Philosophy of Life

 

 

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Autorin: Yvonne


Unruhig wanderte Severus Snape in seinem Haus auf und ab. Er machte sich Sorgen. Seine Verlobte Natalia hätte schon längst wieder zu hause sein müssen. Doch sie war es nicht. 

Wie hatte er ihr das antun können? Wie hatte er sie dieser Gefahr aussetzen können?

Warum habe ich mir selbst das eigentlich angetan, fragte sich Severus in seiner für ihn typisch zynischen Art.

Zynismus, Kälte, Verbitterung und Sarkasmus – die vier Grundeigenschaften seines Charakters. 

Doch warum eigentlich? Hatte das Schicksal ihn dazu auserkoren und unliebenswürdigste Person seiner Generation zu sein?

Nicht zum ersten Mal fragte Severus sich, warum er eine Verlobte hatte. „Weil du geheimnisvoll, unnahbar und ziemlich anziehend bist. Das ist sexy.“, antwortete Natalia daraufhin immer.

Natürlich, ein Zauberer musste auf eine Muggel immer geheimnisvoll wirken . . . 

Wie auf Kommando begann sich von seinem linken Unterarm aus plötzlich ein lähmender Schmerz in seinem Körper auszubreiten. Seine Hände wurden eiskalt, sein ganzer Körper fühlte sich taub an. Als der Schmerz sein Herz erreichte fühlte Severus sich, als würde es ihm aus der Brust gerissen.

Vorsichtig krempelte er seinen Ärmel hoch und betrachtete seinen Unterarm, wo ein Totenkopf, aus dessen Mund sich eine Schlange wand, nun tiefschwarz leuchtete. Das Dunkle Mal. Voldemorts Zeichen. Das Zeichen, das ihn überall auf der Welt als Todesser kennzeichnete.

Severus dachte mit Schaudern, aber auch mit Ehrfurcht an das erste Mal, als er Lord Voldemort gegenüber gestanden hatte.

Er war damals sechzehn gewesen, am Ende seines sechsten Schuljahres in Hogwarts. Lucius Malfoy, ein Siebtklässler, hatte ihm von einem Treffen Schwarzer Magier im Verbotenen Wald erzählt. Es würden neue Mitglieder aufgenommen, so hieß es.

Schon immer interessiert an den Dunklen Künsten und stolz auf seinen magischen Fähigkeiten war er fasziniert gewesen von der Macht und der Stärke aus Schwarzer Magie, die von Lord Voldemort ausging, dessen Namen damals schon allen Slytherins, die etwas auf sich hielten, etwas sagte.

Seit Jahren mehrte Voldemort Anhänger um sich und wurde stetig mächtiger. Er jagte den Menschen Angst ein, tötete Muggel, muggelstämmige Zauberer und Zauberer, die nicht auf seinen Seite wechselten, sondern sich gegen ihn stellten.

Als Severus an diesem Abend in den Verbotenen Wald ging, war er sich nicht sicher gewesen, was ihn erwartete. Auf einer mondbeschienenen Lichtung angekommen, sah er sich schließlich zum ersten Mal dem Dunklen Lord gegenüber.

Noch heute wusste Severus genau, wie Voldemort ausgesehen hatte. Seine weiße Haut schien im fahlen Mondlicht und durch den blutroten Mantel, den er trug, noch heller zu leuchten. Seine glühend roten Augen hatten wachsam die Reihen der Todesser abgesucht und als sie schließlich bei Severus angelangt waren, hatten sie einen hungrigen Ausdruck angenommen.

„Severus. Ich wusste, du würdest eines Tages zu mir kommen.“, sagte er mit seiner zischelnden Stimme.

Severus war vorgetreten und hatte seinen Kopf demütig vor demjenigen geneigt, dessen Diener er bald sein sollte. 

„Ich habe etwas für dich.“, zischte Voldemort und machte eine kurze Bewegung mit der Hand.

Sofort öffnete sich der Kreis der Todesser und ein kleines Mädchen, nicht älter als sieben Jahre, wurde in den Kreis zu Voldemort und Severus gestoßen. Mit angsterfüllten Augen sah sich um. Stumme Tränen zeichneten sich auf ihren Wangen ab.

