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Kapitel 9: Dumbledore's Zug
Harry und Hermine saßen eine Weile in der Bibliothek bis Harry sich entschuldigte. Er mußte einfach hinaus.
Er war deprimiert weil er nichts tun konnte. Aber vor allem war er wütend. Wütend auf Voldemort wegen dessen grenzenlosen Machthungers, wütend auf sich weil er so kindisch gewesen war Dumbledore und Fudge nachzuspionieren und...
Er blieb wie angewurzelt stehen.
Da, nicht weit entfernt, stand derjenige der die letzte Intrige so glänzend eingefädelt hatte.
Draco Malfoy.
Als er ihn sah überwältigte Harrys Ärger ihn und er stürmte fast auf den Slytherin zu, der an einer Wand lehnte und ausnahmsweise nicht von seinen Spießgesellen umgeben war.
"Du!” fauchte Harry.
Malfoy wandte ihm nur faul den Kopf zu. “Ja, Potter? Was ist mit mir?” Er grinste.
"Wie… wie kannst du es wagen! Hattest nichts besseres zu tun als -“ Harry biß sich auf die Lippe. Er musste vorsichtig sein um nicht zu verraten, dass auch er von Snape wusste. Zum glück schien Malfoy es nicht gemerkt zu haben.
"Als WAS zu tun, Potter?“ Sein falsches Lächeln wurde noch breiter.
Harry zeigte ihm die Zähne. Jetzt Vorsicht! „Allen deine…deine VERMUTUNGEN zu erzählen! Streit nicht ab, dass du es warst! In der ganzen Schule habe ich gehört wie die Leute genau wiederholen was du mir nach Geschichte der Zauberei erzählt hast. War nicht genug es nur mir zu sagen, wie?“ jetzt schrie er fast. "Nein, du musstest JEDEM einen Tipp geben - egal ob die Schule oder Dumbledore damit Probleme bekommen!“
Malfoy schnaubte und beugte sich näher zu Harry.
"Nun, Potter. Du wirst bald sehen, dass es keine reinen Vermutungen waren, sondern die Wahrheit. Und hat unser geliebter Schulleiter uns nicht immer beigebracht, ehrlich miteinander zu sein, hm? Dann würde ich ihm nicht einen Gefallen tun indem ich es aufzeige? Du solltest es zu schätzen wissen anstatt hier Feuer zu speien.“ Wieder kam dieses Grinsen bei dem Harry den Slytherin am liebsten geohrfeigt hätte.
Harry kniff die Augen zusammen und versuchte nicht wieder zu schreien. "Die Wahrheit? Du würdest die Wahrheit nicht erkennen wenn sie dich ins Gesicht schlagen würde, Malfoy. Alles was du machst ist, alle möglichen Einzelheiten zu verdrehen bis sie zu einer weit hergeholten Halbwahrheit zusammenpassen die nur DEINEN Zwecken dient. Oder - ich frage mich - denen deines Vaters und seiner FREUNDE.“
Das Lächeln auf Malfoys Gesicht verschwand, und er richtete sich auf als wollte er Harry drohen. „Wart nur und sieh, Potter. Dann werden wir wissen Wer genau die weithergeholten Sachen erzählt hat. Oh, und im Übrigen, deine armseligen Bemerkungen über meine Familie sind nichts als Neid deinerseits. Aber so verständlich, Potter, wenn man deinen eigenen „Reichtum“ betrachtet, hm?“
Damit grinste er wieder und ging voller übermäßiger Selbstsicherheit und vor allem Arroganz an Harry vorbei.
Harry lehnte den Kopf gegen die Wand und versuchte sich zu beruhigen. Das war KEIN sehr zufriedenstellendes Gespräch gewesen.
Aber es hatte ihm geholfen, seine Wut etwas los zu werden. Allerdings war er nicht sicher, dass die Wut nicht bald zurückkehren würde, wenn der Schulleiter seine Ankündigung machte.
Also ging Harry langsam zurück in seinen Gemeinschaftsraum, wobei er die vielen kleinen Gruppen nur halb zur Kenntnis nahm, die sich keine Mühe mehr machten, LEISE über Malfoys Gerüchte zu reden.
Als er im Gryffindorturm ankam, fragte ihn mehr als einer seiner Hausgenossen danach was er von gewissen Gerüchten hielt die sie gehört hatten. Harry zurückte nur mit den Schultern und ging direkt in seinen Schlafsaal.
Irgendwie hatte ihn das Gespräch mit Malfoy ermüdet.
Er legte sich auf sein bett und ging geistesabwesend durch seine Lieblingsquidditchbücher, wobei er leise die Minuten bis zum Mittagessen zählte.
War es wirklich noch Vormittag?
