Das Chaos beginnt

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Kapitel 17: Vorbote des Chaos

Harry schlief in dieser Nacht nicht gut. Alpträume plagten ihn. Als er aber am nächsten Morgen aufwachte, konnte er sich nicht an die Einzelheiten erinnern. Dennoch konnte er ein unruhiges Gefühl nicht loswerden. Es war mehr als gerechtfertigt, denn das einzige, an das er sich erinnerte, war boshaftes Gelächter einer Art die er nur zu gut kannte. War es nur der Vorbote eines furchtbaren zukünftigen Ereignisses, oder war es schon geschehen?

Gegen seinen Willen hoffte Harry, daß es nur ein „normaler“ Alptraum gewesen war, ausgelöst durch seine dunklen Gedanken am Vorabend. Schließlich hatten auch andere Leute Alpträume, ohne daß anschließend etwas Schlimmes passierte. Er überreagierte wahrscheinlich nur.

Dies waren seine Gedanken als er aus dem Badezimmer zurückkehrte, um mit Ron und Hermine hinunter in die Große Halle zu gehen. Sicher würde das Frühstück seine Stimmung auf einen normalen, fröhlichen Grad heben.

In der Tat zeigte sich, daß Croissants zu essen und heiße Schokolade zu trinken bei ihm Wunder bewirken konnte. Seine dunklen Gedanken verschwanden, und endlich fühlte er sich eher wie ein 15jähriger Junge als wie ein altersloses Orakel.

„Ich wusste nicht, daß ich so viel Hunger habe!“, gab er Ron gegenüber zu, der ihn daraufhin angrinste.
„Du bist nicht der einzige, Harry. Ich habe es schon mal gesagt, und ich sage es auch wieder: Derjenige, der das Frühstück erfunden hat, sollte mit dem Orden des Merlins erster Klasse ausgezeichnet werden - auch wenn es ein Muggel war. Meinst du nicht auch, Hermine?“

Hermine aber schien ihn gar nicht gehört zu haben.
„Meinst du nicht auch“, versuchte es Ron wieder. Noch immer sah Hermine mit einem Stirnrunzeln an ihm vorbei, als würde sie etwas durchdenken.
„Hermine!“, sagte Ron, dieses Mal lauter.

Das brachte die gewünschte Wirkung, weil Hermine erschrak und verwirrt von Ron zu Harry blickte.
„Was? Habt ihr was gesagt?“
Ron verdrehte die Augen.
“Ja, haben wir. Wir haben uns gerade über die Vorteile des Frühstücks unterhalten und haben dich nur um deine Meinung dazu gebeten. Du aber warst wie es scheint abgelenkt. Was war denn so Interessant?“
Jetzt sah Hermine wieder an ihm vorbei. “Nun, ich bin mir nicht sicher, aber ich denke etwas stimmt nicht.“
Ron verzog das Gesicht. „Mit dem Frühstück nicht. Es schmeckt so gut wie immer.“
“Ich rede nicht vom Essen, Ron”, unterbrach ihn Hermine, wobei sie fast genervt klang.

Ron warf Harry einen düsteren Blick zu. Was meinte sie denn damit?

Hermine seufzte.
„Es sind die Lehrer. Sie sehen, nun, angespannt aus, als wäre etwas so wie es nicht sein soll.“
Nun wandten sich auch Harry und Ron dem hohen Tisch zu um selbst nachzusehen, ob Hermine recht hatte.

Professor McGonagall redete mit Dumbledore auf eine Art, die man als äußerst besorgt beschreiben konnte. Der Direktor selbst sah ernst auf seinen Teller und nickte. Selbst Professor Flitwick, der sonst fröhlich war, trug einen angespannten Gesichtsausdruck. Eines aber überzeugte sie wirklich davon, daß etwas nicht stimmte.
Es war Sibyll Trelawney.

„Wenn sie hier ist, kann das nur eines bedeuten“, flüsterte Ron.
„Ja“, stimmte Harry zu. „Ihr inneres Auge hat ihr gesagt, daß sie heute zum Frühstück kommen soll weil etwas Schliiiimmes passiert ist.“ Er sagte es in einer ziemlich guten Imitation der Stimme der Wahrsagelehrerin.
Ron schnaubte.
“Als hätte sie je etwas vorhergesagt. Wahrscheinlich hat sie es nur von Dumbledore erfahren und gedacht, daß es eine gute Idee sein würde, herunter zu kommen. Tsk!“ er schüttelte den Kopf. “Muß aber was Ernstes sein”, fuhr er fort.

