Kapitel 31: Spiel um den Tod
Anmerkung von Lilith: *WARNUNG* Ich wollte die Anmerkung hier schreiben, denn ich will allen die Möglichkeit geben, nicht weiterzulesen. Ich werde in den nächsten Kapiteln eingehend auf Folter eingehen und auch wenn ich schon viele Fics gelesen haben, die dieses Thema hatten, war es oft, wenn es ausführlich beschrieben sein sollte, fast etwas tragisch/Romantisches. In meinen Augen ist die Natur von Folter, einen Menschen nicht nur körperlich fertig zu machen, sondern auch seelisch. Außerdem gibt es einige körperliche Aspekte, die in Folter-fics selten berücksichtigt werden. Obwohl ich nicht sehr mag, darüber zu schreiben, werde ich versuchen mich eingehend zu informieren und so gut es mein begrenztes Wissen zulässt detailliert und realistisch zu schreiben. Das bedeutet aber, dass es einige entwürdigende Szenen geben wird. Leider ist dies nun mal die Idee einer Folter, nicht?
Kapitel 31:
Spiel um den Tod
Das Warten zog sich dahin und Severus gab sich alle Mühe, die Ungeduld zu unterdrücken, die beharrlich versuchte Oberhand zu gewinnen, in einem starken Gefühl der Angst, Erwartung und Unsicherheit.
Immer wieder redete er sich ein, dass dies alles genau geplant war um ihn noch vor der eigentlichen Folter mürbe zu machen. In Gedanken repetierte er die Lektionen, die er unter Lucius gelernt hatte, doch das Wissen um das Warum, machten die Wartezeit nur wenig erträglicher. Sein Unterbewusstsein verriet ihn wiederkehrend mit einer tiefsitzenden Angst, gegen die er nichts unternehmen konnte.
So war er auch fast erleichtert, als sich die Tür abermals öffnete. Er sah zum Eingang, sehr versucht sein Gesicht in eine gelangweilte Maske zu verwandeln. Nun galt es, Lucius dazu zu bringen, ihn schnell zu töten.
"Hallo Lucius. Schon wieder hier? Gibt dir der dunkle Lord denn nie frei?".
Severus gab sich die größte Mühe, dem blonden Mann, der soeben, gefolgt von Crabbe und Nott hereinkam, unbeirrt zu begegnen.
Die beiden Männer, die wohl bloß zu Lucius' Verstärkung mitgekommen waren, waren nicht wichtig genug in der Rangordnung und wurden ignoriert.
Lucius ließ sich aber durch die Begrüßung nicht wirklich irritieren und lächelte nur erheitert. "Wie ich sehe, hast du deinen Sarkasmus behalten, Severus. Es wird mir ein Vergnügen sein, dir diesen auszutreiben."
Er ging wieder neben Severus in die Hocke, ohne ein Zeichen der Argwohn, dass sein ehemaliger Freund und jetziger Gefangener ihn angreifen würde. Er brauchte sich darüber auch nicht zu sorgen. Snape war nicht dumm und ein Angriff auf Lucius in seinem geschwächten Zustand würde nichts bringen. Obwohl der Malfoy-Patriarch sehr gesellig und in diesem Moment harmlos wirkte, konnte er sich sehr gut verteidigen, wenn es sein musste. Snape kannte seinen ehemaligen Freund und dessen Gefährlichkeit zu gut, und Malfoy wusste, dass sein Gefangener sich dessen bewusst war.
"Was hältst du davon, Severus, wenn wir beide ein wenig spielen?" raunte er.
Snape zuckte nur mit den Schultern, wissend, dass das Spiel schon lange angefangen hatte. "Was willst du spielen? Schach möglicherweise? Ich weiß nicht, ob ich dazu in der Stimmung bin, außerdem hast du dabei bis jetzt noch jedes Mal gegen mich verloren.
Wieder schien die Bemerkung Lucius höchstens zu amüsieren, so bekam Severus nicht mit, dass der andere Mann seinen Zauberstab auf ihn richtete und in einer fast sanften Stimme sagte: "Crucio."
Ein heißer Strahl traf ihn in der rechten Seite und schoss von dort aus wie Tentakel durch seinen Körper, jede Zelle seines Körpers unter Feuer setzend. Severus fand es unmöglich, sich auf irgend etwas anderes zu konzentrieren und sein bewusstes Denken setzte aus, als es nur noch von dieser unerträglichen Agonie erfüllt wurde und alles was neben dem Schmerz noch Bestand in ihm hatte, war der unbewusste Drang, der animalische Instinkt, dem Schmerz zu entrinnen, ihn irgendwie loszuwerden.
