Kapitel 14: Hogwarts
Dumbledore stand allein vor dem Eingang zu Hogwarts und wartete darauf, daß Ivan mit Draco und Severus auftauchte. Er war nicht sicher, was er mit Draco tun sollte. Dumbledores erste Reaktion war, ihn zu tadeln, aber die Worte die Draco vor ein paar Tagen zu ihm gesagt hatte verfolgten ihn. Und Draco war kein Kind mehr; er war 18, zumindest geistig, wenn auch nicht körperlich. Dumbledore würde ihn als Erwachsenen behandeln. Er war entschlossen, nicht denselben Fehler mit Draco zu machen, den er bei Severus gemacht hatte.
Aber wie würde er Draco davon überzeugen, daß das was er getan hatte, gefährlich war und er sich dabei hätte umbringen können? Wenigstens schien es alles zu funktionieren. Sollte er es einfach sein lassen? Er "Vergaß" doch auch die Missetaten von Harry. Und Harry hatte sich mehrere Male fast umbringen lassen, Dumbledore beschloß ehrlich zu sein und zuzugeben, daß er sich genauso viele Sorgen um Draco gemacht hatte wie um Severus.
Dumbledore sah wie ein großer dunkelgrüner Muggellaster auf ihn zukam und hob die Augenbrauen. Was machten Muggel auf dem Gebiet von Hogwarts?
Ein kleiner schwarzhaariger Junge mit silberner Brille fuhr das Ding, während ein älterer Junge mit langen, wirren blonden Haaren ihm die Richtung wies. Severus und Draco? Er hatte nicht gewusst, daß Severus eine Brille brauchte. Noch etwas, bei dem er Severus im Stich gelassen hatte; Schuldgefühle zerrten an ihm.
Als der Laster sich näherte, erkannte Dumbledore das Muster auf dem Laster: Drachen. Kleine und große waren überall darauf gezeichnet. Sie sahen sehr echt aus, aber viele von ihnen gab es nicht wirklich.
Der Laster hielt an, und beide Türen gingen auf. Ivan rutschte leise aus dem Laster. Er war zu klein gewesen als daß Dumbledore ihn vorher hätte sehen könnens. Severus stieg langsam aus und versteckte sich hinter der Tür, bis Draco ausgestiegen war. Er blieb hinter Draco, während dieser die Tür schloß, und zusammen näherten sie sich nervös Dumbledore.
"Hallo", sagte Draco. Er rieb sich die Hände. "Das ist mein kleiner Bruder Severus. Wir haben uns gefragt, ob wir eine Weile hierbleiben könnten. Sie haben erwähnt, daß wir das könnten."
"Natürlich", stimmte Dumbledore zu. Ihm war mitgeteilt worden, daß Draco angeblich einen Zeitumkehrer benutzt hatte, um nach Hogwarts zu gehen und trotzdem immer bei Severus zu sein. "Kommt mit in mein Büro, da können wir reden", sagte Dumbledore freundlich, in einem Versuch, Draco und Severus zu beruhigen,.
Draco grinste. "Er ist toll, Professor. Ich bin sicher, Sie werden ihn lieben." Er drehte sich leicht zur Seite und sah auf seinen Bruder hinunter. "Sevvie, hol deinen Rucksack", sagte er warm.
"Ich hole ihn", sagte Ivan, und ein Rucksack tauchte in seinen Händen auf. "Hier bitte, Jacenty", sagte Ivan als er hinter Draco ging und Severus half, ihn zu nehmen.
Dumbledore machte auf dem Absatz kehrt und ging in sein Büro, wobei er dem Gespräch hinter ihm lauschte.
"Ist er sauer?", fragte Severus leise Stimme vorsichtig.
Bevor Draco antworten konnte, erklang Dumbledores fröhliche Stimme. "Ich bin sehr froh, daß du Severus hergebracht hast. Ich habe mir Sorgen um euch beide gemacht." Er sah über seine Schulter zurück und fügte leise hinzu: "Ich hoffe es gefällt dir hier, Severus. Hogwarts ist ein schöner Ort."
"Siehst du", sagte Draco, "er ist nicht sauer. Er ist froh, daß wir da sind."
Als er hinter seinem Schreibtisch saß sah Dumbledore Draco und Severus an, die sich einen Stuhl teilten, und bemerkte ihre Kleidung. Draco trug schwere schwarze Jeans die schon ziemlich abgetragen waren und ein knallgelbes Hemd, während Severus rote Hosen, eine dunkelblaue Jacke und schwarze Sandalen trug. Auf alle war ein silbernes… ein silbernes Etwas gestickt.
"Schildkröten," grinste Draco. "Auf alle seinen Kleider sind Tiere gestickt. Meine Lieblingssachen sind natürlich die Kleider mit den Drachen und Schlangen."
