leben- Teil 2

 

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Teil 3



Schon wieder schweifen meine Gedanken ab. Ich hasse das, eine Folge des Schlafmangels. Ich kann mich nicht mehr richtig konzentrieren, es geht nicht mehr. Aber was soll ich tun? Das nächste Mal bei Voldemort apparieren und sagen "Lord, es tut mir ja leid, aber ich würde jetzt viel lieber schlafen als für euch Muggel auszuradieren.." Danach würde ich mit Sicherheit schlafen - aber dann für immer. Und das muss ja jetzt wirklich noch nicht sein. Oder?



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Es ist Abend geworden, später Abend, fast schon Nacht. Der Himmel ist so dunkelblau gefärbt, das er fast schon schwarz ist. Eigentlich sollten sie in ihren Betten liegen. Aber er ist der letzte, den das jetzt groß interessiert. Leise huscht er durch die Gänge, bekleidet mit einem engen, schwarzen Umhang. Noch mag er die Farbe schwarz nicht sonderlich, sie erinnert ihn zu sehr an seinen Vater, der nur schwarz trägt. Noch bevorzug er dunkelgrün und blau und hat den schwarzen Umhang nur wegen des Tarneffekts gewählt. Das sich das innerhalb der nächsten drei Jahre ändern wird weiß er jetzt noch nicht. Schnell verschwindet er in einem Schatten, als er Schritte kommen hört. Jemand poltert die Treppe hinunter. McGonagall? Seine Gedanken rasen. Sich jetzt ertappen lassen und den Spaß heute Abend verpassen? Niemals. Er drückt sich noch enger an die Wand. Aber zu seiner Erleichterung entpuppt sich der Ursprung des Schritte als ein weiterer schwarzer Schatten, aus dessen Kapuze einige hellblonden Haare hängen. Malfoy, typisch. Er trampelt ja fast schon. Er zieht seine eigene Kapuze tiefer in seine Stirn und huscht dann aus seiner Ecke und direkt hinter Malfoy. Dann legt er Malfoy ganz, ganz langsam seine Hände um den Hals. Fast hätte er blonde Slytherin aufgekreischt, als er die Kalten Hände an seinem Hals spürt, aber er ist so erschrocken, das er nur quietschen kann. Dann springt er herum und zieht seinen Zauberstab. Aber der schwarzhaarige Junge war schneller, und so fühlt Malfoy an seinem Hals einen Zauberstab, bevor er überhaupt sieht, wer ihm da gegenüber steht. "Na, Malfoy, so spät noch unterwegs? Wolltest wohl unbedingt McGonagall aufmerksam machen, mit deinem Getrampel?" Der blonde Junge zischt. Aber das ist ihm egal, den zischen kann er auch. Sogar viel besser als Malfoy, der sich gerade unglaublich blamiert hat. Geschrieen hat er, wie ein Mädchen. Wie peinlich. Gequietscht. Wie eine Ratte. Das passt zu ihm. Eine Ratte. Eine blonde Ratte. Als ihm aber einfällt, das Potter und Co alle Slytherins als Ratten bezeichnen, verwirft er diese Formulierung wieder. Wer will sich schon mit Potter auf eine Stufe stellen? Er nicht. Mit Sicherheit. Dann fällt ihm wieder ein, was er heute nacht eigentlich vorhatte und er lässt seinen Zauberstab in seinem weiten Ärmel verschwinden, eine sehr praktische Art, ihn zu tragen, die sonst wohl kein Schüler verwendet. Doch, Dumbeldore - bei ihm hat er sich den Trick abgeschaut. Aber das würde er niemals zugeben. Im Leben nicht. Er stößt den immer noch verblüfften Slytherin an. "Los, komm, oder soll Potter da draußen allein Spaß haben?" Malfoy schnaubt. "Wirklich, Snape, du verblüffst mich immer wieder. Mein Vater hätte seine Freude an dir." Dann geht der blonde vorweg, gefolgt von dem schwarzhaarigen, der immer einen Sicherheitsabstand hält. Schnell huschen sie durch die Gänge, wobei man Malfoy immer noch trampeln hört, der andere Junge aber nur als ein Schatten auftaucht und fast noch schneller wieder verschwindet. Er weiß, das er Malfoy etwas unheimlich ist. Aber das freut ihn nur. Er hasst Malfoy, mit jedem Tag ein bisschen mehr. Der blonde Junge ist zu sicher, irgendwann die Welt zu regieren. Aber das wird er nicht, jedenfalls nicht mit Intelligenz. Dafür ist er zu dämlich. Irgendwann kommen sie am verbotenen Wald an. Malfoy zögert eine Sekunde. "Worauf wartest du, hä?" Damit läuft der schwarzhaarige Junge vor und verschwindet im Wald. Der blonde tut es im nach und bald sind ihre Schatten von der Dunkelheit verschluckt.



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Der verbotene Wald. Ein Ort, an dem ich noch viele unangenehme Stunden verbringen sollte, auch nach Jahren noch ein Ort, den ich am liebsten auslöschen würde. Aber man soll nicht vor sich selbst fliehen. Außerdem kann man das nicht, wie ich schon mehrmals schmerzhaft feststellen musste. Es geht nicht. Es ist einfach nicht möglich.