„Töte sie.“, befahl Voldemort mit gewissenloser Genugtuung in der Stimme.

Severus sah ihn an. Dann wandte er sich dem Mädchen zu, das vor ihm auf dem Boden kniete und richtete seinen Zauberstab auf sie. Die Hand, die den Zauberstab hielt, war vollkommen ruhig, doch seine Stimme zitterte, als er die tödlichen Worte aussprach: „Avada Kedavra!“

Eine grüner Lichtblitz brach aus seinem Zauberstab und surrte auf das Mädchen zu. Von ihm getroffen, sackte es leblos in sich zusammen. Sie war tot. 

„Sehr gut. Und das mit sechzehn Jahren, nicht schlecht.“, sagte Voldemort mit leiser Anerkennung.

Severus hörte ihn nicht. Er blickte auf das Mädchen, das ihm zu Füßen lag. Ihre Augen waren geöffnet und in ihnen war der blanke Horror zu lesen. In ihm regte sich eine leise Stimme, die das in Frage stellte, was er gerade getan hatte, doch er unterdrückte sie. Das Mädchen war eine Muggel gewesen, sie hatte es nicht verdient zu leben.

„Nun komm her.“, holte ihn Voldemorts Stimme in die Wirklichkeit zurück.

Langsam ging Severus auf ihn zu. 

„Reich mir deinen linken Unterarm.“

Severus tat, wie ihm befohlen. 

Voldemort richtete seinen Zauberstab auf Severus’ Arm und flüsterte:

„Morsmordre!“

Sofort brach ein grüner Nebel aus Voldemorts Zauberstab und formte sich zu einem Totenkopf, aus dessen Mund eine Schlange quoll. Er legte sich über Severus Arm und als er seine Haut berührte, schrie Severus vor Schmerz auf. Ein Glühen durchfuhr seinen Körper und sein linker Arm schien in Flammen zu stehen, als sich das Dunkle Mal immer tiefer in seine Haut brannte.

Als Voldemort den Zauberstab senkte und seinen Arm losließ, verebbte der Schmerz langsam und das Mal hörte auf zu glühen und erkaltete.

„Nun bist du einer von uns, ein Tosesser.“, verkündete Voldemort. „Von uns wirst du Hilfe bekommen, wann immer du sie brauchst, doch im Gegenzug erwarte ich uneingeschränkte Loyalität. Mach es dir zum Auftrag, Unwürdige auszurotten, und du wirst reich dafür belohnt werden.“

Wieder neigte Severus demütig seinen Kopf und zog sich langsam zurück.

Voldemort beendete die Versammlung und Severus ging mit Malfoy zurück in die Schule. 

Ohne es zu ahnen, hatte Severus in dieser Nacht sein Schicksal und das vieler anderer Menschen unwiderruflich besiegelt. 

Ein erneuter stechender Schmerz in seinem Arm holte Severus in die Gegenwart zurück. Er musste gehen. Er durfte nicht länger warten, sonst würde es ihm schlecht ergehen. 

Er fragte sich, ob er Natalia eine Nachricht hinterlassen sollte, unterließ es dann aber und apparierte zu dem Ort, an dem er Voldemort vermutete. 



Besagter Ort war ein dunkler Wald irgendwo in England. Severus hatte sich nie die Mühe gemacht herauszufinden, wo genau dieser Wald eigentlich lag. Es war der Ort für die Zusammenkünfte der Todesser, das genügte.

Als er einen schmalen Weg entlangging, dessen Beschaffenheit er mittlerweile schon im Schlaf beherrschte, wanderten seine Gedanken zurück zu der Frage, was aus ihm das gemacht hatte, was er heute war.

Er erinnerte sich an seine Kindheit. Seine Eltern waren Todesser. Seit er denken konnte, waren ständig Männer und Frauen bei ihnen ein- und ausgegangen, hatten Treffen Schwarzer Magier stattgefunden.

Er war aufgewachsen mit den Dunklen Künsten und hatte sie als selbstverständlich hingenommen. Die Tatsache, dass er sie außerdem weitaus interessanter fand als die Weiße Magie, tat der Sache keinen Abbruch. 

Seine Eltern hatten immer angenommen, dass er ebenfalls ein Todesser werden würde und Severus hatte ihnen nie einen Grund zur gegenteiligen Annahme geliefert.

