Ich möchte Dich aufessen

 

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Kapitel 5:
Die erste gemeinsame Nacht




Das Erste, was ich feststellte, als wir wieder vor der Haustür in der Blackthorne Lane standen, war: Mir war speiübel! Das Koffein fing langsam an, den Alkohol zu besiegen, allerdings zu welchem Preis. Nur mit Mühe konnte ich es verhindern, mich direkt vor Snapes Füßen zu übergeben.

Mit wenigen Bewegungen des Zauberstabs hatte er die Haustür geöffnet und in der Wohnung das Licht angeschaltet. Seine ganze Art wirkte plötzlich aufgekratzt, seine ruhige Überlegenheit war verschwunden. Er hatte wohl ebenfalls zu viel getrunken.

Snape schloss die Tür hinter mir und fragte: "Also, Miss Smith, was wünschen Sie noch bevor wir zu Bett gehen? Eine Tasse Kakao oder eine Massage?" Er grinste. Dann ging er in Richtung Badezimmertür.

Ich blieb an der Haustür stehen. Mein Mut, sofern ich ihn überhaupt den Nachmittag über wieder gefunden hatte, war weg. In meinem Kopf hämmerten seine Worte "Bevor wir zu Bett gehen". Das würde wahrscheinlich die längste Nacht meines Lebens werden.

Als er merkte, dass ich ihm nicht gefolgt war, drehte er sich zu mir um und fragte: "Was ist los? Geht es Ihnen nicht gut?"

"Ich glaube, ich habe zu viel Kaffee getrunken."

"Aha." Seine alte Überlegenheit war wieder da. "Dann sollten Sie ins Bett gehen."

Da war es wieder, das Wort. Ich versuchte einen Ausweg zu finden: "Ich bin nicht müde!"

Snape kam langsam auf mich zu und hielt meinen Blick mit seinen Augen fest, als er leise sagte: "Doch, Sie sind sehr müde."

"Nein!" Er würde mich nicht ins Bett bekommen. Aber andererseits, welche Alternativen hatte ich schon? "Doch", seufzte ich, "ich bin sehr müde."

"Natürlich sind Sie müde", meinte er. Allerdings schien es mehr auf meinen wirklichen Zustand bezogen, als auf die Tatsache, dass er mich ins Bett haben wollte. Er ging wieder in Richtung Bad, als er mir erklärte: "Bedauerlicherweise hat dieses Haus kein zweites Badezimmer. Also werde ich mir nur schnell meine Zahnbürste holen …" Er verschwand im Bad. Dann war es still.

Langsam lief ich von der Haustür zum Badezimmer. Vorsichtig spähte ich durch die geöffnete Tür, um festzustellen, wo Snape geblieben war.

"… und Sie können dann das Bad benutzen." Ich drehte mich erschrocken um. Snape musste das Bad durch die Tür zum Schlafzimmer verlassen haben und war von dort zurück in den Flur gegangen. Denn nun stand er hinter mir. "Ich werden mich im Reservebad in der Küche vergnügen. Was halten Sie davon? Ist Ihnen das so Recht?"

Mein Entsetzen, ob seines überraschenden Auftauchens, quittierte er mit einem spöttischen Lächeln. Als ich keine Anstalten machte, ins Badezimmer zu gehen, forderte er mich auf: "Gehen Sie schlafen, Miss Smith!"

Ich hielt es im Augenblick für angebracht, mich dem nicht zu widersetzen, und ging ins Bad. Ich schloss die Tür hinter mir und schob den Riegel vor. Im selben Moment fiel mir wieder ein, dass er ja nicht funktionierte. Mittlerweile war mir alles egal.

Entweder war es Snapes Bemerkung, die er aus der Küche rief: "Erzählen Sie mir von Tom, während Sie sich ausziehen. Beschreiben Sie mir, wie Sie mit ihm schlafen." oder vielleicht war es der Kaffee, denn ich fühlte mich im Badezimmer wie in einem Käfig - unruhig wanderte ich zwischen den beiden Türen hin und her.

