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Den letzten Tag hatte Aurélia damit verbracht Hogwarts besser kennen zulernen. Sie hatte sich das Schloss und seine Umgebung näher angesehen und besonders der Wildhüter Hagrid und seine Tiere hatten es ihr angetan. Sie war bestimmt schon über zwei Stunden dort gewesen und hatte mit ihm über alles Mögliche, vor allem aber über magische Geschöpfe, diskutiert, als ihr plötzlich einfiel, dass sie ihre Tante versetzt hatte. Sie waren doch schon für den gestrigen Tag verabredet

gewesen, doch hatten sie die Ereignisse das Treffen vergessen lassen. Ihr war es regelrecht peinlich und mit dem Gefühl schuldig zu sein hatte sie sich von Hagrid verabschiedet, nachdem sie ihm versprach, ihn wieder zu besuchen, wenn sie Zeit hätte. Leider traf sie ihre Tante nicht in ihrem Zimmer an, so beschloss sie zu warten. Nach einer viertel Stunde nahm sie sich die Freiheit einen Tee zu kochen und sich ein wenig umzusehen.

Nun starrte Aurélia angestrengt in die Kristallkugel. Sie konnte nicht fassen, was dort geschah. So oft sie auch den Blick abwendete und erneut hineinsah, die Szenen wiederholten sich ständig. Sie konnte eine Schar von dunklen Raubtieren ausmachen, die sich gierig auf ein Opfer stürzten, dann jedoch ihre Meinung änderten und ein Tier in den eigenen Reihen anfielen. Es hatte keine Chance. Kaum bewegte es sich nicht mehr, verschmolzen die Schattenfiguren zu einem Wirbel aus schwarzem Rauch und nahmen bizarre Formen an, darunter ein wolfsähnliches Wesen und eine Kugel, die sich schließlich in einen Totenkopf wandelte.

Das konnte...das durfte einfach nicht wahr sein! Fieberhaft überlegte sie. Vielleicht deutete sie die ganze Sache falsch? Es war immerhin in ihrer Schulzeit gewesen, als sie sich eingehender mit der Kristallkugel befasste hatte. Aber, wenn nicht... Sie musste es genau wissen. Eilig lief sie in den Flur hinaus. Wo konnte ihre Tante denn sein? Beim Abendessen. Das war eine Möglichkeit.

Keine fünf Minuten später erreichte sie außer Atem die Tür zur großen Halle und öffnete sie. Sofort setzte ein aufgeregtes Tuscheln ein und viele Augenpaare richteten sich auf den Neuankömmling. Eine seltsame Atmosphäre machte sich breit, doch unbeeindruckt setzte Aurélia ihren Weg zum Lehrertisch fort.

Snape stocherte abwesend in seinem Mittagessen herum. Gestern Abend hatte er versucht auf dem Astronomieturm einen klaren Kopf zu bekommen und sich wieder an Voldemorts Worte zu erinnern, aber Fehlanzeige. Die Ruhe dort oben war nicht von langer Dauer gewesen. Immer mehr Pärchen waren hochgekommen um in dunklen Ecken zu knutschen. Seufzend war er daraufhin aufgestanden und richtung Treppe gegangen, aber da standen doch tatsächlich Jate Lennox und Fred Weasley im Weg und knutschten. Das war zuviel gewesen. Er hatte sich geräuspert und die Beiden schienen einen tödlichen Schrecken gekriegt zu haben. Sie sprangen auseinander und böse Grinsend war er hinzugetreten. "Miss Lennox, Mr. Weasley. Interessant, was sie hier oben so treiben... Vielleicht sollte ich Dumbledore davon unterrichten, oder noch besser, ihre Klassenkameraden Miss Lennox. Ich schätze mal, dass die das nicht sehr begrüssen werden, wenn sie herausbekommen, dass sie sich mit einem Gryffindor treffen. Hmmm?" Spöttisch Grinsend ging er an ihnen vorbei und drehte sich nochmals zu ihnen um. "Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Je 5 Punkte Abzug, weil Ihr Euren Professor nicht begrüsst habt." Hysterisch Lachend war er dann die Treppe hinunter gegangen. Er war sich bewusst gewesen, dass sie ihm mit offenen Mündern nachgestarrt hatten, dass er einen etwas verrückten Eindruck gemacht hatte, aber es war ihm egal. Er musste Hilfe bekommen. Irgendwo her.