"Was magst du am liebsten?", fragte Dumbledore Severus.
Severus lehnte sich zurück, versuchte sich zu verstecken und zuckte mit seinen dünnen Schultern.
"Dumbledore war im Haus Gryffindor", sagte Draco. "Harry Potters Haus."
Dumbledore warf einen Blick auf Draco. Er entdeckte kein bisschen Boshaftigkeit, Neid oder Wut als Draco Harrys Namen aussprach. Das war eine große Veränderung.
"Kann ich aus dem Quidditch Team?", fragte Draco plötzlich: "Wenn Sevvie hier ist will nicht die ganze Zeit üben. Und ich muß an meinen anderen Sportarten und Interessen arbeiten."
Interessiert lehnte sich Dumbledore zurück. "Welche andere Interessen?"
"Nun", sagte Draco mit einem begeistertem Lächeln, "Schwimmen, Klettern, wandern, fliegen, Holzarbeiten, so Zeug."
"Das klingt, als hätte es dir bei den Lestranges gefallen", sagte Dumbledore leise.
Draco nickte und fuhr sich mit einer Hand durch seine ziemlich ungekämmten Haare. "Hat es. Mom und Dad haben mich größtenteils in Ruhe gelassen. Ich und Sevvie waren die längste Zeit zusammen."
"Wart ihr beide nie getrennt?", fragte Dumbledore.
"Kaum", sagte Draco mit ernster Stimme. "Nie. Wenn der Unterricht anfängt, kann er mit mir hingehen? Er macht keine Schwierigkeiten oder so", versicherte Draco. Er legte eine Hand auf Severus' Bein.
"Natürlich", sagte Dumbledore mit einem kleinen Lächeln, aber sein Herz sank als er bemerkte, wie nahe sich Draco und Severus gekommen waren. Es gab keinen Platz für jemand anderen.
"Sie haben Platz für dich", sagte eine fauchende Stimme in seinem Ohr. Dumbledore wäre aufgesprungen, wenn er Ivans Stimme nicht erkannt hätte. Dumbledore hatte nicht bemerkt, daß der nicht zu sehen war. Weder Severus noch Draco hörten Ivan. Sie waren damit beschäftigt, Severus den Rucksack abzunehmen. "Du kannst Severus' Freund sein. Draco lässt dich. Oder sogar sein Vater, wenn du willst. Draco will, daß das Dimitrius wird, aber ich denke, er würde es auch dich machen lassen. Ja?"
Dumbledore nickte.
"Ich werde mit Draco reden", sagte Ivan, und dann tauchte er bei dem Stuhl auf, auf dem Severus und Draco saßen. Keiner von ihnen bemerkte es. Sie waren wahrscheinlich daran gewöhnt, daß Ivan auftauchte und verschwand.
"Das ist ein Album von Severus und mir", sagte Draco als er ein schwarzes Spiralbuch mit festem Deckel herauszog. "Ich dachte, Sie wollen es vielleicht ansehen. Gib es ihm, Sev."
Severus nahm das Buch und gab es schüchtern dem Direktor. Er wurde rot als Dumbledore ihn ansah. Er war sehr schüchtern! Dumbledore hatte Severus immer als etwas scheu gekannt, aber jetzt war er fürchterlich scheu.
Dumbledore lächelte freundlich als er das Buch öffnete und durchblätterte. Bei jedem Bild stellte er Fragen. Vielleicht war es eine gute Idee gewesen, daß Draco bei Severus gewesen war, überlegte er. Severus blickte zu Draco auf, und Draco genoß seine Rolle als "großer Bruder". Die Bilder ließen es wirklich aussehen, als wären Severus und Draco Brüder. Bald standen Draco und Severus neben ihm und Severus redete mit unglaublicher Geschwindigkeit. Wenn er sich erst einmal beruhigte, redete er viel.
"Und da hat Draco meine Haare blau gefärbt!" sagte Severus. Er klang ziemlich entrüstet. "Können Sie glauben, daß er mir das angetan hat? Seinem eigenen Bruder!"
"Es war ein Unfall", verteidigte sich Draco.
Severus schüttelte angewidert den Kopf.
"Spielen Sie ihm nie einen Streich, und es sollte Ihnen auch besser kein Unfall in seiner Nähe passieren", sagte Draco leichthin. "Und warnen sie die Weasleyzwillinge davor. Er nimmt daran großen Anstoß. Natürlich", murmelte Draco, wobei er Severus duster anblickte, "experimentiert Sevvie hier gerne mit mir an seinen neuesten Tränken."
Severus stemmte die Hände in die Hüften und sah sehr Ernst aus. "Ich muß wissen, ob die Tränke funktionieren!"
Draco fauchte ihn im Spiel an und schlug nach ihm. "Paß du bloß auf. Ich würde lieber nicht eine ganze Woche lang grün sein wenn ich in die schule muß."
