Kapitel 3: Geheimnisse
Severus kam nun einmal in der Woche zu seiner außerordentlichen Schülerin.
Anfänglich dachte er, daß der Grund, warum sie nicht nach Hogwarts ging, der wäre, daß sie vielleicht ein Werwolf wäre, allerdings erledigte sich dieser Verdacht von selbst. Einige ihrer Unterrichtstunden fielen auf Tage, wo in der Nacht Vollmond sein würde und er blieb bis zur Dämmerung, sie veränderte sich nicht. Sie war wirklich eine ruhige Schülerin, zu ruhig - sogar für ihn, der Stille sehr schätzte. Vor allem, sie schien immer mit Strafen zu rechnen, wenn sie etwas nicht wußte. Verdammt noch mal, niemand konnte alles wissen, sogar er, der ein Meister der Tränke war, lernte hin und wieder etwas Neues.
Er bemerkte nach einiger Zeit, es war fast ein Jahr vergangen, oh in Hogwarts war es drunter und drüber gegangen, daß er begonnen hatte diese Unterrichtstunden zu genießen. Dass es ihm fast Freude bereitete, sie zu unterrichten. Nach einem Jahr hatte er es geschafft sie dazu zu bringen, sogar selbst ein paar Fragen zu stellen. Denn man konnte sehen, daß sie der Unterricht begeisterte. Trotzdem blieb seine Schülerin ein Rätsel für Severus.
"Warum gehst du nicht, wie andere deines Alters nach Hogwarts?", hatte Severus sie eines Tages gefragt.
"Ich werde bereits ausgebildet, von Malestrade und jetzt von Ihnen"
Das leuchtete ein, nur warum? Doch auf diese Frage hatte sie nicht geantwortet, obwohl er ganz genau gesehen hatte, daß sie wußte warum. Nun, er konnte nicht von ihr erwarten, daß sie ihm vertraute. Schließlich war er ein Monster. Zumindest sah er sich so und er war sich dessen bewußt, daß wohl einige Schüler dasselbe dachten.
Es war Hochsommer und außerordentlich schwül. Alina war fertig. Sie hatte heute einen schweren Fehler gemacht und einen von Malestrades Befehlen verweigert. Noch jetzt, Stunden nach der Bestrafung, welche unweigerlich gefolgt war, hatte sie das Gefühl, daß ihre Haut in Flammen stand. Sie konnte nicht mehr, sie wollte nur noch sterben. Ein bekanntes Gefühl, sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie sich jemals nicht den Tod gewünscht hatte.
Sie beschloß dem Ganzen ein Ende zu setzte, doch das konnte sie nicht hier, sie hatte zu große Angst, dass Malestrade sie finden würde, also beschloß sie fortzulaufen. Sie hatte keine Ehrfahrung im Rausschleichen, trotzdem gelangte sie ungesehen vom Gelände. Sie hatte Glück gehabt, denn ihr Vormund war unterwegs.
Sie war in der Muggelwelt, sie war noch nie außerhalb des Herrenhauses gewesen und die vielen Lichter und Geräusche machten ihr Angst. Sie überquerte etwas, das, wie sie vermutete, wohl eine Straße war. Ein lautes Geräusch ertönte und Lichter wie zwei riesige Augen tauchten auf. Das Monstrum blieb stehen und ein Mann fuhr sie scharf an, dann war er wieder in diesem Monster verschwunden. Alina rannte auf das zu, wo die anderen Muggel unterwegs waren.
Im Moment nur eine Muggel, und das auf einem verrückten Drahtgestell.
Diese Muggel blieb stehen und stieg ab. "Alles in Ordnung?", fragte sie.
Alina nickte nervös. Dieses Ding hatte sie schrecklich erschreckt.
"Hast du noch nie ein Auto gesehen?"
"Was?"
"Ein Auto, du bist wohl nicht von hier was? Obwohl ich hab noch nie von jemanden gehört, der ein Auto nicht kennt. Ich bin Myra."
"Alina."
"Freut mich, wo wolltest du eigentlich hin?"
Alina zuckte nur mit den Schultern.
