

“Nein, zur öffentlichen Flohstation in New York. Du hast doch nicht erwartet, daß wir mit dem Zug über das Meer fahren, oder?“

Draco dachte darüber nach. Nein er nahm nicht wirklich an, daß Züge schwimmen konnten.

“Aber das Floh?”, fragte er. „Ich dachte das Flohnetzwerk geht nur in England?“

“Private Flohstationen sind normalerweise nicht mit dem internationalen Netz verbunden, aber die öffentlichen Flohstationen schon. Wir nehmen sicher kein Muggelflugzeug.“

“Warum nicht? Ich wette das wäre interessant.“

“Weil sie sehr teuer sind und wir Pässe brauchen würden.”

„Pässe? Was sind Pässe? Etwas elektrisches?”

Severus lachte. “Nein sind sie nicht. Ein Pass ist ein offizielles Dokument das etwas über deine Identität und deine Nationalität aussagt. Muggelgeborene bekommen sie ganz leicht, weil sie schon eine Geburtsurkunde haben, aber für uns wäre es sehr kompliziert.“

„Warum? Wir müssten uns nur hinsetzen und sie schreiben.“

“Offizielle Dokumente müssen von den Autoritäten ausgestellt werden, Draco. Man kann sie nicht einfach selbst machen. Das wäre als würde man sein eigenes Geld zaubern.“

Draco dachte einen Augenblick lang darüber nach. “Warum können wir dann nicht einfach gehen und den Autoritäten sagen, daß sie es machen sollen?”

“Weil sie zuerst unsere Geburtsurkunden sehen müssen, und wir haben keine, was in der Muggelwelt normalerweise nicht vorkommt.“

„Wo würden wir dann Pässe herbekommen wenn wir sie brauchen würden?“

„Über das Zaubereiministerium, und du weißt schon warum ich mich lieber nicht mit denen in Kontakt setzen würde. Sie würden meine Bitte wahrscheinlich sowieso ablehnen und sagen, daß ich nicht vertrauenswürdig genug bin als daß sie mich aus den Augen lassen könnten.“

„Und ich wette sie lassen alle echten Todesser hingehen wo sie wollen.“

„Natürlich. Schließlich haben sie entweder keine Beweise gegen sie, oder sie können nicht zulassen, daß sie Wind davon bekommen, daß vielleicht Auroren hinter ihnen her sind.“

Einen Augenblick lang hoffte Draco, daß ihm Severus mehr über die Todesser und seine Spionagearbeit erzählen würde, aber sie hatten die Flohstation erreicht, und Severus zog schon das Flohpulver heraus.

„Hier.“ Er gab Draco etwas Pulver. “Es heißt öffentliche Flohstation von New York. Sei vorsichtig, daß du nicht im internationalen Flohnetzwerk verloren gehst. Ich will nicht die ganze Welt nach dir absuchen müssen.” Damit hob er ‚diesen Hund’ auf und trat ins Feuer.

Munin, der hinter ihnen her geflogen war, landete mit einem ungeduldigen „Fliegen!“ auf Dracos Schulter. Draco seufzte enttäuscht, und warf sein Flohpulver.

“Öffentliche Flohstation von New York!“, erklärte er als er in die Flammen trat.

Die Reise schien länger und schneller zu sein als er es gewöhnt war. Oder lag das nur daran, daß er so nervös war? Er wirbelte nicht an so vielen Flohstellen vorbei wie sonst. Natürlich nicht. Die meisten Privathaushalte waren schließlich nicht mit dem internationalen Flohnetzwerk verbunden. Alles was er sehen konnte waren öffentliche Flohstellen, die wohl auf allen möglichen Inseln standen, da sie größtenteils über den Ozean reisen mussten.

Schließlich landete er mit einem leisen “plop” in einem ziemlich düsteren und staubigen kleinen Laden für Zauberstäbe. Zumindest sah es auf den ersten Blick aus wie ein Laden für Zauberstäbe. Als er aus der Feuerstelle kam bemerkte er einige Käfige mit Eulen und Katzen auf einer Seite des Zimmers, während auf der anderen Seite eine Theke und einige Preislisten für Standardtränkezutaten waren. Alles waren Dinge die er seit der ersten Klasse benutzen konnte.

Der Zauberer hinter der Theke betrachtete die Neuankömmlinge neugierig und fragte sich wohl, ob sie Kunden waren. Severus ignorierte ihn und sprach nur einen schnellen Säuberungszauber um Draco vom Ruß zu reinigen. Es passte wirklich nicht gut zu den silberblonden Haaren des Jungen.

„Sind wir irgendwo falsch abgebogen?“, fragte Draco, der seine Umgebung anstarrte. „Es sieht aus wie der Zaubererladen in einem kleinen Dorf.“

“Nein, wir sind genau wo wir hin wollten. Die öffentliche Flohstation von New York ist auch der Zaubererladen der Stadt“, erklärte Severus ruhig.

„Aber, aber...New York muß mindestens so groß sein wie London! Ich meine, sollten sie nicht eine Art Winkelgasse haben oder so?“, stotterte Draco völlig durcheinander.

