(Authors's Note: Tja, jetzt ist es endlich soweit, das von vielen mit einiger Spannung erwartete Kapitel, in dem sich Emily und Snape richtig nahe kommen, ist erreicht. Ich habe lange überlegt, ob ich daraus ein NC 17 machen soll, dann aber entschieden, dass das nicht zum Stil der ganzen Geschichte passen würde. Demzufolge gibt es keine detaillierten Liebesszenen. Sorry für alle, die sich da etwas mehr erwartet haben; vielleicht wieder in einer anderen Geschichte …)
********************
Als Emily Snapes Büro verließ, befand sich ihr ganzes Gefühlsleben in Aufruhr. Einerseits fragte sie sich verzweifelt, ob sie das Richtige getan hatte, doch andererseits fühlte sie sich seltsam getröstet und auch voller Zuversicht. Es war ein wunderbares Gefühl, nicht mehr die ganze Last alleine auf den Schultern tragen zu müssen. Und irgendwie war sie davon überzeugt, dass Dumbledore schon etwas einfallen würde, um Lennart aufzuhalten.
Plötzlich begriff sie, was ihre Großmutter gemeint hatte. Indem sie sich, dank Snapes Hilfe, ein wenig von Lennart gelöst hatte, war sie in der Lage gewesen, das Problem an andere abzugeben, selbst wenn das für ihren Bruder Askaban bedeuten würde.
Sich Lennart an diesem grauenvollen Ort vorzustellen, jagte ihr nach wie vor kalte Schauern über den Rücken, doch eine kleine Stimme in ihr, die immer lauter wurde, verkündete, dass er sich das schließlich selbst zuzuschreiben hatte. Sie liebte ihn noch immer - doch nicht mehr so sehr, dass sie für ihn alles opfern würde. Außerdem hegte sie ganz ähnliche Gefühle für den dunklen Zaubertrankmeister, doch diese erschienen ihr jetzt wesentlich stärker - und gesünder.
Es könnte dein Leben retten. Ja, vielleicht stimmte das tatsächlich, denn jetzt würde sie zumindest ihr eigenes nicht mehr freiwillig wegwerfen.
Voller Wärme dachte sie an Snape. Ohne ihn hätte sie das niemals geschafft und er ahnte gar nicht, wie viel sie ihm verdankte. Sie wünschte sich, ihm dies alles auch sagen zu können, vielleicht ergab sich ja in den nächsten Tagen eine Gelegenheit …
Sie trödelte gedankenverloren durch die Große Halle, rechnete damit, bald in das Büro des Schulleiters gerufen zu werden - und hatte damit auch völlig richtig vermutet. Ein Hauself tapste ihr hinterher, zupfte sie am Umhang und piepste: "Miss Emily will bitte sofort zu Professor Dumbledore kommen, Furby wird sie hinführen."
Und brav folgte sie dem eilig dahintrippelnden Elf durch diverse Gänge, bis sie im Büro des Schulleiters ankam.
Dumbledore lächelte ihr freundlich entgegen, doch ihr entging nicht, dass er außergewöhnlich ernst war. Auch Snape war anwesend, was Emily nicht überraschte. Er nickte ihr freundlich zu, sagte aber nichts.
Im Großen und Ganzen ließ sich Professor Dumbledore die ganze Geschichte von ihr noch einmal bestätigen und stellte nur zwei sehr wichtige Fragen. Ob sie wüsste, wo sich Voldemort und ihr Bruder versteckt hielten, und wann mit ihrem Angriff zu rechnen sei.
Beides musste Emily wahrheitsgemäß verneinen.
"Ich kann nicht einmal sagen, wann das Band stark genug sein wird", meinte sie kläglich. "Ich fürchte, ich bin keine große Hilfe."
"Aber ganz im Gegenteil, Miss McElwood", beeilte sich Dumbledore zu versichern. "So wissen wir wenigstens, was auf uns zukommt und können unsere Vorbereitungen treffen. Und glauben Sie mir, wir sind nicht so schwach, wie es vielleicht auf den ersten Blick aussehen mag."
Emily wollte noch etwas sagen, doch der Schulleiter kam ihr zuvor. "Ich achte Ihre Gefühle für Ihren Bruder und weiß sehr gut, was Sie dieser Schritt gekostet hat", sagte er, "doch in diesem Fall haben Sie völlig richtig gehandelt. Vielleicht hilft Ihnen das ein bisschen."
Und mit diesen Worten war sie entlassen.