Ich musste mich irgendwie beruhigen. Also setzte ich mich auf den geschlossenen Toilettendeckel und dachte nach. "Vielleicht sollte ich einige von Snapes Tränken schlucken, dann bin ich einfach nicht mehr zurechnungsfähig", dachte ich verzweifelt. Als erster Versuch nicht schlecht, nur was, wenn ich ein Gift erwischte? So sehr ich auch nachdachte, mir fiel nichts Gescheites ein.

Ich entschied mich, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Ich würde diese Nacht mit ‚Anstand' hinter mich bringen: "Es ist alles nur für dich, Tom", flüsterte ich und begann mein Kleid auszuziehen.

Ich hielt inne, als ich Snapes Schritte vor der Badezimmertür hörte. Gebannt sah ich auf die Türklinke und erwartet, dass er hereinkommen würde. Doch er sagte in einer heiseren Stimme lediglich: "Tragen Sie viel Duft auf, Miss Smith, am ganzen Körper, das liebe ich!"

Ich fühlte wieder Panik in mir aufsteigen.

"Haben Sie alles was Sie brauchen, Miss Smith?" Er klang wieder normal. Wahrscheinlich hatten mir meine Ohren vorher einen Streich gespielt.

"Ob ich was?"

"Ich fragte, haben Sie alles was Sie wollen", wiederholte er ungeduldig.

Mein Magen machte sich wieder bemerkbar. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mir seinen Unmut zuzog, ich musste etwas gegen dieses Sodbrennen unternehmen. "Ich habe Sodbrennen", antwortete ich. "Das kommt von dem blöden Kaffee."

"Sie hätten ja nicht unbedingt vier Tassen trinken müssen", spottete er. Ich konnte sein Grinsen durch die geschlossene Tür hören.

Als sich seine Schritte entfernten, nahm ich an, dass er in der Küche irgendeinen Zaubertrank gegen mein Sodbrennen suchte.

Ich zog mich weiter aus. Da ich nicht vorhatte, mich nackt zu ihm ins Bett zu legen, ließ ich meine Unterwäsche an und zog einen Pyjama drüber.

Die Nachthemden hatte ich mir in Hogwarts abgewöhnt. Sie waren zu unpraktisch. Man wusste nämlich nie, ob nicht ein überraschendes Ereignis die Nachtruhe unterbrach und man sich mit den anderen in der großen Halle einfinden musste. Die zugigen Korridore der alten Schule waren zudem auch kein Anreiz sich in dünnen Seidenhemdchen ins Bett zu legen, also blieb nur ein Baumwollpyjama.

Als ich den letzen Knopf an der Jacke geschlossen hatte, setzte ich mich wieder auf den Toilettendeckel und wartete. Mittlerweile begann das Blut hinter meinen Schläfen zu pochen. Ich atmete tief durch, um die aufkommenden Kopfschmerzen zu vertreiben.

Durch die geschlossene Badezimmertür, die ins Schlafzimmer führte, hörte ich gedämpfte Geräusche, sicherlich bereitete Snape das Bett vor. Er murmelt etwas, von dem ich mich bemühte, es zu verstehen: "Oh, ändre dich, so ändr' ich meinen Sinn. Soll Hass denn besser als die Liebe wohnen? Wie hold dein Aussehn ist, so gibt dich hin, sei gnädig, um dich wenigstens zu schonen!"

Das Pochen hinter meiner Stirn wurde zu einem stechenden Schmerz über der Nasenwurzel, der sich durch den ganzen Kopf zog.

Das Geraschel im Schlafzimmer hatte bereits seit einiger Zeit aufgehört, als Snape mir zum wiederholten Mal seit meinem Eintreffen deutlich machte, was seine Absicht war: "Falls Sie mich suchen, Miss Smith, ich bin schon im Bett."

Mir fielen plötzlich die Schilderungen meiner Klassenkameradinnen über ihr Erstes Mal ein: "Ich habe überhaupt nichts gefühlt, wirklich." - "Es war als wenn ich meinen Finger in die Nase stecken würde." - "Es fühlte sich an, als würde ich bei lebendigem Leib verbrannt."

Ich rührte mich nicht von der Stelle.

"Wollen Sie im Badezimmer übernachten, Miss Smith?" Snapes Stimme verriet jetzt eine hörbare Ungeduld.

"Ich habe Kopfschmerzen", erklärte ich.

"Schon wieder Kopfschmerzen?"

