Kapitel 8
Severus war soeben einem weiteren heißen Bad entstiegen - dieses Mal einem kurzen, denn wenn er versucht hätte, seine innere Unruhe mit der Hilfe von heißem Wasser zu beseitigen, hätte er sich wahrscheinlich aufgelöst, bevor er auch nur in die Nähe eines Ergebnisses gelangt wäre - und war in sein Wohnzimmer gegangen, um seinen Magen wiederaufzufüllen, noch im Morgenmantel - eine seiner sträflichen Ferienangewohnheiten. Gerade, als seine Hand über der Klingel schwebte, um Piggy zu rufen, erstarrte er plötzlich in seiner Bewegung, denn der Klang von weiblichen Stimmen drang vom Korridor herein. Er runzelte verwirrt die Stirne. Diese Töne waren ganz sicher nicht, was er erwartet hätte - die gefährlichen schneidenden seiner Mutter und Grangers unterdrückte oder gereizte - nein, sie waren freundlich. Seltsam, dachte er und ging zur Tür, zögerte einen Moment und drückte dann sein Ohr gegen das Holz.
"…haben Sie es geschafft, es vor ihm geheim zu halten?", Granger.
"Oh, das war einfach", antwortete seine Mutter. "Als er noch ein Kind war, machten Hadrian und ich ihm sehr deutlich, dass unsere Gemächer niemals ohne vorherige Ankündigung zu betreten seien. Andererseits drangen wir ebenfalls nie in seine Privatsphäre ein, wenn er es nicht wollte, nicht einmal, als er noch ein kleiner Junge war. Somit wuchs er mit einem tiefverwurzelten Respekt für den persönlichen Freiraum auf und würde niemals..."
Die Stimmen wurden unverständlich. Während sein Kopf noch an der Tür ruhte, fragte sich Severus, wie viele Entdeckungen er eigentlich in nicht einmal zehn Sekunden gemacht hatte. Die erste unerwartete Offenbarung: Seine Mutter war keineswegs feindlich gegenüber Hermine Granger eingestellt. Sein Ohr, das gegen eine geschnitzte Blüte gepresst war, begann zu schmerzen und so löste er sich langsam wieder von der Tür. Er wollte einen Tee, aber, um der Wahrheit die Ehre zu geben, er wollte ebenfalls Wissen. Wissen was in den Räumen seiner Mutter vor ihm versteckt gehalten wurde. Andererseits fühlten sich seine Beine sehr wacklig an und so beschloss er, dass, was auch immer in Cassandra Snapes Boudoir war, dort auch noch eine Weile bleiben würde. Er könnte es später untersuchen. Geheimnis Nummer zwei konnte warten, besonders weil schon Nummer eins allein ihn sehr neugierig machte. Er kehrte zum Tisch vor dem Fenster zurück und klingelte nach Piggy.
"Master Severus", quietschte sie in dem Moment, als sie zu seinen Füßen auftauchte, "geht es Ihnen wieder besser? Piggy denkt, Sie sind noch im Labor und-."
"Kein Grund zur Sorge, mir geht es gut. Aber vielleicht solltest du Nofretete herauslassen, ich habe es vergessen, als ich ging. Bitte versichere dich nur, dass diese dumme Kreatur - wie auch immer sein Name wird - nicht hinein kann.
"Miss Hermine sagt zu Mrs. Cassandra, er sollte vielleicht-", sie unterbrach sich selbst indem sie ihre Hand mit den dünnen Fingerchen vor den Mund schlug, die Augen vor Schreck geweitet.
"Wirklich", sagte er und beugte sich herab, um sie besser ansehen zu können. Es war schwierig, das Zittern - ob es Amüsement oder Wut war, wusste er jetzt noch nicht - aus seiner Stimme zu halten.
"Wie hat Miss Granger meiner Mutter geraten, ihn zu nennen?"
Die Hand verblieb fest auf ihrem Platz und Piggy schüttelte ihren Kopf so energisch, dass ihre Ohren flogen.
Er seufzte. "Piggy, ich habe bereits bemerkt, dass die Demonstration von Feindseligkeit von Seiten meiner Mutter nichts als ein Schauspiel war. Kein schlechtes, wie ich zugeben muss. Versprich mir nur, dass du ihr nicht sagen wirst, dass ich es weiß. Und jetzt spuck' es schon aus: Was hat Miss Granger gesagt?".
Die Hand verließ zögernd den Mund der Elfe. "Sie werden mich nicht bestrafen, Master Severus?"