***
Harry musste eingeschlafen sein, denn plötzlich beugte sich Ron über ihn.
„Hallo? Harry? Komm schon, Schlafmütze. Zeit zum Mittagessen.”
Harry murmelte etwas unverständliches und stand auf.
"Wirklich,” fuhr Ron fort. „Du schläfst am helllichten Tag ein. Wenigstens sind deine Haare nicht zu zerzaust. Zumindest nicht schlimmer als sonst.“
Harry hatte keine Zeit zu antworten, denn Ron schob ihn aus dem Zimmer.
Als sie die Treppe herunterkamen wurden sie von Hermine begrüßt, die offensichtlich auf sie gewartet hatte.
„Endlich“ sagte sie und lehnte sich näher an ihre Freunde. „Wisst ihr, ich glaube es liegt etwas in der Luft. Es herrscht eine gewisse Spannung unter den Lehrern.“
Als sie die große Halle betraten, wußte Harry was Hermine gemeint hatte. Alle Lehrer waren schon da, ebenso wie die meisten Schüler. Und keiner der Lehrer sah froh oder auch nur im entferntesten gut gelaunt aus. Stattdessen schienen sie hart zu versuchen, kein zu ernstes Geicht zu machen.
So war Harry nicht überrascht zu sehen, dass Professor Dumbledore von seinem Stuhl aufstand. Stumm sah sich der Schulleiter in der Halle um, die nun völlig still geworden war. Erwartung hing in der Luft.
„Meine lieben Schüler,“ sagte Dumbledore schließlich. Seine Stimme klang so freundlich wie immer, aber man konnte die Spannung in ihr nicht überhören. „Wie ihr wisst war ich in London und bin erst heute Morgen zurückgekehrt. Aber seitdem habe ich mehr Gerüchte und Geflüster gehört als im ganzen Schuljahr bisher. Wenn man bedenkt, dass wir eine kleine und sehr enge Gemeinschaft sind, ist es nur natürlich, dass es immer Ereignisse zu geben scheint über dei man redet. Auch wenn es dieses Mal in erster Linie ein Ereignis und eine Person zu sein scheint für die sich jeder zu interessieren scheint.“
Er verstummte und sah wieder von Tisch zu Tisch. Die große halle war fast schmerzhaft still.
Nach einem tiefen Atemzug fuhr Dumbledore fort.
"Ich hätte euch das lieber nicht erzählt, aber aufgrund der neuen Lage kann ich die Wahrheit nicht länger verbergen.“
Harry verzog leicht das Gesicht. Meinte der Schulleiter die Wahrheit wie sie an jenem schicksalhaften Samstag geschehen war? Er konnte doch wohl kaum sämtlichen Schülern die Ereignisse dieses Tages erzählen, oder?
„Ich bin sicher“, fuhr Dumbledore fort, „dass ihr euch alle an den Morgen erinnern an dem ich angekündigt habe, dass Severus Snape uns wegen eines dringenden Vorfalls verlassen mußte.“
Harry verzog das Gesicht noch mehr. Seit wann sprach Dumbledore von Snape ohne den Titel „Professor“ zu benutzen?
"Im Grunde genommen ist das Wahr,“ fuhr der Schulleiter fort. „Aber nur teilweise. Wir leben in dunklen Zeiten, und ich bin sicher, dass ihr versteht, dass das bedeutet, dass gewisse Maßnahmen ergriffen werden müssen die in einer anderen Lage nicht notwendig gewesen wären.
In Voldemorts erstem Aufstieg gab es Gerüchte nach denen Severus Snape etwas mehr als nur geringes Interesse an den dunklen Künsten hatte - aber es gab nie konkrete Beweise. Trotzdem hatte ich großes Vertrauen in ihn. Ich hätte ihn nie zum Meister der Zaubertränke ernannt wenn ich ihm nicht vertraut hätte.“
Überall in der Halle wurde geflüstert..
"Dennoch blieb der Verdacht gegen ihn bestehen. Dann, am Ende des letzten Schuljahrs nach dem tragischen Ergebnis des trimagischen Turniers benahm er sich auf eine Weise - die ich euch nicht in den Einzelheiten beschreiben kann - dass... dass wir anfingen zu befürchten, dass diese alten Gerüchte wirklich wahr waren. Da beschloß der Zaubereiminister, Severus Snape genau im Auge zu behalten. Unglücklicherweise scheint er genug Beweise gefunden zu haben. Und ich fürchte, ich habe ihn vielleicht völlig falsch eingeschätzt.“
Wieder das Geflüster.
