Harry Potter und das Sonnenamulett

 

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Kapitel 3: Ein ungewöhnliches Geburtstagsgeschenk




Am nächsten Morgen erwachte Harry von einem Klopfen an der Zimmertür.
"Harry, steh auf, das Frühstück ist fertig", verkündete Mrs. Weasley. Als Harry richtig wach war, stellte er fest, dass er allein im Zimmer war. Ron musste schon hinuntergegangen sein. Warum hatte der ihn denn nicht geweckt? Als Harry wenig später die Küche betrat, traute er seinen Augen nicht. Die Küche war voller Leute, die bei seinem Eintritt alle anfingen "Happy Birthday" zu singen. Mr. und Mrs. Weasley, Ron, Hermine, Ginny, Kingsley, Mad-Eye Moody und Remus Lupin, Professor Fenwick, alle erwarteten ihn."Fred und George kommen heute Abend vorbei", verkündete Ron, "sie haben jetzt ziemlich viel zu tun."
"Natürlich machen wir heute Abend eine richtige Geburtstagsparty", erklärte Mrs. Weasley aufgeräumt und drückte Harry fest an sich. Auf dem Tisch stand ein reichhaltiges Frühstück, jedoch die meisten wandten sich wieder zum Gehen, nachdem sie Harry gratuliert hatten.
"Ich komm heut Abend vorbei", erklärte Kingsley gerade, "bin nur kurz, bevor ich ins Ministerium muss, mal reingeschneit. Kommst du Arthur?" Arthur und Tonks verließen mit ihm die Küche. Nach einer Weile drängelte sich Remus Lupin zu Harry durch. Harry fand, dass er wieder einmal sehr blass aussah. Stand wieder eine Vollmondnacht bevor?
"Hallo Harry." Remus lächelte und schüttelte Harry herzlich die Hand. "Alles in Ordnung?"
"Ja, so einigermaßen."
"Alles Gute zum Geburtstag, Harry. Schön, dass wir deinen Geburtstag mal alle zusammen feiern können. Tut mir leid, dass ich dir nicht ausführlicher schreiben konnte", entschuldigte sich Lupin, "aber das ist einfach zu gefährlich und, wie ich sehe, hat ja alles bestens geklappt."
"Schon ok", sagte Harry, "bleiben Sie jetzt länger hier?"
"Nein, ich muss gleich noch mal weg, heute Abend zur großen Geburtstagsfeier bin ich aber bestimmt wieder zurück."

Auf einem Seitentisch waren einige Geschenke aufgebaut, die Harry nun auspackte. Lupin und Tonks hatten ihm eine dreibändige Buchreihe über Duelliertechniken geschenkt. Von Moody bekam er ein Feindglas. Ein Paket, das von Fred, George und Ginny kam, enthielt ein reichhaltiges Sortiment verschiedenster magischer Scherzartikel, darunter eine große Anzahl neu entwickelter, viel versprechend aussehender Feuerwerkskörper, die zusätzlich, wenn man der Ankündigung auf der Verpackung glauben durfte, Stinksaft versprühten. Von Hermine und Ron bekam Harry zwei wunderbar illustrierte Bücher über Quidditchtaktiken. Als Harry die Bücher durchblätterte, entdeckte er, dass über die Hälfte des zweiten Bandes dem Thema "wichtige Hinweise für Mannschaftskapitäne" gewidmet war.