"Es steht sehr besorgniserregend, Severus, aber wir sind weit davon entfernt, geschlagen zu sein", sagte Dumbledore, als er mit Snape wieder alleine war. "Ab sofort müssen wir ständig mit dem Schlimmsten rechnen, doch Voldemort und sein teuflischer Gehilfe wird uns nicht unvorbereitet antreffen."
"Was haben Sie vor, Professor?," fragte Snape.
"Hogwarts in eine Festung zu verwandeln. Aber so, dass es niemand merkt. Die Angreifer dürfen auf keinen Fall misstrauisch werden, sonst ist alles umsonst. Bitte sprechen Sie zu niemandem von dieser Geschichte und überlassen Sie alles mir. Ich weiß, was zu tun ist."
Und Severus Snape fügte sich widerspruchslos. Schließlich war Dumbledore ein erfahrener Kämpfer, der es nicht zum ersten Mal mit der dunklen Seite der Magie aufnehmen musste.
"Und bevor ich es vergesse, kümmern Sie sich bitte gut um Miss McElwood", sagte Dumbledore dann ziemlich überraschend. "Die Kleine hat viel durchgemacht und steht jetzt vor den Trümmern ihres Lebens. Helfen Sie ihr ein wenig, dass sie nicht restlos verzweifelt."
"Das will ich gerne tun", entgegnete Snape. "Aber meinen Sie immer noch, dass ich dafür die geeignete Person bin?"
"Wer denn sonst? Ich könnte mir keinen besseren vorstellen. Verbringen Sie möglichst viel Zeit mit ihr und seien sie nett. Emily vertraut Ihnen - enttäuschen Sie sie nicht!"
Und damit war auch der Zaubertrankmeister entlassen, der sich vergeblich fragte, was genau Dumbledore wohl damit gemeint haben mochte.
~*~
In Hogwarts nahm alles seinen gewohnten Gang und niemand bemerkte, dass im Laufe des Nachmittags etliche Besucher eintrafen, die umgehend in Hogwarts geheimnisvollen Tiefen verschwanden.
Gegen Abend rieb sich der Schulleiter erschöpft die Augen. Es war alles vorbereitet, jetzt hieß es abwarten. Was würde Snape tun? Und was Emily? Von den beiden hing es jetzt ab, ob man Voldemort endlich vernichtend würde schlagen können und seinen Nachfolger gleich mit dazu. Wenn diese Chance ungenutzt verstrich, würde Hogwarts zwar vorerst verschont bleiben, doch Merlin mochte wissen, wann und wo dann statt dessen der Angriff erfolgen würde.
Es war ein hochgradig riskantes Unternehmen, doch die Gelegenheit würde nie wieder so günstig sein.
~*~
"Na, wie war dein Tag", erkundigte sich Hermine bei Emily, als sie sich alle zum Abendessen wiedertrafen. "Du siehst jedenfalls aus, als hätte man dir eine Zentnerlast von den Schultern genommen."
Das stimmte tatsächlich. Emily fühlte sich so frei und erleichtert wie schon seit Jahren nicht mehr - und das merkte man ihr auch deutlich an. Sie lachte viel, aß mit Appetit und beteiligte sich eifrig am Gespräch.
"Du ahnst gar nicht, wie Recht du damit hast, Hermine. Ich habe heute tatsächlich ein ziemlich übles Problem … na ja, in gewisser Weise lösen können."
Alle schauten sie neugierig an, doch Emily schüttelte lachend den Kopf. "Fragt nicht, es ist was Persönliches und würde euch gar nicht interessieren."
Interessieren würde es die meisten zwar brennend, doch alle waren so höflich, da nicht weiter nachzufragen.
"Na, Hauptsache, dir geht's endlich mal richtig gut", meinte Harry.
"Und wie. So gut, dass ich mich sogar auf ein paar Stunden Arbeit im Labor mit dem missmutigen Snape freue."
"So missmutig schaut er gar nicht aus", stellte Lavander fest. "Er hat heute Abend sogar ein paar Mal gelächelt, sogar in Richtung Gryffindortisch."
‚Besonders in Richtung Gryffindortisch, wenn ich es recht überlege', fügte sie in Gedanken hinzu. Ein ungeheuerlicher Verdacht keimte plötzlich in ihr auf. Könnte es möglich sein, dass Emily und Snape … nein, ausgeschlossen. Und doch … die beiden verbrachten schließlich in seinem Labor fast jeden Abend miteinander, wer konnte wissen, was da außer Arbeit sonst noch so alles ablief?
