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Kapitel 7: Eine Sache des Blutes

 

Durch warmen morgendlichen Nieselregen laufe ich zu Hagrids Hütte, erfüllt mit Bedenken, was die nächsten Tagen angeht. Das Treffen in Frankreich wird bestimmen, was in der frühen Phase des Krieges geschehen wird und in den Tiefen meines Magens habe ich so eine Ahnung, dass wir schon zu lange gewartet haben, um unsere Pläne zu beginnen.

Die Nacht habe ich damit verbracht, die Auswirkungen der gestrigen Besuche und Botschaften Revue passieren zu lassen. Während oberflächlich alles positiv erscheint, gibt es tiefergehende und komplizierte Streitfragen, die mich vielleicht irgendwann dazu bringen, zu bedauern, was ich jetzt tun werde.

Hagrid wartet vor seiner Hütte auf mich. Er wollte einen Anzug anziehen für das Treffen mit Madam Maxime, doch ich habe ihm aufgetragen, seine getragenen, aber dennoch zweckmäßigen Klamotten zu tragen. Zum einen sieht er in ihnen weniger lächerlich aus, zum anderen sind sie für unseren ersten Stop besser geeignet.
"Guten Morgen, Professor Dumbledore, Sir", sagt er fröhlich, "bereit zur Abfahrt?"
"Sicher Hagrid." Ich lächle und klopfe ihm auf den gewaltigen Oberarm. Er wimmert ein bisschen und ich nehme meine Hand fort, als ich mich erinnere, dass er sich immer noch um seinen Bruder Grawp kümmert, der ihn in solch einem misshandelten Zustand versetzt.
"Wie werden wir reisen, wenn ich fragen darf, Professor?"
Ich hole aus einer Tasche meiner Robe einen geschnitzten Stein hervor, der Inhalt des Päckchens, das ich gestern erhielt. "Mit einem Portschlüssel, Hagrid."
"Das ist für unseren ersten Stop?" Er sieht den Stein misstrauisch an. Hagrid hat vehement seine Einwände erhoben, als ich ihn gestern Abend informierte. Er sieht aus, als wäre er noch nicht vollständig versöhnt.
"Ja, ist es. Plazieren Sie nun Ihre Hand darauf."
Hagrid grummelt etwas in seinen Bart, doch ich frage nicht nach. Ich lächle, um ihn - und mich - zu beruhigen - und sage "Portus".

Das bekannte Gefühl im Magen wird schnell vom Geräusch von Wasser abgelöst - Wellen, die gegen Felsen schlagen. Die Luft riecht nach Salz und Erde. Wir landen bei der Küste auf einem langen, aber scheinbar verlassenen Friedhof. Viele der Steine sind umgestürzt und der Boden ist mit Unkraut übersät. In regelmäßigen Abständen gibt es Mausoleen, deren Steine wegen des Windes, des Regens und des Mooses verwittert sind.

"Nicht sehr einladend, oder?", murmelt Hagrid, sich umsehend.
Dem muss ich zustimmen. Nicht nur der Friedhof, sondern der gesamte Küstenstreifen sehen verlassen aus. Die nahe Straße ist reparaturbedürftig und außer dem Geräusch der Vögel und Wellen hört man nichts. Bäume bevölkern das eine Ende des Friedhofes und ihre dunklen Kronen erschaffen einen beschatteten Weg. Ich bedeute Hagrid mir zu folgen und gehe durch den Torbogen, den ihre Äste bilden.
Sobald wir den Schatten betreten, bemerke ich das Geschöpf, das auf uns wartet. Ich stoppe, während sie vorwärts trampelt, ihre Flügel halb gespreizt, ihre Arme zu enden in großen Krallen. Der Höllenflieger ähnelt oberflächlich dem Wasserspeier, der mein Büro in Hogwarts bewacht. Doch es ist keine Steinkreatur, sondern aus Muskeln, Sehnen und Schuppen, es scheint, als würde es die übelsten Geschöpfe von Vögeln, Fledermäusen und Reptilien in sich vereinen. Seine Augen glühen rot im Dunkeln; sein Gesicht wird von einem halben Schnabel und einem halben Maul mit Zähnen dominiert. Wegen der abgebrochenen Fangzähne und dem zerfetzten rechten Ohr denke ich, dass es derselbe Höllenflieger ist, der gestern vor meinem Fenster saß und mir den Portschlüssel brachte. Es beschnuppert mich und grinst fürchterlich.
Eine Kralle hebend zeigt das Monster auf den Weg und knurrt: "Sie warten." Seine Stimme klingt wie rostige Gelenke, die sich nach langer Pause wieder bewegen.
"Danke. Hier entlang Hagrid." Ich gehe schnell vorwärts, Hagrid von der Kreatur fernhalten wollend, bevor er solch ein Geschöpf für Hogwarts haben will.

Der Pfad windet sich zwischen den Bäumen hindurch, uns kurz hintereinander durch mehrere Haarnadelkurven bringend. Nachdem wir noch so eine durchwandert sind, stehen wir vor einem anderen Mausoleum, dreimal größer als alle anderen und aus rötlichem Stein gehauen. Ein anderer Höllenflieger sitzt vor dem Eingang. Auch er grinst uns an, bewegt sich aber nicht, um uns den Weg zu versperren. Ich gehe vorwärts, meinen Stab aufrecht haltend.
Im Innern ist es pechschwarz, es riecht nach Schimmel und Zerfall. Ein Licht am Ende meines Stabes beschwörend laufe ich zwischen zwei Reihen Steinsarkophagen, deren Deckel mit Schnitzereien verziert sind. Mit einer Warnung an Hagrid, er solle auf seinen Kopf und unsere Rückendeckung achten, gehe ich langsam die Treppen hinunter.
Wir gehen einen gewundenen Pfad unter die Erde, bevor wir einen Steinkorridor erreichen. Am Ende dessen befindet sich eine offene metallene Tür. Dahinter flackert Kerzenlicht.
Wir treten ein, uns in einem kreisrunden Zimmer wiederfindend. Mehr Särge stehen an der Wand. Gegenüber der Stelle, durch die wir eingetreten sind, steht ein Stuhl aus demselben roten Stein, aus denen das Mausoleum ist. In ihm sitzt in königlicher Haltung mit kaltem Gesicht eine wunderschöne Frau in einem dunklen purpurroten Dress. Ihre Haut ist hell wie die eines Albinos. Ihr Haar schwarz wie die Nacht. Und ihre Augen sind pechschwarz mit roten Schatten um sie.