„Nein, es gibt in Amerika nur etwa so viele Zauberer und Hexen wie in Großbritannien. Sie sind über das ganze Land verteilt und haben kein wirkliches Gemeindezentrum. Die meisten beziehen ihre Vorräte über die Post. Einige bekommen sie sogar direkt aus der Winkelgasse. Die Zaubererschulen und Flohstationen in den größten Städten sind die einzigen Orte an denen regelmäßig viele Zauberer sind, und deswegen haben die Händler dort ihre Läden. Wie du sehen kannst, haben die Käufer aber keine große Auswahl. Wenn du deinen Zauberstab verlierst, kannst du zum Beispiel billig einen kaufen bis dein neuer mit der Post kommt.“

„Aber wie kann man einen Zauberstab mit der Post bestellen? Woher weiß man, daß es der richtige ist wenn man ihn nicht erst ausprobiert?“

“Nun, die die es sich leisten können reisen zu einem richtigen Zauberstäbeladen um ihre Zauberstäbe zu kaufen, und den ersten Zauberstab bekommen sie in der Schule. Zauberstäbehersteller aus der ganzen Welt reisen an den ersten Schultagen in die amerikanischen Zaubererschulen, und die Anfänger können ihre Zauberstäbe am ersten Schultag aussuchen. Die verschiedenen Schulen fangen an verschiedenen Tagen an, so daß die Zauberstäbehersteller mit ihren Waren von einer Schule in die nächste reisen können. Es ist eines der größten Ereignisse des Jahres für die Zauberstäbehersteller. Sie verkaufen viele Zauberstäbe an wenigen Tagen und treffen ihre Internationalen Kollegen. Es ist fast wie eine Zusammenkunft.“

“Und die älteren Zauberer die Zauberstäbe brauchen? Die, die sich nicht einfach leisten können, nach London zu gehen um sich einen neuen zu kaufen?“

„Einige kommen ebenfalls in die Schulen, wenn ihr alter Zauberstab bis dahin noch geht. Einige kaufen in kanadischen oder südamerikanischen Läden ein, und es gibt einen sehr exklusiven Zauberstäbeladen irgendwo in Texas. Die die dort nicht einkaufen können oder wollen, bestellen denselben Zauberstab den sie das erste Mal hatten mit der Post.“

Draco schüttelte den Kopf. „Amerikaner sind wirklich komisch.“

Sie kamen aus dem dunklen Laden und fanden sich auf einer breiten Straße wieder. Draco sah sich um und immer weiter nach oben. Das waren also die berühmten Wolkenkratzer. Nicht daß er noch nie welche gesehen hätte, aber hier schien es gar keine anderen Gebäude zu geben.

„Hier entlang“, erklärte Severus. “Wir müssen zur U-Bahn.”

„Wieder die Tube?“, fragte Draco. „Toll. Vielleicht sehen wir dieses mal wie die Türen funktionieren.“

“Nein, die U-Bahn. Nur in London nennt man sie Tube.“

Sie gingen zwei Blocks weit auf dem schönen breiten Gehweg die Straße hinunter, und Draco riß seine Augen endlich vom Himmel los und sah sich weiter um. Alles schien hier völlig gleichmäßig angeordnet zu sein. Alle Straßen schienen ganz gerade zu sein, und die Blocks waren fast wie die Felder eines Schachbrettes angeordnet. Irgendwie schien es unwirklich zu sein.

„Warum ist hier alles so gerade?“, fragte er Severus als sie endlich die U-Bahnstation erreichten.

„Das liegt daran, daß die Amerikaner ihre Städte immer quadratisch planen. Dieses Phänomen findest du überall in Amerika.“

“Aber sind unsere Städte nicht auch vorausgeplant?”

“Nicht ganz. Sie sind aus kleineren Siedlungen gewachsen die schon seit Jahrhunderten existierten. Die Römer haben sicher nicht geplant, daß Londinium je so groß wird wie London heute ist. Europäische Städte sind natürlich gewachsen, während amerikanische Städte viel künstlicher sind.“

„Oh ... Hey, was ist das? Die Station ist geschlossen!“

„Nein, das ist nur die Schranke. Du sollst eines der kleinen Dinger kaufen, die du in die Maschine steckst, und dann lässt sie dich durchgehen.“

„Ist sie elektrisch?“, fragte Draco sofort, wobei er fasziniert die Schranke anstarrte.

“Vielleicht, aber es könnte auch einfach ein mechanischer Mechanismus sein. Ich weiß es nicht.“

“Wo kaufen wir die kleinen Dinger dann?”

“Machen wir nicht”, Severus grinste boshaft. „Sarah sagte wir müssen Geld sparen, also gehen wir einfach so durch.“

Mit einer leichten Bewegung seines Zauberstabes drehte er das seltsame Metallrad das ihren Weg blockierte, und sie konnten wirklich ungehindert hindurchgehen.

“Ist das nicht Betrug?”, fragte Draco als Severus das Rad mit einer weiteren leichten Zauberstabbewegung anhielt.

„Und? Machen das Slytherins nicht so?“, fragte ihn Severus. „Wir haben nicht viel Muggelgeld mitgebracht und wir müssen noch den Bus zahlen.“

Draco seufzte und folgte Severus auf die Plattform. Sollten sich Lehrer so benehmen? Oder benahmen sich so vielleicht Onkel? Er hätte vielleicht erwartet, daß Jack oder Mike so etwas einfiel, aber nicht einem respektablen Professor von Hogwarts.

Severus schien die Schranke völlig vergessen zu haben als der Zug ankam. Als wäre es gar nicht wichtig. Draco war froh, in den Zug zu steigen. Die Station war sehr dunkel und angsterregend nach der großen Straße darüber. Der Zug war aber nicht besser. Er war dreckig und mit Graffiti bedeckt wie der Keller des Hauses in West Hogsmeade. Er konnte sich vorstellen, selbst mit den anderen Rakers einige Kunstwerke hinzuzufügen und sich wie zu Hause zu fühlen, aber er hatte Angst als wäre er im Gebiet einer anderen Bande. Vielleicht war er das.

