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Severus Snape



Zitate aus Harry Potter und die Kammer des Schreckens
(Carlsen Verlag 1999)





Borgin und Burkes (S. 54)



Der Mann, der ihm folgte, konnte nur sein Vater sein. Er hatte das gleiche fahle, spitze Gesicht und die gleichen kalten grauen Augen. Mr Malfoy durchquerte den Laden, ließ den Blick über die ausgestellten Waren gleiten und läutete eine Glocke auf dem Ladentisch, bevor er sich seinem Sohn zuwandte:
»Rühr nichts an, Draco.«
Malfoy, der die Hand nach dem Glasauge ausgestreckt hatte, erwiderte:
»Ich dachte, du wolltest mir was schenken.«
»Ich sagte, ich würde dir einen Rennbesen kaufen«, antwortete der Vater und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Ladentisch.
»Was nützt das, wenn ich nicht in der Hausmannschaft bin?«, sagte Malfoy schmollend und sichtlich schlecht gelaunt. »Harry Potter hat letztes Jahr einen Nimbus Zweitausend bekommen. Sondergenehmigung von Dumbledore, damit er für Gryffindor spielen kann. So gut ist er ja gar nicht, es ist nur, weil er berühmt ist ... berühmt wegen der blöden Narbe auf seiner Stirn ...«
Malfoy kniete sich nieder, um ein Regal voller Totenköpfe zu betrachten. »... alle denken, er sei so begabt, der wunderbare Potter mit seiner Narbe und seinem Besen
»Das hast du mir mindestens schon ein Dutzend Mal erzählt«, sagte Mr Malfoy mit mahnendem Blick auf seinen Sohn, »und ich muss dich nicht zum ersten Mal daran erinnern, dass es - unklug ist, nicht allzu angetan von Harry Potter zu sein, wo die meisten von uns ihn doch als Helden betrachten, der den Schwarzen Lord verjagt hat - ah, Mr Borgin.«

Ein buckliger Mann war hinter dem Ladentisch erschienen und wischte sich fettige Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Mr Malfoy, welche Freude, Sie wieder zu sehen«, sagte Mr Borgin mit einer Stimme, die so ölig war wie sein Haar. »Eine Ehre - und den jungen Mr Malfoy hat er auch mitgebracht -wie reizend. Was kann ich für Sie tun? Ich muss Ihnen unbedingt etwas zeigen, gerade heute hereingekommen und sehr günstig im Preis -«
»Ich kaufe heute nicht, Mr Borgin, ich verkaufe«, sagte Mr Malfoy.
»Verkaufen?« Das Lächeln auf Mr Borgins Gesicht verblasste.
»Ihnen ist natürlich zu Ohren gekommen, dass das Ministerium verstärkt Hausdurchsuchungen durchfährt«, sagte Mr Malfoy, zog eine Pergamentrolle aus der Tasche und wickelte sie für Mr Borgin auf »Ich habe ein paar - ähm - Gegenstände zu Hause, die mich in eine peinliche Lage bringen könnten, wenn die Leute vom Ministerium kämen ...«

Mr Borgin klemmte sich einen Zwicker auf die Nase und beugte sich über die Liste.
»Das Ministerium würde sich doch nicht anmaßen, Sie zu stören, Sir?«
Mr Malfoy schürzte die Lippen.
»Man hat mich noch nicht besucht. Der Name Malfoy gebietet immer noch einen gewissen Respekt, doch im Ministerium wird man immer unverschämter. Es gibt Gerüchte über ein neues Muggelschutzgesetz - kein Zweifel, dass dieser flohgebissene Muggelfreund Arthur Weasley dahinter steckt -«

Harry spürte, wie Zorn in ihm hochkochte.

