Kapitel 11
In den nächsten Tagen waren die Mädchen damit beschäftigt irgendwelchen Slytherins hinterher zu rennen und aufzupassen, dass sie nichts anstellten. Schließlich hatten sie absolut keine Lust mehr. Ihr Vater hatte wohl Wahnvorstellungen! Er wollte diesen blöden Hauspokal und sie sollten dafür sorgen.
„Der hat doch einen Clown gefrühstückt!“, meinte Eneira, als sie mal wieder dieses Thema hatten.
„Der hat gar nicht gefrühstückt. Der ist wahnsinnig!“, antwortete Elaine und blieb mitten in einem Korridor stehen.
„Wer ist wahnsinnig?“, fragte plötzlich jemand hinter ihnen und Elaine drehte sich grinsend um.
„Wenn man vom Teufel spricht... Da ist ja unser LIEBER Daddy. Ein GLÜCK dich zu sehen. Wir haben uns schon ERNSTHAFTE Sorgen gemacht, weil wir dich heute noch nicht gesehen haben.“
Severus grinste spöttisch. „Wenn ich so beschäftigt wäre wie ihr, dann würde ich auch niemanden sehen. Gefrühstückt habt ihr auch noch nicht, oder? Es gab ja einen kleinen Zwischenfall bei den Slytherins am Tisch, oder verwechsle ich da was?“
Eneira ballte die Hände zu Fäusten.
„Nein, DAS hast du nicht falsch verstanden, aber anscheinend ein paar andere Dinge!“ Sie wurde bei jedem Wort lauter und schließlich brüllte sie ihm das letzte Wort ins Gesicht, drehte sich um und ging wutschnaubend davon.
„DEM schließe ich mich an. SCHÖNEN Tag noch!“, sagte Elaine und folgte Eneira.
Severus sah ihnen grinsend hinterher. Das alles bereitete ihm mehr Freude als er zuerst angenommen hatte. Schließlich drehte er sich um und ging in sein Büro.
Elaine und Eneira gingen derweil gerade zum fünften Mal um den See herum.
„So um den See zu gehen regt ungemein ab“, meinte Elaine gerade und wollte zum Schloss zurückgehen, doch Eneira hielt sie auf. „Lass uns noch ne Runde gehen. Ich habe mich immer noch nicht beruhigt!“, forderte sie und Elaine grinste wissend und nickte dann.
Als sich Eneira immer noch nicht abgeregt hatte, fasste sie einen Entschluss. „Es ist Sommer, es ist warm und wir gehen schwimmen!“, sagte sie und schubste Elaine in den See.
Diese tauchte prustend aus dem Wasser auf. „Sag mal spinnst du? Das ist arschkalt!“
Eneira grinste. „Tja, gut zu wissen, dann brauch ich es ja gar nicht erst auszuprobieren.“
„Ha ha, du bist ja sooooo witzig. Hilf mir wenigstens mal raus!“
Eneira rollte mit den Augen. „Wenn´s sein muss!“, sagte sie und hielt Elaine eine Hand hin.
Die nahm sie auch ohne Zögern, riss Eneira jedoch zu sich ins Wasser. Prustend schwamm sie nun neben ihr im kühlen Nass.
„Blöde Kuh, ich hätte es wissen müssen“, schmollte sie und beäugte sie misstrauisch von der Seite.
„Na was denkst du denn? Ich bin in Slytherin und dazu noch eine Snape!“
„Ach wie witzig, ich bin deine Zwillingsschwester, bin in deinem Haus und habe den selben Vater wie du. Meinst du nicht?“
„Man bist du dämlich!“, antwortete Elaine und gluckerte Eneira unter.
„Na warte, dass gibt Rache!“, versprach Eneira mit sehr viel Überzeugung in ihrer Stimme und schließlich schwammen die beiden sich gegenseitig bespritzend im See umher.
Schließlich schlossen sie Waffenstillstand und schwammen nebeneinander her.
Plötzlich fing Elaine schallend an zu lachen.
„Was ist?“, fragte Eneira und zog eine Augenbraue nach oben.
„Da fragst du noch? Wenn du mich kitzelst muss ich lachen. Nun hör endlich auf, sonst tauche ich noch ab!“
Eneira schaute sie fragend an. „Ich kitzle dich nicht“, meinte sie daraufhin und hielt Elaine ihre Finger unter die Nase.