Irgendwann, nach einer unmöglich lange erscheinenden Ewigkeit, hörte der akute Schmerz auf, auch wenn dessen Echo noch in Severus' Knochen saß und sein Körper unkontrolliert zittern ließ.
Als er wieder sich einigermaßen seiner Umwelt bewusst wurde, merkte er, dass er zu Boden gekippt war und in einer zusammengekauerten Position auf dem harten Stein lag. Seine Kehle war erneut in heißes Feuer getaucht, neben den zerreißenden Schmerzen im Rest seines Körpers, und Severus dachte sich, dass dies wohl durch das Schreien passiert war, dessen sich niemand entziehen konnte, der diesen Fluch jemals auf sich spürte. Es war eine instinktive Reaktion eines zu einem solchen Punkt gepeinigten Körpers. Doch was noch schlimmer als die Nachschmerzen war, war die Panik, dies jemals wieder durchleben zu müssen und das Wissen, dass er gegen seine Instinkte ankämpfen und Malfoy zu weiteren und längeren Attacken provozieren musste.
"Na, Severus? Kein Sarkasmus mehr?" erklang Malfoys Stimme irgendwo über ihm. Der blonde Zauberer hatte die amüsierte Tonlage fallen gelassen und nun klang er wütend und abgestoßen. "Ich habe dir versprochen, dass ich es dir austreiben werde. Ich werde dich langsam brechen bis du dich unserem Meister unterwirfst und mich anflehst dich zu töten. Ich werde deinen Willen brechen und dich zu einem Häufchen Elend bearbeiten, während dein Körper so gebrochen sein wird, dass du noch lebend am verrotten bist."
"Fabelhaft", brachte Snape nach einigen rasselnden Atemzügen hervor, den Schmerz in seiner Kehle, der bei jedem Ton entfachte, ignorierend. Er musste Malfoy dazu bringen ihn zu töten. "Darf ich dann mein erstes Eitergeschwür nach dir benennen?"
Malfoy schien nicht sehr erfreut darüber, dass Snape noch genug Energie hatte, zynisch zu sein.
"Du wirst schon noch aufhören mit deinem frechen Mundwerk. Crucio!"
Diesmal traf der Fluch Severus in die Magengegend und er verschwendete einen kurzen Gedanken darüber, dass es noch schlimmer war, als das letzte Mal. Der Schmerz fesselte ihn, nistete sich tief in seinem Innern ein und schien jede Zelle seines Körpers brennend auseinander zu reißen.
Die Attacke schien ewig zu dauern und Severus verlor, wie schon zuvor, jede Orientierung. Da war nur noch Schmerz. Sinnesraubender, alles verschlingender Schmerz.
Dann hörte es auf und Snape schnappte erschöpft und kraftlos nach Luft. Die Schmerzen verzogen sich nur schleichend und er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen, während sein Kopf zu explodieren drohte.
Seine Kehle brannte wieder wie das erste Mal, als er aufgewacht war, und er hatte das Gefühl, dass er nicht mehr fähig war sich zu bewegen oder zu sprechen, so stark zitterte er im Nachschock des Fluches.
"Nun, noch immer so redselig?" kam Malfoys höhnende Stimme von irgendeinem unbestimmten Ort. Die Worte drangen erstickt zu ihm durch, gedämpft durch das Blut, das noch immer in seinen Ohren rauschte. Sein ganzer Körper tat so unendlich weh, so dass selbst seine Haare zu schmerzen schienen und alles in ihm schrie danach den Mund zu halten, auf dass Malfoy den Fluch nicht noch einmal werfen würde. Alles, nur dass der Schmerz nicht wiederkam. Snape schluckte und verzog das Gesicht ob der neuen Agonie in seinem Hals. Er konnte nicht aufhören. Er musste es zuende bringen. Nur noch einmal. Er musste Malfoy nur genug wütend machen, dann würde er die nächste Attacke nicht überleben. Nur ein einziges Mal noch, versuchte er seinen schreienden Selbsterhaltungstrieb zu überzeugen. Er musste Malfoy mit seinen Worten treffen. Ihn so fest beleidigen, dass dieser die Kontrolle über sich verlor. Was schätzte Malfoy am meisten? Stärke und Herrschaft über andere.
