Die Schwarze Rose 2

 

 

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Kapitel 15: Das Labor

 


Derweil in Hogwarts...

Erzählt von Remus Lupin

Das Herz klopfte mir bis zum Hals, meine Hand zuckte, doch beim Anblick der sieben Gestalten, die eben die Eingangshalle betreten hatten, war mir von vornherein klar, dass ich den Zauberstab nie rechtzeitig würde erreichen können. Warum waren wir auch nur so unvorsichtig gewesen. In den heutigen Zeiten wusste man nie. Muriel und ich hatten nur noch eins im Kopf gehabt, so schnell wie möglich aufzubrechen. Wohl keiner von uns hätte dies vorausgeahnt.

Die Tür schlug mit einem Knall zu. Wir zuckten zusammen. Die vorderste der Gestalten blickte auf und streifte sich mit einer fliessenden Bewegung die Kapuze vom Kopf.

"Helena Thornton. Dramatischer Auftritt wie immer", bemerkte Muriel neben mir. Ich blickte kurz zu ihr und wieder auf die Ankömmlinge. Mittlerweile hatten alle ihre Umhänge abgelegt. Sie trugen allesamt Aurorenuniformen. Eigentlich hätte ich erleichtert sein müssen, dass es sich um Auroren und nicht um Todesser handelte, doch irgendwo in meinem Hinterkopf begann eine Alarmglocke zu läuten.

Ein kühles Lächeln umspielte Helena Thorntons Lippen und eine Strähne ihres weissen Haares fiel ihr ins Gesicht. "Muriel Stern. Interessant, dich immer da anzutreffen wo es Ärger gibt."

"Ärger?" fragte Muriel unschuldig. "Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen was du meinst."

Thornton lachte trocken und kam ein paar Schritte auf Muriel zu. Kaum eine Armeslänge vor ihr blieb sie stehen und musterte sie ernst. "Wie würdest du das nennen? Du bist monatelang nicht da und doch trifft man dich immer, wenn es um diesen dreckigen Todesser geht."

Bleiernes Schweigen folgte. Die beiden Frauen starrten einander reglos an.

Knall!

Eine Tür wurde zugeschlagen. Ich drehte mich kurz um. Dumbledore war hinter dem Wasserspeier hervorgetreten. "Was ist hier los?"

Nach ein paar endlosen Sekunden, wandte sich Thornton ruckartig von Muriel ab und ging mit langen sicheren Schritten auf den Schulleiter von Hogwarts zu. "Professor Dumbledore, ich bin Helena Thornton. Chefaurorin im Bereich Anhörung und Strafvollzug Askabans. Das sind meine Mitarbeiter." Sie wies auf die restlichen sechs Auroren, die mit verschlossener Miene hinter sie getreten waren.

"Und was erwarten Sie hier zu tun?" Dumbledore setzte ein erstauntes Gesicht auf.

"Hier wurde eine Straftat verübt. Ich und mein Team sind hier, um diese aufzuklären."

"Ach, wirklich?"

"Und wissen Sie was, Dumbledore? Das Ministerium fragt sich, warum Sie den Vorfall nicht gemeldet haben. War Ihnen die Grabschändung nicht wichtig genug, oder haben Sie aus irgendwelchen Gründen die Leiche Severus Snapes selbst verschwinden lassen?"

Muriel machte eine Bewegung nach vorn, doch ich packte sie am Arm und hielt sie zurück.

Dumbledores Funkeln in den Augen erlosch und ein harter Zug umspielte seinen Mund. "Eine solch infame Anschuldigung lasse ich auf mir nicht sitzen. Das wird ein Nachspiel haben. Der Zaubereiminister-"

"-ist bestens davon unterrichtet. Hier-" Thornton fasste in die Innentasche ihrer Uniform und holte ein Pergament heraus und reichte es dem Schulleiter. "Das ist ein Durchsuchungsbefehl. Zudem sind alle im Schloss anwesenden Personen, ob Menschen, Geister oder Hauselfen, ab sofort unter Arrest gestellt, bis unsere Anhörung abgeschlossen ist."

Dumbledore faltete das Papier auseinander und überflog den Text. Resigniert liess er die Schultern sinken. "Warum könnt ihr Severus Snape nicht endlich in Ruhe lassen. Er ist tot."