Severus kicherte. "Das war ein Unfall."
"Und deine Haare blau zu färben war auch ein Unfall", sagte Draco.
Severus sah unruhig aus. "Ich weiß. Ich mag es nur nicht, wenn mich die Leute ansehen als wäre ich komisch."
Dumbledore bemerkte wie Dracos Gesicht weich wurde und er Severus leicht an sich zog. "Ich weiß. Du würdest es nicht einmal sagen, wenn du dir ein Bein gebrochen hast, wenn zu viele Leute in der Nähe sind, oder?"
Severus wurde rot, und da er nicht widersprach nahm Dumbledore es als eine Zustimmung. "Ich muß auf dich aufpassen", sagte Draco. "Und Professor Dumbledore," sagte er mit einem Blick in seine Richtung. "Geben Sie Severus keine Schokolade. Darauf ist er allergisch."
Severus sah geschlagen aus und ließ die Schultern hängen. "Mmm!", murmelte er.
"Er mag Schokolade auch sehr gerne", lächelte Draco.
Das waren noch zwei Dinge die Dumbledore nicht gewusst hatte, aber wenn man nach der Enttäuschung auf Severus' Gesicht schloß, fragte sich Dumbledore, ob Severus ihm überhaupt gesagt hätte, daß er allergisch auf Schokolade war, wenn er es gewusst hätte. Er bezweifelte es ernsthaft, und dadurch fühlte sich Dumbledore etwas besser.
Dumbledore wollte Ivan in die Enge treiben und mit ihm darüber reden, daß Severus wieder in einen Erwachsenen verwandelt werden musste. Sollten sie es schon tun, oder warten bis...
"Wenn Jacenty bereit ist", erklang Ivans zischende Stimme in seinem Ohr. "Ich werde ihn in einen Erwachsenen verwandeln, wenn er bereit dazu ist wieder einer zu werden. Noch nicht."
Dumbledore nickte leicht mit dem Kopf und fragte sich wie Ivan wissen würde, wann das war. Ivan schien Gedanken lesen zu können, also würde er es wahrscheinlich erkennen können.
"Hast du Bilder da, die du gezeichnet hast?", fragte Dumbledore. Er wusste, daß Severus zeichnete, aber er hatte die Zeichnungen nie mit Dumbledore geteilt.
Severus nickte, und ein Ordner tauchte auf dem Schreibtisch auf. "Das ist meine Froschforschungsarbeit. Ich habe sie erst letzte Woche zu ende gebracht, und ich habe sie illustriert."
Interessiert öffnete Dumbledore den Ordner. Der Titel lautete einfach ‚Frösche', und der Name des Autors war seltsamerweise Jacenty Raskov.
"Warum dieser Name?", fragte Dumbledore. Erinnerte sich Severus an seine Vergangenheit?
Severus zuckte die Schultern. "Ivan sagt, daß ich das schreiben sollte. Er sagte, es ist mein Name. Es sollte Severus Lestrange sein, aber Mom und Dad meinen, Jacenty Raskov zu benutzen ist auch gut, und jetzt bin ich froh, daß ich statt dessen Jacenty Raskov nehme, weil ich Mom und Dad verlassen musste", sagte er mit zitternder Stimme.
Draco legte ihm einen Arm um die Schultern. "Es ist in Ordnung, Sevvie."
Dumbledore war erfreut über den Namen, vor allem da sie Severus als Jacenty Raskov vorstellen konnten, statt als Severus, und niemand, einschließlich Severus selbst, würde mißtrauisch werden. Dumbledore machte sich Sorgen, weil Severus so aufgewühlt war. Die Lestranges zu verlassen war offensichtlich eine sehr schwere Entscheidung für ihn gewesen.
"Severus," sagte Dumbledore leise. "Ich bin sehr stolz darauf, daß du entschieden hast, die Lestranges zu verlassen. Du bist sehr mutig."
Severus senkte den Kopf und wurde knallrot. "Nein", murmelte. "Ich habe viel Angst."
"Aber trotzdem machst du das was richtig ist", erinnerte ihn Dumbledore
Severus sah verlegen drein, und Dumbledore beschloß, ihn zu verschonen, vielleicht konnten sie später mehr darüber reden, wenn Severus in seiner Nähe ruhiger war.
"Severus, ich denke es wäre eine gute Idee, in Hogwarts Jacenty zu sein statt Severus. Wir hatten einen Lehrer der Severus hieß. Er macht jetzt Urlaub, und es würde die Schüler verwirren. Also benutze solange du hier bist Jacenty oder Jacek, okay?"
"Okay," Severus zuckte die Schultern. "Darf ich in den Stunden in denen ich bei Draco bin, mitschreiben?"
Dumbledore sah ihn überrascht an. "Wenn du willst darfst du."
