Kapitel 3
Triefend nass und blind vor Tränen war sie am vorletzten Tag vor den großen Ferien in die Eingangshalle gewankt. Mädchen, die sie für ihre Freundinnen gehalten hatte, hatten ihr Tagebuch gestohlen, in dem sie alles über ihre heimliche Liebe zu einem Gryffindor festgehalten hatte.
Sie hatten es über dem See schweben lassen, und bei ihren Versuchen, es unter dem höhnischen Gelächter der anderen, wieder zu ergattern, war es passiert. Sie war hineingefallen.
"Seht mal, Pancake geht für ihren Liebsten ins Wasser!" hatte ein Junge gerufen und dann waren sie weggelaufen, um das Hogsmeade-Wochenende zu genießen und die überstandenen Prüfungen gebührend zu feiern. Pandora hatte seitdem eingehende Erfahrungen mit Grindelohs und glaubte fest an die Berechtigung des Verteidigung gegen die Dunklen Künste-Unterrichts. Auf ihrem Weg ins Ravenclaw-Haus hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich: "McMahon, was machst du noch hier?" Wutentbrannt fuhr sie herum und hinter ihr, an eine Säule gelehnt, stand Severus Snape. Sie hatte seine Stimme nicht sofort erkannt, denn er hatte den Stimmbruch mittlerweile hinter sich. Sie fragte sich, ob sie wirklich so lange kein Wort von ihm gehört hatte, nicht mal im Unterricht. Wie hypnotisiert hatte sie ihn angestarrt. Er hörte sich durchaus angenehm an, aber warum hatte er denn früher nichts gesagt? Oder hatte sie in ihrem Eifer, beliebt sein zu wollen, einfach nicht zugehört?
"Ich sehe, du hast ein Bad genommen." Na toll, mit seiner Stimme hatte sich wohl auch sein Tonfall verändert, allerdings fand sie ihn jetzt weniger aggressiv aber deutlich herablassender.
"Ja. Genau", erwiderte sie trocken, "du bist ja immer noch richtig geistreich. Aber warum bist du noch hier, kommst du etwa aus dem Krankenflügel?!"
Er kam näher, die Hände in den Hosentaschen. "Nein, aber vielleicht solltest du dich mal durchchecken lassen."
"Bei Merlin, bloß nicht! Dann sehe ich so schnell kein Tageslicht mehr. Also behalt das hier schön für dich, Snape."
"Wieso sollte ich?"
"Weil es niemanden etwas angeht. Übrigens, du hast da eine Beule auf der Stirn und die ist blau. Geht das vielleicht jemanden etwas an?"
"Na gut, dann warte ich hier auf dich und wir gehen zusammen nach Hogsmeade", war seine einzige Erwiderung. Pandora hatte sich umgezogen und gemeinsam hatten sie sich auf den Weg gemacht. Ihr altes Kriegsbeil hatte wohl wirklich so langsam ausgedient. Tage vorher wäre es ihr peinlich gewesen, mit Severus in Hogsmeade gesehen zu werden. Aber nun waren sie praktisch beide Außenseiter. Eine Zweckgemeinschaft konnte ihnen beiden vielleicht helfen.
In den 'Drei Besen' hatten sie Butterbier bestellt und Pandora hatte versprochen zu bezahlen. Sie wollten gerade nach Madam Rosmerta rufen, als Pandora zischte: "Guck mal dahinten!" Sie hatte die ganze Zeit mit dem Rücken zu dem Jungen gesessen, für den sie seit Monaten schwärmte. "Da ist Remus! Und er trägt Schlaghosen!"
"Ja und?! Jetzt kennen wir den Unterschied zwischen 'Rumlaufen wie ein Muggel' und 'Rumlaufen wie ein bekloppter Muggel'!"
"Snape! Wir tragen Schuluniformen, was ist daran bitte so toll?!"
"Keine Ahnung? Der Schlips???"