Er verdrehte die Augen. "Piggy, bist du in diesem Haus jemals bestraft worden?" Sie schüttelte ihren Kopf. "Nein. Na eben. Jetzt erzähle mir von Miss Grangers Idee und dann geh und bringe mir meinen Tee. Wenn ich schon dabei bin, kannst du auch gleich zwei Scheiben gebutterten Toast hinzufügen, ich verhungere. Ein bisschen Honig würde ebenfalls nicht schaden."
Piggy grinste über beide Ohren. "Sie sagt, Sie sollten ihn vielleicht Neville nennen", wisperte sie und verschwand mit einem Knall.
Er erhob sich aus seiner knienden Position, wobei er vergeblich versuchte, das Kichern zu unterdrücken, dass unwiderstehlich in seinem Hals heraufkroch. Neville, tatsächlich. Nun, er hatte Granger schon immer zugetraut mehr Sinn für Humor zu besitzen, als sie der Welt zu zeigen bereit war. So scharfsinnig wie sie war. Das Tablett mit dem Tee erschien auf dem Tisch und er ließ sich zu einem zweiten Frühstück nieder. Dann zurück zu seiner Mutter und Hermine. Also mochte sie das Mädchen. Er fühlte sich seltsam befriedigt. Und sie hatte offensichtlich aus vergangenen Fehlern gelernt. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.
Wie viele Mädchen aus reinblütigen Familien waren bereits im Esszimmer von Snape Manor unter dem missbilligenden Blick Cassandra Snapes einer Vivisektion unterzogen worden? Ziemlich viele. Obwohl er es nicht getan hatte, um seine Mutter zu ärgern; hätte er wirklich an einer von ihnen Gefallen gefunden, hätte er ihr auf jeden Fall den Hof gemacht. Also mochte sie Granger. Was sie doch für ein überzeugendes kleines Schauspiel abgeliefert hatte.
Er schenkte sich eine weitere Tasse Tee ein und ließ etwas Honig auf eine Toastscheibe tropfen. Er biss ein Stück ab und kostete die perfekte Balance zwischen den Geschmäckern von heißem Weißbrot, Butter und blumiger Süße aus. Als er schluckte, zog ein weiteres Lächeln über sein Gesicht und wurde schnell zu einem Grinsen, das nicht vollständig frei von Tücke war. Mrs. Snape hatte sich selbst in eine ganz schöne Zwickmühle manövriert, oder? Weil Hermine sie sicherlich über ihre Dummheit an diesem Morgen informiert hatte. Was bedeutete, dass sie ihr Eifersüchtige-Mutter-Schauspiel nicht sehr gut weiterspielen konnte, aus Angst ihm direkt in die Hände zu spielen. Nun, das versprach recht interessant zu werden. Sie würde in der Tat auf einem sehr schmalen Grat wandern müssen und er würde ihr bestimmt nicht helfen. Mrs. Slytherin sollte nur selbst versuchen sich aus der Sackgasse zu befreien, in die sich gebracht hatte.
Aber Hermine. Er war mit Sicherheit alles außer ein Muttersöhnchen, doch die Vorstellung, dass seine Mutter ganz und gar gegen eine mögliche Beziehung sein könnte, hatte ihn mehr gehindert, als er gedacht hatte. Nun, da dieses Hindernis aus dem Weg war, war seine Sicht auf die ganze Angelegenheit weniger getrübt. Die Nebel hatten sich ein weiteres Mal geklärt und erlaubten ihm den bloßen Kern des Problems anzugehen. Sie hatte ihn an diesem Morgen tief verletzt, er konnte dies auf keinen Fall leugnen. Auf der anderen Seite hatte sie es nicht aus Absicht getan. Wahrscheinlich, entschied er, während er im Geiste die Szene noch einmal abspielte, hatte sie lediglich laut gedacht. Der Ausdruck von sprachlosem Schrecken auf ihrem Gesicht, nachdem sie die verhängnisvolle Frage geäußert hatte, zeigte das. Wenn er den ganzen unangenehmen Vorfall von all seinen emotionalen Schichten befreite, blieb ein simpler Fakt übrig: Sie war an ihm interessiert - nicht an dem Tränkemeister, auf dessen Unterricht sie für ein Wochenende ein Anrecht hatte, nicht an dem reinblütigen Zauberer, der in Geld schwamm - und wollte mehr über ihn als Person wissen, um ihn zu verstehen. Und das war, wie er zugeben musste, obwohl es ganz mit dem gryffindor-typischen Mangel an Finesse durchzogen war, keine schlechte Sache. Vielleicht brauchte er die direkte Konfrontation. Eine Annahme, die noch plausibler erschien, wenn man den Mangel an Erfolg der ausgefeilteren Annäherungsversuche betrachtete, die andere Leute bisher unternommen hatten. Weder seine Mutter, noch Dumbledore, noch irgendjemand sonst, hatte jemals den Mut gehabt - beide hätten es natürlich als Taktlosigkeit bezeichnet - ihm eine so plumpe, einfache Frage zu stellen: Warum in Merlins Namen, hast du dich Voldemort zugewandt, wenn du doch alles hattest, das du dir irgendwie wünschen konntest?
