Shake the disease

 

 

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Kapitel 11: Ein Tag mit Poppy, eine Nacht mit Voldie


Ein paar Stunden später war ihre sporadische Konversation in ein angenehmes Schweigen übergegangen, beide hatten sich in ihren eigenen Gedanken verloren. Pomfrey nippte gerade an dem Rest ihres Weinbrandes, als sie bemerkte, daß ihr Gast sitzend auf dem Sofa eingeschlafen war.
"Severus?"
Zur Antwort schnarchte er leise.
Sie schüttelte den Kopf. Der Meister der Zaubertränke war noch immer nicht völlig auf den Beinen. Allerdings, wann war er das je? Sie wußte, daß er meistens seine Verletzungen selbst versorgte, so sehr, wie er es haßte, nach einem Treffen mit seinen Todesser-"Freunden" zu ihr in den Krankenflügel kriechen zu müssen. Und zu alledem war er auch noch überarbeitet, seine Nahrungsaufnahme war unzureichend, wenn überhaupt, und er litt unter Schlaflosigkeit. Nichts, was nicht eine vernünftige Ruhepause, wo man eben mal auf Tahiti am Strand lag, so eben weg kurieren würde.
"Oh, das würde dir sicherlich gefallen, da bin ich mir sicher", murmelte sie, über den Gedanken lächelnd. "Eine Kokosnuß in der einen Hand und in der anderen die Anleitung zu einem Zaubertrank." Er sah so friedlich aus, wie er sich da in die weichen, weißen Kissen gekuschelt hatte, daß sie nicht das Herz hatte, ihn aufzuwecken. Also deckte sie ihn vorsichtig mit dem blauen Überwurf zu und stopfte ihm ein Kissen unter den Kopf.
Er rührte sich kaum.
"Gute Nacht, Severus." Sie zog ihm die Schuhe aus, löschte das Licht und verkrümelte sich in ihr Schlafzimmer.

***



Die Kerker waren nicht so warm.
Auch seine Decken waren nicht so weich.
Und war das gebratener Speck, dessen Duft ihm da in die Nase stieg?
Der Zaubertrankmeister, der nun Pomfrey´s ganze Couch in Beschlag nahm, murmelte etwas und erstarrte.
"Severus? Bist du wach?"
Seine Augen flogen auf und er setzte sich kerzengerade hin. "Wo..."
Pomfrey kam gerade aus der Küche, die Hände an ihrer Schürze abwischend. "Frühstück ist in einer Minute fertig. Wie fühlst du dich? Ich hoffe das Sofa war dir bequem genug."
Er starrte sie an, dann blickte er um sich, so als müsse er erst einmal herausbekommen, wie er überhaupt schlafend in das Wohnzimmer der Medihexe gekommen war, dann kniff er sich in den Nasenrücken.
Das Abendessen. Viel erholsamer als er es vermutet hatte.
"Sag mir nicht, daß ich schon nach zwei Gläsern Brandy eingenickt bin", sagte er.
"Du warst erschöpft."
"Du hättest mich aufwecken sollen."
"Du hattest es gut, wo du warst. Ich habe keine Ahnung, wie du deine kalten Kammern überhaupt ertragen kannst."
Er schob die Decke zur Seite und schlüpfte mit den Füßen in seine Schuhe. "Immerhin kann ich mir in den Kerkern sicher sein, daß ich zumindest einigermaßen meine Ruhe finde."
"Nun, es wäre mir lieber, wenn du dich nicht so sehr der Zugluft aussetzt, so kurz nach deiner Krankheit. Warum wäscht du dir nicht einfach ein bißchen das Gesicht, während ich den Tisch decke?"
Er schenkte ihr einen langen, leidenden Blick und schlurfte ins Badezimmer.
Als er zurückkam, stand ein wahres Festmahl auf dem Tisch, der mit Schüsseln und Tellern schier überladen war; es gab frische Erdbeeren mit Sahne, Waffeln, Eier, Bratkartoffeln, Speck, gekochten Schinken, Toast, dampfenden, schwarzen Kaffee und Orangensaft. Pomfrey selber war gerade noch mit einem Stapel Pfannkuchen beschäftigt.
Snape blinzelte und fragte: "Kommen die anderen Kollegen auch?"
"Setz dich und iß auf", befahl sie und deutete auf einen Stuhl.
Er grummelte, setzte sich auf den ihm zugewiesenen Platz und langte nach der Kaffeekanne.
"Komm, es ist eine besondere Gelegenheit, Severus", munterte sie ihn auf. "Sei mal locker. Nimm dir eine Erdbeere."
"Du bist ziemlich schnell zum Fluch meines Lebens geworden." Snape beäugte die Ansammlung von Nahrungsmitteln vor sich und setzte hinzu: "Eine einfach Schüssel mit Haferbrei hätte auch gereicht."
Sie verzog das Gesicht. "Einfacher Haferbrei? Weißt du, für einen Spion bist du nicht gerade abenteuerlustig."
"Wenn dein Leben so komplex wäre wie meines, dann würdest du auch lernen, die einfachen Dinge in Ehren zu halten."
"Stell dir einfach vor, dieses Wochenende sind Ferien", schlug sie vor. "Genieß es einfach mal."
"Ich nehme an, du hast all das hier gekocht?"
"Natürlich habe ich das."
"Dann...gut." Er tat sich ein paar Eier auf, ein paar Löffel voll Bratkartoffeln und eine Scheibe Schinken.
"Hast du die ganze Nacht durchgeschlafen?"
"Ja. Ich hoffe... Ich wollte keine Umstände..."
Sie schmiß mit einer Erdbeere nach ihm und traf ihn an der Stirn. Er grinste.
"Iß, Severus."
Ehe er sich versehen hatte, hatte er seinen Teller leergegessen und nahm sich noch ein paar Eier, Kartoffeln, etwas Käse und Speck. "Wenn du vorhattest, mich fünf Kilo zunehmen zu lassen, dann hast du das erfolgreich geschafft. Bist du nun glücklich?"
"Oh, wir haben immer noch das Mittagessen vor uns", erinnerte in Pomfrey über den Rand ihrer Kaffeetasse hinweg.
Er hörte auf zu kauen und starrte sie an, dann schluckte er rasch. "Du glaubst doch wohl nicht, daß ich das ganze Wochenende über bei dir hier herumhänge. Das habe ich dir doch schon gestern gesagt, Poppy, ich muß noch Arbeiten korri..."
"Wie wäre es mit einem schönen Spaziergang durch die Gärten, wenn wir mit frühstücken fertig sind? Ich gebe dir die Chance, deine angefutterten Kalorien wieder zu verbrennen."
"Eigentlich sollte ich dich anbrüllen und dann einfach hier raus marschieren."
Sie schenkte ihm Kaffee nach und sagte: "Mach dir keine Sorgen. Ich werde es niemandem weiter erzählen, was für ein netter Typ sich hinter deinem unfreundlichen Gesicht versteckt."
"Es ist ein glücklicher Umstand, daß dir eh niemand glauben würde."

