Am nächsten Morgen hatte das grüne Pulver eine blaugrüne Farbe angenommen während das umgedrehte Glas mit weißem Rauch gefüllt war. Nach dem Frühstück entfernte Severus den Schlauch, der es mit dem seltsamen Glas mit dem vorher grünen Pulver verbunden hatte, stellte einen Teller darunter, senkte den Ständer etwas und... zündete den Rauch an!
Draco starrte es an, während weiße Asche auf den Teller fiel.
Severus aber nahm ruhig das Glas mit dem jetzt blauen Pulver und kippte eine andere Flüssigkeit darauf. Die ganze Angelegenheit fing wieder an zu rauchen, aber dieses Mal zischte es nicht, und Severus machte auch keine Anstalten, den Rauch zu fangen.
Draco wandte seine Aufmerksamkeit dem neuen Glas zu und merkte, daß das Pulver anfing, sich in einer dunkelblauen Flüssigkeit aufzulösen.
„Was ist mit dem Rauch?”, fragte er neugierig.
„Nur ein Nebenprodukt. Kümmere dich nicht darum. Er ist harmlos und nützt uns nichts“, antwortete Snape, bevor er sich einem weiteren Glas mit Flüssigkeit zuwandte, an das Draco sich nicht erinnern konnte. Es musste das sein, das Sarah für das orange Wasser benutzt hatte, aber jetzt war keine Spur orange mehr übrig. Die Flüssigkeit sah völlig klar aus, und die seltsamen Kristalle am Boden waren weiß.
Snape schüttete das ganze Zeug wieder durch den Filter, dann warf er etwas in die Flüssigkeit das Draco nicht sehen konnte. Es war vielleicht ein Pulver oder eine Kapsel, dachte er. Sicher keine andere Flüssigkeit. Die Flüssigkeit verdunkelte sich langsam, während Snape wieder Wasser zu den Kristallen gab und dann mit dem vorher schwarzen Pulver weiter machte.
Die rote Flüssigkeit schien sich am Grund des Glases abgesetzt zu haben, während der obere Teil jetzt gelb aussah. Severus lächelte, offensichtlich zufrieden mit dem Ergebnis, und schüttete es in eine andere seltsame Vorrichtung. Dann, bevor Draco es sich auch nur genau ansehen konnte, berührte er es mit seinem Zauberstab, und das ganze Ding fing an sich zu drehen wie eine Waschmaschine.
Draco sah es mit offenem Mund an. War das eine Miniwaschmaschine? Aber es schien magisch angetrieben zu werden und nicht elektrisch! Diese Chemiesache war aber seltsam.
"Weißt du, hier benutze ich eigentlich Physik, keine Chemie”, bemerkte Severus, wobei er auf die sich drehende, wachmaschinenartige Vorrichtung zeigte.
"Wirklich?” Dracos Augen wurden sehr groß.
"Ja, die beiden Fächer sind eng verwandt.”
"Aber ich sehe keine Kabel.”
"Nicht alles in der Physik ist elektrisch, Draco. Eigentlich ist die Elektrizität nur ein kleiner Teil davon.“
Draco nickte aufgeregt. „Ich finde alles darüber heraus. Sobald ich mit dem Mathebuch fertig bin. Ich muß es nur wiederfinden.”
"In dem Fall schlage ich vor, du fängst an, die hier abzuspülen.“ Severus gab ihm einige der leeren Gläser. “Alles was wir für die Trennung benutzt haben, muß perfekt gesäubert werden. Behandle sie, wie du die Behälter für die Tränkezutaten behandeln würdest, und sei besonders mit dem vorsichtig, in dem die Säure war. Wenn du damit fertig bist, kannst du damit anfangen abzustauben und die Bücher und Behälter zurück zu stellen.“
"Was ist mit den Gläsern die du noch benutzt?“
„Stell die Behälter einfach so hin wie sie es brauchen. Du solltest wissen, welche nicht ins direkte Licht dürfen. Die die kühl gehalten werden müssen habe ich schon weg gebracht, und die die ganz in der Dunkelheit sein sollen waren sowieso ruiniert. Die anderen Glaser werden warten müssen bis ich fertig bin, aber ich brauche einige von diesen hier vorher noch. Und wasch sie im Badezimmer. Sarah kann dich in der Küche nicht im Weg brauchen!“
Draco nickte gehorsam und trug so viele Gläser wie er konnte ins Badezimmer. Als er zurück kam um den Rest zu holen, war Snape damit beschäftigt, die weiße Asche in einen Behälter zu füllen auf dem „Feenstaub“ stand.
„Siehst du, da ist unser erstes Pulver.“ Er zeigte Draco den Behälter.
Es sah wirklich nicht wie Feenstaub aus, wie konnte das sein?
"Aber das ist Asche. Ich habe gesehen, wie du es verbrannt hast.“
”Ja, so wurde es wieder Feenstaub. Vergiß nicht die Filter zu säubern und sei vorsichtig dabei. Es wäre nicht leicht, sie zu ersetzen. Wir müssten nach London gehen und viel Muggelgeld zahlen um sie zu ersetzen, und du weißt, wie die Wechselkurse in Gringotts sind“, warnte ihn Severus, als er vorsichtig die Vorrichtung nahm, die er benutzt hatte um den Feenstaubrauch zu bekommen.