"Jetzt guckt er hierher!"
"Bei deinem dämlichen Grinsen würde er wahrscheinlich auch was verpassen wenn nicht. Hör mal, der Typ ist gefährlich."
"Red keinen Stuß, Severus! Der guckt nur so, weil ich mit dir hier sitze!"
Snape verschränkte die Arme vor der Brust und sah herablassend zu dem Jungen herüber. "War der etwa vorhin nicht dabei, als das mit dem... ins Wasser fallen... passiert ist?!"
"Nein. Und ich weiß nicht, ob die anderen gemerkt haben, dass er gemeint war... Sie haben mir mein Tagebuch weggenommen und daraus vorgelesen."
"Du schreibst über den in dein Tagebuch?! Und du hast es auf keine Weise gesichert? Und du lässt es dir auch noch wegnehmen?"
Pandora schossen wieder die Tränen in die Augen.
"Ich meine nur, du solltest es besser verstecken."
Der Junge war aufgestanden und kam, sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustend, in ihre Richtung. "Er kommt zu uns rüber! Bei Merlin, was soll ich jetzt sagen?"
"Ähm... Pobier's für den Anfang mit 'Hau ab, du Schweinebacke!'"
Betont lässig hatte Remus J. Lupin sich vor ihrem Tisch aufgebaut. "Hi Pandora!" sagte er grinsend.
"Hi... hi Remus, wie geht's?"
"Gut, und dir?"
"Ja auch ganz toll..."
Dann hatte Severus demonstrativ den Arm um ihre Schulter gelegt und gesagt: "Hör mal, ihr geht's beschissen, weil welche von deinen Gryffindor-Freunden sie fast umgebracht hätten! Laß also besser deine dreckigen Klauen von ihr, du Verbrecher!"
Feindselig starrten die Jungen einander an.
Sie wäre am liebsten im Boden versunken. Lupin war doch daran gar nicht beteiligt gewesen. Und nun hatte sie endlich Gelegenheit, mit ihm zu reden und Snape machte alles kaputt!
"Ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet du sie rettest, Schniefelus. Aber toll, da bist du ja der Held des Tages! Ich geb dir einen guten Rat, Pandora: Du bist ein nettes Mädchen und solltest dich nicht mit solchem Abschaum abgeben." Und damit drehte er sich um und ging zu seinem Tisch zurück.
Er war also wirklich nicht besser als all die anderen! Dabei hatte sie gedacht, John wäre anders.
Severus war kreidebleich und seine Augen waren schmal. "Die wollen, dass ich zu denen rüberkomme. Die denken, sie können mich fertigmachen, vor allen Leuten", murmelte er, zitternd vor Wut, "aber den Gefallen tue ich ihnen nicht."
"Was hast du vor, Severus?" Pandora war bereit, ihm zu helfen. Zumindest, wenn er niemanden töten würde.
"Der fliegt von der Schule, das versprech ich dir!"
"Nein, so was darfst du nicht machen..."
"Andere dürfen aber so grausam sein, wie sie wollen, oder was?! Hast du seine Ansichten nicht deutlich verstanden?"
"Na ja, vielleicht ist er leicht zu beeinflussen... Laß uns jetzt endlich gehen, ja?!"
Als sie einige Meter von den "Drei Besen" entfernt waren, holte er ein Tütchen aus seiner Tasche und hielt es ihr unter die Nase.
"Das ist was Schlimmes, oder?" fragte sie atemlos als sie das lila glitzernde Pulver darin sah.
"Na ja, kommt drauf an... Suggestionspulver."
"Severus, du warst doch nicht etwa in der Nocturngasse?! Hast du das Slughorn geklaut?! Warum suchst du ständig nur Schwierigkeiten? Das willst du doch nicht etwa benutzen?! Das machst du nicht! Wenn das rauskommt..."
