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Jate Lennox war nun schon im sechsten Jahr und kannte die Prozedur am Schuljahresanfang in- und auswendig. Die Erstklässer liefen wie aufgescheuchte Hühner durchs Schloss und hier und da musste sich Jate den Weg zum Slytherin-Gemeinschaftsraum freiboxen.
Ja, sie war eine Slytherin und sie hatte sich ganz gut damit abgefunden, auch wenn ihre Klassenkameraden sie manchmal echt nervten. Vor allem die Jüngeren, die meinten sie müssten unbedingt beweisen, dass sie echte Slytherins waren und sich ständig wilde Zauberduelle mit den Gryffindors lieferten. Nein, Jate hatte das schon vor 5 Jahren abgelegt. Morgen würde sie zum ersten Mal Vorzeitliche Magie haben. Wer hatte sich denn diese Neuerung ausgedacht? Überhaupt war in diesem Jahr alles neu. Es gab auch eine neue Lehrerin für die Verteidigung gegen die dunklen Künste, und dann noch zwei neue Schülerinnen aus Beauxbatons und Durmstrang. Eine davon war auch noch nach Slytherin gekommen. Konnte man die Dinge nicht beim alten belassen? Nur einer schien sich absolut nicht geändert zu haben. Ihr Hauslehrer Professor Snape schaute wie immer griesgrämig drein und warf den Erstklässern böse Blicke zu. |
Jate ging verschlafen die Treppe in den Gemeinschaftsraum hinauf. Nur ein paar Schüler saßen noch hier. Unter ihnen war Rhanna Fog. Jate hatte ihr ihren Posten als Vertrauensschülerin übergeben, weil sie selbst keine Lust mehr darauf gehabt hatte. Snape war seitdem schlecht auf sie zu sprechen, aber was sollte er schon ausrichten? Rhanna war ganz scharf auf den Job des besseren Schülerlotsen gewesen und so hatte Jate sich unter der Bedingung darauf eingelassen, das Rhanna ihr immer das Passwort für das Vertrauensschülerbad gab. Sie grüßte sie freundlich und machte sich dann zum Frühstück in die Große Halle, wo sie die neuen Slytherins erst mal unter die Lupe nahm. Sie alle sahen nicht besonders intelligent aus. Ihr Blick schweifte hinüber zum Gryffindor Tisch. Dort saßen Potter, Weasley, Granger und Malfoys kleine Schwester. Nun niemand hatte Jate gesagt, das es Malfoys Schwester war, aber sie hatte schon immer ein Gespür für Geheimnisse gehabt. Ein solches stellte auch die Gryffindor dar, die ein wenig abseits von Harry und seiner Gang saß. Jate wusste, dass sie Clarissa Snape hieß, doch keiner wusste ob sie etwas mit dem Mann zu tun hatte, der wie immer miesepetrig an seinem Platz saß und mal wieder vergessen hatte seine Haare zu waschen. Nun dieses Geheimnis galt es dieses Jahr zu lösen und Jate wäre nicht Jate, wenn sie das nicht schaffen würde... |
Jate lief durch die Gänge von Hogwarts in Richtung Große Halle. Es war Mittagszeit und am Nachmittag hatten sie bei Snape Unterricht. Doch das war Jate im Moment egal. Sie grübelte über die Sache mit Clarissa Snape. Wenn sie etwas herausfinden wollte, dann müsste sie wohl oder übel mit ihr reden. Außerdem mussten noch Nachforschungen angestellt werden. Was hieß Madam Pince zu bestechen um an die Schülerakten zu kommen, aber darüber machte sich Jate weniger sorgen. Ihr größtes Problem stand gerade vor ihr. Ein missgelaunt und äußerst gereizter Severus Snape... Gerade als Snape den Eingang der Grossen Halle erreichte, stand er plötzlich vor Jate Lennox. "Miss Lennox, welch eine Freude, sie hier zu treffen. Wie geht es denn unserer Ex-Vertrauenschülerin?" Jate war zu erst wie erstarrt, doch wusste sie, dass sie jetzt so schnell wie möglich antworten musste. "Abgesehen davon, dass ich ständig aufpassen muss, dass ich nicht irgendwelche Erstklässler zertrample und das heute der erste Schultag ist, geht es mir gut, Sir. Danke der Nachfrage." Jate wollte erst noch eine Antwort abwarten. Entschied sich dann aber um und lief schnurstracks an ihrem Hauslehrer vorbei. Mit Magenschmerzen dachte sie an die Nachmittagsstunde bei ihm |
Als Rhanna und Sombra aus der Grossen Halle gestürmt kamen, sahen sie Snape mit zwei seltsamen Frauen dastehen und Jate eben in Richtung Bibliothek verschwinden. Neugierig verlangsamten die beiden die Schritte und schlichen hinter ihr her.