"Willkommen, Direktor Dumbledore", sagt sie mit einer Stimme, die dunkel und vielschichtig ist, wie oberflächlich ruhiges aber dennoch gefährliches Moor.
"Danke, Lady Cornelia", sage ich sanft, mit Hagrid auf den Fersen in die Mitte des Raumes tretend. "Es freut mich, dass Sie mit mir sprechen."
"Aber nicht, in meiner Gegenwart hier zu sein, wette ich." Sie lächelt genug, damit man ihre spitzen Zähne sehen kann.
//Die Frau ist scharfsichtig.// Toms Stimme ist verdrießlich.
Wenn man sie eine Frau nennen kann.
Vielleicht sollte man eher sagen, dass Cornelia Ater einmal eine Frau war, doch das ist lange her. Niemand weiß, wie alt sie genau ist und manche sagen, selbst sie hätte es vergessen. Man sagt, dass sie mit der römischen Armee des Kaisers Claudius nach Britannien kam und dass sie selbst da schon seit Jahrhunderten existierte. Manche sagen, ihre Wurzeln liegen in Etrurien oder bei den Skythen. Andere sagen Griechenland oder Kreta. Wo auch immer sie geboren wurde, sie hat die mehr als zwei Millenium nicht im normalen Sinne gelebt. Ihre Macht ist groß, vielleicht übertroffen von Tom Riddles und meiner eigenen. Ihr dunkles Wissen ist unglaublich.
Und sie ist kaltherzig und hinterhältig wie Dämonen in der Tiefe der Hölle.
//Sie setzen einen Dämon frei, um einen anderen zu fangen.//
Es wäre nicht das schlimmste, was ich je getan habe.
//Nein. Wäre es nicht.//
"Ich werde nicht vorgeben, Sie und Ihren Glauben für gut zu halten, Lady Cornelia", stimme ich zu. "Doch wir verfolgen gleiche Interessen."
"Nur vielleicht."
Ich sehe Bewegung in den seitlichen Schatten. Hagrid macht ein warnendes Geräusch, doch ich hebe meine Hand, ihm zeigend, dass ich die Anwesenheit anderer wahrgenommen habe. Cornelias üble Freunde, daran zweifle ich nicht.
"Ihr Brief war zustimmend."
"Mein Brief sagte, ich stimme einer Unterredung zu." Sie grinst, ihre Fangzähne zeigend. "Doch ich finde es noch immer merkwürdig, dass sich Albus Dumbledore mit einem verlumpten Pack von Vampiren zusammentun will."
"Falsche Bescheidenheit bekommt Ihnen nicht, Lady Ater", sage ich langsam und lege Hagrid, der sich verspannt, eine Hand auf den Arm. "Sie waren nie bekannt dafür, dass Sie Hogwarts oder mich bewundert haben."
Sie lacht darüber, ein Geräusch wie von einer gefolterten Harfe. Einer ihrer Freunde, ein brutal guckendes Etwas mit verdrehten Muskeln und einem hoppelnden Schritt, tritt neben sie und flüstert ihr etwas mit einem wilden Grinsen zu. Cornelia lacht wieder. "Barac stimmt dem zu. Er erinnerte mich an diejenigen unter uns, die sich noch daran erinnern, als Ihre verehrte Schule nur ein Feld war, auf dem Schamanen nackt unter dem Mond getanzt haben."
"Nur Dummköpfe, die Werte und Jugend mit Geschmacklosigkeit gleichgesetzt haben", sage ich sanft, "und Sie waren nie dumm. Nebenbei, eintausend Jahre ist eine bemerkenswerte Zeit, sogar wenn Sie es bemessen."
"Gut gesagt. Bitte setzen Sie sich." Sie macht eine Geste und zwei ihrer Konsorten bringen Steinbänke und stellen sie in unsere Nähe. Obwohl die Bänke hundert Pfund pro Stück wiegen müssen, tragen sie die Vampire, als wären sie leicht wie Kissen. Hagrid zunickend setze ich mich in die Nähe von Cornelias Thron. Grummelnd und unglücklich lässt er sich auf die Bank nieder sinken.
"Ich muss sagen, es ist lange her, dass wir miteinander gesprochen haben, Dumbledore. Und ich finde eine Unterhaltung mit Ihnen angenehmer als eine mit dem selbsternannten Dunklen Lord, oder mit dem faulen Etwas, das vom Ministerium aus zu uns geschickt wurde."
Ich zwinge mich dazu, mich nicht zu verspannen. Es ist wichtig, dass ich meine Reaktionen vor den hypersensiblen Sinnen dieser Kreaturen verberge..
"Das Ministerium hat angedeutet, es würde einen Vertreter schicken. Ist er angekommen?" Mein Verstand schreit danach, über Riddle und den Kontakt, den er mit ihnen hatte, zu sprechen, aber ich widerstehe dem nachzugeben.
"Ja, aber wir weigern uns mit jemandem wie ihm zu verhandeln." Cornelias Lippen kräuseln sich verachtend.
Wen könnten sie schicken, den sie nicht als schlecht empfindet?
//Mir fallen da mehrere Möglichkeiten ein.//
"Wie auch immer, es ist wichtig, dass wir in solch einer Krise alle zusammenarbeiten", sage ich, meine Worte sorgfältig wählend, "oder wir werden uns zur selben Zeit besiegt und zerstört wiederfinden."