Einmal mehr einatmend, bereitete sich Severus auf das erneut kommende Feuer in seinem Hals vor, als er leise und zittrig sprach: "Was ist los, Lucius? Du scheinst schlechte Laune zu haben. Hat dich deine Frau mal wieder verprügelt?"
Severus war sich sicher, dass man die Angst aus seiner Stimme hören musste und es hatte allen Willen gebraucht, nicht zu stocken, doch die Worte schienen den gewünschten Effekt auf den stolzen Malfoy zu haben. "Du verdammter, doppelzüngiger Mistkerl. CRUCIO!"
Der Schmerz explodierte so heftig wie zuvor und diesmal war Severus überzeugt, dass er auseinandergerissen wurde. Alles verschwamm um ihn, außer der feurigen Agonie, die ihn auf messerscharfen Schwingen fortzutragen schien, die Klingen stießen tief in seinen Körper. Bohrten, zerrissen und durchtrennten, bis endlich der Schmerz und das Licht um ihn schwand und alles schwarz und friedlich um ihn wurde.
***
Irgendetwas war nicht so, wie es sein sollte, war das erste, woran er dachte, als sein Bewusstsein wieder an die Oberfläche des Wachseins trieb. Harter Stein unter ihm und den schlimmsten Muskelkater, den man sich vorstellen konnte, waren das nächste, was er bemerkte.
Sein Körper war noch da und auch die Schmerzen. Das hieß er war noch am Leben. VERDAMMT.
"Hallo Severus. Schön dass du uns wieder beehrst."
Severus weigerte sich standhaft, die Augen zu öffnen. Was machte Malfoy immer noch hier? Hatte der Mann nicht einmal den Anstand, während seiner Bewusstlosigkeit zu verschwinden und vom Blitz getroffen zu werden?
"Komm schon, alter Freund. Ich weiß, dass du wach bist."
Snape öffnete die Augen und sah Malfoy einige Meter vor sich auf einem Holzstuhl sitzen, ihn interessiert und mit einem fiesen Lächeln musternd.
Obwohl sein Körper protestierende Wellen voll Schmerz aussandte, zwang sich Severus hoch in eine sitzende Position, sich wieder gegen die Wand lehnend, wie zuvor. Er hatte noch immer seinen Stolz und würde sich nicht vor Lucius am Boden befinden, wenn es keinen guten Grund wie den Cruciatusfluch oder den Tod gab.
"Du musst schon ein langweiliges Leben führen, Lucius, wenn es dich amüsiert mir beim Bewusstlos sein zuzuschauen." Severus' Hals brannte noch immer und es war schwer genug, mehr als krächzende Worte hervorzubringen, mit der Trockenheit in seiner Kehle.
Mit Widerwillen bemerkte er, dass seine Hosen feucht waren, aber er ignorierte es so gut wie möglich, gewillt, den Ausdruck von Abscheu und Scham, der in ihm hochschoss zu ignorieren. Der Crutiatus machte mit den Muskeln was er wollte und noch niemandem war es gelungen, die Kontrolle über diese Muskeln länger als über den zweiten Fluch in kurzer Zeit zu halten. Es war nur eine automatische körperliche Reaktion, sagte er sich. Nichts worüber er Kontrolle gehabt hätte oder was Malfoy nicht bewusst war. Wenn er es nur rational - und oft genug - begründete, musste er sich dafür nicht schämen.
Er hatte dazu früher weit mehr und bessere Anlässe gehabt, und das war vor einer Schar von Schülern gewesen. Lucius als einzelnes Publikum war nicht so schlimm. Es war nichts, was nicht abzusehen gewesen und nur ein weiterer Teil des Spieles war, ihn zu erniedrigen und zu foltern.
"Tsk, tsk Severus. Schau mal was für eine Sauerei du gemacht hast."
Snape zwang sich, sich nicht als Antwort abwendend zu bewegen und lehnte bloß den Kopf wieder gegen die Wand hinter ihm und schloss müde und schmerzgeplagt die Augen. "Zeig mich doch an, oder noch besser, töte mich."
Diesmal lachte Lucius laut. "Das hättest du wohl gerne, nicht?"
Severus brachte nur ein hmphendes Geräusch hervor und sah Lucius weiterhin nicht an.
