Alcyone - Teil 2 - Rückkehr nach Hogwarts

 

 

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Kapitel 4: Der erste Unterricht


Am nächsten Morgen wachte sie rechtzeitig auf, wie es in Hogwarts üblich war. Sie war ausgeschlafen und ging auf dem schnellsten Weg ins Bad. 

Zuvor öffnete sie noch ihren Koffer und lies mit geschwungenem Zauberstab ihre mitgebrachten Sachen an die gewünschten Plätze im Zimmer schweben. Das ganze dauerte nur wenige Sekunden und alles war perfekt aufgeräumt. 

Das Bad war nicht weniger überwältigend als das Zimmer. 

Es war zwar etwas kleiner, aber vollkommen aus Marmor. In der Mitte des Raumes war eine große Badewanne, die auf altmodischen Klauenfüßen stand. Der Raum hatte nur ein Fenster, daß ziemlich hoch angebracht war, aber genügend Licht hereinließ. Ihr gegenüber befand sich ein großer Waschtisch und daneben eine altmodische Dusche. An den kalten Steinwänden waren Kerzenleuchter in regelmäßigem Abstand angebracht und der Boden war mit blauem Teppich über den nur teilweise sichtbaren Fließen ausgelegt. Es hing wie in ihrem anderen Raum kein einziges Bild an der Wand. 

Alcyone fand dies nur ansprechend, da sie es nicht mögen würde, beim Duschen und Schlafen von Bildern beobachtet zu werden. 

Sie nahm sich ein weißes Handtuch, welches fein säuberlich auf einer Ablage neben dem Waschtisch lag und entledigte sich ihres Schlafanzuges. 

Die Dusche tat gut und brachte ihren Kreislauf in Schwung. Sie stellte das Wasser abwechselnd auf kalt und warm und wusch sich ihre Haare. 

Sie hatte nicht mehr als fünf Minuten unter der Dusche gestanden, fühlte sich aber völlig erfrischt und sauber. Sie wickelte sich in das warme Handtuch ein, daß sie während des Duschen auf eine Art Heizung gelegt hatte und putzte sich am Waschtisch die Zähne. Ihre Laune war, wie am Vorabend, immer noch blendend. Sie hatte sogar unter Dusche, was sie noch nie zuvor getan hatte, gesungen. 

Sie zog ihre Unterwäsche an, die sie ebenfalls, wie das Handtuch, auf diese Heizung gelegt hatte. 

Nachdem sie ihre Haare hellbraunen, schulterlangen, leicht gelockten Haare getrocknet hatte, lief sie immer noch von dem Handtuch umwickelt, in ihren Raum zurück. 

Es war erstaunlich warm, dafür das Januar war, aber das lag daran, daß Alcyone den Kamin die ganze Nacht über hatte brennen lassen. An dem flackernden, zischendem Geräusch hatte sie sich nicht gestört. Auch, daß er ein leichtes Licht in den Raum geworfen hatte, hatte sie nicht am Schlaf gehindert. 

Sie öffnete den großen Schrank und überlegte, was sie wohl zu ersten Stunde anziehen sollte. Ihr Blick fiel auf ihren alten Gryffindor Pullover, den sie einfach mitnehmen mußte. Am liebsten hätte sie ihn getragen, was natürlich unmöglich war. Sie fuhr kurz mit der Hand darüber und zog dann eine schlichte schwarze Hose heraus, einen biegen, gestrickten Pullover und einen schlichten, dunkelbraunen Umhang heraus. Dazu entschied sie sich für ein paar ihrer schwarzen Schnallenschuhe mit leichtem Absatz. 

Nachdem sie sich vollständig bekleidet hatte, löschte sie das Feuer im Kamin, packte ihren Zauberstab in die Tasche ein ihrem Umhang und machte sich auf den Weg zum Frühstück in die große Halle. 

Auch die große Halle hatte sich nicht verändert. Die vier großen Tische standen immer noch in Reihen nebeneinander und die Lehrer saßen auf einer Erhebung in der Front der Halle. 

Alcyone blickte instinktiv nach oben und stellte fest, daß die verzauberte Decke immer noch da war. Sie zeigte heute einen wolkenlosen Himmel, der im strahlendsten hellblau zu sehen war. 

Alcyone, die sich wieder einmal an ihre Schulzeit zurückerinnert fühlte, steuerte fast automatisch den Tisch an, der zu ihrer Zeit der Gryffindor Tisch gewesen war. 