Bis er mit sechs Jahren einmal einen muggelstämmigen Zauberer mit nach hause gebracht hatte. Ein Freund aus der Nachbarschaft. Damals hatte er nicht gewusst, wie falsch dieses Handeln für Leute war, die auf der Dunklen Seite standen.

Am Abend war er von seinem Vater für sein „unehrenhaftes“ Verhalten bestraft worden. Seitdem hatte er die Pferdepeitsche über dem Kamin in schlechter Erinnerung.

Seit diesem Zeitpunkt war er seinen Eltern nicht mehr genug Wert gewesen. Er hatte alles versucht, doch seine Eltern schienen gänzlich unbeeindruckt von dem, was er tat.

Sie widmeten sich nun seiner Schwester Helaya, zwei Jahre jünger und ebenso begabt wie er. 

Irgendwann resignierte Severus. Zwar beschäftigte er sich weiterhin mit Schwarzer Magie, brachte sie sich selbst bei und wandte sie immer mehr an, doch das geschah aus reinem Selbstinteresse.

Nie hatte er zu hoffen gewagt, dass es seine Eltern interessierte. Und er hatte Recht behalten, seine Eltern zeigten nie auch nur den Hauch von Anerkennung. 

Severus konnte sich nur an einen einzigen Tag erinnern, an dem seine Hoffnung zumindest halbwegs zurückkehrte: der Tag der Einschulung seiner Schwester in Hogwarts.

Helaya wurde nach Ravenclaw geschickt. Es schien, als hätte nichts den Sprechenden Hut von seiner Entscheindung abbringen können.

An diesem Tag erlaubte sich Severus, wieder an die Liebe seiner Eltern zu glauben, doch er irrte sich. Noch nicht einmal die Schande seiner Schwester, nicht nach Slytherin geschickt worden zu sein, änderte etwas. 

Severus wusste, warum er verbittert war, warum er ständig und überall seine zynischen und sarkastischen Kommentare zur Geltung bringen musste. Es waren die Jahre nicht Nichtachtung gewesen. Keiner hatte ihm je Anerkennung dafür gezeugt, was er erlernt hatte und wirklich gut beherrschte.

Bis zu dem Tag, an dem er Todesser wurde. Seit diesem einund- zwanzigsten Mai wurden sein Wissen und sein Können gebraucht, konnten sein Kräfte angewandt werden. 

Doch da es für seine Eltern eine Selbstverständlichkeit gewesen war, dass er Todesser werden würde, beachteten sie es nicht besonders. 

Und die Tatsache, dass er Menschen töten musste, trug ebenfalls nicht dazu bei, seinen Charakter fröhlicher zu stimmen. 

Gewiss, er stand auf Voldemorts Seite, er verachtete Muggel und jene Zauberer, die von Muggeln abstammten, doch immer lauter wurde in seinem Kopf eine Stimme, die dem Allem widersprach.

Und dann hatte er sie kennen gelernt. Natalia, eine einfache, absolut nichtmagische Muggel. Die Gewissheit, sich in sie verliebt zu haben, stürzte Severus in einen Strudel aus gegensätzlichen Gefühlen. 

Auf der einen Seite war da Voldemort, seine Eltern, die Tatsache, dass er ein Todesser war und es seine eigentliche Aufgabe war, Menschen wie Natalia zu töten.

Auf der anderen Seite waren da Natalia und seine Gefühle für sie, wie er sie zuvor noch bei keiner Frau gefühlt hatte. 

Dieser Widerspruch brachte Severus dazu, sich noch weiter zu verachten, sich noch mehr in Sarkasmus und Kälte zu flüchten.

Noch nicht einmal das bekomme ich hin, dachte er manchmal. Ich bekomme es noch nicht einmal hin, mich vollends für eine Seite zu entscheiden, selbst dazu bin ich zu schwach. 

Er fragte sich häufiger, warum er Natalia nicht umbrachte, warum er sich nicht einfach selbst umbrachte. Was hatte er schon zu verlieren? Ein armseliges, einsames Leben, dass noch nicht einmal die Frau verbessern konnte, die er liebte. Zu sehr nagten die Zweifel an ihm, was Richtig und was Falsch war.

