Kapitel 18
"Brauche ich eine Robe, Sev?", rief Hermine aus dem Badezimmer, da sie beschlossen hatte sich noch etwas frisch zu machen, bevor sie mit Severus ausging.
"Nein! Wir werden nach London gehen, es würde nur unnötig auffallen, Liebes."
"Gut", sagte Hermine während sie aus dem Badezimmer kam. "Dann können wir ja jetzt los."
Severus starrte sie an, und konnte seine Augen nicht mehr von ihr abwenden.
Sie trug ein hübsches beiges Sommerkleid, das ihr bis zu den Knien reichte. Darüber hatte sie ein dünnes rötliches Jäckchen an, mit langen Ärmeln, ihre Haare hatte sie hochgesteckt, und doch hatte sie einige widerspenstige Haare nicht bändigen können, denn sie fielen in Strähnchen in ihr hübsches Gesicht.
"Du siehst bezaubernd aus", flüsterte er.
Sie lächelte verlegen. "Danke."
Severus legte nur seine Robe ab, und reichte ihr den Arm.
"Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich mir nichts anderes anziehe, das habe ich schon einmal für dich getan, und ich muss dir leider sagen, dass ich mich in meiner schwarzen Kleidung einfach wohler fühle."
Hermine lachte. "Ist schon gut. Ich finde dich sogar sehr attraktiv, so ganz in schwarz, und ohne Robe."
Severus zog eine Augenbraue hoch, und sah auf sie herab. "Ach wirklich? Wie wäre es, wenn wir vielleicht doch hier bleiben?"
Er lächelte sie mit einem Gesichtsausdruck an, dass Hermine seine Hintergedanken förmlich lesen konnte.
"Hm, sehr verlockend das Angebot ..."
Hermine küsste ihn auf den Mund.
"Aber ich habe jetzt Hunger."
"Du bist so fies zu mir."
Snape versuchte beleidigt zu wirken, aber das schaffte er nicht, da er sein Grinsen nicht unterdrücken konnte.
"Du musst wirklich öfters mal lächeln." Hermine nahm Severus' Hand und zog ihn hinter sich her, er wäre natürlich viel lieber da geblieben, aber Hermine konnte er nichts abschlagen.
***
"Wir müssen da lang!" Er deutete mit seinem Finger die Straße runter. Hermine hakte sich bei ihm ein und beide gingen dann durch die schwach beleuchteten Straßen Londons.
"Hier ist es." Er öffnete die Tür und hielt sie für Hermine offen.
Sie setzten sich in eine Ecke des Restaurants und bestellten als erstes eine Flasche Wein.
"Dieses Mal haben wir ja einen Kellner für dich" Severus stupste Hermine frech an.
"Rede bloss nicht davon! Diese Frau war wirklich schrecklich."
Der Kellner kam und goss beiden etwas in ihre Weingläser ein.
"Möchten Sie schon etwas bestellen?"
"Ich gucke noch", bemerkte Hermine, ganz vertieft in die Speisekarte.
"Ich komme dann gleich noch mal wieder."
Der etwas ältere Kellner verschwand wieder in Richtung Küche.
"Mein kleiner Engel", Severus rutschte näher an sie ran und umarmte sie, "ich will mich nicht noch mal streiten oder der gleichen."
Plötzlich fasste sich Hermine an den linken Unterarm. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Severus sie schockiert an, doch dann verspürte auch er diesen unerträglichen Schmerz.
"Verdammt", fluchte er leise. "Komm, Kleines. Wir müssen gehen. Jetzt!"
Ohne eine Antwort abzuwarten , packte er sie am Arm und riss sie mit raus auf die Straße, wo er sie in eine kleine Seitenstraße zog.
"Egal was passiert, vergiss nie dass ich dich liebe", flüsterte er mit ernster Stimme. "Und hab keine Angst, ich bin bei dir."
Hermine sah ihn beunruhigt an. "Was soll ich denn jetzt tun?"
"Du musst apparieren, er wird dir den Weg zeigen, dadurch dass er durch das Mal Kontakt zu dir hat. Apparier einfach, er erledigt den Rest."
Hermine schluckte, und apparierte. Severus schloss die Augen und tat es ihr gleich.
***
Als Hermine ihre Augen wieder öffnete stand sie in dem selben Raum wie das letzte Mal, es waren nur deutlich weniger Leute anwesend, es waren nur noch drei andere da.