»- und wie Sie sehen, könnten einige dieser Gifte den Eindruck erwecken -«
Verstehe vollkommen, Sir, natürlich«, sagte Mr Borgin. »Schauen wir mal ...«
»Kann ich die haben?«, unterbrach Draco und deutete auf die verwitterte Hand auf dem Kissen.
»Ah, die Hand des Ruhmes!«, sagte Mr Borgin, ließ Mr Malfoys Liste liegen und schlurfte hinüber zu Draco. »Man steckt eine Kerze hinein, und sie leuchtet nur für den Halter! Der beste Freund der Diebe und Plünderer! Ihr Sohn hat Geschmack, Sir.«
»Ich hoffe, aus meinem Sohn wird mehr als ein Dieb oder Plünderer, Borgin«, sagte Malfoy kühl, und Mr Borgin setzte rasch nach:
»Das sollte keine Beleidigung sein, Sir, keinesfalls -«
»Sollten allerdings seine Schulnoten nicht besser werden«, sagte Mr Malfoy noch kühler, »könnte es durchaus sein, dass er so endet -«
»Das ist nicht meine Schuld«, erwiderte Draco. »Die Lehrer haben alle ihre Lieblinge, diese Hermine Granger zum Beispiel -«
»Ich hätte gedacht, du würdest dich schämen, dass ein Mädchen, das nicht mal aus einer Zaubererfamilie kommt, dich in jeder Prüfung geschlagen hat«, sagte Mr Malfoy mit schneidender Stimme.
»Ha!«, entfuhr es Harry leise, der sich freute, Draco beschämt und wütend zugleich zu sehen.
»Wo man hinkommt, ist es dasselbe«, sagte Mr Borgin mit seiner öligen Stimme, »Zaubererblut gilt immer weniger -«
»Nicht bei mir«, sagte Mr Malfoy, und seine langen Nasenflügel blähten sich.
»Nein, Sir, bei mir auch nicht«, sagte Mr Borgin mit einer tiefen Verbeugung.
»Wenn das so ist, können wir vielleicht auf die Liste zurückkommen«, sagte Mr Malfoy barsch. »Ich bin etwas in Eile, Borgin, muss heute noch wichtige Geschäfte erledigen -«

Sie begannen zu feilschen. Harry beobachtete nervös, wie Draco mit neugierigem Blick auf die ausgestellten Waren seinem Versteck immer näher rückte. Er hielt inne, um einen langen Henkersstrick zu begutachten, und las mit feixender Miene das Kärtchen, das an ein herrliches Opalhalsband geheftet war:
Vorsicht: Nicht berühren. Verflucht! Hat bis heute 19 Muggelbesitzer das Leben gekostet
Draco wandte sich ab und hatte nun den Schrank im Visier. Er trat näher, streckte die Hand nach dem Türgriff aus -»
Das wär erledigt«, sagte Mr Malfoy am Ladentisch.
»Komm, Draco -«
Draco wandte sich ab und Harry wischte sich mit den Ärmeln den Schweiß von der Stirn
. »Einen schönen Tag noch, Mr Borgin, ich erwarte Sie morgen auf meinem Landsitz, wo Sie die Sachen abholen können.«
Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, fiel auch das schmierige Gehabe von Mr Borgin ab.
»Ihnen auch einen schönen Tag, Mr Malfoy, und wenn es stimmt, was man sich erzählt, haben Sie mir nicht einmal die Hälfte von dem verkauft, was auf ihrem Landsitz versteckt ist ...«


Flourish & Blotts (S. 66)