"Gut", sagte Severus erfreut, "Ich mache gerne Notizen. Nun, eigentlich zeichne ich meine Notizen. Ich erinnere mich besser daran, wenn ich ein Bild zeichne statt die Worte hinzuschreiben."
"Wird es dir im Unterricht nicht langweilig werden?", fragte Dumbledore.
"In einigen Stunden schon", sagte Draco. "Aber andere wird er lieben. Er wird einfach Bilder zeichnen, wenn ihn der Unterricht langweilt."
Dumbledore blätterte Severus' "Forschungsarbeit" auf und starrte auf die erste Seite. Der Text war Kursiv, sehr ordentlich für einen Zehnjährigen, und das Bild zeigte einen kleinen grünen Frosch, der auf einem großen grünen Blatt saß. Die Farben waren sehr lebhaft und glänzend. Dumbledore las den Absatz und war sehr überrascht über den Stil. Wenn er nicht gewußt hätte, daß es ein Zehnjähriger war, hätte Dumbledore angenommen, daß ein Teenager es geschrieben hatte.
"Hast du ihm geholfen?" fragte Dumbledore.
Draco grinste breit, schüttelte den Kopf und tätschelte stolz Severus' Kopf. "Nein, habe ich nicht. Severus hat es ganz alleine gemacht."
Dumbledore lächelte Severus zu und fing an, die Arbeit zu lesen. Sie handelte von den Fröschen im Allgemeinen. Sie konzentrierte sich nicht auf die Einzelheiten einer einzelnen Unterart, obwohl die letzte Seite eine Liste mit vielen Froscharten hatte. Unter jeder war ein Platz freigelassen, damit Severus sich notieren konnte, ob er darüber schon eine Arbeit geschrieben hatte. Er war gerade dabei, mit den Giftpfeilfröschen anzufangen. Dumbledore konnte es kaum erwarten die Illustrationen zu sehen, die zu der Arbeit gehörten; diese hier hatte einige hervorragende.
"Sehr gut, Severus", sagte Dumbledore wahrheitsgemäß. "Wie lange hast du gebraucht um das zu schreiben?"
"6 Monate", sagte Severus. "Ich brauche ungefähr 6 Monate für meine Arbeiten. Ich hatte eine über Drachen, bevor ich diese da gemacht habe. Die muß ich etwas umschreiben. Ich habe mehr Informationen über Drachen gefunden, die ich da hineinschreiben muß."
"Muggle- oder Zaubererdrachen?", fragte Dumbledore.
"Beides", sagte Severus mit sehr ernstem Gesicht. "Sie sind beide sehr interessant, und vielleicht sind die Muggeldrachen echt. Einige der Wesen, über die Muggel schreiben, werden von uns Zauberern und Hexen nicht beachtete, bis wir sie sehen. Wie Kappas und Hippogreifen. Muggel wussten Jahrhunderte vor uns von ihnen."
Er hatte einen Punkt. Es gab wahrscheinlich viele magische Wesen, die noch nicht entdeckt waren. Dumbledore sah keinem Grund, aus dem Muggel nicht ebenso magische Wesen sehen konnten, wie Zauberer und Hexen.
"Du beschäftigst dich gerne mit magischen Wesen?", fragte Dumbledore.
"Mit manchen", sagte Severus. Er schob seine Brille nach oben. "Ich lese gerne über alle magischen Wesen die es gibt, aber ich will mich nur mit manchen näher beschäftigen. Wie Drachen, Basilisken, Werwölfe und Trolls."
"Wissen Sie", fügte Draco hinzu, "die Guten", sagte er mit einem Grinsen, aber dieses Grinsen hatte nichts mehr von der Überlegenheit die es bisher immer gehabt hatte. Dieses Grinsen war spitzbübisch. "Sind Vincent und Gregory in der Nähe?", fragte Draco.
Dumbledore schüttelte den Kopf. "Nein, sie sind für die Ferien nach Hause gegangen. Eigentlich ist gar kein Slytherin mehr in Hogwarts. Professor Logan hat wieder als Hauslehrer von Slytherin übernommen, und er wird Zaubertränke unterrichten."
Draco lächelte als Severus die Ohren spitze. "Haben Sie hier ein Tränkelabor?", fragte er.
Dumbledore nickte mit glitzernden Augen. "Sogar ein schönes. Sehr ordentlich."
"Gut", sagte Severus mit erstem Gesicht. "Ich mag Ordnung."
"Allerdings", bestätigte Draco. "Sogar sein Sockenschub ist ordentlich."
"Wenn die Dinge sauber und ordentlich sind, findet man sie schnell", sagte Severus. Dieses Argument hatte er einmal benutzt, als er bei Dumbledore gesehen hatte, wie unordentlich dessen Schreibtischschubladen waren.