Dann war das ein Muggelgegenstand? Nun, das erklärte wahrscheinlich, warum es so seltsam aussah. Draco trug es vorsichtig mit dem Rest der Sachen ins Badezimmer.
Es waren ziemlich viele Gläser. Nun, es war nicht viel anders als abzuspülen. Er war jetzt wohl viel besser darin als er gewesen war, bevor er zu den Snapes gezogen war. Wenigstens hatte ihm Onkel Severus bei Strafarbeiten nie seine eigenen Gläser anvertraut. Er hatte sie immer selbst gereinigt. Und dieses seltsame Gestell schien viel wertvoller zu sein als ein einfaches Zutatenglas.
Draco lächelte. Er konnte es, und er würde es gut machen.
***
Draco kam etwa eine Stunde später mit den sauberen Glasbehältern zurück, und sah daß Snape ein weiteres frisch isoliertes Pulver verpackte. Einen Augenblick lang überlegte Draco ob er fragen sollte wo es hergekommen war, aber er beschloß es zu ignorieren. Er würde es sowieso nicht verstehen. Das Chemiezeug war zu kompliziert, fand er. Stattdessen fragte er, wo er die Glas-Sachen hinstellen sollte.
"Oh, stell sie einfach wieder auf den Tisch. Das meiste davon brauche ich nach dem Mittagessen sowieso wieder“, befahl ihm Snape, während er den Behälter in ein sehr leer aussehendes Regal stellte.
"Okay." Er stellte jedes Stück einzeln und so vorsichtig ab wie er konnte wenn er beide Arme voll hatte, und kehrte dann zurück um den Rest zu holen.
„Was soll ich dann als nächstes machen?“, fragte er,als alles wieder auf dem Tisch stand.
"Staub die Bücher ab und stell sie wieder in die Regale“, antwortete Snape. Dann fügte er mit einem Blick auf Draco streng hinzu: „Aber zieh dir vorher was trockenes an.“
Draco sah an sich hinunter und beschloß, daß Snape da recht hatte. Die größeren Gläser zu waschen war in dem kleinen Badezimmer ziemlich schwer gewesen, und Draco hatte sich eingehend naß gespritzt.
"Das ist nicht so schlimm”, erklärte er, nachdem er einen Augenblick darüber nachdachte. „Es ist heute so heiß, daß es ziemlich angenehm ist. Ich werde nicht krank wenn mir nicht mal kalt ist.“
"Ich wäre da nicht so sicher. Und ich will nicht, daß du meine Bücher naß machst, also werde bitte trocken bevor du mit ihnen anfängst“, bestand Severus.
Nun, wenn man es so sah… Draco seufzte und gehorchte. Wenigstens hatte er seine Kleider wieder gefunden nachdem Severus und Sarah die Zutaten aufgeräumt hatten.
Er zog schnell seine andere Hose und sein Lieblings T-Shirt mit dem Drachen an. Wenn er sowieso nicht hinaus ging, war es egal, daß er nicht die Bandenfarben anhatte, und er mochte das Drachen-T-Shirt wirklich gern. Er konnte es genauso gut anziehen um sich aufzuheitern, während er die ganze Putzerei machen musste.
Die Bücher abzustauben stellte sich auch als gar nicht allzu schlecht heraus. Snape hatte die meisten Zutaten schon weg gestellt, obwohl er vorher darauf bestanden hatte, daß Draco es alleine machen musste, und jetzt sah das Zimmer nicht mehr annähernd so schlimm aus wie direkt nach dem Besuch der Auroren. Die Aufgabe schien zu schaffen zu sein, und Draco versuchte sogar, die Bücher nach Themen zu sortieren. So würde er vielleicht das nächste Mal sogar das Buch finden das er suchte.
Er fing an indem er sie einfach alle einsammelte und auf einem großen Stapel bei den Regalen sammelte. Dann nahm er jedes einzeln in die Hand, säuberte es mit Sarahs Federstaubwedel und sah auf den Titel um zu sehen um was es darin ging.
Bald wurde ihm klar, daß es besser war, zuerst herauszufinden wie viel Platz jede Kategorie brauchte, und er fing an, für jede einen Stapel zu machen.
Mit dem Staubwedel zu spielen stellte sich auch als lustig heraus. In Hogwarts hatte er nur zugesehen wie Filch das machte, während er selbst die weniger angenehme Arbeit wie Böden zu schrubben oder Flecken aus den Möbeln zu polieren machen musste. Jetzt wusste er, warum. Der Staubwedel war schnell und gar nicht anstrengend.
Draco experimentierte etwas, und fand heraus, daß es viel mehr Spaß machte, den Staubwedel über das Buch zu wirbeln als es einfach nur abzuwischen. Und die Staubwolken flogen in verschiedenen Mustern herunter, abhängig von der Bewegung und Geschwindigkeit des Staubwedels. Er versuchte verschiedene Arten des Abstaubens und versuchte die Muster vorherzusagen.