Er hielt sich eng an Severus und versuchte, keine Aufmerksamkeit von den Mitreisenden auf sich zu ziehen. Einige sahen sogar für Muggel seltsam aus.

Zum Glück stiegen sie bald aus und kehrten an die Oberfläche zurück, welche wieder aus einer weiten, hellen Straße bestand.

„Schau, da drüben ist ein McDonalds. Können wir wieder da essen?“ Er lächelte erleichtert weil er etwas bekanntes gesehen hatte.

„Wir können an der Haltestelle Sarahs Sandwiches essen, Draco. Wir sollen Geld sparen, weißt du noch?“, erinnerte ihn Severus.

Draco seufzte wieder. “Ich denke nicht, daß ich Amerika mag. Es ist ganz komisch und grau und überall sind komische Muggel“, murmelte er. „Ich will heim gehen.“

„Du warst dir bei West Hogsmeade am Anfang auch nicht so sicher“, versuchte Severus ihn davon zu überzeugen, Amerika eine Chance zu geben. "Und New York ist wahrscheinlich nicht der beste Ort, um das ganze Land danach zu beurteilen. Es ist nicht gerade einer der schönsten Orte der Welt. Amerika hat viel besser aussehende Stellen zu bieten.“

„Aber wenn die Leute von Amerika reden, reden sie immer von New York”, bestand Draco. „Nun, meistens.”

„Es ist eine sehr wichtige Stadt, ein Zentrum für Kultur und Handel. Es gibt auch viele interessante Orte für Touristen, aber wir haben nicht die Zeit um uns Sehenswürdigkeiten anzusehen und nur für die Durchreise ist es kein besonders schöner Ort, nein. New Jersey wird dir viel besser gefallen“, versprach Severus.

Er führte Draco zu einer dreckig aussehenden Bushaltestelle, die die Meinung des Jungen von Amerika nicht gerade besserte, und holte die belegten Brote heraus. Sie halfen viel eher dabei, Dracos Stimmung zu heben. Wie hatte Sarah so schnell herausgefunden was er am liebsten auf seinem Brot hatte?

Draco nahm einen großen Bissen, und versuchte auszurechnen, wie lange er bei den Snapes gewohnt hatte. Severus hatte ihn am ersten Ferientag aufgenommen, und dann war eine Woche vergangen während Lucius der Prozeß gemacht wurde, dann waren sie zu Onkel Thomas gegangen, in der Woche darauf zu Jeremiah, hatten aber nur Eugene getroffen, eine Woche später war Jeremiah zu Hause gewesen, und jetzt war noch eine Woche vergangen und er würde in Zukunft bei Tante Eusebia wohnen. Es waren zusammen vier Wochen, wurde ihm auf einmal klar. Er hatte einen ganzen Monat in West Hogsmeade verbracht.

‚Nur noch ein Monat und ich kann wieder nach Hogwarts. Nur noch ein Monat den ich in Amerika verbringen muß, dann bin ich wieder zu Hause’, dachte Draco. ‚Wenn sie mich lassen.’

Sie mussten ihn einfach wieder nach Hogwarts gehen lassen. Dieses seltsame Land mit seinen verdrehten Zauberern und Hexen war nichts für ihn. Einen Monat konnte er aushalten, aber für immer hier leben?

Es dauerte etwas bis der Bus ankam, und sie verbrachten die Zeit mit einem improvisierten Tränkeratespiel. Draco war stolz als er die Überraschung auf Severus’ Gesicht sah, als er alle Zutaten für den Unsichtbarkeitstrank in der richtigen Reihenfolge aufzählen konnte. Ihre Wirkung aufzuzählen war aber viel schwerer, und es wurde noch schwerer als Severus mit den Wirkungen anfing, die sie in verschiedenen Kombinationen haben konnten und in welchen anderen Tränken sie benutzt wurden. Munin stellte sich als große Hilfe heraus als Severus anfing, nach den Zutaten in diversen anderen Tränken zu fragen, von denen Draco zum Teil nicht einmal wusste, daß es sie gab. Der Rabe kannte die Tränkezutaten wirklich.

Severus sah Dracos Erstaunen und war gerne bereit, mit seinem Raben anzugeben, und Draco bemerkte bald, daß er das Vokabular des Vogels sehr unterschätzt hatte. Er schien jede Zutat zu kennen die es gab.

Munin war auch stolz auf sein Wissen. Er stand stolz und hoch aufgerichtet auf Severus’ Arm und beantwortete die Fragen so schnell wie Severus es sich immer von seinen Schülern wünschte. In seinen schwarzen Federn sah Munin sehr nach einem winzigen Hogwartsschüler aus, fand Draco.

Severus musste den Raben mit einem Befehl zum Schweigen bringen als der Bus endlich ankam und sie zu den Muggeln einstiegen. Der Fahrer sah den Raben einen Augenblick lang an, dann zuckte er aber die Schultern und nahm Severus’ Geld ohne Frage. Offensichtlich hatte er so viele verrückte New Yorker gesehen, daß es ihm mittlerweile egal war.

Die übrigen Muggel reagierten ähnlich. Das, beschloß Draco, war das einzige das ihm an Amerikanern gefiel. Zuhause war Munin viel mehr angestarrt worden wenn sie unter Muggeln waren. Selbst die Zauberer und Hexen hatten den ungewöhnlichen Vogel manchmal angestarrt.