Dumbledore lächelte als er einen Teil von Severus' wahrer Persönlichkeit erkannte, die er als Erwachsener durchscheinen hatte lassen. Dumbledore würde sich daran erinnern müssen, wie sehr Severus Unordnung haste, und es respektieren. Er bezweifelte, daß Severus es gefallen würde, wenn man ihn damit aufziehen würde.
"Nun", beschloß Dumbledore, der wusste daß alle anderen Severus und Draco sehen wollten, "gehen wir in meinen Räumen zu Mittag essen. Es gibt ein paar Leute die du treffen solltest, Severus", sagte er vorsichtig. Er bemerkte, daß Severus etwas bleich wurde. "Und Draco möchten sie auch wieder sehen."
"Ist Harry Potter da?", fragte Draco neugierig.
"Ja, ist er, zusammen mit Ron, Hermine, Ginny, Fred, George, allen Weasleys, Minerva, Dimitrius, Sirius, Remus und Hagrid", endete Dumbledore.
Severus wurde noch bleicher.
"Keine Angst, Sevvie, ich beschütze dich. Und Harry Potter hat gegen einen Basilisken gekämpft, Remus Lupin ist ein Werwolf, Hagrid ist ein Halbriese und Charlie Weasley kümmert sich in Rumänien um Drachen!"
Offensichtlich war Severus' Neugierde größer als seine Angst vor einer so großen Gruppe. Und während er noch immer bleich war, protestierte er nicht dagegen, mit ihnen allen essen zu müssen.
"Ich gehe vor", sagte Dumbledore. Er musste alle warnen, daß sie Severus nicht überrumpeln sollten. "Und ihr zwei folgt mit in etwa zwei Minuten."
Dumbledore stand auf und ging durch die Türe, die in seine privaten Räume führte. Alle warteten ungeduldig. Als er alleine kam wurden ihre Gesichter niedergeschlagen.
"Wo ist Severus?", fragte Remus.
"Wo ist Snape?", fragte Harry gleichzeitig.
"Sie kommen", versicherte ihnen Dumbledore. "Sie haben sich beide verändert, vor allem Draco. Stört Severus nicht zu sehr. Er ist sehr schüchtern und die Lestranges zu verlassen war sehr schwer für ihn. Redet mit Draco so viel ihr wollt, aber redet nicht mit Severus, wenn er euch nicht anspricht."
"In Ordnung", stimmte Remus zu: "Sollten wir zu essen anfangen bevor sie herein kommen?"
"Setzen wir uns", schlug Dumbledore vor, und er setzte sich ans Kopfende des sehr großen Tisches, und erklärte, daß die beiden Stühle neben ihm leer bleiben sollten. Er wollte, daß Severus zwischen ihm und Draco saß, damit er ruhiger wurde.
Arthur Weasley saß neben dem Stuhl für Draco. Keiner der Schüler glaubte, daß Draco sich verändert hatte, und sie wollten nicht riskieren, sich neben ihn zu setzen. Dumbledore konnte es ihnen nicht verdenken, denn er hätte es selbst nicht geglaubt, wenn er es nicht gesehen hätte, aber hoffentlich stand ihnen eine angenehme Überraschung bevor.
Die Tür ging auf, und Draco kam herein und grinste alle an, während Severus sich hinter ihm versteckte. Ivan kam hinter Severus herein, und es sah fast natürlich aus, daß Severus hinter Draco war.
Severus sah den Platz neben Dumbledore und flog fast darauf zu. Dann machte er sich auf seinem Stuhl klein als würde er versuchen sich zu verstecken. Draco setzte sich neben ihn und Ivan zauberte sich einen Hocker herbei, damit er sich zwischen Arthur und Draco setzen konnte.
"Essen wir", sagte Dumbledore, der bemerkte, daß alle Draco anstarrten.
***
Harry starrte Draco an und konnte kaum glauben was er sah. Draco trug nicht nur seine Muggelkleidung richtig, seine Haare waren lang und recht wild. Harry hatte seine Haare noch nie anders als zurückgekämmt gesehen. Die Veränderung die dadurch in Dracos Gesicht vorgegangen war, war erstaunlich: Er sah nicht mehr arrogant aus, und ganz bestimmt nicht mehr wie eine Ratte.
Und Snape! Er trug eine Brille und knabberte an einer Essiggurke während er auf seinen Teller starrte und nur gelegentlich aus dem Augenwinkel über den Tisch sah, in der Hoffnung, daß ihn niemand anblickte. Er sah…niedlich aus. Harry hätte nie geglaubt, daß er so aussehen konnte, nicht einmal als Baby.
Harry warf einen Blick auf Dimitrius und fragte sich was er von Snape hielt. Und Harry hoffte wirklich, daß Dimitrius nicht log wenn er sagte, daß er Snape nicht mehr umbringen wollte. Ivan würde sich um ihn kümmern wenn er log. Laut Dimitrius konnte Ivan auf keine Weise mehr gebunden werden. Selbst Emerald stimmte da zu.