Als er dieses Spiel endlich müde war, war er gut voran gekommen, und nur etwa ein Dutzend Bücher waren noch nicht abgestaubt und sortiert. Das einzige Problem, auf das er gestoßen war, waren die Bücher in Sprachen die er nicht lesen konnte. Er nahm an, daß die meisten davon Tränkebücher waren, aber da nur sehr wenige illustriert waren, konnte er sich nicht sicher sein. Nachdem er sie eine Weile zur Seite gelegt und sich gefragt hatte was er damit machen sollte, beschloss er schließlich, sie in einen eigenen Abschnitt neben die Tränkebücher zu stellen, und er packte sie nach der Schrift zusammen. Er konnte nicht ganz sicher sein, daß alles was er zusammensortierte in derselben Sprache geschrieben war, schließlich hatten English und Latein auch dieselben Buchstaben, aber da sie vor der Durchsuchung gar nicht sortiert gewesen waren, nahm Draco nicht an, daß es Severus stören würde, wenn die neue Ordnung nicht perfekt war.
Mit einem Seufzer nahm er das nächste Buch und fuhr schnell mit dem Federstaubwedel darüber, entschlossen den Rest des Abstaubens so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Wenn er schnell arbeitete war er vielleicht vor dem Mittagessen mit diesem Zimmer fertig.
Ein Blick auf das Cover um den Titel zu finden und… Es stand kein Titel auf der Vorderseite. Draco zuckte mit dem Schultern und drehte das Buch um auf dem Rücken nachzusehen. Nichts.
Er drehte das Buch um, fand aber nirgends einen Titel. Das war nicht ganz ungewöhnlich. Er hatte schon mehrere andere solche gefunden, aber nachdem er jetzt fast fertig war störte es ihn. Er wollte fertig werden, und dieses Buch bremste ihn.
Mit einem weiteren verärgerten Seufzen machte er es auf und fand den Titel endlich auf der ersten Seite: 1001 Nutzlose Tränke. Ah, noch ein Tränkebuch.
Moment mal! Nutzlose Tränke? Was zur Hölle waren denn nutzlose Tränke? Wer würde nutzlose Tränke kennen wollen? Nun, ein Tränkelehrer würde wohl alles was sich mit Tränken befasste interessant finden.
Draco legte das Buch auf den dritten Tränkestapel den er gebaut hatte als der erste und zweite so groß geworden waren, daß sie gedroht hatten umzufallen, und drehte sich um, um das nächste Buch abzustauben... Chemie. Dann kam es auf den Chemiestapel. So sollte es sein, sofort erkennbar, nicht wie das dumme Buch über nutzlose Tränke.
Was waren überhaupt nutzlose Tränke? Draco legte das Chemiebuch weg und nahm die 1001 nutzlosen Tränke wieder in die Hand. Nur ein schneller Blick hinein um herauszufinden was nutzlose Tränke waren, und er konnte wieder an die Arbeit gehen ohne ständig daran denken zu müssen.
Er öffnete das Buch auf einer beliebigen Seite. „Antitintentrank“, stand da. Ein Trank der Tinte verschwinden ließ. Warum war der nutzlos? Oh, da stand es. Am Ende der Seite stand, daß die Schrift auf jeder Pergamentrolle und jedem Stück Papier das mit diesem Trank behandelt worden war alle 20 Minuten 5 Sekunden lang verschwand. Draco versuchte sich eine Situation vorzustellen in der er versuchen wollte, Schrift genau zu dieser Zeit zu verstecken, aber seine Vorstellungskraft versagte. Dieser Trank war wirklich nutzlos.
Draco blätterte einige Seiten um und sah sich einige der anderen Tränke an. Es gab einen, der Ameisen verscheuchte, aber nur in unbewohnten Wäldern wirkte. Ein anderer ließ Sand unter Wasser glühen. Einer machte Mäuse unsichtbar. Und einer ließ Fischen Haare wachsen und funktionierte nur auf dem trockenen.
Er wollte das Buch gerade schließen und mit befriedigter Neugierde auf seinen Stapel zurück legen, als er einen weiteren Trank bemerkte. Er las die Beschreibung schnell. Dieser Trank war nicht annähernd so lustig wie die anderen. Enttäuscht schloß er das Buch. Der letzte war nicht einmal wirklich nutzlos. Er konnte für einen wirklich fiesen Scherz benutzt werden. Draco grinste boshaft als er sich an die letzte Zeile erinnerte: “Die Wirkungen halten etwas über eine Woche an. Es gibt keinen bekannten Gegentrank oder Spruch.“
Zu schade, daß er ihn nicht an Potter oder Weasley ausprobieren konnte. Hier hatte er niemandem dem er etwas so fieses antun konnte. Niemand verdiente es.
”Moment mal! Die Sharkes!” Natürlich! Er musste sich immer noch an den Sharks rächen. Und das war fast perfekt. Der Streich schrie praktisch „Rakers“, und ein Trank würde sofort mit Draco in Verbindung gebracht. Wer sonst hätte schon eine Quelle für ungewöhnliche Rezepte oder Zutaten. Die Sharks würden genau wissen, wessen Idee es gewesen war.
Das einzige Problem war, Professor Snapes Erlaubnis zu bekommen ihn zu brauen
Andererseits war es Severus selbst gewesen, der Draco gesagt hatte, er solle sich eine besondere Rache einfallen lassen. Vielleicht würde er ihm sogar helfen wenn er ihm sagte was er vorhatte.
Draco überdachte seine Möglichkeiten während er die Bücher einräumte. Er konnte Snape sagen was er vorhatte und um Hilfe bitten, aber riskieren, daß er nein sagte und ihm verbot seine Tränkeausrüstung zu benutzen, was Draco wieder ohne Plan für eine Rache dastehen ließ.