Der Bus brachte sie schnell aus der Stadt, und Draco musste zugeben, daß Amerika jetzt etwas besser aussah. Sie hielten in einigen Städten an, die für Draco alle gleich aussahen, bis sie endlich ihr Ziel erreichten.

Die Heimatstadt der Colemans war genauso ein gleichmäßiges Schachbrett wie New York es gewesen war, aber dieses Mal bestand das Feld aus kleineren Häusern die von Gärten ohne Zäunen umgeben wurden. Vielleicht waren sie noch nicht ganz mit dem Bauen fertig? Aber warum fehlten dann allen Häusern nur die Zäune?

„Warum haben sie hier keine Zäume? Bestellen sie die auch mit der Post?“, fragte er Severus.

„Oh nein, Amerikaner mögen einfach keine Zäune, denke ich. Sie haben meistens keine.“

Draco starrte ihn an. „Keine Zäume? Was ist mit ihrer Privatsphäre? Wie halten sie die kleinen Kinder und Haustiere davon ab, auf die Straße hinaus zu laufen? Ist das nicht gefährlich?“

“Ich weiß nicht Draco. Vielleicht fahren sie einfach vorsichtiger? Sie haben zumindest andere Autos.“

„Andere Autos?“ Draco sah ein Auto genauer an das auf der Straße in der Nähe geparkt war. “Sie sehen mir ganz genauso aus. Was ist anders an ihnen?“

“Sie haben etwas das man Automatik nennt und das die Gänge automatisch wechselt, habe ich gehört. Ich denke es könnte elektrisch sein, aber ich habe noch nie wirklich eine gesehen, und ... Draco! Komm wieder her! Du kannst nicht einfach fremder Leute Autos so inspizieren. Laß das in Ruhe!“

“Aber ich will das Automatikding sehen!”, protestierte Draco, während er immer noch durch das Autofenster schaute.

Severus packte ihn einfach an der Schulter und zog ihn davon. „Vielleicht haben die Colemans ein Auto das sie dir zeigen können. Oder du kannst einen der Nachbarn fragen, wenn du sie etwas besser kennst. Sie bringen dir vielleicht sogar das Fahren bei.“

„Aber muß ich dazu nicht erst 18 sein?“

„Amerikaner können schon mit 16 ihren Führerschein bekommen, also wirst du nur noch ein Jahr warten müssen.“

Draco grinste. Vielleicht konnte er sich doch daran gewöhnen, in Amerika zu leben.

Das Haus der Colemans sah genau wie die anderen in der Gegend aus. Ein nettes großes Haus mit einem netten grünen Rasen vorne und keinem Zaun in Sicht. Draco war etwas nervös als er zur Tür ging. Sie waren schon im Garten der Colemans und hatten ihren Besuch noch nicht angekündigt. War das nicht unerlaubtes Betreten? Er hoffte fast, daß ein Hauself vor ihnen auftauchen würde, aber nichts geschah.

Wenigstens hatte die Tür eine ordentliche Klingel, genau wie die Wohnung zu Hause. Sie waren auf der anderen Seite der Welt, aber zumindest die Türklingeln sagen bekannt aus. Draco drückte den Knopf und hörte dem summenden Geräusch zu das es machte. Es klang nicht wie ein richtiges Klingeln, aber wenigstens hatten sie sich jetzt angekündigt.

Nur einen Augenblick später ging die Tür auf und ein kleiner malfoyblonder Junge stand vor ihnen „Hi!“, sagte er in einem seltsamen amerikanischen Akzent.

„Guten Tag“, antwortete Severus in ordentlichem Britisch. „Du bist Daniel, nehme ich an?“

Der Junge sag ihn einen Augenblick lang mit offenem Mund an und versuchte vermutlich, den Satz ins Amerikanische zu übersetzen. „Nö, ich bin Tyler“, erklärte er dann. „Dan ist im Sommercamp. Er hat darauf bestanden in ein anderes zu fahren. Wollte alleine fahren. Wir gehen morgen.“

Draco sah Severus hilfesuchend an. Sommercamp? Morgen gehen? Was bedeutete das?

Severus ignorierte alles außer der Tatsache, daß der Junge offenbar Davids jüngerer Bruder war und damit nicht älter sein konnte als 10. Nun, er hatte schon 10jährige in dieser Größe gesehen. Er war nur daran gewöhnt, daß Malfoy Kinder relativ klein waren.

„Ich verstehe. Ist deine Mutter zu Hause? Wir würden gerne mit ihr reden wenn das geht“, fragte er Tyler.

„Wer ist da, Ty?“, kam die Stimme eines Kindes aus dem Haus, und ein blondes Mädchen das etwa einen Kopf kleiner war als Tyler sprang in ihr Blickfeld. Sie musste von einer Treppe heruntergehüpft sein oder so, dachte Draco.

„’N Typ der wo komisch klingt und sein Kind oder so!“, schrie Tyler über die Schulter zurück. „Is' Mum daheim?“

„Im Babyzimmer. Wir haben gerade einen neuen kleinen Bruder bekommen“, erklärte sie Severus, nachdem sie zu ihrem Bruder in die Tür gekommen war.

„Geh sie holen, Lib!“, befahl Tyler, und sie drehte sich um und rannte wieder davon.

„Das ist meine Schwester Liberty“, stellte Tyler verspätet vor, wobei er über seine Schulter deutete.