Thornton und ihre Auroren lachten trocken. "Wir haben nichts gegen Ruhe, solange die Toten da bleiben, wo sie hingehören. Aber Sie müssen verstehen, Dumbledore. Severus Snape war seit seinem Ausbruch aus Askaban auf der Fahndungsliste. Er hat Hochverrat begangen, als er sich den Todessern anschloss. Und die Tatsache, dass nun seine sterblichen Überreste abhanden gekommen sind, verletzt das Abkommen, welches Sie unterzeichnet haben, als wir Ihnen den Leichnam ausgehändigt haben. Normalerweise wäre Snape verbrannt und seine Asche in ungeweihte Erde gekippt worden."

"Schluss jetzt!" warf Muriel zornig ein. Ihr Gesicht war rot geworden und sie bebte vor Wut.

"Ah, darauf habe ich gewartet." Thornton drehte sich zu Muriel um. "Es ist schon interessant, dass immer gleich du auftauchst, wo es Ärger mit Snape gibt. Sei es in Askaban, in der Festung des Unnennbaren oder jetzt hier in Hogwarts."

"Was willst du mir damit unterstellen?"

Helena Thornton schüttelte lachend den Kopf. "Unterstellen tue ich dir gar nichts. Aber es ist schon seltsam, nicht wahr?"

Sie nickte ihrem Team zu. "Bringt die beiden", sie zeigte auf Muriel und mich, "in ihre Quartiere und seht zu, dass sie auch dort bleiben. Ich beschäftige mich morgen früh mit ihnen. Und nun, Professor Dumbledore, werden wir uns eingehender unterhalten. Bitte gehen Sie vor." Sie wies Dumbledore an, in sein Büro zu gehen, während wir von je zwei Auroren in Richtung unserer Räume gedrängt wurden.

Helena drehte sich nochmals kurz um. "Übrigens, Fluchtversuche bringen nichts. Wir haben Hogwarts und seine Ländereien mit einem Antifluchtzauber belegt. Es kommt niemand hinaus, bis wir diesen Bannzauber wieder aufheben. Ich wünsche Euch eine gute Nacht."

Ungläubig blickte ich Dumbledore und seiner Eskorte hinterher. Einer der Auroren rempelte mich an, weil ich mich nicht sofort bewegte. "Hey, lass deine Finger von mir!" In den braunen Augen des Aurors glänzte es gefährlich.

"Oder was, Werwolf..."

"Lass es, Remus", sagte Muriel versöhnlich und legte mir ihre Hand auf den Arm. "Es ist es nicht wert."

Ich blickte sie an und nickte. Sie hatte Recht. Jetzt Ärger zu machen, wäre absolut der falsche Zeitpunkt. Schliesslich hatten wir eine wichtigere Aufgabe. Ich hoffte nur, dass wir nicht zu lange festgehalten wurden. Zeit war etwas, was wir nicht hatten. Die Auroren eskortierten uns jeweils in unsere Räume. Es gab nichts, was wir dagegen hätten unternehmen können. Wir waren zur Untätigkeit verdammt.


Erzählt von Lord Voldemort


Meine neuerliche Attacke auf Severus liess mich grinsen. Hach, es fühlte sich so gut an. Ich hatte ihn genau da, wo ich ihn haben wollte. So einfach hinterging man mich nicht. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er wie gewohnt vor mir kniete. Aber dieses Mal würde er sich wünschen, er hätte mich niemals hintergangen. Ich hatte mich nun doch dazu entschieden, dass ich ihm die letzte Injektion selbst verabreichen würde. Was für ein Genuss wäre es zu sehen, wie sich erst das Entsetzen auf seinem Gesicht ausbreiten würde, wenn ihm dämmerte, welche Auswirkungen das Gift haben würde und anschliessend das Bewusstsein langsam aus seinen schwarzen Augen verschwinden würde und an seine Stelle dieses Glänzen und Flackern trat. Ja, ich würde noch viel Spass mit meinem Severus haben. Da war ich mir ganz sicher.

Im Kamin begann es zu zischeln und die Flammen färbten sich hellgrün. Lucius erschien in den Flammen.

"Seid gegrüsst, edler Herrscher und Lord."

Ah wie ich diesen Schleimer nicht ausstehen konnte, aber er war mir nützlich und daher...

"Lucius, berichte."

"Alles ist zu Eurer Zufriedenheit vorbereitet. Ich habe den Kontakt geknüpft. Unser Mann arbeitet in der Auffangstation für Werwölfe in Rouen. Genau dort wo Snape zurzeit festgehalten wird. Es läuft alles genau nach Plan."

"Gute Arbeit, Lucius. Sehr gute Arbeit."

"Danke, mein Lord."

Mit einem Wink entliess ich Lucius und sein Gesicht verschwand. Ja, jetzt war das Ziel in Griffnähe. Jetzt bekam ich meine Genugtuung für Snapes schändlichen Verrat.