Oder er konnte den Trank brauen ohne zu fragen und riskieren, daß er erwischt wurde und nie wieder die Sachen anfassen durfte. Das hätte genau dasselbe Ergebnis, und würde zweifellos noch dazu Professor Snape verärgern. Er würde ihn vielleicht sogar zu Eugene schicken wenn er zu dem Schluß kam, daß es gefährlich war, Draco in seinem Tränkelabor bleiben zu lassen.
Wie genau standen eigentlich die Chancen, daß er nicht erwischt wurde? Draco nahm die 1001 nutzlosen Tränke wieder in die Hand. Auf welcher Seite war der Trank schnell wieder?
Er brauchte eine Weile bis er das Rezept wieder fand. Der Trank musste 12 Stunden lang sieden, dann wurde er vom Feuer genommen und musste ohne die Hilfe eines Kühlzaubers abkühlen. Nun, er durften in den Ferien sowieso keinen Kühlzauber sprechen. Aber 12 Stunden und dann noch länger um abzukühlen? Er würde ihn über Nacht stehen lassen müssen, und es gab praktisch keine Chance, daß er es schaffte während Snape nicht zu Hause war. Er blieb nie so lange weg, und er sah im Lauf von 12 Stunden immer einmal nach Draco und seinem Labor.
Konnte er Severus sagen, daß er etwas anderes braute?
Draco lachte fast über seine eigene Idee. Als würde sich Snape der Tränkemeister von einem normalen 15jährigen Schüler täuschen lassen! Er würde den Trank, den Draco angeblich machte wahrscheinlich in dem Augenblick erkennen, indem er ihn sah. Natürlich gab es die Möglichkeit, daß er nicht genau hinsah, wenn Draco einen Trank wählte, der dem den er wirklich braute sehr ähnlich kam, aber die Beschreibung im Buch reichte kaum um zu sagen wie genau er während der einzelnen Stadien der Herstellung aussehen würde, und Draco bezweifelte, daß er einen passenden Trank gekannt hätte, selbst wenn er es gewusst hätte. Nein, Snape kannte seine Sachen zu gut um sich so täuschen zu lassen.
Was Draco wirklich brauchte, war eine offene Erlaubnis, Severus’ Ausrüstung zu benutzen, ohne seinem Lehrer zu sagen, was er genau machte. Aber wie bekam er die?
Er war mit den Büchern fertig als er seine Entscheidung traf, und drehte sich um, um die Dinge aufzuheben die noch im Zimmer verteilt waren. Es war nicht mehr viel übrig, abgesehen von dem geheimnisvollen Chemiezeug auf dem Tisch, von dem Snape gesagt hatte, daß er es im Augenblick noch brauchte.
Draco lächelte. Er war fast mit dem ersten Zimmer fertig. Nur das Wohnzimmer und das Schlafzimmer noch. Ausnahmsweise freute er sich, daß die Wohnung der Snapes so klein war. Das Wohnzimmer war in viel besserem Zustand als das Labor, da Sarah zum Kochen das schlimmste Chaos beseitigen hatte müssen. Er hatte noch nicht gesehen in welchem Zustand das Schlafzimmer war, aber er nahm an, daß Sarah und Severus zumindest ihre Kleidung und Billys Spielsachen aufgehoben hatten, also würde es auch nicht mehr so schlimm aussehen wie es Draco von direkt nach der Durchsuchung im Gedächtnis hatte.
Severus kam um ihn zum Mittagessen zu rufen bevor er ganz fertig war, aber er wusste, daß er die letzten Stücke in wenigen Minuten auf ihre richtigen Plätze zurückräumen konnte wenn er zurück kam.
Severus schien das auch zu sehen. Er sah Draco zufrieden an. “Sieht aus als könnte ich dir nach dem Essen ein anderes elektrisches Spielzeug vorstellen,” bemerkte er.
“Etwas elektrisches! Wie heißt es? Kann ich es jetzt sehen?“, fragte Draco aufgeregt.
„Nach dem Mittagessen, Draco. Dann darfst du es sogar benutzen.”
„Benutzen? Was macht es?“
"Böden und Möbel sauber.”
Draco starrte die Mahlzeit über den Tisch an und fragte sich mit welchem elektrischen Gegenstand man ihn säubern konnte. Er hatte im Augenblick sein Racheprojekt völlig vergessen.
Als er nach dem Essen das Geschirr nahm, sah Severus von seinem “such das Quietschespielzeug”-Spiel mit Billy auf und sagte ruhig: “Leg das einfach in die Spüle und mach es später. Ich will, daß du erst das Labor fertig machst. Ich bin mit den Zutaten fast fertig, und es wird schön sein wenn wir wenigstens ein Zimmer haben, das wieder normal aussieht.”
Draco nickte aufgeregt. „Was ist mit dem elektrischen Ding das du erwähnt hast?“
"Heb erst auf was noch auf dem Boden liegt, und versuche keine kleinen Gegenstände zu übersehen, sonst sind sie anschließend weg. Ich will erst nach meinen Pulvern sehen. Vielleicht kann ich noch eines zurück in seinen Behälter füllen.“
Während Draco schnell im Labor die letzten vergessenen Gegenstände suchte, nahm Snape das Glas mit der dunkelblauen Flüssigkeit, hielt es ins Licht und suchte offensichtlich etwas, dann goß er es durch den frisch gereinigten Filter in die seltsame Vorrichtung die so schwer zu waschen gewesen war. Draco seufzte. Er konnte sich vorstellen wer es anschließend wieder saubermachen durfte. Kleine graue Kristalle blieben im Filter zurück.
