Kapitel 15
Ich erwachte davon, dass es kalt wurde. Müde suchte ich nach meiner Decke, tastete im Dunkeln danach. Aber ich fand sie nicht. Durch meine geschlossenen Augenlider fiel Licht auf meine Augen. "Was zum..", murmelte ich, und versuchte, meinen Kopf zu heben. Aber die Schmerzen, die dabei sofort meinen Körper durchzuckten, hinderten mich daran, weitere Bewegungen zu wagen. Wo war ich? Ich musste auf Steinboden liegen, auf kaltem Steinboden. Plötzlich hörte ich neben mir Schritte, ruhige, weiche Schritte. Von irgendwoher kannte ich diese Schritte. Vorsichtig versuchte ich mich zu bewegen, aber wieder hinderten mich die Schmerzen daran. Die Person, zu der die Schritte gehörten, blieb vor mir stehen, dann kniete sie neben mir nieder. Wieder wollte ich mich bewegen, den Kopf heben, sehen, wer da neben mir saß, aber eine warme Hand legte sich beruhigend auf meinen Rücken. "Shhh.. ist gut. Nicht bewegen. Ganz ruhig liegen bleiben." Ganz sanft begann die Hand, über meinen Rücken zu streicheln, dann spürte ich, wie zwei Arme mich an einen Körper zogen, hochhoben, und trugen. Ich ließ mich auf das Schaukeln ein, auf dieses sanfte auf- und abwippen, und landete schließlich auf einem weichen, warmen Bett. Seltsam vertraut kam mir alles vor, als wäre ich schon einmal dort gewesen, als würde ich dorthin gehören. Dann wurde mir ein Kelch vor die Lippen gehoben, und dankbar trank ich seinen Inhalt aus. Sofort breitete sich eine wohlige Wärme in meinem Körper aus, alles wurde sanft und weich. Die Schmerzen verschwanden, ich wurde ruhig. Dann öffnete ich die Augen. Und schrie. Mein Schrei hallte an den Wänden wieder, so laut, dass die Scheiben klirrten. Ich lag in einem Bett, groß, weich, mit einer riesigen flauschigen Überdecke und dunkelgrünen Bettvorhängen. Um mich herum die kahlen Wände eines Kerkers, ein großer Kamin, eine ganze Wand bedeckt von Regalen mit unzähligen Büchern, uralt, unglaublich wertvoll. Ein gigantischer Schreibtisch mit einem unvorstellbaren Chaos darauf, Hefte, Bücher, Pergamentrollen, einzelne Blätter, Federn, Tintenfässer, einzelne Phiolen mit Tränken, Siegeln, Siegelwachs, Kerzen. Auf dem Nachttisch lag mein Zauberstab, japanische Kirsche, Drachenherz, zwölf Zoll. Ich war zuhause.
An meinem Bett saß Albus Dumbledore und tupfte mich die Stirn ab. Ich hatte mich aufgerichtet, und er drückte mich sanft wieder in die Kissen zurück. "Shh.. ist doch alles gut. Severus, du bist zuhause. Ganz ruhig." Aber ich war nicht ruhig. Ich schrie, und schrie, während um mich herum die Trümmer des Schlosses über mir zusammenstürzten, während Dumbledore sich in Rauch auflöste, und während alles, alles zu Staub zerfiel. Weißer Staub, der sich hob und wieder senkte, und auf mich herabsank, wie eine Decke, unter der alles erstickt. Ich fühlte, wie er mir die Luft raubte, wie ich nicht mehr schreien konnte, und mich erstickte. Immer weniger Luft. Verzweifelt rang ich nach Atem, um nicht zu ersticken, aber während ich einatmete, saugte ich nur noch mehr weißen Staub in meine Lungen, mir wurde schwarz vor Augen.
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