Vielleicht war das besser für ihn, als er es jemals für möglich gehalten hätte. Sicher, sie hatte einen solchen Wutanfall provoziert, wie er ihn seit sehr langer Zeit nicht erlebt hatte. Sie hatte aber etwas bewegt. Ihn bewegt. Hatte ihn nachdenken und Dinge erkennen lassen, die unangenehm aber notwendig waren. Wenn man alles bedachte, mochte sie gut für ihn sein.
***
"Somit wuchs er mit einem tiefverwurzelten Respekt für persönlichen Freiraum auf und würde niemals meine Räume ohne ausdrückliche Erlaubnis betreten. Er hatte gerade seine Studien an der Universität begonnen, als das Portrait angefertigt wurde und als er für die Ferien nach Hause zurückkehrte, war es bereits beendet. So weiß er nicht einmal von seiner Existenz."
Hermine wägte dies sorgfältig ab. "Glauben Sie nicht, dass es ihm gut tun würde, wenn er mit seinem Vater sprechen könnte? Von dessen eigenen Lippen hören könnte, dass ihm vergeben wurde?"
"Das Problem, meine Liebe", meinte Cassandra Snape, während sie die Tür öffnete, die zu ihren Gemächern führte, "ist, dass der Hadrian Snape auf dem Porträt derselbe ist, wie er zu der Zeit war, als es gemalt wurde. Natürlich weiß er, dass er gestorben ist und ihm wurde auch von den Umständen berichtet, die zu seinem Tode führten, aber dieser Hadrian Snape lebte niemals die letzten Momente seines Lebens. Seine Vergebung zu haben, würde Severus nichts bedeuten. 1976, als Hadrian porträtiert wurde, hatte er sich noch nicht einmal der Dunklen Seite zugewandt."
"Ich denke, ich verstehe", sagte Hermine langsam. "Sie meinen, dass Vergebung, die auf Unwissen basiert, ihn möglicherweise noch mehr verletzt, als die Schuld, mit der er leben muss."
"Ganz richtig, meine Liebe. Da ich Severus so gut kenne, denke ich, dass genau dies geschehen würde. Ungeachtet all dessen würde Hadrian Sie gern treffen."
Plötzlich sehr befangen antwortete Hermine: "Sollte ich mich nicht vielleicht ein bisschen zurechtmachen, bevor ich ihm vorgestellt werde?"
Mrs. Snape musterte sie kritisch. "Nein, ich versichere Ihnen, dass sie gut aussehen. Allerdings, wenn man es bedenkt... Vielleicht ihr Haar... Darf ich?"
Hermine nickte und beobachtete fasziniert, wie die andere Hexe ihren Zauberstab zog und einige schnelle Haar-Styling-Zauber aussprach. Sie fühlte ein leichtes Prickeln in der Kopfhaut, als ihr Haar sich ein wenig entwirrte, von ihrem Nacken und ihren Schultern abhob und sich selbst zu etwas verdrehte, dass sie als einen losen Haarknoten fast auf ihrem Scheitel identifizierte, als sie in den Spiegel blickte. Mit einigen losen Strähnen, die sich um ihre Ohren und dem Genick aufrollten, sah diese Frisur wohl weniger elegant, aber sicherlich viel sinnlicher aus, als diejenige, die sie und Ginny für die Auktion produziert hatten.
"Sehr passend, wenn man Hauskleidung trägt", bemerkte Mrs. Snape. "Da er einen unwiderstehlichen Drang hervorruft ihn zu lösen."
Hermine errötete etwas. "Ich werde mir das auf jeden Fall merken."
Mrs. Snape war schon zu ihrer Schlafzimmertür vorangeschritten, die sie jetzt öffnete, um Hermine an sich vorbei gehen zu lassen. "Hadrian", rief sie leise, "bist du da? - Manchmal besucht er andere Gemälde, wissen Sie", erklärte sie Hermine nebenbei.