Lavander mochte vielleicht nicht die Hellste sein, aber für solche Dinge hatte sie ein sicheres Gespür. Und je länger sie darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher schien es ihr, es passte irgendwie alles zusammen.
"Wolltest du was sagen, Lavander?" Nevilles Stimme riß sie aus ihren Gedanken. Sie schüttelte den Kopf und machte den Mund wieder zu. Nein, selbst, wenn es stimmen sollte, von ihr würde niemand etwas erfahren. Emily war so nett zu ihr gewesen, also würde sie sie nicht verraten, im Gegenteil, sie selbst, Lavander, würde alles tun, damit das nicht herauskommen würde.
‚Es sind ja nur noch ein paar Monate, dann ist Emily keine Schülerin mehr', dachte sie sich. ‚Und wenn Snape gute Laune hat, profitieren wir schließlich alle davon. Ich persönlich würde ihn zwar freiwillig nicht mal mit der Feuerzange anfassen, doch Geschmäcker sind anscheinend tatsächlich sehr verschieden.'
"Wahrscheinlich sind das bei ihm noch die Nachwirkungen von gestern", sagte sie statt dessen. "Ihr werdet schon sehen, morgen ist er wieder so eklig wie eh und je." Dabei schaute sie Emily an. ‚Wenn sie klug ist, wovon ich mal ausgehe, macht sie ihrem Liebsten schleunigst klar, dass er sich seinen Zustand besser nicht so deutlich anmerken läßt', dachte sie.
Emily hatte Lavanders Blick zwar bemerkt, wusste ihn aber nicht zu deuten.
"Ich mache mich dann mal auf in die Höhle des Löwen", verkündete sie, als alle aufbrachen.
"Dann viel Spaß", witzelte Ron. "Mir könntest du pro Abend hundert Galleonen bieten und ich würde ihn trotzdem nicht mit Snape verbringen."
"Snape könntest du wahrscheinlich zweihundert zahlen und er würde dich nicht in sein Labor lassen", entgegnete Harry lachend.
"Ron ist ja auch nicht so hübsch wie Emily", sagte Parvati boshaft.
"Als ob Snape ein Auge für hübsche Dinge haben würde", versuchte Lavander die Situation zu entschärfen. "Für den existieren doch nur seine heißgeliebten Zaubertränke."
"Und Miss Twinkleto", schloß Hermine. "Auch, wenn er bei der nicht landen konnte."
Die Gryffindors zogen lachend und lästernd ab und versuchten, sich gegenseitig darin zu überbieten, für Snape eine passende Frau zu finden.
"Er und Rita Skeeta würden doch ein wundervolles Paar abgeben", schlug Hermine gerade vor und Emily machte, dass sie wegkam. Sie wusste zwar nicht, wer Rita Skeeta war, doch ihr wurde klar, dass sie sich ihre wahren Gefühle für den Zaubertrankmeister niemals anmerken lassen durfte.
~*~
Snape war bereits dabei, diverse Zutaten auf seinem Arbeitstisch zu ordnen und empfing sie mit freundlichem Lächeln.
"Geht es Ihnen nach alledem denn halbwegs gut", erkundigte er sich zuvorkommend.
"Ich kann mich nicht erinnern, wann es mir das letzte Mal besser gegangen ist", entgegnete Emily strahlend. "Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich Ihnen das alles schon viel eher erzählt. Ich bin wie von einer riesigen Last befreit."
"Das freut mich." Er reichte ihr einen Becher. "Zuerst Ihren Trank, dass wir eine solche Überraschung nicht noch einmal erleben - und dann können wir beginnen, wenn es Ihnen recht ist. Der Effingo wartet."
‚Wenn Dumbledore wüsste, dass sie alles andere als am Boden zerstört ist", dachte er. ‚Wie es aussieht, braucht sie meine Hilfe jetzt gar nicht mehr, aber ich werde den Teufel tun und ihm das auf die Nase binden.'
Eigentlich hatte Snape gar keine Lust, weiter am Effingo zu arbeiten. Er hätte sich viel lieber hingesetzt und sich mit Emily unterhalten, es gäbe so vieles zu sagen. Doch er hatte keine Ahnung, wie er damit anfangen sollte, außerdem machte ihn ihre Gegenwart ziemlich nervös.
Heute Vormittag war es etwas anderes gewesen, da war sie schwach, verletzlich und verzweifelt und hatte an sein Mitgefühl gerührt. Doch jetzt wirkte sie stark, ausgeglichen, sehr weiblich und vor Unternehmungslust sprühend - und war sich ihrer Wirkung auf den Zaubertrankmeister nicht einmal bewusst.
