Alcyone - Teil 2 - Rückkehr nach Hogwarts

 

 

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Kapitel 16: Der Morgen danach



Als Alcyone aufwachte und ihre Augen öffnete, fand sie sich in einem ihr völlig unbekannten Raum wider. Die Wände waren aus nacktem Stein und die kleinen Fenster ließen kaum Licht herein. Bilder an den Wänden gab es auch kein einziges an den Wänden und außer dem Bett, in dem sie lag, fand sie nur noch zwei Nachttische, auf denen altmodische Kerzenhalter standen, als weitere Möbelstücke in diesem Raum. an der ihr gegenüberliegenden Wand konnte sie außerdem noch eine Tür ausmachen und an der Wand hinter ihr, befand sich auch eine, wie sie festgestellt hatte, als sie sich kurz umgedreht hatte. Das half ihr aber nicht weiter. Sie wußte immer noch nicht, wo sie war. 

Obwohl sich ihr gegenüber ein Kamin befand, in dem ein schwaches Feuer brannte, fror Alcyone. Sie zog schnell die kuschelige Decke bis zu ihrem Hals hoch und schob daraufhin ihre Hände darunter, verschränkte sie über ihrer Brust und rubbelte an ihren Oberärmen. 

Irgendwas war anders als sonst, wenn sie im Bett lag. 

Alcyone kam einfach nicht darauf. Warum war es so kalt. Sie hatte doch sonst immer einen warmen Schlafanzug an. 

Alcyone erschrak. Konnte das sein, was sie befürchtet? 

Langsam tastete sie ihren Körper ab und es gab keine Zweifel. Sie war völlig nackt. 

Was um alles in der Welt ging hier vor sich? 

Dann kam es ihr plötzlich. Die Erkenntnis nistete sich mit einem Schlag in Alcyones Gehirn ein. 

Erleichtert stieß sie einen Seufzer aus. 

Sie war natürlich in Severus Schlafzimmer, genauer gesagt in seinem Bett und hatte die phantastischste Nacht ihres Lebens hinter sich. 

Alcyone grinste vor sich hin. Sie dachte an die vergangene Nacht und an alles, was sich abgespielt hatte. Sie fühlte, wie sie leicht errötete, als sich vor ihrem geistigen Auge Bilder zeigten, die nicht gerade jugendfrei waren. 

Ihre Gedanken wanderten weiter zurück. Sie glaubte es fast noch selber nicht, daß sie sich mit Severus versöhnt hatte, den sie bis vor ein paar Tagen nicht einmal sehen hatte wollen. 

Alcyone war glücklich. Sie war die glücklichste Frau auf Erden. 

Über ihr Gesicht huschte ein Lächeln und sie streckte ihre Arme unter der Bettdecke zu beiden Seiten aus, während ihr ein Gähnen entwich. 

Wann war sie eigentlich eingeschlafen? Und wie lange hatte sie überhaupt geschlafen? Diese Fragen konnte sie sich nicht beantworten. Es war hell draußen, aber das hatte nichts zu sagen. Sie hatte keine Ahnung, in welchem Teil sich Severus Zimmer befanden und die Fenster waren auch viel zu klein, als daß sie hätte daran erkennen können, wie die Sonne aus welchem Winkel um welche Zeit einfiel. Alcyone konnte das normalerweise. Es war auch nicht schwer, wenn man wußte, wo sich die vier Himmelsrichtungen von einem aus befanden. Wenn man es wußte. In diesem Fall wußte sie es nicht. Aber es war auch egal. Es war Sonntag und sie hatte keinen Unterricht zu halten. Alcyone wäre dazu auch nicht in der Lage gewesen. Sie war noch viel zu sehr damit beschäftigt, die letzte Nacht zu verarbeiten. 

Alcyone blickte sich noch einmal im Zimmer um. Eigentlich sah es überhaupt nicht einladend aus, doch Alcyone fühlte sich wohl hier drin. Mehr noch, sie fühlte sich hier schon fast so wohl wie zu Hause. 

Wo ist eigentlich Severus? fragte sie sich selbst. 

Wie aufs Stichwort ging die Tür an der ihr gegenüberliegenden Seite auf und herein kam Severus, ganz in schwarz gekleidet, mit einem Tablett in der Hand. 

„Oh, Frühstück ans Bett, womit habe ich das verdient?“ 

Alcyone schenkt ihm ein zuckersüßes Lächeln. 