Mir fiel meine Ausflucht von heute Vormittag wieder ein, jetzt würde er mir garantiert nicht mehr meine Kopfschmerzen abnehmen. "Und Sodbrennen", ergänzte ich, als ob ich dadurch glaubwürdiger würde.

"Nur Sodbrennen und Kopfschmerzen?" Seine Stimme war schneidend. "Warum nicht auch Beulenpest und Malaria?" - Stille. - "Ich hole Ihnen ein Seil, mit dem Sie sich strangulieren können!" Er schien es durchaus ernst zu meinen.

Ich erhob mich, doch meine Beine verweigerten ihren Dienst. Langsam tastete ich mich zur Tür, die ins Schlafzimmer führte. Wieder zitierte Snape aus einem absonderlichen Gedicht: "Welch' Edelmann ersäuft die Zwergenfrau auf des Dorfes Allmenden, erwürgt den schwachsinn'gen Narren, schau, für der Welt Aufmerken." Im Stillen wunderte ich mich, ob er in diesen Worten wirklich einen Sinn erkannte.

Mittlerweile hatte ich die Tür ein Stück geöffnet. Snape saß im Bett. Die Tagesdecke hatte er ans Fußende umgeschlagen. Die weiße Bettwäsche schimmerte im flackernden Schein der beiden Kerzen, die auf den Nachttischchen neben dem Bett standen.

Im ersten Augenblick glaubte ich Snape läge nackt im Bett, denn sein Oberkörper war unbekleidet. Wie durch ein Vergrößerungsglas nahm ich jedes Zucken seiner Brustmuskeln wahr und sah den dunklen Haarflaum, der sich von seinem Bauchnabel nach unten zog. - Das Weitere wurde von der Bettdecke verborgen.

Ich merkte wie sich mein Atem beschleunigte und mir das Blut ins Gesicht schoss. Doch dann sah ich zu meiner Erleichterung, dass er eine dunkle Pyjamahose trug, die aus demselben Material war wie der Bettbezug.

Snapes Gesichtszüge und seine ganze Erscheinung ließen ihn durch das gedämpfte Licht wie den dunkelsten aller Zauberer erscheinen; er wirkte wie ein Letifold, der nur darauf wartete, sein Opfer zu töten. Ich konnte mich nicht entschließen, das Schlafzimmer zu betreten.

Snape blickte mich ungeduldig an. Er schien über etwas nachzudenken. Unvermittelt sagte er: "Miss Smith, schreiben Sie bitte ein Zaubertrankrezept auf."

"Was?" Ich war verblüfft. Was wollte er jetzt damit?

"Ich möchte Ihnen ein Zaubertrankrezept diktieren."

"Gleich?" Ich kam langsam aus dem Bad und stand jetzt zwischen dem Bett und der Kommode.

"Ja, jetzt." Snape fixierte mich und wie zur Bekräftigung holte er aus dem Nachtschrank eine Rolle Pergament mit einer Schreibfeder heraus und legte sie rechts neben sich auf das Bett.

Wenn ich das Pergament an mich nehmen wollte, ohne Snape zu nahe zu kommen, musste ich wohl oder übel um das Doppelbett herum gehen und mich auf die leere Seite setzen. Die ganze Zeit über beobachtete mich Snape. Er musterte mich, versuchte einzuschätzen, was ich als nächstes tun würde.

Als ich das Pergament und die Feder ergriff, diktierte er: "Voraussetzung: Gehen Sie bitte ins Bett."

Ich legte die Schreibutensilien auf den Nachttisch, wütend, dass ich mich von Snape erneut so hatte täuschen lassen.

Als ich mich wieder umdrehte, sah ich wie Snape meinen Aufzug abschätzend betrachtete. Mir war klar, was er denken musste. "Es kann ihm doch egal sein, was ich im Bett trage", dachte ich wütend. "Er soll das Licht ausmachen und -"

Weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht, denn plötzlich stand er auf, ging zu einem der Schränke, öffnete ihn, holte etwas heraus und kam, nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, zurück zum Bett. Nun hielt er mir eine flache Schachtel hin und sagte: "Wir sollten etwas gegen diese schreckliche Drachenhaut tun, die sie anhaben. Ziehen das bitte an."