"Ich hab's selbst gemacht. Und du weißt nicht, was es kann. Dieses Zeug macht, dass derjenige, der es nimmt, alles glaubt, was du ihm sagst. Er nimmt stundenlang nur das wahr, was du ihm erzählt hast."
"Wenn ich ihm erzähle, er wäre mein Freund...?"
"Das wäre nicht gerade sehr lustig. Du könntest z.B. deinem Mister Lupin erzählen, er wäre ein Brathähnchen und er würde sich aufspießen und gackernd durch die Gegend laufen."
"Dann sollte ich ihm erzählen, er wäre du."
"Glaub mir, das würde ihn wirklich umbringen. Aber wir könnten ihm z.B. suggerieren er wäre der Schuldirektor von Hogwarts oder ein Werwolf..."
"Dann würde er heulend durch den Verbotenen Wald rennen, das ist doch gefährlich."
Snape grinste gehässig. "Gefährlich sind auch andere Sachen; die würde er uns ohne weiteres antun, das glaub mir mal."
"Hör mal, du bittest mich ein bisschen zu oft, dir zu glauben. Warum sollte ich?"
"Weil Lupin mich auch schon fertig machen wollte und du verdammt noch mal endlich glauben solltest, was du siehst," erwiderte er bitter, "und er dir bestimmt nicht helfen würde, wenn du Hilfe brauchst. Ich schon."
"Beweise es", hatte sie leise gesagt, "du hast noch zwei Jahre Zeit dazu."
Und so waren sie auf ihren Plan bekommen. Am nächsten Tag zur Schuljahresabschlussveranstaltung sollte Lupin das Suggestionspulver intus haben und als Schulleiter auf den Plan treten. Es war zwar erniedrigend für Pandora, am nächsten Morgen am Gryffindor-Tisch vorbeizugehen und so zu tun, als würde sie sich wieder bei ihren Peinigern anbiedern wollen, aber ziemlich einfach, das Pulver in Lupins Tee zu streuen, so sehr war er mit sich und seinen Cornflakes beschäftigt. Er beachtete sie eigentlich kaum mehr nach seinem 'wohlgemeinten Rat' vom Vortag. Das Pulver war, sobald es in Berührung mit Flüssigkeit kam, farblos.
"Bei Flubberwürmern funktioniert's", hatte Severus ihr triumphierend verkündet, "sie haben sich vier Stunden und zweiunddreißig Minuten für Einhörner gehalten, bei einer Dosis von einem halben Spatel auf zehn Stück mit einer Gesamtlänge von 2 Meter dreißig und einem Gesamtgewicht von siebenundachtzig Gramm, also rund acht Komma sieben Gramm pro Individuum. Wie viel mag Lupin wiegen? Siebzig Kilogramm nach dem Frühstück?"
"Woher weißt du, dass sie sich für Einhörner gehalten haben?"
"Sie versuchten zu galoppieren und änderten ihre Art, sich zu vermehren. ... Und es ist keiner gestorben, wenn dich das beruhigt. Es kann also losgehen. Und ich hoffe, dass dieser aufgeblasene Widerling merkt, dass wir es waren."
Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken, als er 'wir' sagte. Aber er hatte Recht, Lupin hatte einen Freund von ihr beleidigt, ihren einzigen Freund mittlerweile. Und er hatte ihm etwas antun wollen, wenn sie auch keine genaue Kenntnis davon hatte. Und es war doch nur berechtigt, wenn sie sich rächen würden.
"Wenn es rauskommt, bekommen wir einen Haufen Ärger", überlegte sie laut nach dem Frühstück, "aber wenn wir ihn irgendwo hinlocken und ihm sagen, dass wir es waren, würde er sich hinterher daran erinnern?"
"Ja, das würde er. Das ist ja das Beste an dem Pulver", war Snapes trockene Antwort.
"Aber er würde uns auch sofort verpfeifen."
"Das bezweifle ich, McMahon."
"Hör mal, wenn du Lupin irgendwie erpresst, wäre das jetzt eine gute Gelegenheit, damit rauszurücken."
