Sieben Morgen - Kapitel 1

 

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Kapitel 1: Ein wunderschöner Morgen



Als die ersten Sonnenstrahlen über das Land strichen, erwachte auch Hogwarts in seinem gewohnten Glanz. Es versprach ein wunderschöner Tag zu werden, der erste richtige Frühlingstag um genau zu sein und auch noch ein Samstag. Einige Frühaufsteher beschäftigten sich mit ihrem Fitnessprogramm, während die anderen noch selig in ihren Betten schlummerten.

Die grosse Halle füllte sich nur spärlich mit hungrigen Kindern und auch die Lehrer schienen Langschläfer zu sein. Einzig der Schuldirektor, Professor Dumbledore, sass an seinem Platz und beobachtete das morgendliche Treiben. Ab und zu blinzelte er vergnügt in die Runde, oder seine Lippen, die unter dem weissen Bart kaum zu sehen waren, verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln.

Er gehörte auch zu den Leuten, die nicht den ganzen Tag verschlafen konnten, aus Angst etwas Wichtiges zu verpassen. Das war natürlich kindisch und in seinem Alter wusste er, dass an Samstagen in aller Frühe sowieso nicht viel los war. Aber er genoss es, den mehr oder weniger verschlafenen Schülern beim Frühstück zuzusehen.

Da gab es solche, die ganz erpicht darauf waren, keine Sekunde ungenutzt verstreichen zu lassen, so wie Hermine Granger. Sie sass auf ihrem Stuhl und rutschte nervös von einer Seite auf die andere, während sie ununterbrochen auf den armen Ron Weasley einredete. Dumbledore verstand zwar nicht, um was sich ihre Unterhaltung drehte, aber er hätte schwören können, dass es etwas mit der bevorstehenden Abschlussprüfung zu tun hatte.

Fast sieben Jahre waren schon wieder vergangen, seit die beiden und ihre Altersgenossen das erste Mal Hogwarts betreten hatten. Und Dumbledore kam es vor, als wäre es Gestern gewesen.

In der Zwischenzeit hatte sich viel verändert. Sie waren erwachsen geworden und er konnte sie nun mit gutem Gewissen in die weite Welt entlassen. Er und seine Kollegen hatten alles getan um sie auf ihr späteres Leben vorzubereiten und nun war es an ihnen, etwas daraus zu machen.

Hermine strebte eine Karriere als Aurorin an, genau wie Harry. Ron war sich noch nicht so schlüssig. Vielleicht würde er es seinen Freunden gleich tun. Auf jeden Fall hatte er vor, einige Zeit in einem anderen Land zu verbringen um auch noch andere Hexen und Zauberer kennen zu lernen.

Von Voldemort hatte man seit fast einem Jahr nichts mehr gehört. Er war nach seinem letzten Grossangriff, den sie vereiteln konnten, nicht wieder aufgetaucht. Es wurde angenommen, dass er irgendwo seine Kräfte sammelte, um eines schönen Tages wieder zurückzukehren.

Diese Stille war unheimlich. Doch Dumbledore konnte sich sicher sein, dass sie als erste Voldemorts seiner Rückkehr erfahren würden. Nicht zu letzt dank seinem "Spion", den er beim dunklen Lord eingeschleust hatte.

Severus Snape versorgte ihn laufend mit neuen Informationen und das unter Einsatz seines Lebens. Dumbledore wusste wie gross die Belastung für seinen Freund war, aber er wusste auch, dass Severus sich nicht so leicht unterkriegen liess. Und so machte er sich im Moment noch keine grossen Sorgen und genoss lieber den ersten schönen Frühlingstag.



***



An einem ganz anderen Ort in Hogwarts sass zur gleichen Zeit ein weniger fröhlicher Professor an seinem Schreibtisch und korrigierte die Aufsätze der Abschlussklassen.

Snape hasste diese Arbeit. Manchmal kam es ihm vor, als hätten seine Schüler in den ganzen sieben Jahren noch immer keine Ahnung von Zaubertränken. Natürlich konnten einige dem Fach keinen Nutzen abringen und hielten es für pure Zeitverschwendung. Diesen Dummköpfen konnte er nicht helfen. Er würde in den Abschlussprüfungen keine Gnade walten lassen. Bei diesem Potter zweifelte er auch, obwohl sich Snape eingestehen musste, dass Harry seine Leistungen im letzten Jahr wesentlich gesteigert hatte.

Er nahm den nächsten Aufsatz vom Stapel und fing an, ihn zu überfliegen. Anscheinend hatte die Granger immer noch nicht kapiert, dass ein Pergament nicht zwei Pergamente oder drei Pergamente hiess. In all den Jahren hatte sie mindestens immer das doppelte der verlangten Anzahl Pergamente verfasst. Er überlegte sich ob er nicht einfach anfangen sollte, willkürlich Noten zu machen, um sich die ganze Arbeit zu ersparen. Doch er legte das Stück Papier einfach auf den Stapel zurück und erhob sich von seinem Stuhl.

Snape fühlte sich nicht wirklich gut. Seit einigen Tagen quälte ihn ein seltsamer Traum und liess ihn kaum schlafen. Natürlich hatte er es auch schon mit diversen Tränken versucht, aber irgendwie funktionierte das nicht.

Vielleicht hätte er die Krankenstation aufsuchen sollen um Madam Pomfrey um Hilfe zu bitten, aber Snape mochte es nicht, wenn andere in seinem Leben herumkramten und dazu würde es unweigerlich führen.