Nun sass er am Mittagstisch und erblickte Trelawney's leeren Stuhl. Genau! Er würde Trelawney fragen, ob sie für ihn die Kristallkugel oder vielleicht die Karten befragen könnte. Wenn sie schon in die Zukunft blicken konnte, würde die Vergangenheit doch kein Problem darstellen, oder?

Kurz nach dem Essen stieg er die Treppen zu Sibylles Privaträumen hinauf. An der Tür angekommen, klopfte er. Zuerst kam keine Antwort. Er klopfte etwas lauter und heftiger. Daraufhin hörte er Schritte und die Tür wurde geöffnet...

Ein Klopfen riss Aurélia aus ihren Gedanken. Wer war das jetzt? Verwünschungen murmelnd ging sie zur Tür und öffnete sie. Snape! ´Auch das noch!` Hatte sie nicht schon genug Probleme? Musste er ihr gerade jetzt über den Weg laufen? Sie wiederstand dem Drang ihm einfach die Tür vor der Nase zu zuschlagen und meinte kühl: "Severus. Suchen sie was bestimmtes?"

"Ähm, ich... Ich wollte eigentlich zu Professor Trelawney. Ist sie da?" er versuchte seine Nervosität zu verbergen. Sibyll musste einfach da sein.

"Vielleicht ist sie da, vielleicht auch nicht. Was wollen Sie denn von Ihr?" fragte Aurélia misstrauisch. Wollte Snape ihr nur nachspionieren oder wollte er wirklich zu ihrer Tante?

"Ich brauche eine Auskunft," erwiderte er ebenso kühl. "Aber wenn Trelawney nicht da ist kann man nichts machen. Sagen Sie ihr, dass ich sie dringend sprechen muss und sie soll ihre Karten oder was sie sonst benötigt, mitbringen." Er wandte sich um und ging in Richtung Treppe. "Halt, warten Sie, Snape!" rief Aurélia hinterher. Snape fluchte in Gedanken. Er drehte sich halb um. Hatte sie etwa seine Verzweiflung bemerkt? Nein, das konnte nicht sein, oder?

Severus Snape wollte, dass ihre Tante ihm mit Wahrsagen half? Aurélia dachte, sie hätte sich verhört. Snape und Wahrsagen?! Hatte er bei ihrer Ankunft nicht selbst gesagt, es sei alles nur Hokuspokus?

Sie sah ihm nach und überlegte. Seine Augen hatten so einen seltsamen Ausdruck gehabt. Sie konnte es nicht definieren, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass er wirklich Hilfe brauchte. "Halt, warten sie, Snape!" Sie biss sich auf die Unterlippe. Verdammt, warum tat sie das? Ihr konnte es doch völlig egal sein, was mit ihm los war. Aber zu spät, er drehte sich um. "Meine Tante ist gerade nicht da -" Sie zögerte einen Moment. "- aber vielleicht kann ich ihnen helfen. Kommen sie rein." Sie trat zurück, ging auf einen der Sessel vor dem Kamin zu und setzte sich. Snape ließ sich ihr gegenüber nieder. "Einen Tee gefällig?" Er gab keine Antwort und starrte sie nur misstrauisch an. "In Sachen Wahrsagen können sie mir vertrauen, Severus." Aurélia versuchte zu lächeln. "Die Fähigkeit dazu liegt in der Familie. Und außerdem -" Ihr Lächeln verschwand. "- ich schulde ihnen noch etwas."



Aurélia Mytam in Kapitel 4"