„Von Frühstück kann keine Rede sein“, sagte Severus. „Es ist bereits zwei Uhr Mittags!“ 

„Was?“ 

Alcyone richtete sich erschrocken im Bett auf. Dabei rutschte ihr die Decke, die ihr bisher bis zum Hals gereicht hatte, ein Stück hinunter und gab den Blick auf ihren unbedeckten Oberkörper frei. 

Reflexartig packte Alcyone die Decke und zog sie nach oben, bis zu ihrem Hals. 

Severus schüttelte den Kopf, stellte das Tablett auf einen der Nachtische und beugte sich auf den Boden und hob etwas. Dann reichte er Alcyone ihr T-Shirt und ihren weißen Slip. 

Alcyone nahm es schweigend an. 

„Soll ich mich vielleicht umdrehen?“ fragte er in seiner tiefen Stimme. 

„Oh ja bitte“. Antwortete Alcyone in einem leicht sarkastischen Tonfall. 

Sie wartete gar nicht auf eine weitere Reaktion von Severus, sondern begann zugleich sich die ihr gereichten Kleidungstücke an. 

„Warum hast Du mich nicht eher geweckt?“ fragte sie ihn, als fertig war. 

„Du hast so friedlich geschlafen. Da wollte ich Dich nicht wecken.“ 

Alcyone lächelte leicht und setzte sich aufrecht im Bett hin. Obwohl sie jetzt etwas bekleidet war, spürte sie die Kälte, die sich in diesem Raum befand. 

„Weist Du eigentlich wie kalt es hier drin ist? Du solltest Dir mal ne Zentralheizung anschaffen!“ 

„Eine was?“ Severus riß die Augen auf. 

„Oh entschuldige“, sagte Alcyone, der erst jetzt einfiel, daß das ein Muggelding war und Severus es nicht kennen konnte. „Das ist“, begann sie, gab aber gleich ihr Vorhaben, Severus zu erklären, was es ist auf. Er würde es eh nicht verstehen. „Vergiß es einfach.“ 

Severus zuckte mit den Schultern. 

„Auf jeden Fall ist es hier drin sehr kalt.“ Sie zitterte theatralisch. 

Severus verzog einen Mundwinkel, nahm seinen Zauberstab, richtete ihn auf das Feuer und lies es durch einen kleinen Zauberspruch stärker werden. 

Er lies den Zauberstab wieder in seinem Umhang verschwinden 

„Besser. Danke!“ sagte Alcyone. 

„Heute Nacht hast Du Dich aber nicht über die Kälte beklagt.“ 

Alcyone errötete leicht. „Da hatte ich auch eine lebendige Wärmflasche.“ 

Severus stieg für einen kurzen Moment auch die Röte ins Gesicht, was auf seiner blassen Haut komisch aussah. Alcyone konnte sich darüber ein Grinsen nicht verkneifen und auch Severus fing plötzlich an zu lachen. 

Alcyone mußte schließlich auch über ihre eigene Aussage lachen. Severus als Wärmflasche zu bezeichnen war schon irgendwie weit an der Realität vorbei, wenn sie an seinen eisig kalten Körper dachte. Im Grunde war es er ja auch, der dafür gesorgt hatte, daß sie ihr nicht kalt war, wenn auch nicht direkt als lebende Wärmflasche. 

Alcyone hörte als erstes mit dem Lachen auf und blickte Severus an, der immer noch etwas lachte. Es machte ihn zu einem völlig anderen Menschen. Von dem Severus, den sie vor kaum mehr als vierundzwanzig Stunden gesehen hatte, als sie an seine Tür geklopft hatte, war fast nichts mehr übrig. Es ab keine ausdruckslosen, leeren Augen mehr und seine Stimme, die bösartiger und emotionslos nicht mehr hätte sein können, klang trotz ihrer Tiefe sanft und voller Leben. 

Abrupt hörte er auf, als er feststellte, wie Alcyone ihn anstarrte. 

„Was ist?“ fragte er sie. „Habe ich irgend etwas im Gesicht?“ 

„Nein“, sagte Alcyone mit einem verschmitztem Lächeln. „Ich habe gerade nur festgestellt wie unglaublich gut Du aussiehst, wenn du lachst.“ 

Severus machte kurz ein böses Gesicht, daß sich aber gleich in ein verlegenes Lächeln verwandelte. 

Er ist es wohl nicht gewohnt, daß man ihm Komplimente macht, dachte sich Alcyone. 

