Erzählt von Harry Potter:
Ich schlucke, als ich Sev die Treppe emporstampfen höre und schaue nervös zu Sirius, der gerade durch die Tür in einen angrenzenden Raum verschwindet. Aber ich weiß, dass ich das alleine durchstehen muss. Ich war derjenige, der den Fehler gemacht hat, ich bin derjenige, der ihn wieder gutmachen muss. Doch als nun die Tür aufschlägt, kann ich nicht anders als zusammenzuzucken.
Zu sagen, dass Snape sauer aussieht wäre eine infame Untertreibung. Seine schwarzen Augen lodern und seine Fingerknöchel treten weiß hervor. Langsam hebt er einen Arm und winkt mich heran. Ich gehorche ihm, denn ich möchte seine Geduld nicht länger auf die Probe stellen. Denn dieser Sev ist viel mehr mein Lehrer, als die Person, die ich Papa nenne. Ein weiterer Beweis, dass er beides ist. Ich bleibe vor ihm stehen und sehe ihm nervös in die Augen. Seine Augen lodern mich an, aber dann überrascht er mich, indem er mich fest umarmt.
"Oh Harry", murmelt er in meine Haare. "Ich kann nicht glauben, wie blöd du manchmal bist. Zu glauben, ich würde dich nicht mehr lieben, weil du mir meinen Sohn zurückgegeben hast!"
Er bringt etwas Abstand zwischen uns, um mir in die Augen zu schauen.
"Benutz deinen Verstand", schlägt er vor. "Habe ich dir nicht immer wieder und wieder gesagt, dass ich dich liebe?"
Ich werde knallrot vor Scham.
"Verdammt, sprich mit mir!", faucht er beinahe. "Geh doch nicht einfach so. Weißt du welche Sorgen ich mir gemacht habe?"
Beschämt sehe ich zu Boden. Jetzt, im Nachhinein, ist es nicht schwer die Fehler, die begangen habe, zu sehen. Er hat mir gesagt, dass er mich liebt. Er hat mir versichert, dass er mich nicht verlassen wird. Ich habe es bloß vergessen. Sev seufzt und legt mir freundlich einen Finger unter mein Kinn, hebt damit mein Gesicht, so dass ich ihm in die Augen schaue.
"Sprich mit mir", sagt er beinahe flehentlich. "Tu das was du getan hast nie wieder. Bitte."
Es ist beinahe schon komisch, wie erstickt er klingt, als er dieses letzte Wort herauswürgt. Severus Snape sagt niemals "bitte". Aber die Ernsthaftigkeit des Augenblicks legt ein unheimliches Gewicht in dieses Wort und ich erkenne die Verzweiflung dahinter.
"Werde ich nicht", verspreche ich leise und scheu blicke ich ihn direkt an. "Sirius war so nett, all die Fehler, die ich begangen habe aufzuzählen."
Sev rollt seine Augen und durchlebt offenbar noch einmal mein Versprechen. Dann legt er einen Arm um meine Schultern.
"Lass uns gehen", sagt er sanft. "Ich denke, es ist an der Zeit, dass du erfährst, was Sirius und ich geplant haben. Nebenbei möchte er bestimmt sichergehen, dass ich dir nicht inzwischen die Rippen gebrochen habe."
Ich knurre ein wenig. Ich hatte gehofft, dass die beiden ihre Differenzen begraben könnten, aber Sev hat mich gerade eines besseren belehrt.
"Ihr seid solche Babys", murmele ich im Flüsterton.
Sev zieht eine Augenbraue hoch, sagt aber nichts als wir weitergehen. Und ich bin nicht sicher, was mich erwartet.
(Anmerkung der Autorin: Und nun zu einer Neuheit. Zum ersten Mal werdet ihr von außen einen Einblick in die Beziehung zwischen Sev und Harry haben. Und zwar von keinem Geringeren, als von Sirius' Perspektive. Anderseits ist dies nötig, um einige verschiedene Aspekte der Geschichte zu erklären. Deshalb lest einfach weiter und regt Euch bitte nicht drüber auf!)
Erzählt von Sirius Black
Ich habe Severus schon so lange gehasst, wie ich zurückdenken kann. Sicher, am Anfang war es nur eine gewöhnliche Abneigung zwischen Schülern, aber als er meine Eltern verriet, wurde es persönlich. Unsere Streits und Duelle sind in die Geschichte von Hogwarts eingegangen. Aber wir haben nie aufgehört, die Person im Inneren zu sehen. Nicht dass ich es gewollt hätte, Severus ist trotzdem ein schleimiger Scheißkerl, aber wir haben nie darüber nachgedacht warum wir das gemacht haben, was wir taten.
Dann haben wir uns für lange Zeit nicht gesehen. Zwölf Jahre um genau zu sein. Und dann kam Harry in mein Leben. Als Sohn meines besten Freundes und mein Patensohn, bedeutete er mir mehr als die ganze Welt. Er ist der einzige, der von Lily und James übrig blieb und er ist der Junge auf den ich aufgepasst habe, als ich noch jünger war. Ich liebe ihn heiß und innig.