***



Der Tag des Zaubertrankmeisters, den er in der Gesellschaft der Medihexe der Schule verbrachte, war bei weitem angenehmer, als er es gedacht hatte. Vielleicht war er wirklich zu viel allein, wie sie es ihm gesagt hatte. Selbst wenn sie nicht miteinander redeten, sondern nur nebeneinander saßen und zusammen ein Glas Weinbrand tranken, den Sonnenuntergang durch die Fenster ihres Wohnzimmers betrachtend, wie sie es nach dem Dinner getan hatten, dann stellte er fest, daß es schön war, einfach jemanden bei sich zu haben.
Früher am Tage hatten sie das Schulgelände durchstrichen, waren dann zum Mittagessen nach Hogsmeade gegangen und hatten ein wenig eingekauft. Es war ein schöner, sonniger Herbsttag gewesen, gerade kühl genug, um ihn munter zu machen. Er hatte eine Ausgabe von 1959 von Die phantastische Welt der Muggelelixiere gefunden und ehe sie nach Hogwarts zurückkehrten, gestattete er es Pomfrey, ihm ein Glas Butterbier im Drei Besen zu spendieren.
Nicht, daß er es jemals zugegeben hätte, aber er genoß es.
"Es wird spät", bemerkte er, als der Himmel langsam dunkler wurde. "Ich denke, ich sollte mich auf den Weg zurück in meinen Kerker machen, es sei denn du willst, daß ich wieder auf deinem Sofa einschlafe. Aber wir wollen doch schließlich keinen Skandal heraufbeschwören, oder?"
Er stimmte augenblicklich in Pomfrey´s Gelächter mit ein.
Dann plötzlich ließ er sein Glas fallen und schluckte vor rasendem Schmerz, ehe er vorne überfiel.
"Severus!" Die Medihexe hastete zu seinem Platz und hockte sich vor ihm hin. "Was ist es? Severus, Severus!"
"Er... ruft.... mich", stammelte er, kaum fähig zu atmen.
"Ist es normalerweise... Ist es immer so schlimm?"
"Nein... er muß... wütend sein... Ich muß...gehen..."
"Laß mich die Salbe holen", schlug Pomfrey vor, ihr Gesicht kreidebleich. "Das kann nicht gut..."
Er hob seinen Kopf und ihre Augen trafen sich. "Ich muß gehen!"
Nach einer Weile nickte sie, dann griff sie nach seiner Schulter und drückte sie. "Sei vorsichtig... Bitte, sei vorsichtig."
"Ich muß... ein paar Sachen aus meinen Räumen holen."
"Benutze meinen Kamin", bot sie ihm an und half ihm auf die Füße.
Sie bahnten sich einen Weg zu der Feuerstelle und sie schmiß eine Handvoll Flohpulver in die ersterbenden Flammen. "Professor Snapes Unterkunft."
Er versuchte zu lächeln und sagte: "Ich sehe dich dann beim Frühstück... morgen. Machst du mir ein paar Pfannkuchen?"
"Du bist dran", antwortete sie ihm, ihre Kehle schnürte sich zu.
Dann war er verschwunden.
Sie starrte auf den Kamin und ging, um sich ihre Schwesterntracht anzuziehen.