"Abgehauen was? Keine Angst ich verpfeife dich nicht. Ich hab mich auch geschlichen, meine Alten sind voll beknackt. Hab' einfach die Nase voll von ihnen. Deine sind wahrscheinlich auch total bescheuert."
"Weiß nicht, mein Vater ist gestorben, als ich noch klein war und Mutter, naja sie ist nicht da."
"Und bei wem lebst du? Laß mich raten, bei irgendeinem verrückten Verwandten."
"Nein, bei meinen Vormund."
"Irre Klamotten hast du da an, trägst du das, weil du das willst, oder weil dein Vormund, dir das vorschreibt?"
"Keine Ahnung, ist was damit, ich hab nur solche Sachen."
"Voll krass. Was ist, willst du mitkommen? Ich wollt ne kleine Runde machen, mal sehen wo es mich hinverschlägt."
Alina schüttelte den Kopf.
"Na komm schon, wir Ausreißer müssen doch zusammen halten. Redest du immer so wenig, sag hat dich dein Alter geschlagen?"
"Nein, aber was in der Art."
"Scheißkerle diese Erwachsenen, glauben immer, daß sie alles mit uns machen können, weil wir schwächer sind, als die."
"Leider."
Myra schleppte Alina zu einem See. Dort gab es eine Feuerstelle.
"Sag hast du Feuer?"
Alina nickte und zückte ihren Zauberstab und murmelte leise einen Spruch.
"Cool, wie hast du das gemacht? Ist ja irre, das ist ja wie Zauberei!"
"Ist es auch, es war nur ein leichter Spruch, wie macht ihr denn Feuer?"
"Mit nem Feuerzeug, Moment mal ihr? Was soll das heißen?!"
Alina biß sich auf die Lippen, sie hatte gerade vor einem Muggel gezaubert.
"Bist du ne Zauberin, oder so was?"
"Versprich, dass du das keinem erzählst!", forderte Alina und Myra nickte.
"Ich bin eine Hexe, es gibt ne Menge Leute wie mich und wir leben vor euch verborgen."
"Voll krass eh echt, das raff ich nicht und du kannst noch mehr solcher Sachen?"
Alina nickte.
"Wie ist das so, ich meine eine Hexe zu sein, ich würde jeden verfluchen der mir nicht passt!"
"So leicht ist das nicht, ich bin keine erwachsene Hexe sondern in Ausbildung und mein Vormund kann viel mehr wie ich. Denkst du denn ich wäre weggelaufen, wenn ich ihn so leicht verfluchen könnte?!"
"Ne, sor' daran hab ich nich' gedacht. Beschiß, zeig mir mehr."
Alina verwandelte einen Grashalm in einen Kuchen, es war das erste was ihr eingefallen war. Sie war in Verwandlungen nicht besonders, es fiel ihr am Schwersten.
"Man, als Zauberer kriegt man nie Hunger. Zauberst du dir immer dein Essen?"
"Nein, das machen die Hauselfen."
"Hauselfen?"
"Nun das sind Wesen, die für Zauberer den Haushalt und so machen, die kochen eben auch."
"Lässig, und was kriegen sie dafür?"
"Kriegen?"
"Na Geld oder so was, es muß ja scheißteuer sein, ich mein' meine Mutter putzt für andere Leute und dafür kriegt sie Geld. Du mußt ja verflucht reich sein."
"Hmm weiß nicht, aber Hauselfen werden nicht bezahlt, sie gehören der Familie für die sie arbeiten."
"Das ist ja Sklaverei!"
"Ja."
"Wie rückständig und ich dachte, Mum hätte einen beschissenen Job."
Sie blieben noch lange an dem See und erzählten sich von ihren Welten.
Alina fand in Myra etwas, das sie am Dringendsten brauchte, eine Freundin. Obwohl Beide beschlossen hatte nicht wieder nach Hause zurückzukehren, taten sie es doch.
In den kommenden Wochen fand Alina immer wieder eine Möglichkeit, ihre Muggelfreundin zu sehen. Es war ihr kleines Geheimnis.
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