Hier gibt es Monster

 

 

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Kapitel 2: Schuld und Gehorsam

 

Das Biest in meinem Herzen mag geweckt worden sein, doch plötzlich bin ich von Severus´ Gesichtsausdruck schockiert. Er ist so müde und hat soviel getan. Er hat in den vergangenen Tagen Gefahren ins Gesicht geblickt, bei deren bloßer Vorstellung die meisten Mitglieder des Aurorenkorps schon vor Angst gezittert hätten, aber dennoch ist er in der Lage, sie zu beschreiben, als wären es nur alltägliche Unannehmlichkeiten. Sicher kann dies warten.

Sicher kann es das nicht.

Vergeben Sie mir, Severus.

“Da ist noch etwas, das wir besprechen müssen”, wiederhole ich, um den Moment zu verzögern. Wenn ich vielleicht noch einige Male tief durchatmen kann, kann ich diese seltsame Gegenwart vielleicht unter Kontrolle bringen. Ich versuche es mit dem Vorwand, mir noch einen Zitronenbonbon zu nehmen. Es scheint ein wenig zu helfen.

Doch das Monster ist immer noch da. Im Moment hat es sich zur Ruhe gesetzt, vielleicht von dem Ausdruck auf Severus' Gesicht milde gestimmt, doch es ruht sich nur auf seinen Hinterläufen aus. Vielleicht sollte ich ihn wegschicken und es später noch einmal versuchen. Doch es könnte kein Später geben. Zum einen muss ich Hagrid kurz nach Beauxbatons begleiten. Zum anderen wurden einige Angelegenheiten viel zu lange nicht angesprochen.

Severus, warum haben Sie nur die Grenze überschritten? Ich denke wir werden beide mit Narben auf der Seele von hier fortgehen.

//Wie ich schon sagte, Professor, Sie hätten Harry zum Bleiben einladen sollen.//

Nein, ich realisiere, dass es gut ist, dass er fort ist. Mein wundervoller Harry ist zu gut, um dies zu genießen – selbst wenn er uns beide hasst, mich und Snape.

Harryharryharrybittebittebittevergibmirnicht

Snape ist so geschockt, dass er vergisst, abfällig zu gucken. “Ja, Direktor?”, sagt er mit einer Stimme, die bei ihm fast zerknirscht klingt.

Ich seufze. Es ist ein echter Seufzer, denn ich fange ungern mit diesem Thema an. Wie bei einer schlecht verheilten Wunde muss ich den Schorf aufbrechen und den Schmutz absickern lassen, bevor etwas repariert werden kann - ich werde mich nicht dazu herablassen, es heilen zu nennen, denn das haben wir schon längst verpasst. Wieder mein Fehler.

Das Monster in mir dehnt und streckt seine Krallen.

Es tut mir sehr, sehr Leid, mein lieber mutiger Professor Snape.

Und doch tut mir nicht alles Leid. Zuvor bin ich mit gespaltenem Herzen durch die Welt gegangen. Nun scheint es, als hätte ich auch einen gespaltenen Verstand. Nicht im Sinne einer Geisteskrankheit, doch im Sinne einer langsam dämmernden Erkenntnis, wie kompliziert meine Gefühle den wichtigsten Personen in meinem Leben, Severus Snape und Harry Potter, gegenüber wirklich sind.

“Wir hatten nicht die Chance miteinander zu sprechen, seit ich nach Hogwarts zurückgekehrt bin, und es gibt eine Angelegenheit, über die wir sprechen und die wir klarstellen müssen.”

Sein Gesicht verspannt sich. Er weiß, was jetzt kommt. Ein abfälliger Blick senkt sich über seinen Gesichtsausdruck. Es ist kein angreifender Blick, sondern ein verteidigender. Wenn man ihn solange kennt, wie ich es tue, kann man den Unterschied erkennen.

“Alles, Professor Dumbledore.” Er versucht offensichtlich so zu tun, als seien die letzten paar Minuten der Unterhaltung nie geschehen. Ich glaube, er denkt, wenn er Voldemort damit zum Narren halten kann, kann er damit auch überall anders durchkommen. Doch beides, der Ton und die Wahl seiner Worte verraten ihn.