Severus war in der Zeit frei und er hasste mich immer noch. Aber das war in Ordnung, ich hasste ihn auch. Was nicht in Ordnung war, war, dass er auch Harry hasste. Aber da gab es nichts, was ich dagegen tun konnte, da ich flüchtig war. Auch wenn ich auf Harry acht geben wollte, so konnte ich es nicht. Und ich habe Sev Vorwürfe dafür gemacht.
Ich lebte auf ständiger Flucht, traf den Jungen, den ich liebte nur zu wenigen Gelegenheiten und musste ihn mit Briefen zufrieden stellen. Und dann kam das Trimagische Turnier und alles veränderte sich. Harry veränderte sich, Voldemort veränderte sich und Dumbledore veränderte uns. Zum ersten Mal habe ich meinem Feind die Hand geschüttelt. Dumbledore brachte uns beide in sein Büro, damit wir uns dem anderen erklären konnten.
Ich hatte keine Ahnung, dass er mein Cousin war. Ich habe nie gewusst, daß er aufgewachsen ist, wie es geschah, weil wir unter dem Schutz des Fidelius-Zaubers lebten. Aber es erklärt mit Sicherheit, warum Dumbledore erzwang, dass wir zusammenleben sollten, nachdem meine Eltern in meinem siebten Schuljahr starben. Und auch, wenn ich ihn deshalb nicht mochte, so verstand ich doch, dass er seine Gründe hatte und wir kamen zu einer Art vorsichtigen Verstehens.
Doch dies wurde zertrümmert, als ich hörte, dass Harry diesen Sommer mit ihm ging, um bei ihm zu leben. Und als er mir berichtete, dass er ihn als einen Vater annahm, schmerzte es. Es tat unglaublich weh. Aber ich verstand es. Severus war da, ich nicht. Während Harry mich liebte, konnte ich kein "Papa" sein, weil ich nicht bei ihm sein kann. Mein Hass blühte erneut auf.
Dann taten sich Remus und Severus zusammen. Das ist eine Sicht, die ich nicht wieder sehen will. Sie haben es praktisch in mein Hirn geschlagen, dass Harry mich liebt, dass er Severus nicht mehr liebt, dass er mich als Vaterfigur annimmt, dass auch wenn Severus und Harry einige Dinge teilen, was ich nicht verstehen kann, dass Harry und ich doch das gleiche tun. Und dann erklärte Severus, dass er mir helfen würde, Peter zu fangen, Harry zuliebe. Ich hasse diesen Mann!
Irgendwie verstehe ich und das Wort das ich Harry gab, ist nur ein kleiner Riss neben dem, den die Inquisitoren der Hölle schon gerissen haben. Ich fange an zu sehen was er meinte, als er sagte, dass Harry und ich Dinge teilen, die sie nicht teilen. Wir machen die gleichen Fehler.
Ich habe sie oben allein gelassen um sich auszusprechen. Ich mag diese Tatsache, dass ich daran nicht teilnehmen kann, zwar nicht, aber ich kann nicht dabei sein. Ich habe meinen Teil gemacht, als ich zuvor mit ihm gesprochen habe. Anstelle dessen unterhalte ich mich unten mit Donal, wundere mich darüber, dass ich ihn seit Jahren kenne, aber nie daran gedacht habe, dass er Severus' Sohn sein könnte. Denn ich habe eine Menge Zeit in Arabella Figgs Haus verbracht. Es ist eines meiner bevorzugtesten Verstecke. Es fühlt sich so seltsam an, dass ich auf einmal plötzlich noch einen Verwandten habe.
"Wie kommt es, dass du es mir nie erzählt hast?", frage ich ihn, nachdem wir einige Minuten alte Erinnerungen ausgetauscht haben.
Donal zuckt die Achseln und lacht mich aufreizend an.
"Du hast mich ja nie gefragt", sagt er und grinst. "Nebenbei, ich wusste ja gar nicht, dass du meinen Vater kennst."
Ich schneide eine Grimasse.
"Wie du vielleicht weißt, sind wir nicht gerade die besten Freunde", antworte ich. "Ich denke nicht, dass er uns als gute Freunde akzeptieren würde. Oder die Frisursache.“
Donal lacht in sich hinein und wirft sein langes, schwarzes Haar über seine Schulter, dabei imitiert er eine Geste, die ich andauernd mache. Sein Haar ist nur einige Zentimeter länger als meines, so dass es sehr akkurat aussieht.
"Sind meine Haare", sagt er grinsend. "Ich kann damit machen was ich will."
Ich schüttle nur meinen Kopf.
"Jo", stimme ich zu, "aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass es ihm gefallen wird, dass du meine Frisur kopierst."
Ich höre einen Knurren hinter mir, drehe mich um und sehe Severus und Harry hinter mir, der Letztere grinst, der Erstere funkelt. Harry kommt zu mir herüber und umarmt mich.
"Danke", flüstert er.
Ich lächle darüber. Die sanften Worte lindern meinen Schmerz und ich fühle mich wieder glücklich.
"Keine Ursache!", flüstere ich zurück, dann spreche ich laut. "So, Severus. Stört es dich, dass ich deinen Sohn kenne?"