Hermine hatte bereits ihren Mund zu einer Antwort geöffnet und offen blieb er. Obwohl sie nicht sprach, da sie vollständig von dem tiefen, seidigen Bariton gefesselt war, der antwortete. "Ja, meine Liebe, ich bin hier. Hast du womöglich unseren Gast mitgebracht?"
"Oh!", war alles was Hermine herausbringen konnte. Und dann: "Sie haben die selbe Stimme!"
"Ja, das haben sie", stimmte Mrs. Snape zu. "Was das Aussehen betrifft, kommt er mehr nach mir, aber die Stimme ist zweifellos die seines Vaters. Kommen Sie, ich werde Sie ihm vorstellen."
Da sie eine Flutwelle der Unsicherheit über sich hinwegspülen fühlte, ließ Hermine sich mehr ziehen, als auf die Ecke zuführen, in der das Porträt hing. Es war ein Gemälde von fast photographischer Genauigkeit und zeigte, soweit sie es beurteilen konnte, einen Mann in den späten Sechzigern, das Haar noch immer schwarz, ein wenig Grau an den Schläfen. Das Gesichtsmerkmal, das sofort ihre Aufmerksamkeit auf sich zog war das tiefe Grübchen in seinem Kinn. Wie schaffte er es sich dort zu rasieren? Sie dachte es und kicherte beinahe. Es war ein sehr angenehmes Gesicht, beinahe rechteckig, mit starken schwarzen Brauen, hellen grauen Augen und sehr hervorstehender Nase; doch nicht adlergleich wie Severus' - dies war mit Sicherheit ein Merkmal, das er von seiner Mutter geerbt hatte. Das Porträt lächelte auf sie herab, offensichtlich mochte er, was er sah.
"Hadrian, darf ich dir Miss Hermine Granger vorstellen. Miss Granger, das ist Hadrian Snape, mein verstorbener Ehemann."
"Sehr erfreut Sie kennen zu lernen", sagte Hermine und fühlte sich sofort unglaublich dumm, weil sie automatisch die Hand ausgestreckt hatte um die seine zu schütteln.
"Die Freude ist ganz auf meiner Seite", antwortete er. "Verzeihen Sie mir, wenn ich taktlos bin, aber Sie sehen ein wenig besorgt aus. Liegt das an meiner einschüchternden Präsenz, oder ist etwas geschehen, dass Sie verstört hat?"
"Ich... Nun, Ihre Präsenz ist ganz und gar nicht einschüchternd", gab sie zurück und lächelte ihn an. "Aber Sie haben recht, ich bin ein wenig aus der Fassung geraten. Ich befürchte, ich habe an diesem Morgen etwas sehr Dummes getan, obwohl Mrs. Snape mir fortlaufend versichert, dass sich alles noch zu meinen Gunsten richten kann."
"Etwas Dummes? Von dem, was ich über Sie gehört habe, Miss Granger, sollten Sie kaum in der Lage sein, irgendetwas Dummes zu tun. Meine Frau hat mir berichtet, dass Sie ein Genie sind."
Abermals errötend, diesmal vor Freude, hob Hermine ihre Hände, die Handflächen dem Gemälde zugewandt: "Bitte, Mr. Snape, schmeicheln Sie mir nicht. Ich bin nur eine gewöhnliche, hartarbeitende Hexe. Und selbst wenn ich ein Genie wäre, stände ich trotzdem nicht darüber, eine Dummheit zu begehen."
"Sie hat Severus gefragt, warum er sich der Dunklen Seite zugewandt hat", gab Mrs. Snape nonchalant bekannt und zog ihren Zauberstab, um zwei Stühle herbeizurufen. "Ich denke, wir sollten uns setzen, da diese Konversation sich ziemlich in die Länge ziehen wird."
Zu Hermines großer Überraschung schien Mr. Snape das nicht zu missbilligen: "Nun", meinte er und blickte auf die beiden, jetzt sitzenden Frauen herab, "ich nehme an, dass er das früher oder später brauchte. Obwohl ich zugeben muss, dass es für ihn ein Schock gewesen sein muss. Ein Kompliment an Ihre Courage, Miss Granger."
"Es... äh, war nicht soviel Courage, sondern mehr Gedankenlosigkeit", sagte Hermine und spielte nervös an einer losen Haarsträhne. "Wir saßen auf den Stufen, tranken Tee und beobachteten den Sonnenaufgang und ich fragte mich nur wieso. Ich meine", fuhr sie fort und blickte das Porträt an, "je ruhiger die Oberfläche, desto schockierender ist es, wenn sie plötzlich bricht und einen Lavastrom freisetzt. Und ich denke, dass, je weniger offensichtlich seine Gründe sind, desto dramatischer werden sie wohl gewesen sein. Ich habe es lediglich nicht so formuliert."