"Wo ist Emerald?", fragte Ivan als er Dimitrius ansah.
"Hier", sagte Emerald, die neben Dimitrius auftauchte.
Severus ließ seine Gurke fallen. "Noch ein Dunkler Elf!" rief er. Er klang, als würde er sich darüber freuen, bis ihm klar wurde, was er getan hatte, und er aus ihrer Sichtlinie rutschte. Harry musste sich eine Hand über vor den Mund halten um nicht zu lachen, ebenso wie einige der anderen, da er Snape nicht in Verlegenheit bringen wollte, auch wenn Snape als Lehrer nie Probleme damit gehabt hatte, andere in Verlegenheit zu bringen. Aber Snape war kein Lehrer. Im Augenblick war er erst 10. Selbst Sirius hatte zugestimmt, den 10jährigen Snape nett zu behandeln. Er war sogar sehr schnell dazu bereit gewesen.
"Wie geht es den Drachen in Rumänien?", fragt Draco Charlie während er Severus dabei half sich wieder ordentlich hinzusetzen. "Ich habe gehört, sie haben dich oft verbrannt, wie?"
Charlie rieb sich den Arm mit der glänzenden Verbrennung. "Ja. Ich habe auch eine neue auf dem Rücken. Manchmal ist der Job gefährlich, aber ich liebe ihn."
Mrs. Weasley schnalzte mit der Zunge. "Wenn mir klar gewesen wäre wie gefährlich es ist, hätte ich es dir nicht erlaubt. Du könntest dich umbringen lassen!"
Bill grinste seinen Bruder an und schüttelte leicht den Kopf, so daß sein Zahnohrring etwas wackelte. Harry lächelte. Mrs. Weasley hatte, seit sie angekommen war, mit ihm über das "Ding" in seinem Ohr und seine langen Haare geschimpft. Jetzt, nachdem Charlie ihnen eine ziemlich scheußliche Geschichte von einem wilden Drachen erzählt hatte, schimpfte sie mit ihm, er solle seinen Beruf aufgeben. Ron sagte, daß Mrs. Weasley Charlie immer wieder wegen seinem Beruf Vorträge hielt, es aber in ein paar Wochen wieder vergessen würde.
"Mom", sagte Charlie geduldig. "Ich brauche deine Erlaubnis nicht."
Snape lehnte sich an Draco und flüsterte ihm etwas zu.
"Mit Sicherheit", murmelte er zurück. "Wenn ich oder Sevvie mit unserer Mom so gesprochen hätten, hätte sie es uns gezeigt", sagte er mit einem Blick auf Mrs. Weasley. "Nun, tun Sie etwas mit Ihrem Sohn."
Harry starrte Draco an. Er konnte nicht erkennen ob er Witze machte, sarkastisch war oder was sonst. Mrs. Weasley warf einen Blick auf Charlie.
"Er ist etwas zu alt, als daß ich ihn bestrafen könnte", sagte sie, obwohl alle sehen konnten, daß sie es wollte.
Draco schüttelte den Kopf. "Mom sagte, daß ich und Sevvie nie zu alt sind ,als daß sie uns bestrafen könnte. Einmal hat sie mich geschlagen. Das war furchtbar."
Snape kicherte in seinen Teller und stopfte sich einen Knödel in den Mund, während Draco finster in die Luft blickte als er sich daran erinnerte. Harry wechselte einen seltsamen Blick mit Ron. Er konnte nicht glauben, daß es Draco war, der da saß, denn er hatte sich so drastisch verändert.
"Was hattest du getan?", fragte McGonagall.
"Nichts Schlimmes." Draco zuckte die Schultern. "Ich bin nur mit dem Laster beim zurücksetzen ins Haus und durch einen Teil von Sevvies Garten gefahren. Ich habe gerade erst fahren gelernt und das Ding stand auf dem Rückwärtsgang."
"Du hast einen Laster?", fragte Ginny
Draco nickte. "Sev und ich fahren damit zelten. Mom war das Haus egal, aber Sevs Garten nicht. Darüber war sie sehr sauer."
Harry bemerkte, daß Snape die Schultern hängen ließ. Er vermisste die Lestranges offensichtlich, obwohl sie böse waren. Nun, Snape hatte das erkannt und sie verlassen, obwohl es für ihn nicht leicht gewesen sein konnte. Für ihn hatten sie ihn erst vor 4 Jahren adoptiert, und jetzt verließ er sie. Die ersten Eltern, die er glaubte je gehabt zu haben. Die ersten Menschen die ihn liebten. Snape sah nicht so aus, aber er war aus hartem Holz geschnitzt. Trotzdem konnte Harry sich nicht helfen: er tat ihm leid. Wenigstens hatte er auch Draco. Und Dumbledore wollte ihn auch besser kennenlernen. Snape würde schon klar kommen.