Wenige Sekunden später stand dann auch Severus neben ihr. Plötzlich öffnete sich die Tür und Voldemort kam hinein.
Sofort fiel sein Blick auf Hermine und Severus.
"Wo sind eure Umhänge?!" fauchte er sie an.
"Ähm es tut uns leid, wir waren gerade unterwegs und ..."
"Crucio"
Der dunkle Lord richtete seinen Zauberstab auf Severus, der dann zusammen brach.
Hermine wollte ihm beistehen, auch wenn sie wusste, dass er sie dann auch bestrafen würde.
"Es ist meine Schuld Eure Lordschaft. Ich habe ihn gefragt, ob er mitkommt nach London."
"Interessant." Er nahm den Fluch wieder von Severus und richtete den Stab auf sie. "Und was wolltet ihr dort?"
"Wir ..."
Ihr stockte der Atem, als Voldemort mit seinem Zauberstab immer näher auf sie zukam.
Doch dann senkte er seinen Zauberstab und blieb direkt vor Hermine stehen und sie konnte hören wie er ihren Geruch einatmete.
Und dann zu ihrem größten Entsetzten hob er seine Hand und strich mit seinen Fingern über ihre Wange.
"Du bist wunderschön", flüsterte er.
Sie war so erschrocken über seine Worte, dass sie wie eingefroren dastand. Severus bekam alles mit, aber er konnte nichts tun, die Schmerzen waren zu schlimm.
Voldemort trat einen Schritt zurück und wandte sich an die anderen Todesser, denen er Aufträge gab und sie dann entließ.
"Finde ich wirklich interessant." Voldemort guckte zu Severus runter und wieder zu Hermine.
"Also, was wolltet ihr da?"
"Wir hatten etwas schulisches zu besprechen", sagte Hermine mit zitternder Stimme.
"Und das konnte man nicht in Hogwarts tun?" fragte Voldemort kalt.
"Wir wollten einfach nur mal raus aus der Schule, mein Lord", flüsterte sie mit gesenktem Kopf. Sie konnte diesem Monster einfach nicht mehr länger in die Augen sehen.
"Verstehe", bemerkte er leise, als er wieder einen Schritt auf Hermine zuging.
Erneut hob sich seine Hand, doch diesmal nicht um ihr über die Wange zu streicheln.
Hermine stockte der Atem als er nach ihrer Kette griff und sie sich ansah.
'Nein, bitte nicht!', flehte sie innerlich.
Doch zu spät, die kleine Schlange öffnete ihr Maul und Voldemort erblickte Severus' Gesicht, das ihn unglücklich ansah.
Der dunkle Lord ließ die Kette wieder seinen Fingern entgleiten, und zischte mit knirschenden Zähnen: "Ihr wagt es mich anzulügen?"
Er trat einen Schritt von Hermine zurück und richtete seinen Zauberstab auf sie.
"Ich gehe, davon aus, dass du noch nie auf den Geschmack von diesem Fluch gekommen bist, mein schönes Kind, aber Strafe muss sein", flüsterte er mit einem Unterton, der sogar in der Wüste das Wasser zum Erfrieren gebracht hätte.
"Crucio!"
Hermine warf sich zu Boden. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie solche Schmerzen gehabt. Alles um sie herum schien so undeutlich, doch sie konnte erkennen, dass auch Severus von dem Fluch getroffen wurde.
Sie konnte diese Schmerzen nicht mehr aushalten. Sie weinte und schrie, spürte wie ihre dünnen Adern in ihren Augen platzen, wie ihr das Blut aus dem Mund lief, und es fühlte sich so an, als würden sich ihre Rippen biegen und brechen.
"Na, gefällt es dir?" Sein Lachen schallte durch die ganze Höhle.
Voldemort erlöste Severus von dem Fluch, aber Hermine ließ er noch leiden.
"Hör ... Hör auf ...", keuchte Snape.
Der dunkle Lord drehte sich ruckartig zu Severus um und guckte ihn mit seinen rotleuchtenden Augen an. "Willst du etwa noch mehr, mein Lieber?"
Er nahm den Fluch von Hermine und richtete seinen Stab auf ihn.
"Ich habe eigentlich keine Lust mehr euch zu quälen. Ich bin nicht besonders erfreut darüber, dass du mich angelogen hast... Ich werde mir noch etwas für dich überlegen."
Mit diesen zischend gesprochenen Worten schritt er davon.