"Was meinst du, was Jate jetzt schon wieder will?", murmelte Rhanna mehr zu sich selbst als zu Sombra. "Ähm, wer ist Jate?" "Ach ja, stimmt. Du bist ja noch neu in Slytherin. Jate war mal Vertrauensschülerin." "Aha", meinte Sombra nur, weil sie spürte, dass ihre Freundin mit den Gedanken ganz wo anders war. "Vor Jate ist kein Geheimnis sicher... und wenn sie irgendwo ihre Nase reinsteckt..." "dann ist ein Geheimnis nicht weit.", fiel Sombra ihrer Freundin ins Wort. "Na wenn das nicht nach uns regelrecht schreit!", meinte Rhanna daraufhin grinsend. Merkwürdige Dinge geschahen, fand Jate. eine Malfoy in Slytherin, die sich mit einer vermeintlichen Snape anfreundete, die wiederum scharf auf Potter war. Eine neue Lehrerin für ein neues Fach und jetzt auch noch gleich zwei geheimnisvolle Frauen, die beide etwas mit Snape zu tun hatten. Die eine sah sehr merkwürdig aus, mit ihrer Narbe im Gesicht, die wahrscheinlich von einem Kampf stammte. Die andere sah noch merkwürdiger aus mit ihren weißen Haaren. So viele Geheimnisse konnte Jate gar nicht verkraften. Es war wie eine Überdosis für einen Junkie. "Na schön Jate. eins nach dem andren. Erst mal die kleine Snape" sagte Jate leise zu sich selbst, als sie in die Bibliothek eintrat und Madam Pince freundlich anlächelte... "Ich will auch gerne wissen, was es für ein Geheimnis ist", meinte Rhanna schmunzelnd, und ging zusammen mit Sombra in die Bibliothek |
Mit einem Gefühl der Verwirrung veließ Raven das Büro ihres Onkels. Albus hatte sie herzlich zu einem kleinen magischen Brunch eingeladen, nachdem sie etwas kleinlaut eingestanden hatte, bis weit in den Mittag geschlafen zu haben. Er hatte nur vergnügt gelächelt und dann einige Köstlichkeiten auf seinen großen Tisch gezaubert. Anschließend hatten sie über alle möglichen Dinge geredet. Ravens Gedanken hatten immer wieder um Snape gekreist. Er! Was um alles in der Welt tat er in Hogwarts? Albus hatte nie auch nur mit einem Wort erwähnt, daß Snape sich hier aufhielt. Ihn wiederzusehen war...Raven spürte, wie die Gedanken in ihrem Kopf wirbelten. Was hatte er die ganzen Jahre über getan? Im Grunde konnte ihr das völlig gleichgültig sein, sie hatte so viele andere Probleme! Albus hatte mit einem Blick in ihr blasses Gesicht gemahnt, sie solle ihren Aufenthalt in Hogwarts erst einmal genießen - als eine Art Urlaub....Aber Raven kannte ihren Onkel von früher noch gut genug, um ihm das zu glauben. Sie sprach jedoch nicht über ihre Ahnungen und ließ auch kein Wort über Snape fallen. Raven sehnte sich nach einem ruhigen Platz, an dem sie ihre Gedanken sortieren konnte. Die Bibliothek war sicherlich ein geeigneter Ort dafür, und so machte sie sich auf den Weg dahin. Ob immer noch diese griesgrämiger alte Bibliothekarin von früher da war? Sie trat durch die großen Türen und fühlte sich augenblicklich in frühere Zeiten versetzt. Die alten Regale, die hohen Mauern...und der Geruch von altem Papier, von zigtausenden Büchern, die von unschätzbarem Wissen zeugten. Raven hatte diesen Geruch immer geliebt. Langsam schlenderte sie an den langen Reigen von Büchern und Dokumenten entlang. In einer der vielen verwinkelten Ecken bemerkte sie plötzlich eine Gestalt, die versunken in einem dicken Buch herumblätterte und scheinbar nach irgendetwas suchte. Es war ein großes, schlaksiges Mädchen mit schulterlangem Haar und Brille. Sie machte auf Raven auf den ersten Blick einen sehr intelligenten Eindruck. Aus welchem Haus sie wohl stammte? Unauffällig wollte sie sich wieder zurückziehen, um die andere nicht zu stören, doch hatte diese bereits den Kopf gehoben und blickte ihr direkt in die Augen. Es war Jate Lennox. Jate war grade dabei gewesen im Jahrbuch vom letzten Jahr nach Clarissa Snape zu suchen. Als sie sie gefunden hatte hörte sie plötzlich Schritte, die näher kamen. Jate hob den Kopf und blickte in das entstellte Gesicht, das sie vorhin auf den Fluren mit Snape gesehen hatte. Was hatte man dieser armen Frau nur angetan? Jate entschied sich, die Gelegenheit zu nutzen, legte das Buch beiseite und lächelte die Frau freundlich an. "Hallo, kann ich ihnen helfen" sagte sie höflich. 