About A Potions Master

 

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Kapitel 5



Während der Stunde vor dem Abendessen gingen die derzeitigen drei Bewohner von Snape Manor sehr verschiedenartigen Beschäftigungen nach.

***



Severus Snape kehrte, nachdem er dem Hauselfen eine Dosis schnell zusammengebrauten Gegengiftes verabreicht hatte, in seine Gemächer zurück, die im ersten Stock des Gebäudes lagen. Auf dem Weg dorthin, passierte er die Tür zu der Suite, die seine Mutter, wie er wusste, Miss Granger zur Verfügung gestellt hatte und ein seltsames Gefühl wallte in seinem Magen auf. Es war eindeutig kein Hunger, obwohl er seit einem sehr spartanischen Mittagessen nichts mehr zu sich genommen hatte. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass es ebenfalls kein Ärger war. Mit einem müden Seufzer schloss er die Tür zu seinen eigenen Räumen hinter sich. Er hatte noch eine Stunde bis zum Abendessen. Genug Zeit für ein Bad, dachte er. Ernsthaftes Denken war angebracht und er wusste, dass eine dampfend heiße Badewanne Wunder wirkte, wenn er nachdenken musste.

Er hatte seine Arbeitskleidung im Labor im Keller zurückgelassen und so musste er sich nur noch des Hemdes und der Hose entledigen, während sich die Wanne mit Wasser füllte, zu dem er - nach reiflicher Überlegung - etwas Lavendel und Pinienextrakt hinzugefügt hatte. Es würde ihn beruhigen und seine Nebenhöhlen reinigen - sie waren angegriffen von den giftigen Dämpfen, die er zuvor, auch wenn nur für einen kurzen Moment, eingeatmet hatte. Als er vollständig entkleidet war, stoppte er kurz, bevor er in die Wanne stieg und betrachtete sein Spiegelbild. Wieso sollte eine Frau... Nein, Severus. Denk erst nach, was du wirklich willst. Du hast Zeit genug, um herauszufinden, was sie sich wünscht, wenn du sie erst siehst. Du hast das ganze Wochenende. Zeit genug, in der Tat. Oder zu viel Zeit, abhängig vom Ergebnis der sorgfältigen Selbstprüfung, der er sich nun unterziehen würde.
Die Hitze des Wassers genießend, ließ er sich in die Wanne sinken. Eine Weile lehnte er sich einfach zurück und ließ die Wärme durch seinen Körper fließen. Das war eine Wohltat, die er sich selbst erst seit kurzem erlaubte. Sich jede Wärme zu verweigern war Teil der gewissenhaften Bestrafung, die er sich so viele Jahre lang auferlegt hatte. Nun, dies waren inzwischen lang vergangene Dinge. Fast aus einem anderen Leben. Während er die Decke anstarrte, begann er nachzugrübeln, was genau er für Miss Granger fühlte.