Draco strich Snape über den Rücken während er anfing über den Laster zu reden und darüber, wie er ihn repariert hatte. Harry hörte ihm am Rande zu, aber er beobachtete größtenteils Snape. Und die Art wie Snape Draco immer wieder mit ehrfürchtigem Gesicht anblickte: Snape hielt Draco wirklich für seinen älteren Bruder, und wahrscheinlich auch für seinen besten Freund. Daß Draco "Sevvie" sagte und ihn so voller Zuneigung ansah zeigte, daß Draco Snape als seinen kleinen Bruder ansah. Harry fragte sich, wie sie arbeiten konnten, wenn Snape wieder erwachsen war.
Snape sagte das ganze Essen über nichts mehr, und sie wurden alle entlassen damit Snape sich am ersten Tag, an dem er nicht bei seinen Eltern war, mit Draco und Dumbledore allein entspannen konnte.
"Ich wünschte wir hätten länger da drinnen bleiben können", sagte Hermine, die Harry einen Blick zuwarf, als sie sich auf dem Sofa in Lupins Räumen fallen ließen.
"Nein," sagte Hagrid kopfschüttelnd. "Laßt sie 'ne Zeit allein."
"Severus war am Ende den Tränen nahe, Hermine", fügte Remus hinzu. "Vielleicht hätten wir nicht dabei sein sollten. Severus hätte Zeit gebraucht um sich einzugewöhnen ohne daß ihn jemand stört."
"Wann wird er wieder in einen Erwachsenen verwandelt?", fragte Ron.
"Wenn Ivan es sagt", sagte Dimitrius. Er sah Emerald an: "Emerald, kann ich mit Ivan reden?"
Emerald verschwand und tauchte dann wieder auf. "Noch nicht. Er bleibt eine Weile bei Jacenty. Heute nacht, wenn er schläft, können Sie."
Harry fragte sich worüber Dimitrius reden wollte, während sich das Gespräch den Weihnachtsplänen zuwandte. Alle Weasleys blieben die Ferien über (außer Percy), weil ihr Haus gestrichen wurde. Bill und Charlie wollten einen Urlaub, und so hatten sie beschlossen auch zu kommen. Sie wollten in diesem Jahr alle ein ganz besonderes Weihnachten haben (sie hatten etwas Angst, daß sie nie wieder eines haben würden). Harry war sehr aufgeregt. Es würde sein erstes echtes Weihnachtsfest werden. Die Weasleys waren das nächste das er zu einer Familie hatte (einer Familie die ihn wollte). Es würde wunderbar werden.
***
Molly warf einen Blick auf Harry und verbarg ihr Lächeln. Dumbledore hatte ihnen zum Glück erlaubt über Weihnachten in Hogwarts zu bleiben. Trelawney hatte ihr gegenüber in einem Brief erwähnt daß Harry noch nie ein echtes Weihnachten gehabt hatte, und daß es etwas war, das er sich sehr wünschte, und so hatten sich Molly und Arthur diesen Plan einfallen lassen. Sie ließen ihr Haus streichen, Bill und Charlie würden kurz Urlaub nehmen, und sie würden alle in Hogwarts bleiben. Eine gute Idee, da all ihre Kinder in Hogwarts nicht gehen wollten, wenn Draco und Snape in den Ferien zurückkamen. Percy würde für den Weihnachtsabend und den ersten Feiertag kommen. Die ganze Familie würde hier sein, und das war etwas, das Harry schon glücklich machte. Molly hoffte nur, daß es nicht das letzte Weihnachten war, das sie alle zusammen verbringen konnten, aber nach Voldemorts Aufstieg an die Macht war es möglich, daß einer von ihnen den kommenden Krieg gegen den Dunklen Lord nicht überleben würde. Sie runzelte bei diesem Gedanken die Stirn und hoffte, daß sie auch das nächste Weihnachten zusammen verbringen würden.
Das Gespräch wandte sich der großen Veränderung in Draco zu, und Snapes offensichtlicher Schüchternheit. Molly hoffte, während der Ferien mehr von den beiden zu sehen zu bekommen, denn sie wollte beide kennenlernen.
***
Dumbledore nickte Ivan zu, und die beiden tauchten leise in seinem Schlafzimmer auf, in dem jetzt Draco und Severus schliefen. Draco saß im Stuhl, der jetzt ein Schaukelstuhl war, und schaukelte während Severus weinte.
"Warum ist es so schwer das Richtige zu machen?", fragte Severus. Er wischte sich die Augen.
"Ich bin nicht ganz sicher, Sevvie", sagte Draco. Er zog ihn an sich und streichelte seinen Rücken.