Nicht mehr Direktor? Oh Severus, können Sie diese kindischen Spiele nicht für einen Moment unterlassen? Ich weiß, es schmerzt, aber Sie machen es nur noch schlimmer für sich selbst.

“Mir wurde zu verstehen gegeben, als ich vor einer Weile mit Sirius Black und Remus Lupin sprach, dass Sie Mr. Potters Okklumentikstunden nicht fortgesetzt haben. Ich fordere eine Erklärung für ihr Verhalten.”

Fawkes zischt sanft. Offensichtlich möchte er auch eine Erklärung haben.

Der verteidigende Blick wächst, doch in Snapes Augen glimmt noch etwas anderes auf – aber was? Wut? Eifersucht? Wahrscheinlich beides und nebenbei noch mehr.

“Lupin und Black”, er knurrt die Namen, “höchstwahrscheinlich haben Sie Ihnen auch erzählt, wobei ich Mr. Potter in meinem Büro erwischt habe!”

“Der Zwischenfall mit dem Denkarium, ja, das war bedauerlich.” Ich versuche den Augenkontakt aufrecht zu erhalten, doch Severus schließt seine fest, während sein Gesicht rot wird.

“Bedauerlich! Es war...es.....” Jetzt zittert er vor Wut. Für einen Moment fühle ich mich gewaltsam an Harry erinnert. Wie sich die beiden in manchen Dingen ähneln. Beide sind sie so stur.

Und doch so ungleich. Einer ein strahlender Prinz. Der andere ein zerstörtes Abbild von dem, was man Größe nennen würde.

//Vorsicht Professor. Werden Sie nicht sentimental. Harry hat noch einen weiten Weg vor sich. Vielleicht endet er wie Severus, oder wie ich..//

Ja, alle drei haben sie vieles gemeinsam. Harry teilt sowohl mit Tom als auch mit Snape einige Charakterzüge.

ER WIRD NIE WIE SIE WERDEN! NIEMALS!!

Das war nicht nur mein Gedanke. Das war eindeutig das Gebrüll des in mir erwachten Etwas. Ein Ding, das bereit wäre, dem ganzen Universum ins Gesicht zu spucken, wenn es behaupten würde, Harry könnte je wie... wie Severus sein, für den ich solch ein starkes Gefühl intensiven Mitleids und Verärgerung empfinde, sodass ich nicht weiß, wie ich, obwohl ich in zwei Richtung gezerrt werde, nicht zerbersten soll.

“Ich entschuldige mich, Severus”, sage ich sanft.

“Was?” Er starrt mich an. “Sie entschuldigen sich für Potter?”

“Nein. Ich entschuldige mich für mich. Ich hätte die Verantwortung für den Okklumentikunterricht übernehmen soll. Sie zu bitten, das zu übernehmen, war nicht weise und, wie ich jetzt begreife, unfair.”

Seine Schultern sinken. Plötzlich sieht er in der Tat sehr müde aus.

“Ich nehme Ihre Entschuldige an, Direktor.”

Für einen Moment ist es still.

“Wenn Sie mich jetzt entschuldigen?” Er erhebt sich wieder.

“Nein Severus.” Ich gebe ihm ein Zeichen, sich hinzusetzen und ich fürchte, mein Gesichtsausdruck sieht genauso traurig aus, wie mein Herz es ist.

Verwirrt sinkt er zurück in seinen Stuhl.

“Sie haben meine Frage nicht beantwortet.”

“Wie bitte?” Jetzt ist er beides, verwirrt und wütend. Das Hohnlächeln wird breiter, nur ein wenig, ein kleines Knurren. “Ich dachte, das hätten wir abgehakt.”

“Nein, Severus. Wir haben meine Entschuldigung dafür, Sie in eine unkluge und unfaire Position gebracht zu haben, abgehakt. Doch Sie haben mir noch keine Erklärung für Ihr Verhalten gegeben.“

“Mein Verhalten?” Die Lautstärke seiner Stimme erhebt sich scharf und er lehnt sich vor, seine Hände auf meinem Schreibtisch plazierend. “Mein Verhalten gegenüber HARRY POTTER!”