Zwei der männlichen Vampire beginnen zu reden, verschiedene Sprachen benutzend, von denen ich weder die eine noch die andere verstehe. Cornelia hört ihnen mit dem amüsierten und nachsichtigen Lächeln zu, wie Eltern es mit geliebten aber schwierigen Kindern tun.
"Mein Freund fragt mich, weshalb wir uns dem Ministerium anschließen sollten. Vor allem, nachdem sie uns dazu zwingen, im Schatten und von Tierblut zu leben. Warum sollten wir uns nicht mit dem Dunklen Lord zusammentun, der uns versprochen hat, uns die Nacht wiederzugeben?"
"Voldemort", sage ich, wobei ich das Wort laut und deutlich ausspreche, "ist nicht dafür bekannt, seine Versprechen zu halten."
"Das Ministerium auch nicht", bemerkt Cornelia.
"Ich aber." Ich sehe ihr in die Augen und versuche all meinen guten Glauben in meine Augen zu legen.
Cornelia starrt zurück. Einen Moment lang halten wir Augenkontakt, nicht in einem Duell, sondern in vorsichtigem Gruß. Nach unausgesprochener Absprache sehen wir beide zur gleichen Zeit weg.
"Sie sind dafür bekannt, Ihr Wort zu halten", weiß Cornelia, "besonders wenn es von Ihnen oder einem Ihrer Lichtern [=Verbündeten] gegeben wurde."
//Ihr Ruf eilt Ihnen voraus.//
"Immer noch besser als Voldemort", entgegne ich langsam. "Nebenbei, viele von euch haben sich ihm im letzten Krieg angeschlossen und was hat es ihnen gebracht?"
"Wenig", sagt sie, "doch auch die auf eurer Seite hatten nichts davon."
"Dann schließt euch der siegreichen Seite an und erntet die Vorteile."
Mehr Gemurmel. Dieses Mal hält es einige Momente an. Schließlich hebt Cornelia ihre Hand und sofort herrscht Stille.
"Was Sie sagen, ist sicherlich richtig", sagt sie. "Wie auch immer, der Fakt, dass viele unserer Art im Dunklen Lord den natürlicheren Freund haben, bleibt bestehen. Sie sagen, er versteht uns und unsere Bedürfnisse. Und dass er an unserer Magie teilnimmt."
//Dagegen kann man schlecht etwas sagen.//
So ist es.
Doch dann überrascht mich Cornelia. Ihre Hände faltend lehnt sie sich vor und schaut mich, mich intensiv musternd an, als sähe sie mich zum ersten Mal. "Doch Sie haben ebenfalls unsere Magie benutzt, nicht wahr, großer Dumbledore?"
Ich starre sie verwirrt an. Hinter mir grunzt Hagrid erschreckt und beleidigt.
Cornelia erhebt sich langsam von ihrem Stuhl und bewegt sich auf uns zu. Als sie sich dazu an den Armlehnen ihres Thrones abdrückt, bemerke ich, dass ihre Fingernägel eher Krallen gleichen. Mit schwingenden Schritten kommt sie zu uns und hält nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht an. Ihr Atem macht ein leicht zischendes Geräusch, als wäre es eher eine Gewohnheit als ein Muss. Ihr Atem riecht nach süßem Duft oder nach verwesenden Leichen. Sie neigt ihren Kopf und inhaliert durch ihre Nase offensichtlich einen Geruch, den ich nicht wahrnehmen kann.
"Ja", sagt sie sanft, "ja, Sie haben unsere Magie benutzt. Vor langer Zeit, so würden Sterbliche es empfinden, doch für uns ist es nur einen Augenblick her. Die Spuren haften immer noch an Ihnen. Gladius Amorae", ihre Aussprache hört sich merkwürdig an, ihr Latein ist nicht das der mittelalterlichen Kreuzzüge oder das der Zauberwelt, sonders das Caesars, "das Schwert der Liebe."
Mein Gesicht bleibt ruhig, doch mein Herz rast. Der Zauber, den sie entdeckt hat, ist der, den ich vor vierzehn Jahren auf Harry gelegt habe, den, den seine schreckliche Tante damit besiegelt hat, ihn zu akzeptieren, es ist der, der ihm im Ligusterweg Sicherheit gibt. "Ich wusste nicht, dass dies Ihre Magie ist."
"Natürlich ist er das!" Sie lehnt sich noch weiter vor, sodass ich von ihrem Geruch fast gefesselt werde. "Alle Dinge des Blutes gehören zu uns - wenn nicht durch ihre Erfindung dann durch ihre Natur. Und der Zauber hat mit Sicherheit mit dem Blut zu tun. Sein Originalname, der auch besser klingt, ist Mural Sanguisis, die Mauer des Blutes."
Das wusste ich. Ich hatte in diesem Kontext allerdings nicht an solch eine Verwicklung gedacht.
"Oh ja", fährt Cornelia schnüffelnd fort, "wessen Blut war es?" Sie schließt ihre Augen für ein Moment, dann lacht sie sanft. "Das Blut der Mutter! Eines der mächtigsten!" Sie leckt sich über die Lippen. "Und das süßeste."
Hagrid schreit erstickt und springt auf. "Sie üble, große Fledermaus! Wie können Sie es wagen, so mit Professor Dumbledore zu sprechen? So etwas würde er nie tun!"

