Kapitel 4
Hermine saß da wie vom Donner gerührt. Warum fragt er mich ausgerechnet jetzt nach Severus? Einige wilde Hypothesen kamen ihr in den Kopf - hatte er sie und Susan mit einem Tarnumhang ausgespäht? Hatte er sie mit seiner Fähigkeit, Gedanken zu manipulieren, in ihrem Schlaf verhext? Hermine, beruhige dich, ermahnte sie sich, als sie wieder klar denken konnte. Sie zwang ihre Stimme normal zu klingen, aber die Frage klang immer noch neugierig, als sie fragte: "Wie kommst du auf ihn?"
Viktor entspannte sich sichtlich, als er ihre gefasste Stimme hörte. "Tja…" und er erzählte ihr von dem Besuch im Tropfenden Kessel.
"Oh." Hermine schaute ihm nicht in die Augen, anscheinend in ihr Frühstück vertieft. Hat Severus den Pub wirklich verlassen, weil er Harry und Ron gesehen hatte? Oder weil Viktor da war? Die Chance, dass Severus ihre Hochzeitsanzeige nicht gesehen hatte, war gleich null. Der Tagesprophet hatte seinen großen Tag mit der, wie sie es beschrieben: "Märchenhafte Romanze" zwischen dem berühmten Quidditch-Spieler und der besten Freundin von Harry Potter.
"So? Erzähl mir von ihm!" drängte Viktor.
Hermine schaute finster. "Warum. Was willst du wissen?"
Die Schultern zuckend antwortete Viktor: "Tja, alles. Varum fängst du nicht damit an, warum du mich die ganze Zeit hast glauben lassen, dass es Harry var."
Hermine starrte ihn an. "Ich habe dir niemals gesagt, dass es Harry war. Du hast es angenommen und ich habe es nicht berichtigt. Schau, Viktor - es ist schon sehr lange her. Du weißt das Wichtigste bereits - ich habe dir damals per Eulenpost die Situation geschildert. Ich verstehe nicht, warum es wichtig ist. Lass es gut sein."
Viktors Gesichtszüge nahmen einen Ausdruck an, den sie nur allzu gut kannte. "Gut, vielleicht kann ich es nicht leiden, wenn andere mehr über meine Frau vissen, als ich."
"Und vielleicht will ich nicht mir dir darüber reden."
"Varum nicht?" Viktor erhob seine Stimme. "Venn es so lange her ist, ist es doch egal. Varum villst du nicht mit mir darüber sprechen?"
Hermine wurde langsam wütend. Ihre Serviette hinwerfend, entgegnete sie scharf: "Vielleicht liegt es daran, dass ich keine Lust habe, wie die meisten Menschen, meinem Ehemann eine detaillierte Beschreibung meiner Ex-Beziehungen zu geben!" Viktor schaute finster drein. Sie sah auf die Uhr und atmete schnell aus. "Ich muss ins Labor. Wir sehen uns später." Sie murmelte einen schnellen Reinigungsspruch für Haare und Zähne, stapfte ins Schlafzimmer und zog sich frische Sachen an. Mit einem letzten Seufzen apparierte sie direkt aus ihrem Schlafzimmer vor den Haupteingang des Ministeriums.
***
"Dafür ist es ja wohl noch etwas früh am Tag, oder nicht?" bemerkte Tom leichthin zu dem dunkel gekleideten Mann, der auf dem Stuhl vor ihm saß. Severus Snape war kurz nachdem der Barkeeper die Tür aufgeschlossen und das Zeichen auf "Geöffnet" gesetzt hatte erschienen und verlangte einen Feuerwhiskey.
Der Mann auf dem Stuhl grunzte nur. Tom schüttelte den Kopf, goß den Drink ein und sagte: "Nun, heraus damit, Severus. Es ist offensichtlich, dass du etwas auf dem Herzen hast. Da im Moment kein anderer da ist, bin ich ganz Ohr."
Severus verzog das Gesicht, nachdem er einen Schluck des hochprozentigen Drinks probiert hatte. "Dreimal darfst du raten."
Ah, ja. So läuft das heute. Tom gab vor nachzudenken. "Hmmm. Könnte es Viktor Krum sein… Viktor Krum, oder doch… Viktor Krum?"