Harry fühlte sich sehr glücklich an diesem Tag, so einen schönen Geburtstag hatte er noch nie erlebt.
Am Abend wurde es dann betriebsam im Hauptquartier. Alle Leute, die zum Orden gehörten und irgendwie kommen konnten, tauchten auf.
"Hey Harry, altes Haus!" Fred trat von hinten an Harry heran und schlug ihm kräftig auf die Schulter.
"Alles Gute zum Geburtstag, Kumpel", begrüßte ihn nun auch George, der neben seinem Zwillingsbruder stand.
"Haben sich die Muggel anständig dir gegenüber benommen oder müssen wir ihnen noch 'ne Abreibung verpassen?", fragte Fred interessiert.
"Schon okay", sagte Harry, "sie waren ganz erträglich. Ihr alle habt sie mächtig beeindruckt." Fred und George machten Gesichter, als würden sie bedauern, dass man den Dursleys nun keine Abreibung verpassen würde.
"Hey Ginny, kleine Schwester." George ging auf seine Schwester zu. Diese warf ihm einen giftigen Blick zu.
"Ich bin mächtig sauer auf euch", zischte sie zwischen den Zähnen hervor.
"Was hat sie denn nur?" George war erstaunt. Ginny blickte sich um und als sie sicher war, dass niemand der Erwachsenen herübersah, zeigte sie auf ihr Ohr, das immer noch leicht rot angelaufen war und irgendwie wabbelig aussah.
"Oh, was ist denn passiert?" fragten die Zwillinge wie aus einem Mund. Harry berichtete ihnen kurz von den Ereignissen am vergangenen Abend.
"Tut uns echt leid, war wirklich keine Absicht. Nichts für ungut, wird nicht wieder vorkommen. Und jetzt wollen wir erstmal zuschlagen. Ich hab einen Riesenhunger." Fred sah genüsslich zum Buffett hinüber.
"War ja nicht euer Ohr", sagte Ginny beleidigt, "beschäftigt euch demnächst etwas sorgfältiger mit euren Zaubern. Ich könnte jetzt taub sein!" Sie wandte sich ab und verschwand zwischen den anderen, ihre Brüder keines Blickes mehr würdigend.
"Oh Mann", sagte George geknickt, "das wollten wir wirklich nicht. Wir dachten, der Zauber würde todsicher funktionieren."
"Unser Fehler war", räumte Fred ein, "dass wir nur den Kurzzeittest gemacht haben. Ist ja noch mal gut gegangen."
"Das war wirklich sehr gefährlich, was ihr da gemacht habt", sagte Tonks, die sich neben Harry gestellt und dessen Erzählung mit angehört hatte, "beim Imperturbatio-Zauber wird ein starkes Schutzfeld aufgebaut. Wenn man es hinkriegt, dieses Schild zu durchbrechen, entsteht Reibung und dadurch entsteht Wärme. Je länger das ganze dauert, desto größer wird das Spannungsfeld und die Hitze. Ginny hätte dauerhafte Schäden an ihrem Ohr behalten können. Es ist bei solchen Experimenten auch schon passiert, dass das imperturbierte Objekt einfach in Flammen aufgegangen ist. Ein Glück, dass Violet so schnell reagiert hat. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass was nicht stimmte."
"Mann, das hätte ich nicht gedacht", sagte George kleinlaut. "Wir waren so stolz, dass wir diesen Zauber geknackt hatten."
"Wie laufen eure Geschäfte?", wollte Harry wissen.
"Echt cool", verkündete George, "in den letzten Wochen ist es allerdings recht unruhig in der Winkelgasse geworden. Immer mehr dunkle Gestalten fangen an, sich dort rumzutreiben. Ich hoffe, dass das nicht noch schlimmer wird. Ist nämlich gar nicht gut fürs Geschäft."