„Ich wünschte ich könnte euch etwas anderes sagen. Aber wie sich herausstellt sind die Gerüchte die den ganzen Tag zu hören waren wahr. Severus Snape wurde tatsächlich nach Askaban gebracht bis weitere Beweise seiner Unschuld gefunden werden können.“
Nun war es mehr als Geflüster. -Leute unterhielten sich aufgeregt, selbst der Lehrertisch war nicht mehr still.
Dumbledore hob die Hände und befahl den Schülern so, wieder still zu werden. Es dauerte einige Augenblicke bis er wieder alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. „Wegen dieser Vorfälle fühle ich mich dazu gezwungen, Severus Snape zeitweise von seinen Pflichten als Meister der Zaubertränke und Hauslehrer von Slytherin zu entbinden. Im Augenblick kann ich nicht sagen wann ich in der Lage sein werde, die Suspendierung aufzuheben. Aber ich kann euch eines sagen: Solange es Gerüchte gibt nach denen der frühere Professor Snape die dunkle Seite unterstützt werde ich ihn mit Sicherhit nicht wieder hier unterrichten lassen.” Er machte eine Pause und atmete einige Male durch. Es war offensichtlich, dass es ihm wirklich schwer gefallen war. „Ich bin zum Teil nach London gegangen weil ich auf der Such nach einem zeitweisen Ersatzlehrer für Zaubertränke war. Wenn man die Ereignisse der letzten Zeit berücksichtigt, war das ziemlich schwer. Aber ich konnte einen alten Freund davon überzeugen, wenigstens für dieses Jahr einzuspringen, so dass ich einen neuen Lehrer anstellen kann. Daher wird Mr. Castor Leeton nächsten Montag anfangen zu unterrichten, und ich erwarte, dass ihr ihn mit dem ihm zustehenden Respekt behandelt. Außerdem hat Professor Sinistra zugestimmt, Slytherins neuer Hauslehrer zu werden.
Ich denke die meisten von euch haben das Gefühl, hierüber reden zu müssen, natürlich will ich nicht, dass der Unterricht davon gestört wird. So habe ich beschlossen, den Unterricht für heute zu beenden. Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit und hoffe, dass uns diese Angelegenheit nicht spalten wird.“ Damit setzte er sich wieder.
Einige Sekunden lang sprach niemand.
Harry und Ron tauschten völlig ungläubige Blicke aus. Sie hatten etwas erwartet das nicht zu offensichtlich für Snape sprach, aber das?
Vorsichtig warf Harry einen Blick auf den Slytherintisch. Fast alle sahen völlig schockiert aus - nicht anders als die anderen Häuser. Aber der Unterschied war, dass sie nicht wütend darüber zu sein schienen, dass ihr Hauslehrer mit Voldemort in Verbindung stand. Harry hatte den Eindruck, dass sie eher glaubten, Snape wäre von Dumbledore verraten worden. Soweit Harry wusste mochten die Slytherins Snape als Hauslehrer sehr gerne
(Na, kein Wunder!)
Er wollte sich wieder seinen Freunden zuwenden als er etwas bemerkte. Oder eher jemanden: Draco Malfoy.
Der Fünftklässer schien nicht zornig zu sein. Im Gegenteil, er trug ein sehr selbstzufriedenes Lächeln. Als wäre das genau das gewesen was er wollte.
Harry runzelt die Stirn. Was hatte ihm Malfoy vor ein paar Stunden erzählt?
Etwas über Wahrheit und dass seine Vermutungen nicht weit hergeholt waren und dass sie bald sehen würden wer recht hatte...
Seine Augen wurden groß, und er sah wieder zu Dumbledore. Der Schulleiter sah ernst aus, und rührte das Essen das auf seinem Teller erschienen war nicht an. Er schien völlig müde und enttäuscht zu sein
Harry beugte sich nahe an Hermine. "Nun, wenigstens wissen wir jetzt was Malfoy erreichen wollte.”
Sie nickte stumm.
"Aber ich frage mich,” fuhr Harry fort, wobei er aufpasste, dass niemand sonst zuhörte. „Warum hat der Direktor Snape nicht irgendwie verteidigt? Man könnte das sagen er hätte ihn schon verurteilt. Warum hat er ihm nicht geholfen?"
Hermine schien eine Weile darüber nachzudenken. Schließlich schüttelte sie fast unmerklich den Kopf.
"Aber das hat er, Harry,” flüsterte sie. „Ich erkläre es dir nach dem Essen.“ Und damit wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Essen zu, und ließ Harry mit seinen Gedanken alleine. Was hatte das jetzt heißen sollen?
***
"So, was hast du gemeint,” fragte Harry Hermine später. „Dass Dumbledore Snape irgendwie geholfen hätte?“
Sie saßen wieder in der Bibliothek, und Harry und Ron sahen ihre Freundin sehr interessiert an.