Ihre aufreizende Garderobe tat ein Übriges, dass Snape schon nach ein paar Minuten ins Schleudern kam.
‚Wie soll ich mich bloß die nächsten Stunden lang beherrschen?", fragte er sich. ‚Und wie wird das erst die nächsten Abende?' Er begriff, dass dieses Problem, über das näher nachzudenken er bis jetzt tunlichst vermieden hatte, plötzlich überaus akut geworden war.
‚Verdammt, selbst Mayflower würde halbwegs souverän an eine solche Situation herangehe, nur du benimmst dich wie ein Schuljunge', ärgerte er sich über sich selbst.
Emily legte ihren Umhang ab und krempelte die Ärmel auf. "Ich werde auch nie wieder an der Tischkante hängen bleiben", meinte sie - und errötete dann etwas. Sie war mindestens ebenso nervös wie Snape und wusste nicht, wie sie ein unverfängliches Gespräch beginnen sollte. Himmel, warum war das plötzlich so kompliziert?
Schweigsam begannen sie, neue Ingredienzien abzumessen, zurechtzuschneiden, und zu mischen, die dann dem seit Wochen auf winziger Flamme köchelnden Trank hinzugefügt wurden.
Sie standen dicht nebeneinander und Emily spürte ein neues, nie gekanntes Verlangen in sich aufsteigen.
‚Vielleicht sollte ich einfach wieder anfangen zu heulen, dass er mich in den Arm nimmt', überlegte sie.
‚Mich um sie kümmern ist eine Sache, aber sie ist meine Schülerin und was ich gerne täte, ginge nun wirklich entschieden zu weit', dachte Snape. ‚Außerdem würde ich mir wohl bestenfalls nur ein paar Ohrfeigen einfangen - und das zu Recht - und hätte sie außerdem endgültig vergrault.'
Im Kessel begann es, stärker zu brodeln. Sie griffen gleichzeitig nach der großen Kelle, die auf dem Tisch lag - und ihre Hände trafen sich. Beide erstarrten, doch keiner ließ die Hand des anderen los.
"Ähhh", sagte Emily irgendwann. "Und wer rührt jetzt den Trank um?"
Sie schauten sich an, einander tief in die Augen, wie es nur Verliebte zustande bringen.
"Verzeihung", sagte Snape, tiefrot im Gesicht, schluckte schwer und gab ihre Hand frei. "Machen Sie nur, bevor es überkocht."
Der Zauber des Augenblicks war gebrochen und Emily rührte hastig im Kessel herum.
‚Bevor es überkocht', dachte sie, halb spöttisch und halb verzweifelt. ‚Ich frage mich langsam, wer oder was hier zuerst überkochen wird …'
‚Du bist doch wirklich der letzte Trottel', sagte sich Snape. ‚Was auch immer passiert wäre, heruntergehauen hätte sie dir garantiert keine.'
Irgendwann war die Arbeit des Abends getan, der Effingo blubberte fröhlich vor sich hin - und beide schauten sich ziemlich verlegen an.
"Wie wäre es mit einer Tasse Tee", fragte Snape schließlich, um überhaupt etwas zu sagen. Fast wünschte er sich, sie möge ablehnen, doch gleichzeitig hoffte er zutiefst, dass sie bleiben würde. Wie schaffte es der Rest der Menschheit nur, mit solch komplizierten Situationen fertig zu werden?
Und Emily nahm an. Sie setzte sich auf einen seiner Sessel, der zu so einer Art Stammplatz für sie geworden war, während er, sehr darauf bedacht, ihr nicht zu nahe zu kommen, ihr gegenüber Platz nahm.
‚Jaja, rück nur möglichst weit weg von mir', dachte Emily traurig, die, aus Mangel an eigenen Erfahrungen, das Benehmen des Zaubertrankmeisters völlig missverstand. ‚Aber keine Angst, ich werde dir schon nicht zu nahe treten.'
Sie schwiegen sich unbehaglich an.
"Professor Snape, habe ich irgendetwas getan, dass Sie ärgerlich auf mich sind?", fragte Emily nach einer Weile, als sie das Schweigen nicht mehr aushielt. "Ich hatte gedacht, Sie würden sich über meine Gesellschaft freuen."
"Das tue ich ja auch, nur … ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll." Snape stützte das Kinn in seine Hände und seufzte. "Dabei wollte ich Ihnen so viel erzählen …"
Und irgendwie begriff Emily. Snape konnte problemlos mit Schülern umgehen und war absolut souverän, was Zaubertränke anging. Doch anscheinend sah er in ihr jetzt etwas anderes als nur eine Schülerin - und war rettungslos überfordert. Es war gar nicht seine Absicht, sie zurückzuweisen, doch er hatte wohl schlicht und einfach … Angst.