Es wurde viel gegessen, getrunken und herzlich gelacht. Als sich Harry gerade mit Tonks über Verwandlungszauber unterhielt, trat auf einmal Professor Dumbledore zu ihnen. Harry hatte ihn gar nicht kommen hören.
"Hallo Harry! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Ich hoffe, du hattest einen schönen Tag bis jetzt." Er reichte Harry die Hand und blickte ihn mit seinen blauen Augen wohlwollend durch seine Halbmondgläser an. "Ach, bevor ich es vergesse, wenn du nach Hogwarts kommst, wirst du deinen Feuerblitz in deinem Schlafsaal vorfinden. Gryffindors Quidditch-Mannschaft hat ihren alten Sucher wieder. Und, wenn ich Minerva da richtig verstanden habe, wartet noch eine andere Aufgabe in der Mannschaft auf dich."
"Danke Professor", sagte Harry begeistert, "das ist das schönste Geburtstagsgeschenk für mich, dass ich wieder Quidditch spielen kann!"
"Ich habe noch ein besonderes Geschenk für dich", sagte Dumbledore und griff in seinen Umhang. Er reichte Harry ein kleines Kästchen, das ziemlich abgegriffen war.
"Danke Professor", erwiderte Harry verwundert und nahm das Geschenk an sich. Als er das Kästchen öffnete, fand er auf einer Samtunterlage einen goldenen Anhänger in Form einer Sonne. Die Strahlen der Sonne waren mit kleinen Rubinen besetzt. An der Seite des Schmuckstücks befand sich ein Scharnier, mit dem man es öffnen konnte. Als Harry dies tat, lächelte ihm seine Mutter aus einem kleinen Foto, das sich in der Mitte des Medaillons befand, entgegen. Harry traf es, wie ein Schock. "Professor", wandte er sich an Dumbledore, "wo haben Sie das her? Wem gehörte es?"
"Dieses Medaillon hat deine Mutter deinem Vater zu ihrem ersten Hochzeitstag geschenkt. Er hat es dann immer getragen. Wir dachten alle, dass es nicht mehr existiert bis... Ein Freund hat es mir im letzten Monat gegeben."
Harry sah den Schulleiter fragend an, begierig, noch mehr zu erfahren.
"Ich kann dir im Moment nicht mehr dazu sagen, denn es betrifft nicht nur uns beide, sondern eine andere Person, deren Geheimnis noch gewahrt werden muss. Ich hielt es für richtig, dir dieses Schmuckstück heute zu übergeben. Deine Mutter hat es für deinen Vater anfertigen lassen und ich habe das Gefühl, dass es dir zusätzlichen Schutz bieten kann."

Wie eine Welle stieg in Harry Trauer und Wut auf. Wieder wurde er mit Halbwahrheiten abgespeist. Und da war noch etwas anderes: als er Dumbledore anblickte, fühlte er wieder, wie im letzten Jahr, kurz, bevor sie mit dem Portschlüssel zu Sirius gereist waren, diesen Wunsch, Dumbledore zu verletzen. Das Gefühl war nicht mehr so stark, wie damals, aber es ängstigte Harry. Dumbledore hatte es auch gesehen. "Harry, ich wollte ja ohnehin mit dir darüber sprechen: Moody wird dir für den Rest der Ferien zweimal wöchentlich Okklumentikunterricht geben. Wenn du wieder in Hogwarts bist, werden wir eine andere Möglichkeit finden."
"Dass Moody mich unterrichtet, freut mich", erklärte Harry, "aber keinesfalls will ich in Hogwarts wieder Unterricht bei Snape."
"Nein, nein, dass Professor Snape dich weiter unterrichtet, halte ich auch nicht für eine gute Idee", sagte Dumbledore begütigend, "aber wir werden auch in Hogwarts eine Lösung finden, das verspreche ich dir."

Nachdem sich Dumbledore von Harry verabschiedet hatte, stahl dieser sich aus der Küche. Leise schlich er nach oben in sein Zimmer. Er wollte allein sein. Auf einmal fühlte er sich unendlich einsam. Sirius! schrie es in ihm. Oh, wie er seinen Paten vermisste! Harry bemerkte, dass er das Medaillon fest in seiner rechten Hand hielt. Er öffnete es noch einmal und sah erneut in das lächelnde Gesicht seiner Mutter. Dann legte er es sich an der goldenen Kette, an der es hing, um seinen Hals und verbarg es unter seinem T-Shirt. Nachdem er sich etwas gefasst hatte, ging Harry wieder hinunter zu den anderen. Eigentlich wollte er weiter allein sein, doch es ging wohl nicht an, dass er von seiner eigenen Geburtstagsfeier weglief.



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