***



Hermine hatte ihre Habseligkeiten bereits ausgepackt und erforschte inzwischen vorsichtig ihre Umgebung. Sie hatte einen Schlafraum erwartet, doch eine Suite bekommen. Komplett mit Wohn- und Schlafzimmer, Bad und Garderobe. Die vorherrschende Farbe war ein helles Eisblau, das sich auch in den Gardinen, im Teppich, den Bettvorhänge und der Polsterung der Stühle wiederholte. Die Vorhänge trugen ein Muster aus verschlungenen Lilien und Olivenzweigen, klassisch und schlicht also, trotz des floralen Motivs. Das selbe Muster tauchte auch auf der Draperie des Himmelbettes und auf der gesteppten Tagesdecke auf. Der Eindruck von nüchternem Klassizismus wurde vom Holz, das überall verwendet worden war, noch gesteigert: Alle Möbel bestanden aus Ebenholz mit silbernen Griffen und Beschlägen. Als Hermine sich ins Bad vorwagte, war sie erfreut zu sehen, dass es die selbe Farbgebung hatte, nur war das Blau hier ein wenig tiefer, so dass der Raum eine etwas wärmere Atmosphäre bekam.
Nachdem sie ihre Besichtigungstour beendet hatte, richtete sie ihre Gedanken auf wichtigere Dinge: das Ankleiden fürs Abendessen. Mrs. Snape hatte ihr erzählt, dass, wenn sie ihre Mahlzeiten en famille einnahmen, weder sie noch Severus allzu gern Roben trugen, und dass ihr, als ihrem Gast, natürlich frei stand, auszuwählen, was ihr mehr behagte. Schon von allem, was sie seit ihrer Ankunft erlebt hatte völlig aus der Bahn geworfen - nicht zu erwähnen die Stunden der Anspannung zuvor - war Hermine jetzt gänzlich verunsichert. Sie beschloss, dass es wohl das beste sei, Ginny übers Flohnetzwerk zu rufen und sie um Rat zu fragen.
"So schnell?", meinte Ginny mit einem Grinsen. "Was fehlt dir denn?"
Hermine berichtete ihr, was bis jetzt geschehen war und erklärte das Kleidungsproblem.
Nachdem sie sich von der Überraschung erholt hatte, blieb Ginny für eine Weile still, die Stirn in Falten gelegt und tief in Gedanken. "Keine Umhänge", entschied sie schließlich. "Zumindest nicht heute Abend. Trag eines der Kleider, die wir gekauft haben, am besten das malvenfarbene. Es sollte im Kerzenlicht großartig aussehen. Und die hübsche hellgraue Unterwäsche dazu. Die hellgrauen Ballerinas würde ich vorschlagen. Die sind flach, das ist besser, wenn du nervös bist, was du sicher bist. Oh, und das Haar unbedingt hochstecken. Wir wollen doch, dass er einen guten Blick auf deinen Hals und deine Schultern hat, oder?"
Hermine starrte ihre Freundin an und kaute auf ihrer Unterlippe. "Offenbart das Kleid nicht ein bisschen zu viel?"
"Tut es, aber auf eine korrekte Art. Oh, und bitte leg etwas Lipgloss auf. Dunkelrosa. Zusammen mit dem Kleid wird das toll aussehen."
Mit einem tiefen Seufzer nickte Hermine. "Okay, Ginny. Ich folge deinem Rat. Drück mir die Daumen."

***



Cassandra Snape war inzwischen in eine Unterhaltung mit ihrem verstorbenen Ehemann vertieft, der ihre Rückkehr ungeduldig erwartet hatte.
"Endlich!", rief er. "Ich dachte schon, du würdest nie zurückkommen."
Sie lächelte ihn an und meinte: "Ich muss das Portrait von Großonkel Antonius unbedingt austauschen, damit du dich in den Salon hinunter wagen kannst, wann immer du möchtest. Was ist mit dem Turner? Würdest du den mögen?"
"Nein", antwortete er, "er macht meine Sicht so verschwommen. Ich würde den Waldmüller vorschlagen, dort ist das Wetter heiter und sonnig und ich kann mich einfach in den Schatten setzen."
"Gut, also den Waldmüller. Aber ich vermute, dass du lieber über unseren Gast hören würdest, als die Vorzüge von Malern zu diskutieren."
Hadrian Snape lächelte und nickte.
"Sie ist bezaubernd, wie ich dir bereits sagte. Keine Schönheit, doch hübsch und - vor allen Dingen - sehr klug. Eine Gryffindor."
Ihr verstorbener Ehemann verdrehte die Augen.
"Nein, nein, sie ist Gryffindor auf eine angenehme Art. Unfähig zu lügen, und wenn ihr Leben davon abhinge. Freilich ist sie sehr unsicher und hat nicht viel Erfahrung mit Männern, wenn überhaupt welche. Und, am wichtigsten natürlich, sie scheint von unserem Sohn sehr angetan zu sein."
"Und er täuscht vor, sie wäre ihm lästig. Nicht schlecht für den Anfang."
"In der Tat", stimmte seine Frau zu. "Aber ich versichere dir, dass es nicht einfach werden wird. Doch ich habe aus vergangenen Fehlern gelernt und werde nicht den Irrtum wiederholen, meine Sympathie für sie zeigen. Das wäre der beste Weg, ihn von ihr abzuschrecken. Also habe ich beschlossen meine Strategie zu ändern: Ich werde mich ihr gegenüber höchst unfreundlich verhalten. Das sollte ausreichen, um seine schlummernden ritterlichen Instinkte zu wecken."

