Borgin und Burkes (S. 54)
Der Mann, der ihm folgte, konnte nur sein Vater sein. Er
hatte das gleiche fahle, spitze Gesicht und die gleichen kalten
grauen Augen. Mr Malfoy durchquerte den Laden, ließ den
Blick über die ausgestellten Waren gleiten und läutete eine
Glocke auf dem Ladentisch, bevor er sich seinem Sohn
zuwandte:
»Rühr nichts an, Draco.«
Malfoy, der die Hand nach dem Glasauge ausgestreckt hatte,
erwiderte:
»Ich dachte, du wolltest mir was schenken.«
»Ich sagte, ich würde dir einen Rennbesen kaufen«, antwortete
der Vater und trommelte ungeduldig mit den Fingern
auf den Ladentisch.
»Was nützt das, wenn ich nicht in der Hausmannschaft
bin?«, sagte Malfoy schmollend und sichtlich schlecht gelaunt.
»Harry Potter hat letztes Jahr einen Nimbus Zweitausend
bekommen. Sondergenehmigung von Dumbledore, damit er
für Gryffindor spielen kann. So gut ist er ja gar nicht, es ist
nur, weil er berühmt ist ... berühmt wegen der blöden Narbe
auf seiner Stirn ...«
Malfoy kniete sich nieder, um ein Regal voller Totenköpfe
zu betrachten.
»... alle denken, er sei so begabt, der wunderbare Potter mit
seiner Narbe und seinem Besen -«
»Das hast du mir mindestens schon ein Dutzend Mal erzählt«,
sagte Mr Malfoy mit mahnendem Blick auf seinen
Sohn, »und ich muss dich nicht zum ersten Mal daran erinnern,
dass es - unklug ist, nicht allzu angetan von Harry Potter
zu sein, wo die meisten von uns ihn doch als Helden
betrachten, der den Schwarzen Lord verjagt hat - ah, Mr
Borgin.«
Ein buckliger Mann war hinter dem Ladentisch erschienen
und wischte sich fettige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
»Mr Malfoy, welche Freude, Sie wieder zu sehen«, sagte Mr
Borgin mit einer Stimme, die so ölig war wie sein Haar. »Eine
Ehre - und den jungen Mr Malfoy hat er auch mitgebracht -wie
reizend. Was kann ich für Sie tun? Ich muss Ihnen
unbedingt etwas zeigen, gerade heute hereingekommen und
sehr günstig im Preis -«
»Ich kaufe heute nicht, Mr Borgin, ich verkaufe«, sagte Mr
Malfoy.
»Verkaufen?« Das Lächeln auf Mr Borgins Gesicht verblasste.
»Ihnen ist natürlich zu Ohren gekommen, dass das Ministerium
verstärkt Hausdurchsuchungen durchfährt«, sagte
Mr Malfoy, zog eine Pergamentrolle aus der Tasche und wickelte
sie für Mr Borgin auf »Ich habe ein paar - ähm - Gegenstände
zu Hause, die mich in eine peinliche Lage bringen
könnten, wenn die Leute vom Ministerium kämen ...«
Mr Borgin klemmte sich einen Zwicker auf die Nase und
beugte sich über die Liste.
»Das Ministerium würde sich doch nicht anmaßen, Sie zu
stören, Sir?«
Mr Malfoy schürzte die Lippen.
»Man hat mich noch nicht besucht. Der Name Malfoy gebietet
immer noch einen gewissen Respekt, doch im Ministerium
wird man immer unverschämter. Es gibt Gerüchte über
ein neues Muggelschutzgesetz - kein Zweifel, dass dieser
flohgebissene Muggelfreund Arthur Weasley dahinter steckt -«
Harry spürte, wie Zorn in ihm hochkochte.
»- und wie Sie sehen, könnten einige dieser Gifte den Eindruck
erwecken -«
Verstehe vollkommen, Sir, natürlich«, sagte Mr Borgin.
»Schauen wir mal ...«
»Kann ich die haben?«, unterbrach Draco und deutete auf
die verwitterte Hand auf dem Kissen.