Das ruft wieder Fawkes auf den Plan. Ich hebe schnell meinen Arm, was seinen Stangeninstinkt aktiviert und er setzt sich auf meinen Ärmel anstatt wütend auf Severus loszufliegen. Er zischt jetzt wie ein defekter Muggelboiler, der gleich explodiert. Ich rücke vom Schreibtisch weg und setze ihn auf mein Knie, denn ich erkenne, dass ich den Rest der Unterhaltung wahrscheinlich meine Hand auf ihm halten muss, wenn ich Severus einen Besuch bei Poppy ersparen will..

“Ja, Severus”, sage ich, “ich glaube, danach hatte ich gefragt.”

“Wie können Sie?” Jetzt ist das Verletzt sein ganz deutlich in Severus’ Stimme zu hören. “Wie können Sie ihn verteidigen?”

Und so sind wir zur selben Stelle zurückgekehrt.

Ich bin der Konversation nicht mehr müde. Ich fühle nur eine unglaubliche Verärgerung über Snapes im Kreis laufende Themenwahl wie ein Hund, der seinen eigenen Schwanz verfolgt.

Es weckt Erinnerungen an Sirius und ich fahre schnell fort.

“Was Harry getan hat, war falsch”, gebe ich schließlich zu. “Doch wir sprechen vom Okklumentikunterricht.”

Und jetzt ist es Zeit für Sie wieder zu explodieren.

Severus enttäuscht mich nicht.

“Natürlich!”, zischt er, während sein Hände sich um die Arme des Stuhls winden. “Der goldener Potter kommt ja immer zuerst! Die ganze Schule verbeugt sich so sehr vor ihm, dass niemand mitbekommt, dass er nur ein arrogantes Balg ist, ohne Respekt, ohne Talent und ohne den Willen zu arbeiten! Nun, er hat eine kostbare Narbe, das gebe ich zu. Doch das ist der Fall von einem mit von Diamanten besetzten Geschirr gezäumten wertlosen Hengst, und selbst wenn ich der einzige bin, der es sieht, die Wahrheit bleibt die Wahrheit!“

“Warum sind Sie so sicher, dass Sie der einzige im gesamten Schloss sind, der die Wahrheit sehen kann, Severus?” Meine Stimme ist wieder kälter geworden, und sie klingt viel verärgerter, als ich beabsichtigt habe. Und wieder frage ich mich, ob ich Severus nicht wegschicken sollte, bevor die Dinge völlig außer Kontrolle geraten. “Und ich danke Ihnen, ein für alle Mal, dass sie sich Ihre farbenfrohen Metaphern und Übertreibungen gespart haben.”

Ich glaube tatsächlich, dass Severus gleich aus seinem Stuhl springt. Er schaukelt vor und zurück, wobei seine Hände seine Knie umklammern.

“Übertreibungen?” Er lehnt sich vor und legt seine Hände auf die äußerste Tischkante. “Also hat Potter keine Fehler, ja?”

“Das habe ich nicht gesagt, Severus.” Ich bin überrascht, als ich höre, dass die Lautstärke meiner Stimme sich erhöht. Ich hatte es nicht beabsichtigt. Das Monster kommt wieder hervor. “Ich sagte bereits, dass es falsch von Harry war, in Ihr Denkarium zu schauen. Wie auch immer, ich muss seltsamer Weise zugeben, dass es so scheint, als fänden ihn noch einige andere Professoren arrogant und talentlos.”

“Wenn Sie von Lupin sprechen ...”

“Ich rede, Severus”, schneide ich ihm wieder das Wort ab, meine Stimme hebt sich wieder ohne dass ich es bewusst will, “von solchen Personen wie Professor McGonagall, Professor Flitwick, und Professor Sprout.”

“McGonagall kritisiert einen ihrer wertvollen Gryffindors?” Snape erhebt sich. Er steht da, schwer atmend, so als ob er gerade einen Distanzlauf bestritten hätte.

Es tut mir ehrlich Leid, Severus. Doch Sie führen so vieles selbst herbei.

“Und die anderen?” Dieses Mal schaffe ich es, meine Stimme ruhig zu halten.