Zögernd ergriff ich den Karton und öffnete ihn. In feines Einwickelpapier gepackt lag darin ein spitzenverziertes, unverschämt kurzes, dunkelblaues Seidennachthemd. Ich nahm es an den Trägern vorsichtig heraus. Dieser Hauch von Nichts musste ein Vermögen gekostet haben. -

Ich würde ihn keinesfalls anziehen!

"Ein kleines Geschenk", flüsterte Snape, "das ich Ihnen gekauft habe - als Vorgeschmack auf unsere Tage voller Lust."

"T-Tage?", stotterte ich heiser.

"Tage", bestätigte er. "Ich werde es genießen, wenn Sie sich hierin völlig Ihren Begierden hingeben werden."

Ich ließ das Nachthemd fallen, als hätte ich mir die Finger daran verbrannt.

Behutsam hob es Snape auf und drückte es mir wieder in die Hand. "Ziehen Sie es an!", befahl er in einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.

Ich stand auf und ging zurück ins Bad. Auf dem Weg dorthin zermarterte ich mir das Gehirn, wie ich Snapes Befehl Folge leisten konnte, ohne mich halbnackt zu ihm ins Bett legen zu müssen.

Nach ein paar Minuten fiel mir ein Ausweg ein. Er war einfach - und wirkungsvoll. Mein Kampfgeist war wieder erwacht.

Ich löschte das Licht im Bad und trat ins Schlafzimmer. An Snapes verblüfftem Gesichtsausdruck sah ich, dass er mit dem, was er jetzt sah, nicht gerechnet hatte.

Ich hatte das Nachthemd zwar angezogen, aber meine Unterwäsche anbehalten. Die Pyjamahose trug ich ebenfalls noch. Im Badezimmer hatte ich lediglich die Jacke ausgezogen, um mir dann das Nachthemd überzustreifen. Danach hatte ich das Oberteil wieder angezogen.

Ich hatte Snapes Befehl befolgt, und das Beste daran war, ich sah nun noch unerotischer aus als vorher.

Snapes Verblüffung verwandelte sich in ein unangenehmes Grinsen. "Sie werden Ihrem Schicksal nicht entgehen, Miss Smith. Auch wenn Sie hier in Lumpen gehüllt aufgetaucht wären." Mein innerer Triumph erhielt einen kleinen Dämpfer. "Es gibt da einen wirkungsvollen kleinen Zauberspruch -", überlegte er übertrieben laut, "dann hätten Sie nicht einmal mehr das Seidenhemd an -" Ich wurde um eine Spur blasser. "- und meinen Zauberstab bräuchte ich dazu auch nicht." Die Panik, die sich jetzt in meinem Gesicht abzeichnete, genoss er sichtlich.

Langsam ging ich auf meine Seite des Bettes. Ich setzte mich auf den Rand, änderte jedoch nichts an meinem Aussehen, genauso wenig machte ich Anstalten, unter die Bettdecke zu schlüpfen.

Snape beugte sich zu mir, seine Stimme war nur noch ein Flüstern: "Kommen Sie, Miss Smith, umarmen Sie Ihr Schicksal."

Ich rührte mich nicht, in der Hoffnung er würde schnell zur Sache kommen. Doch es geschah nichts.

Dann hörte ich seine Stimme an meinem Ohr: "Wissen Sie, wonach ein Mann sich am meisten sehnt?"

Ich beschloss, auf diese Frage nicht zu reagieren.

"Am Morgen aufzuwachen und ein wunderschönes Mädchen liegt nackt schlafend an seiner Seite." Snape hatte wohl auch keine Antwort erwartet. "Mein Traum. Der Traum jedes Mannes."

Es entstand ein unangenehmes Schweigen. Ich versuchte verzweifelt, meine Atmung zu beruhigen. Meine Sinne waren bis zum Äußersten gespannt, aus Angst er könnte jetzt über mich herfallen.

"Der Weg, wie ich es mir vorstelle", sagte Snape mit warmer, dunkler Stimme, "ist kontrolliert und organisiert. Wir widmen uns allen Spielarten der Liebe, die uns bisher verweigert wurden. Wir beginnen am Anfang - etwas sehr einfaches. Ich werde Sie mit meinen Händen erregen bis jeder Zentimeter Ihres weichen, jungen Körpers einer wollüstigen Ohnmacht nahe ist."