'Wenn sie Snape kennt, dann kennt sie vielleicht auch das Geheimnis um Clarissa Snape' dachte sich Jate, als sie aufstand und auf die Frau zuschritt... Raven blieb stehen, als das fremde Mädchen auf sie zuging. Sie spürte plötzlich den albernen Anflug, sich umzudrehen und fortzurennen. die Jahre, die hinter ihr lagen schienen sich plötzlich umzudrehen und in rasendem Tempo zurückzufliegen. Es war wie ein Zeitwirbel, der sie mitriß, immer weiter zurück bis in ihre eigene Jugend. Sie fühlte sich mit einem Mal wieder wie die unbeholfene Schülerin aus Ravenclaw, die sie einmal gewesen war. Zu linkisch, um jemals wirkliche Freundschaften schließen zu können. Ja, es war einfacher gewesen, sich Feinde zu machen.... Eine Eigenschaft, die sie sich mehr als einmal die Frage hatte stellen lassen, warum sie nicht eine Slytherin gewesen war....Dieses Mädchen, das nun vor ihr stand, hätte beinah wie eine Ravenclaw wirken können. Beinahe...wenn da nicht dieser Ausdruck in ihren Augen gelegen hätte. Was war es? Nicht nur der Drang nach Wissen, auch eine Art unbändiger Stolz, eine merkwürdiges Brennen! Oh, wie gut sie das von sich selbst kannte... Endlich schaffte sie es, einige Worte herauszubringen. "Ich wollte nicht stören.. Ich....Mein Name ist Raven!" |
Noch bevor das fremde Mädchen antworten konnte, spürte Raven das vertraute Prickeln in ihrem Rücken. Es war ihr untrüglicher Instinkt, daß sie nicht alleine in diesem Raum waren. Ihr Scharfsinn hatte sie schon in früheren Situationen gerettet...vor ihren schlimmsten Feinden. Bis auf jenes eine Mal, dieses einzige Mal, als sie versagt hatte....Doch sie verdrängte diesen Gedanken rasch wieder. Stattdessen drehte sie sich langsam um und schritt an das hintere Ende des Regals, sich ganz auf ihre Intuition verlassend. Die geheimnisvolle Stille war durchbrochen und Sombra merkte, dass sich ihnen jemand näherte. Mit einem Blick zu Rhanna stellte sie fest, dass sie es auch spürte. Und ihnen wurde klar was sie hier eigentlich machten. Plötzlich grinsten sie sich verlegen an und wollten sich umdrehen und wegschleichen. Es war aber schon zu spät. Raven hatte die beiden Mädchen entdeckt, die nun - so schien es ihr- ein wenig kleinlaut vor ihr standen und einen schnellen Blick wechselten. Raven spürte, daß sie Mühe hatte, ein Grinsen zu unterdrücken. Hatte sie früher nicht auch die Angewohnheit gehabt, durch die Schule zu schleichen, immer auf der Suche nach einem Abenteuer? Sie seufzte leise, als sie sich daran erinnerte, wie oft sie dabei auf unangenehme Gesellschaft gestoßen war...Snape....Ihr fiel etwas ein! Sie lächelte den beiden verschreckten Mädchen zu, obwohl sie wußte, wie seltsam sie mit ihrer Narbe aussehen mußte, die sich über ihre linke Wange zog.. "Na, ihr zwei? Habt keine Angst, ich beiße nicht! Mein Name ist Raven. Ihr kennt mich sicher noch nicht." Gedankenverloren strich sie sich über ihre vernarbte Haut. Rhanna versuchte zu grinsen als sie in Ravens Gesicht sah, doch das misslang leider. Also fragte sie mit einer undeutbaren Miene: "Wieso sollten wir uns denn fürchten? Haben wir etwas illegales getan? Neugierde ist doch kein Verbrechen, und ich habe schon Typen gesehen, die schlimmer zugerichtet waren. Sind sie