"Das mache ich nicht. Übrigens habe ich vor, ihm so eine Lektion zu verpassen, dass er hinterher nicht mal mehr 'fiep' sagt. Wir locken ihn auf den Astronomieturm und da wird er dann lesen, dass das unsere Rache ist. Da schicken wir ihm nämlich eine Karte hin, mit freundlichen Grüßen und ein paar Feuerkrachern." Und er hatte sich auch schnell ausgedacht, wie er den verhassten Mitschüler alleine dorthin bekommen würde. Er selber wollte Lupins Freunde weglocken ("Ich leg mich auf den Boden, dann kommen sie drauftreten."), indem er so tat, als würde er sie bei ihrer Vertrauensschülerin verpetzen.
Als sich eine Stunde später alle Schüler wieder in der Halle versammelten, um die Schuljahres-Endansprache zu hören, ging Pandora strahlend auf Lupin zu und sagte: "Direktor Dumbledore, ich bin Ihre Stellvertreterin Professor McGonagall, und ich bitte Sie, dies vor den Schülern zu verlesen." Damit drückte sie ihm ein Stück Pergament in die Hand. Ohne zu zögern ging Remus an dem verdutzten echten Dumbledore vorbei, stieg auf das Podest vor den Schülern und begann vorzulesen.
"Werte Schüler der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberkunst, ich darf Ihnen heute bekannt geben, dass die gesamte Schülerschaft ihre Prüfungen so ungenügend abgeschlossen hat, dass diese am morgigen Tag wiederholt werden müssen. Ich möchte Sie bitten, Ihre Abreise zu verschieben und sich morgen um acht mit einem Yorkshire Pudding... in Ihren Fachräumen einzufinden. Und Mr. James Potter ist ein Schwachkopf."
Danach wurde er von der echten Professor McGonagall zur Seite geschoben.
"Nein, wer sind Sie?" stammelte er.
"Warte hier, Junge", sagte die, "wir besprechen dein Verhalten später."
Die anderen Schüler krümmten sich bereits vor Lachen, vor allem vom Slytherin-Tisch kam lautes Gejohle.
Nun musste ihre Schandtat schnell vonstatten gehen. Severus hatte bereits eine Eule zum Astronomieturm geschickt. Auffällig um sich schauend wanderte er zum Gryffindor-Tisch hinüber und verwickelte die Vertrauensschülerin in ein Gespräch unter den argwöhnischen Blicken von Potter und Black.
Pandora stahl sich in die Nähe von Lupin. "Direktor", raunte sie mit wichtigem Gesichtsausdruck, "bitte kommen Sie schnell! Auf dem Astronomieturm beschädigt jemand Schuleigentum."
"Aber was kann ich da tun?" murmelte Lupin mit glasigen Augen.
"Das weiß ich nicht, Sie sind der Schuldirektor. Und jetzt kommen Sie mit!" Und sie zog ihn am Arm davon, während Professor McGonagall versuchte, Ruhe unter den ausgelassenen Schülern durchzusetzen.
Sie trieb ihn zur Eile an und mehrere Stufen auf einmal nehmend, rannten sie die enge Stiege zum Turm hinauf. Oben angekommen, flatterte auch schon die Eule auf das Teleskop herab.
"Das ist für Sie Direktor", verkündete Pandora, der ihre neue Rolle so langsam Spaß zu machen begann. Lupin öffnete die Rolle, die an der Klaue der Eule befestigt war, holte den Brief heraus und begann zu lesen: Werter Direktor Dumbledore, Sie sind nicht der Schuldirektor von Hogwarts, sondern ein ziemlich dämlicher Schüler, der soeben eine schwere Verunglimpfung der Schulleitung begangen hat und daher einen Schulverweis bekommen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Severus Snape, Slytherin
Pandora McMahon, Ravenclaw
Lupin wurde bleich. In diesem Moment fielen die Feuerkracher aus der Postrolle heraus und explodierten vor seinen Füßen. Er sprang rückwärts, aber seine Robe hatte schon Feuer gefangen.