Mit diesen düsteren Gedanken kam Severus auf einer Lichtung an. So gut wie alle Todesser waren bereits versammelt und blickten erwartungsvoll auf einen Mann, dessen knochige Gestalt Severus einen Schauder über den Rücken rieseln ließ. 

„Willkommen.“, zischte Voldemort leise. Doch seine Stimme klang klar und deutlich durch die Reihen der Todesser. „Ich habe eine Überraschung, die besonders einen unter euch sehr interessieren wird. 

Heute werden wir kein neues Mitglied aufnehmen, wir werden Mitglieder bestrafen, für ihren vermehrten Mangel an Loyalität.“

An diesem Punkt lief ein Zittern durch die Reihen der Todesser. Jeder wusste, was jetzt kommen würde. Entweder die schlimmste Folter- methode, die in der Welt der Zauberer existierte, oder, wenn Voldemort gnädig gestimmt war, gleich der Todesfluch.

„Ist Severus Snape heute unter uns?“, hauchte Voldemort jetzt.

Severus trat einen Schritt vor und blickte in Voldemorts kalte und gewissenlose Augen.

„Hier bin ich, Mylord, zu Euren Diensten.“, sagte er mit einer knappen Verbeugung.

„Ich habe gehört, du zweifelst, Severus.“, zischte Voldemort.

„Ich würde nie an Eurer Seite zweifeln, Mylord.“

„Ach, nein? Wie kommt es dann, dass du dich mit dem größten Abschaum abgibst, der auf Erden wandelt? Mit einem Muggel?“, fragte Voldemort sanft, doch seine Stimme war voller Hohn.

Severus erstarrte. Natalia . . . Er starrte Voldemort an und dieser deutete sein Entsetzen vollkommen richtig.

„Ich habe also Recht. Du verschwendest deine Zeit mit einem Nichtmagischen. Severus, du erkennst, dass ich solch ein Verhalten nicht dulden kann, nicht wahr?“

Immer noch klang seine Stimme, als wolle er einem kleinen Kind erklären, warum es den heißen Herd nicht anfassen darf, doch Severus ließ sich dadurch nicht täuschen. Vor ihm stand die gefährlichste Kreatur, die auf Erden existierte. Er antwortete nicht auf Voldemorts Frage.

„Du willst nicht antworten? Nun gut. Bringt sie her.“, herrschte er ein paar Todesser an, die rechts neben ihm standen, darunter auch Lucius Malfoy, der ein spöttisches Lächeln auf den Lippen hatte. 

Ein paar Augenblicke später führten die Todesser eine kleine Gruppe Menschen in den Kreis.

Severus traute seinen Augen nicht, als er erkannte, wer es war. Seine Eltern, seine Schwester und . . . Natalia.

„Du kennst sie, nicht wahr? Deine Eltern, die nicht gut genug waren, um dich zu einem richtigen Todesser zu machen. Deine unwürdige, unglaublich dumme Schwester, die Schande über deine Familie gebracht hat, als sie nicht auf meine Seite kam. Und schließlich dieser Abschaum, der es nicht Wert ist zu leben und mit dessen Berührung du Schande über dich selbst gebracht hast.“, sagte Voldemort, während er Severus so langsam wie ein Tier seine Beute umrundete. 

Severus hörte ihm nicht richtig zu. Sein Blick und all seine Gedanken waren auf die Menschen gerichtet, die ihm am meisten bedeuteten und die Voldemort gerade im Begriff war, auszulöschen. 

Denn Severus kannte den Schluss dieses vorherrschenden Geredes bereits. Am Ende würde Voldemort seine Eltern, Helaya und Natalia töten und es würde nur an seiner Stimmung liegen, wie lange sie dabei zu leiden hatten.

Er huschte mit den Augen von seinen Eltern, die sich angstvoll aneinander klammerten, zu seiner Schwester Helaya, die aufrecht stand und nicht bereit zu sein schien, Voldemort ihre Angst zu zeigen. Sie ist eine richtige Ravenclaw, schoss es Severus durch den Kopf, doch gleich darauf war der Gedanke bereits wieder verschwunden.

Letztendlich richtete er seine Aufmerksamkeit auf Natalia. Sie stand ebenfalls aufrecht, doch ihr Gesicht war von Angst und Tränen gezeichnet. Sie konnte nicht begreifen, was vor sich ging, nie hatte Severus ihr von seiner Welt erzählt, sie kannte keine Magie. 