***



Hermine hasste sich selbst, wenn sie sich so benahm: Wie ein Tausendfüßler, der bedächtig versuchte herauszufinden, welches Bein er zuerst bewegen sollte. Sie fühlte sich genau so gelähmt, wie dieses wirklich abscheuliche, doch bedauernswerte Ungeziefer. Genau jetzt versuchte sie zu entscheiden, wann genau sie zum Dinner heruntergehen sollte. Sie gab fast der Versuchung nach, Ginny wieder zu rufen, aber verbot sich dann mit Bestimmtheit, es zu tun. Ginny hätte sie sicher für völlig verrückt gehalten und das mit gutem Grund. Sie hatte es selbst zu bestimmen.
Die Bedingungen waren folgende: Erstens - sie wollte einen guten Eindruck machen. Zweitens - sie wollte nicht mit Snape allein im Esszimmer sein. Drittens - sie wollte nicht gefräßig erscheinen, was ein Teil von erstens war. Viertens - sie war zwanghaft pünktlich, mit der Tendenz zu zeitig zu erscheinen. Zweitens schloss drittens und viertens definitiv aus. Wenn sie frühzeitig erschien, würde sie nicht nur verfressen wirken, sondern wahrscheinlich auch mit Mutter oder Sohn allein im Zimmer sein müssen und die Chance, oder vielmehr das Risiko, dass es letzterer war, lag genau bei fünfzig Prozent. Also musste sie pünktlich sein, was das Risiko etwas aber nicht vollständig ausschloss. Oder sie musste ein wenig zu spät kommen, was in starkem Gegensatz zu erstens und viertens stand. Schließlich entschied sie sich, ihre Räumlichkeiten um genau halb sieben zu verlassen, wodurch sie dreißig Sekunden zu spät kommen würde. Die letzten zehn Minuten litt sie Höllenqualen, merkte, wie ihre Hände kalt und feucht wurden - genau das Richtige für einen Händedruck - und wie ihr Magen sich zu einem interessanten Knoten zusammenzog. Ihre Haut fühlte sich kalt an und alles war rundum unerträglich.
Hätte sie gewusst, dass Mutter und Sohn Snape sich fünf Minuten vorm Abendessen im Speisezimmer trafen, hätte sie sich einige Sorgen ersparen können.
"Also", sprach Severus seine Mutter an, die gerade Blumen in einer Vase auf dem Tisch anordnete und einen stark konzentrierten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.
Cassandra Snape blickte auf und zuckte lediglich mit den Schultern.
"Äh... Mutter, glaubst du, es würde dir unüberwindliche Schwierigkeiten bereiten, deine Meinung auch verbal auszudrücken?"
"Ich bin nicht sicher, ob es den Aufwand wert ist."
"Aber... aber Mutter, du schienst nach der Auktion so angetan von ihr."
Sie hob eine Augenbraue. "So, schien ich? Vielleicht hast du recht. Aber damals hatte ich mich noch nicht mit ihr unterhalten."
"Was sagte sie denn, dass sich deine Meinung so drastisch geändert hat, wenn ich fragen darf?"
Insgeheim erfreut über die in seiner Stimme mitklingende Verärgerung antworte Mrs. Snape: "Nichts Besonderes. Obwohl ich mich frage, ob sie überhaupt in der Lage wäre, etwas Besonderes von sich zu geben, selbst wenn sie sich sehr bemühen würde. Sie ist ein wenig oberflächlich, meiner Meinung nach.".
"Oberflächlich? Hermi-", er fing sich gerade noch im rechten Augenblick, "- ihre Ernsthaftigkeit ist womöglich ihr störendster Charakterzug. Vielleicht war sie lediglich ein wenig unsicher. Du kannst sehr eindrucksvoll sein, wenn du es darauf anlegst, Mutter."
Sie winkte nachlässig ab. "Das mag sein, wie es will. Meinst du, dass ihr Akzent ebenfalls von meinem Eindrucksvoll-Sein verursacht wurde?"
"Also wirklich, Mutter", rief er, wobei er sich immer mehr fühlte, als hätte er einen dieser realistischen aber unbeschreiblich absurden Träume, "Miss Granger hat weder einen lokalen, noch einen sozial gefärbten Akzent. Vielleicht reicht sie nicht ganz an dein perfektes Englisch heran-"
"Nicht dass es mich stört", unterbrach ihn seine Mutter, "es passt nur zu gut zu ihrem billigen Auftreten."
Sie hatte ihren Sohn dazu erzogen, Frauen zu respektieren und zu beschützen, so wie es ihr Ehemann getan hatte. Diese letzte Bemerkung war daher dazu berechnet, ihn wütend werden zu lassen. Sie kannte ihn in der Tat ausgezeichnet. Mit drei schnellen Schritten stand er neben ihr, das Gesicht vor Empörung angespannt.
"Darf ich dich daran erinnern," bemerkte er, jedes Wort ein Tropfen giftigen Honigs, "dass Miss Granger einen unterbezahlten Job beim Ministerium hat und nicht aus einer reichen Familie stammt. Und selbst wenn, ist sie viel zu eigenständig, um ihre Eltern um Geld zu bitten. Was auch immer du von ihr hältst, ich bestehe darauf, dass du höflich zu ihr bist, solange sie sich in diesem Haus aufhält."
"Du kennst mich, Severus. Ich bin immer höflich."
"Ja, ich kenne dich, Mutter. Und genau deswegen bitte ich dich, dich zurückzuhalten. Es werden nur zwei Tage sein, was zu keiner übergroßen Beanspruchung deiner Nerven führen wird."