Er lief in Panik auf sie zu, doch Pandora versuchte, ihm auszuweichen, aus Angst sie würden beide in Flammen aufgehen. "Incendium extictum!", rief sie und ein Schwall Wasser ergoss sich über Lupin. Er taumelte rückwärts und fiel durch die Luke die steinerne Treppe hinunter. Mehrmals schlug sein Körper auf die Stufen und gegen die Wand, bevor er erst im Geschoss darunter zum Halt kam. Mit Entsetzen sah Pandora, dass ein Arm und ein Bein in ziemlich ungesund wirkenden Winkeln von seinem Körper abstanden. Sie hatte Lupin umgebracht! Erst wollte sie ihn zum Freund haben und jetzt hatte sie ihn getötet! Sie würde in Askaban für den Rest ihres Lebens einsitzen, weil sie aus Spaß einen vielversprechenden, jungen und gut aussehenden Zauberer getötet hatte!
Nachdem sie einige Sekunden wie versteinert durch die Luke hinab gestarrt hatte, hastete sie die Stiege hinunter. Sie kniete sich neben den leblos wirkenden Lupin, traute sich aber nicht ihn anzufassen. "Remus! Bitte, jetzt sei nicht tot! Wir haben das nicht gewollt!" Aber sie hatten es billigend in Kauf genommen! Bald würde sie jemand neben dem toten Mitschüler finden und wissen, wer seine Mörderin war! Nach endlosen Minuten der Verzweiflung hörte sie, wie Snape fluchend die Treppe herauf gestolpert kam.
"Jetzt hab ich das Beste verpasst, oder?" rief er.
"Komm schnell, er hatte einen Unfall!" Oben angekommen starrte er auf den am Boden liegenden Lupin.
"Er hat Feuer gefangen und ist runtergestürzt! Und jetzt ist er tot!"
"Dabei habe ich doch nur ganz wenig Brandbeschleuniger hineingetan...", murmelte Snape bestürzt. "Brandbeschleuniger?!" kreischte sie. "Weißt du, was du getan hast?! Remus Lupin ist tot!"
"Ich bin nicht tot", vernahmen sie seine schwache Stimme.
"Na bitte", konstatierte Snape doch etwas blass um die Nase, "er ist gar nicht tot." Dann beugte er sich über Lupin und sagte leise: "Denn wenn ich das gewollt hätte, wärst du jetzt nicht nur tot, sondern auch Sondermüll!" Lupin stöhnte.
"Was ist Sondermüll und was sollen wir jetzt machen, Snape?!" lamentierte Pandora.
"Mach, dass es aufhört!" presste Lupin mit zusammengebissenen Zähnen heraus.
"Wenn gleich die Lehrer hier hochkommen, und das werden sie, dann sehen sie, dass er nicht nur schwer verletzt ist, sondern auch unter Suggestionspulver steht! Kannst du es unwirksam machen?" "Wirkt es denn überhaupt noch? Ich hatte ihn kräftiger eingeschätzt!"
"Willst du sagen, er hat eine Überdosis?!"
Lupin ächzte vernehmlich.
"Du bist eine Maus", sagte Snape gebieterisch zu Lupin.
"Piep", sagte der und schnüffelte mit der Nase.
"Na schön, es war eine ganze Menge...", gab Severus zu.
"Piep", sagte Lupin wieder.
"Na los, gib ihm ein Gegenmittel!"
"Also, wenn du es so sagst..."
"Snape, sag bloß, du hast keins...!"
"Doch. Sicher", sagte er gedehnt und holte ein kleines, braunes steinartiges Ding aus der Tasche. Pandora ergriff es und sah es neugierig an. "Und das hilft? Was ist es?"