Reue, Liebe und Schuld durchfluten mich, alles auf einmal.
Hagrid, du bist zu gut für diese gemeine Welt.
"Alles okay Hagrid", sage ich sanft an ihn gewandt. "Beruhigen Sie sich."
Er starrt Cornelia rotgesichtig an, doch sie starrt nur amüsiert zurück. Nach kurzem Grummeln setzt er sich wieder auf die Bank.
Cornelia lächelt süß. "Ich muss immer noch sagen, dass der sogenannte Dunkle Lord mehr Erfahrung mit Blutmagie hat als Ihr, Dumbledore. Und auch tiefergehende."
Ich denke an Voldemorts Wiederauferstehung auf dem Friedhof, zum Teil von Harrys Blut angetrieben. Doch das führt zu einem Bild von Harry, hilflos und an einen Stein gefesselt. Harry...
Harry wäre fast gestorben.
Schluckend schiebe ich das Bild beiseite.
Ich rüste mich für ein Risiko. Was ich sagen werde, führt uns in schwieriges und gefährliches Gebiet. "Das ist wahr. Doch er versteht wenig vom Tod und das fällt ebenfalls in Ihren Bereich, oder nicht, Lady Cornelia?"
Sie sieht mich überrascht an, wirft dann ihren Kopf zurück und lacht laut, ein seltsames Gackern, das mich dazu bringt, vor Unbehagen zu vibrieren. "Sagen Sie lieber untot. Der Tod ist immer noch etwas, das auch wir studieren. Warum sagen Sie, dass Riddle ihn nicht versteht?"
Nicht mehr länger der 'Dunkle Lord'? Ich scheine Fortschritte zu machen.
"Er fürchtet ihn", antworte ich. "Er fürchtet ihn mehr als alles andere. Seine ganze Existenz ist davon besessen dem zu entrinnen. Wie kann ein Mann, der den Tod fürchtet, euch verstehen?"
Cornelia sieht mich konzentriert an, die roten Wirbel in ihren Augen leuchten auf. Ich mache mich bereit, ein Okklumentikschild aufzubauen, falls sie versuchen sollte, in meine Gedanken einzudringen. Doch nach einigen Momenten dreht sie sich weg und geht zu ihrem Thron.
"Sie würden uns nicht die Nacht zurückgeben." Es ist eine Feststellung, keine Frage. Sie setzt sich und wartet auf meinen Kommentar.
"Nein", bestätige ich, "würde ich nicht. Doch ich würde für ein besseres Verstehen zwischen euch und uns arbeiten...", sage ich, als sie wegwerfend zu grinsen beginnt, "ich würde euch weiter existieren lassen."
Von überall her beginnt es zu rascheln und zu zischen. Einige ihrer Freunde rufen Kommentare in verschiedenen Sprachen, ich verstehe keine von ihnen.
"Würde Voldemort das nicht tun?"
"Nein", antworte ich. "Ihr habt zuviel Macht. Er lässt solche Bedrohungen nicht lange zu, höchstens wegen des Potentials."
//Deshalb müssen Sie Ihren kleinen Schatz mit der Narbe beschützen.//
Genau.
"Werden Sie von unseren Gütern motiviert?" Diese Frage wird in normaler Tonlage gestellt - so normal Cornelias Stimme eben sein kann. "Sind Sie nicht dadurch motiviert, dass Dementoren keine Macht über uns haben?"
"Das ist eine wichtige Erwägung", gebe ich zu.
In der Tat, das ist einer der Hauptgründe, weshalb Minerva und ich uns so gefreut haben, ihre Zustimmung, sich zu treffen und zu reden, zu sehen. Voldemort hat den Vorteil, dass er schon seit einem Jahr die Initiative ergreifen kann - Dank Fudges Inkompetenz. Wenn wir die Vampire auf unserer Seite hätten, wäre das ein schwerer Schlag für seine Basis. Es würde sogar seinen Vorteil, eine Allianz mit den Dementoren zu haben, neutralisieren
"Und", fahre ich langsam fort, entscheidend, noch einmal die Würfel zu werfen, "wir wissen, dass Sie selbst die Dementoren nicht gerade lieben, Lady Cornelia."
Sie neigt ihren Kopf zur Seite und es scheint, als würde sie durch einen Schleier der Zeit und Dunkelheit sehen. Ich bin vor langer Zeit zu dem Schluss gekommen, dass die Fähigkeit der Untoten, andere zu verwirren, dadurch gegeben ist, dass sie lange wie versteinert sitzen können und oftmals nicht einmal atmen. So sitzt sie da, eine Statue aus Elfenbein gefertigt und bekleidet mit einer roten Robe.
"Es ist wahr", sagt sie schließlich sanft. "Ich kenne sie schon lange."
Sie sieht mich wieder an, ihr Gesicht eine unergründliche Maske. "Gibt es noch einen anderen Grund, weshalb Sie zu mir gekommen sind? Obwohl ich nicht die Königin der Untoten bin, sondern lediglich eine der älteren unter vielen."
"Das weiß ich", sage ich, "doch Sie sind die meist respektierte der Älteren. Alle Gruppen hören auf Ihren Rat. Wenn Sie sich entschließen, sich mit uns zu verbünden, dann wird der größere Teil des Restes dies ebenfalls tun."
"Vielleicht nicht so viele, wie Sie denken. Jene, die über die Nacht herrschen wollen, sind sehr mächtig. Und sie werden sich Voldemort anschließen, egal, was ich sage."
"Aber vielleicht nicht alle", sage ich.
"Vielleicht nicht", sagt sie sanft. Einen Moment lang leuchtet der Wirbel in ihren Augen wieder auf. "Meine Konsorten und ich müssen uns besprechen. Sie werden bei diesem üblen Ding warten, das uns das Ministerium geschickt hat. Aelric!"
Ein blonder Vampir mit langem, geflochtenem Bart tritt auf uns zu und bedeutet uns, ihm zu folgen. Er führt uns durch einen langen Korridor, der völlig dunkel wäre, wenn mein Zauberstab nicht ein wenig Licht aussenden würde. Aelric benötigt natürlich kein Licht. Uns nach rechts wendend steigen wir einige steile, mit Moos bewachsene Stufen hinab und betreten einen weiteren von Fackeln erleuchteten Korridor aus Stein. In der rechten Wand befindet sich eine Tür.
Alls Aelric die Tür öffnen will, greife ich in meinen Ärmel und hole eine Perlenkette hervor. Die Perlen sind auf die Schilde im Ligusterweg ausgerichtet und ich checke sie mehrmals täglich. Drei von ihnen leuchten und mein Herz sinkt..
Depression, Müdigkeit und Kummer.
Würden die letzten Perlen auch noch leuchten, wäre Harry in Gefahr, sich selbst körperlich zu verletzen, oder körperlich verletzt zu werden. Doch sie sind dunkel.
Der Vampir lässt die Tür aufschwingen, wobei er auf das, was in dem dahinter liegenden Raum sitzt, mit unverhohlener Verachtung ansieht. "Farcod!", knurrt er und spuckt.
Das letzte erkenne ich. Ein alter englischer Fluch. Was hasst der Untote so?
Nie im Leben hätte ich erwartet, dass es Percy Weasley ist.
Er sitzt an einem langen Holztisch, der den meisten Platz im Raum einnimmt. Der Tisch ist mit Latten versehen, befleckt durch die Jahrhunderte lange Benutzung. Er hat einen Stapel Ordner und Rollen vor sich liegen, sitzt gerade auf seinem Stuhl und starrt mit mystischer Intensität in die Luft. Als er uns eintreten sieht, erhebt er sich und streckt seine Hand aus.
"Hmmff", macht Hagrid, als die Tür hinter uns ins Schloss fällt. Er sieht Percys Hand kurz geringschätzig an und begibt sich dann zum anderen Ende des Tisches - bei seinen Schritten sind das gerade mal zwei. Percy wendet sich mir zu.
Ich nähere mich ihm langsam, sichergehend, dass sich mein liebenswürdiger direktorenhafter Gesichtsausdruck fest an seinem Platz befindet. Sein Gesicht, dem Arthurs so gleich und doch ganz fremd, ist förmlich und gelassen. Sein Haar ist ordentlich gekämmt. Er sieht...
//aufgeblasen aus.//
Ja, in der Tat, er sieht unerträglich aufgeblasen aus.