„Nun,“ fing sie an, wobei sie wie eine Lehrerin klang. „Es ist ganz einfach. Fangen wir vorne an, ja? Also, Dumbledore kommt von London zurück und hört all diese Gerüchte - viel zu genau um ein Zufall zu sein. Er muß etwas unternehmen weil das Geheimnis kein Geheimnis mehr ist. Also muß er die Sache erklären.“
Ron nickte und wedelte ungeduldig mit der Hand. „Ja, das wissen wir, Hermine. Aber warum hat der Direktor das alles gesagt? Er hat Snape nicht gerade beschützt, oder? Er hat ihn eher ausgeliefert, wenn ihr mich fragt.“
Hermine verdrehte die Augen. „Das kommt schon noch Ron, Geduld!“ sie starrte ihn an. „Du sagst also Dumbledore hätte Snape fallen gelassen. Nun, was hat er getan das dich das denken lässt?“
Ron und Harry tauschten einen unsicheren Blick.
"Er hat gesagt Snape wäre auf der dunklen Seite.“ Bemerkte Ron schließlich.
Hermine schüttelte den Kopf.
„Er sagte lediglich es gäbe Gerüchte nach denen Snape zu Du-weißt-schon-wem gehört. ‚Gerüchte’ - nicht ‚Beweise’. Der Schulleiter hat kein einziges Mal gesagt, dass Snape ein Todesser war. Er hat von ‘Hinweisen’ gesprochen, von ‚Beweisen’ die nicht reichten ihn all diese Jahre direkt nach Askaban zu schicken. Erst jetzt, wo die Situation angespannt wurde sah das Ministerium die Notwendigkeit, Snape zu verhaften. Sozusagen als Vorsichtsmaßnahme. Und dieser Ersatzlehrer - Castor Leeton - ist nicht nur ein Freund von Dumbledore, sondern auch ein respektiertes Mitglied des Zaubereiministeriums. "
Ron sah sie mißtrauisch an. "Woher willst du das wissen? Ich meine, Dumbledore hat einfach gesagt er wäre ein Freund von ihm. Du erwartest doch nicht, dass der Direktor einem von Fudges Leuten traut, oder?“
Hermine seufzte. “Erstens habe ich über ihn gelesen, wißt ihr. Er hat ein paar wirklich interessante Artikel über verschiedene Themen geschrieben. Er ist vielleicht nicht so allgemein bekannt wie andere Mitglieder des Ministeriums, aber soweit ich herausgefunden habe hat seine Meinung ziemliches Gewicht, Wenigstens außerhalb von Fudges Kreis. Also, wenn er zeigt, dass er Dumbledore und der Schule vertraut, werden die Eltern sicher keinen Aufruhr über diese ganze Angeleigenheit anfangen.“
“Natürlich,” murmelte Harry. „Brillant.“
Ron nickte zustimmend. „Allen muß ziemlich klar sein, dass Snape wirklich ein dunkler Zauberer ist - einer der das Ministerium an der Nase herumgeführt hat, und Dumbledore auch - obwohl er auf Dumbledores Seite ist... das hoffe ich zumindest“, fügte er hinzu
"Genau,” sagte Hermine mit einem triumphierenden grinsen im Gesicht. „so kann keiner dem Direktor etwas vorwerfen, und Hogwarts ist sicher. Wenigstens dieser Teil von Malfoys dreckigem Plan hat nicht funktioniert.“
Sie hielt kurz inne und ihr Gesicht wurde ernster „Aber der andere Teil hat perfekt funktioniert, fürchte ich. Erinnerst du dich daran was wir heute Morgen gesagt haben, Harry? Wie Snape sich verlassen vorkommen wird? Nun, der ganze Slytherintisch war überzeugt, dass Dumbledore Snape verraten hat. Und wenn ich mich richtig erinnere war deine Meinung nicht viel anders. Dumbledore konnte vielleicht verhindern, dass die Schule Schaden nimmt. Aber seine Ankündigung könnte auch gut der letzte Tropfen für Snape sein, der alleine in seiner Zelle in Azkaban sitzt. Jetzt haben seine Vernehmer den „Beweis“, dass Dumbledore wirklich aufgehört hat an ihn zu glauben."
Harry nickte, aber im Stillen gratulierte er dem Schulleiter ein zweites Mal. Ein boshaftes Grinsen fing an auf seinem Gesicht aufzutauchen
Bald würde Remus Lupin Snape besuchen und ihm vom Vertrauen des Direktors berichten.
Sollte sich doch Malfoy auf seine kleine Intrige konzentrieren - in ein paar Tagen würde sich das Glück wenden, und dann, Malfoy, und dann!