"Ein Bezoar", erwiderte Severus mit vor Stolz glitzernden Augen. Pandora ließ das Ding fallen.
"Snape, das ist ja...nein... Wo hast du den denn her?!"
Er hob ihn wieder auf und hielt ihn triumphierend vor ihre Nase. "Was glaubst du wohl, McMahon!?"
Lupin ließ ein durchdringendes Piepsen vernehmen.
"Na los, wie... wendet man den an?!"
Snape sah Lupin durchdringend an. "Im Akutfall schlucken, ansonsten muss man ihn lutschen."
Lupin krümmte sich, als müsse er sich übergeben. "...Man kann ihn aber auch in eine Flüssigkeit halten", fuhr Severus ungerührt fort, "das würde nicht nur den Suggestionszauber unwirksam machen, es könnte auch bei der Heilung seiner...durch eigenes Verschulden...in Mitleidenschaft geratenen Körperteile helfen."
"Das heißt, er kann hier wieder runter spazieren?"
"Ich denke schon, wenn der Bezoar eine optimale Zusammensetzung hat. Das ist schwer zu beeinflussen, weißt du..."
Pandora hob den Zauberstab " Accio aquam !" und hielt einen Kelch mit Wasser in der Hand. "Los! Tu ihn rein, Snape!" Der warf noch einmal einen Blick voller mitleidiger Herablassung auf Lupin. "Weil du es so willst, Pandora. Weißt du was, ich schenk ihn dir, deinen Mr. Lupin. Wenn es nach mir ginge, könnten wir ihn hierlassen und behaupten, wir hätten versucht, ihn von noch schlechteren Scherzen abzuhalten. Dabei ist eben ein Unfall passiert. Aber da du ihn ja offenbar so sehr magst und sonst das ganze nächste Schuljahr in Trauer verbringen würdest..."
"Tu ihn rein, du linke Bazille!" schnüffelte Lupin mausig. Snape ließ den Bezoar in den Becher fallen und Pandora gab ihn Lupin zu trinken. Der stöhnte noch einmal und setzte sich dann auf. Jetzt
hätten sie wohl einen Vergessenszauber gebraucht, doch da kam auch schon Professor Dumbledore die Stiege herauf. Er sah auf die drei Schüler, strich sich gedankenverloren über den Bart und sagte: "Miss McMahon, Mr. Lupin, Mr. Snape, wir haben sie bei der Abschlußveranstaltung vermißt. Sie wissen doch, dass das eine Pflichtveranstaltung darstellt."
"Ja schon, aber...", setzte Pandora an.
"Wie auch immer", unterbrach der Schuldirektor den Erklärungsversuch, "ich denke, sie möchten ihre ZAG-Ergebnisse ausnahmsweise vorab erfahren." Und damit übergab er jedem einen versiegelten Umschlag aus Pergament. "Und nun kommen sie, sie wollen doch die Feier nicht versäumen." Und damit ging er ihnen voraus die Treppe hinunter. Severus schob schnell den Becher zur Seite und steckte den Bezoar ein. Den Brief hatte wahrscheinlich bis heute Lupin.
"Remus, wieso hast du nichts gesagt?", flüsterte Pandora.
"Weil er Angst hat", versetzte Snape.
"Ach so, naja... es war ja meine Schuld, dass ich diesmal meinen Tee getrunken habe, obwohl ich aus Versehen Earl Grey genommen hatte... Den tausche ich sonst immer mit Martin Jonesborough..." Pandora und Severus tauschten entsetzte Blicke aus. "Und überhaupt, Pandora McMahon, weil ich glaube, dass bei dir noch Hoffnung besteht..."
Da drehte sich Dumbledore noch einmal um. "Mr.Snape, ich würde es sehr begrüßen, wenn sie sich mit Miss McMahon gemeinsam auf das kommende Schuljahr vorbereiten würden. Vielleicht können sie sich gegenseitig ein wenig auf die Sprünge helfen."
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