Aurorin?" Als sie "Aurorin" sagt, ließ sie noch einen spöttischen Unterton mitlaufen. "Außerdem....", doch plötzlich stockte sie, ihr waren ein Buch ins Auge gefallen: "Der Vielsafttrank"! Rhannas Atem ging schneller und sie schnappte es aus dem Regal. Nun näherte sich auch Jate. Hoffentlich würde sie in dem Buch über den Vielsafttrank nicht wieder einmal ein Geheimnis sehen! Sombra guckte auch etwas verdutzt, Rhanna würde ihr dann am Abend erkläre für was sie das Buch brauchte. Raven beobachtete sie Mädchen scharf. Ganz offensichtlich führten sie etwas im Schilde, doch war dies am allerwenigsten ihr Problem. Die Mädchen waren alt genug, um mit den Schwierigkeiten, in die sich brachten, selbst fertig zu werden. Oder? "Nein", entgegnete sie schlicht, "nein, ich bin keine Aurorin in dem Sinne. Aber ich will trotzdem etwas herausfinden. Vielleicht könntet ihr mir eine Frage beantworten..." Sie zögerte einen Moment und fragte sich, ob ihre Neugier sie möglicherweise verraten mochte. Doch dann überwand sie sich. "Ich würde gerne wissen, ob ihr Snape kennt, Severus Snape. Was tut er hier in Hogwarts?" Rhanna blickte Raven kurz ziemlich verdutzt an und sagte dann: "aber er ist doch Lehrer für Zaubertränke! Wussten sie das denn noch nicht? Nun, Sombra und ich haben noch etwas zu erledigen!" Auch Sombra schaute die Frau entgeistert an. "Wissen sie wir kennen ihn nicht, er ist nur grad das 5. Jahr mein Zaubertranklehrer und Rhannas das 4. Und zufälligerweise ist er auch schon das 4. Jahr ihr Hauslehrer. Meiner Das erste. Nein wir kennen ihn nicht.", meinte sie spöttisch. 'Wie kann man nur so ne dämlichen Fragen stellen. Jeder auf Hogwarts kennt und fürchtet Snape.' Mit einem Blick zu Rhanna merkte sie, dass sie das selbe dachte. "Wieso interessiert sie das eigentlich?", meinte Rhanna spöttisch, aber in ihrer Stimme war nicht nur Spott sondern auch Neugierde. Raven erstarrte. Lehrer in Hogwarts? Snape? Professor Snape? Sie fühlte in sich den urplötzlichen Impuls, laut loszulachen. Das- das war doch ein Witz, einfach lächerlich! Sie spürte die Abneigung, die in dem Blick der beiden Schülerinnen lag, und entschied, auf Distanz zu gehen. Ihr Gesicht nahm einen verschlossenen Ausdruck an. Und dennoch - dennoch, sie spürte den alten Hass erneut in sich aufkommen. "Dieser Bastard.." murmelte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen,"...dieser verdammte Bastard.." In ihren Augen loderte das Feuer und sie blickte die beiden anderen einen Moment stumm an. Dann wirbelte sie herum und hinkte aus der Bibliothek. |
Die Konversation in der Bibliothek war leider nicht so gelaufen, wie Jate es sich gewünscht hatte. Bevor sie richtig mit dem Gespräch anfangen konnte, war Raven schon spurlos verschwunden und auch später nicht mehr aufgetaucht. Aber wenigstens hatte Jate herausgefunden das im Jahrbuch stand, dass Clarissa Snape besonders gut in Zaubertränke war, sich gut mit den Slytherins verstand und das sie erst vor knapp 2 Jahren hierher gekommen war. Von Madam Pince hatte sie auch noch erfahren, das Clarissa keinen Vater hatte. Da sie die Meinung vertrat, dass man doch sehen würde das diesem Kind eine starke Hand fehlte. Auf dem Rückweg zum Gemeinschaftsraum sah Jate einen großen schwarzen Hund in die Richtung von Professor Lupins Büro laufen. -Was ihr sehr merkwürdig vorkam. Nebenbei hatte sie mitbekommen, wie Snape einem Schüler eine Strafarbeit aufgegeben hatte und in sich hinein gegrinst. Jate hatte sich bis jetzt aus jeder brenzligen Situation rausreden können und ihre Akte bei Filch war noch völlig unbeschrieben und darauf war sie sehr stolz. Beim Abendessen hatte Jate ein wenig mit Carmen geplaudert. Sie war die Einzige, der sie ab und zu etwas anvertraute, auch wenn sie sich erst ein halbes Jahr kannten. Vielleicht würde ihr Carmen noch helfen müssen, denn die Akte Snape schien noch dicker zu sein als bisher erwartet. |
