Ein Haus am Abgrund (Fortsetzung zu Slytherin Snakes)

 

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Kapitel 13 : Leben im Schatten 

 

Wer bist du? Warum bist du? Was willst du?

Raven (Anisha stand an einem Fenster in ihrem Gemeinschaftsraum und blickte einer jungen Frau nach. Warum? Das war die Frage der Stunde, sie spürte, daß alles im Wandel war, etwas hatte sich verändert, oder war das nur sie selbst? Es war düster geworden in dem Schloss und kalt. Wieso mußte sie auch bemerken, daß es ihrer Freundin nicht gut ging? Dafür waren Freunde da, basta auch wenn es diese nicht wollten. Nie wollten immer alle alleine sein, alles alleine lösen. Sie kannte diese Intention zu gut, sie war nicht anders, doch sie erinnerte sich an Worte von einem Mann, dem sie diese Weisheit als letzte zugetraut hätte.

"Niemand kann alleine leben, jeder braucht Freunde", hatte er gesagt, er der selbst so gut wie keine Freunde hatte, deswegen konnte er es auch wissen. Dass Professor Snape nicht irgendein Lehrer war, stand für die junge Schülerin fest.

Trümmer, Schatten, tödliche Schatten. Hogwarts war gefallen. Überall Dementoren und Tote, so viele Tote, man watete im Blut.

Sollte das die Zukunft sein? Raven schauderte es. Müde zog sie sich in ihre Ecke zurück, ihre Klassenkameraden sprachen nie mit ihr. Sie war die "Verrückte". Nur weil sie Visionen hatte, als hätte sie das gewollt. Wollen? Wie oft hatte sie sich gewünscht wie alle anderen zu sein. Doch sie war es nicht. Sie würde es nie sein.

***



Ein Schüler schlich die Treppen entlang. Hektisch blickte er sich um, als würde er verfolgt werden. Treppen um Treppen stieg der junge Mann hinauf, bis er an dem höchsten Punkt angekommen war. Hier hatte er seine Astronomiestunden absolviert, er lächelte bei dem Gedanken. Er hatte das Fach immer für langweilig befunden. Doch heute sah er die Sterne und zum ersten Mal wurde ihm die besondere Faszination, die von ihnen ausging bewußt. Nun konnte er Professor Sinistra verstehen. Zu spät.
Nein, er war nicht wichtig genug, nichts hatte mehr Bedeutung. Er trat endgültig auf die Plattform, er zitterte. Er hatte Angst, er hatte Angst vor dem Morgen, doch dann lächelte er plötzlich. Es würde kein Morgen mehr geben, nicht für ihn. Dann rannte er über die Plattform und ließ sich in das Nichts tragen.

***



Für einen Moment, schien es Raven, als würde das Schloss innerlich aufschreien, doch so schnell, dieses merkwürdige Gefühl gekommen war, war es auch wieder verschwunden. Etwas furchtbares war passiert. Eine Tragödie.

***



Alina lag im Dreck, das war das erste was sie bemerkte, als sie wieder zu sich kam. Es war noch dunkel, aber sie war sich sicher, daß der Morgen bald grauen würde. Sie mußte nach Hogwarts. Wann hatte sie das letzte Mal anständig geschlafen? Sie wußte es nicht mehr. In den Nächten, in denen man sie in Ruhe ließ, quälten sie schreckliche Albträume, in denen sie zusehen mußte, wie Severus litt. Sie hatte Angst vor der Nacht, dem Tag, einfach allem. Mehr als einmal fragte sie sich, ob der Tod nicht eine einfache Lösung wäre, eine angenehmere Lösung. Doch dann sah sie Severus' Augen im Geiste und konnte nicht anders als weiter zu machen.

Von Draco hielt sie sich fern, sie hatte schließlich Gehorsam zu sein. Sogar in Zaubertränke saß sie nicht neben ihm, obwohl sie Beide die Besten in diesem Fach waren. Das hatte den jungen Mann sichtlich verärgert. Während des ganzen Unterrichts starrte er immer wieder zu ihr hin. Der Professor, dem sonst etwas derartige aufgefallen wäre, hatte andere Sorgen. Neben seinen eigenen kleinen Problem, wie dem Überleben zum Beispiel, war obendrein einer seiner Schüler verschwunden und niemand wußte wo dieser abgeblieben war. Als hätte er sonst nichts zu tun.

Draco wollte Alina hinterher, doch er wurde von Pansy die ihn bequatschte aufgehalten und schon war sie verschwunden. Verflucht!

***



Das Abendessen, Severus hatte zuvor noch ein Gespräch mit Albus vor sich.

Der Direktor saß in seinem Büro und sah unendlich müde aus. Fawkes sah ebenso traurig aus, wie sein Besitzer. Was war vorgefallen? Hatte der Krieg wieder Opfer gefordert? Severus nahm Platz. Er würde es vorziehen zu stehen, aber er wusste, der Direktor zog es vor, wenn er sich setzte.

"Severus, wie gut hast du Jethrey O'Brian gekannt?"

Das war der vermißte Schüler und Severus mußte sich eingestehen, daß er so gut wie nichts von dem jungen Mann wußte. Nun sein Vater war ein Verfechter Voldemorts, allerdings kein Todesser. Das war auch das, was er Dumbledore sagte.

"Ich habe keine guten Neuigkeiten, für dich."

"Albus, was zum Teufel ist los? Hat Voldemort etwas damit zu tun?"

"In gewisser Weise...."

Der Direktor zog ein kleines Pergament aus der Tasche. Darauf war nur das Dunkle Mal zu sehen. Severus wußte was das zu bedeuten hatte. Das bekamen alle Schüler, von denen Voldemort annahm, daß sie es wert waren, ein Todesser zu werden. Darunter war in wütender Schrift nur ein Wort geschrieben.