“Die muß ich nur pulverisieren”, erklärte Severus Draco. „Ich bin fast fertig damit.“
Er legte die Kristalle aber für den Augenblick zur Seite und nahm stattdessen ein Glas mit einer roten Flüssigkeit, goß es in einen kleinen Kessel und stellte ihn auf den Brenner. Draco starrte das Glas mit der gelben Flüssigkeit an, das neben der Stelle stand, an der die rote gewesen war. Waren die beiden dieselben beiden Flüssigkeiten die Severus am Morgen in die Miniwaschmaschine gekippt hatte? Wie hatte er sie getrennt?
”Das wars. Jetzt zeige ich dir das elektrische Spielzeug”, versprach Severus, wobei er die gelbe Flüssigkeit völlig ignorierte.
Er führte Draco an einen kleinen Schrank im Wohnzimmer, und zog ein seltsames viereckiges Ding heraus, das offensichtlich viel schwerer war als es aussah. Es hatte das übliche Kabel und einen Stecker, wie Draco es schon von anderen elektrischen Geräten her kannte, und einen seltsamen, langen Schlauch an einem Ende, der in einem Metallrohr endete und dann in einem seltsamen Plastikding, das fast aussah wie eine Bürste, auch wenn die Haare zu kurz waren.
„Das,“ erklärte Snape als er das Ding ins Labor hinüber zerrte, „ist ein Staubsauger. Er saugt kleine Staubkörner auf, aber auch alle Gegenstände die klein genug sind um hinein zu passen, also mußt du aufpassen wo du damit hinzeigst.”
Draco betrachtete den Staubsauger neugierig. Wie bei allen elektrischen Dingen, die er bisher gesehen hatte, gab es keinen Hinweis darauf wie es funktionierte, aber es sah trotzdem sehr interessant aus.
Snape steckte es ein, was Draco nicht mehr überraschte. Das hatte er schon gesehen. Fast alle elektrischen Sachen schienen irgendwo Stecker zu haben. Er hatte eine Weile gedacht ,daß Kühlschränke keine hätten, aber Sarah hatte das bewiesen indem sie ihm das versteckte Kabel zeigte, das von seiner Rückseite wegführte. Nur die Lichtschalter und Sammies Gameboy schienen keine Stecker zu haben, aber Professor Snape hatte gesagt, daß das, was die Schalter funktionieren ließ, in der Wand war, also waren vielleicht auch die Stecker versteckt. Der Gameboy aber war mit gar nichts verbunden. Draco beschloß, Sammie einmal danach zu fragen.
"Denk immer daran, daß du dieses Ende festhältst wenn du ihn anmachst, und es auf den Boden zeigen lässt. Wenn du es los lässt während er läuft dreht er sich und du kannst nicht kontrollieren was es aufsaugt.”
"Gibt es keinen Weg, die Dinge zurück zu holen?”, fragte Draco etwas besorgt. Wie konnte eine nichtmagische Sache etwas verschwinden lassen?
"Natürlich gibt es den, aber das gibt eine ziemliche Sauerei, und du machst anschließend stundenlang sauber. Es ist besser, nicht zu riskieren, daß er überhaupt etwas schluckt, das er nicht soll.
Draco nickte gehorsam und sah genau zu wie Snape ihm zeigte wie man den Staubsauger benutzte. Das Summen des Motors zog schnell Billy an, der durch die offene Türe herein wanderte, glücklich aufjauchzte und sich mit einem Ohr an dem rechteckigen Körper an den Staubsauger drückte.
„Und paß auf wenn du ihn bewegst. Billy legt sich gerne drauf. Er mag wohl das Summen”, fügte Snape ruhig hinzu.
Also saugte Draco den Boden des Labors und sein Bett auf der Couch sehr langsam um Billy nicht zu erschrecken, während Severus die grauen Kristalle zu Pulver zerdrückte, in ein Gefäß füllte und beschriftete.
Das erinnerte Draco an seinen Plan. "Onkel Severus?", fragte er vorsichtig. „Könnte ich einige deiner Zutaten benutzten um selbst was zu brauen? Ich würde wirklich gerne sehen, ob ich einfache Tränke ohne Hilfe schaffe.“
Snape betrachtete ihn einen Augenblick lang streng, und Draco versuchte so unschuldig interessiert wie möglich auszusehen. Er hatte das seltsame Gefühl, daß Severus ihn direkt durchblicken konnte.
"Hast du dein Mathebuch nicht gefunden, als du hier aufgeräumt hast?”
"Oh, sicher, aber ich habe auch all die Tränkebücher und die Zutaten gefunden, und ich würde es nur gerne ausprobieren. Ich verspreche, nichts wertvolles zu nehmen. Ich will nur ein oder zwei einfach Tränke alleine ausprobieren.“
"Nun, denk nur dran, daß du keine Zutaten nimmst die du nicht kennst, und keine Experimente machst. Benutze ein Rezept und halte dich genau dran. Tränke können sehr gefährlich sein wenn du nicht genau weißt was du machst, und du bist noch nicht dazu bereit, vorherzusagen was herauskommt, wenn du etwas neues kombinierst. Denk daran, daß manche Zutaten explodieren oder giftigen Rauch produzieren, wenn man sie mit anderen mischt."
