Kapitel 15: Die Ohnmacht und Lavenders Ahnung
Am nächsten Morgen saßen alle zu einem verspäteten Frühstück in der Großen Halle. Es war Samstag und viele Plätze blieben leer, da sich einige Schüler (vorwiegend Mädchen) immer noch vom Abend vorher erholen mussten. Stella saß stumm neben Lavender und rührte in ihrem Porridge herum.
„Stella?“, erklang Harrys Stimme und sie hob den Kopf und sah ihn an.
„Wie geht es dir?“ Harry sah ihre rotgeweinten Augen. Stella schniefte und stand abrupt auf.
„Entschuldigt mich bitte!“
„Aber, was hast du denn?“, rief nun Ron verwundert und sie sahen, wie Stella raschen Schrittes die Halle verließ.
Harry wand sich zu Lavender: „Was ist mit ihr los?“
„Wenn ich das wüsste!“, seufzte sie. „Irgend etwas stimmt nicht mit ihr!“ Sie sprach nicht aus, was sie dachte. 'Sie muss unglücklich verliebt sein!'
„Sollen wir ihr hinterher laufen?“, fragte Harry zweifelnd.
Lavender schüttelte den Kopf. „Ich glaube, sie möchte alleine sein!“
***
Stella hielt es nicht mehr aus in der Halle. Sie musste mit Snape reden. Dringend! Sie rannte nach unten, zum Kerker. Sie hoffte, dass er dort sein würde!
Sie kam atemlos vor der Tür zum Stehen und klopfte. Er öffnete nicht. Sie rüttelte am Türgriff. Sie war verschlossen.
'Soll ich es mit dem Zauberstab versuchen?' Sie griff in ihre Umhangtasche und zog ihn langsam heraus. Einen Moment stand sie unschlüssig da und war sich nicht sicher, ob sie es wirklich tun sollte.
Sie zeigte mit ihm auf das Schloss und flüsterte: „Alohomora!“ doch auch nun geschah nichts. Anscheinend hatte Snape einen sicheren Verschlusszauber über die Tür gelegt, der mit einem einfachen Öffnungszauber nicht zu brechen war.
Aufgebracht schlug Stella gegen die Tür. „Professor Snape! Bitte, öffnen Sie doch!“ Doch nichts geschah.
Gefrustet wand sie sich ab und lief davon.
***
Snape hatte sehr wohl ihr Klopfen gehört. Hatte jedoch nicht geöffnet. Er war immer noch so verwirrt! Was hatte das alles bloß zu bedeuten? Zuerst erwiderte sie seinen Kuss voller Leidenschaft und lässt sich dann in die Arme dieses idiotischen Schönlings fallen! Er wollte sie einfach nicht sehen.
'Aber ihre Stimme klang doch irgendwie flehendlich, als sie an deine Tür geklopft hat!?', flüsterte sein inneres Ich.
„Wahrscheinlich ist sie eh nur gekommen um zu sagen, dass sie in diesen Lackaffen verliebt war!“ Doch tief in seinem Innern, wusste er, dass es nicht so war.
Er sah sich in seinem Büro um, griff nach dem nächstbesten Einmachglas, das mit irgendwelchen Glubschaugen gefüllt war und feuerte es mit voller Kraft gegen die Wand.
***
Stella verkroch sich das restliche Wochenende, indem sie entweder in ihrem Zimmer blieb, oder weite Spaziergänge machte. Dabei achtete sie peinlichst genau darauf, dass sie nicht in die Nähe des Sees und des Verbotenen Waldes kam.
Am Sonntag streifte sie gerade mal wieder über die Ländereien und kam zum Gewächs- und Kräuterhaus.
Sie betrat es und sah sich interessiert um. Noch nie hatte sie so seltsame Pflanzen gesehen wie hier. Eine Pflanze sah besonders gefährlich aus. Sie hatte lilafarbene Blätter und diese bewegten sich. Am Ende hatten sie zangenförmige Greifer, die immer wieder in die Luft schnappten.