„Und was ist dann das an meinem Bauch?“, fragte Elaine panisch und begann unruhig im Wasser hin und her zu schwimmen.
„Weiß ich doch nicht, vielleicht irgendwelche Algen oder andere Pflanzen“, vermutete Eneira, doch plötzlich schrie sie: „Da! Ein Tentakel! Der Riesenkrake!“ Nun hatte auch Elaine es gesehen.
So schnell sie konnten krauelten sie zum Ufer und ließen sich prustend im Gras nieder.
„Iiiiihhh, war das widerlich!“, sagte Elaine und in ihrem Gesicht war das blanke Entsetzen zu lesen.
Eneira nickte. „Guck mal! Der macht sich auch noch über uns lustig!“
Beide schauten nun wieder auf den See. Der Krake hielt in seiner Tentakel nun ein Schilfrohr und winkte den beiden zu.
„Blödes gestörtes Vieh!“, sagte Elaine und stand auf. „Komm wir gehen!“
Elaine half Eneira auf und mit ihren durchnässten Klamotten gingen sie zurück ins Schloss.
Auf dem Weg in die Kerker hinterließen sie eine riesige Wasserlache hinter sich und es kam, wie es kommen musste, Filch erwischte sie.
„Alles dreckig! Ich hasse Schmutz!“, lispelte er und Elaine und Eneira sahen sich erschrocken um.
Als sie Filch erblickten bildete sich ein gemeines Grinsen auf den Gesichtern beider. Sie warfen sich einen vielsagenden Blick zu und änderten schlagartig ihren Gesichtsausdruck.
Elaine sah nun sehr erschrocken aus und Eneira hatte Ähnlichkeit mit einem geprügeltem Hund.
„Das wird bestraft! Ich lasse euch von der Decke hängen und lege eure Hände und Füße in Handschellen!“, drohte ihnen Filch und bedeutete ihnen ihm zu folgen.
Noch ein vielsagender Blick der beiden und sie fanden ein stummes Abkommen.
„Oh nein bitte, Mister Filch! Hängen Sie uns nicht an die Decke!“, flehte Eneira und Elaine verkniff sich ein Grinsen.
Erstaunt drehte sich Filch um. „Du willst also nicht, dass ich dich an die Decke hänge?“
Eneira schüttelte den Kopf.
Ein Grinsen durchzog Filchs Gesicht. „Ich werde es mir überlegen. Vielleicht lege ich dich auch nur in Ketten.“
Er drehte sich um und ging weiter. Als sie in seinem Büro angekommen waren, sollten sich die beiden auf den Stühlen vor seinem Schreibtisch niederlassen.
Filch nahm einen Bogen Pergament und eine Feder zur Hand. „Namen?“, fragte er.
„Elaine und Eneira“, antworteten sie und Filch schrieb. „Nachnamen?“
„Snape!“, antworteten beide wie aus einem Mund.
Filch schrieb diesmal nicht sofort, sondern blickte sie an. „Snape?“
Die beiden nickten.
„Die Töchter von unserem Professor Snape?“, fragte Filch und eine gewisse Unsicherheit war aus seiner Stimme herauszuhören.
Wieder nickten beide.
„Aja“, sagte Filch und schrieb nun wieder. „Verbrechen? Schmutzverbreitung“, murmelte er und ließ die Feder weiter über das Papier gleiten. „Vorgesehene Strafe? Hm, Verwarnung“, sagte er schließlich und brachte auch das zu Papier.
Elaine und Eneira grinsten sich an. Ihr Plan war aufgegangen.
„Vielen Dank!“, sagte Elaine übertrieben freundlich und stand auf.
Eneira tat es ihr gleich und zusammen machten sie sich aus dem Staub.
Als sie hinter sich die Tür zu Filchs Büro geschlossen hatten, sahen sie sich an und rannten lachend los. Erst vor Snapes Bürotür hielten sie an.
„Geschafft!“, sagte Eneira und Elaine nickte. „Geschafft!“
Als sie schließlich in ihr Zimmer gegangen waren und sich umgezogen hatten, suchten sie ihren Vater. Sie fanden ihn im Wohnraum und gingen ihm tierisch auf die Nerven. Die beiden hatten nämlich keine Ahnung, was sie sonst machen sollten.