Außer, dass seine Augen groß sind und heraustreten und dass sich über seinen Brauen ein kleiner Schweißfilm befindet. Er sieht wie ein Mann mit Fieber aus. Als ich seine Hand ergreife, zuckt er leicht zurück.
"Direktor Dumbledore", beginnt er in normalem Ton, "schön, Sie zu sehen."
"Und Sie Percy", sage ich fröhlich, wobei ich meine freie Hand auf seiner Schulter platziere, woraufhin er nochmals zusammenzuckt, "ich hoffe, es geht Ihnen besser, als letztes Mal."
Percy errötet in purpurrot. Das letzte Mal war er als Fudges Sekretär anwesend, als dieser Harry von der Schule verweisen wollte. Statt dessen war es dann so, dass mehrere Leute betäubt auf dem Boden meines Büros lagen und ich heimlich geflohen bin. Doch trotz seines Errötens lässt er sich nicht dazu herab, nachzugeben. Satt dessen wendet er sich zu den Rollen und Ordnern.
"Ich habe detaillierte Aufzeichnungen für unsere Diskussion hier und in Beauxbatons mitgebracht", sagt er, "doch die Vampire scheinen dem Ministerium nicht gerade zu trauen." Wieder errötet er sanft. Er hat mitbekommen, dass dieses Misstrauen, nicht nur dem Ministerium, sondern auch ihm gilt.
"Sie werden in Beauxbatons der Repräsentant des Ministeriums sein?" Es ist eine dumme Frage, schließlich ist die Antwort offensichtlich, doch ich möchte diese katastrophale Nachricht für mich bestätigt wissen.
"Ja. Ich wurde vor zwei Tagen ausgewählt und habe mich seitdem vorbereitet!"
//Warum erklären wir nicht all den anderen Zaubererregierungen den Krieg und vergessen das Ganze?//
Tom hat einen Punkt gemacht. Welcher Idiot hat Percy für diese Mission ausgewählt? Und war es Bösartigkeit oder pure Dummheit? Ich unterbreche meine Fragen. Später werde ich genug Zeit haben, um mir die Informationen zu holen.
"Ich vermute, das Ministerium ist noch immer sehr beschäftigt."
"Oh ja!" Percy lacht kurz seltsam auf und wedelt nervös mit den Händen. "Es ist das totale Chaos! Aber wir haben alles unter Kontrolle. Ja, das haben wir!" Er scheint in die Luft zu starren, als er das letzte sagt, scheint mehr zu sich selbst als zu jemand anderem zu sprechen.
//Dieser Junge sollte mit Lockhart in St. Mungo's sein.//
"Minister Fudge ist sehr energisch! Neue Programme und neue Initiativen sprießen links und rechts aus dem Boden! Die Leute, die kein Vertrauen haben, liegen völlig falsch!" Ja, er ist zu fröhlich, du zu schwach. Percy wird von Ketten, geschmiedet aus ständiger Verneinung, zusammengehalten.
//Das Beste, was unser Ministerium hat.//
"Und Untersekretärin Umbridge, geht es ihr gut? Sie hat uns ja so hastig verlassen." Natürlich wäre ich auch eilig geflohen, wenn Peeves mit einer Socke voll Kreide in der einen und Minervas Gehstock in der anderen Hand hinter mir her gewesen wäre.
"Dolores Umbridge macht einen Genesungsurlaub. Der Minister denkt, es wäre das beste, um sie wieder auf ihre stressigen Pflichten vorzubereiten. Ich glaube, er wird ihr einen Posten als Abgesandte in Paraguay anbieten."
"Ich bin mir sicher, sie wird das Angebot mit dem Enthusiasmus annehmen, der ihm gebührt", sage ich, wobei ich mich anstrenge, meinen Gesichtsausdruck unter Kontrolle zu halten.
"Oh, das erinnert mich an etwas." Percy greift nach Rolle und gibt sie mir. "Das hier ist von der Abteilung für Magischen Sport und Spiele. Sie haben Ihren Antrag, das Quidditchverbot für Harry Potter aufzuheben, abgelehnt."
"Ist das so?", frage ich, wobei ich die Rolle nehme und sie ungelesen an Hagrid weitergebe. Es überrascht mich nicht, dass mein erster Antrag abgelehnt wurde. "Es scheint mir doch eine extreme Strafe zu sein, finden Sie nicht?"
"Es ist nicht an mir, darüber zu richten", sagt Percy sittsam. Ist da nur die Spur eines Grinsens um seine Lippen, nur ein Hinweis auf Fudges Unerträglichkeit? "Die Abteilung vertritt die Ansicht, dass, obwohl die hohe Inquisitorin Umbridge sehr rau gewesen sein mag, sie voll und ganz in seinem Interesse gehandelt hat."
Wenn man berücksichtigt, dass ihre Macht völlig uneingeschränkt war, wäre es hart gewesen, etwas anderes zu tun.
"Nun", sage ich sanft und mit einem Achselzucken, dass ich über die Jahre hinweg perfektioniert habe, "wir werden die Anträge einfach fortführen."
"Wie Sie wünschen", sagt Percy und setzt sich, "aber ich denke, dass die Abteilung nicht bereit sein wird, seine Entscheidung zu revidieren.
Ich beobachte ihn einen Moment, als er protzig seine Papiere ordnet. Dann setze ich mich auf einen der Stühle [schwer und genauso alt und zerfurcht wie der Tisch] in seiner Nähe.
"Sagen Sie mir Percy, was halten Sie von der Rückkehr Voldemorts?"
Percy wimmert kurz und zuckt zusammen, als ich den Namen nenne. Er sieht mich mit einer Spur Angst an. "Das ist sicherlich ein Grund tiefer Besorgnis. Ja, wir müssen uns um die öffentliche Sicherheit kümmern. Das Ministerium stellt viele Programme auf die Beine, wie ich bereits erwähnt habe."