»Ah, die Hand des Ruhmes!«, sagte Mr Borgin, ließ Mr
Malfoys Liste liegen und schlurfte hinüber zu Draco. »Man
steckt eine Kerze hinein, und sie leuchtet nur für den Halter!
Der beste Freund der Diebe und Plünderer! Ihr Sohn hat
Geschmack, Sir.«
»Ich hoffe, aus meinem Sohn wird mehr als ein Dieb oder
Plünderer, Borgin«, sagte Malfoy kühl, und Mr Borgin setzte
rasch nach:
»Das sollte keine Beleidigung sein, Sir, keinesfalls -«
»Sollten allerdings seine Schulnoten nicht besser werden«,
sagte Mr Malfoy noch kühler, »könnte es durchaus sein, dass
er so endet -«
»Das ist nicht meine Schuld«, erwiderte Draco. »Die Lehrer
haben alle ihre Lieblinge, diese Hermine Granger zum
Beispiel -«
»Ich hätte gedacht, du würdest dich schämen, dass ein
Mädchen, das nicht mal aus einer Zaubererfamilie kommt,
dich in jeder Prüfung geschlagen hat«, sagte Mr Malfoy mit
schneidender Stimme.
»Ha!«, entfuhr es Harry leise, der sich freute, Draco
beschämt und wütend zugleich zu sehen.
»Wo man hinkommt, ist es dasselbe«, sagte Mr Borgin mit
seiner öligen Stimme, »Zaubererblut gilt immer weniger -«
»Nicht bei mir«, sagte Mr Malfoy, und seine langen Nasenflügel
blähten sich.
»Nein, Sir, bei mir auch nicht«, sagte Mr Borgin mit einer
tiefen Verbeugung.
»Wenn das so ist, können wir vielleicht auf die Liste
zurückkommen«, sagte Mr Malfoy barsch. »Ich bin etwas in
Eile, Borgin, muss heute noch wichtige Geschäfte erledigen -«
Sie begannen zu feilschen. Harry beobachtete nervös, wie
Draco mit neugierigem Blick auf die ausgestellten Waren
seinem Versteck immer näher rückte. Er hielt inne, um einen
langen Henkersstrick zu begutachten, und las mit feixender
Miene das Kärtchen, das an ein herrliches Opalhalsband
geheftet war:
Vorsicht: Nicht berühren. Verflucht! Hat bis
heute 19 Muggelbesitzer das Leben gekostet
Draco wandte sich ab und hatte nun den Schrank im Visier.
Er trat näher, streckte die Hand nach dem Türgriff aus -»
Das wär erledigt«, sagte Mr Malfoy am Ladentisch.
»Komm, Draco -«
Draco wandte sich ab und Harry wischte sich mit den Ärmeln
den Schweiß von der Stirn
.
»Einen schönen Tag noch, Mr Borgin, ich erwarte Sie
morgen auf meinem Landsitz, wo Sie die Sachen abholen
können.«
Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, fiel auch das
schmierige Gehabe von Mr Borgin ab.
»Ihnen auch einen schönen Tag, Mr Malfoy, und wenn es
stimmt, was man sich erzählt, haben Sie mir nicht einmal die
Hälfte von dem verkauft, was auf ihrem Landsitz versteckt ist
...«
Flourish & Blotts (S. 66)
Ron lief so rot an wie Ginny. Er ließ seine Bücher ebenfalls
in den Kessel fallen und stürzte auf Malfoy zu, doch Harry und
Hermine packten ihn von hinten am Umhang.
»Ron!«, sagte Mr Weasley, der sich zusammen mit Fred und
George zu ihnen durchwühlte. »Was tust du da? Das ist
Unsinn hier drin, lass uns rausgehen.«
»Schön, schön, schön - Arthur Weasley.«
Das war Mr Malfoy. Er stand da, die Hand auf Dracos
Schulter gelegt, und sah sie mit demselben höhnischen Blick
wie sein Sohn an.
»Malfoy«, sagte Mr Weasley und nickte mit kühler Miene.
»Viel Arbeit im Ministerium, wie ich höre?«, sagte Mr.