Am nächsten Morgen…

Erzählt von Jean-Pierre Lafite


"Er will was?!?"

"Zutritt zum Labor."

"Sind Sie verrückt geworden? Das kann und werde ich nicht zulassen. Er bekommt keinesfalls Zutritt zum Labor." Ich raufte mir die Haare.

"Er ist Tränkemeister, Jean-Pierre, ein sehr guter sogar."

"Der Beste!" ergänzte ich. "Aber das ist auch einer der wichtigsten Gründe, die gegen den Zutritt zum Labor sprechen, Catherine. Sie scheinen nicht zu verstehen, dass er ein Gefangener ist. Er wurde vom britischen Zaubereiministerium wegen Hochverrats gesucht. Er war ein Todesser oder ist es noch, wie man es auch immer betrachten will. Der einzige Grund, warum er noch hier ist, ist der, dass er für tot erklärt worden ist. Weiss der Geier wie er dies zustande gebracht hat. Tote sind nicht mehr auf der Fahndungsliste und bis die Meldung verfasst und raus ist, wird's noch ein paar Stunden dauern, aber dann wird er ausgeliefert. Ich möchte nicht unserem Minister erklären müssen, warum wir einen Gefangenen, der in seinem Land wegen Hochverrats gesucht wurde, ins Labor gelassen haben und er uns daher entwischen konnte."

"Jean-Pierre, bitte." Catherine rückte sich die Brille zurecht. "Sie sind derjenige, der wohl nicht verstehen will. Ich mache mir nichts aus Ministeriumsangelegenheiten, das wissen Sie. Auch wenn ich hier angestellt bin, steht für mich an erster Stelle noch immer das Wohl meiner Patienten, ungeachtet dessen, wer oder was sie sind. Snape wurde vergiftet, Sie haben es selbst gesehen. Und wenn wir nicht schnellstmöglich das Gift isolieren können, wird er daran sterben."

Ich blickte zu Boden, meine Gedanken rasten. "Wie lange hat er noch?"

"Schwer zu sagen. Er hatte letzte Nach wieder einen längeren Realitätsverlust, wie ich aus der Akte entnommen habe. Heute Morgen habe ich ihn noch nicht gesehen. Ich wollte erst mit Ihnen sprechen".

"Können Sie denn sonst nichts tun?"

Catherine schüttelte ihren grauen Kopf. "Ich habe keine Möglichkeit innerhalb einer nützlichen Frist ein Gegengift zu finden. Die Zusammensetzung des Gifts ist zu komplex. Für mich ergeben die verschiedenen Inhaltsstoffe keinen Sinn. Aber er ist ein Meister seines Fachs. Wenn einer ein Gegenmittel finden kann, dann er selbst. Aber dazu braucht er Zugang zum Labor." Sie fasste mich am Arm und ihre Augen fesselten mich. "Bitte, Jean-Pierre."

"Verdammt!" fluchte ich. Das lief nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte. Auch wenn Severus Snape mit dem Wolfbanntrank sehr viel für uns alle hier getan hatte und er ein Freund Remus Lupins war, so war er mir trotzdem weder sympathisch, noch war ich der Ansicht, dass man ihn einfach so als harmlos einstufen und frei ins Labor gehen lassen konnte. Aber mir leuchtete auch ein, was Catherine gesagt hatte.

Ich strich mir die strähnigen Haare zurück und hob den Blick. "In Ordnung, Catherine. Aber nur unter zwei Bedingungen. Erstens, Sie sind die ganze Zeit dabei und beobachten jede seiner Handlungen. Wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt, dann brechen Sie das Experiment umgehend ab. Zweitens, es werden zwei Auroren zum Schutz beim Ausgang und zwei im Labor selber abgestellt, die für Ihre Sicherheit garantieren sollen."

Sie öffnete den Mund um zu protestieren, aber ich hatte bereits meine Hand gehoben. "Ah, ah. Keine Widerrede. Es läuft so wie ich gesagt habe, oder gar nicht, verstanden?"

Sie salutierte vor mir mit spöttischer Mine. "Aye, aye, mon Capitan."

Ich schüttelte den Kopf und verliess so rasch als möglich den Labortrakt. Hinter mir lag eine lange Nacht in den Strassen von Rouen und das stürmische Wetter hatte auch nicht gerade zur Besserung meiner Laune beigetragen. Ich wollte nur noch eins: Mich hinlegen und schlafen, doch zuvor hatte ich noch etwas zu erledigen.




 

 

 Kapitel 14

 

 

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