Severus lag noch eine Weile benommen auf dem Boden, er hatte nicht so viel von dem Fluch abbekommen. Sein Blick wanderte zu Hermine. Sie sah schrecklich aus, das Blut lief ihr aus dem Mund und ihr Kleid war zum Teil zerrissen, darunter sah man ihren Körper, der mit Blutergüssen übersäht war.
Severus kroch zu Hermine fasste sie am Arm, und desapparierte mir ihr.
Mit letzter Kraft raffte er sich auf und nahm Hermine auf den Arm. Seine Beine konnten ihn kaum noch tragen, aber er musste sie zu Madame Pomfrey bringen.
Als er am See vorbei kam verließ ihn seine Kraft und er brach bewusstlos zusammen.
***
"Severus, es ist alles in Ordnung"
Dumbledore redete leise und mit seiner sanften Stimme zu ihm.
"Was ist mit ..."
"Nicht reden! Miss Granger, ja es sah nicht gut aus, aber sie hat es geschafft. Sie wird wohl einige Zeit auf der Krankenstation bleiben müssen."
Albus sah besorgt auf seinen Zaubertrankmeister hinab.
Snape sah sich um, auch er lag in einem Krankenzimmer, doch Hermine konnte er nicht erblicken.
"Wo ist sie?", fragte er besorgt.
"Sie ist in einem anderen Zimmer, da sie viel Ruhe braucht. Kommen Sie, ich werde Sie in ihre Räume bringen. Madam Pomfrey sagt, dass Sie nicht hier bleiben müssen, sich aber trotzdem hinlegen sollten."
"Nein, ich will zu ihr, sofort!"
Severus wollte sich aufrichten um aufzustehen, doch er fiel in die Kissen zurück.
"Warten Sie, ich helfe Ihnen. Aber nur kurz, sonst bekomme ich von Poppy nur wieder Ärger. Sie wissen ja, wie sie ist."
Albus half Severus beim Aufstehen und stützte ihn beim Gehen. Sie betraten einen dunklen Raum, in dem nur ein mattes Licht brannte.
Hermine lag dort in dem Bett, völlig bewegungslos, und der Länge nach ausgestreckt.
Sie sah furchtbar aus, sie war blass, und ihre Lippen waren blau. Ihre kleinen Hände lagen auf der Bettdecke, vollkommen entspannt, und ... so leblos.
Severus setzte sich vorsichtig auf den Rand des Bettes, und nahm ihre eiskalte Hand in seine.
Er sah lange auf sie herab und kämpfte mit seinen Tränen, das war alles bloß seine Schuld, hätte er doch nie seinen Gefühlen nachgegeben, dann wäre all das nicht so weit gekommen, dann wären sie jetzt beide nicht zusammen, und sie wäre kein Todesser geworden.
"Kommen Sie Severus", flüsterte Albus. "Sie schläft."
Doch da spürte Severus plötzlich, wie Hermine kraftlos seine Hand drückte.
"Sev?", sagte sie kaum hörbar.
"Pssst.. es wir alles wieder gut", flüsterte er ihr zu.
"Ich ... ich will dich nicht ... verlieren." Hermine öffnete langsam ihr Augen, aber viel konnte sie nicht sehen, es war zu dunkel. "Bitte, geh nicht! Ich will dich nicht verlieren."
Severus stand wieder auf und beugte sich über das Bett. "Ich komme bald wieder, meine Kleine. Du wirst mich nicht verlieren." Er gab ihr noch einen Kuss auf die Wange, bevor Dumbledore ihn sanft aus dem Zimmer zog.
***
Nach 3 Tagen ging es Hermine besser und sie durfte die Krankenstation verlassen. Sie wollte gerade aufstehen, und hatte sich vorgenommen ihren Unterricht wieder aufzunehmen, als Dumbledore das Krankenzimmer betrat und sie freundlich anlächelte.
"Hallo Miss Granger, es ist schön zu sehen, dass es Ihnen schon besser geht."
Er reichte ihr einen Brief. "Der kam heute früh für Sie an."
Sie nahm den Brief schnell entgegen und öffnete ihn, da sie schon sehen konnte, von wem er war.
Hallo Schatz,
Ich weiß, es ist vielleicht ein bisschen kurzfristig, aber ich dachte es würde dich freuen. Am Samstag, also morgen, wollen Oma, Opa und Tante Vivien vorbei kommen.
Ich würde mich freuen wenn du kommst natürlich mit deinem Freund.
