Kapitel 4
Nur wenige Stunden später stand ich erschöpft vor meiner Haustür. Die wenigen Stunden Einkauf und das Gespräch mit Arthur Weasley hatten mir sämtliche Kraft geraubt.
"Alohomora."
Zu meinem Glück hatte ich meinen neuen Zauberstab schon gut im Griff. Ich hätte an diesem Tag keine Nerven für eine längere Übungsphase gehabt.
Die schwere Eichentür, die dieses alte Haus schon seit langem vor Überfällen schütz, schwang langsam auf. Aus der eisigen Kälte vor der Tür stolperte ich in mein dunkles Haus. Ich war nicht darauf vorbeireitet, dass mich innen die Kälte ebenso umschlingen würde, wie außen. Mit einem Unterschied - die Kälte außen war angreifbar. Die Kälte im Haus selbst bestand aus der Kälte derer, die in ihm gelebt und gestorben waren. Meiner Vorfahren, meiner Eltern und Großeltern.
Ich hasse dieses Haus. Ich habe es immer gehasst. Es war in meinen Alpträumen vorgekommen, als ich noch jung war. Später ist es aus ihnen verschwunden, aber immer war es für mich wie ein schwarzes Loch. Ein schwarzes Loch, Singularität, das alles in sich aufsaugt und verschlingt.
Die ersten elf Jahre meines Lebens habe ich hier verbracht, später die Sommerferien. Dann bin ich fortgegangen, und niemals wieder freiwillig hierher zurückgekehrt. Als mein Vater starb war ich nicht da, als meine Mutter starb betrat ich das Haus das letzte Mal. Immer wollte ich es loswerden, verkaufen, oder auch anzünden. Egal wie, nur fort, weg von diesem Haus.
Ich habe es immer behalten. Ich weiß nicht warum. Meine Ferien habe ich fast immer in Hogwarts verbracht, gearbeitet, oder lediglich versucht, meine Wunden zu lecken. Viel gebracht hat es nie, aber es hat mich im Leben gehalten. Hogwarts war mein Zuhause, insofern ich von einem Zuhause sprechen kann. Ich habe mehr als die Hälfte meines Lebens dort verbracht.
"Lumos."
Das schwache Licht, das von meinem Zauberstab ausging half mir, die Kerze zu suchen. Sobald ich sie berührt hatte, gingen in der ganzen Halle die Lichter an. Eine große, kalte Halle. Einige Stühle, einige Sessel, ein Sofa, alles vor einem riesigen Kamin. Das erste, was ich tat, war darin ein Feuer anzuzünden.
Die Nacht verbrachte ich damit, durch das Haus zu wandern. Ich inspizierte alle Räume. Es ist ein großes Haus, viel zu groß für eine einzige Person. Was sollte ich hier?
Ich kam mir vor, wie ein Eindringling. Es erschien mir, als würden die Geister meiner Eltern hier immer noch wohnen, und nur darauf zu warten, auf mich niederzustürzen und mich zu überfallen. Ich habe sie gehasst, ich habe es alles gehasst. Und was tat ich dann dort? Vielleicht sollte ich Selbstmord begehen. Aber hatte ich nicht schon viel überlebt?
Die ganze Nacht, von einem Zimmer in das andere. Irgendwann, durch die großen, staubigen Fenster schien noch der Vollmond, legte ich mich in der Bibliothek meines Vaters auf ein Sofa und driftete in eine Art Wachschlaf. Ich wünschte so sehr, dass ich niemals mehr aufwachen würde.
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