“Wie könnte jemand vom Jungen, der lebt nicht in den Bann geschlagen sein?”, fragte er sanft. “Besonders wo doch die Gefühle der Schulleitung so offensichtlich sind?”

Schmerz breitet sich in meinem Kopf aus. Ich stecke mir drei Zitronenbonbons in den Mund und schließ kurz die Augen, um dem Verlangen, Snape zurück in seine Kerker zu schicken, zu widerstehen.

//Würden es die Schüler nicht lieben? Ein Professor bekommt eine Strafe!//

“Nun”, ich halte inne, um erstens sicher zu stellen, dass ich weise vorgehe und um meine Verkündung zu betonen – ein Verhalten aus meiner Jugend, das immer wiederkehrt, wenn ich sehr aufgeregt bin, “die Taten Lord Voldemorts Schatten zu besiegen, einen Basilisken zu töten, einen Dementor abzustoßen und als nicht Volljähriger das Trimagische Turnier zu gewinnen, neigen nunmal dazu, Bewunderung zu erzeugen, Professor Snape.”

Snape hält nicht inne und geht sofort zum Angriff über. “Also sind Sie....”

“Setzen Sie sich, Severus.” Ich erhebe meine Hand, um seine Kommentare abzuwürgen und zeige auf den leeren Stuhl.
Snape willigt ein, sein abfälliger Blick verrät diesmal, dass er sich über eine dumme Frage lustig macht.

“Jetzt”, fahre ich fort, wobei ich feststelle, dass mein Herz genauso hämmert wie das Klopfen in meinem Kopf, “Sie müssen mir immer noch eine Erklärung für Ihr Verhalten geben.”

“Sie haben selbst gesagt...” Das wütende Funkeln in den Augen sieht jetzt schon aus wie Sterne.

“Fangen Sie nicht damit an, Severus.” Ich heb erneut meine Hand. Langsam fange ich an, mich wie ein Muggel-Verkehrspolizist zu fühlen. “Antworten Sie mir nur auf meine Frage.”

“Sie kennen bereits die Fakten“, knurrt er. “Als er sich weigerte, sich zu entschuldigen, habe ich ihn aus meinem Büro geschmissen.”

“Sich weigerte”, frage ich, “oder es einfach nicht getan hat?”

“Wie bitte, Professor Dumbledore?”

“Hat Harry sich wirklich geweigert, sich zu entschuldigen oder ist es einfach so, dass er sich nicht entschuldigt hat?”

Snape faltet seine Hände und sieht mich mit unergründlichem Blick an. “Ist da ein Unterschied?”

“Ein sehr großer sogar.” Ich stehe auf, wobei ich Fawkes aber immer noch halte, und spaziere zum Fenster, um hinaus zu sehen. Es ist eine sehr unhöfliche Geste, doch ich muss meinen Blick vom Anblick Snapes lösen, bevor die Gefühle, die meine Kehle verstopfen, meine Fähigkeit zu atmen völlig abschneiden.

“Er hat sich nicht entschuldigt.” Der Ausspruch ist kurz, sachlich und voll Bitterkeit.

“Soviel verstehe ich. Und wie ich bereits mehrfach wiederholt habe, war es falsch, was er getan hat. Aber ich denke, Sie haben ihm dann gesagt, er solle sich nie wieder in ihrem Büro blicken lassen?”

“Direktor...” Plötzlich klingt Snapes Stimme fast... unsicher. Ich drehe mich, um ihn anzusehen. Er zittert, doch diesmal nicht vor Wut.

Plötzlich fühle ich, wie mich das Mitleid für ihn überschwemmt.

“Sie wissen...”, fährt Snape fort, seine Stimme wankt.

Ich bewege mich nach vorne und stehe wieder neben dem Stuhl. Snape starrt auf den Boden.

“Ja, Severus, ich kenne die Erinnerung, die er sah. Und ich weiß, dass es nur das erste Glied einer Kette von schlimmen Erinnerungen ist, die sich wie ein Faden durch Ihr Leben ziehen. Wie ich schon sagte, es tut mir Leid. Ich hätte es besser wissen müssen, als Sie zu bitten, diese Aufgabe zu übernehmen. Obwohl ich den Vorfall mit dem Denkarium nicht vorausgesehen habe, hätte ich wissen sollen, dass es früher oder später solche Ereignisse geben würde.”