Liberty? Sollte das ein Name sein? Liberty bedeutete soweit Draco wusste Freiheit. Wie konnte man ein Kind Freiheit nennen? Als nächstes würden sie noch jemanden vorstellen der grün oder rot oder so ähnlich hieß.

„Mum sagt du sollst sie rein lassen, Ty!“, brüllte Liberty von oben herunter.

„Kay!“, schrie Tyler zurück. “Dann kommt rein.”

Draco und Severus tauschten einen weiteren verwirrten Blick und folgten dem Jungen in eine große Küche, in der zwei kleine blonde Mädchen von etwa 4 Jahren um eine Schüssel Eis stritten.

„Stellt das lieber wieder in den Kühlschrank“, erklärte Tyler den quiekenden Zwillingen ruhig. „Mum kommt runter.”

Die Mädchen sprangen auf, stießen zusammen und fielen hin, wobei sie das Eis auf den Boden spritzten. Liberty sprang in diesem sehr unglücklichen Augenblick herein, trat hinein und rutschte aus, wobei sie es in der ganzen Küche verschmierte. Draco fing sie gerade rechtzeitig, bevor sie auf die Zwillinge fiel, die gerade wieder aufstanden.

„Ups“, war Libertys einziger Kommentar. „Mum ist auf dem Weg.“

„Toll, jetzt sieht sie das Eis.“ Tyler verdrehte die Augen.

Severus zog ruhig seinen Zauberstab heraus und ließ das Eis mit einer schnellen Bewegung verschwinden.

„Danke“, sagte dieses Mal Liberty.

Draco starrte sie einen Augenblick lang an. Sie hätte ihm auch danken können. Immerhin hatte er verhindert, daß sie in ihren Schwesternhaufen gefallen war.

Tyler nickte ebenfalls Severus dankbar zu, und ging um den Zwillingen wieder auf die Füße zu helfen.

„Das ist Sapphire“, stellte er die vor, die er zuerst packte. „Und das ist Azure.“ Er nickte in die Richtung der anderen.

Draco unterdrückte ein Stöhnen. Azur und Saphir! War das nicht fast dasselbe wie blau und grün?“

„Wie seit ihr ans Eis gekommen?“, wollte Liberty von Sapphire wissen. „Und wo ist überhaupt Buster?“

„Schaut fern“, sagte Sapphire.

„Die Serie von der Mum nicht will, daß wir sie anschauen?“, fragte Tyler streng. „Die mit den Cops und dem Geballer?“

Azure nickte. „Ja, die.“

“Er hat gesagt wir soll’ns nicht sagen!”, fauchte Sapphire ihre Schwester wütend an.

„Er hat gesagt wir sollen es nicht sagen wenn wir Eis wollen. Wir haben kein Eis gekriegt.“ Azure starrte düster auf die leere Schüssel auf dem Boden.

In diesem Augenblick betrat Eusebia Coleman die Küche. Ihre Augen fielen auf die umgedrehte Schüssel auf dem sauberen Boden. ;Mach das sauber, Lib!“, befahl sie ohne daß ihr etwas entging.

„Aber ich war es nicht! Es waren die Zwillinge!“, protestierte Liberty.

„Die Zwillinge kommen nicht hoch genug hinauf um die Schüssel zu nehmen, also wer hat sie ihnen gegeben?“ Eusebia starrte ihre Tochter streng an, obwohl sie einen Augenblick lang zu Tyler gesehen hatte.

„Buster“, sagte Liberty und Tyler sofort.

„Ihr habt Buster auf die Mädchen aufpassen lassen?“

„Ich musste die Tür auf machen und Lib war oben“, verteidigte sich Tyler. „Es war nur ein Augenblick.“

Tante Eusebia seufzte. “Buster!”, schrie sie.

Nichts passierte.

"BUSTER!!! Komm auf der Stelle her und räum das weg, oder ich...” Sie beendete die Drohung nicht, und als immer noch keine Antwort folgte, wandte sie sich mit entschuldigendem Lächeln Severus zu, was bewies, daß sie eher müde war als wütend. „Ich komme gleich wieder. Ich hole nur meinen Sohn damit er die Schüssel zurück stellt. Warum setzen Sie sich nicht inzwischen?”

So setzten sich Draco und Severus auf die Stühle, die die Zwillinge gerade verlassen hatten, und lauschten den Geräuschen von sich öffnenden Türen und Eusebia, die noch einige Male “Buster!” schrie. Die Zwillinge hatten keine Angst mehr vor Strafe und schafften es endlich, sich die Gäste genauer anzusehen, und fanden etwas sehr interessantes.”

„Hundi!“, quietschte Azure vor Freude, und ließ sich auf den Boden fallen um ‚diesen Hund’ zu streicheln. Ihre Schwester folgte ihr sofort.

Tyler und Liberty warfen ihnen nur einen Blick zu, und Tyler rümpfte die Nase über ‚diesen Hund’, aber dem Hund war es egal. Er hatte jemanden gefunden, der ihn auch mochte, und er war fürchterlich damit beschäftigt, den Zwillingen zu beweisen wie sehr er sie mochte indem er mit dem Schwanz wedelte und jeden flecken Haut ableckte den er erreichen konnte.

„Ups, jetzt ist Buster dran“, bemerkte Liberty als sie ein lautes „BUSTER! Was schaust du da an?“ hörten.

Tatsächlich klang Tante Eusebia jetzt wirklich wütend. „Und die kleine Star ist auch dabei! Wie kannst du deine kleine Schwester so eine brutale, ekelhafte...“ Sie schrie noch etwa fünf Minuten lang weiter, bis sie sich beruhigte, was wohl daran lag, daß sie heiser wurde.