Wenn sie also wollte, dass da irgendetwas voranging, musste sie wohl selbst den ersten Schritt machen, und über diese verrückte Situation begann sie zu kichern.
"Was ist denn so komisch?", fragte er, leicht gereizt.
"Sie, Professor", meinte sie und beschloß, den Stier bei den Hörnern zu packen. "Sie kommen mir vor wie ein Junge, der gerade sein erstes Rendezvous hat - und keine Ahnung, wie er sich verhalten soll."
"So ähnlich fühle ich mich auch", gestand Snape.
"Dabei haben wir noch nicht einmal ein Rendezvous. Und Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie noch nie mit einem weiblichen Wesen zusammen Tee getrunken haben?"
"Natürlich nicht. Aber noch nie mit einem, das mir so … wichtig gewesen wäre."
Emily errötete vor Freude. "Das freut mich sehr. Doch wenn wir so weitermachen, wird es ein ziemlich schweigsamer Abend."
Snape seufzte erneut. "Ich weiß. Aber Sie sind etwas für mich, was Sie nicht sein dürfen - und ich möchte Sie nicht noch einmal verletzen."
"Professor, keine Frau auf Erden wird sich verletzt fühlen, wenn man ihr sagt, dass man sie mag. Also machen Sie sich darüber keine Gedanken."
"Ich habe nicht viel Erfahrung darin, Frauen so etwas zu sagen. Und es ist wohl auch nicht unbedingt die beste Idee, wenn ich gerade mit Ihnen damit anfange."
"Na, wenn Sie eine bessere haben", versetzte sie etwas patzig.
‚Hätte ich, aber die ist leider indiskutabel', dachte er bedauernd.
Emily trank ihren Tee aus. "Ich könnte Ihnen auch vieles erzählen und hätte tausend Fragen. Aber wissen Sie was Professor? Ich werde jetzt gehen und Sie in Ruhe nachdenken lassen, vielleicht sind Sie ja morgen etwas gesprächiger." Es tat ihr in der Seele weh, aber sie erkannte, dass sie ihn jetzt besser alleine ließ. Auf ein paar Tage hin oder her kam es jetzt schließlich auch nicht mehr an.
"Aber Sie kommen morgen wieder?"
"Ja, mache ich. Vielleicht tun wir uns dann beide mit den Worten leichter."
Er erhob sich und begleitete sie zur Tür. "Schlafen Sie gut, Miss McElwood." Und bevor sie etwas erwidern konnte, beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie ganz vorsichtig auf die Wange, so wie sie es bei ihm auch schon einmal getan hatte.
Sie schaute ihn erstaunt an und er errötete wieder einmal. "Verzeihung!"
"Sie entschuldigen sich heute entschieden zuviel, Professor", meinte Emily mit verschmitztem Lächeln. "Zu Ihnen passt das genauso wenig, wie zu mir."
"Wenn Sie es sagen …" Und mit diesen Worten küsste er sie noch einmal, diesmal direkt auf den Mund. Es war ein hastiger Kuß und er wich gleich darauf vor ihr zurück, als ob er Angst vor der eigenen Courage bekommen hätte.
"Und auf Wunsch einer bestimmten Dame werde ich mich dafür nicht entschuldigen", meinte er, etwas verlegen. "Und jetzt gehen Sie besser, sonst kann ich für nichts mehr garantieren."
"Wollen Sie denn, dass ich gehe?"
"Es geht nicht darum, was ich will, sondern dass wir uns beide an gewisse Vorschriften zu halten haben. Und wir sind gerade auf dem besten Weg, diese zu brechen, wenn Sie nicht sofort verschwinden."
Emily verschränkte herausfordernd die Arme vor der Brust. "Ich möchte aber eigentlich gar nicht gehen - und wenn mich nicht alles täuscht, wollen Sie es genauso wenig. Und wen kümmern irgendwelche Vorschriften? Es braucht ja niemand zu erfahren."
Snape seufzte. "Emily … Miss McElwood … machen Sie es uns beiden doch nicht noch schwerer. Ich bin Ihr Lehrer, fast doppelt so alt wie Sie … was also wollen Sie eigentlich von mir?"
Emily holte tief Atem. Sie fühlte sich nicht halb so sicher, wie sie tat, doch so ohne weiteres würde sie nicht aufgeben.