“Wie können Sie dann...” Snape sieht zu mir auf und einmal schaut er nicht abfällig. Er ist nur ein müder, irritierter und leidender Mann.

Ich hasse mich selbst.

Doch wenn etwas getan werden muss, sollte es jetzt und schnell getan werden.

Ich kehre zu meinem Stuhl zurück und entscheide, das Risiko, Fawkes auf seine Stange zu setzen, einzugehen. Der Phönix sieht Severus wieder traurig an.

“Severus”, meine Stimme bricht vor Mitleid und Reue, “verstehen Sie die Absicht meines Befehls im Zusammenhang mit Mr. Potters Okklumentikunterricht?”

“Ja”, sein Atmen klingt wie das Kreischen eines Dementors, “doch nach allem, was er getan hat....”

“Ich weiß.” Ich hasse mich wirklich selbst für das, was als nächstes kommt. “Doch glauben Sie, Sie seien in dieser Angelegenheit frei von Schuld?”

“Frei?” Er scheint das Wort nicht zu begreifen.

“Ja Severus. Glauben Sie, Sie seien schuldlos? Ich gebe zu, dass Harry Sie über Ihr Durchhaltevermögen hinaus provoziert hat. Ich gebe auch zu, dass ich Sie nie hätte fragen sollen, diese Bürde auf sich zu nehmen, das war zuviel für Sie. Doch glauben Sie, Sie seien frei von jeglicher Schuld?”

Er beginnt wieder abfällig zu gucken.

Es ist wie ich befürchtet habe. Er kann es nicht verstehen.

“Und worin besteht meine Schuld?”

“Worin?” Plötzlich brandet das Ding in mir wieder voran. “Weil, Severus”, sage ich mit meinem kältesten Tonfall, “Sie ein Mann sind und Sie sich schon seit vier Jahren wie ein Kind benehmen.”

“WAS?” Die Wut in seinen Augen leuchtet wie zwei kleine Sonnen.

“Warum war Harrys Tat zuviel für Ihr Durchhaltevermögen? Warum war die Bürde zuviel für Sie?” Ich werde schneller, doch es ist wie Dampf, der aus dem Schlot eines Vulkans ausströmt. “Weil Sie Ihren Groll über Ihre Pflicht gestellt haben. Sie haben Ihre eigenen Gefühle über die Bedürfnisse der größeren Sache gestellt!”

//Sie sind ja der Richtige, der das sagt, Professor! Fällt nicht vieles von Ihrem Verhalten gegenüber Harry in dieselbe Kategorie?//

Was glaubst du, weshalb mein Herz zerreißt und blutet?

“Nach allem, was ich getan habe, bin ich....” Snape spuckt praktisch.

“ER IST NICHT JAMES!” Meine Faust trifft wieder auf den Schreibtisch, lauter diesmal. Severus verstummt.

“Ich habe Ihnen ausdrücklich die Anweisung gegeben, ihm zum Schutz des Ordens und der Zukunft Okklumentik beizubringen. Verstehen Sie das nicht?” Ich sehe ihn an und möchte weinen, doch ich weiß, ich kann es nicht.

“Ja, ich verstehe”, sagt er mit hartem Gesichtsausdruck.

“Sie konnten nicht tun, was ich Ihnen aufgetragen hatte. Und das ist Ihr Fehler. Es ist meine Schuld, dass ich Ihre Schwäche nicht verstanden habe. Doch die Schwäche selbst liegt in Ihnen.” Ich sage dies, obwohl ich weiß, es ist eine Lüge. Ich habe Harry erklärt, dass manche Verletzungen zu tief gehen, um zu heilen.

Doch Severus hat schon viel zu lange in seinem Schmerz geschwelgt. Wenn ich fair zu ihm wäre, würde er nur weiterhin scheitern – nicht absichtlich, aber dennoch scheitern.

Das Monster hat heute seinen großen Tag. Und ich habe mich selten so schlecht und schuldig gefühlt, wie ich es jetzt tue.