Harry seufzte. “Nun, was es auch ist, sie werden uns wissen lassen, ob es uns betrifft. Wenn nicht, brauchen wir uns wahrscheinlich keine Gedanken zu machen.”
Ron legte den Kopf schräg und dachte darüber nach.
„In dem Fall hoffe ich, daß sie gar nichts sagen. Die letzten Monate waren abenteuerlich und aufregend genug, denkt ihr nicht?“
„Richtig“, nickte Harry. “Reden wir von was anderem, ja? Wir klingen schon wie ein alter Veteranenverein. Hermine, wie läuft der Unterricht mit den Kleinen?“

Hermine hob in gespielter Überraschung die Augenbrauen.
„Warum fragst du, Harry? Ich dachte du willst nichts mehr davon hören. Du hast es selbst gesagt, weißt du noch? Du hast mir gedroht falls ich euch weiter nerve.“
Ron wurde rot.
„Oh das. Nun, weißt du, das war nur Spaß. Wir würden nie, ich meine, nicht wirklich…”
„Ja?“ Hermine legte den Kopf schräg.
„Okay, du hast gewonnen“, gab Harry nach, „uns interessieren deine Fortschritte bei den Erstklässern. Übertreib es nur nicht, ja?“

Hermine strahlte sie an und fing sofort damit an, Harry und Ron zu erzählen, wie sehr die jüngeren Schüler ihren Unterricht genossen. Ron bezweifelte es insgeheim, aber er war schlau genug, das nicht zu sagen. Hermine zuzuhören ließ Harry seine Probleme vergessen. Schließlich war es gut, endlich über etwas anderes als Voldemort und seine bösen Pläne zu reden.

Wie sich herausstellte hatte Hermine mit ihren Schützlingen wirklich Fortschritte gemacht. Obwohl sie noch keine der mächtigeren (und so gefährlicheren) Tränke brauen durften, war sie dennoch in der Lage gewesen, den Schülern ein grundlegendes Verständnis des Tränkebrauens zu vermitteln. Allerdings bezweifelte Harry, dass Snape stolz auf sie sein würde. Zumindest würde er es nicht zeigen. Es passte einfach nicht zu seiner Persönlichkeit. Das hieß, falls er je von Hermines Unterricht erfuhr.

Sie wollten gerade vom Gryffindortisch aufstehen als sie ein Geräusch vom Lehrertisch kommen hörten. Professor Dumbledore hatte gerade seinen Stuhl zurück geschoben um aufzustehen.
Still sah er die Schüler an. Augenblicklich war aller Aufmerksamkeit auf den Direktor gerichtet, und einige Sekunden später begann er endlich.
„Letzte Nacht ist etwas furchtbares geschehen“, begann er, und als sie das hörten tauschten Harry und Ron besorgte Blicke. Überall in der Großen Halle war Geflüster zu hören.
Dumbledore fuhr fort.
„Einige unserer schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden, und nun können wir nicht mehr untätig bleiben. Wir wurden verraten. Letzte Nacht beschlossen die Wärter von Azkaban, die Dementoren, eine Allianz mit Voldemort zu bilden.“

Einige Sekunden lang stockte das Geflüster. Die Halle war völlig still, während die meisten Leute nur vor sich hin starrten. Hatten sie recht gehört? Azkaban, das mächtige Fort, der eine Ort an den alle verurteilten dunklen Zauberer und Hexen geschickt wurden, war einfach dem Dunklen Lord übergeben worden?
Die drohende Stille hing fast greifbar in der Luft.
Harry schloß die Augen. Das war der Grund seiner Alpträume gewesen, für das bösartige Gelächter und sein besorgtes Gefühl danach. Nun war es endlich geschehen. Azkaban war gefallen. Snape hatte es vor Tagen vorausgesagt, aber Harry hatte gehofft, daß sich der frühere Tränkelehrer getäuscht hatte. Selbst auf der Guten Seite hatten die Dementoren unkontrollierbar und gefährlich ausgesehen und sich nur von Gewalt zurückgehalten, weil sie Gefangene hatten, denen sie ihre glücklichen Erinnerungen nehmen durften. Nun würde alles schlimmer werden. Sicher würde Voldemort die Kreaturen nicht zurückhalten.
Harry stellte sich die Panik vor, die ein paar Dementoren in der Winkelgasse auslösen konnten. Wie viele waren in der Lage, den Patronusspruch wirkungsvoll auszuführen? Hatte Remus ihm nicht erzählt, daß es nicht jeder ausgebildete Zauberer tun konnte, daß es sogar ziemlich schwer war?
Plötzlich war die Große Halle Lärmerfüllt. Es schien Harry als hätten alle gleichzeitig zu sprechen begonnen. Er sah sich die Leute an seinem eigenen Tisch an und bemerkte viele besorgte und einige wütende Gesichter. Einige starrten nur auf ihr Essen.
“Ruhe!”, schrie Dumbledores Stimme. „Bitte, Schüler. Ich weiß, daß es schwer für euch ist und daß ihr aufgeregt seid - das sind wir alle. Aber“, er fuchtelte mit den Händen bis er wieder alle Aufmerksamkeit hatte.
„Aber“, fuhr er fort, „dieses Ereignis ist auch eine Wendung zum Besseren.“
Harry runzelte die Stirn und sah Hermine an, aber seine Freundin schien die Bemerkung des Direktors ebenso zu überraschen wie ihn.