"Wie wäre es zum Beispiel mit noch einem Kuß?" Und bevor Snape etwas sagen konnte, schlang sie ihm ihre Arme um den Hals und presste ihre Lippen auf die seinen.
Zuerst erstarrte er unter ihrer Berührung, doch dann wurde ihr Kuß erwidert. Zwei kräftige Arme umfingen sie und zogen sie eng an ihn heran.
"Nein, Schluß damit!" Schwer atmend schob er sie von sich. "Emily, das dürfen wir einfach nicht tun."
"Na schön, wie Sie wollen." Emily strich sich die Haare glatt. "Dann gehe ich jetzt und werde statt Ihnen eben mein Kopfkissen umarmen. Angenehme Träume." Und mit diesen Worten huschte sie zur Türe hinaus.
~*~
"Meister, es ist fast soweit!"
Mit dieser erfreulichen Meldung kam Lennart in den Raum gestürmt, in dem Voldemort sich aufhielt.
"Ist das Band endlich stark genug?"
"Beinahe, es fehlt nur noch ein winziges Stück. Wenn wir Glück haben, kann es noch heute Nacht losgehen."
"Na endlich bist du doch noch zu etwas nütze", knurrte Voldemort. In Gedanken begann er sich bereits auszumalen, was er, einmal dort angekommen, in Hogwarts alles tun würde. Dort gab es nicht nur eine Person, mit der er ein paar Takte zu reden hatte - und wenn er mit allen fertig wäre, würde es ihnen noch leid tun, ihn so behandelt zu haben.
"Ich höre schon, wie sie um Gnade winseln", sagte er voller Entzücken. "Und für dich wird es auch eine Menge Spaß geben, Lennart."
"Zu gütig, mein Lord", erwiderte Emilys Bruder. Eigentlich lockte ihn eine verschreckte Schülerschar ziemlich wenig, doch noch immer galt es, den Dunklen Lord bei Laune zu halten.
"Wenn Hogwarts fällt, wird die Zaubererwelt in ihren Grundfesten erschüttert! Und stell dir vor, wie demoralisierend das auf das Zaubereiministerium wirken wird …" Es fehlte nicht viel, und der dunkle Schatten, der bald kein Schatten mehr sein würde, wäre durchs Zimmer getanzt.
"Die Muggel haben völlig Recht, Vorfreude ist die schönste Freude", tönte er.
"Und das Schönste ist, dass niemand auch nur ahnt, was ihnen bevorsteht." Langsam erwärmte sich auch Lennart für diese Idee. "Haltet Euch bereit, mein Lord, es wird nicht mehr lange dauern. Unser Ziel ist endlich in greifbarer Nähe."
"Nach so vielen Jahren des Wartens! Oh wie süß wird meine Rache sein!" Und Voldemort ließ ein schauriges Lachen ertönen.
~*~
Emily lief bis zur Treppe, dann ließ sie sich auf die Stufen sinken. Sie konnte jetzt einfach noch nicht zurück in ihren Schlafsaal gehen, dazu war sie viel zu aufgewühlt. Was war nur in sie gefahren, sich Snape so an den Hals zu werfen? Sie erkannte sich selbst nicht wieder. Was mochte er jetzt von ihr denken? Er hatte völlig Recht, um ein Haar wären sie zu weit gegangen.
‚Na und, genau das wolltest du doch', sagte etwas in ihr. Das stimmte, doch eben dieses war etwas, was sie eigentlich nicht verstand. Außer mit Lennart war sie noch nie mit einem Mann zusammen gewesen - und dieses eine Mal hatte sie noch in ziemlich übler Erinnerung.
‚Mit Severus wäre es anders', davon war sie irgendwie überzeugt. Doch was nützte es, wenn er sie abwies - oder sich nicht traute?
"Emily", klang es plötzlich direkt vor ihr. "Ein Glück, dass Sie noch da sind!"
"Sieht so aus." Ihr Herz klopfte bis zum Hals. War er ihr tatsächlich nachgekommen? "Was treibt Sie denn um diese Zeit noch hinaus auf den Gang, Professor?"
"Wahrscheinlich die Eifersucht auf Ihr Kopfkissen. Der Gedanke, dass es die ganze Nacht in Ihren Armen liegen darf, während ich mich alleine in meinem Bett herumwälzen muß, war mir unerträglich." Er zog sie erst auf die Füße, dann fest in seine Arme.