“Und ich soll Mr. Potters Training fortsetzen?”, fragt Snape kategorisch. Ich sehe ihm nicht in die Augen. Ich habe in den letzten Tagen genug Augen gesehen, in denen Enttäuschung lag.

“Nein, das werde ich übernehmen. Sie sind von dieser Bürde befreit.” Ich versuche zu lächeln. Ich bringe gerade mal ein sehr müdes unechtes Lächeln zustande.

“Und andere ebenfalls.” Er lächelt – in der Tat ein grimmiger Gesichtsausdruck. “Mr. Potter wird Zaubertränke von jetzt an ohne Zweifel abwählen.”

“Oh, ich weiß nicht.” Das wird ebenfalls schlimm werden, doch es muss getan werden.
“Was meinen Sie damit?” Snapes Augen verengen sich, dann lehnt er sich wieder vor, die Hände auf meinen Schreibtisch legend. “Oh ja, Mr. Potters Ambition ein Auror zu werden. Nun, wie Sie wissen, nehme ich keine Schüler in meinen fortgeschrittenen Zaubertrankunterricht auf, die weniger als ein Herausragend in ihren OWL´s haben. Ich denke, wir müssen befürchten, dass Mr. Potter das nicht schafft.”

Ich bin sehr, sehr müde. Das muss ein Ende haben und zwar schnell.

“Severus, wir sind im Krieg.”

Snape schnaubt. “Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst, Professor. Nach allem, was ich I...”

“Ihre Beiträge sind sehr wertvoll und wir schätzen diese und Sie selbst sehr hoch.” Ich versteife mich. “Doch der Schlüssel zum Sieg liegt in Harry Potter und wir müssen alle sicherstellen, dass er die Waffen besitzt, die er benötigt.”

“Also, wenn Potter ein Auror werden will...“

“Severus”, plötzlich finde ich mich stehend wieder, “ich erwarte von jedem, dass er mit den Kriegsanstrengungen in seiner größten Möglichkeit kooperiert. Das bedeutet, wenn ich entscheide, dass Harry in Ihrem Tränkekurs für Fortgeschrittene sein sollte, werden Sie Ihre Versicherungspolice aufgeben und zwar ohne Fragen. Verstehen Sie das?”

Snape sieht aus, als wäre er geschlagen worden.

“Professor, meine Versicherung....”

“Ihre Versicherung ist im Gegensatz zu unserem Ziel nicht wichtig. Verstanden, Severus?” Ich richte mich zu meiner vollen Größe auf und starre ihn mit all meiner Macht an. Ich habe nur ein oder zwei Schüler in meinem ganzen Leben dahinschwinden lassen.

Snape starrt. “Ja.... Direktor.”

“Wenn ich Ihnen befehle, Neville Longbottom in Ihren Fortgeschrittenen Kurs für Zaubertränke zu nehmen, werden Sie es ebenfalls tun. Wenn ich Ihnen befehle, sich Hermine Granger als Lehrassistentin zu nehmen, werden Sie keine Fragen stellen. Wenn ich Ihnen befehle, Draco Malfoy Punkte abzuziehen, werden Sie ohne Einspruch einwilligen.” Ich nehme einen tiefen zittrigen Atemzug und sage dann in sanfterem Tonfall: “Verstehen Sie das?”

“Ja, Direktor.” Ich habe selten solch eine Bitterkeit in einem erwachsenen Mann gesehen. Bei jedem anderen hätte ich Angst davor, dass sie Verrat erzeugen könnte. Doch nicht bei Severus. Die Gründe seiner Loyalität gehen zu tief. Genauso wie der tiefe Hass James Potter gegenüber, sind auch sie zu tief, um sich zu ändern.

“Dann sollten Sie gehen.”

Severus erhebt sich und dieses Mal sehe ich ihm in die Augen. Sie sind erfüllt von Schmerz und Enttäuschung.

Er geht leise.

Und dann lege ich, wie mir scheint, schon zum hundertsten Male in den letzten vergangenen Tagen meinen Kopf in die Hände und weine Tränen der Schuld, des Mitleides und der Scham.



 

Kapitel 1

Kapitel 3

 

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