Draco nickte. „Keine Sorge. Ich mache nichts besonderes. Ich suche mir einfach einen harmlosen Trank aus einem deiner Bücher und schaue ob ich ihn dazu bringe zu funktionieren.“
„In Ordnung, aber denk daran mich sofort zu rufen, wenn dein Kessel etwas ungewöhnliches macht.“
„Werde ich“, versprach Draco glücklich grinsend. Hindernis eins seiner Rache an den Sharks war wesentlich weniger kompliziert gewesen, als er gedacht hatte. Er war überrascht, daß Severus nicht darauf bestanden hatte, daß er ihm sagte welche Tränke er genau brauen wollte oder welche Zutaten er dafür brauchte. Vermutete Snape was er plante? Es gab keinen Weg das herauszufinden als ihn zu fragen, und das konnte er nicht.
"Was machst du mit der Flüssigkeit im Kessel?”, fragte er stattdessen
"Die kocht nur um das Wasser loszuwerden. Dann bleibt das Pulver im Kessel zurück. Ich könnte es einfach herumstehen lassen und warten bis das Wasser trocknet, aber das würde Tage dauern. So geht es schneller.”
"Aber verbrennt es das Pulver nicht?”, fragte Draco erschrocken.
"Nicht wenn du genau weißt wann du es vom Feuer nehmen mußt. Bis dahin kann ich es aber nicht aus den Augen lassen.”
"Und was ist damit?” Draco deutete auf die beiden Gläser die noch unberührt auf dem Tisch standen.
„Dasselbe”, sagte Snape schulterzuckend. „Sie werden warten müssen bis ich mit dem hier fertig bin, weil ich nur einen Brenner habe.“
„Oh.” Nun das war eine wirklich langweilige Erklärung. „Was ist mit der in dem tropfenden Gestell?“
"Die ist morgen fertig. Dann haben wir ein Gas und ein Pulver, und das Gas in Pulver zu verwandeln ist eine Frage von Minuten. Du kannst den Brenner aber heute Abend benutzen wenn du willst. Ich brauche ihn nicht mehr lange.”
„Nun, dann sollte ich jetzt besser abspülen, und anfangen das Wohnzimmer aufzuräumen“, sagte Draco schnell bevor Snape wieder anfangen konnte ihn nach seinem Tränkeexperiment zu fragen.
Severus lächelte wissend als der Junge hinaus rannte. Was für ein niedlicher kleiner Bursche Draco sogar mit 15 noch war. Nun, Severus selbst hatte man mit 15 sein Alter auch nicht angesehen, und es war nie ein Problem gewesen.
Draco verbrachte den Rest des Tages damit das Wohnzimmer zu säubern, und als er sich ins Labor zurückzog um mit dem Brauen anzufangen war er ziemlich zuversichtlich, daß er seine Strafe am nächsten Tag beenden konnte. Er fand die richtige Seite dieses Mal viel schneller, und prüfte die Zutatenliste. Es waren nur sechs, was Draco mittlerweile lächerlich wenig zu sein schien.
Er sah in den Regalen nach und fand sie tatsächlich alle vor, und so stellte er sie in der richtigen Reihenfolge auf den Tisch, genau wie er es bei Tränken mit langen Zutatenlisten gelernt hatte. Es war in diesem Fall natürlich nicht wirklich notwendig, aber er wollte hier keine Fehler machen. Es war wirklich das erste Mal, daß er etwas ohne einen erwachsenen Aufpasser brauen würde, und er hatte sogar vor, den Trank anschließend zu benutzen. Er hatte zwar vor, sich an den Sharks zu rächen, aber sie zu töten oder ihnen sogar ernsthaft weh zu tun kam nicht in Frage. Der Trank musste genau das sein was er sein sollte, und er würde keine Gelegenheit haben, ihn zuerst auszuprobieren.
Draco bereitete vorsichtig den Kessel vor, und ließ Wasser kochen. Dann sah er in das Rezept. Nein, keine der Zutaten wurden hinein gegeben bevor das Wasser kochte. Er konnte nur warten.
Aber er konnte damit anfangen, die Ausführung seiner Rache zu planen während er wartete. Zum Glück brauchte der Trank nicht getrunken werden. Es würde reichen wenn die Sharks ihn berührten, und sie damit zu bespritzen sollte auch gehen. Aber wie verhinderten die Rakers, auch damit in Berührung zu kommen?
Es würde ein Hinterhalt sein müssen. Sie mussten den Trank aus sicherer Entfernung auf die Sharks werfen, und das hieß, sie mussten Wasserbomben benutzen. Wo konnte Draco vor Samstag Wasserbomben bekommen, wenn er nicht aus der Wohnung durfte? Er würde Mike bitten müssen, sie zu besorgen. Aber das bedeutete, daß er Mike eine Nachricht zukommen lassen musste.
Als er einen Entschluß gefasst hatte, kochte das Wasser endlich, und er konnte anfangen die Zutaten hinein zu geben.