„Das Gute am Verrat der Dementoren ist“, fuhr Dumbledore wieder fort, „daß wir endlich wissen auf wessen Seite sie stehen. Jetzt ist der Wendepunkt, weil viele unserer Feinde und Verbündeten uns ihre wahre Farbe zeigen werden. Ich persönlich bedauere nicht, daß die Dementoren sich entschieden haben uns zu verlassen, weil sie bestenfalls wenig vertrauendwürdig waren. Zumindest müssen wir uns nun nicht mehr fragen, wo sie stehen.
Azkabans Fall aber stellt eine weitere Bedrohung für uns dar. Natürlich sind nun alle Gefangenen frei. Ich sage euch dies nicht um euch Angst zu machen, sondern um euch stattdessen zu zeigen, wie ernst die Lage geworden ist. Seid versichert, einige - viele dieser dunklen Zauberer sind extrem gefährlich. Es sind wirklich dunkle Zeiten.“
Seine Augen schweiften zum Slytherintisch hinüber wo - nicht überraschend - nicht alle sich Sorgen über die Neuigkeiten zu machen schienen.
„Dunkle Zeiten“, fuhr Dumbledore fort, „für alle.“
Harry glaubte fast, der Direktor würde Dracos Blick begegnen, als würden sie darauf warten wer zuerst blinzelte.
Draco sah weg und starrte seinen Tisch an. Selbst wenn er ziemlich weit weg saß war Harry sicher, daß der Slytherin nicht so froh über den Fall von Azkaban war wie einige seiner Mitschüler. Er schien eher nachdenklich.
Harry runzelte wieder die Stirn. Was war nur mit dieser Welt los? Sicher hatte Draco jeden Grund, glücklich und voller Freude zu sein. Sein Vater unterstützte Voldemort schließlich.

Ja, aber das bedeutet nicht, daß Draco es auch tut..., sagte eine leise Stimme in seinem Kopf.

Harry schüttelte den Kopf. Wo war das her gekommen? Er hatte nur ein paar vernünftige Worte mit Draco Malfoy gewechselt, und auf einmal fing er an, ihn zu bemitleiden? Nein, bemitleiden war das falsche Wort. Es schien eher als würde er Draco als Mensch sehen, anstatt... nun anstatt als boshaften Flegel.

Doch Dumbledore war noch nicht fertig. Er wartete wieder bis alle still waren und fuhr dann fort: „Da ich weiß wie sehr euch das alle aufregen wird, haben eure Professoren und ich beschlossen, den Stundenplan heute zu verkürzen um euch Zeit zu geben, später über das Geschehene zu sprechen. Ich bitte euch nur um eines: Bitte versucht in den wenigen Stunden, die ihr heute habt, aufmerksam zu sein. Nach dem Mittagessen habt ihr noch genug Zeit. Danke!“