Malfoy. »Diese ganzen Hausdurchsuchungen ... Ich hoffe, man
bezahlt Ihnen Überstunden?« Er steckte die Hand in Ginnys
Kessel und zog aus dem Haufen Lockhart-Bücher mit
Hochglanzumschlägen ein altes, sehr ramponiertes Exemplar
der Verwandlungen für Anfänger hervor.
»Offensichtlich nicht«, sagte er. »Meine Güte, was nützt es,
eine Schande für die gesamte Zaubererschaft zu sein, wenn
man nicht einmal gut dafür bezahlt wird?«
Mr Weasley lief rot an, dunkler als Ron oder Ginny. »Wir
haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was eine
Schande für die Zaubererschaft ist, Malfoy«, sagte er.
»Eindeutig«, sagte Mr Malfoy, und seine blassen Augen
leuchteten zu den Grangers hinüber, die gebannt zusahen. »Mit
solchen Leuten geben Sie sich ab, Weasley, und ich hatte
gedacht, Ihre Familie könnte nicht noch tiefer sinken -«
Es gab ein metallisches Klingen, als Ginnys Kessel durch
die Luft flog; Mr Weasley hatte sich auf Mr Malfoy gestürzt
und ihn mit dem Rücken gegen ein Bücherregal geworfen;
Dutzende dickleibige Zauberbücher klatschten auf ihre Köpfe;
»Pack ihn, Dad«, rief Fred oder George; Mrs Weasley
kreischte»Nein, Arthur, nein«; die Menge wich blitzschnell
zurück und warf noch mehr Regale um; »Meine Herren, bitte -bitte!«,
rief der Verkäufer, und dann, lauter als alle andern -»
Aufhören damit, meine Herren, aufhören -«
Durch das Meer von Büchern watete Hagrid auf sie zu. Im
Handumdrehen hatte er Mr Weasley und Mr Malfoy voneinander
getrennt. Mr Weasley blutete an der Lippe und
Mr Malfoy hatte eine Enzyklopädie der Giftpilze ins Auge
bekommen. Noch immer hielt er Ginnys altes Verwandlungsbuch in der Hand. Mit bösartig schimmernden Augen
warf er es ihr entgegen.
»Hier, Mädchen - nimm dein Buch - das ist alles, was dein
Vater dir bieten kann -« Er befreite sich aus Hagrids Griff, trat
auf Draco zu und sie stolzierten aus dem Laden.
In Hagrids Hütte (S. 271)
Mr Lucius Malfoy betrat Hagrids Hütte, gehüllt in einen
langen schwarzen Reiseumhang, mit einem kalten und zufriedenen
Lächeln auf dem Gesicht. Fang begann zu knurren.
»Schon hier, Fudge«, sagte er anerkennend. »Sehr schön ...«
»Was haben Sie hier zu suchen?«, rief Hagrid wutentbrannt.
»Raus aus meinem Haus!«
»Guter Mann, bitte seien Sie versichert, es ist mir kein
Vergnügen, in Ihrem - ähm - Sie nennen es Haus - zu sein«,
sagte Lucius Malfoy und sah sich verächtlich in der kleinen
Hütte um. »Ich habe in der Schule vorbeigeschaut und man hat
mir gesagt, der Schulleiter sei hier.«
»Und was genau wollen Sie von mir, Lucius?«, fragte
Dumbledore. Er sprach sehr höflich, doch immer noch loderte
das Feuer in seinen Augen.
»Schreckliche Angelegenheit, Dumbledore«, sagte Malfoy
lässig und zog eine lange Pergamentrolle hervor. »Aber die
Schulräte sind der Auffassung, es sei an der Zeit, dass Sie einem
andern Platz machen. Laut dieser Anordnung hier werden
Sie vorläufig beurlaubt - Sie finden alle zwölf Unterschriften
unter diesem Dokument. Ich fürchte, wir sind der Meinung,
dass Sie die Sache nicht mehr im Griff haben. Wie viele
Angriffe gab es bisher? Zwei neue heute Nachmittag, nicht
wahr? Wenn es so weitergeht, gibt es bald keine Muggelstämmigen
mehr in Hogwarts, und wir alle wissen, welch
schlimmer Verlust das für die Schule wäre.«
»Oh, nun aber immer mit der Ruhe, Lucius«, sagte Fudge
nervös, »Dumbledore beurlauben - nein, nein - das ist das
Letzte, was wir jetzt wollen -«
»Die Ernennung - oder Entlassung - eines Schulleiters ist
Aufgabe der Schulräte, Fudge«, sagte Mr Malfoy beiläufig.