Ron lief so rot an wie Ginny. Er ließ seine Bücher ebenfalls in den Kessel fallen und stürzte auf Malfoy zu, doch Harry und Hermine packten ihn von hinten am Umhang.
»Ron!«, sagte Mr Weasley, der sich zusammen mit Fred und George zu ihnen durchwühlte. »Was tust du da? Das ist Unsinn hier drin, lass uns rausgehen.«
»Schön, schön, schön - Arthur Weasley.«
Das war Mr Malfoy. Er stand da, die Hand auf Dracos Schulter gelegt, und sah sie mit demselben höhnischen Blick wie sein Sohn an.
»Malfoy«, sagte Mr Weasley und nickte mit kühler Miene.
»Viel Arbeit im Ministerium, wie ich höre?«, sagte Mr. Malfoy. »Diese ganzen Hausdurchsuchungen ... Ich hoffe, man bezahlt Ihnen Überstunden?« Er steckte die Hand in Ginnys Kessel und zog aus dem Haufen Lockhart-Bücher mit Hochglanzumschlägen ein altes, sehr ramponiertes Exemplar der Verwandlungen für Anfänger hervor.
»Offensichtlich nicht«, sagte er. »Meine Güte, was nützt es, eine Schande für die gesamte Zaubererschaft zu sein, wenn man nicht einmal gut dafür bezahlt wird?«
Mr Weasley lief rot an, dunkler als Ron oder Ginny. »Wir haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was eine Schande für die Zaubererschaft ist, Malfoy«, sagte er.
»Eindeutig«, sagte Mr Malfoy, und seine blassen Augen leuchteten zu den Grangers hinüber, die gebannt zusahen. »Mit solchen Leuten geben Sie sich ab, Weasley, und ich hatte gedacht, Ihre Familie könnte nicht noch tiefer sinken -«
Es gab ein metallisches Klingen, als Ginnys Kessel durch die Luft flog; Mr Weasley hatte sich auf Mr Malfoy gestürzt und ihn mit dem Rücken gegen ein Bücherregal geworfen; Dutzende dickleibige Zauberbücher klatschten auf ihre Köpfe;

»Pack ihn, Dad«, rief Fred oder George; Mrs Weasley kreischte»Nein, Arthur, nein«; die Menge wich blitzschnell zurück und warf noch mehr Regale um; »Meine Herren, bitte -bitte!«, rief der Verkäufer, und dann, lauter als alle andern -» Aufhören damit, meine Herren, aufhören -«
Durch das Meer von Büchern watete Hagrid auf sie zu. Im Handumdrehen hatte er Mr Weasley und Mr Malfoy voneinander getrennt. Mr Weasley blutete an der Lippe und Mr Malfoy hatte eine Enzyklopädie der Giftpilze ins Auge bekommen. Noch immer hielt er Ginnys altes Verwandlungsbuch in der Hand. Mit bösartig schimmernden Augen warf er es ihr entgegen.
»Hier, Mädchen - nimm dein Buch - das ist alles, was dein Vater dir bieten kann -« Er befreite sich aus Hagrids Griff, trat auf Draco zu und sie stolzierten aus dem Laden.


In Hagrids Hütte (S. 271)