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Mitten im Wald ist eine Lichtung, auf der einige Gestalten stehen. Einige sind in schwarze Umhänge gehüllt, drei tragen Schulumhänge mit dem Gryffindorabzeichen. Der schwarzhaarige lässt Malfoy zuerst auf die Lichtung gehen. Mit langsamen Schritten geht Malfoy auf die Lichtung. Dann reiht er sich bei den schwarzen Gestalten ein. Die meisten sind so groß wie er, nur eine ist größer. Sie trägt außer dem schwarzen Umhang noch eine Maske und Handschuhe, und ihr Umhang ist kunstvoll gearbeitet, aus verschiedenen Schwarzen Stoffen. Bis jetzt haben sich Potter, Black und Lupin zurückgehalten, aber nun tritt Potter vor. "Was wollt ihr von uns?" Der schwarzhaarige Junge spitzt die Ohren. "Na los du Schlange, spuck endlich aus, warum die hier mitten in der Nacht Theater machst!" setzt Black dazu. Malfoy schnaubt verächtlich. "Na, habt ihr Angst?" Black lacht trocken. "Aber du. Ohne deinen Papa bist du doch gar nichts." Malfoy zischt, schon wieder. Dann tritt die größte Gestalt vor und setzt die Kapuze ab. Der Junge schaudert, als er die silberne Maske sieht. Dann erst erkennt er Josh Neil. Aber Josh sagt immer noch nichts. "Na los, was wollt ihr?" Genau in dem Moment fällt ein grellweißer Blitz aus dem Dickicht auf einen der Jungen und Lupin schreit auf. Angestrengt blickt der Junge an die Stelle, von der aus der Blitz abgefeuert worden sein musste, aber er sieht nichts. Dafür hört er Schritte und dann ein Geräusch, als würde jemand disapparieren. Er sieht Lupin auf dem Boden liegen. Anscheinend hat ihn der Fluch getroffen, denn er scheint nicht mehr aufstehen zu können. Black stürzt auf Malfoy zu. "Da war deine Idee, du Ratte. Ich bringe dich um. Ich bringe dich um!" Nur mit allergrößter Mühe kann Potter ihn zurückhalten. Auf einmal hält sich die größte Gestalt den Arm und dreht sich um. Dann disappariert sie einfach. Malfoy steht jetzt mit einigen anderen allein auf der Lichtung. Inzwischen hat Potter Black beruhigen können, aber Lupin liegt immer noch am Boden. "Keine Ratten, Black. Nur Slytherins." Lacht Malfoy hämisch. Da trifft der schwarzhaarige Junge einen Entschluss. Wohl die beste Tat, die er bis jetzt in seinem Leben getan hat. Er dreht sich um und rennt los.

Albus Dumbeldore ist mehr als überrascht, als mitten in der Nacht ein durchgefrorener, aufgeregter und sichtlich erschöpfter Schüler vor ihm steht, und nichts andres als "Bitte, Herr Direktor, im Wald.." herausbringen kann. Noch dazu, weil es sein persönliches Sorgenkind ist. "Was ist?" fragt er und versucht, möglichst nicht aus der Ruhe gebracht zu klingen. Dann holt der Junge tief Luft. "Im Wald. Potter. Black. Lupin ist verletzt. Im verbotenen Wald." Da wird Dumbeldore hektisch. Nachdem der Junge ihm den Weg beschrieben hat, schickt er ihn auf die Krankenstation und geht los. Später wird die ganze Schule erfahren, das Lupin die Treppe hinuntergestürzt ist und einige Tage auf der Krankenstation verbringen musste. Allerdings werden sie nicht erfahren, warum Malfoy einen Monat lang Strafarbeiten machen musste und weshalb Black ihn seitdem umbringen wollte.



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Und Lupin hat nie erfahren, warum auf einmal Dumbeldore da war und ihn zum Schloss gebracht hat. Später hat der Direktor immer, wenn ihn jemand gefragt hat, etwas von "so eine Ahnung gehabt" gemurmelt. Leider hat Malfoy sehr wohl verstanden, warum Dumbeldore auf einmal da war. Wenigstens konnten wir danach unseren Hass auf eine feste Basis stützen. Wir sind uns aus dem Weg gegangen, aus Angst, das eine direkte Konfrontation für uns beide tödlich verlaufen könnte. Wahrscheinlich wäre sie das. Er war stark. Ich war es aber auch. Und wir hätten beide mit schwarzen Karten gespielt. Schließlich sind wir Slytherins..