"Sie machen was mit mir?", flüsterte ich ungläubig.

"Ich errege Sie mit meinen Händen."

"Ich glaube nicht, dass ich das mag." Ich hörte mich wie ein widerspenstiges Kind an.

Snape grinste. "Nachdem ich Ihren nackten Körper geküsst und verwöhnt habe, bis Sie sich in einem erotischen Rausch befinden, werde ich Sie nehmen, Miss Smith, und wir werden einfachen, guten, natürlichen Sex haben. - Damit wäre die erste Übung beendet."

"Oh … muss das alles sein?", fragte ich ängstlich. "Können wir es nicht auf das natürliche beschränken, ohne das Drumherum?"

Er ignorierte meinen Einwand. "Anschließend, wenn wir uns ein wenig ausgeruht haben, wird es an Ihnen sein, meinen Körper zu streicheln und zu erregen bis ich fast besinnungslos vor Ekstase bin. Dann werden Sie mich mit Ihrem Körper in Fesseln legen."

"Ich?"

"Nur einfache, grundlegende erotische Spiele, wie die Tonleitern auf einem Instrument."

Was er jetzt auch immer mit mir anstellen würde, ich hielt es für angebracht, ihn vorher noch an seine Zusicherung in seinem Brief zu erinnern: "Sie haben versprochen, Sie behandeln mich mit Respekt."

"Ja, natürlich." In seiner Stimme lag eine Empfindsamkeit, wie ich Sie von ihm nicht kannte.

Ich fügte mich in das Unvermeidbare.

Auf meinem Nachttisch stand ein Glas mit einer grünlichen Flüssigkeit. Das war wohl das Mittel gegen mein Sodbrennen. Ich trank es aus und rutschte unter die Bettdecke. Allerdings blieb ich am äußersten Rand des Bettes liegen. Der Satin des Bettbezugs fühlte sich kühl an meinen Füßen an.

Snape drehte sich mir langsam zu. Vorsichtig streckte er seine linke Hand in meine Richtung: - Gleich würde er mich umarmen. - Ich schloss die Augen, drehte meinen Kopf zur Wand und wartete auf seine Berührung.

"Kann ich bitte den Wecker haben."

Ich öffnete die Augen und starrte verblüfft in Snapes unbewegtes Gesicht. Seine Hand wies in Richtung meines Nachttisches. Dort stand neben der Kerze und dem Glas, in dem der Zaubertrank gewesen war, ein altmodischer Wecker. Ich hätte schwören können, dass er dort vorhin noch nicht gestanden hatte.

"Wozu das denn?", fragte ich Snape, als ich ihm die Uhr gab.

"Ich stelle ihn auf sechs Uhr", antwortete er, während er den Wecker aufzog. "Ich bin ein Mensch, der früh aufsteht und sich voller Energie und Leidenschaft ins Leben stürzt. Wie ein brunftiges Tier mit großem Aufnahmevermögen. Wie aufnahmefähig sind Sie morgens?" Diese letzten Worte betonte er besonders.

"Um sechs Uhr morgens?" Er schien es immer noch auszukosten mich zu quälen.

"Ja", meinte er, "wer genießen kann und die besten Dinge im Leben nicht versäumen will, genießt sie hellwach. Das lehrt mich die Erfahrung."

Ich kämpfte wieder mit meiner übermächtigen Angst, die einen neuen Höhepunkt erreicht hatte.

"Kann ich Ihnen noch irgendetwas bieten?" Snapes Stimme drängte sich wieder in meine Gedanken. "Eine Spielzeugpuppe oder einen Knuddelmuff?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Nein? Na gut", meinte er. Dann nahm er ein Glas von seinem Nachttisch und trank es aus.

"Was ist das?", fragte ich ihn.

"Ein Schlaftrank. Ich kann sonst nicht schlafen, denn schließlich war es ein aufregender Tag für mich."

Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Er wollte mich also nicht jetzt, er würde es definitiv auf morgen verschieben. Die Nacht würde eine einzige Qual werden!