Severus funkelt mich weiter an und Remus und Harry seufzen gemeinsam, während Donal leicht amüsiert dreinschaut. Doch so sehr ich es liebe, Severus zu ärgern, wir haben andere Dinge zu besprechen.
"Lasst uns zur Jagd übergehen", kommentiere ich und lade Harry ein, neben mir auf der Couch zu sitzen. "Da wir alle hier sind, könnten wir uns vielleicht darüber unterhalten."
Harry hüpft neben mir auf die Couch und lümmelt sich in eine Position, die sehr unbequem aussieht.
"Worüber unterhalten?", fragt er, als Severus sich zu entscheiden versucht, ob er neben ihm sitzen soll, oder lieber im Sessel gegenüber, möglichst weit weg von mir.
Harry entscheidet dann für ihn, indem er ihn scharf am T-Shirt zupft und ihn so veranlasst, sich äußerst unwürdig neben ihn auf die Couch zu setzen. Dann macht er mir ein Zeichen, das mich leicht kichern lässt, bevor ich die Frage beantworte.
"Severus und ich haben eine Vereinbarung getroffen", erkläre ich. "Deinetwegen werden wir uns tolerieren. Er wird mir auch helfen meine Unschuld nachzuweisen. Übrigens werde ich die Ferien bei ihm und dir bleiben."
Über die letzte Sache hatten wir uns noch nicht geeinigt. Harry weiß das nicht und so ist die Angelegenheit schnell entschieden, als Harry sich um Severus' Hals wirft und ihn innig umarmt.
"Danke, Sev!", sagt er.
Sev umarmt ihn ebenfalls unbeholfen, wobei er mich finster anblickt. Er ist genauso Harry-verrückt geworden wie ich, das kann er nicht abstreiten. Und als ich sehe, wie der Junge der lebt sich selbstgefällig wieder zwischen mich und Severus setzt, kommt in mir der Verdacht auf, dass Harry meinen Bluff durchschaut hat und seine neugewonnene Vaterfigur geschickt manipuliert und unterworfen hat. Dieser Junge ist gefährlich.
Remus und Donal scheinen es ebenfalls bemerkt zu haben, denn sie schauen sehr amüsiert drein.
"Du weißt, dass du gerade ganz elegant manipuliert wurdest, oder Vater?", kichert Donal.
Severus gibt Harry einen leichten Klaps und täuscht einen wütenden Blick vor.
"Nein!", sagt er sarkastisch. "Ungezogener, ungezogener Harry!"
Erzählt von Severus Snape:
Und jetzt manipuliert er mich. Na so was, ist es nicht lustig Vaterschaft auszuprobieren? Spaß beiseite, ich bin überglücklich, dass ich Harry gesund und wohlbehalten gefunden habe und über die Gründe seines Verschwindens mit ihm gesprochen habe. Ich liebe den Jungen und ich könnte es nicht ausstehen, wenn er verletzt würde. Auch wenn das bedeutet, dass ich alle Ferien mit Sirius verbringen muss.
Ich mache mir Sorgen was sein wird, wenn die Sommerferien vorbei sind. Wenn ich wieder direkt unter den Augen von Voldemort bin und Sirius wieder auf der Flucht sein wird. Dann wird es nicht mehr möglich sein, so eng beisammen zu sein, wie jetzt und ich muss wieder den 'Bösen' spielen. Wenn ich nur sicher wüsste, wie sich das auf unsere Beziehung auswirkt. Meine Zweifel mögen vielleicht albern sein, aber ich kann nichts gegen sie tun, ich habe sie nun einmal. Außerdem frage ich mich, was Granger und Weasley wohl dazu sagen werden, dass Harry und ich eine Familie sind.
Falls jemand jetzt ein Foto von uns schießen würde, bezweifele ich, dass irgendwer etwas anders darauf sehen würde, als eine große glückliche Familie. Harry, ich und Sirius sitzen auf der Couch mit Harry in der Mitte und lächeln strahlend über die entspannte Atmosphäre durch Harrys kleinen Trick. Remus sitzt in einem Sessel Sirius gegenüber, er sieht zufrieden aus und hat ein Glitzern in den Augen, das ich eine lange Zeit nicht dort gesehen habe. Und mir gegenüber sitzt mein verlorener Sohn Donal, starrt Harry an und grinst. Irgendwie glaube ich, dass die zwei gute Freunde werden.
Es war ein wundervoller Abend heute. Und auch wenn er nicht für immer andauern wird, so wird es eine schöne Erinnerung bleiben. Eine Erinnerung, die Hoffnung und Glück in unsere Gedanken und Herzen bringt. Denn heute Abend gab es keine Feindschaften hier, nicht einmal zwischen Sirius und mir.
Dann plötzlich hört man ein lautes POP aus der offenen Feuerstelle. Sirius ist bereits auf seinen Füßen, der Zauberstab fixiert die offene Feuerstelle. Doch anstelle eines Todessers oder dergleichen, hat sich ein kleiner pelziger Wirbelwind um Harry gewickelt und macht kleine zufriedene Laute. Honey hat ihren Meister gefunden.
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