Er brauchte fast 2 Stunden bis alles richtig hinein gerührt war, aber endlich war er fertig und der Trank passte zu der Beschreibung die das Buch für dieses Stadium gab. Nun musste Draco nur noch den Brenner herunterdrehen, und den Trank 12 Stunden darauf stehen lassen. Es stellte sich als schwerer heraus als Draco es sich vorgestellt hatte, nachdem er Severus dabei beobachtet hatte. Er brauchte ein paar Minuten bis er herausgefunden hatte wie man den Brenner herunterdrehte ohne ihn auszumachen, und selbst danach musste er ständig aufpassen und einstellen bis er endlich genau die richtige Größe für die Flamme fand. Wie schaffte Severus es, es mit etwas das aussah wie eine einzige beiläufige Berührung des Brenners, richtig zu machen?
Während er den Brenner beobachtet und neu eingestellt hatte, hatte Draco es geschafft, eine schnelle Nachricht an Mike zu schreiben, die seine Pläne grob umriß und nach kleinen Ballons fragte, die man als Wasserbomben benutzen konnte. Nach einem kurzen Zögern fügte er ein kleines PS hinzu, indem er Mike bat zu versuchen, Jacks Erlaubnis zu bekommen, den Plan auszuführen. Es wäre wahrscheinlich nicht gut, etwas so großes ins Rollen zu bringen ohne den Bandenführer zumindest zu informieren, und Draco wollte den zögernden Frieden mit Jack halten.
Nun musste er nur noch die Nachricht zu Mike bringen. Wenn er nur eine Eule hätte! Stattdessen öffnete er die Labortür einen Spalt, holte sein Mathebuch heraus und fing an, einige Aufgaben zu rechnen, obwohl er mittlerweile ziemlich müde war und eigentlich nur noch ins Bett wollte.
Tatsächlich zog die offene Tür schnell Munins Aufmerksamkeit auf sich, und der neugierige Rabe flatterte herein um zu sehen was los war. Oh, es war nur der Junge, der wieder diese komischen Zeichen schrieb. Nichts ungewöhnliches.
"Aber hallo, Munin”, grinste Draco. “Sag, willst du einen Brief für mich abliefern?”
Munin sprang auf den Tisch. Für den Jungen einen Brief abliefern? Das war neu. Das war interessant. “Schreiben!”,krächzte er glücklich. „Fliegen!“
Draco nahm an,daß das hieß: “Oh ja, sehr gerne. Schreib schnell!”
"Oh, er ist schon geschrieben. Du mußt nur das hier zu Mike hinüber tragen und seine Antwort mitbringen.”
"Krächz?” Das klang etwas enttäuscht.
"Der Trick ist, daß es niemand außer Mike sehen darf. Kannst du das? Kannst du einen Brief abliefern,ohne daß Onkel Severus es mitbekommt?“
"Krächz! Fliegen!” Munin klang wieder glücklich.
Oder bildete sich Draco das nur ein? Wie viel verstand der Vogel wirklich?
"Okay, hier bitte.” Er band den Brief an Munins Bein. “Zeig ihn keinem außer Mike! Okay?”
Munin wollte gerade davon fliegen, aber bei dem letzten Satz drehte er sich wieder zu Draco um. “Verstecken?”
Verstecken? War das der Befehl für einen der Tricks des Raben? Wenn ja, was hieß es?
"Ja, verstecken!“ Draco beschloß es zu riskieren. Was es auch war, es schien nicht einzuschließen, daß er den Brief vielen Leuten zeigte. “Verstecken und das hier zu Mike bringen.” Wenn das entgegengesetzte Befehle waren, hoffte Draco, daß der Rabe wissen würde, wie man einen nach dem anderen ausführte.
Munin flog direkt aus dem Fenster nachdem er diese Anordnungen hörte, und Draco hoffte, daß es ein gutes Zeichen war.
Weniger als eine Minute später betrat Severus den Raum. „Ist Munin bei dir?“
„Nein, er war vorhin da, aber er ist wieder davon geflogen“, antwortete Draco wahrheitsgemäß. Er war nicht sicher, wie gut er Severus gegenüber lügen konnte. Er war gut darin gewesen, Diener, andere Kinder und einige seiner anderen Lehrer anzulügen, aber Snape sah einen an als könnte er Gedanken lesen. „Er hat aber was mit verstecken gesagt. Heißt das was?“
„Verstecken?“, fragte Severus überrascht. „Verstecken ist der Befehl, eine Mission ungesehen auszuführen. Hast du ihn was machen lassen?“
"Na ja, ich habe mit ihm geredet. Ich kenne nicht alle seine Befehle. Du glaubst doch nicht daß ich ihn geschickt habe, etwas dummes zu machen, oder?“ Draco grinste innerlich. Der Befehl, eine Mission ungesehen auszuführen. Das war genau was er gewollt hatte!
Severus dachte einen Augenblick nach und schüttelte den Kopf. „Du könntest ihn zu nichts zwingen was er nicht will. Raben gehorchen üblicherweise nur einem Meister. Er würde deine Befehle als Vorschläge ansehen, nicht als Befehl. Das schlimmste was du möglicherweise getan hast ist, ihn etwas klauen zu schicken.“
„Klauen?”, fragte Draco ehrlich schockiert, obwohl er genau wusste, daß er das nicht getan hatte.
"Ja, das ist üblicherweise mit verstecken kombiniert, also wäre es sinnvoll wenn er das vorschlägt. Hast du gesagt er soll was suchen?”