»Und da es Dumbledore nicht gelungen ist, diese Angriffe zu
stoppen -«
»Hören Sie mal, Malfoy, wenn Dumbledore nichts dagegen
ausrichten kann -«, sagte Fudge mit schweißnasser Oberlippe,
»- wer soll es dann schaffen?«
»Das werden wir sehen«, sagte Mr Malfoy gehässig. »Doch
da wir alle zwölf abgestimmt haben -«
Hagrid sprang auf und sein zottiger schwarzer Kopf streifte
die Decke.
»Und wie viele mussten Sie bedrohen und erpressen, bevor
sie zugestimmt haben, Malfoy, eh?«, polterte er los.
»Mein guter Mann, wissen Sie, Ihr Temperament wird Sie
eines Tages noch in Schwierigkeiten bringen, Hagrid«, sagte
Malfoy. »Ich würde Ihnen raten, die Wachen in Askaban nicht
dermaßen anzuschreien. Die mögen das gar nicht.«
»Sie können Dumbledore nicht entlassen!«, rief Hagrid, und
Fang, der Saurüde, kauerte sich in seinem Korb zusammen
und wimmerte. »Wenn Sie ihn entlassen, haben die
Muggelkinder keine Chance! Das nächste Mal werden sie
umgebracht!«
»Beruhige dich, Hagrid«, sagte Dumbledore barsch. Er sah
Lucius Malfoy an.
»Wenn die Schulräte mich aus dem Weg haben wollen,
Lucius, werde ich natürlich zurücktreten -«
»Aber -«, stammelte Fudge.
»Nein!«, knurrte Hagrid.
Dumbledores hellblaue Augen blickten unverwandt in die
kalten grauen Augen Malfoys.
.»Allerdings«, sagte Dumbledore, sehr langsam und deutlich
sprechend, so dass keinem ein Wort entging, »allerdings
werden Sie feststellen, dass ich diese Schule erst dann endgültig
verlasse, wenn mir hier keiner mehr die Treue hält. Und
wer immer in Hogwarts um Hilfe bittet, wird sie auch bekommen.«
Eine Sekunde lang war sich Harry fast sicher, dass Dumble-dores
Augen in die Ecke herüberflackerten, in der er und Ron
sich versteckt hatten.
»Bewundernswerte Gefühle«, sagte Malfoy und verneigte
sich. »Wir werden alle Ihre - ähm - höchst eigenwillige Art
vermissen, die Schule zu leiten, Albus, und hoffen nur, dass
Ihr Nachfolger es schaffen wird - äh -, Morde zu verhindern.«
Er schritt zur Tür, öffnete sie und verbeugte sich, als
Dumbledore hinausging.
In Dumbledores Büro (S. 344)
Harry stand auf und ging zur Tür. Gerade wollte er die
Klinke berühren, als die Tür so heftig aufgestoßen wurde, dass
sie gegen die Wand knallte.
Lucius Malfoy stand vor ihnen, Zornesröte im Gesicht. Und
unter seinem Arm kauerte, dick in Binden gewickelt, Dobby.
»Guten Abend, Lucius«, sagte Dumbledore vergnügt.
Mr Malfoy stieß Harry beinahe um, als er in den Raum
rauschte. Dobby humpelte ihm nach und duckte sich unter
seinen Rocksaum, mit dem Ausdruck jämmerlicher Angst auf
dem Gesicht.
»So!«, sagte Lucius Malfoy, die kalten Augen starr auf
Dumbledore gerichtet. »Sie sind zurück. Die Schulräte haben
Sie beurlaubt, doch Sie hielten es für angebracht, nach
Hogwarts zurückzukehren.«
»Sehen Sie, Lucius«, sagte Dumbledore feierlich lächelnd,
»die anderen elf Schulräte haben mir heute Botschaften geschickt.