"Ja, ich weiß", ich lächle ihn an, wie damals, als er noch ein Vertrauensschüler war, was mir Ewigkeiten her zu sein scheint. "Doch was denken Sie über die Haltung des Ministeriums im vorigen Jahr?"
"Die Haltung des Ministeriums?" Er blinzelt, wie ein Schauspieler in einer Show, in der etwas geschieht, was nicht im Skript steht.
"Ja. Die Verleugnung der Rückkehr Voldemorts."
"Nun, ja." Er lächelt. Ich nehme an, er denkt das sähe wohlwollend und beruhigend aus, doch in Wahrheit ist es der ärgerlichste Gesichtsausdruck, den ich in den letzten Tagen gesehen habe, Severus´ höhnende Blicke eingeschlossen. "Das war die einzige verantwortbare und vorsichtige Taktik. Wir hätten die Öffentlichkeit in Panik versetzt und das ohne Beweise."
"Ohne Beweise?" Am liebsten möchte ich meine Stimme scharf klingen lassen, doch ich halte sie sanft.
"Was verdammt noch mal meinen Sie mit ´ohne Beweise´!" Hagrids Stimme klingt alles andere als sanft. Percy hüpft fast an die Decke. "Sie sollten sich für sich selbst schämen, Percy Weasley! Harry hat Sie schon seit Ende des Turniers gewarnt!"
"Nun", Percy streicht sich über die Vorderseite seines Hemdes und grinst dümmlich, "wir können unsere Politik nicht auf den Worten solch eines Jungen begründen, oder?"
"Was zum Teufel soll das heißen?!", brüllt Hagrid und springt auf. Ich schwöre, dass sogar die Tür geklappert hat. "Harry ist die mutigste, ehrlichste Seele, die je über Hogwarts Grund gelaufen ist! Und jeder, der was andres behauptet, ist ein stinkiger, schmutziger Lügner!"
"Ich habe nie behauptet, er wäre nicht mutig gewesen", schluckt Percy und erbleicht. "Doch er besitzt eine Vorgeschichte voll von extravagantem Verhalten!"
"So wie?", frage ich sanft, während ich meine Hand hebe, Hagrids Arm einen Klaps gebe und ihn dazu bringe, sich wieder auf den Stuhl zu setzen.
"Wie im Turnier! Er ist von seinem Weg abgekommen, um dieses Mädchen zu retten, obwohl es nicht nötig war! Er sucht ganz klar nach Aufmerksamkeit! Der Junge erträgt es nicht, wenn er mal zehn Minuten nicht im Rampenlicht steht!" Percy versucht verächtlich zu klingen, doch es ist offensichtlich, dass er nur einen auswendig gelernten Text aufsagt.
"Verhalten, für das ich ihm die volle Punktzahl gegeben habe, wie ich Sie erinnern möchte", sage ich milde.
Percys Augen weiten sich, als wäre er geschlagen worden. "Na dann ist ja alles gut!", schnauft er. "Was ist mit der Sache in seinem zweiten Jahr, wo er losgerannt ist, um den Basilisken zu stellen und das ohne jeden Grund und gegen jede Vernunft?"
"Er wollte Ihre Schwester retten", entgegne ich gelassen.
Percy wird rot wie eine Erdbeere.
"Wie ich schon sagte", fährt er mit erstickter Stimme fort, "ich gebe zu, dass er mutig ist. Doch auf sein Urteil kann man sich nicht verlassen. Der arme Junge ist ganz offensichtlich unausgeglichen. Nachdem er seine Kindheit bei diesen Muggeln verbringen musste, konnten wir ja auch nichts anderes erwarten."
//Punkt für ihn.//
Sei still.
"Und all seine Träume und Visionen, und dass seine Narbe schmerzt, also wirklich!" Percy beruhigt sich und atmet tief durch.
"Diese Visionen haben Ihren Vater gerettet", erinnere ich ihn.
Er sieht mich an und ich erkenne wahre Wut.
"Ich sagte nicht, ich wäre nicht dankbar!"
"Sie haben Ihre Familie zum Narren gehalten", sagt Hagrid. "Sie nie besucht und so."
"Es gab politische Differenzen!" Percy schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch und schneidet eine Grimasse. Davon wird er sicherlich einige Blasen auf der Handfläche davontragen.
"Und was er im Ministerium gemacht hat", fährt Percy fort. "Ich meine, immerhin ist ein Mann seinetwegen gestorben!"
"DAS ist genug!" Meine Stimme ist lauter als gewollt, doch ich schaffe es, sie gerade zu halten. Percy sieht mich überrascht an.
"Ron und Ginny haben sich erholt", fahre ich in normalem Ton fort.
"Oh." Zum ersten Mal sieht er deutlich schuldig aus. Schuldig und besorgt. "Was haben sie dort getan? Sie sehen, dass Potter... "
"Ich sagte, es reicht."
Er lässt den Satz unbeendet.
"Es heißt Freundschaft, Percy", informiere ich ihn. "Sie wollten Harry dabei helfen, Sirius zu retten."
"Sirius Black!", beginnt Percy. "Noch so eine Angelegenheit!"
"In der Tat, eine die wir nicht jetzt besprechen werden." Ich benutze meine ernste Direktorenstimme hierfür. Es funktioniert. Percy presst die Lippen zusammen und schweigt.
"Wie geht's Ron?", fragt Percy schließlich.
"Wie ich sagte. Er hat sich völlig erholt."
Stille.
"Ihre Familie liebt Sie, Percy", sage ich fest, versuchend die Wahrheit dessen zu vermitteln, "sie lieben und vermissen Sie."
Er schließt seine Augen. Für einen Moment, nur einen Moment, denke ich, ich wäre durchgedrungen.
"Warum hören Sie dann nicht darauf?", fragt er bitter.
"Worauf hören, Percy?"
"Darauf, wie viele Probleme Potter verursacht! Darauf, wie sehr mein Vater seiner Karriere schadet? Darauf, wie gefährlich es ist, sich zusammen zu tun mit..." Er verstummt.