Was Snape morgen früh als Erstes von mir erwartete, machte er mir nun klar: "Wenn ich mit der morgendlichen männlichen Anspannung aufwache, werde ich Ihr junges, wunderschönes Gesicht schlafend neben mir sehen." Er tippte mit seinem Zeigefinger auf das Kissen, das auf meiner Seite am Kopfende lag. "Zu dieser schicksalsträchtigen Stunde, hier an dieser Stelle."

Während ich noch die kleine Delle im Kissen betrachtete, die sein Finger hinterlassen hatte, löschte Snape mit einem Zauberspruch die Kerzen. Er lehnte seinen Kopf zurück, drehte sich auf seine linke Seite und wendete mir damit den Rücken zu.

"Ich weiß gar nicht, wie ich Tom wieder ins Gesicht blicken soll", flüsterte ich verzweifelt.

"Mit Schamgefühl", hörte ich Snapes Stimme, sie klang müde, "schlechtem Gewissen und dem Nachgeschmack von gemeinsamen Nächten - mit mir."

"Ich fühle mich furchtbar." Mir traten Tränen in die Augen.

"Miss Smith", meinte er, ohne sich umzudrehen, "es sind nicht nur Homosexuelle, die mit Frauen nichts anfangen können. Kaum einer kann mit ihnen etwas anfangen." Ich schniefte hörbar. Nun wandte er sich doch zu mir um und sagte mit einiger Schärfe in der Stimme: "Jetzt legen Sie sich hin, Miss Smith, und schlafen Sie. Ich werde bald aufwachen und Ihren warmen schönen Körper fühlen."

Er drehte sich wieder zurück und zog die Bettdecke über die Schultern. Nach einiger Zeit murmelte er schläfrig: "Meine Phantasien … all diese Mädchen … ihre Hüften, Brüste … ein unbekanntes Mädchen … in meinem Bett … ich nehme sie … Sie werden es sein, Miss Smith, sie werden …" Dann war er eingeschlafen.

Ich lag wach und starrte an die Decke. Das Pochen hinter meiner Stirn hatte aufgehört und auch mein Magen revoltierte nicht mehr. Ich lauschte auf das Ticken des Weckers. Das Koffein des Kaffees entfaltete nun seine volle Wirkung: an Schlaf brauchte ich vorerst nicht zu denken. Zuhause wäre ich aufgestanden und hätte ein Buch gelesen, aber in dieser Situation traute ich mich nicht einmal, mich auf die andere Seite zu drehen.

Mitternacht - Ich war noch genauso hellwach wie vor zwei Stunden.

Ein Uhr … halb zwei. Irgendetwas musste den Zeiger des Weckers auf Snapes Nachttisch festhalten. Ich fasste einen Entschluss.

Ich drehte mich in Snapes Richtung und versuchte, mit meinem Arm über ihn zu greifen, um den Alarm des Weckers auszuschalten. Allerdings bevor ich mit meinen Fingerspitzen auch nur in die Nähe der Uhr kam, drehte sich Snape im Schlaf um. Erschrocken rutschte ich wieder zum äußersten Rand meiner Bettseite. Den Wecker konnte ich nun, ohne aufzustehen, nicht mehr erreichen. Entmutigt legte ich mich in die Kissen zurück.

Mittlerweile war es vier Uhr früh und ich hatte nach wie vor keine Minute Schlaf gefunden. Neben mir hörte ich Snapes gleichmäßige Atemzüge.

"Er schläft", dachte ich verzweifelt, "er schläft sich in Ruhe aus. Und ich kann mich nicht erinnern, morgens um diese Uhrzeit wach gewesen zu sein." Meine Hoffnungslosigkeit wuchs. "Ich hätte es Tom sagen sollen - hätte ich's bloß. Er hätte schon eine Lösung gefunden. Er hätte eher seinen Schulabschluss aufgegeben, als das hier zuzulassen." Doch dazu war es leider zu spät.

Snape begann sich unruhig im Bett zu wälzen. Um ihm nicht zu nahe zu kommen, rutschte ich immer weiter in Richtung Bettrand. Schließlich lag er auf meiner Seite des Bettes und mir blieb nichts anderes übrig, als aufzustehen.