Damit setzte er sich endlich wieder, und wieder fingen überall um Harry herum Stimmen an, gleichzeitig zu reden.
Ron stieß ihn leicht in die Rippen.
„Hey, wir haben heute kein Wahrsagen! Ist das nicht toll? Ich frage mich, ob Professor Kristallkugel das vorausgesehen hat.“
Harry grinste zurück.
„Natürlich, Ron. Stell ihre Fähigkeiten nicht in frage! Sie hat schließlich das innere Auge.”
„Jungs!“, sagte Hermine genervt. „Wie könnt in Zeiten wie dieser Witze machen? Habt ihr nicht gehört? Voldemort hat Azkaban eingenommen. Nun wird der Krieg noch schlimmer werden. Wie könnt ihr über etwas so triviales wie eure Wahrsagestunde reden?”
„Hermine.“ Ron verdrehte die Augen. „Wir können die Lage nicht verändern indem wir die ganze Zeit über todernst sind, oder?“
„Nein“, sagte seine Freundin, „Aber auch nicht mit deinem dummen Benehmen.“
„Das wissen wir!“, gab Ron zurück. „Aber wir wissen auch, daß wir die Dinge nicht ungeschehen machen können, egal was wir tun, verdammt, hier drin sind schon genug Leute die sich Sorgen machen - wir brauchen es nicht auch noch zu tun. Außerdem heißt es nicht daß wir, nur weil wir uns freuen, nicht in Wahrsagen gehen zu müssen, die Sache nicht ernst nehmen. Mein Vater arbeitet schließlich im Ministerium. Du kannst versichert sein, daß ich mir Sorgen um ihn mache, vielen Dank!“
„Okay, okay. Werd nicht gleich sauer auf mich, Ron“, sagte Hermine. „Ich verstehe dich. Vielleicht bin es nur ich. Ich mache mir Gedanken darüber was passieren wird“, seufzte sie. „Aber du hast Recht, reden wir nicht davon. Oder zumindest nicht jetzt, in ein paar Minuten haben wir Verwandlungen, und aus irgendeinem Grund denke ich nicht, daß Professor McGonagall wollen würde, daß wir zu spät kommen.“
Sie stand auf und verließ den Tisch.
Ron verdrehte die Augen und rutschte näher zu Harry.
“Wer redet jetzt über Triviales?”, flüsterte er, aber natürlich folgte er Hermine dennoch.
Harry saß noch ein paar Augenblicke am Tisch und dachte darüber nach was der Direktor gesagt hatte, bis er endlich den Kopf schüttelte. Ron lag in einem richtig: sie konnten nichts ändern. Vielleicht sollte er aufhören sich so viele Sorgen zu machen, aber insgeheim fragte er sich, ob Hermine nicht doch Recht hatte.


Trotz Professor McGonagalls besten Anstrengungen war die Stunde weniger produktiv als sonst. Zu frisch waren die Neuigkeiten über Azkaban. Viele von Harrys Mitschülern hatten entfernte Verwandte, die im ersten Krieg getötet worden waren, und natürlich fürchteten sie, daß sich alles wiederholen würde. Vielleicht war vielen nun klar wie ernst die Lage wirklich für die Zaubererwelt war. Harry war sicher, daß zumindest einige gehofft hatten, daß Dumbledores Rede nach Cedrics Tod etwas übertrieben gewesen war.
Da ihre Schüler zu abgelenkt waren um einer normalen Stunde zu folgen, beschloß McGonagall, ausnahmsweise ihren Stundenplan zu ändern. Statt ihnen beizubringen wie man Dinge verwandelte, ließ sie ihre Schüler Fragen stellen - solange sie etwas mit Verwandlungen zu tun hatten. Harry nahm an, daß sie so wahrscheinlich hoffte, zumindest einen Teil ihrer Aufmerksamkeit zu bekommen. Diese Gelegenheit wurde - was nicht überraschend war - größtenteils von Hermine genutzt, die scheinbar schon angefangen hatte, für die ZAG-Prüfungen zu lernen, da sie eine riesige Liste an Fragen hatte.
Harry und Ron tauschten nur einen Blick. Sie kannten die Lerngewohnheiten ihrer Freundin schließlich sehr genau. Sie hatten sich mehr als einmal als sehr nützlich herausgestellt.

Dieser Tag aber blieb nicht ohne gute Nachrichten für Harry. Nach dem Ende von Verwandlungen hatten sie Pflege Magischer Geschöpfe. Als sie langsam zu Hagrids Hütte trotteten, bemerkte Harry, daß der Wildhüter nicht alleine war. Tatsächlich hatte er ein großes Tier dabei, das Harry sofort erkannte. Konnte das sein?
Seine Hoffnungen wurden bestätigt als Hagrid sie begrüßte.
“Hallo, meine lieben Schüler. Heute habe ich einen Freund mitgebracht, der mit im Unterricht hilft. Sagt Hallo zu Schnuffel!“

Harry grinste. Nun musste er nur noch die Zeit finden, alleine mit seinem Paten zu reden. Er konnte seine Anwesenheit wirklich gebrauchen. Er wusste aber, daß er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Sirius hatte sicher daran gedacht.


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