Träume sind Ausdruck für ungelöste Probleme und Sorgen, pflegte sie oft zu sagen und er war nicht gerade versessen darauf, vor ihr sein Innerstes nach Aussen zu kehren, nur um einige alberne Schlafstörungen loszuwerden.

Seine Schläfen reibend, schritt er zu seinem Vorratsschrank und holte eine kleine Phiole mit einer blau schimmernden Flüssigkeit heraus. Diese würde ihm wieder auf die Sprünge helfen. So eine Art Aufputschmittel nach eigener Rezeptur, entwickelt um nach seinen Einsätzen für Voldemort wieder in die Gänge zu kommen.

Wenn er an seinen letzten Auftrag zurückdachte, lief es ihm immer noch kalt den Rücken hinunter. Damals waren sie in einen Hinterhalt geraten und er konnte sich nicht schnell genug zurückziehen.

Sie waren umzingelt von Auroren des Ministeriums und sieben seiner Todesser-Kameraden mussten ihr Leben lassen. Das wäre natürlich ein Grund zur Freude gewesen. So aber nicht für Snape. Er hatte gewusst, welches Schicksal ihn zurück bei Voldemort ereilen würde. Dieser war nämlich nicht erfreut darüber gewesen, dass seine Nummer Zwei schon das dritte Mal hintereinander versagt hatte. Und so hatte er seine Strafe bekommen.

Ein Wunder, dass er sich nach dieser Tortur überhaupt noch nach Hogwarts zurückschleppen konnte. Von Dumbledore notdürftig zusammengeflickt, gab er am nächsten Tag schon wieder Unterricht und dies war auch der blauen Flüssigkeit zu verdanken, die in diesem Moment seine Kehle hinunterlief. Das Zeug konnte süchtig machen.

Gestärkt und halbwegs gutgelaunt machte sich Snape auf den Weg in die Grosse Halle.

Samstags war nie viel los und er konnte sich ganz dem Frühstück widmen, ohne von irgendwelchen Schülern blöd angestarrt zu werden.

Dumbledore sass auch schon da und hatte wie immer ein leichtes Grinsen aufgesetzt. Manchmal schien es, als könnte nichts seine Stimmung trüben und insgeheim bewunderte Snape diese Haltung. Nicht, dass er auch den ganzen Tag mit einem doofen Grinsen auf dem Gesicht herumlaufen mochte, schliesslich hatte er einen Ruf zu verlieren! Aber manchmal war er dies alles leid und er wünschte sich ein einfaches und ruhiges Leben ohne Probleme, in dem er sich ganz seinen Interessen hingeben könnte.

"Guten Morgen Severus! Ich dachte schon, du würdest dich heute nicht mehr blicken lassen!"

"Tja, ich hatte viel zu tun. Du weisst schon, Aufsätze korrigieren und dergleichen."

"Ja, ja. Immer bei der Arbeit unser guter Severus!"

Snape blickte den Schulleiter ärgerlich von der Seite an. Wie konnte der nur immer so fröhlich bleiben?

Ohne etwas zu antworten liess er sich auf seinen Stuhl sinken. Das Essen sah verlockend aus und roch auch nicht schlecht. Er nahm sich eine grosse Portion gebratenen Speck, der nur so vor Fett triefte und dazu ein Stück frisches Brot.

Unter der Woche nahm er kein Frühstück zu sich. Er hatte einfach zu viel zu tun, als dass er sich diese Gaumenfreuden erlauben konnte.

Bevor er anfing, die Köstlichkeiten in sich hineinzuschaufeln, betrachtete er noch einmal seinen vollen Teller. Gesund waren alle diese Sachen sicher nicht, aber darüber machte er sich heute keine Gedanken.

"Schon gut Severus, der Speck wird dich schon nicht beissen!"

Dumbledore lächelte ihm aufmunternd zu und auch Snape konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

"Ich hab nur gerade daran gedacht, wie lange ich mich abrackern muss, um den Speck auf der Hüfte wieder los zu werden", erwiderte er mit leiser Stimme, um die Aufmerksamkeit der Schüler nicht auf sich zu lenken.

Das Lächeln des Schulleiters wurde immer breiter und gipfelte in einem schallenden Lachen.

Snape wandte sich wieder seinem Teller zu und ass, während er die Schüler im Auge behielt.

Keiner wagte es jedoch, den mürrischen Tränkemeister auch nur aus den Augenwinkeln anzusehen, dafür fürchteten sie ihn viel zu sehr. Er war berüchtigt, schon bei den kleinsten Kleinigkeiten gleich in die Luft zu gehen.

Snape genoss es, seine Macht spielen zu lassen. Leider machte dieses Verhalten einsam. Aber das störte ihn auch nicht heftig. Er hatte besseres zu tun, als irgendwelchen zwischenmenschlichen Beziehungen hinterher zu laufen. Niemand konnte ihn leiden und dies beruhte auf Gegenseitigkeit. Wenn er nur an die unsinnigen Konversationen dachte, die sich zwischen den Menschen abspielen konnten. Über irgendwelche verflossenen Lieben, Haustiere, Kleidung und Kleinigkeiten, denen er sowieso nie Beachtung schenkte. Nein, weshalb sollte er sich auf diese Art unterhalten wollen? Er sah einfach keinen Sinn darin. Über wirklich interessante Dinge diskutierte niemand und so sah er sich gezwungen sich seine eigenen Gedanken zu machen, über wirklich wichtige Dinge.

Als Snape sein Frühstück beendet hatte, verabschiedete er sich von Dumbledore, erhob sich, und verliess mit wehendem Umhang den Saal.

Der ältere Mann blickte ihm nach. Was ging in seinem Freund nur die ganze Zeit vor?


Kapitel 2

 

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