Jate saß am Fenster des Gemeinschaftsraumes, von dem aus man auf den Eingang blicken konnte. Ihr Geschichtsaufsatz lag unvollendet neben ihr auf der Fensterbank, doch Jate starrte einfach nur nach draußen. Es regnete, nein es schüttete und Jate zog die Knie an die Brust und legte ihren Kopf darauf. Es war so gemütlich hier. Gerade als sie es sich richtig bequem gemacht hatte, sah sie jemanden aufs Schloßportal zuschreiten. Das war, das war doch Severus Snape... Und er trug irgendjemanden. Schnell sprang Jate auf, rannte aus dem Gemeinschaftsraum und in Richtung Eingangshalle. Sie schaffte es grade noch sich hinter einer großen Steinsäule zu ducken, als Snape schon an ihr vorbeirauschte (natürlich bemerkte er sie nicht) Er sah nervös und besorgt aus. Jate erkannte die Person, die er trug. Es war diese merkwürdige Frau, Raven. Sie konnte in ihr Gesicht sehen, das schmerzverzerrt war. Jate trat einen Schritt hinter der Säule hervor und in diesem Moment blinzelte Raven und Jate war sich sicher, das sie zu ihr gesehen hatte... |
Jate musste unbedingt in den Krankenflügel und herausfinden was, passiert war. Doch wie würde sie unbemerkt an Raven kommen. Sie konnte schließlich nicht einfach hereinspazieren und an Madam Pomfrey vorbei maschieren. Dann plötzlich hatte sie eine Idee, eine sehr schmerzhafte, aber zumindest eine einigermaßen Wirksame. Sie machte sich auf den Weg in den Krankenflügel. Als sie in dem Korridor angekommen war holte sie ihren Zauberstab aus der Tasche und richtete ihn auf sich selbst. "ok, du ziehst das jetzt durch" ermahnte sie sich selbst und sagte "Furunculus"... |
Die Furunkel im Gesicht taten höllisch weh, aber dafür würde sich Madam Pomfrey auch genügend Zeit bei der Gegenmittelzubereitung geben. Mit schmerzverzerrtem Gesicht trat Jate in den Krankenflügel. Madam Pomfrey kam ihr entgegen und sah sie mit ernster Mine an. "Wie haben sie das denn geschafft?" fragte sie streng. "Bin in ein kleines Zauberduell der Drittklässer geraten und hab dummerweise nen Fluch abbekommen" Jate konnte lügen ohne rot zu werden. "Welcher Fluch war es denn?" fragte die Krankenschwester nun schon freundlicher. "Keine Ahnung" log Jate "Die haben alles durcheinander geschrieen. Könnte auch ne Kreuzung aus zweien sein." Die Krankenschwester sah sich Jates Gesicht noch einmal genau an. "Mhh, suchen sie sich mal ein freies Bett. Ich werde jetzt eine Tinktur zubereiten und dann können sie nach dem Mittagessen wieder gehen." Als die Krankenschwester weg war grinste Jate überlegen, was sie allerdings gleich wieder bleiben ließ, weil die Furunkel so sehr schmerzten. Dann machte sie sich auf die Suche nach einem Bett in Ravens Nähe. Jate war sich sicher, das diese noch auf der Krankenstation war und tatsächlich fand sie sie in einer dunklen Ecke des Krankenflügels. Sie sah schlimm aus. Langsam ging Jate auf sie zu und setzte sich in ein Bett neben sie. "Guten Tag" sagte sie höflich, doch Raven reagierte nicht. Sie starrte geistesabwesend auf die Decke und schien Jate überhaupt nicht zu beachten. Raven dachte noch lange, nachdem Snape die Krankenstation verlassen hatte, über die vergangenen Stunden nach. Was war nur geschehen? Sie hatte lange, lange Zeit nicht mehr das "Gesicht" erlebt, doch an diesem Abend war es wieder geschehen. Was hatte das zu bedeuten? Sie hatte die leise Ahnung, daß eine dunkle Gefahr über Hogwarts lag. Doch sie konnte sich keinen Reim daraus machen, woher sie dies wußte. Das