Alcyones Blick fiel auf das Tablett, daß Severus mitgebracht hatte. 

„Wie sieht’s aus. Gibt es hier einen kompletten Service oder ist hier Selbstbedienung angesagt?“ 

Severus Augen funkelten kurz böse. 

Alcyone ermahnte sich selbst. Sie mußte mit ihrem Humor noch vorsichtig bei Severus umgehen. Er hatte ein Leben ohne Humor geführt, sogar fast ohne Freuden. Er vermutete wohl hinter jedem freundlich gemeinten Scherz immer noch eine Gemeinheit. Das ließ sich nicht so einfach von Heute auf Morgen abändern. 

Sie beugte sich rüber zu dem Nachttisch und ergriff vorsichtig das Tablett. Dann schaute sie zu Severus, der immer noch an der gleichen Stelle stand, seit er ihr ihre Kleidung gereicht hatte. 

„Du hast doch bestimmt auch Hunger. Komm, ich schmier Dir einen Toast. Was hättest Du denn gerne drauf?“

Severus lief ein paar Schritte auf das Bett zu und setzte sich neben Alcyone, die inzwischen das Tablett auf ihren Schoß gelegt hatte und ihn lieb anschaute. 

„Für mich bitte nur Erdbeermarmelade, Danke!“ 

„Eine ausgezeichnete Wahl!“ Alcyone ahmte die Stimme eines Kellners nach. 

Sie ließ ihren Blick von Severus ab und schaute auf das Tablett. Sie fand sogleich zwei Becher, eine Kanne Tee (dem Geruch nach), frischen Toast, Butter, verschiedene Marmeladen und – ein dunkles Kästchen. 

Alcyone ließ ihren Blick auf dem Kästchen ruhen. Es war nicht groß. Es schien auch definitiv nichts mit dem Essen zu tun haben. Es sah aus, wie ein Schmuckkästchen. 

Oh Gott, dachte Alcyone. Bitte laß es kein Ring sein. 

Allerdings, das mußte sie sich selbst zugestehen, wenn es ein Ring wäre und Severus sie jetzt fragen würde, ob sie ihn heiraten wollte, wäre ihre Antwort ohne zu zögern Ja. 

Alcyone nahm das Kästchen langsam in ihre Hand und schaute zu Severus. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu interpretieren. Das konnte er gut, hatte sie schon festgestellt. Alcyone glaubte dennoch, so etwas wie Aufregung in seinen Augen zu erkennen. 

Also schön, dachte sie sich und öffnete das Kästchen vorsichtig. 

Zum Vorschein kam eine Kette. 

Alcyone war zugleich erleichtert und enttäuscht. 

Sie nahm die Kette heraus und betrachtete sie ganz genau. Sie sah aus, wie aus echtem Silber. Alcyone schluckte. 

„Ist das echtes Silber?“ fragte sie Severus und blickte zu ihm Sie hoffte inständig, daß es keines war. 

Severus schüttelte den Kopf. „Nein. Keine Sorge. Erst wollte ich echtes Silber nehmen, aber dann ist mir eingefallen, daß Dein Bruder ja ein.“ Er stockte. Es fiel ihm schwer, das auszusprechen. Alcyone beobachtete genau, wie er mehrere Male den Mund öffnete, um es zu sagen, gab aber dann schließlich auf. 

„Es ist kein Silber und auch nichts Silberhaltiges darin. Ich hab vergessen, wie das Metall heißt, aber es wird Deinem Bruder nicht schaden!“ 

Alcyone glaubte Severus. 

Sie schaute wieder die Kette an und musterte nun den Anhänger. Er hatte die Form einer Blume. Alcyone schaute sich die Form der Blume ganz genau an. Auf den ersten Blick schien es einfach die Blüte einer fiktiven Blume zu sein, aber Alcyone wäre nicht so gut in ihrem Beruf, wenn sie nicht versuchen wurde, wenigstens herauszufinden, ob diese Blüte irgendeine Ähnlichkeit mit einer echten Blume hatte. 

Alcyone drehte den Anhänger mehrere Male in ihren Fingern und plötzlich wußte sie, was es sein sollte. 

Sie drehte ihren Kopf wieder zu Severus und wurde noch einmal überrascht. 

Severus blickte sie lächelnd an und hielt in der Hand eine Blume, eine getrocknete Vergißmeinnicht. Die Blume, die der Anhänger darstellen sollte. 