Ihr Blick fand den von Severus und ihre Augen weiteten sich. Severus konnte sie leise seinen Namen sagen hören und er wandte sein schmerzverzerrtes Gesicht wieder Voldemort zu. Er würde es nicht ertragen, sie anzusehen.

„Nun, was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“, fragte Voldemort gehässig und Severus wusste, nichts, was er sagte, würde den Tod dieser vier Menschen verhindern können.

„Ich liebe sie.“, flüsterte er kaum hörbar und er wusste, Voldemort würde wissen, dass er Natalia meinte.

„Du liebst ein Muggel? Wie amüsant. Und das von einem Todesser, der schon Hunderte von Muggeln auf dem Gewissen hat. Sehr amüsant.“

Die restlichen Todesser brachen in Gelächter aus. Als sie sich wieder beruhigt hatten, schlich Voldemort auf Natalia zu und zwang sie, ihn anzusehen.

„Möchtest du etwas wissen über den Mann, den du liebst?“, fragte er kalt und weidete sich an Natalias angsterfüllten Augen. „Er ist ein Mörder. Ein Mörder in meinem Dienst, der schon mehr Menschen getötet hat, als du es dir in deinem elendigen Leben je vorstellen könntest.“, fuhr er fort.

Natalia schüttelte verständnislos den Kopf und Voldemort ließ zu, dass sie Severus ansehen konnte.

„Das ist nicht wahr.“, flüsterte sie mit erstickter Stimme, was die Todesser zu erneutem Lachen veranlasste.

Als Severus nichts sagte, sondern nur den Kopf abwandte, schluchzte sie auf und sank zu Boden.

„Du verdammter Mistkerl!“, schrie in diesem Moment Helaya und jedem war sofort klar, dass sie nicht ihren Bruder gemeint hatte.

Voldemort wandte sich ihr zu und näherte sich ihr langsam und mit lauerndem Blick.

Severus wollte auf die beiden zugehen, wurde jedoch von Lucius daran gehindert.

„Was hast du zu mir gesagt?“, fragte Voldemort drohend.

„Du bist die zu verachtenswerteste Kreatur, die ich je gesehen habe! Du tötest Schwächere, lässt deine sogenannte Macht an denjenigen aus, die sich nicht wehren können! Du bist armselig Voldemort, nichts weiter!“, fauchte Helaya.

Mit einem eiskalten Lächeln richtete Voldemort seinen Zauberstab auf Helaya. „Crucio!“, flüsterte er ohne jegliche Gefühlsregung in der Stimme.

Helaya sackte auf dem Boden zusammen und sie schrie vor Schmerz. Nach Sekunden, die Severus wie eine Ewigkeit erschienen, senkte Voldemort seinen Zauberstab und beendete vorerst Helayas Qual.

Jetzt richtete Voldemort sich an Severus Eltern. „Ihr habt es nicht geschafft, eure Kinder nach meinen Idealen zu erziehen. Eure Tochter wurde eine Aurorin und tötete meine besten Männer, euer Sohn gibt sich mit nichtmagischem Abschaum ab. 

Da ich ihn bestrafen muss, und ich weiß, dass er euch trotz aller verweigerten Anerkennung für ihn liebt, muss ich euch leider töten.“, sagte er mit grausamer Gelassenheit. „Avada Kedavra!“ 

Severus und Helaya schrieen beide gleichzeitig auf, als die toten Körper ihrer Eltern auf dem Boden aufschlugen.

„Doch jetzt zu der weitaus wirksameren Methode der Bestrafung.“, meinte Voldemort.

Durch einen Zauber zwang er Severus, sich nicht bewegen und seinen Blick nicht von seiner Schwester und Natalia abwenden zu können.

„Ich fände es sehr langweilig, wenn wir die beiden einfach nur töten würden, nicht wahr. Ich denke, ihr werdet euren Spaß mit den beiden haben. Worauf wartet ihr noch?“, fragte Voldemort ein paar wenige, wie es schien auserwählte Todesser, die nun mit hungrigen Blicken auf Helaya und Natalia zugingen.