Mrs. Snape schenkte ihr eine scharfen Blick und war schon bereit zu antworten, doch ihr Ehemann war schneller. "Weißt du Cassandra", sagte er, "ich denke, dass Miss Granger in diesem Punkt recht hat. Schließlich ist es eine allseits bekannte Tatsache, dass Außenstehende viel klarer sehen, als diejenigen die direkt mit ins Geschehen eingebunden sind. Wie dem auch sei, ich bin geneigt meiner Ehefrau zuzustimmen: Aus dieser Dummheit mag mehr Gutes entstehen, als Sie sich vorstellen können. Und nun erzählen Sie mir über Ihre Arbeit, ich habe gehört Sie haben eine höchst interessante Diplomarbeit geschrieben."
Cassandra Snape seufzte und verdrehte die Augen. Man konnte sicher sein, dass Hadrian sich auf die Gelegenheit stürzen würde, wenn eine hübsche Wissenschafterin da war, bereit, ihr Gehirn von ihm zerpflücken zu lassen.
Piggy erschien im Sichtfeld. "Mistress Cassandra, Master Severus fragt, ob Sie Zeit für ihn haben. Er muss etwas mit Ihnen besprechen."
"Sehr gut", meinte sie, erhob sich von ihrem Stuhl und zog die reichen Falten ihres Morgenmantels in Position, "sag ihm, dass er in fünf Minuten hier sein soll."
Die Elfe nickte und verschwand.
"Ich, oh, Gott, ich kann ihn jetzt nicht treffen", rief Hermine laut, weil sie die Panik in sich hochsteigen fühlte, "aber wenn ich jetzt gehe, könnte ich auf dem Korridor an ihm vorüberkommen... Das ist unangenehm."
"Meine Liebe", sagte Mrs. Snape mit einem ironischen kleinen Lächeln, "das hier ist keine Komödie von Feydeau. Kein Grund für Sie, sich im Schrank zu verstecken. Sie können hier bleiben - seien Sie versichert, dass Severus nicht hereinkommen wird. Oder, wenn Sie es wünschen, können Sie einfach in Ihre Räume apparieren. Obwohl ich denke, dass es für Sie ganz interessant werden könnte unser Gespräch mit anzuhören. Nicht zu erwähnen, dass es mir den Aufwand ersparen würde, danach alles Wort für Wort für Sie zu wiederholen."
"Wäre das nicht ein bisschen… unpassend?", fragte Hermine vorsichtig, nicht sicher, wie ihre Gryffindorskrupel aufgefasst werden könnten.
"Pah", meinte Mrs. Snape, "wer kümmert sich darum, ob es angemessen ist? Es ist höchst nützlich und ebenso informativ."
"Sie würden mich nicht verachten, wenn ich mich entscheide zu lauschen, oder?"
"Zunächst, mein liebes Kind, ist dies autorisiertes Lauschen und darum vollständig akzeptabel. Zweitens werde ich nicht weniger hoch von Ihnen denken, wenn Sie annehmen. Rücken Sie lediglich diesen Stuhl näher an die Tür, die ich etwas offen lassen werde. Mit dem Ohr an einer geschlossenen Tür zu lauschen, bereitet Ihnen lediglich Kopfschmerzen. Hadrian, ich nehme an, du wirst deinen üblichen Platz im Watteau einnehmen? Obwohl ich sagen muss, dass ich die Gesellschaft all dieser halbnackten Frauen nicht billige."
Hadrian Snape schüttelte seinen Kopf in einer Art und Weise die deutlich zeigte, dass dies nicht die erste Gelegenheit war, bei der besagtes Thema angesprochen wurde und verschwand aus dem Gemälde. Mit einem beruhigenden Klaps auf Hermines Schulter, verließ Mrs. Snape den Raum, wobei sie die Tür leicht geöffnet ließ, nicht mehr als vielleicht 3 cm. Hermine, deren Zauberstab friedlich auf ihrem Nachttisch ruhte, schleppte ihren Stuhl zur Tür und stellte ihn so, dass er die Holzoberfläche berührte; so wäre sie nicht nur von Blicken versteckt, sondern ihr Gewicht würde auch die Tür davon abhalten, sich noch weiter zu öffnen.
Sie hatte sich kaum hingesetzt - ihr Herz klopfte wie wild - und versuchte lautlos zu atmen, als sie Severus' Stimme hörte, die wesentlich ruhiger klang, als sie erwartet hatte. "Guten Morgen, Mutter."
Das bezweifelte sie ernsthaft.
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