„Severus“, sagte sie langsam. „Ich weis gar nicht, was ich sagen soll.“ 

„Du brauchst nichts zu sagen.“ Seine Stimme klang sanft und glücklich. 

Alcyone schaute die getrocknete Blume an. „Du hast sie all die Jahre aufgehoben?“ 

„Natürlich. Sie ist das einzig wahre Geschenk gewesen, daß ich je von jemanden bekommen habe.“ 

Alcyone lächelte ihn an und erinnerte sich dabei daran, wie sie es ihm gegeben hatte. Es war vor den Sommerferien gewesen, in dem sie sich kennengelernt hatten. 



Rückblende: 

„Severus, ich habe eine Geschenk für Dich.“ 

Alcyone nahm die Hände hinter ihrem Rücken vor und streckte Severus eine Blume mit blauer Blüte hin. 

Severus nahm sie und musterte sie genau. „Danke, aber was soll das sein?“ 

„Das ist eine Vergißmeinnicht.“ erklärte sie ihm. „Sie sorgt dafür, daß derjenige, der sie geschenkt bekommt, denjenigen, der sie ihm geschenkt hat nie vergißt. Natürlich nur solange, sie im Besitz des Beschenkten ist. Und sie blüht solange der Schenker den Geschenkten nicht vergißt oder vergessen will.“ 

Severus lächelte schwach. „Alcyone, das ist doch völlig unnötig. Ich werde Dich doch nie vergessen! Und ich weis, daß Du mich auch nicht vergißt!“ 

Alcyone grinste. „Das weis ich. Aber zwei Monate sind eine lange Zeit. Und so hast Du einen uneingeschränkten Beweis dafür, daß ich immer an Dich denke! “

Severus trat einen Schritt auf Alcyone zu, beugte sich zu ihr hinunter und küßte sie sanft auf den Mund. 

Alcyone liebte Severus Küsse. Sie schmeckten immer nach mehr. Das war schon so seit ihrer Beider erster Kuß gewesen, der noch gar nicht solange zurücklag. Es war einfach über Beide so gekommen, als Severus ihr gerade einen Liebestrank erklärt hatte. Sie hatte ihm in die Augen geschaut und geflüstert. „Ich glaube bei mir funktioniert er jetzt schon.“ Keine Sekunde später war das Buch zu Boden gefallen und Beide lagen sich küssend in den Armen. 

„Danke“, sagte Severus noch einmal, nachdem er sich von Alcyones Lippen getrennt hatte. „Ich werde sie immer aufheben. Wer hat schon eine Blume, die nie verwelken wird!“ 

Alcyone machte diese Aussage unheimlich verlegen. Severus hatte ihr gerade zu verstehen gegeben, daß er sicher war, daß sie ihn nie vergessen würde oder vergessen wollte. Und sie hatte es auch nicht vor. Sie würde ihn niemals vergessen, gewollt oder ungewollt. 

Alcyone schaute auf diese über zwanzig Jahre alte Blume. Die Tatsache, daß Severus sie getrocknet hatte, machte sie traurig. Das konnte nur aus einem Grund geschehen sein. 

„Sie hat aufgehört zu blühen?“ fragte sie traurig. 

Severus nickte. „Ja. Es ist kurz nach dem Vorfall passiert. Ich hatte sie vor den anderen versteckt, so daß sie niemand finden konnte. Ich habe sie fast immer jeden Tag angeschaut, und eines Tages, so zwei oder drei nach dem Vorfall, fing sie an zu welken. Ich war kurz davor, sie einfach in den Müll zu werfen, aber ich tat es nicht. Ich wollte sie behalten. Ich wußte damals nicht, was sich mich dazu getrieben hatte, sie zu behalten, aber ich tat es. Ich trocknete sie und behielt sie. All die Jahre habe ich sie immer an einem sicheren Ort aufbewahrt. Angeschaut habe ich sie allerdings immer weniger. Das letzte Mal vor ungefähr fünfzehn Jahren.“ 

Alcyone war gerührt. Sie hatte nicht mehr an diese Pflanze seit damals gedacht. Und wenn, dann hätte sie geglaubt, daß Severus sie weggeworfen hätte, aber das hatte er nicht getan. Er hatte sie auch immer so sehr geliebt, wie sie ihn. 

„Severus!“ Sie schluchzte fast. 

Severus nahm ihr die Kette aus der Hand und legte sie ihr um. Alcyone griff sofort mit der linken Hand nach dem Anhänger. 