Mr Lucius Malfoy betrat Hagrids Hütte, gehüllt in einen langen schwarzen Reiseumhang, mit einem kalten und zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht. Fang begann zu knurren.
»Schon hier, Fudge«, sagte er anerkennend. »Sehr schön ...«
»Was haben Sie hier zu suchen?«, rief Hagrid wutentbrannt.
»Raus aus meinem Haus!«
»Guter Mann, bitte seien Sie versichert, es ist mir kein Vergnügen, in Ihrem - ähm - Sie nennen es Haus - zu sein«, sagte Lucius Malfoy und sah sich verächtlich in der kleinen Hütte um. »Ich habe in der Schule vorbeigeschaut und man hat mir gesagt, der Schulleiter sei hier.«
»Und was genau wollen Sie von mir, Lucius?«, fragte Dumbledore. Er sprach sehr höflich, doch immer noch loderte das Feuer in seinen Augen.
»Schreckliche Angelegenheit, Dumbledore«, sagte Malfoy lässig und zog eine lange Pergamentrolle hervor. »Aber die Schulräte sind der Auffassung, es sei an der Zeit, dass Sie einem andern Platz machen. Laut dieser Anordnung hier werden Sie vorläufig beurlaubt - Sie finden alle zwölf Unterschriften unter diesem Dokument. Ich fürchte, wir sind der Meinung, dass Sie die Sache nicht mehr im Griff haben. Wie viele Angriffe gab es bisher? Zwei neue heute Nachmittag, nicht wahr? Wenn es so weitergeht, gibt es bald keine Muggelstämmigen mehr in Hogwarts, und wir alle wissen, welch schlimmer Verlust das für die Schule wäre.«
»Oh, nun aber immer mit der Ruhe, Lucius«, sagte Fudge nervös, »Dumbledore beurlauben - nein, nein - das ist das Letzte, was wir jetzt wollen -«
»Die Ernennung - oder Entlassung - eines Schulleiters ist Aufgabe der Schulräte, Fudge«, sagte Mr Malfoy beiläufig. »Und da es Dumbledore nicht gelungen ist, diese Angriffe zu stoppen -«
»Hören Sie mal, Malfoy, wenn Dumbledore nichts dagegen ausrichten kann -«, sagte Fudge mit schweißnasser Oberlippe, »- wer soll es dann schaffen?«
»Das werden wir sehen«, sagte Mr Malfoy gehässig. »Doch da wir alle zwölf abgestimmt haben -«
Hagrid sprang auf und sein zottiger schwarzer Kopf streifte die Decke.
»Und wie viele mussten Sie bedrohen und erpressen, bevor sie zugestimmt haben, Malfoy, eh?«, polterte er los.
»Mein guter Mann, wissen Sie, Ihr Temperament wird Sie eines Tages noch in Schwierigkeiten bringen, Hagrid«, sagte Malfoy. »Ich würde Ihnen raten, die Wachen in Askaban nicht dermaßen anzuschreien. Die mögen das gar nicht.«
»Sie können Dumbledore nicht entlassen!«, rief Hagrid, und Fang, der Saurüde, kauerte sich in seinem Korb zusammen und wimmerte. »Wenn Sie ihn entlassen, haben die Muggelkinder keine Chance! Das nächste Mal werden sie umgebracht!«
»Beruhige dich, Hagrid«, sagte Dumbledore barsch. Er sah Lucius Malfoy an. »Wenn die Schulräte mich aus dem Weg haben wollen, Lucius, werde ich natürlich zurücktreten -«
»Aber -«, stammelte Fudge.
»Nein!«, knurrte Hagrid.
Dumbledores hellblaue Augen blickten unverwandt in die kalten grauen Augen Malfoys.
.»Allerdings«, sagte Dumbledore, sehr langsam und deutlich sprechend, so dass keinem ein Wort entging, »allerdings werden Sie feststellen, dass ich diese Schule erst dann endgültig verlasse, wenn mir hier keiner mehr die Treue hält. Und wer immer in Hogwarts um Hilfe bittet, wird sie auch bekommen.«
Eine Sekunde lang war sich Harry fast sicher, dass Dumble-dores Augen in die Ecke herüberflackerten, in der er und Ron sich versteckt hatten.
»Bewundernswerte Gefühle«, sagte Malfoy und verneigte sich. »Wir werden alle Ihre - ähm - höchst eigenwillige Art vermissen, die Schule zu leiten, Albus, und hoffen nur, dass Ihr Nachfolger es schaffen wird - äh -, Morde zu verhindern.« Er schritt zur Tür, öffnete sie und verbeugte sich, als Dumbledore hinausging.


In Dumbledores Büro (S. 344)



Harry stand auf und ging zur Tür. Gerade wollte er die Klinke berühren, als die Tür so heftig aufgestoßen wurde, dass sie gegen die Wand knallte.
Lucius Malfoy stand vor ihnen, Zornesröte im Gesicht. Und unter seinem Arm kauerte, dick in Binden gewickelt, Dobby.
»Guten Abend, Lucius«, sagte Dumbledore vergnügt.
Mr Malfoy stieß Harry beinahe um, als er in den Raum rauschte. Dobby humpelte ihm nach und duckte sich unter seinen Rocksaum, mit dem Ausdruck jämmerlicher Angst auf dem Gesicht.
»So!«, sagte Lucius Malfoy, die kalten Augen starr auf Dumbledore gerichtet. »Sie sind zurück. Die Schulräte haben Sie beurlaubt, doch Sie hielten es für angebracht, nach Hogwarts zurückzukehren.«