"Ich mache ein Waisenhaus auf wenn ich groß bin", sagte Severus. "Damit alle Kinder kommen können und gewollt und geliebt werden und nicht fürchten müssen, daß sie gehen müssen, wenn ich böse werde, weil ich nie böse werde."
"Gute Idee", sagte Draco, der eine Decke in der Nähe nahm und um Severus' kleinen Körper legte.
Dumbledore runzelte die Stirn. Severus würde nie genug Geld haben um das zu tun. Und das Ministerium würde ihn nie eines aufmachen lassen, weil Fudge wusste, daß er ein Todesser war.
Dumbledore warf einen Blick auf Ivan hinunter. "Er wird eines aufmachen. Ich helfe." Dumbledore glaubte ihm.
Dumbledore hatte jetzt Zeit um seine Beziehung zu Severus in Ordnung zu bringen, und er würde die Gelegenheit ergreifen. Er musste es nur langsam angehen lassen.
Severus schlief ein, und Ivan ließ den Spruch fallen mit dem er sie vor Draco versteckte.
Mit einem leisen Lächeln legte Draco sein Kinn auf Severus' Kopf.
"Wie geht es ihm"?, fragte Dumbledore besorgt als er sich auf sein Bett setzte.
"Er hat ein paar Probleme. Nicht zu viele, aber ein paar, wie die meisten Leute", antwortete Draco. "Er kann es nicht aushalten, wenn er alleine gelassen wird, er bekommt leicht Angst, er mag es überhaupt nicht, wenn man ihn aufzieht, er mag Aufmerksamkeit nicht und er schläft noch immer bei mir. Seine Probleme sind in den letzten paar Monaten schlimmer geworden, und ich denke das war, weil Severus bemerkt hat, daß die Lestranges keine netten Leute waren und er sie verlassen musste. Ich beneide ihn nicht um das was er jetzt durchmachen muß. Sie waren die ersten Leute von denen er je geglaubt hat, daß sie ihn lieben."
Dumbledore beneidete ihn auch nicht. Aber wenigstens hatten sie es getan.
"Er könnte zu viel Angst haben um Ihnen jetzt nahe zu kommen", warnte Draco. "Aber geben Sie nicht auf. Lassen Sie ihm einfach die Zeit, die er braucht."
"Werde ich", versprach Dumbledore. Er bekam eine zweite Chance, und er wollte sie nicht ruinieren. Er gab anderen immer zweite Chancen, und es fühlte sich gut an, die gleiche Gelegenheit zu haben.
Dumbledore stand auf und nahm vorsichtig Severus' Brille von seinem Gesicht um sie Ivan zu geben. Eine Weile lang sah er nur zu wie Severus schlief.
"Können Sie tanzen?", fragte Draco plötzlich.
"Ja", gab Dumbledore zu. "Als ich in der Schule war wurde es unterrichtet."
"Severus liebt es zu tanzen", sagte Draco. "Bringen Sie ihm morgen ein paar Tanzschritte bei. Es wird ihm wirklich gefallen. Zu Hause konnte niemand tanzen, also wird es ihn nicht an die Lestranges erinnern."
Dumbledore wurde klar, daß Draco Severus wirklich als seinen kleinen Bruder ansah. In diesen drei Jahren hatte Draco tatsächlich vergessen, daß Severus eigentlich sein Professor war, nicht sein jüngerer Bruder. Aber das war in Ordnung, denn Severus brauchte gerade einen großen Bruder. Die Zeit, um Dracos Gefühle zu ordnen, würde später kommen.
"Müssen wir meinen Eltern sagen, daß ich wieder da bin"?, fragte Draco, und etwas Sorge zeigte sich auf seinem Gesicht.
"Ja", sagte Dumbledore. "Das überlasse ich dir, Draco. Ich bin nicht ganz glücklich darüber was du getan hast, aber ich bin froh, daß du es getan hast. Ich denke nicht, daß Severus nach Hogwarts hätte kommen können, zurück zu mir, wenn du ihm nicht geholfen hättest."
"Hätte er schon", sagte Draco. Er grinste über das Lob.
"Vielleicht. Aber er wäre viel älter gewesen, wenn er diese Entscheidung getroffen hätte", sagte Dumbledore mit einem Blick auf seinen schlafenden Freund. "Danke."
Draco wurde zum ersten mal seit sie angekommen waren ziemlich rot. "Danke", murmelte er. "Es war schön. Es war wunderbar da zu leben und niemandem gefallen zu müssen, als mir selbst… und Severus," fügte er hinzu. Er streichelte wieder Severus' Rücken. "Ich werde Severus mit seinem Waisenhausplan helfen. Wir können die Pläne für die Gebäude zeichnen, möbel machen und solche Sachen." Plötzlich seufzte Draco. "Ich schätze, Sie sagen besser meinen Eltern Bescheid", murmelte er.
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