„Dad, uns ist langweilig!“, sagte Elaine jetzt mindestens schon zum fünften Mal.
Wie schon zuvor verdrehte Severus genervt die Augen.
„Beschäftigt euch! Lest die Schulbücher und lernt was“, antwortete er schließlich und blätterte eine Seite in seinem Buch, das er gerade las, um.
„Ha ha, wir sollen uns beschäftigen? Egal was wir machen. Für dich ist es immer nur störend und lästig. Außerdem müssten wir dringend mal einkaufen. Und deshalb habe ich gerade beschlossen mit Elaine nach London zu gehen“, sagte daraufhin Eneira und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Seit ihr noch ganz bei Trost? Ihr wollt alleine nach London? In die Großstadt? Mehrere hundert Kilometer weit von hier entfernt?“, fragte Severus fassungslos.
„Ach nun komm. Spiel nicht den besorgten Vater. Wir wollen lediglich einkaufen gehen und keine Gebäude zum Einsturz bringen. Du tust ja gerade so, als wären wir zwei tickende Zeitbomben. Und außerdem, wenn du uns nicht alleine lassen willst, dann komm doch mit! Dir würden ein paar neue Klamotten auch ganz gut tun!“ Elaine schien sich gar nicht mehr bremsen zu können. Sie funkelte ihren Vater böse an und wartete auf eine Reaktion seinerseits.
„Ich soll mit euch nach London fahren? Nur über meine Leiche!“
Elaine und Eneira grinsten fies.
„Ich glaube das lässt sich machen. Was meinst du Elaine?“, fragte Eneira hinterlistig.
„Ja, ich denke schon. Zur Not müssen wir den Spruch noch einmal nachschlagen!“
Elaine drehte demonstrativ ihren Zauberstab zwischen ihren Fingern.
Severus beäugte sie misstrauisch. „Ich komme jedenfalls nicht mit nach London. Wenn ihr unbedingt gehen wollt. Bitte. Wenn euch jemand kidnappen sollte, bringt er euch sowieso spätestens nach ein paar Stunden wieder. Nämlich dann, wenn ihr sein Haus in die Luft gejagt habt.“
„Das ist zu freundlich von dir. Da gibt es nur noch ein Problem. Wir haben kein Geld“, sagte nun Eneira und drehte ihren Zauberstab ebenfalls zwischen ihren Fingern.
Seufzend stand Severus auf und ging zu seinem Schreibtisch. „Hier, aber bitte bedenkt, ich will auch noch von irgendetwas leben“, sagte er und drückte Elaine einen Lederbeutel in die Hand.
Elaine und Eneira strahlten.
„Danke!“, riefen sie noch schnell, während sie schon in Windeseile die Kerker verließen.
„Das war ja einfach!“, meinte Eneira, als sie das Schloss verließen.
Elaine zuckte mit den Schultern. „Tja, der arme Kerl wird auch älter.“
Eneira lachte. „Ob das wohl an uns liegt? Kann ich mir ja gar nicht vorstellen!“
Elaine warf ihrer Schwester einen tadelnden Blick zu.
Eneira hackte sich daraufhin bei ihrer Schwester ein und zusammen gingen sie nach Hogsmeade.
Von dort aus nahmen sie einen Zug bis nach Kings Kross, um dann zu Fuß durch die Absperrung des Gleises 9 ¾ zu gehen.
Da standen sie nun. Mitten auf dem Bahnhof, ohne zu wissen wo sie hin mussten.
„Tja, du wandelndes Lexikon. Wo müssen wir lang?“, fragte Eneira an Elaine gewandt und sah sich um.
„Also ich würde sagen, wir folgen der Beschilderung in die Innenstadt“, sagte Elaine und zeigte mit dem Finger auf ein Schild über ihnen.
„Ach wie gut, dass ich dich habe. Da wäre ich gar nicht alleine draufgekommen“, antwortete Eneira sarkastisch und setzte sich in Bewegung.
„Was wollen wir überhaupt hier? Das mit dem Klamotten kaufen war doch nur eine faule Ausrede von dir, oder?“, fragte Elaine und Eneira grinste ihr neckisch zu.