Severus musste zustimmend lachen und erhob das Glas in Richtung seines alten Freundes. "Beim ersten Mal richtig geraten. Eher gesagt alle drei Male."
Tom lehnte sich auf den Tresen und schaute Severus ernst an. "Hör mir zu, mein Junge, ich sage es nur einmal. Deine Lady ist verheiratet. Frau Krum. Vergiss das nicht, hörst du mich? Mach dich nicht fertig mit was hätte sein können und leb dein Leben."
"Mir zu sagen, dass ich mein Leben leben soll impliziert, dass ich jemals gelebt habe, Tom. Das ist definitiv nicht der Fall." Severus starrte für einen Moment gedankenverloren in sein Glas. Tom wartete geduldig. "Ich habe es geschafft sie aus meinem Kopf zu verdrängen, zumindest die meiste Zeit. In letzter Zeit scheint sich allerdings alles gegen mich zu verschwören."
Tom nickte. "Wie das Auftauchen von Krum letzte Nacht." Severus murmelte seine Zustimmung und Tom betrachtete ihn genau, die nächsten Worte genau abwägend. "Du willst das vielleicht nicht hören, aber - er ist ein guter Mann, Severus. Er tut ihr gut. Sie scheinen glücklich zu sein."
Severus schaute finster drein. "Erinnere mich bitte, warum ich immer wieder mit der falschen Vorstellung hier herkomme, dass ich mich besser fühle, wenn ich mit dir über die Situation spreche?"
Tom lachte laut. "Das ist der Severus, den ich kenne!" Er lehnte sich wieder über den Tresen. "Dass die beiden glücklich sind, sollte dir ein gutes Gefühl geben. Du liebst sie immer noch - nein, streite es nicht ab. Ich bin schon lange genug Barkeeper und kenne die Anzeichen…. Egal - du liebst sie, darum solltest du glücklich sein, wenn sie es ist. Ich weiß, das hört sich verrückt an, aber denk darüber nach."
Severus antwortete nicht. Er starrte gedankenverloren auf den Grund seines Glases.
***
Hermine stapfte die Stufen zum Forschungsministerium herauf. Sie war immer noch wütend auf Viktor. Zumindest hatte sie ihre Arbeit, um sie abzulenken. So wie der Morgen bisher gelaufen war, wäre sie nicht überrascht, wenn der Kessel über Nacht explodiert wäre.
In der Eingangshalle traf sie unerwartet auf Susan. Susan lächelte sie an und sagte: "Oh Hi! Lange nicht gesehen! Ich wollte mir ein paar Notizen mit nach Hause nehmen. Ich nehme an, du willst nach deinem Experiment sehen?" Das Lächeln verschwand, als sie den Ausdruck auf dem Gesicht der anderen Frau sah. " Oh, Hermine! Komm mit", sagte sie und zog Hermine am Arm in die nahe Toilette. Als die Tür sich geschlossen hatte, dreht sie sich zu ihr um. "Heraus damit."
"Ich HASSE Tratsch. Besonders wenn es sich um dummen MÄNNERTRATSCH handelt!" grollte Hermine.
"Nun, da du es erwähnst.. dummes Geschwätz ist immer männlich. Frauentratsch ist eher bösartig.
Okay -welcher dumme Tratsch hat dir die Laune verdorben?" Susan war neugierig. Sie hatte Hermines Haus erst vor ein paar Stunden verlassen und sie konnte nicht ergründen was in der Zwischenzeit vorgefallen sein konnte, das die Stimmung ihrer Freundin so verschlechtert hatte. Als Hermine es ihr erklärte, konnte sie ein süffisantes Grinsen nicht unterdrücken. "Ah, Der-Junge-der-Brabbelte schlägt wieder zu. Nun, es sieht so aus, als hättest du die Chance meinen Rat in die Tat umzusetzen. Warum erzählst du Viktor nicht davon?" Sie schaute Hermine grübelnd an. "Bist du sicher, dass du kein Talent zur Wahrsagung hast? Es sind einfach zu viele Zufälle."
"Trelawney sagte, mir fehle das innere Auge oder das richtige Gefühl oder so was."