Ich betrachtete seinen Hinterkopf, den entblößten Rücken und den Ansatz seines Gesäßes über dem Bund der Pyjamahose. In meinen Gedanken malte ich mir aus, was morgen früh passieren würde. Ich schauderte. - Nein, ich würde versuchen, dieses Haus zu verlassen, und zwar sofort. Mir war egal, was passieren würde, wenn der Versuch misslänge.

Leise ging ich ins Bad und zog mir mein Kleid über den Pyjama. Ich wollte keine Zeit verlieren. Die Hosenbeine rollte ich hoch, damit sie nicht unter dem Kleid hervorschauten. Dann holte ich meinen Koffer und stopfte meine Sachen, die ich am Nachmittag in die Kommode geräumt hatte, leise hinein. Ich war dankbar, dass Snape einen Schlaftrank geschluckt hatte, so brauchte ich nicht zu fürchten, dass er von meinen Aktivitäten geweckt wurde.

"Nachts wäre es schon schlimm genug", schoss es mir durch den Kopf, "aber früh um sechs, wenn die Vögel zwitschern? Ich mache es nicht. Nie!"

Ohne ein Geräusch schloss ich den Koffer, ging zur Schlafzimmertür, öffnete sie und lief zur Garderobe. Hier warf ich mir meinen Umhang über und zog die Kapuze über den Kopf. Ich wollte vermeiden, dass mich jemand erkannte, wenn ich das Haus verließ. Ich musste nur bis zur Gartenpforte kommen, dann wäre dieser Alptraum vorüber.

Als ich die Eingangstür öffnen wollte, stellte ich fest, dass Snape sie mit einem Zauber verschlossen hatte. "Mein Zauberstab!" Ich hatte in der Aufregung vergessen, dass Snape ihn irgendwo verwahrt hatte. Den Koffer ließ ich an der Tür stehen und ging vorsichtig zurück ins Schlafzimmer. Wo sollte ich suchen?

Im fahlen Licht, das aus dem Gang ins Zimmer fiel, sah ich meinen Zauberstab auf der Kommode liegen. Snape hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihn zu verstecken. Er war sich seiner Sache sehr sicher.

Mit zittrigen Fingern nahm ich den Zauberstab an mich. Snape drehte sich im Schlaf um. Ich erschrak und ließ den Stab auf den Parkettfußboden fallen. Das Geräusch hallte wie ein Gewehrschuss durch das stille Haus.

"Theodora?", murmelte Snape.

Ich erstarrte. Was, wenn er mich hier so stehen sah!

Glücklicherweise war er noch im Halbschlaf, als er ins Badezimmer ging. Ich hörte Wasser plätschern. Instinktiv wich ich in Richtung der offenen Flurtür aus. Snape kam aus dem Bad und bemerkte, dass die Tür aufstand. Verschlafen ging er auf sie zu. Doch anstatt dass ich weiter in den Hausflur zurückwich, änderte ich meine Richtung und stand nun zwischen Wand und Bett. - Ich saß in der Falle.

Snape schloss die Tür und schritt zurück auf seine Seite des Bettes.

Ohne weiter darüber nachzudenken, kroch ich, so wie ich war, ins Bett. Kaum hatte ich meinen Kopf auf das Kissen gelegt, als sich Snape ebenfalls wieder ins Bett begab. Dabei drehte er sich so, dass sein rechter Arm über meine Taille zu liegen kam. Mir war nicht klar, ob er dies absichtlich gemacht hatte oder ob es unbewusst geschah.

Mochte es sein, wie es wollte - mein Versuch zu entkommen war soeben kläglich gescheitert.

Snapes Kinn lag an meiner Schulter und sein warmer Atem strich über meinen Hals. Ich roch wieder diesen vertrauten, angenehmen Duft, der von ihm ausging. Unwillkürlich glich ich meine Atmung der seinen an. Es war einschläfernd. Ich dachte noch: "Es ist die erste Nacht, die ich mit einem Mann im selben Bett verbringe", dann schlief ich irgendwann ein.

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A/N:
Zitat aus William Shakespeares Sonett X
Oh, ändre dich, so ändr' ich meinen Sinn.
Soll Hass denn besser als die Liebe wohnen?
Wie hold dein Aussehn ist, so gibt dich hin,
sei gnädig, um dich wenigstens zu schonen!


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Kapitel 4

Kapitel 6

 

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