“Suchen?”
"Ja, das wäre der Befehl, dir etwas zu bringen.”
"Ich bezweifele es. Soweit ich mich erinnere haben wir nicht über Quidditch geredet.“
"Sucher funktioniert nicht. Es muß suchen und der Name eines Gegenstandes sein.“
"Wenn ich verstecken und suchen sagen würde, würde das bedeuteten etwas zu stehlen?“, kicherte Draco.
"Nun, du würdest noch sagen müssen was du gestohlen haben willst. Verstecken und suche Brief zum Beispiel würde heißen klau mir Pergament.“
"Würde er dann nicht einfach eine Rolle vom Tisch nehmen? Wie sagst du ihm welches Pergament du genau willst?“, fragte Draco neugierig.
Snape betrachtete ihn einen Augenblick lang. „Ich denke das beantworte ich besser nicht. Ich habe das seltsame Gefühl, daß Potters Hausaufgaben im nächsten Schuljahr vielleicht die Angewohnheit entwickeln, zu verschwinden wenn ich das mache.“
"Okay, aber was ist wenn ich ihn geschickt habe etwas zu stehlen? Oder wenn ich ihn irgendwo weit weg geschickt habe oder so?“
„Er ist rechtzeitig zum Frühstück wieder da. Er würde keinem Vorschlag folgen wenn es bedeuten würde, daß er eine Mahlzeit verpasst. Und wenn er dir etwas bringt, gib ihm eine Belohnung, sag ihm gut gemacht und laß es ihn zurückbringen.“
„Zurückbringen? Wie?”
“Verstecken und zurück”, lächelte Snape. “Er wird sich daran erinnern wo er es genau hergenommen hat, auch einen Tag nachdem er es dir gebracht hat.”
„Was ist wenn ihm nicht danach ist es zurück zu bringen?“
„Warte bis nach dem Frühstück und gib den Befehl wieder, oder wenn es nicht warten kann, sag es mir. Mir gehorcht er ohne zu fragen.“
“Was ist wenn er erwischt wird?”
"Erwischt wird? Dieser Rabe hat mal einen Brief von Voldemort direkt aus der Tasche deines Vaters gestohlen ohne sich erwischen zu lassen.”
„Ich wusste nicht, daß mein Vater je einen Brief von ihm verloren hat!“, rief Draco erschrocken. Wenn Voldemort je von diesem Zwischenfall erfuhr, war Lucius in großen Schwierigkeiten. Dann erinnerte er sich daran, daß Lucius in Azkaban war. Es war nicht wahrscheinlich, daß der dunkle Lord sich die Mühe machen würde ihn da heraus zu holen, nur um ihn umzubringen, weil er ein Stück Pergament verloren hatte.
"Siehst du?”, grinste Severus. „Das liegt daran, daß dein Vater es auch nicht weiß.“
„Nicht weiß? Wie kann er es nicht wissen?“
„Verstecken und zurück. Und Munin ist wieder nicht erwischt worden.“
Draco fing an, den Vögeln gegenüber neuen Respekt zu entwickeln. Bisher hatte er Munin für ein ausgefallenes Haustier mit vielen coolen Tricks zur Unterhaltung gehalten, mit denen man angeben konnte. Jetzt stellte sich heraus, daß er ebenso ein Spion war wie sein Herr. Und als der Rabe in dem Augenblick in dem Severus das Zimmer verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte elegant mit Mikes Antwort durch das Fenster segelte, hatte sich Draco entschieden. Eines Tages würde er seinen eigenen Raben bekommen. Er hoffte nur, daß Onkel Severus bereit war, ihm zu zeigen wie man einen ausbildete.
Er fischte schnell eine große Raupe aus einem der Zutatenbehälter und bot sie Munin in der Hoffnung an, daß es als Belohnung zählte. Munin nahm sie ohne zu zögern, und rieb seinen Kopf an Dracos Hand. Offensichtlich schmeckte die Raupe sehr gut.
Draco streichelte die Federn des Raben während er Mikes Antwort las, dann steckte er sie weg und bot dem Raben seinen Arm an, auf den er sofort stieg. Er ging ins Wohnzimmer und hoffte, daß er unschuldig genug aussah.
“Onkel Severus, Munin ist wieder da. Er hat nichts gestohlen und sieht ganz normal aus.“
Severus sah von dem Buch auf in dem er gelesen hatte, und schnippte mit den Fingern. Munin hob sofort von Dracos Arm ab und flog auf die Schulter seines Meisters.
Draco stand eine Zeitlang nur in der Tür und sah ihnen zu. Severus saß da und las sein Buch und streichelte geistesabwesend immer wieder die Federn des Rabens, und Munin saß mit halb geschlossenen Augen und vollkommen glücklichem Gesicht auf seiner Schulter. Ja, Draco wollte ganz sicher eines Tages seinen eigenen Raben.
Er kehrte schließlich in das Labor zurück um nach seinem Trank zu sehen, aber es schien als hätte er die Größe der Flamme endlich hinbekommen. Alles sah völlig in Ordnung aus. Er warf wieder einen Blick auf das Mathebuch, aber er war viel zu müde um weiter zu lernen. Nach einem letzten Blick auf den Kessel, um sicherzustellen, daß wirklich alles in Ordnung war, packte er das Buch weg und ging ins Bett.