Als sie endlich in die Küche zurück kam, wurde sie von einem weinenden Jungen von etwa 6 Jahren begleitet und trug ein kleines Mädchen, das nur wenig älter war als Billy.

„Tut mir leid. Meine Kinder sind heute unmöglich. Ich schätze es muß die Aufregung sein, weil sie morgen ins Sommerlager fahren“, erklärte sie. „Ich bin Eusebia Coleman.“

“Severus Snape”, stellte sich Severus vor, und Eusebia sah ihn überrascht an, als sie seinen Akzent hörte. „Ich bin der Tränkelehrer und Hauslehrer von Slytherin in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei.“

Das brachte ihm noch einen überraschten Blick ein. Draco konnte fast sehen was Tante Eusebia dachte. Was konnte ein Professor aus Hogwarts von einer amerikanischen Zaubererfamilie wollen? Hogwarts war als Schule in der ganzen Welt berühmt, und Eusebia war vermutlich selbst dort gewesen, aber sie nahmen normalerweise keine Schüler an, die nicht aus Europa kamen. Selbst Schüler von außerhalb des Königreichs waren in der Schule selten

Eusebia warf Tyler noch einen Blick zu. Konnte es sein, daß mit ihrem Sohn etwas ungewöhnliches los war, daß Albus Dumbledore auf ihn aufmerksam wurde?

„Mein junger Begleiter ist Draco Malfoy, der Sohn Ihres Cousins Lucius“, fuhr Severus fort.

Draco sah eine Spur von Erleichterung in Eusebias Augen als ihr klar wurde, daß der Besuch wohl doch nichts mit Tyler zu tun hatte.

„Haben Sie Lucius jemals getroffen?“, fragte Severus.

Das kleine Mädchen auf ihrem Schoss fing an zu zappeln und wollte hinunter, und Eusebia setzte sie vorsichtig auf den Boden. „Nicht seit ich ein Kind war. Er muß mittlerweile das ursprüngliche Herrenhaus der Malfoys geerbt haben, oder?“

Severus nickte.

„Ich erinnere mich an ihn nur als einen sehr großen jungen Mann, der mich nicht zu mögen schien, aber ich muß damals sehr klein gewesen sein, noch nicht einmal in der Schule. Mein Vater hatte mich mit auf eine Feier oder so genommen, die von Lucius’ Vater gegeben wurde. Ich wurde nur schnell vorgestellt und dann einem Hauselfen überlassen. Dann hatten mein Vater und Lucius’ Vater eine furchtbare Auseinandersetzung, und wir sind nie wieder in das Herrenhaus gegangen. Ich erinnere mich, daß wir zu Lucius’ Hochzeit eine Einladung erhalten haben, und ich Vater gefragt habe, warum wir nicht hingingen. Er sagte etwas davon, daß es eine Zusammenkunft dunkler Zauberer wäre, und daß keine anständige Hexe und kein anständiger Zauberer dort etwas verloren hätte.“

„Nun, ich fürchte da hatte er wahrscheinlich recht. Ich weiß nichts von seinem Vater, aber Lucius Malfoy wurde tatsächlich vor kurzem überführt, eine große Sammlung von Gegenständen der dunklen Künste in seinem Besitz zu haben“, erklärte ihr Severus.

„Dann ist er nach Azkaban gekommen?“, fragte Eusebia.

“Cool!”, rief Buster, der gerade auf das Küchenregal stieg um sich ein Glas zu holen: “Wir haben einen Verbrecher in der Familie!”

„Das ist nicht cool, Buster. Es ist sehr gefährlich. Die dunklen Künste sind nichts mit dem man sich einlassen sollte. Und komm da runter, du zerbrichst noch was!“

„Aber ich hab Durst!“ protestierte Buster.

„Tyler, Liebes, bitte hol deinem Bruder ein Glas Milch!“, befahl Eusebia.

„Aber Mum! Wir sind mitten im Spiel und Star packt immer meine Karten!“, beschwerte sich Tyler.

„Liby kann kurz auf deine Karten aufpassen. Ich habe Besucher hier, und du bist der einzige außer mir, der groß genug ist, um an die Gläser zu kommen.“

Grantig vor sich hin murmelnd stand Tyler vom Fußboden auf, wo er mit Liberty Karten gespielt hatte.

„Die Milch ist im Kühlschrank, Buster. Du kannst sie selbst holen, Tyler schenkt für dich ein“, fügte Tante Eusebia hinzu, wobei sie wohl versuchte, Buster noch einen Grund zu geben, vom Regal herunter zu kommen.

„Aber ich will Cola!“, heulte Buster.

„Mum! Lib schaut in Tylers Karten!“, quiekte Azure.

„Nein tu ich nicht! Ich versuch nur sie von Star weg zu ziehen!“

„Du schummelst, du schummelst!“, schrie Sapphire.

„Nein ich will keine Milch!“

„Doch. Doch doch doch!“

“Mum hat gesagt ich soll dir Milch geben. Dann bekommst du auch Milch.“

„Nein Star! Nicht die Dame essen!“

„Ich will Cola!“

„Du schummelst!“

„Mum!“

"Mum!"

"Mummy!"

PATSCH!

"WAAAHHHH...!"

“Mum. Liby hat Star geschlagen!”

“Cola!”

"Mum!"

"RUHE!!!", brüllte Eusebia

„Aber Mum!“ protestierten 5 Stimmen.