Als Hermine das Speisezimmer betrat, konnte sie die Anspannung zwischen Mutter und Sohn fühlen. Aber Mrs. Snape war doch schließlich freundlich zu ihr gewesen, oder? Also schenkte sie der älteren Hexe ein scheues Lächeln und sagte "Guten Abend", mehr zu ihr als zu ihrem ehemaligen Professor. Doch das Herz fiel ihr in die Hose, als Cassandra Snape ihr einen eisigen Blick schickte und ihren Gruß mit einer Stimme erwiderte, die einen Diamanten hätte schneiden können.
Dem Drang seine Mutter in die Rippen zu boxen widerstehend und noch immer voll beschäftigt, den angenehmen Schock zu überwinden, den Hermines Erscheinung ihm verursacht hatte, schritt Severus auf sie zu und nahm ihre Hand. "Miss Granger, was für eine Freude. Willkommen in meinem Haus." Eine sehr schwache Betonung auf dem Wörtchen ‚mein', in der Hoffnung, dass seine Mutter es bemerken würde. "Ich hoffe, Sie finden Ihre Räume zufriedenstellend.
Hermine fühlte sich immer mehr, als hätte sie einen dieser realistischen aber unbeschreiblich absurden Träume und stotterte: "Ja, vielen Dank, Professor... G-guten Abend, und... und vielen Dank für Ihre freundliche Einladung." Bitte Boden, dachte sie, bitte öffne dich und verschlinge mich. Ist mir egal, ob ich mir beide Beine breche und in einem schleimigen, dunklen Kerker lande. Ich will einfach nur verschwinden, bitte. Natürlich reagierte der Fußboden nicht.
Mrs. Snape war durch Severus' Körper von ihrem Blick abgeschirmt, aber ihre folgenden Worte waren deutlich vernehmbar. "Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, Miss Granger, war das keine Einladung. Sie haben sich Ihren Aufenthalt in unserem Haus erkauft."
Snape hielt noch immer ihre Hand und sie konnte fühlen, wie er leicht zitterte. "Nehmen Sie doch bitte Platz, Miss Granger", forderte er sie mit einem ermutigenden Lächeln auf. "Meine Mutter fühlt sich nicht besonders wohl, sie hat einen ihrer Migräneanfälle. Der Trank, den ich ihr verabreichte, wird bald seine Wirkung entfalten, doch die Kopfschmerzen machen sie immer ein wenig... reizbar."
"Er führte Hermine zum Tisch und rückte ihr den Stuhl zurecht, dann tat er dasselbe für seine Mutter. Die zwei Damen ließen sich einander gegenüber nieder.
"Ein Glas Champagner, Miss Granger?"
Eher die ganze Flasche, dachte sie. Laut sagte sie: "Ja, bitte, das wäre reizend."
Während er mit der Flasche beschäftigt war, versuchte Hermine verzweifelt den Blick seiner Mutter zu vermeiden. Sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so verletzt und erniedrigt gefühlt. Trotz ihrer Bemühungen, getrieben von - Merlin allein wusste welchem - selbstmörderischen Impuls traf ihr Blick den von Mrs. Snape. Das zweite Mal innerhalb von fünf Minuten, fühlte sie sich, als würde die Welt fortwährend Saltos schlagen. Anstatt sie mit eisiger Verachtung zu mustern, lächelte Cassandra Snape sie an und, als sie sich anblickten, zwinkerte sie ihr unmerklich zu. Dann kehrte die kalte Maske auf ihr Gesicht zurück.
Hermine war nicht nur eine besonders kluge junge Hexe, sie war außerdem auch sehr bodenständig. Und so versuchte sie, bevor sie eine Halluzination vermutete, zwei und zwei zusammenzuzählen und Mrs. Snapes seltsames Verhalten zu verstehen. Sie brauchte nicht allzu lang dafür. Von Erleichterung durchflutet, nickte sie ihr unmerklich zu und kämpfte tapfer mit dem wilden Grinsen, das von ihrem Gesicht Besitz ergreifen wollte.

Kapitel 4

Kapitel 6

 

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