Niemals!

"Sieht aus, als wollte der junge Mann kein Todesser werden", meinte der Tränkemeister leise.

"Verflucht sein Voldemort!", entfuhr es dem Direktor. "Er hat sich umgebracht, er dürfte sich vom Astronomieturm gestürzt haben!"

Severus sah seinen Freund erschrocken an, er hatte ihn noch nie so aufgebracht gesehen.

"Albus da hättest du nichts tun können. Versteh mich nicht falsch, aber du hast keine Ahnung. Du weißt nicht was es heißt ein Slytherin zu sein.

"Aber der Tod, ich meine hat er keinen anderen Weg gesehen?"

Albus sah ihn mit so traurigen Augen an. Severus wußte nicht wie er den Mann aufheitern sollte - darin war er noch nie besonders gut gewesen. "Niemand stirbt gerne. Albus der junge Mann wird Angst gehabt haben, Todesangst."

"Severus könnte es sein, könnte es sein, daß sich die Slytherins gewandelt haben? Dass sie Voldemort nicht mehr als Helden sehen, als Retter ihrer Welt?"

"Die Jungen strebt immer gegen das was die Erwachsenen, als richtig ansehen. Viele der Eltern sind Todesser, vielleicht ist es nur eine Gegenströmung, nicht mehr."

Severus konnte den Gedanken, daß seine Slytherin sich wirklich gewandelt haben sollten, nicht fassen. Er würde sich zu sehr freuen und die Enttäuschung wäre zu groß, wäre es dann doch anders.

"Was soll ich den Schüler sagen, Severus, was denn nur?"

"Die Wahrheit, sie ist immer vorzuziehen. Du würdest das Andenken des Jungen schmälern und sein Tod wäre dann umsonst."

Albus nickte, das war sicher kein Leichtes.

***



Die Schüler saßen versammelt in der Großen Halle und vor allem die Slytherins waren aufgeregt. Sie vermißten schließlich einen Kameraden und sie wußten, daß nach dem Jungen gesucht worden war.

Der Direktor betrat die Große Halle und an seinem Auftreten war etwas, das alle sofort verstummen ließ. Er sah so anders aus.

Etwas war geschehen, Raven fühlte es. Fast stofflich. Dunkelheit hatte sich über das Schloss gesenkt.

"Es hat sich eine schreckliche Tragödie zugetragen", begann der Direktor. "Jethrey O'Brian hat sich für den Freitod entschieden."

Erschrecktes Gemurmel huschte durch die Halle, doch die Slytherin saßen totenstill da. Sie waren zu geschockt - ihr Freund war tot. Jethrey war ein stiller junger Mann gewesen, der eigentlich im Grunde sehr nett war. Er hatte nie viel übrig gehabt für Quidditch, aber er war sehr gut gewesen in alte Runen.

"Warum?!", schrie ein Slytherin laut, dem Tränen über die Wangen liefen. Es schien ihm nicht einmal aufzufallen, so aufgeregt war er. "Warum sollte er sich umbringen, das ist nicht wahr, das kann nicht wahr sein! Ich hab doch versprochen ihm zu helfen, ich hätte ihn nicht alleine gelassen, Niemals!"

Der Direktor musterte den jungen Mann traurig. "Waren Sie sein Freund?"

"Ja verdammt noch mal, ich bin sein Freund!", erwiderte der Junge lautstark.

Der Direktor legte das Pergament vor sich hin, sagte aber nichts dazu. Der junge Mann aber verstand. Er wischte sich die Tränen von seinem Gesicht. "Verdammt verfluchter Voldemort", fluchte der junge Slytherin laut und kräftig.

Nicht wenige wichen vor ihm zurück. Einige sahen ihn regelrecht erschüttert an. Ein Hauskamerad aus der Siebenten Klasse starrte den jungen Mann groß an. "Was hast du gesagt?! Du-weißt-schon-wer ist ein großer Zauberer, bist du lebensmüde?"

"Vielleicht bin ich das, es ist mir zur Hölle noch einmal egal, weiß du warum Jethrey das getan hat? Nein, natürlich nicht. Er hat den Brief bekommen, verstehst du? Den Brief."

"Na ja Voldemort rechnet mit uns, er war dreizehn Jahre in der Versenkung", meinte der Siebentklässler trocken.

"Er kann mich mal, soll er sich doch ein paar Gryffs krallen, wenn er so scharf auf Frischfleisch ist!"

"Beruhige dich man, so Sachen kann man einfach nicht sagen, du schon gar nicht. Sag ja nicht, dass ich es richtig finde, aber sieh den Blondschopf aus der Fünften an, der ist ein Malfoy und der wird garantiert ein Todesser, wenn du also nicht Acht gibst landest du auf seinem Speiseplan!"

Der Direktor hatte nur einen Teil des Gespräches gehört, allerdings war er etwas verwundert, es schien, als wären nicht alle Slytherins von Voldemort so überzeugt, wie damals bei seinem Aufstieg. Der Brief, er selbst besah sich das Stück Papier genauer. Es war nichts weiter, als das Dunkle Mal zu sehen. Severus hatte ihm erzählt, dass das der erste Schritt war, man bekam den Brief und dann folgte die erste Einladung und einige Tests.

Draco selbst hatte das Gespräch nicht gehört, denn er war in einer Unterhaltung mit Alina vertieft. Der Selbstmord des Schülers machte Beiden ziemlich zu schaffen und stellte erneut, die Frage nach der Richtigkeit von Voldemort in Frage.

Alina war sehr betrübt über diese Nachricht, aber sie konnte es gut nachvollziehen. Gab es wirklich keinen anderen Weg? Waren sie dazu verdammt im Dunkel zu leben und zu sterben?

 

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