"Mit Dumbledore?", beende ich den Satz für ihn.
Er lässt den Kopf hängen.
Percy. Du bist in der Tat ein Gryffindor. Ein mutiges und engagiertes Herz. Doch engagiert für etwas, das völlig falsch ist.
"Manchmal Percy", sage ich, "müssen Regeln für das größere Wohl gebrochen werden."
"Ich bin mir sicher, das sagt jeder Regelbrecher", antwortet Percy bitter. "Ich bin mir sicher, Harry sagt das jedes Mal, wenn er meinen kleinen Bruder und Schwester mit in die Gefahr schleift, in Situationen, in denen sie sterben könnten!"
"Harry schleift sie nirgendwo rein", sage ich müde. "Sie kommen von alleine mit."
"Das ist es, was so gefährlich an ihm ist!", zischt Percy. "Er bringt die Menschen dazu ihm zu folgen!"
"Er bringt sie dazu, Percy?"
Percy nickt heftig. "Ja. Er macht Ron verrückt. Er hat seinen Verstand am Haken! Ron wird alles für Potter tun. Es ist nicht richtig! Ron sollte mir zuhören! Ich bin sein Bruder! Potter ist nur... nur... jemand, den er im Zug getroffen hat!"
Plötzlich fühle ich mich sehr, sehr müde.
Was kann ich sagen? Kann ich ihm die offensichtliche Antwort geben, nämlich, dass Ron Harry liebt? Die Auswirkung wäre, dass er Harry mehr liebt als seinen eigenen Bruder. Das Problem ist, dass er dies wahrscheinlich sogar tut.
"Und ich, Percy", frage ich, "mache ich die Menschen verrückt?"
"Ja", zischt er. "Sie haben den Minister zerstreut! Sie haben ihn nie respektiert, ihm nie die Achtung erwiesen, die seine Position mit sich bringt!"
Hagrid knurrt. Ich denke, er erinnert sich an seinen ungerechtfertigten Aufenthalt in Askaban aufgrund Fudges Bestehen darauf.
"Ich nehme an, Sie haben da ein bestimmtes Beispiel im Sinn?"
"Ja! Die Art, wie Sie ihn im letzten August vorm Zauberergericht gedemütigt haben, als er nur versucht hat, das Gesetz zu befolgen!"
"Er hat versucht", sage ich gewichtig, "Harry dafür zu bestrafen, dass er sich gegen ein Paar Dementoren gewehrt hat."
"Da sehen Sie es!" Percy kräht fast triumphierend. "Wie ich sagte, Potter ist gefährlich! Dementoren! Wer sonst wird in den Sommerferien von Dementoren angegriffen?"
//Dieser Junge benötigt unbedingt ein Bett neben Lockheart.//
Die Tür öffnet sich.
Aelric winkt und vom Türrahmen her. "Die Lady hat eine Entscheidung getroffen." Er sieht Percy verachtend an, dann dreht er sich um und bedeutet uns, ihm zu folgen.
Wir gehen durch die Korridore zurück zu dem kreisförmigen Raum. Als Percy eintritt, entsteht ein Zischen und einige rufen leise "Farcod!".
Cornelia winkt uns zu den Steinbänken im Zentrum des Zimmers. Sie sieht uns kalt an, dann schwenkt sie die Hand, als wolle sie ihre letzten Zweifel hinfort wischen.
"Riddle versteht uns besser, als Sie es tun", sagt sie rundweg, "und es wird immer so sein. Riddle hat uns heute Nacht ein Angebot gemacht. Er hat uns versprochen, uns von Erniedrigung und Schutz zu befreien, die uns die Zauberer aufgezwungen haben."
Dann seufzt sie. Es scheint ein Zeichen des echten Bedauerns zu sein.
"Aber das kann nicht sein. Wenn er Sie bezwungen hat, würde er sich dem Rest der Zaubererwelt zuwenden, er würde nicht ruhen, bis er nicht über alle Magie herrschen würde."
Ich nicke.
"Und dann würde er der ultimativen Dummheit nachgeben. Er würde sich den Muggeln zuwenden." Sie lacht, doch ohne Freude, nicht einmal dunkle. Es ist ein Lachen voll Bitternis und Erinnerungen. "Er würde die Feuer und Pflöcke zurückholen, die Horden, die uns bei Nacht durch die Straßen jagen, die Jäger, die unsere Lager bei Tag aufdecken. Er würde auf seinem dunklen Thron sitzen und versuchen, sich alle Muggel untertan zu machen und er würde alles zurückbringen, was war, bevor wir uns versteckten und sie glauben machen konnten, dass wir Mythen sind."
Ihre Stimme ist bitter wie Wermut.
"Dummkopf der Dummköpfe! Ein Zauberer regiert die Welt? Zauberer regieren die Muggel? Schon zu Salazars Zeiten war das unmöglich. Schon damals waren es zu viele von ihnen. Und da lebten sie in strohgedeckten Hütten und schlossen sich im Kampf gegen das Dunkle zusammen, glaubend, dass der Donner ein Zeichen der Götter war! Jetzt würde Riddle gegen sechs Milliarden von ihnen kämpfen, in einem Zeitalter, in dem sie selbst lange entwickelte Künste und Wunder besitzen!
Ich sagte, die Zauberer zwangen uns in Schmutz zu leben. Die traurige Wahrheit ist, dass wir auch hier leben würden, wenn es in ganz England keinen einzigen Zauberer geben würde. In der Zeit der Fotografie und Mikroskopie, von Flammenwerfern und nuklearen Waffen, welche Chancen hätten wir paar Untote, wenn wir aufgedeckt werden würden?
Ich werde mit Ihnen gehen, Dumbledore. Nicht weil ich Ihnen traue. Nicht, weil ich Dementoren hasse. Nicht, weil wir uns eine verständnisvolle Beziehung mit euch wünschen. Sondern, weil Riddle zum Schweigen gebracht werden muss, bevor er Zerstörung über uns alle bringt."