»Sehen Sie, Lucius«, sagte Dumbledore feierlich lächelnd, »die anderen elf Schulräte haben mir heute Botschaften geschickt. Kam mir vor, als wäre ich in einen Hagelsturm aus Eulen geraten, um ehrlich zu sein. Sie hatten gehört, dass Arthur Weasleys Tochter getötet worden war, und wollten, dass ich sofort zurückkomme. Sie schienen nun doch zu glauben, ich sei der beste Mann für diese Aufgabe. Außerdem haben sie mir sehr merkwürdige Geschichten erzählt ... etliche von ihnen glaubten offenbar, Sie hätten gedroht, ihre Familien zu verfluchen, falls sie mich nicht beurlauben wollten.«
Mr Malfoy wurde noch blasser als sonst, doch seine Augen waren immer noch wuterfüllte Schlitze.
»Und - haben Sie den Angriffen schon ein Ende bereitet?«, höhnte er. »Haben Sie den Schurken gefasst?«
»Haben wir«, sagte Dumbledore mit einem Lächeln.
»Ach ja?«, sagte Mr Malfoy schneidend. »Wer ist es?«
»Derselbe wie letztes Mal, Lucius«, sagte Dumbledore und sah mit festem Blick zu ihm hoch. »Doch diesmal hat Lord Voldemort durch jemand anderen gehandelt. Mittels dieses Tagebuchs.«
Er hielt das kleine schwarze Buch mit dem großen schwarzen Loch in der Mitte hoch und beobachtete Mr Malfoy genau.
Harry jedoch beobachtete Dobby.
Der Elf tat etwas sehr Seltsames. Die großen Augen fest auf Harry gerichtet, deutete er auf das Tagebuch, dann auf Mr Malfoy, und dann schlug er sich mit der Faust hart gegen den Kopf.
»Ich verstehe ...«, sagte Mr Malfoy langsam zu Dumbledore.
»Ein ausgefuchster Plan«, sagte Dumbledore mit gleichmütiger Stimme und sah Malfoy immer noch fest in die Augen. »Denn wenn Harry hier -« Mr Malfoy warf Harry einen schnellen und scharfen Blick zu, »und sein Freund Ron dieses Buch nicht entdeckt hätten, dann - hätte man Ginny Weasley alle Schuld gegeben. Keiner hätte je beweisen können, dass sie nicht aus eigenen Stücken gehandelt hat ...«
Mr Malfoy sagte nichts. Sein Gesicht sah plötzlich aus wie eine Maske.
»Und stellen Sie sich vor«, fuhr Dumbledore fort, »was dann geschehen wäre ... die Weasleys sind eine unserer bekanntesten reinblütigen Familien. Stellen Sie sich die Folgen für Arthur Weasley und sein Gesetz zum Schutz der Muggel vor, wenn sich erwiesen hätte, dass seine eigene Tochter Muggelstämmige angreift und tötet ... ein Glück, dass das Tagebuch entdeckt und Riddles Gedächtnis darin ausgelöscht wurde. Wer weiß, welche Folgen das noch gehabt hätte ...«
Mr Malfoy zwang sich zu sprechen.
»Großes Glück«, sagte er steif.
Und immer noch deutete Dobby hinter seinem Rücken erst auf das Tagebuch, dann auf Lucius Malfoy und schlug sich dann auf den Kopf.
Und plötzlich begriff Harry. Er nickte Dobby zu und Dobby wich in eine Ecke zurück und zog sich zur Strafe an den Ohren.
»Wissen Sie, wie Ginny zu diesem Tagebuch gekommen ist, Mr Malfoy?«, sagte Harry.
Lucius Malfoy wirbelte herum.
»Woher soll ich wissen, wie dieses dumme Mädchen da drangekommen ist?«, antwortete er.
»Weil Sie es ihr gaben«, sagte Harry. »Bei Flourish &Blotts. Sie haben ihr altes Verwandlungsbuch vom Boden aufgehoben und das Tagebuch hineingelegt, nicht wahr?«
Er sah, wie sich Mr Malfoys weiße Hände zusammenballten und wieder spreizten.
»Beweis es«, zischte er.