Star heulte weiter und Draco beschloß schließlich, sie aufzuheben und zu knuddeln wie er es mit Billy machte. Sie hörte sofort auf und starrte ihn mit großen Augen an. Wer war das? Was machte er mit ihr?

„Buster, nimm deine Milch, du geh in dein Zimmer! Ich will dich bis zum Abendessen nicht mehr sehen und nichts hören!”, befahl Eusebia.

“Aber Mum!”

“Kein aber. Du hast dir für einen Tag schon genug geleistet. Erst schaust du diese furchtbare Serie obwohl du weißt, daß du das nicht sollst, und dann auch noch vor der armen kleinen Star. Das gewalttätige Zeug! Sie hat wahrscheinlich wochenlang Alpträume. Dann hast du den Zwillingen wer weiß was in der Schüssel gegeben und sie ganz allein gelassen.“

„Eis“, erklärte Sapphire.

„Eis! Geh mir aus den Augen, Buster!“

Buster rannte weg und ließ sein Glas Milch stehen.

"Sapphire! Azure! Ihr wisst, daß ihr nur ein Eis am Tag essen dürft, und ihr hattet schon nach dem Mittagessen eines!”

“Buster hat gesagt wir dürfen!”, beschwerte sich Sapphire.

“Und wir haben es eh nicht gegessen!”, fügte Azure hinzu.

“So? Und warum war die Schüssel dann leer?”, fragte Eusebia sarkastisch.

„Sie ist runtergefallen“, antwortete Sapphire.

„Ich habe es weggeputzt, damit nicht noch was passiert“, erklärte Severus.

“Liby ist ausgerutscht“, fügte Azure hinzu.

„Sie ist fast auf uns gefallen!“, beschwerte sich Sapphire.

„Warum ist die Schüssel überhaupt runtergefallen?“, wollte Eusebia wissen.

„Az hat mich gestoßen!“

„Sapph wollte mich nicht ranlassen!“

„Sie haben sich darum gestritten“, übersetzte Tyler.

„Sich über das Eis gestritten, das sie gar nicht essen sollten? Geht in euer Zimmer und kommt nicht raus bevor ich es sage!“

„Aber was sollen wir da machen?“, jammerte Azure. „Es ist langweilig.“

„Wie wäre es wenn ihr das Chaos aufräumt, das ihr heute früh hinterlassen habt. Und wenn ihr damit fertig seid könnt ihr mit euren Puppen spielen. Leise“, schlug Eusebia vor.

Die Zwillinge schlichen weit weniger aufgeregt hinaus als Buster, aber auch sie waren unglücklich.

„Nicht fair. Buster hat gesagt wir dürfen“, murmelte Sapphire auf dem Weg hinaus.

Eusebia Coleman atmete tief durch und betrachtet die Küche. Tyler stand noch mit dem Milchbecher in der Hand da. Neben ihm auf dem Tisch stand Busters zurückgelassenes Glas, und Liberty saß von verstreuten Spielkarten umgeben auf dem Fußboden.

Draco knuddelte noch immer Star, wobei er leise mit ihr redete. „Hast du kein Quitschespielzeug zum Spielen? Oder vielleicht eine Rassel?“

Eusebia grub ein weiches Plüschkaninchen aus einer Tasche in die es eigentlich nicht hätte passen sollen und hielt es Draco hin. „Hier, das hat sie am Liebsten.“

„Danke.“ Draco nahm das Kaninchen und hielt es vor Star. „Hi Star. Willst du mit deinem Kaninchen spielen?“

Star sah das Kaninchen an, dann Draco, und lächelte. Wenn Draco das Kaninchen mochte, musste es gut sein. Kein Freund ihres Kaninchens hatte ihr je etwas getan.

“Tyler, stell die Milch zurück. Liby, heb die Karten auf“, befahl Eusebia freundlicher, nun da sie sich etwas beruhigt hatte.

Tyler stellte die Milch wieder in den Kühlschrank und bückte sich ungefragt, um Liberty mit den Karten zu helfen.

„Gut. Wenn ihr sicher seid, daß ihr alle habt, geht damit ins Wohnzimmer und spielt AUF dem Tisch. Verstanden?“

„Ja Mum. Auf dem Tisch spielen“, bestätigte Tyler gehorsam..

„Moment! Liby, laß Tyler die Karten aufheben und bring Buster seine Milch, falls er noch Durst hat, versuch jetzt nicht mit ihm zu reden. Stell ihm einfach das Glas auf den Tisch oder den Nachttisch und geh. Ich will nicht noch einen Streit.“

"Ja Mum.“ Aber in der Tür blieb sie noch einmal stehen und flüsterte: “Mum, warum reden die Gäste so komisch?”

„Sie sind britisch. So reden die Leute in England. Jetzt geh und bring Buster seine Milch.“

„Aber Mum“, sagte Tyler. „Bist du nicht auf britisch? Warum redest du nicht so?“

„Das tue ich. Ich lebe nur schon so lange hier, daß ich auch etwas amerikanischen Dialekt mit übernommen habe. Ihr seid so daran gewöhnt wie ich rede, daß es euch nicht auffällt, aber wenn ihr eure Freunde fragt sagen sie euch sicher, daß eure Mum auch komisch redet.“

Als die Kinder endlich die Küche verlassen hatten, ließ sich Eusebia wieder auf ihren Stuhl fallen. „Was hat mich nur besessen, 8 Kinder zu bekommen?“, fragte sie die Welt im allgemeinen.