"Aber was ist denn plötzlich mit den Vorschriften? Sie sagten doch selbst, Sie sind mein Lehrer, und …"
"Und außerdem ein Mann. Die Situation wird morgen auch nicht einfacher sein, eher im Gegenteil. Ich würde dich mit jedem Tag mehr wollen - und irgendwann würde ich dem nachgeben. Also kann ich das eigentlich auch gleich heute tun, es macht keinen Unterschied."
Er zog sie zurück in sein Büro, schloß die Tür und versah sie mit einem Verschlusszauber. Dann sah er sie lange an.
"Emily, ich werde nichts tun, was du nicht auch willst. Aber du musst dich jetzt entscheiden. Wenn du bleibst, wird es nicht nur bei ein paar Küssen bleiben. Wenn du das nicht möchtest, musst du tatsächlich gehen."
Sie zögerte. Es wurde ernst und das Erlebnis mit Lennart stand ihr mit einem Mal wieder sehr deutlich vor Augen. Doch gleichzeitig sehnte sie sich ebenfalls nach mehr als nur ein paar Küssen.
"Dein erstes Mal war wohl nicht besonders erfreulich", schien er ihre Gedanken zu erraten und sie nickte.
"Es hat sehr weh getan und war eigentlich nur schrecklich. Ich habe mich danach oft gefragt, was der Rest der Menschheit daran nur so toll findet."
Er lächelte sie an und Emily war überrascht, wie viel Zärtlichkeit darin lag. "Dann wird es höchste Zeit, dir zu zeigen, wie wundervoll es sein kann. Ich verspreche dir, dass es nicht wehtun wird. Möchtest du?"
Sie nickte.
"Bist du dir ganz sicher? Wenn wir durch diese Tür sind", er wies auf den Durchgang zu seinen Privaträumen, "ist es wahrscheinlich aus mit meiner Selbstbeherrschung und zu spät zum Neinsagen."
"Ich will", sagte sie mit fester Stimme. "Ich will dich, jetzt - und irgendwann muß man ja schließlich einmal aufhören, sich von seiner Vergangenheit beherrschen zu lassen."
Er hob sie auf die Arme und trug sie in seine eigenen Räume, und diesmal störte nichts ihren langen, leidenschaftlichen Kuß - und auch nicht das, was danach kam.
~*~
Irgendwann, viel später in der Nacht, kuschelte sich Emily glücklich und zufrieden in Severus' Arme.
"Ich hätte nie gedacht, dass es so schön mit dir sein könnte", flüsterte sie.
"Dito", gab er zurück und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich dachte immer, einem Mann in meinem Alter würde so etwas nicht mehr passieren - und da kommt so ein kleines Mädchen daher, gerade mal eine Frau, stur, eigenwillig und voller Überraschungen, und ausgerechnet in sie muß ich mich verlieben."
"Was soll ich da sagen?" Emily lächelte. "Ein Mann, mein Lehrer, fast doppelt so alt wie ich, von allen gefürchtet und von den meisten als restlos unattraktiv betrachtet, ist für mich der wundervollste Mensch auf der Welt. Ich liebe dich, egal, ob und wie es weitergeht."
"Nein, wie rührend", ließ sich plötzlich eine ätzende Stimme vernehmen. "Ich bedaure zutiefst, dass ich die Idylle stören muß, doch meine Pläne konnten leider nicht warten."
Das Paar im Bett fuhr kerzengrade auf. Vor ihnen stand ein dunkelhaariger, junger Mann und musterte sie mit kaum verhohlener Belustigung.
"Tsstss Schwesterchen, du hast wirklich einen äußerst eigenartigen Geschmack in Bezug auf Männer", sagte er. "Andererseits, man muß wohl dankbar sein, dass du überhaupt jemanden in dein Bett gelassen hast, sonst wäre ich nicht hier."
"Lennart", rief Emily entgeistert. "Wie kommst du denn hierher? Und ausgerechnet jetzt?"
"Gutes Timing ist das halbe Leben." Er grinste. "Hast du es etwa vergessen? Wir haben damals ein Band geknüpft, durch körperliche Vereinigung. Genau das musste ein weiteres Mal passieren, dass es stark genug werden würde, um den Weg zu öffnen. Und es musste aus Liebe geschehen. Du liebst diesen Kerl tatsächlich?" Er schüttelte in gespielter Fassungslosigkeit den Kopf.
"Sie sind also Lennart McElwood, Emilys Bruder", ließ sich Snape vernehmen.