Sie bemerkte ihren Irrtum noch rechtzeitig, stellte aber erfreut fest, daß es immer noch der Gryffindortisch war, und lief zu dem Lehrertisch. 

Ihr erster Blick fiel dabei zu Dumbeldore, der in der Mitte auf seinem thronähnlichen Stuhl saß. Er lächelte ihr zu. Ihm zur Rechten saß Professor Mc Gonagall, die wie immer streng daher blickte. Dann konnte sie noch einige Lehrer sehen, aber den einen Professor, den sie nicht sehen wollte, war nicht da. Sie hatte ihn schon fast vergessen, in ihrem glücklichen Dauerzustand und die Tatsache, daß er jetzt nicht da war, wirkte sich nur darauf aus, daß sie nicht an ihn dachte. Nicht im Geringsten. 

„Miß Hide, hab Ihnen 'nen Platz aufgehoben.“ 

Hagrid winkte sie zu sich rüber, als sie den Tisch erreicht hatte und nicht wußte, wo sie sich hinsetzen sollte. Einige Lehrer schienen nicht aufgetaucht zu sein, da Plätze frei waren.. 

„Danke Hagrid“, sagte sie und lies sich auf den Stuhl sinken. Ihr Blick glitt dabei zu den Tischen. Von hier oben war es etwas ganz anderes in dem Raum zu sitzen. Sie fühlte sich nicht mehr so sehr von besorgten und scharfen Augen beobachtet. Denn jetzt war sie es, die beobachtete. 

„Toast, Miß Hide?“ fragte Hagrid und hielt ihr einen Korb hin. 

„Danke“, sagte sie und nahm aus dem Korb zwei Toasts, die sie auf ihren goldenen Teller legte. Daran schien sich auch noch nichts geändert zu haben. 

„Gut geschlafen, Miß?“ fragte Hagrid, während Alcyone Erdbeermarmelade auf ihren Toast schmierte. 

„Danke. Gut, Hagrid, und nennen Sie mich bitte wieder Al. Ich komme mir wirklich alt und fremd dabei vor, wenn Sie mich Miß Hide nennen.“ 

Hagrid schüttelte energisch seinen Kopf. „Nein Miß. Das kann ich nich'. Ich nenn keinen der Lehrer beim Vornamen.“ 

„Sie vergessen, daß ich keine richtige Lehrerin bin und außerdem kannten Sie mich schon als Zwölfjährige.“ 

„Weis nich' Miß. Es ist eine Weile her seit damals. Und ich hab Sie auch seit dem nich' mehr gesehen. Sie sin‘ jetzt erwachsen.“ 

Alcyone gab es auf. Offenbar war Hagrid so sehr voller Ehrfurcht vor den anderen Lehrern, daß er es nie fertigbringen würde, einen beim Vornamen anzureden. Für sie war es allerdings etwas befremdet, von Rubeus Hagrid mit Miß Hide angeredet zu werden. Schließlich hatte sie ihn früher oft in seiner Hütte besucht. Einmal im Monat mindestens. Er hatte sich sehr über ihre Gesellschaft gefreut und sie hatten immer Tee getrunken. Nicht viele Leute hatten Hagrid besucht. Die meisten hatten angst vor dem Halbriesen und mieden ihn so gut es konnten. Leute, wie Lucius Malfoy taten nichts anderes als ihn zu beschimpfen, sei’s in seiner Gegenwart gewesen, oder vor anderen. Das war ihnen egal gewesen. Dabei kannten sie ihn doch gar nicht. Alcyone wußte, daß Hagrid ein netter Kerl war 

Sie aß ihren Toast auf und danach noch etwas Rührei. 

Es wunderte sie, daß sie trotz ihrer Nervosität, die langsam aufkam, etwas essen konnte. 

Nachdem sie noch zwei weitere Toast genüßlich vertilgt hatte, wandte sich Dumbeldore an sie. 

„Minerva hat für sie für heute ein Klassenraum gefunden. Sie wird Sie gleich dorthin bringen.“ 

Alcyone nickte. „Danke.“ 

Das Klassenzimmer war eines, daß sie noch nicht kannte. Es war sehr hell drinnen, dank der vier großen Fenster. Der Pult stand auf einer leichten Erhebung und dahinter befand sich eine alte, große Tafel. 

Für die Schüler gab es insgesamt zwanzig Tische, wobei jeder für zwei Personen gedacht war. Es standen vier tische nebeneinander und es gab nach hinten hin fünf Reihen. 