"Vergiss diese alte Fledermaus. Was weiß sie schon?" fragte Susan grinsend. "Egal, du solltest mit Viktor sprechen, wenn du hier fertig bist, und dich entschuldigen. Er hat Recht. Du weißt, dass es dir auch nicht passen würde, wenn - sagen wir Lavender - etwas über Viktors Vergangenheit wissen würde, dass er dir nicht erzählen wollte."
"Auf welcher Seite stehst du eigentlich?" Hermine atmete wütend aus als Susan sie nur mit einem Lächeln auf den Lippen ansah. "Okay, Okay. Ich weiß, dass du Recht hast."
"Ja, genau das will ich hören!" sagte Susan in einer Singsang-Stimme und führte sie zurück in die Eingangshalle. "Wir sehen uns morgen. Mittagessen?" Hermine stimmte zu und Susan drehte sich mit einem letzten Kommentar herum: "Nur damit ich es nachher nicht vergesse - ‚Ich habe es dir gesagt'."
Hermine schüttelte nur ihren Kopf und setzte den Weg zu ihrem Labor fort.
***
Eine Stunde später hatte Hermine ihre Berechnungen fertig und lächelte zufrieden. Ein Erfolg! Ein Platz in der ersten Reihe war ihr sicher. Sie ging vom Labor zu ihrer Bürotür, in Gedanken ihre Notizen ordnend. Jetzt muss ich mit Viktor sprechen.
Nachdem sie an ihrem Schreibtisch Platz genommen hatte, zog sie ihren Ehering aus einer Tasche ihres Gewandes und streifte ihn über. Einige der Substanzen, die beim Zaubertrankbrauen verwendet wurden, waren sehr gefährlich für Schmuck, besonders für solchen Schmuck. Viktor, der ein Talent für Zaubersprüche hatte, hatte ihre Ringe mit einer Reihe von Kommunikations- und Auffindungs-Sprüchen belegt. Egal, wie weit sie von einander entfernt waren, sie konnten sich so innerhalb kürzester Zeit unterhalten, wenn einer den Ring hielt und den Namen des anderen sagte. Für solche Gelegenheiten wie jetzt, war das sehr praktisch. Sie atmete tief ein, berührte leicht den Ring und sprach seinen Namen. Der Ring wurde warm an ihrem Finger, das Signal, dass die Verbindung hergestellt war. Viktor - Es tut mir leid. Ich werde dir alles erzählen, was du hören willst, wenn ich nach Hause komme.
Die gedankliche Antwort kam. Es tut mir auch leid, Hermine. Und nach einer kurzen Pause: Aber ich will es immer noch wissen.
Sie kicherte ein wenig und antwortete: Daran habe ich nicht für eine Sekunde gezweifelt. Aber keine glorreichen Details, Okay?
Wir sehen uns, wenn du nach Hause kommst, Liebste, sandte er zurück und die Verbindung war getrennt.
***
Später am Abend hatten Viktor und Hermine ein langes Gespräch. Sie füllte die Lücken in der Geschichte, so wie er sie kannte. Sie erklärte Severus' Arbeit als Spion und die Gefahr, in der er täglich geschwebt hatte. Wie Severus furchtbar besorgt war was mit ihr passieren würde, wenn Voldemort etwas über ihre Beziehung herausfinden würde. Wie sie besorgt war, was mit ihm geschehen würde, wenn die anderen Todesser herausfinden würden, dass er eine Beziehung mit der Freundin von Harry Potters "dreckigem Schlammblut" hatte. Und schlussendlich, wie sie den Kontakt von einem zu anderen Tag abrupt beendet hatten, als mehrere Quellen besagten, dass Voldemort ein Interesse am Privatleben seiner Todesser entwickelt hatte. Aus Angst vor dem Einfluss, den eine romantische Beziehung haben könnte, hatte Voldemort geplant, das Dunkle Mal jeder Frau, die mit einem Todesser involviert war aufzuzwingen, um Loyalität und Einheit in den Reihen zu gewährleisten. Selbst mit den überlegenen Verhüllungs-Talenten, wäre das Risiko ihrer Beziehung zu groß gewesen. Mittlerweile konnte sie sich das eingestehen, obwohl sie es lange Zeit nicht wahr haben wollte.
