Amoris Infinitas

 

 

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Kapitel 7: Von Zaubertrankbüchern und und Pergamenten



Snape trat in den sparsam beleuchteten Korridor. Die Fahrt nach unten auf der verzauberten Treppe war nicht gerade die richtige Medizin gegen den Schwindel gewesen. Er musste für einen Moment stehen bleiben und sich an dem Wasserspeicher festhalten, der den Eingang zum Büro der Schulleiterin bewachte. Durch das leise Rauschen in seinen Ohren konnte er Stimmen näher kommen hören. Weibliche Stimmen.

"Er ist nicht geflüchtet, Poppy, er ist in meinem Büro - mit Mr. Potter."

"Sind Sie verrückt, Professor? Sie haben Snape mit dem Jungen allein gelassen? Was wenn er -"

"Wie ich Ihnen bereits sagte, wird Severus weder uns noch Mr. Potter in irgendeiner Weise schaden, glauben Sie mir."

"Es hätte auch niemand daran gedacht, dass er den Direktor töten würde ..."

"Warum sehen Sie nicht nach Mr. Potter, wenn Sie so besorgt um sein Wohlergehen sind, Madame Pomfrey?", ertönte eine männliche, spotttriefende Stimme von hinter dem Wasserspeier. "Aber ich versichere Ihnen, er ist so lebendig wie eh und je." Snape trat um die Statue herum und in das Blickfeld der beiden Hexen. "Minerva, auf ein Wort."

Sie warteten, bis sich die Wand hinter der leicht verstimmten Medihexe geschlossen hatte.

"Minerva, du musst Informationen über ein Zusammentreffen zwischen mir und einigen Mitgliedern des Ordens zum Quibbler durchsickern lassen, sagen wir, im Verbotenen Wald. Drei oder vier sollten genügen."

"Einer würde natürlich nicht ausreichen, um dich ernsthaft zu verletzen ..."

"Du weißt genau, dass einer nicht die Spur einer Chance hätte", knurrte Snape, "nicht im offenen Kampf. Und so weit ich mich erinnern kann, und im Gegensatz zu einem gewissen", seine Lippen verzogen sich verächtlich, "‚Auserwählten', neigen die Mitglieder des Ordens nicht dazu, sich unter Tarnumhängen zu verstecken."

"Severus, Harry konnte unmöglich wissen -"

"Wirst du die Information weitergeben?", unterbrach sie Snape ungeduldig.

McGonagall nickte.

"Dann leb wohl", sagte Snape knapp, machte auf dem Absatz kehrt und ging mit großen Schritten und wehendem Umhang den Korridor hinunter.

"Leb wohl, Severus", murmelte die Schulleiterin und blickte ihrem ehemaligen Kollegen nach, der im Dunkel des Korridors verschwand. "Und pass auf dich auf."



***




Am nächsten Morgen saßen Harry, Ron und Hermine um den Holztisch in Hagrids Hütte, die Ausgabe von Zaubertränke für Fortgeschrittene des Halbblutprinzen vor sich. Hagrid war derweil im Garten zu Gange und summte eine Melodie vor sich hin, die die Riesenkürbisse zu schnellerem Wachstum anregen sollte.

Früher am Morgen hatten sie Snapes Buch aus dem Raum der Erfordernisse beschafft, und trotz des vielen Gerümpels und Krams in dem kathedralenartigen Raum war es ziemlich schnell gegangen, da Harry das Versteck gut gekennzeichnet hatte.

"Amortentia", las Ron laut vor, und seine Augen wurden rund vor Staunen. "Es ist ein Liebestrank", rief er aus, "der gleiche, den Slughorn uns in unserer ersten Stunde bei ihm gezeigt hat!"

"Bist du sicher, er hat wirklich das allerletzte Rezept gemeint?", fragte Hermine skeptisch.

Harry nickte nachdenklich. Amortentia, der stärkste Liebestrank der Welt. Irgendwie machte dies sogar Sinn. Aber sollte er Voldemort dazu bringen, sich unsterblich in ihn zu verlieben?

"Ich kann es nicht glauben, Snape und Liebestränke!", rief Ron wieder und wieder und klatschte sich vor Erregung auf die Schenkel. Doch dann kam ihm ein beunruhigender Gedanke. "Urgh, ich hoffe, er hat ihn nie benutzt ..."

"Erwähnt das Buch einen Adressaten für den Trank?", fragte Hermine neugierig. "Es hat immerhin gesagt, Sectumsempra sei für Feinde ..." Ron beugte sich näher über das Buch und untersuchte das winzige Gekritzel des Prinzen.

"Hier! Hier steht: ‚für C.E.'. Kann das etwa das unglückliche Mädchen sein, an dem Snape als Teenager Gefallen gefunden hat?" Ron schüttelte sich demonstrativ.