Alles Liebe Mum
"Professor Dumbledore?" fragte sie vorsichtig. "Könnte ich mit Severus vielleicht das Wochenende nach London? Meine Eltern haben uns eingeladen."
"Meinen Sie, Sie schaffen das?" Albus sah sie besorgt an.
"Ja." Hermine sprang aus dem Bett, aber war noch recht unsicher auf den Beinen.
"Langsam, langsam. Seien Sie nicht so voreilig."
"Keine Sorge es geht mir gut. Ich will nur schnell zu Severus."
Albus lächelte.
"Verstehe."
Albus ging, als Hermine ihn darum bat, da sie sich anziehen wollte.
Plötzlich spürte sie jemanden hinter sich und sofort wurden ihr die Augen zugehalten.
Im ersten Moment bekam sie einen Schreck, doch dann roch sie diesen bestimmten Duft. Der Duft von intensiver Männlichkeit mit einer Mischung aus Kräutern und warmer Sommerluft.
"Severus", stellte sie mit einem Lächeln fest und drehte sich zu ihm um.
"Hallo Liebes, wie geht's dir? Fühlst du dich besser?"
"Ja, es geht schon. Aber ich hoffe trotzdem, dass ich nie wieder in den Genuss dieses Fluches komme."
Severus seufzte. "Das hoffe ich jeden Tag. Also tat es dir doch ganz gut, heute auszuschlafen."
Hermine erschrak. Ausschlafen? Wie spät war es überhaupt? Sie hatte sich darauf eingestellt gleich in den Unterricht zu gehen. "Wie spät ist es denn?"
"Es ist schon gleich vier. Der Unterricht ist gerade vorbei."
Hermine war etwas enttäuscht, aber andererseits, wusste sie, dass es für ihre Gesundheit nur besser war ausgeschlafen zu haben.
"Übrigens habe ich einen Brief von meinen Eltern bekommen. Sie haben uns für morgen eingeladen. Meine Großeltern und meine Tante kommen auch. Sie würden sich sehr freuen, wenn du mitkommst. Meinst du, du wirst dich dazu durchringen können?"
Severus verzog das Gesicht. "Muss ich?"
"Och Sev, ich würde mich so sehr freuen."
Er seufzte. "Naja... gut, meinetwegen."
Hermine zog sich schnell an und ging dann mit Severus zusammen in ihre Räume.
"Vergiss aber bitte nicht deinen Todesser-Umhang, falls Voldemort uns ruft, aber ich glaube nicht. Er wartet meistens eine Woche, nachdem er einen so zugerichtet hat", rief Snape ihr aus dem Wohnzimmer zu.
"Ja, hab ihn schon eingepackt", rief sie aus dem Schlafzimmer zurück.
"Willst du nicht schon mal zu dir gehen und packen? Ich komm dann später nach."
Severus kam ins Schlafzimmer und umarmte Hermine, dabei hauchte er ihr einen Kuss auf den Hals, der ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
"Ich liebe dich, bis gleich."
Hermine erschrak, als Severus die Tür zuschmiss. 'Muss er immer die Türen so knallen?'
Nach einer halben Stunde hatte sie alles eingepackt und mit der Reisetasche über der Schulter machte sie sich auf den Weg zu Severus.
"Hallo? Schatz?" Hermine stellte ihre Tasche am Sofa ab und suchte nach ihm.
"Ich bin im Schlafzimmer"
"Soll ich dir helfen?" Hermine guckte auf die Reisetasche und auf die Klamotten, die immer noch daneben lagen.
"Ja, gerne." Severus kramte immer noch in seinem Schrank herum. "Wo sind denn nur die ganzen Muggelsachen?," murmelte er.
"Vielleicht solltest du mal da drüben in der Kommode gucken?"
"Oh, stimmt ja, die sind ja da gelandet."
Nachdem Severus endlich alles gefunden hatte und Hermine es eingepackt hatte, machten sie sich auf den Weg.
"Willst du eigentlich mit dem Zug fahren?", fragte er sie.
"Na ja, ich dachte eigentlich, dass wir apparieren, oder nicht?"
"Doch, ich bin dafür. Ich hasse es Zug zu fahren, oder was auch immer."
Sie gingen mit ihrem kleinen Gepäck zur Grenze von Hogwarts, und apparierten in den Garten von Hermines Eltern, der Gott sei Dank von hohen Bäumen umringt war, so dass die Nachbarn es nicht sehen konnten.
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