***



Schmerzen.
Snape hörte auf, sich zu bewegen und versuchte statt dessen herauszufinden, wo er sich befand.
"Was war passiert?
Lucius hat mir gesagt, du warst... krank.
Snape begann zu zittern und spürte eine Hand auf seinem Kopf. Er hörte eine leise Stimme, konnte aber die Worte nicht verstehen. Sein Versuch, etwas zu sagen, scheiterte kläglich, lediglich ein Krächzen kam ihm über die Lippen.
Dann erinnerte er sich an Schreie.
Unter keinen Umständen ist es einem Todesser gestattet, meinen Befehl zu ignorieren. Crucio.
Snape stöhnte. Er spürte, wie eine Nadel in seinen Arm gestochen wurde und zuckte zusammen.
"...Morphium." Wieder diese leise Stimme. "Severus..." Lärm. "...mich hören?"
Wie dem auch sei, Severus, eine viel unangenehmere Sache ist mir da zu Ohren gekommen.
Der Dunkle Lord wußte es.
"Sein Puls steigt..."
Schritte und leichtes Rascheln.
"... eine normale Reaktion auf diese Droge."
Er konnte nicht am Leben sein.
Du bist ein Verräter. Crucio.
Der Meister der Zaubertränke kämpfte damit, seine Augen zu öffnen. "ALBUS..."
"Ich bin hier, Severus. Atme langsam. Du bist zu Hause."
Der Schmerz ließ nun nach und er hätte schwören können, dass er geradewegs aus dem Bett schwebte.
Bett?
Das letzte, an das er sich erinnern konnte war, daß er mit dem Gesicht in Dreck, inmitten vertrockneter Blätter gelegen hatte und zitterte...
"Er... der nicht... genannt werden... darf... weiß..."
"Albus, rege ihn nicht auf. Sprich nicht, Severus, ruh dich aus."
Snapes Augenlid zuckte; das andere war so geschwollen, daß er es nicht öffnen konnte. "Poppy..."
"Pst", beruhigte ihn die Medihexe, seine Stirn mit einem Tuch betupfend. "Dein Kiefer ist schrecklich geprellt. Ich weiß, du spürst es nicht, wegen der Medikamente, die wir dir gegeben haben, aber du bleibst besser still."
Snapes Lippen zuckten und sein Auge rollte erschöpft in seiner Höhle, ehe er es wieder schloß. "Mmm... ist es Muggel..."
"Ja, mein Lieber", antwortete ihm Poppy.
"Mmmhm."
"Du bist nun in Sicherheit. Wir passen gut auf dich auf."
Er nickte, die Geste kaum wahrnehmbar. Dann verkrampfte er sich und rief: "Nein..."
"Was ist denn, Severus?" erkundigte sich Dumbledore.
"Todesser... ich dachte sie... bringen mich um."
Wie lange hatten sie ihn geschlagen? Er war getreten worden, geboxt, geschunden, immer und immer wieder. Er erinnerte sich an den Geschmack seines Blutes, als eine seiner Rippen geborsten war...
Verräter.
Er stöhnte.
"Es ist schon gut, mein Junge", tröstete ihn Dumbledore. "Ich werde dich nicht wieder zurückgehen lassen." Er flüsterte einen Zauberspruch und Snape schlief ein.



 

 Kapitel 10

 

 

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