"Stets zu Diensten." Lennart deutete ironisch eine Verbeugung an. ""Und Sie sind …"
"Severus Snape, Zaubertrankmeister und ehemals mein treuer Diener", erklang eine weitere Stimme, bei der es Emily eiskalt den Rücken herunterlief. Aus dem Dunkel schälte sich ein düsterer Schatten, der bei näherem Hinsehen annähernd menschliche Konturen aufwies.
"Allerdings habe ich ihn nicht aus meinen Diensten entlassen. Wir beide sind nicht die einzigen in diesem Haus, die noch eine Rechnung miteinander offen haben, Snape. Jetzt wirst du für deinen Verrat bezahlen, wie alle anderen auch."
Severus Snape warf einen sehnsüchtigen Blick auf seinen Zauberstab, den er auf einer Kommode am anderen Ende des Raumes abgelegt hatte, und Voldemort ließ ein hässliches Lachen hören.
"Denk nicht mal dran, Snape, du wärst tot, bevor du auch nur über die Bettkante gekommen wärst. Tot bist du allerdings so und so."
Emily schob sich schützend vor Severus. "Sie werden ihm nichts tun", herrschte sie den Dunklen Lord an. "Nur über meine Leiche!" Er musterte sie eher erstaunt.
"Die kleine Emily", murmelte er, "sieh mal einer an. Na, das kannst du haben, du weißt wohl nicht, wen du vor dir hast?"
"Einen Haufen Abschaum", entgegnete Emily kalt und Voldemort bedachte sie mit einem gefährlichen Blick.
"Ich müsste dir dankbar sein, Mädchen, schließlich ist es dir zu verdanken, dass wir hierher gelangen konnten. Liebe scheint doch eine eigenartige Macht zu sein. Aber ich muß deinem Bruder zustimmen, dass es ausgerechnet Snape sein würde, der dein Herz gewinnt, hätte ich als letztes erwartet. Weißt du eigentlich, was für eine Vergangenheit dein neuer Liebhaber hat?"
"So schlimm wie Ihre kann sie gar nicht sein", meinte Emily voller Verachtung. "Und selbst wenn, er hat sich davon gelöst, während Sie sich nach wie vor in denselben Schlammlöchern suhlen." Sie wusste, dass ihr keine halbe Stunde mehr zu leben blieb, doch seltsamerweise fühlte sie sich sehr ruhig und hatte keine Angst. Endlich war das jahrelange Warten, die bange Ungewissheit vorüber.
"Paß auf, was du sagst, Ich habe schon viele aus weit geringerem Anlaß getötet." Er hob drohend seinen Zauberstab.
"Mit ihr hast du keinen Streit, Voldemort", sagte Severus und schob Emily zur Seite. "Von mir aus bring mich um, aber laß sie am Leben."
"Emily wird nichts geschehen, sie ist schließlich meine liebe kleine Schwester und wir verdanken ihr eine Menge", erklärte Lennart.
"Lennart, du bist ein Idiot", sagte Emily. "Den Fluch der Blutsbande bist du mit mir eingegangen, doch begreifst du immer noch nicht, in welche Gefahr du dich damit gebracht hast? Für Voldemort hast du deinen Zweck erfüllt, er braucht dich jetzt nicht mehr. "
Voldemort kicherte hämisch. "Lennart, mir scheint, deine Schwester ist um einiges intelligenter als du." Erneut hob er seinen Zauberstab, murmelte etwas und Lennart erstarrte.
"Ganzkörperklammer", kicherte Voldemort. "So einfach, dass schon Erstklässler diesen Zauber beherrschen, aber ungemein nützlich."
Dann wandte er sich wieder Emily zu.
"Da du mich ja sowieso als Abschaum betrachtest, wird es dich sicher nicht wundern, wenn es mit meiner Dankbarkeit nicht sonderlich weit her ist", meinte er. "Tut mir fast leid, aus dir hätte man eine Menge machen können. Es ist also nichts Persönliches, aber du bist meine einzige Möglichkeit, deinen Bruder loszuwerden."
‚Es könnte dein Leben retten', schoß es Emily ein letztes Mal durch den Kopf. Nun, da hatte sich ihre Großmutter leider getäuscht, doch zumindest hatte Emily noch etwas Wunderbares erfahren dürfen.
"Avada Kedavra", hörte sie Voldemorts Stimme und sah noch, wie das schreckliche, grüne Feuer auf sie zuschoß.
"Nein", brüllte Snape und warf sich dazwischen, doch er war zu langsam. Der schreckliche Fluch traf Emily mitten in die Brust und ihn seitlich an der Schulter. Der blendend grüne Blitz war das Letzte, was er sah.