„Als ich heute Morgen aufgewacht bin und Dich einige Minuten beobachtet hatte, fiel mir irgendwie diese Blume wieder ein. Ich bin aufgestanden, habe sie gesucht und auch gleich gefunden. Dann habe ich sie eine Weile angeschaut und dabei fiel mir ein, daß ich Dir damals nie etwas geschenkt hatte.“ 

Alcyone wollte Severus gerade sagen, daß er ihr sehr wohl etwas geschenkt hatte. Es war zwar nicht materielle Art, aber das hieß nicht, daß es nichts wert war. Im Gegenteil, es war viel mehr wert gewesen. 

Severus fuhr fort, ehe sie etwas sagen konnte. 

„Dir einfach auch eine Vergißmeinnicht schenken wollte ich nicht. Aber es sollte etwas damit zu tun haben. Ich wollte eine Verbindung haben. Ich überlegte eine Weile und dann kam mir die Idee. Ich bin sofort nach Hogsmeade aufgebrochen und habe den Juwelier angefleht – glaub mir, wenn ich Dir versichere, daß ich so etwas demütigendes nie wieder tun werde - , mir diese Kette herzustellen. Und wie Du siehst, hat es funktioniert.“ 

Alcyone lies von der Kette um ihren Hals ab, stellte das Tablett neben sich aufs Bett und berührte mit ihrer Hand sanft Severus Wange. Sie beugte sich zu ihm rüber und gab ihm einen kurzen, sanften Kuß auf den Mund. 

„Danke“, sagte sie von ganzem Herzen und schwor, die Kette niemals wieder abzunehmen. Sie hatte noch nie so ein persönliches Geschenk von jemanden außerhalb ihrer Familie bekommen und die Tatsache, daß es der Mann, den sie über alles liebte ihr geschenkt hatte, lies ihren Wert bei Alcyone ins unermeßliche steigen. 

„Weist Du, zu was ich jetzt Lust hätte?“ fragte Severus. 

„Nein!?“ sagte Alcyone mit einem Lächeln. 

„Auf einen Spaziergang mit Dir Draußen ist wirklich schönes Wetter. Keine Wolke am Himmel und der Schnee glitzert in der Sonne!“ 

„Ja?“ Alcyone war überrascht. „Bist Du Dir sicher. Man könnte uns ja zusammen sehen und es könnten Gerüchte entstehen!“ 

Severus hob eine Augenbraue. „Wieso? Wir laufen einfach Richtung Gewächshäuser und so wird jeder denken, daß ich noch Kräuter brauche.“ 

Alcyone schüttelte lachend den Kopf. 

„Severus Snape, Du bist wirklich unglaublich. Du denkst doch tatsächlich an alles.“ 

„Selbstverständlich tue ich das. Schließlich habe ich ja einen Ruf zu verlieren!“ 

Was war das? Severus versuchte tatsächlich witzig zu sein. 

„In Ordnung!“ stimmte Alcyone schließlich Severus Vorschlag zu. Dann glitt ihr Blick zu dem Tablett neben ihr. „Und was ist mit dem Essen?“ 

„Wenn ich ehrlich bin“, gab Severus zu. „Habe ich schon gefrühstückt. Aber wenn Du etwas essen willst; der Spaziergang läuft uns nicht weg.“ 

Alcyone schüttelte den Kopf. „So kurz nach dem Aufstehen kann ich eigentlich nichts essen. Ist nur schade wegen dem Essen selber und der Mühe, die Du dir gemacht hast.“ 

„Die Mühe war’s wert.“ sagte Severus schlicht und blickte auf Alcyones Hals. 

Alcyone begriff. Im Gegensatz zur Beschaffung der Kette war das Beschaffen von ein wenig Toast und Tee wirklich eine Kleinigkeit. Alcyone hatte die ganzen Hauselfen vergessen, die sie in der Küche beschäftigten und die sicher ohne sich zu beklagen Severus das Tablett hergerichtet hatten, so wie sie das für jede Mahlzeit in Hogwarts taten. 