"Du warst auch schon nah dran, alter Freund", fuhr Lucius unbeirrt fort. "Ich hätte den Fluch beim dritten Mal fast lang genug gehalten um dich verrückt werden zu lassen, oder sogar umzubringen, aber dann ist mir, Merlin sei Dank, früh genug aufgefallen, was du geplant hast. Nur das hat dir schlussendlich das Leben gerettet."
"Ich bin hingerissen vor Freude", antwortete Severus in trockenem Sarkasmus.
"Erinnerst du dich noch an früher, Severus? Wir waren einmal Freunde, du und ich, und ich habe dich immer hoch geschätzt. Selbst nach Voldemorts Fall, als Gerüchte aufkamen, dass du für die andere Seite spioniert hast, habe ich an dich geglaubt. Du warst zu schlau in meinen Augen um unseren Lord zu hintergehen. Ein wahrer Slytherin. Gerissen und stolz, egal, was dir immer angetan wurde, hast du eher zurückgeschlagen, als dich voll Selbstmitleid in ein Loch zurückzuziehen. Dafür hattest du meinen Respekt."
Schlussendlich öffnete Severus die Augen und sah zu dem nachdenklich dreinblickenden Zauberer auf dem Stuhl hin. "Und was hat diese Meinung geändert? Du schienst nicht sehr erfreut darüber, dass mich Voldemort aus Askaban geholt hat."
Malfoy verzog die eine Seite seines Mundes zu einem bösen Lächeln. "Ich war abgestoßen von dem, wozu du geworden bist. Ein verrückter Idiot, der vor hunderter Zeugen tötet. Ein Slytherin kennt die List, doch du hast dich verhalten wie ein impulsiver hirnverbrannter Gryffindor. Eine Schande für unser Haus."
Severus lachte leise ob dem Kommentar. "Kein Grund mich zu beleidigen, Lucius."
"Egal. Als dann der Brief kam, und sich herausstellte, dass du wieder für die andere Seite arbeitest, kam ein Teil meines Respekts für dich zurück, da du zumindest noch in der Lage schienst Schadenskontrolle zu verüben. Ich hatte immer meine Zweifel, ob du wirklich verrückt geworden bist und in der Zwischenzeit bin ich mir sicher, dass dies nur gespielt war. Zumindest der größte Teil. Was bedeutet, dass du nach dem Mord wieder in die alten, listigen Slytherin-Wege zurückgekehrt bist um dem Kuss zu entgehen, und dir später ein Standbein auf beiden Seiten zu verschaffen. Clever, Severus. Unwahrscheinlich leichtsinnig und gefährlich, aber doch sehr clever. Ich bin stolz auf dich. Leider wirst du verstehen, dass wir dich nicht leben lassen können."
Severus schloss die Augen wieder. Noch immer schmerzte sein ganzer Körper, vor allem seine Kehle, wenn er sprach, und er wollte vor allem Ruhe, wissend, dass er diese wohl nicht bekommen würde. "Was hindert dich denn daran, Lucius? Zwei kleine Worte, und du bist mich für immer los."
Severus hörte das Knarren des Stuhls, als Malfoy sich erhob und das Rascheln seiner Roben, als er näher kam. Severus öffnete wieder die Augen und sah zu seinem früheren Freund auf, der zwei Meter vor ihm stehen blieb. "Unterwirf dich, Severus. Sag mir, dass der dunkle Lord dein Meister ist. Benutze nur noch einmal deine slytherinsche Schläue und sag es einfach. Dann kriegst du einen schnellen Tod.
Irgendwie fand Snape die fast freundschaftlichen Worte Malfoys sehr lustig. Er war in seinem Leben immer benutzt worden und hatte niemals etwas gekonnt oder besessen, was nicht andere schon besseres konnten oder besaßen. Immer im Hintergrund, immer zweite Wahl. Nie Jemand, nie der Gewinner. Noch nie hatte er in den Spiegel sehen können und stolz sein auf etwas was er erreicht hatte. Etwas vollbracht zu haben, was sein Vater, Malfoy, Potter oder Black nicht besser konnten. Deshalb würde er sich diesmal nicht aufgeben. Er würde für einmal seine letzte Würde behalten. Diesmal würde er gewinnen.
"Ich glaube du hast doch Recht gehabt, Lucius. Da muss etwas von einem hirnverbrannten Gryffindor in mir sein."
Lucius' Gesicht wandelte sich von freundschaftlich in hasserfüllt in einer Millisekunde. "In Ordnung. Du hast es so gewollt. Aber glaube mir, du wirst deine Entscheidung noch bereuen."
Review
Zurück