phoenixfedern

 

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Kapitel 6



Schreiend fuhr ich hoch. Durch die großen, staubigen Fenster schien die Morgensonne. Trotzdem es draußen hell war, dämpften die Scheiben das gelbe Licht ab, und so fiel es nur noch als matter Abklatsch seiner selbst auf den Teppich und malte Muster.

Im Haus herrschte Stille, aber es schien mir, als würde mein Schrei noch in den Scheiben sitzen, die leise klirrten. In meinem Ohr hörte ich noch die Stimme, die so zaghaft um Hilfe geschrieen hatte. Hilfe? Für wen?

Müde raffte ich mich auf. Meine Glieder schmerzten, und meine schwarzen Haaren hingen mir verklebt über die Schultern und ins Gesicht. Wütend zerrte ich eine Strähne, die vor meinen Augen baumelte aus meiner Blickweite und starrte sie an. Ich hatte mein Haar lange nicht mehr geschnitten - früher hatte ich immer darauf geachtet, das es nie länger als schulterlang wurde, aber jetzt hing es mir über die Schultern, und ging mir aus irgendeinem Grund auf die ohnehin schon strapazierten Nerven. Für einen Moment dachte ich darüber nach, mir eine Kurzhaarfrisur zuzulegen, aber ich verwarf diesen Gedanken schnell wieder. Statt dessen griff ich nach einer der Kordeln, welche die staubigen, schweren Brokatgardinen zurückhielten, zog sie aus ihrer Halterung und band mit damit die Haare zurück.

Mit einer Welle weißen Staubes öffneten sich die schweren Gardinen, fielen vor das Fenster und verdeckten einen Teil des Sonnenlichts. Hustend schoss ich hoch, meinen protestierenden Gliedern zum Trotz, und ehe ich wußte, was ich eigentlich tat, hatte ich meinen Zauberstab in der Hand.

Minuten später saß ich vor den Resten der Gardine auf dem Boden und verfluchte mich selbst. Was war in mich gefahren? Über die Jahre hinweg hatte ich meinen Jähzorn immer gut unter Kontrolle gehabt - und jetzt fackelte ich einfach so meine Gardinen ab. Wie konnte ich mich nur so gehen lassen?

Wütend stand ich auf, trat gegen die Reste der Gardine und verließ laut fluchend die Bibliothek. Hier hörte mich sowieso niemand.

Während ich auf meinem Weg durch das Wohnzimmer - insofern man diesen kalten Raum als Wohnzimmer betrachten konnte - war, hörte ich ein leises Ticken an der Scheibe. Suchend drehte ich mich um, und bemerkte, dass vor meinem Fenster drei Eulen schwebten. Eine offizielle Ministeriumseule, eine große, dunkle Eule und eine kleinere, die sehr zerrupft wirkte.

Mühsam öffnete ich das Fenster, das quietschend gegen die Misshandlung des Öffnens protestierte, und ließ die Tiere hinein. Die Ministeriumseule landete majestätisch auf der Fensterbank, schuhuhte protestierend, und wartete, dass ich ihr den Brief abnahm. Sobald ich das getan hatte, erhob sie sich, kreiste einmal um den Kerzenleuchter, der unter der Decke schwebte, und verschwand.

Ebenso kalt behandelte mich die dunkle Eule, ließ mir eine Pergamentrolle mit einem grünen Siegel da, und verschwand.

Die kleine, graue Eule, die man eigentlich eher als Federball beschreiben könnte, kam eindeutig von Arthur Weasley. Fiepend fiel mir der Vogel von der Decke in den Arm, als könnte er das Papierpaket, das an seine Füße gebunden war, nicht mehr tragen.

Nachdem ich der kleinen Eule ihre Fracht abgenommen hatte, und sie mit etwas Futter - das sie stolz an sich nahm - wieder auf den Heimweg geschickt hatte, begutachtete ich meine Post näher.


Kapitel 5

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