Sie erhebt sich mit der Ausstrahlung eines Richters, der ein Urteil gesprochen hat. Ich stehe ebenfalls auf. Meine Begleiter folgen.
"Nun, wenn sie mir folgen", sagt sie mit einem ungezähmten Lächeln, "können wir alle zusammen reisen."
Sie dreht sich, um durch den Korridor hinter dem Thron zu gehen. Sie hält inne und bedeutet mir, neben ihr zu laufen. Zwei ihrer Kameraden gehen hinter uns. Hagrid und Percy laufen ganz hinten.
"Ich wünschte", sagt sie ruhig, als wir den Korridor entlang gehen, der wieder nur von Zauberstablicht erhellt wird, da Vampire keine Beleuchtung benötigen, "sie hätten diese Kreatur nicht geschickt."
"Percy?", frage ich weich. "Warum verachten Sie ihn so? Ich habe gehört, dass manche ihn Farcod genannt haben - böse."
"Das ist er", sagt sie fest. "Er hat sein Blut verraten. Er stinkt nach Verrat."
"Tut er das?", frage ich halb erstaunt, halb entsetzt.
"Oh ja. Das Blut in seinen Venen schreit auf vor Qual. Wir hören es, da alle Dinge des Blutes unser ist."
"So ist es", sage ich sanft.
"Seine Präsenz ist eine Beleidigung! Die Luft um ihn kräuselt sich vor Faulheit! Der Verrat an seinem Blut stinkt in unseren Nasen wie Unrat in euren."
"Ach du meine Güte." Mir fällt nichts anderes dazu ein.
"In einer helleren Zeit hätten wir seine Adern geöffnet und sein Blut von seiner Misere befreit. Bei Gott, dass wir so korrupt geworden sind!"
Ich schiele über meine Schulter. Percy hält seinen Stab hoch. In dem Lichtkreis, den er verursacht, glitzern seine hervortretenden Augen unheimlich. Er scheint eher abgehackt zu gehen, bei jedem Geräusch durchstartend und springend. Sein rotes Haar erschien mir wie Feuer. Jetzt scheint es dunkler.
Wie Blut.
Ich drehe mich um und laufe weiter in die Dunkelheit.




 

Kapitel 6

 

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