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Einige Tage nach dem Vorfall im Wald sind alle Slytherins im Gemeinschaftsraum versammelt. Es ist Abend und eigentlich hätte es ruhig sein können. Der Junge spielt eine Partie Zauberschach gegen einen Jungen aus seiner Klasse - manchmal sind sie doch nützlich, denn ständig mit sich selbst zu spielen wird auf die Dauer langweilig - und freut sich, das er gleich gewinnen wird, wie jeden Abend, an dem sie Schach spielen. Er ist einfach zu gut. Und er weiß es. In einer Ecke sitzen einige ältere Jungen mit einigen jüngeren, darunter auch Malfoy und unterhalten sich angeregt, wann sie endlich zu dem Gefolge dieses schwarzen Zauberers gehören werden. Stolz ziehen drei der Siebtklässler die Ärmel ihrer Schulpullover nach oben und zum Vorschein kommen schwarze Flecken auf dem Unterarm. Eine Unruhe bricht los. Malfoy streicht aber nur bewundern über das schwarze Mal. "He, Snape, schau dir das an. Dazu hättest du keinen Muff, wetten?" Lässig setzt der Junge seinen König ein Feld nach rechts, lächelt seinem Gegner kalt zu und erhebt sich langsam. Ebenso langsam geht er auf die Gruppe zu, die sich mittlerweile vollständig zu ihm umgedreht hat. Ganz langsam. Er weiß, das Malfoy das hasst. Der Blonde bewegt sich immer hektisch, wie eine Ratte. Er hat die langsamen Bewegungen einer Schlange kurz dem Angriff. Erst ganz langsam. Dann tödlich. "Ich weiß nicht, Malfoy. Wie könnte ich dir meinen Mut beweisen? Ich weiß.." Ganz langsam kommt er näher. Seine Stimme wird immer leiser, so leise, das sie bald nur noch ein eiskaltes Flüstern sein wird. Das kann er. Er hat es von seinem Vater gelernt. Noch schaut Malfoy selbstsicher. Er glaubt nicht, das jemand ihn verletzen würde. Der schwarzhaarige Junge kommt immer näher. Immer näher. Dann steht er genau hinter Malfoy, der auf dem Boden sitzt. Normalerweise hasst er es, andere Leute zu berühren. Aber diesmal muss es sein. Um des Effektes willen. Er legt seine Hände auf Malfoys Schulter, ganz langsam. Er weiß, das seine schneeweißen Hände eiskalt sind. Schnell rutschen seine Hände immer näher an Malfoys Hals. In einer blitzschnellen Geste reißt er Malfoys Kopf nach oben, drückt seinen Zauberstab, der aus seinem Ärmel gefallen ist an den Hals des blonden Jungen und beugt sich zu ihm herunter. "Ich weiß.." flüstert er ihm ins Ohr. "Ich weiß wie ich es dir beweisen könnte. Ich könnte dich ja umbringen. Würde das zählen?" Langsam gleitet er auf den Boden, ohne seinen Zauberstab auch nur einen Millimeter zu bewegen oder Malfoy loszulassen. Der blonde Slytherin ist gefangen. Wenn er sich bewegt, wird er irrsinnige Schmerzen im Genick verspüren. "Das wagst du nicht.." krächzt der Blonde. Der schwarzhaarige lächelt eiskalt. "Bist du dir sicher?" flüstert er. "Bist du dir ganz sicher..?" Dann dreht er langsam Malfoys Kopf nach links. Ganz langsam. Links neben Malfoys hängt ein Spiegel. Schließlich sieht Malfoy sich selbst im Spiegel, mit dem dunkelbraunen Zauberstab an seinem Hals. Einige schwarze Haarsträhnen des Jungen fallen auf sein eigenes, langes blondes Haar, so dicht sitzt der Junge hinter ihm, um ihn festzuhalten. Malfoys Augen weiten sich entsetzt. Er ist dem Jungen vollkommen ausgeliefert. Nur eine schnelle Bewegung, und er wäre tot. Außerdem bekommt er jetzt rasende Genickschmerzen. Schließlich gibt der andere ihn frei. "Sei vorsichtiger ..du weiß ja - wir sind Slytherins.." Dann steht der schwarzhaarige in einer fließenden Bewegung auf, wirft die schwarzen Haare zurück und geht zurück zum Schachbrett. "Schach matt."



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Ich könnte jetzt noch lächeln, wenn ich an jenen Abend zurückdenke. Ja, wir waren Slytherins. Ich bin jetzt noch einer. Wir spielen mit verdeckten Karten. Mit schwarzen Karten. Wende niemals einem Slytherin, der gegen dich ist, den Rücken zu. Es kann sein, das du dich dann niemals wieder umdrehst. So war es damals. Wie ist es heute? Sie sind in Gefahr. Zu anfällig für ihn, für meinen Herrn, den falschen Gott. Deswegen bin ich Hauslehrer. Weil ich sie schützen kann und muss. Keiner kommt gut mit ihnen klar. Mir folgen sie. Sie vertrauen mir und das ist gut. Ich habe niemanden vertraut. Fast niemandem. Dumbeldore konnte mich von Anfang an um den Finger wickeln, eine erschreckende Fähigkeit, die nur er hat. Würde er mich jetzt sehen, er würde wieder die Stirn runzeln und ein Feuer im Kamin anmachen. Er kommt mit meiner Kälte zurecht. Als einziger.


>Teil 2

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