Kam mir vor, als wäre ich in einen Hagelsturm aus
Eulen geraten, um ehrlich zu sein. Sie hatten gehört, dass Arthur
Weasleys Tochter getötet worden war, und wollten, dass
ich sofort zurückkomme. Sie schienen nun doch zu glauben,
ich sei der beste Mann für diese Aufgabe. Außerdem haben sie
mir sehr merkwürdige Geschichten erzählt ... etliche von ihnen
glaubten offenbar, Sie hätten gedroht, ihre Familien zu
verfluchen, falls sie mich nicht beurlauben wollten.«
Mr Malfoy wurde noch blasser als sonst, doch seine Augen
waren immer noch wuterfüllte Schlitze.
»Und - haben Sie den Angriffen schon ein Ende bereitet?«,
höhnte er. »Haben Sie den Schurken gefasst?«
»Haben wir«, sagte Dumbledore mit einem Lächeln.
»Ach ja?«, sagte Mr Malfoy schneidend. »Wer ist es?«
»Derselbe wie letztes Mal, Lucius«, sagte Dumbledore und
sah mit festem Blick zu ihm hoch. »Doch diesmal hat Lord
Voldemort durch jemand anderen gehandelt. Mittels dieses
Tagebuchs.«
Er hielt das kleine schwarze Buch mit dem großen schwarzen
Loch in der Mitte hoch und beobachtete Mr Malfoy genau.
Harry jedoch beobachtete Dobby.
Der Elf tat etwas sehr Seltsames. Die großen Augen fest auf
Harry gerichtet, deutete er auf das Tagebuch, dann auf Mr
Malfoy, und dann schlug er sich mit der Faust hart gegen den
Kopf.
»Ich verstehe ...«, sagte Mr Malfoy langsam zu Dumbledore.
»Ein ausgefuchster Plan«, sagte Dumbledore mit gleichmütiger
Stimme und sah Malfoy immer noch fest in die
Augen. »Denn wenn Harry hier -« Mr Malfoy warf Harry
einen schnellen und scharfen Blick zu, »und sein Freund Ron
dieses Buch nicht entdeckt hätten, dann - hätte man Ginny
Weasley alle Schuld gegeben. Keiner hätte je beweisen können,
dass sie nicht aus eigenen Stücken gehandelt hat ...«
Mr Malfoy sagte nichts. Sein Gesicht sah plötzlich aus wie
eine Maske.
»Und stellen Sie sich vor«, fuhr Dumbledore fort, »was
dann geschehen wäre ... die Weasleys sind eine unserer bekanntesten
reinblütigen Familien. Stellen Sie sich die Folgen
für Arthur Weasley und sein Gesetz zum Schutz der Muggel
vor, wenn sich erwiesen hätte, dass seine eigene Tochter
Muggelstämmige angreift und tötet ... ein Glück, dass das
Tagebuch entdeckt und Riddles Gedächtnis darin ausgelöscht
wurde. Wer weiß, welche Folgen das noch gehabt hätte ...«
Mr Malfoy zwang sich zu sprechen.
»Großes Glück«, sagte er steif.
Und immer noch deutete Dobby hinter seinem Rücken erst
auf das Tagebuch, dann auf Lucius Malfoy und schlug sich
dann auf den Kopf.
Und plötzlich begriff Harry. Er nickte Dobby zu und Dobby
wich in eine Ecke zurück und zog sich zur Strafe an den
Ohren.
»Wissen Sie, wie Ginny zu diesem Tagebuch gekommen ist,
Mr Malfoy?«, sagte Harry.
Lucius Malfoy wirbelte herum.
»Woher soll ich wissen, wie dieses dumme Mädchen da
drangekommen ist?«, antwortete er.
»Weil Sie es ihr gaben«, sagte Harry. »Bei Flourish &Blotts.
Sie haben ihr altes Verwandlungsbuch vom Boden aufgehoben
und das Tagebuch hineingelegt, nicht wahr?«
Er sah, wie sich Mr Malfoys weiße Hände zusammenballten
und wieder spreizten.