.»Oh, keiner wird das können«, sagte Dumbledore und lächelte Harry zu. »Nicht jetzt, da Riddle aus dem Buch verschwunden ist. Andererseits würde ich Ihnen raten, Lucius, nichts mehr von den alten Schulsachen Lord Voldemorts zu verteilen. Sollte noch irgendetwas davon in unschuldige Hände fallen, denke ich, dass Arthur Weasley die Spur zu Ihnen verfolgen wird ...«
Lucius Malfoy stand einen Moment lang reglos da und Harry sah seine rechte Hand zucken, als ob es ihn nach seinem Zauberstab gelüstete. Stattdessen wandte er sich seinem Hauselfen zu.
»Wir gehen, Dobby!«
Er öffnete die Tür und als der Elf herbeigehumpelt kam, stieß er ihn mit einem Fußtritt nach draußen. Sie konnten Dobby den ganzen Korridor entlang vor Schmerz schreien hören. Harry stand eine Weile reglos da und dachte angestrengt nach. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen -»
Professor Dumbledore«, sagte er hastig, »könnte ich bitte dieses Buch Mr Malfoy zurückgeben?«
»Warum nicht, gewiss, Harry«, sagte Dumbledore. »Aber beeil dich. Du weißt, das Fest.«
Harry packte das Tagebuch und jagte aus dem Büro. Von fern hörte er Dobbys leiser werdenden Schmerzensschrei. Hastig und voller Zweifel, ob sein Vorhaben gelingen würde, zog Harry einen Schuh aus, dann die schleimige, dreckige Socke und stopfte das Tagebuch hinein. Dann rannte er den dunklen Gang entlang.
Auf dem Treppenabsatz holte er sie ein.
»Mr Malfoy«, keuchte er und kam vor ihm schlitternd zum Halten. »Ich hab etwas für Sie -«
Und er drückte Lucius Malfoy die stinkende Socke in die Hand.
»Was zum -?«
Mr Malfoy riss die Socke vom Tagebuch, warf sie fort und sah zornig von dem zerstörten Buch zu Harry auf.
»Du wirst eines Tages das gleiche üble Schicksal erleiden wie deine Eltern, Harry Potter«, sagte er leise. »Auch sie waren aufdringliche Dummköpfe.«
Er schickte sich an zu gehen
. »Komm, Dobby. ich sagte, komm.«
Doch Dobby rührte sich nicht. Er hielt Harrys eklige Socke empor und musterte sie, als wäre sie ein unschätzbares Geschenk.
»Meister hat Dobby eine Socke geschenkt«, sagte der Elf verwundert, »Meister hat sie Dobby gegeben.«
»Was soll das heißen?«, fauchte Mr Malfoy. »Was hast du gesagt?«
»Dobby hat eine gute Socke«, sagte Dobby ungläubig. »Der Meister hat sie geworfen und Dobby hat sie aufgefangen und Dobby - Dobby ist frei.«
Lucius Malfoy stand wie angefroren da und starrte den Elfen an. Dann holte er zum Schlag gegen Harry aus. »Du hast mir meinen Diener gestohlen, verdammter Bengel!«
Doch Dobby rief. »Sie dürfen Harry Potter nicht wehtun!« Es gab einen lauten Knall und Mr Malfoy hob es von den Füßen. Drei Stufen auf einmal nehmend stürzte er die Treppe hinunter und landete als zerknautschtes Bündel auf dem Absatz. Er stand auf, das Gesicht rot vor Zorn, und zückte den Zauberstab, doch Dobby hob einen seiner langen, drohenden Finger.
»Sie werden jetzt gehen«, sagte er, empört auf Mr Malfoy hinunterdeutend. »Sie werden Harry Potter nicht anrühren. Sie werden jetzt gehen.«
Lucius Malfoy hatte keine andere Wahl. Mit einem letzten, hasserfüllten Blick auf die beiden warf er sich den Umhang über und eilte davon.


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