Professor Mc Gonagall hatte ihr versichert, daß sie vor die große Halle, sowie an den Gewächshäusern eine Notiz angebracht hatte, so daß alle Schüler wußten, wo der Unterricht heute stattfand. 

Der Unterricht verlief erstaunlich gut, wie Alcyone feststellte. Die erste Klasse, die sie unterrichtete, waren die Siebtklässler Huffelpuff. Sie erzählte Ihnen von ihrer Arbeit im Ministerium und welche Möglichkeiten es gab, sich im Bereich Kräuterkunde ausbilden zu lassen. Ein paar der Schüler waren äußerst interessiert daran und Alcyone sagte ihnen, sie können sie jederzeit kontaktieren und sie würde sie dann auch zu einem Gespräch ins Ministerium einladen, um ihnen dort alle genauer zu erklären. 

Um den Unterricht etwas von dem trockenen Thema aufzulockern, berichtete sie von einigen ihrer lustigsten und ungewöhnlichsten Situationen bei ihrer Arbeit, wie zum Beispiel einem Kollegen, der es geschafft hatte, sich im Schwarzwald zu verlaufen und nur durch einen dummen Zufall eine wegweisende Tanne gefunden hatte, die sich aber noch sehr jung war und ihn die völlig falsche Richtung geschickt hatte. 

Der Klasse schienen die Geschichten gefallen zu haben und die erste Doppelstunde verging tatsächlich wie im Flug. 

Auch bei den restlichen Unterrichtsstunden an diesem Freitag vergingen schnell und Alcyone hatte an allen Spaß. Die Schüler hörten ihr aufmerksam zu, lachten an den richtigen Stellen und hatten tatsächlich Spaß. 

Außer den Slytherins natürlich. Diese Gruppe schien immer noch so zu sein wie zu ihrer Zeit. Die zweite Doppelstunde am Freitag waren die Sechstklässler von Slytherin und Ravenclaw. Keiner der Slytherins schien an einer Karriere im Bereich der Kräuterkunde interessiert zu sein, während von den Ravenclaw zwei Schülerinnen zugaben, schon mal daran gedacht zu haben. 

Ein paar Slytherins gab ihr zu verstehen, daß Kräuterkunde im Grunde eine harmloses und langweiliges Gebiet war. Alcyone, die damit gerechnet hatte, erzählte daraufhin eine Geschichte von einem ihrer ehemaligen Auszubildenden, der sich zuviel vorgenommen hatte. Er hatte tatsächlich geglaubt, es in seinem ersten Ausbildungsjahr mit einer ausgewachsenen fleischfressenden Pflanze aufnehmen zu können. Alcyone war gerade noch rechtzeitig aufgetaucht, um ihm das Leben zu retten. Die Pflanze hatte ihm schon seinen rechten Arm abgebissen und nur dadurch, das Alcyone genau wußte, wie sie mit fleischfressenden Pflanzen umzugehen hatte, konnte sie den jungen Mann gerade noch davor retten, verspeist zu werden. Der Arm konnte nicht wieder nachgewachsen werden lassen, daß kein Gewebe mehr da war. 

Alle Ravenclaws waren während Alcyones Erzählungen völlig still gewesen und auch nachdem sie fertig gewesen war, waren einige Gesichter noch von Schrecken gezeichnet. Es schien auch bei einigen Slytherins gewirkt zu haben. Doch nicht bei allen, was Alcyone gewußt hatte. Doch keiner verlor auch nur ein Wort darüber, daß Kräuterkunde ungefährlich wäre. 

Sie war so zufrieden mit sich, daß sie das Mittagessen total vergessen hatte und statt dessen in dem Klassenzimmer blieb, immer auf und ab ging und überlegte, welche Geschichten sie ihren letzten Schülern an diesem Tag erzählen sollte, den Viertkläßler von Gryffindor und Huffelpuff. 

Auch bei ihnen stoß Alcyone auf reichlich Feedback und der Tag ging weiter wie er begonnen hatte. Sie erzählte noch ein paar Geschichten, wiederholte dabei auch welche, die sie in den anderen Klassen schon erzählt hatte und es störte sie gar nicht. Die Reaktion der Schüler animierte sie nur immer weiter dazu, Geschichten aus der Berufswelt zu erleben. Sie hätte nie gedacht, daß es wirklich soviel Spaß machen würde. 