»Beweis es«, zischte er.
.»Oh, keiner wird das können«, sagte Dumbledore und lächelte
Harry zu. »Nicht jetzt, da Riddle aus dem Buch verschwunden
ist. Andererseits würde ich Ihnen raten, Lucius,
nichts mehr von den alten Schulsachen Lord Voldemorts zu
verteilen. Sollte noch irgendetwas davon in unschuldige Hände
fallen, denke ich, dass Arthur Weasley die Spur zu Ihnen
verfolgen wird ...«
Lucius Malfoy stand einen Moment lang reglos da und
Harry sah seine rechte Hand zucken, als ob es ihn nach seinem
Zauberstab gelüstete. Stattdessen wandte er sich seinem
Hauselfen zu.
»Wir gehen, Dobby!«
Er öffnete die Tür und als der Elf herbeigehumpelt kam,
stieß er ihn mit einem Fußtritt nach draußen. Sie konnten
Dobby den ganzen Korridor entlang vor Schmerz schreien
hören. Harry stand eine Weile reglos da und dachte angestrengt
nach. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen -»
Professor Dumbledore«, sagte er hastig, »könnte ich bitte
dieses Buch Mr Malfoy zurückgeben?«
»Warum nicht, gewiss, Harry«, sagte Dumbledore. »Aber
beeil dich. Du weißt, das Fest.«
Harry packte das Tagebuch und jagte aus dem Büro. Von
fern hörte er Dobbys leiser werdenden Schmerzensschrei.
Hastig und voller Zweifel, ob sein Vorhaben gelingen würde,
zog Harry einen Schuh aus, dann die schleimige, dreckige
Socke und stopfte das Tagebuch hinein. Dann rannte er den
dunklen Gang entlang.
Auf dem Treppenabsatz holte er sie ein.
»Mr Malfoy«, keuchte er und kam vor ihm schlitternd zum
Halten. »Ich hab etwas für Sie -«
Und er drückte Lucius Malfoy die stinkende Socke in die
Hand.
»Was zum -?«
Mr Malfoy riss die Socke vom Tagebuch, warf sie fort und
sah zornig von dem zerstörten Buch zu Harry auf.
»Du wirst eines Tages das gleiche üble Schicksal erleiden
wie deine Eltern, Harry Potter«, sagte er leise. »Auch sie waren
aufdringliche Dummköpfe.«
Er schickte sich an zu gehen
.
»Komm, Dobby. ich sagte, komm.«
Doch Dobby rührte sich nicht. Er hielt Harrys eklige Socke
empor und musterte sie, als wäre sie ein unschätzbares
Geschenk.
»Meister hat Dobby eine Socke geschenkt«, sagte der Elf
verwundert, »Meister hat sie Dobby gegeben.«
»Was soll das heißen?«, fauchte Mr Malfoy. »Was hast du
gesagt?«
»Dobby hat eine gute Socke«, sagte Dobby ungläubig. »Der
Meister hat sie geworfen und Dobby hat sie aufgefangen und
Dobby - Dobby ist frei.«
Lucius Malfoy stand wie angefroren da und starrte den Elfen
an. Dann holte er zum Schlag gegen Harry aus.
»Du hast mir meinen Diener gestohlen, verdammter
Bengel!«
Doch Dobby rief. »Sie dürfen Harry Potter nicht wehtun!«
Es gab einen lauten Knall und Mr Malfoy hob es von den
Füßen. Drei Stufen auf einmal nehmend stürzte er die Treppe
hinunter und landete als zerknautschtes Bündel auf dem
Absatz. Er stand auf, das Gesicht rot vor Zorn, und zückte den
Zauberstab, doch Dobby hob einen seiner langen, drohenden
Finger.
»Sie werden jetzt gehen«, sagte er, empört auf Mr Malfoy
hinunterdeutend. »Sie werden Harry Potter nicht anrühren. Sie
werden jetzt gehen.«
Lucius Malfoy hatte keine andere Wahl. Mit einem letzten, hasserfüllten Blick auf die beiden warf er sich den Umhang
über und eilte davon.