Gesicht....das Amulett! Wo war es? Raven erinnerte sich an ihren Sturz am See. Sie vermutete, daß die Kette nun da draußen im Dunklen lag. Im Augenblick wußte sie, daß sie zu schwach war, es selbst zu holen. Daher hatte sie Madam Pomfrey gebeten, Dumbledore zu benachrichtigen. Er mußte jeden Moment eintreffen.... Severus....Sie mußte trotz ihres Zustandes lächeln. Wie gekränkt er sie nach ihren Worten angesehen hatte. Wortlos hatte er daraufhin die Krankenstation verlassen. Raven konnte dennoch nicht den Impuls in ihr unterdrücken, ihm zu danken. Wäre er nicht zur Stelle gewesen, hätte sie ihren Besuch am See mit mehr bezahlen müssen als "nur" mit einer ausgewachsenen Erkältung. "Haaap- tschuuu!" nieste sie. Das riß sie aus ihrer Gedankenwelt heraus, und sie bemerkte, daß sie nicht mehr alleine im Zimmer war. Sie starrte auf das Bett neben ihr. Dort saß jenes Mädchen mit der geheimnisvollen Aura, welches sie in der Bibliothek getroffen hatte. Dieses blickte ihr direkt in die Augen. Scheinbar saß sie nun schon eine ganze Weile dort und beobachtete, wie Ravens Nase zusehends röter wurde...Raven grinste schwach. "So sieht man sich wieder." "Schön das sie wieder bei uns sind, sie sahen aus als hätten sie eine unangenehme Begegnung mit einem Dementor gehabt. Ich wollte schon Madam Pomfrey rufen." sagte Jate und versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen, denn jetzt stellte sie die Frage, die ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte. Ihre Furunkel hatte sie vollkommen vergessen. "Was ist denn passiert? Warum sind sie hier?" Es war raus. Jetzt konnte Jate nur noch abwarten... |
Raven war also die Nichte von Albus Dumbledore, nun das erklärte allerdings nicht wirklich ihre Anwesenheit. Jate beschloss die Sache erst mal Ruhen zu lassen und sich wieder auf die kleine Snape zu konzentrieren. Weil es so ein schöner Abend war lief Jate am großen See entlang. Sie kam an eine Stelle wo eine dunkle Flüssigkeit über dem Rasen verteilt war. Jate kniete sich hin und betastete die Flüssigkeit. "Blut" sagte sie leise zu sich selbst. Das hier war die Stelle an der vor Kurzem ein kleiner Familienstreit der Malfoys ausgetragen wurden war. Das war ein offenes Geheimnis, zumindest für Jate. "Blut" wiederholte sie und in ihrem Kopf begann es zu arbeiten. "Ja, das ist es. Jate du bist genial.." Sie rannte am Seeufer entlang zurück, als ihr plötzlich etwas ins Auge stach. Da lag etwas glitzerndes. Jate bückte sich erneut und hob ein Amulett auf. Jedenfalls vermutete sie, das es ein Amulett war. Verwirrt steckte sie es in die Manteltasche und ging hinauf ins Schloß. Das war alles einfach zu verwirrend. Jate kramte noch am selben Abend ihr altes Muggelkundebuch hervor. Sie suchte nach einem bestimmten Abschnitt und hah da war es. Hastig las sich Jate das Kapitel durch und kramte dann ihr altes Mikroskop hervor, sowie alles was dazu gehörte. Sie musste probieren, ob sie es noch konnte. In ihrer Schublade kramte sie nach ihrem Nähzeug, dass sie mal von ihrer Mutter bekommen hatte. Sie nahm eine Nadel und piekste sich damit in den Finger, bis es blutete. Einen kleinen Bluttropfen ließ Jate auf ein kleines Glasplättchen tropfen, dann verarztete sie den Finger, preparierte den Bluttropfen und untersuchte ihr Blut unter den Mikroskop. Ja, genau sie erinnerte sich an das Verfahren. Sie war Blutgruppe A, so wie 43% der restlichen Weltbevölkerung auch. Mit einem Triumphierenden Lächeln sah Jate von dem Mikroskop auf. Sie hatte einen Plan und einen verdammt guten dazu. Mogren würde sie in die Bibliothek gehen und ein paar Zaubersprüche nachschlagen. Sie konnte es kaum erwarten. Jate sah es schon vor sich... |