"Also hast du nie vieder mit ihm gesprochen?" Hermine schüttelte den Kopf. Viktor fuhr fort: "Es muss sehr schwer für ihn gewesen sein."
Hermine zuckte die Schultern. "Er scheint schnell darüber hinweg gekommen zu sein. Harry sagte, dass er kurz nach unserer Trennung mit jemand anderem zusammen war", sagte sie vorsichtig in einem neutralen Ton, um nicht zu enthüllen, wie sehr sie bei dem bloßen Gedanken immer noch verletzt war. Wir waren nicht einmal einen Monat getrennt. Sie war froh, dass Harry solange mit seiner Enthüllung gewartet hatte, bis sie sich mit Viktor traf. Unmittelbar nach der Trennung war sie viel zu fragil, um dieses Wissen zu verkraften.
"Es muss auch für dich schwer gewesen sein." Nachdem sie genickt hatte, sagte er sanft: "Ich glaube, ich habe jetzt verstanden, varum du nicht darüber sprechen volltest. Aber ich vollte es vissen. Ich bin froh, dass du es mir gesagt hast." Sie nickte nochmals und er umarmte sie.
"Ich liebe dich, Hermine."
Sie wollte es auch sagen, aber aus irgendeinem Grund, konnte sie die Worte nicht aussprechen.
***
Die nächsten Wochen flogen für Hermine und die anderen Forscher, die für die Zaubertrank-Abteilung des Ministeriums arbeiteten, vorbei. Dem letzten Test wurde in ihrem Büro mit großer Aufregung entgegen gesehen, wie sie es erwartet hatte.
"Ich wusste, dass du es schaffen würdest, Herm!" gab Justin Finch-Fletchley aufgeregt bekannt, als er in das Besprechungszimmer stürmte. Es war ein paar Tage vor der Konferenz und die Zaubertrank-Gruppe beendete die Vorbereitungen. Justin war ein paar Wochen mit seiner Familie in Urlaub in den Staaten gewesen. "Jetzt musst du mir unbedingt erzählen, wie du auf diese Idee gekommen bist. Seamus kannte keine Details. Ich denke, er versteht nicht, warum wir so einen Wind machen, um der Wahrheit die Ehre zu geben", fuhr Justin kopfschüttelnd fort.
"Seamus war noch nie ein Fan von Zaubertränken, da stimmen wir, denke ich, alle überein. Es ist nichts, das jemanden außerhalb der Zaubertrank-Welt in Aufregung versetzen wird", antwortete Hermine.
"Vielleicht. Aber die von uns, die involviert sind, können es nicht abwarten, den Zaubertrank anzuwenden", sagte Hestia Jones und lächelte Hermine zu. "Ich habe viel zu viele wertvolle Zaubertränke, die verderben, weil sie nicht haltbar sind. Und da Stasis-Zaubersprüche die magischen Verbindungen stören, gibt es nichts - war da nichts", korrigierte sie sich, "was man tun konnte."
Hermine lächelte sie an. Sie konnte sich noch gut an den Schock erinnern, den sie an ihrem ersten Tag im Ministerium bekommen hatte, als sie Hestia sah. Sie kam sich noch immer dumm vor - natürlich hatte sie gewusst, dass nicht alle Mitglieder des Orden des Phoenix Auroren oder Professoren waren, aber es war das erste Mal, dass sie ein Mitglied des Ordens getroffen hatte, das einen "alternativen Lebensstil" führte.
"Nun, du erinnerst dich sicherlich, dass der Manere-Trank an den Zaubertrank, den du haltbar machen wolltest, angepasst werden musste… ich arbeite noch immer an den Details. Einige brauchen lediglich einfache Anpassungen an den Manere-Trank, aber andere… Ich bin mir nicht sicher, wie lange es dauern wird."
Hestia nickte. "Ich verstehe. Ich gebe dir eine Liste mit den dringendsten Zaubertränken, wenn der Wirbel um die Konferenz sich gelegt hat. Die meisten Tränke, die ich benutze, haben eine angemessene Haltbarkeitsdauer, so dass ich dich mit diesen nicht direkt belästigen werden."
"Hört sich gut an", stimmte Hermine zu. "Wie sieht es mit dem Zeitplan aus…." Die Gruppe vertiefte sich wieder in die Planung.
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