Die Welt bot ihr natürlich keine Antwort, und sie wandte sie sich ihrem früheren Gespräch wieder zu. „Also ist mein Cousin Lucius nach Azkaban gekommen, weil er illegale Gegenstände hatte?“

„Nein, er ist nach Azkaban gekommen, weil er seine Frau ermordet hat“, korrigierte Draco, während er Star fester knuddelte

„Er war betrunken und hat sie angegriffen“, erklärte Snape. „Sie fiel und schlug mit dem Kopf unglücklich auf. Als sie anschließend das Haus durchsuchten, fanden sie alle möglichen illegalen Gegenstände die dort versteckt waren. Ich kannte Lucius persönlich und würde sagen, daß er im Stande war, sie wirklich zu benutzen. Die Geschworenen teilten diese Meinung.

„Deswegen wollte mein Vater also nie etwas mit ihm zu tun haben, er muß es gewusst haben“, wurde Eusebia klar. „Aber warum hat er ihn dann nicht den Behörden gemeldet?“

„Vielleicht hat er es nur vermutet, hatte aber keinen Beweis. Lucius war sehr schlau und hatte sich immer unter Kontrolle wenn er nüchtern war. Ich hätte gedacht, daß er morden könnte, aber nicht erwartet, daß er ertappt werden würde - er hat immer mit Vorsicht und sehr überlegt gehandelt. Ein sehr gefährlicher Mann. Ihr Vater hatte recht, ihn zu meiden, denke ich.“

„Also sind sie den ganzen Weg von England gekommen um...“

„Schottland!“, unterbrachen Draco und Severus sofort.

„Also sind sie den ganzen Weg von Schottland gekommen,“ korrigierte sich Eusebia, „um mir zu sagen, daß ein Verwandter, den ich kaum kannte, im Gefängnis sitzt?“

“Nicht ganz. Wir suchen ein Heim für Draco, und als ich herausfand, daß er Verwandte in Amerika hatte, klang es nach einer guten Gelegenheit um ihn von all dem weg zu bringen, damit er einen neuen Anfang machen kann”, erklärte Severus,

Eusebia sah Draco an, der noch immer mit der kleinen Star spielte, und lange Zeit spielten verschiedene Gefühle auf ihrem Gesicht.

„Sehen Sie“, sagte sie schließlich. „Es... es tut mir sehr leid. Draco scheint ein wirklich süßer Junge zu sein, aber ich kann es einfach nicht tun. Ich habe schon acht Kinder, und ich habe keinen Platz für noch eines. Draco braucht ein gutes Heim, in dem er all die Aufmerksamkeit bekommt, die er braucht. Ich würde gerne helfen, wirklich, aber ich habe schon mehr Kinder als ich unter Kontrolle halten kann.. Ich...ich würde ihn nehmen, bevor er in ein Waisenhaus muß oder so, aber ich bin sicher, mit einer so großen Familie wie der unseren muß es jemanden geben, der besser geeignet ist, ihn zu nehmen. Es gibt einige große Herrenhäuser in der Familie, in denen sie genug Platz für noch jemanden haben. Oder vielleicht sollten Sie es bei meinem Cousin Jeremiah versuchen. Soweit ich weiß hat er keine Kinder und lebt in einem netten Landhäuschen. Es wäre ein toller Ort für Kinder.“

„Ich fürchte, er und seine Frau wollen keine Kinder. Er hat uns Ihre Adresse gegeben”, erklärte ihr Severus.

“Also das...“

„Vergessen Sie es“, sagte Severus schnell um sie zu beruhigen. “Wir haben nicht gewusst, daß Sie so viele Kinder haben, bis wir hergekommen sind. Ich kann sehen, daß es schwer wäre, noch eines aufzunehmen. Wir werden versuchen die Familie von Dracos Mutter zu erreichen. Ich bin sicher, wir finden jemanden der ihn aufnimmt.“

Eusebia nickte. „Aber bitte halten Sie mich auf dem Laufenden darüber was mit ihm passiert. Ich habe es so gemeint als ich sagte, daß ich ihn aufnehme wenn es kein anderer tut.“

„Wir schicken ihnen eine Eule sobald wir endgültig entschieden haben wo Draco wohnen wird“, versprach Severus.

Eusebia Coleman mit ihren vielen Kindern schien die Netteste der Malfoys zu sein, die sie bisher getroffen hatten, und Draco tat es sogar etwas leid, als sie gehen und er der kleinen Star auf Wiedersehen sagen musste. Amerika war vielleicht ein seltsames Land, aber die Leute waren nett. Vielleicht würde er sie einmal besuchen kommen. In etwa 20 Jahren würde Amerika schließlich voller Malfoys sein, auch wenn sie sich Colemans nannten und sehr seltsam redeten. Und einige sehr seltsame Namen trugen, dachte er.

Eusebia führe sie ins Wohnzimmer, wo sie Tyler und Liberty auf Wiedersehen sagen konnten, während sie das Feuer anzündete, damit sie mit dem Flohnetzwerk zurück reisen konnten. Die Feuerstelle der Colemans war nicht mit dem internationalen Netzwerk verbunden, aber es ersparte ihnen die Zeit und das Geld für den Muggelbus, direkt nach New York zurück und von dort aus nach Hause zu reisen.

„Und vergiß nicht Großbritannien zu sagen wenn du dein Ziel angibst“, erinnerte ihn Severus bevor er in die öffentliche Flohstation von New York trat. „Das internationale Flohnetzwerk kommt leicht durcheinander. Ich denke es hat damit zu tun, daß es so viele Sprachen verstehen muß.“


Kapitel 22

Kapitel 24

 

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