Epilog
Zwei Jahre später
Er betrachtete liebevoll seine schlafende Frau. Ihre dunklen Locken lagen einem Heiligenschein gleich auf dem hellen Kissen und ein weiches Lächeln umspielte die rosigen Lippen. Seine Finger strichen sanft jede Linie ihres schönen Gesichtes nach. Severus war glücklich. Seit mehr als einem Jahr waren sie nun schon verheiratet und er liebte sie von Tag zu Tag mehr.
Ein Rascheln liess ihn lächeln. Er stand auf und band sich den schwarzen Seidenmorgenmantel, ein Geschenk zu ihrem ersten Jahrestag, zusammen. Seine Schritte waren leise, er wollte sie noch ein wenig schlafen lassen. Die Sonne stand noch nicht zu hoch, er würde nicht zu spät zu seinem Unterricht kommen. Severus sah hinab, auf den Verursacher der Geräusche. Vorsichtig, als wäre es aus Glas, hob er es aus der Wiege. Tiefschwarze Augen sahen ihn vertrauensvoll an, die rosigen Bäckchen luden zum Knuddeln ein.
Sein Sohn! Julian Snape. Der Säugling merkte nichts von der Ehrfürchtigkeit, die ihm entgegen gebracht wurde. Er spielte lieber fröhlich glucksend mit den schwarzen Strähnen, welche ihm zu nahe gekommen waren.
Hermine war wach geworden und setzte sich auf. Ihr Blick ruhte zufrieden auf ihrer kleinen Familie. Der stolze, starke Mann lächelte, und das kleine Baby in seinen Armen.
"Guten Morgen, Sev."
Er drehte sich zu ihr um und seine Augen strahlten. "Guten Morgen mein Engel. Hast du gut geschlafen?"
Sie gähnte herzhaft und streckte sich. Eine Frühaufsteherin würde sie wohl nie werden, auch wenn er mit den Hühnern aufstand. Sie kicherte bei dem Gedanken, dass er diesen Ausdruck wohl nicht verstehen würde.
"Sehr gut, danke. Ich werde mal duschen gehen. Passt du auf den kleinen Rabauken auf?"
Sein Blick ruhte auf ihr, als Hermine aufstand und nur mit einem Hemdchen bekleidet ins Badezimmer ging.
Es dauerte nicht lange, sie stand kaum unter dem warmen Wasserstrahl. Die Glastür wurde geöffnet und ihr Ehemann zwinkerte ihr fröhlich zu. "Darf ich dir Gesellschaft leisten?"
Ihr Blick war zärtlich und sie runzelte die Stirn, als würde sie über diese Frage nachdenken müssen. Schließlich erinnerte sie sich noch genau an die Überschwemmung vom letzten Mal.
"Hey?"
"Na komm schon rein!"
Seine Hände waren sanft und seine Lippen strichen verführerisch über ihren Nacken. Es würde wohl wieder eine Flutwelle geben. Doch der Gedanke war nur von kurzer Dauer, er verschwand, als seine Lippen ihre eroberten.
"Ich liebe dich, Hermine!"
"Ich weiß."
Damit war für lange Zeit das letzte Wort gesprochen.
***
Als er in seinem Unterricht verschwand und sie den kleinen Julian bei Madam Pomfrey abgegeben hatte, machte sie sich auf den Weg. Ihr Ziel war ein Raum, tief unter den Sälen von Hogwarts. So weit von allem entfernt, dass niemand auf den Gedanken käme, dass es hier etwas unendlich Wertvolles gab.
Sie war schon lange nicht mehr hier gewesen. Das letzte Mal am Tage ihrer Hochzeit. Und es hatte ihr nur Traurigkeit beschert und Leid. Beinahe wäre sie wieder davongelaufen. Heute würde sie es wagen, würde noch einmal die Abgründe beschwören.
Die Tür schwang knirschend auf und sie betrat die Halle. Nichts hatte sich verändert, der Spiegel stand noch immer an seinem Platz. Die Schritte fielen ihr schwer, sie fürchtete die Wahrheit. Doch musste sie es wissen.
Es hatte sich so vieles in ihrem Leben geändert. Sie war endlich glücklich. Ihre Familie bedeutete ihr alles, und der Mann an ihrer Seite. Hermine hatte versucht zu vergessen, was sie gesehen hatte, doch es war unmöglich. Und jetzt würde sie es noch einmal wagen.
Sie war so zufrieden mit ihrem Leben, so ausgefüllt mit ihrer Liebe zu ihm. Ja, sie liebte ihn. Vielleicht nicht zu Anfang, vielleicht nicht damals, als es wichtig war. Aber jetzt tat sie es. Hermine hoffte, dass es die Wahrheit war.
Mit hocherhobenem Haupt und zittrigen Lippen trat sie vor den Spiegel.
Zuerst warf er nur ihr Bild zurück, doch dann verschwamm die Reflektion und sie sah es. Sich selbst, in Severus Armen und den Säugling in der Wiege. Sie lächelten und er winkte ihr liebevoll zu. Hermine ging in die Knie. Ihre Faust fest vor dem Mund gepresst, drangen unzählige Tränen über die Wangen.
Schluchzend wiegte sie sich hin und her.
Endlich! Sie hatte gefunden, was sie nie zu hoffen wagte. Hermine Snape war glücklich, zufrieden. Es war damals vielleicht Mitleid gewesen, doch nun war es mehr.
Sie rappelte sich auf und wischte die Tränen weg. Severus hatte recht gehabt....
Sie und er für immer, für alle Zeiten. Und zum ersten Mal tat diese Vorstellung nicht weh.
Jetzt lächelte sie zärtlich, strich sanft über das Spiegelbild und machte sich auf den Weg, ihren kleinen Sohn abzuholen. In ihrem Herzen tanzte nur ein Gedanke:
Ich liebe Severus, liebe ihn mehr als alles andere.
Und es war an der Zeit, dass sie es ihm auch endlich sagte.
***
Albus trat hinter einer Säule hervor, als sie die Tür hinter sich schloss. Er war erleichtert und freute sich für die Beiden. Endlich war es eingetreten. Hermine war kein Kind mehr, sie war eine Frau. Und endlich hatte sie sich selbst erkannt. Er schmunzelte, das Bild hatte ihm viel Freude bereitet. Doch nun wurde es Zeit für Frühstück und vielleicht ein paar Einsätze in Schülerwetten....
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