Alcyone schob die Decke von sich weg. „Okay. Gib mir zwanzig Minuten, um zu meinem Zimmer zu laufen, mich zu duschen und etwas frisches anzuziehen.“ 

„Du kannst auch gerne hier duschen. Und Deine Kleidung, die Du gestern anhattest, hast Du ja auch hier.“ 

„Danke für das Angebot“. Alcyone erhob sich vom Bett und suchte ihre Hose. Sie lag am Bettende, total verdreht. Sie zog sie sogleich an. „Aber ich muß so der so vor dem Spaziergang in mein Zimmer. Ich brauche einen wärmeren Umhang. Der von Remus ist leider nicht der wärmste.“ 

„Ach das war Lupins Umhang, den Du gestern getragen hattest?“ Severus konnte einen leicht spöttischen Unterton in seiner Stimme nicht unterdrücken. „Das erklärt natürlich einiges. Ich habe mich schon gefragt, wie zu so einem alten, häßlichen, geflickten Umhang kommst.“ 

„Vorsicht“, sagte Alcyone, während sie sich ihre Strickjacke anzog. „Du mußt jetzt aufpassen, was Du über Remus in meiner Gegenwart sagst.“ 

Den Bruchteil einer Sekunde lang, fühlte sie sich von Severus angegriffen. Doch sie rief sich gleich wieder in Erinnerung, daß Severus trotz allem, was seit ihrem Gespräch gestern Abend passiert war, ihren Bruder und den Rest der Truppe als seine besten Freunde betrachten würde. Immerhin hätte Remus ihn fast einmal umgebracht, wenn auch nicht gewollt und unbewußt. Severus hatte diese Aussage mit Sicherheit auch nicht böse gemeint. Aber ganz ohne Warnung wollte sie ihn nicht davon kommen lassen, 

Sie grinste ihn an und sagte mit süßer Stimme. „Sonst könnte es sein, daß Dir etwas unangenehmes zustößt! Und das wollen wir Beide doch nicht!“ 

„Was willst Du machen? Mich verfluchen?“ 

Alcyone lachte laut los. „Flüche? Ich? Ich bitte Dich, das kann ich doch gar nicht.“ 

Sie beruhigte sich wieder ein wenig. „Ich habe andere Mittel und Wege, und die funktionieren hervorragend und das ganz ohne Zauberei!“ 

Alcyone dachte daran, was sie alles für Jugendsünden von ihm kannte. Es waren nicht wenige. Severus würde mit Sicherheit nicht sehr erfreut darüber sein, wenn ein paar seiner Schüler sie kennen würden. 

„Oh, das klingt richtig gefährlich!“ Der Sarkasmus war nicht zu überhören. 

Alcyone beugte sich über ihn, so daß ihr Gesicht nur noch wenige Zentimeter von seinem entfernt war und legte ihre Hände auf seine Schultern. „Ich würde es nicht herausfordern, mein Lieber!“ 

Sie küßte ihn schnell und lies dann wieder von ihm ab. 

Alcyone suchte auf dem Boden nach dem Rest ihrer Kleidung, zog sich die Schuhe an, faltete Remus Umhang zusammen und hing ihn sich um den linken Arm. 

„Was ist? Bringst Du mich zur Tür? Oder muß ich mich selbst hinauswerfen?“ 

Severus erhob sich mit einem leicht bösen Blick (Alcyone ermahnte sich noch einmal, sich mit ihrem Humor zurückzuhalten) und folgte Alcyone bis zur Tür. 

Alcyone öffnete sie, warf einen prüfenden Blick nach draußen, um sicherzugehen, daß auch keine Schüler, Lehrer oder Geister in der Nähe waren, was nicht der Fall war und trat in den Rahmen. 

„In zwanzig Minuten am Haupttor?“ 

Severus nickte. „Sei bitte pünktlich!“ 

„Das bin ich immer, das müßtest Du noch von früher wissen!“ 

Alcyone war damals kein einziges Mal zu einem Treffen der Beiden zu spät gekommen. Sie war eigentlich immer überpünktlich gewesen. 

Sie lächelte Severus verliebt an. „Habe ich Dir heute schon gesagt, daß ich Dich liebe?“ 

Severus schaute sie an tat so, als würde er angestrengt nachdenken. „Mal abgesehen von den gut zwanzig Mal heute Nacht? Nein!“ 

Alcyone öffnete leiht den Mund und schüttelte den Kopf. Sie trat einen Schritt nach draußen in den kalten Korridor. 

„Bis gleich“, flüsterte sie ihm zu. 

Alcyone drehte sich um, lief zwei Schritte, blieb stehen, drehte sich wieder zu Severus um und schaute ihm in die Augen. 

„Ich liebe Dich!“ sagte sie. 

Dann drehte sie sich wieder um und verließ ohne eine Reaktion von Severus abzuwarten den Kerker.


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