Stella schienen diese Dinger nicht sehr vertrauenswürdig und sie wollte sich gerade umdrehen, um das Gewächshaus wieder zu verlassen, als einer der Blätterarme blitzartig herausgeschossen kam, ihre Knöchel umschlang und sie mit einem Ruck in die Höhe riss.
Stella kippte nach vorne um und konnte sich gerade noch mit den Händen auf dem Boden abstützen und wurde dann in die Luft gerissen.
Sie schrie.
Und als sie nach unten blickte, erkannte sie den weitaufgerissenen Schlund der Schlingpflanze. Panisch suchte sie ihren Zauberstab, so gut das kopfüberhängend ging. Er rutschte ihr aber aus der Hand und kam auf dem Boden neben der Pflanze zum Liegen.
In dem Moment, als die Pflanze sie noch etwas besser über ihrem Schlund platzierte, wurde die Tür aufgerissen.
***
Severus hielt es in seinen kalten Gemäuern nicht mehr aus. Er wollte ein wenig spazieren gehen. Zudem brauchte er eh einige Sachen aus dem Kräuterhaus und er machte sich auf den Weg dorthin.
Kurz bevor er es erreichte, vernahm er ein erschrockenes Schreien. Rasch griff er seinen Zauberstab und stürzte in das Gewächshaus und sah sich einen Moment um. Er sah niemanden.
***
Stella erblickte Snape. Sie sah, dass er sich suchen umblickte, da sie ja nur knapp unter der Decke hing.
„Hier!“, rief sie. „Professor Snape, bitte ……!“
Severus riss seinen Kopf nach oben und sah sie an einem Arm der „Lianus Hibrida“ hängen.
„Vielleicht sollte ich Sie ja hängen lassen, Miss Maris?“, fragte Severus spöttisch. Er überlegte, ob er sie nicht noch ein bisschen zappeln lassen sollte. Er war immer noch sauer wegen des Anblicks, den sie ihm mit Montacute geboten hatte.
„Ich finde das gar nicht witzig!“, schrie Stella panisch von oben hinab. „Tun sie doch was! Bitte!“, flehte sie Snape inzwischen an.
Severus hob lässig seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Pflanze und rief: „Stupor!“ Augenblicklich erschlafften die Arme der Pflanze und Stella fiel nach unten.
Severus ließ seinen Zauberstab fallen und stürzte nach vorne, als ihm klar wurde, dass Stella nun auf dem Boden aufschlagen würde!
Er breitete seine Arme aus um sie aufzufangen und sie fiel schwer in seine Arme und beide stürzten zu Boden.
Stella lag quer über Severus´ Brust und rappelte sich verwirrt auf. Snape rührte sich nicht.
„Oh Gott!“, flüsterte sie, während sie sich über sein Gesicht beugte und ihn vorsichtig abtastete. Sie war ja weich gefallen, genau auf ihn. Jedoch war er bei dem Sturz mit dem Hinterkopf auf dem unebenen Boden aufgeschlagen und war anscheinend ohnmächtig.
„Professor Snape…. Severus! Kannst du mich hören?”, fragte sie verzweifelt und fuhr sanft mit einer Hand durch sein Haar. Er rührte sich immer noch nicht.
Reglos lag er mit geschlossenen Augen vor Stella.
„Wir wechseln uns wohl auch immer ab, was irgend welche Unfälle angeht, wie?“, fragte sie leise, stand auf und flüsterte „Mobilcorpus“ und brachte den reglosen Körper auf die Krankenstation.
***
„Er hat nur eine kleine Gehirnerschütterung! Du kannst jetzt gehen, Stella! Er wird schon wieder!“, fügte Poppy hinzu, als sie Stellas besorgten Gesichtsausdruck sah. „Ihr zwei rettet euch wohl immer gegenseitig das Leben, wie?“, fragte sie und zwinkerte Stella zu.