Die folgende halbe Stunde sollte Severus nie in seinem Leben vergessen. Hilflos musste er mit ansehen, wie die einzigen beiden Menschen, die er je gehabt hatte, gequält und geschändet wurden.

Nie hatte er geglaubt, dass man zwei Menschen solche Grausamkeiten antun konnte. Der Cruciatus-Fluch war noch das harmloseste, was Helaya und Natalia zu erleiden hatten. 

Severus spürte, wie Tränen seine Wangen hinunter liefen, wie sein Körper von heftigem Weinen und Verzweiflung zitterte. Mehrmals versuchte er, den Zauber zu durchbrechen, den Voldemort vollzogen hatte, doch er scheiterte. Als er sich am Ende nur noch wünschte, Helaya und Natalia würden endlich sterben, damit sie nicht weiter diese Schmerzen ertragen mussten, reflektierten diese Gedanken seine verlorene Hoffnung, seinen verlorenen Glauben an die Menschen.

Der Boden war blutdurchtränkt, als die Todesser endlich von den beiden Frauen abließen.

Voldemort zischte den Todesfluch und er traf Natalia, deren Körper daraufhin leblos in sich zusammenfiel. 

Severus schrie auf, als er Natalia sterben sah, und als Voldemort den Zauber von ihm nahm, stürzte er auf sie zu. Langsam sank er neben ihr zu Boden und strich mit der linken Hand sanft über ihr Gesicht. Er schloss vorsichtig ihre Augen, in denen der gequälteste Ausdruck lag, den Severus je bei einem Menschen gesehen hatte.

Er wartete darauf, dass Voldemort auch seine Schwester töten würde, doch er wartete vergeblich.

„Ich werde sie nicht erlösen, Severus.“, flüsterte Voldemort, als hätte er Severus’ Gedanken erraten. „Sie soll leiden.“

Severus wandte sich seiner Schwester zu, deren Augen leicht geöffnet waren. Ihr Atmen ging stoßweiße, sie musste große Schmerzen haben. Doch er brachte es nicht über sich, seine eigene Schwester zu töten, auch wenn er sie damit erlösen würde. Deshalb hob er ihren Oberkörper hoch, und zog sie an sich.

„Ich hoffe, du wirst nie wieder zweifeln, Severus.“, zischte Voldemort noch und als Severus nach ein paar Sekunden den Kopf hob, waren weder er noch ein Todesser zu sehen. 

Sie waren verschwunden.

Er drückte Helayas Kopf an seine Brust und küsste sanft ihre rabenschwarze Harre. 

Sie öffnete ihre dunklen, fast schwarzen Augen und sah Severus mit demselben gequälten Ausdruck an, den auch Natalias Augen innegehabt hatten.

„Es tut mir so Leid.“, flüsterte Severus und erneut spürte er seine Wangen nass von Tränen werden.

Helaya schüttelte kaum merklich den Kopf. „Vergiss niemals den Sinn deines Lebens.“, flüsterte sie.

Es waren ihre letzten Worte. Severus fühlte ihren Körper schlaff werden und dann kippte ihr Kopf zur Seite. Helaya war tot.

Severus hatte keine Kraft mehr. Er ließ den Körper seiner Schwester zu Boden gleiten und stand auf. Langsam sah er sich um.

Der Platz der Todesser. Ein Ort irgendwo in England. 

Severus wusste, nie wieder würde sein Leben so sein wie früher. Er ließ seinen Blick über die vier Leichen am Boden wandern und wusste, es war seine Schuld. 

Und er wusste das, was er noch vor wenigen Stunden nicht gewusst hatte. Es war falsch. Es konnte nicht richtig sein. Wegen ihm hatten so viele Menschen den Tod gefunden, das, wofür er gekämpft hatte, hatte die beiden Menschen getötet, die er am meisten liebte. 

Das konnte nicht wirklich der Sinn seines Lebens sein. 

Er würde nicht zurückkommen. Er würde dem Allem den Rücken kehren, nie wieder zurückblicken auf das, was er fünf Jahre willentlich aus seinem Leben gemacht hatte. Nie wieder zurückblicken auf Tod, Leid und Verderben, auf die toten Körper seiner Schwester und Natalia.

Er musste nach Hogwarts. Er musste zu Albus Dumbledore.

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