Das Abendessen nahm Alcyone in ihrem Zimmer ein. Sie hatte sich ein paar Unterlagen von Professor Sprout zukommen lassen, wie z.B. die, was sich gerade alles in welchem Zustand im Gewächshaus befand. 

Außerdem hatte Dumbeldore ihr einen Lehrplan gegeben, in dem genau stand, was in welchem Jahr unterrichtet werden sollte. Er hatte ihr zwar gesagt, daß dies nur Richtlinien wären und Professor Sprout ihre eigene Methode hätte, den Lehrplan zu gestalten, aber Alcyone war froh, eine gewisse Richtlinie zu haben. 

Sie hatte ihren Schreibtisch vollkommen mit Unterlagen eingedeckt und die, die nicht mehr herauf paßten, hatte sie auf ihrem Bett verteilt. 

Selbst als sie am späteren Abend entschlossen hatte, ein Entspannungsbad zu nehmen, hatte sie es nicht lassen können, ein paar Unterlagen mit in die Wanne zu nehmen. 

Sie war sogar auf dem Weg in ihr Zimmer in der Bibliothek vorbeigegangen und hatte nachgeschaut, ob dort vielleicht ein paar Bücher standen, die sie nicht in ihrem Büro im Zauberministerium hatte. Zu ihrer Enttäuschung (oder auch Erleichterung) besaß sie alle Bücher, die sie in der Bibliothek fand selber. Madam Pince beteuerte ihr, daß es keine anderen gab, als sie danach fragte, ob dies alle wären. Selbst die in der verbotenen Abteilung konnte Alcyone in ihrer persönlichen Bibliothek aufweisen. 

Nach dem Bad hatte sich Alcyone wieder an ihren Schreibtisch gesetzt und studierte die unterlagen weiterhin genau, während im Kamin eine Feuer prasselte und sie genüßlich einen leckeren Salat verspeiste. Den hatte ihr eine Hauselfe namens Winky gebracht, die ganz verlegen wurde, als Alcyone sich bei ihr bedankt hatte. 

Sei aß mit ungeheurer Geschwindigkeit, da sie keine Sekunde verschwenden wollte. 

Der Tag war einfach so gut verlaufen, daß sie gar nicht zu bremsen war und nun mit Freuden daran war, den Unterricht für die nächsten Tage zu planen. 

Den kompletten Samstag und Sonntag verbrachte sie schließlich in den Gewächshäusern, völlig alleine. Ab und zu kam Hagrid vorbei, der sie immer wieder fragte, ob er ihr irgend etwas bringen könnte. Sie verneinte seinen Frage jedesmal und erklärte ihm, daß sie alles hätte, was sie brauchte. 

Alcyone bemerkte dabei nicht einmal die Kälte. Sie war so sehr in ihre Arbeit vertieft, daß sie es wahrscheinlich nicht einmal bemerkt hätte, wenn die Gewächshäuser abgebrannt wären. 

Sie inspizierte jede Pflanze ganz genau und machte sich Notizen, was sie mit welche Klasse anstellen sollte. Bei Pflanzen, die dringend mit irgendwas versorgt werden mußten, tat sie dies natürlich sofort, auch wenn es bedeutete, daß diese Kulturen für den Unterricht nicht zu gebrauchen waren. 

Auch Pflanzen, die Winterschlaf hielten, könnten nicht für den Unterricht benutzt werden, aber es bleiben genug übrig. 

Sie holte bei den Inspektionen immer den Stundenplan heraus und einen kleinen Zettel, auf dem stand, welchen Wissenstand jede Klasse bisher hatte. 

Alcyone war so sehr bei der Arbeit, daß sie sowohl beim Mittagessen und Abendessen fehlte und dies immer in ihrem Zimmer einnahm. 

Sie hatte zwar Spaß an ihrem eigentlichen Beruf, aber dieser hier brachte einfach Abwechslung in ihr sonst so geregeltes Alltagsleben und sie fühlte sich hier an dem Platz ihrer Kindheit so glücklich, daß es fast weh tat. Sie konnte sich nur an wenige Ereignisse in ihrem bisherigen Leben zurückerinnern, bei denen sie so glücklich war, wie jetzt in diesem Moment. 

Sie wünschte sich, daß es immer so bleiben würde. 

Allerdings dachte sie nicht daran, daß jeder, der einen Höhenflug hatte, irgendwann schmerzlich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde. 

Bei ihr passierte es am folgenden Montag beim Frühstück. 

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