„Wenn, wenn irgend etwas ist, verständigst du mich dann?“, fragte Stella matt.
„Natürlich! Du kannst doch morgen früh wieder vorbeikommen und nach ihm sehen! Und nun geh! Bis morgen ist Professor Snape wieder putzmunter!“
Stella lief nach oben und kam vor der fetten Dame zum Stehen und flüsterte das Passwort.
„Na, wieder Probleme mit dem Liebsten?“, fragte die Dame besorgt. Stella antworte mit einem Schniefen und das Portrait klappte zur Seite. Sie lief rasch durch den Gemeinschaftsraum.
Harry und Ron, die gerade über „Die großen Animagi der Zeit“ hingen sahen verwundert auf. Lavander, die gerade „Handlesen für Profis“ las legte rasch ihr Buch zur Seite und folgte Stella auf ihr Zimmer.
Sie hatte sich die ganze Zeit darüber Gedanken gemacht, wer es war, der Stellas Herz gebrochen hatte und sie hatte auch schon so einen Verdacht.
Kurz bevor sie die Wendeltreppe erreicht hatte, hörte sie, wie Neville in den Gemeinschaftsraum gestürzt kam und: „Snape liegt ohnmächtig auf der Krankenstation!“ rief.
Lavender stoppte und drehte sich zu ihm um und fragte: „Was ist denn passiert, Neville?“
Er atmete kurz durch und sagte: „Snape muss irgendwie gestürzt sein, oder so …... im Gewächshaus und stellt euch vor -", er legte eine kleine Pause ein, "- Stella hat ihn zu Poppy gebracht!“
Lavender hatte genug gehört und lief nach oben. Stella hatte völlig verstört ausgeschaut und irgendwie verhärtete sich in ihr der Verdacht, den sie die ganze Zeit mit sich herumtrug.
Wie Lavender vermutet hatte, lag Stella schluchzend auf ihrem Bett. Ihr Gesicht ins Kissen gepresst.
Sie ließ sich auf dem Bettrand nieder und griff sanft an ihre Schulter.
„Willst du dich nicht endlich mal aussprechen, Stella?“, fragte sie sanft und beobachtete Stella, die sich langsam aufsetzte.
„Lavender, ich, ich weiß nicht!", sagte sie leise und zweifelnd.
„Du bist unglücklich verliebt, stimmts?“
Stella schluchzte und nickte heftig.
„Und es ist niemand aus Gryffindor!?“
Wieder ein Nicken.
„Kann es sein“, fuhr Lavender fort, „dass dieser Jemand gerade ohnmächtig auf der Krankenstation liegt?“
Stella blickte Lavender nun mit großen Augen an und flüsterte: „Woher weißt du …..?“
„Neville hat es gerade erzählt. Es ist doch Snape, nicht wahr?“
Wieder stiegen Tränen in Stellas Augen und sie seufzte laut auf. „Ja“, flüsterte sie, „es ist tatsächlich Snape! Findest du das nicht auch seltsam? Gerade Snape! Aber wie kommst du auf Snape?“
„Ich habe euch beobachtet. Wie ihr euch anschaut. Er wirft dir definitiv einen anderen Blick zu als uns anderen! Ron und Harry würden es wahrscheinlich sehr seltsam finden, aber Stella -", sie sah ihrer Freundin fest in die Augen, "- wenn du dich in ihn verliebt hast, ist es OK, verstehst du? Was ist denn mit Snape? Weiß er von deinen Gefühlen?“
Stella zuckte fragend mit ihren Schultern. „Ich weiß auch nicht! Wir, wir haben uns sogar schon geküsst!“
„Was?“ Nun schaute Lavender ziemlich verdutzt.
Stella lächelte sie matt an und fragte: „Hast du Zeit? Dann erzähle ich dir die Geschichte, aber von Anfang an!“
Lavender nickte.
„Es begann alles in einem klapprigen Muggel-Auto ………“
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