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Kapitel 5
Nachdem er seine Haare in seinem eigenen Waschbecken gewaschen und sich frische Kleidung angezogen hatte, legte Severus sich in sein Bett. Die Bewegungen des Schiffes waren sehr viel stärker geworden seit sie auf offener See waren und obwohl Severus ein Mann war, der in seinem Leben schon viel Schmerz und Leid erlebt hatte, wie fast kein anderer, konnte er nicht leugnen, daß diese Schiffsbewegungen ihn nicht unberührt ließen. Selbst jetzt, wo er lag, spürte er diese Bewegungen immer noch. Das Schiff schaukelte nach rechts, dann wieder nach links, dann hatte er das Gefühl, es würde vorne etwas runter gehen, dann wieder hoch. Die Fachausdrücke dafür hatte ihm Ed Foxburr genannt, aber er hatte sie schon wieder vergessen (Rollen und stampfen).
Severus versuchte, zu schlafen, aber es gelang ihm nicht. Ein paar Mal glaubte er zwar, eingenickt zu sein, aber von richtigem Schlaf konnte keine Rede sein. Er war zum einen überhaupt nicht müde, zum anderen sah er sich außerstande, auf diesem Brett zu schlafen, es sei denn, er wäre todmüde. Aber dem war nicht so!
Ein Blick auf die Muggeluhr, die neben ihm auf dem Nachttisch stand, verriet ihm, daß es halb drei war. Hatte er tatsächlich so lange einfach dagelegen und mit den Bewegungen des Schiffes "gekämpft?" Sein Rücken schmerzte. Er mußte unbedingt aufstehen und ein paar Meter gehen. Außerdem spürte er das dringende Bedürfnis, sich seine Blase zu entleeren.
Severus schwang sich vom Bett und schlüpfte in Jeans und Pullover, welche er ordentlich über eine Stuhl gehängt hatte. Zuletzt zog er sich seine Schuhe an und verließ seine Kajüte. Sein Weg führte ihn die steile Treppe hinauf an Deck.
Es war eine sternklare Nacht, aber Severus konnte keinen einzigen Stern ausfindig machen. Die Bewegungen des Schiffes machten es ihm unmöglich, auch nur eine Sekunde nach oben zu schauen, ohne daß ihm dabei ein wenig übel wurde. Das Deck war leicht erleuchtet und somit hatte er keine Schwierigkeiten, den Weg zu finden.
Er klammerte sich mit der rechten Hand an der Reling fest und machte langsam einen Schritt nach dem anderen. Die Toilette war direkt neben der Messe und Severus kam nach wenigen Sekunden wieder erleichtert heraus. Er wusch sich die Hände in dem Waschbecken bei der recht spartanischen Dusche und überlegte, was er denn nun als nächstes machen sollte. An Deck spazieren gehen wollte er nicht unbedingt, zurück ins Bett allerdings auch nicht. Er spielte mit dem Gedanken, sich für ein paar Minuten in die Messe zu setzen, als er eine Stimme hinter sich vernahm. "Mr. Snape, was machen Sie denn hier? Können Sie nicht schlafen?"
Goldie Hardbottle stand hinter ihm, in der Hand eine Thermoskanne. Sie wirkte herzerfrischend wach und vital, als wäre es hellichter Tag und nicht mitten in der Nacht, wo man normalerweise schlief.
"Ich muß zugeben, ich bin es nicht gewohnt, auf See zu schlafen", gestand Severus ganz ehrlich. Er hatte es aufgegeben, seine gewohnt übellaunige, zynische Art hier anzuwenden, da er hier damit nicht den gewünschten Effekt wie in Hogwarts erzielte, sondern eher das Gegenteil, immer wieder zur Lachnummer wurde.
Goldie Hardbottle lächelte ihm aufmunternd zu. "Machen Sie sich nichts daraus, ich habe auch eine gewisse Zeit gebraucht, ehe ich mich daran gewöhnt habe." Sie wurde etwas leise. "Verraten Sie es niemand, aber bei meiner ersten Fahrt auf hoher See mußte ich mich sogar übergeben."
"Ah ja", sagte Severus nur und hoffte, daß es bei ihm nicht soweit kommen würde.
Goldie Hardbottle winkte mit ihrem Kopf in die andere Richtung. "Wenn Sie wollen, können Sie etwas mit auf die Brücke. Wir haben gerade nur zu zweit Wache, genug Platz, und Gesellschaft ist immer gut." Sie hob die Thermoskanne in Severus' Richtung. "Und frischen Kaffee gibt es auch."
Auf die Brücke mitkommen? Severus war noch nie auf der Brücke eines Schiffes und er wußte schon gar nicht, wie so etwas aussah. Neugierig war er auf alle Fälle. Also gab es keinen Grund, Goldie Hardbottles Angebot auszuschlagen. "In Ordnung", willigte er ein und folgte der jungen Frau auf die Brücke.
Kapitel 6 |