„Was denn sonst? Aber vielleicht auch nicht. Los lass uns mal diesen kleinen Pub suchen. Den Tropfenden Kessel. Wir müssen ja noch in die Winkelgasse zu Gringotts. Geld umtauschen!“, schlug Eneira vor und Elaine nickte. „Gute Idee!“
Etwa eine halbe Stunde irrten beide durch die Straßen Londons, bis sie endlich den Tropfenden Kessel erspähten.
Elaine machte gerade eine Bewegung in Richtung Eingang, als sie stutzig stehen blieb.
„Was ist?“, fragte Eneira erstaunt.
„Also, wenn mich nicht alles täuscht, dann fühle ich gerade den Vibrationsalarm von meinem Handy in meiner Tasche!“, sagte Elaine und ihre Miene hellte sich schlagartig auf.
„Eneira ich hab mein Handy dabei!“, rief sie nun laut aus und schon waren vier Piepstöne zuhören.
„Du hast eine SMS bekommen“, meinte nun Eneira und Elaine zog blitzschnell ihr Handy aus ihrer Hosentasche.
„Oh, nicht nur eine“, sagte Elaine daraufhin und blickte auf den Display des Handys.
„Wie viele denn? Und von wem?“, fragte Eneira neugierig.
„Also, Ina, Ina, Ina, Mum, Mum, Mum und Mum und äh...Alex, Corin, Michael“, las Elaine vor und Eneira schaute sie glücklich an.
„Was schreiben Mum und Michi?“, fragte sie aufgeregt und Elaine begann zu erzählen.
„Also Mum schreibt: Wann kommt ihr endlich nach Hause und wo seid ihr. Das schreibt sie 4 Mal. Alex und Corin schreiben auch so was in der Art. Michi schreibt ich soll dir sagen, dass du dich melden sollst und er dich vermisst und Ina nervt wie immer“, meinte Elaine und steckte ihr Handy wieder weg.
„Willst du nicht zurückschreiben? Das wäre doch vielleicht ganz vorteilhaft“, fragte Eneira und runzelte die Stirn.
„Stimmt, wäre nicht schlecht. Also: Hi Mum, wir sind bei Dad. Mach dir keine Sorgen wir sehen zu wie wir nach Hause kommen. Zur Not musst du das Buch öffnen, was auf dem Dachboden liegt. Liebe Grüße Eneira und Elaine. So abschicken“, sagte Elaine und drückte auf senden.
„Ach ja, tolle Nachricht. Warum schreiben wir nicht gleich. Hi Mum, wir kommen nicht mehr wieder. Mach dir keine Sorgen uns geht es gut?“
„Ha ha, was sollen wir denn sonst schreiben. Ist doch wenigstens die Wahrheit“, warf Elaine ein und Eneira seufzte.
„Gut, dann schreib mal an Michi: Hi Michael, ich kann mich in nächster Zeit nicht mit dir treffen, weil ich in London bin. Hab keine Angst um mich, sobald ich zurück bin sage ich Bescheid. Sms kannst du dir sparen, ich habe mein Handy nicht dabei. Liebe Grüße Eneira.“
„Das ist auch sehr aufschlussreich. Bin in London. Ist ja auch was ganz alltägliches. Wir wohnen in Irland und du bist mit mal in London. Sehr logisch.“ Elaine war alles andere als begeistert.
„Ach egal, wenn wir wieder zu Hause sind, erkläre ich es ihm“, antwortete Eneira gleichgültig.
„Ja sicher. Hallo Leute, wir wurden in ein Buch geschleust, wir können zaubern, unser Vater ist Severus Snape und er dealt mit Drogen. Das glaubt uns auch jeder. Ich denke mal, dann kommen die Männer mit den weißen ich-hab-dich-lieb-Jacken und liefern uns ein.“
„Ach, Miesmacherin. Lass uns einkaufen gehen und wenn wir nach Hause wollen, schreiben wir Mum ne Sms, sie soll das Buch öffnen, so dass wir zurück können. Ganz einfach.“
„Ja, sicher ganz einfach“, antwortete Elaine mürrisch und zusammen betraten sie den tropfenden Kessel.
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