Harry starrte gebannt auf die Buchstaben. Dies war kein ‚C'. Nach den vielen Stunden, die er letztes Jahr über dem Buch des Prinzen verbracht hatte, kannte er dessen Schrift, als wäre es seine eigene ... Kein ‚C' sondern - Nein, es konnte nicht sein, es durfte nicht sein, er hatte sie dreckiges Schlammblut genannt. Allerdings würde es so viel erklären ... Vor seinem inneren Auge erschien die Szene in der letzten Erinnerung, die Dumbledore ihm gezeigt hatte, Snape, der seine Hand einer wunderschönen rothaarigen Hexe reichte und den Unlösbaren Schwur ablegte - Echos von Dumbledores Worten, ‚Du kannst dir nicht vorstellen welche Reue Professor Snape fühlte, als er erkannte, wie Voldemort die Prophezeiung interpretiert hatte ...' - ‚Ich bin sicher. Ich vertraue Severus Snape bedingungslos' - ‚ Ich glaube, dies war, was er in seinem Leben am meisten bedauerte ...' Jetzt machte alles Sinn. Snape hatte L.E. geliebt: Lily Evans, seine Mutter. Und er hatte beabsichtigt, den Amortentia-Trank für sie zu brauen. Harrys Gehirn weigerte sich weiter zu denken. Es war ein zu fürchterlicher Gedanke. Snape und seine Mutter. Aber er konnte ihr unmöglich den Trank verabreicht haben. Sie hatte James geheiratet, James geliebt. James war sein Vater, er sah ihm verblüffend ähnlich. Es war einfach vollkommen unmöglich, dass seine Mutter Snapes Liebe erwidert hatte. Oder etwa doch? Harrys Gedanken überschlugen sich...

"Harry? Bist du noch da?", fragte Hermine besorgt.

"Ich - ich glaube, ich brauche frische Luft", murmelte Harry schwach und stand auf.

"Ja, laßt uns eine Pause machen. Hat Hagrid nicht etwas davon gesagt, dass er -"

"Keine Pause, Ron", ermahnte Hermine. "Snape hat doch gesagt, der Angriff würde sehr bald erfolgen. Auch mit den Verbesserungen des Prinzen wird die Zubereitung des Amortentia-Tranks etwa vier Tage dauern, und dann sind da noch diese anderen Anweisungen, die wir uns noch nicht einmal angesehen haben. Wir sollten besser anfangen." Als sie Rons enttäuschten Gesichtsausdruck sah, fügte sie mit einem Lächeln hinzu: "Aber ich denke, wir können draußen weiter machen, die Sonne kommt gerade heraus."


***




Zwei Stunden später saß das Trio noch immer am Rande des Sees über Zaubertränke für Fortgeschrittene und das Pergament mit Snapes Notizen gebeugt.

"Weißt du, was ich glaube, Harry?", fragte Hermine, während sie das Pergament studierte. "Das scheint ganz ähnlich zu funktionieren wie das Anfertigen eines Horcruxes. Nur, dass man nicht seine Seele, sondern seine Liebe aufteilt ..."

"Richtig, das dachte ich auch gerade", stimmte Harry zu und rieb unbewusst seine Narbe, "und dass, im Gegensatz zur Seele, das Teilen der Liebe sie nicht verringert, sondern sogar noch stärkt."

"Genau." Hermine strahlte ihn, offensichtlich zufrieden mit seinen Überlegungen, an. "Und anstatt sie in irgendein Objekt zu zaubern, füllt man sie in den Amortentia-Trank."

"Aber warum dieser Liebestrank? Könnte man nicht etwas Einfacheres nehmen, wie, sagen wir mal, Kürbissaft?", fragte Ron hoffnungsvoll. "Das würde uns eine Menge Arbeit sparen."

"Nein, Ron. Kürbissaft würde alles verderben, das solltest du wissen", begann Hermine zu belehren. "Die Substanz, die du als Basislösung für die Liebe nimmst, muss eine gewisse Ähnlichkeit in ihrer magischen Struktur aufweisen, daher wäre ein Liebestrank geradezu ideal, je stärker, desto besser. Es ist ziemlich logisch, und zugleich absolut genial. Snape weiß wirklich, wovon er spricht."

"Jetzt fang du nicht an, den schmierigen Kerl anzuhimmeln", murrte Ron. "Wer hat denn ständig davor gewarnt, dass das Buch gefährlich sei, erinnerst du dich noch?"

"Was heißt hier anhimmeln. Habe ich je behauptet, dass ich ihn mag?", erwiderte Hermine gereizt. "Aber du musst zugeben, dass er, was Zaubertränke angeht, einfach brillant ist. Und wenn das Harry hilft Voldemort zu besiegen, dann umso besser."

"Ein Problem gibt es da allerdings", sagte Harry düster und zeigte auf den allerletzten Absatz auf dem Pergament. "Es muss wieder jemand für mich sterben ..."


TBC


 
 

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