Kapitel 7
Im düsteren Licht des Morgens wehte der Nebel ohne Unterbrechung über die Dächer von Hogwarts, um daran zu knabbern. Sein Körper war so voll und dicht wie Rauch, und mehr als ein Schüler merkte, daß er ungewöhnlich schwer war für Anfang November. Es war schwer, einen Besen zu steuern wenn man von so dichtem Nebel umgeben war.
Es war überhaupt schwer, zu sehen.
* * * *
Severus Snape wachte mit dem unruhigen Gefühl auf, daß ihn etwas beobachtete.
Er drehte sich auf den Rücken und sah das triumphierende Gesicht von Narcissa Malfoy das über ihm aufragte. Sie war schon in ihren tiefblauen Umhang gekleidet, und ihr blondes Haar glänzte silbern im nebligen Licht des Morgens. Sie hatte sich einen Stuhl neben das Bett gezogen um ihn zu beobachten.
„Guten Morgen, Severus“, sagte sie leise und mit einem eisigen Lächeln auf ihrem Gesicht.
Er blinzelte und zog sich beim Klang ihrer spöttischen Stimme aus seinem halb bewusstlosen Zustand. Seine dunklen Augen wurden groß als ihm auf einmal klar wurde was passiert war.
„Weißt du, du siehst fast gut aus wenn du schläfst“, sagte Narcissa neckend. „Du siehst nicht annähernd so beängstigend oder hart aus wenn du die Augen zu hast.“
Severus schoß aus dem Bett und packte die kleinere Hexe mit einer flüssigen Bewegung an den Schultern, um sie gegen die Wand zu drücken.
„Du bist üblicherweise auch angezogen“, fuhr Narcissa trocken fort. Sie ließ sich von seiner plötzlichen Gewalt nicht im geringsten einschüchtern.
Severus was geistesgegenwärtig genug um beschämt auszusehen und fing schnell an, sich diverse Kleidungsstücke überzuwerfen, die wild im Zimmer verstreut gelegen hatten. „Narcissa“, fing er unsicher an, wobei er langsam die Arme vor der Brust verschränkte.
Ihre Lippen verzogen sich und ihre Augen blieben belustigt. „Ist es jetzt soweit daß du sagst, daß letzte Nacht ein Fehler war?“
„Es war ein Fehler und eine Enttäuschung.“ Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch. Narcissa streckte langsam die Hand aus und berührte seine Schulter, die im Licht geisterhaft weiß glänzte. Er zuckte vor ihrer Berührung zurück, und die Bewegung ließ ihm einige dunkle Haarsträhnen in die Augen fallen.
Narcissa grinste und lehnte sich von ihm weg. „Das war eine besonders unschmeichelhafte Art, zu betrachten was passiert ist. Ich hatte gehofft es wäre nicht so schlimm.“ Sie streckte sich ausgiebig. „Vielleicht bin ich einfach nicht die Richtige für dich. Ich dachte du wolltest dich von deinem Gejammer ausruhen.“
„Ich wollte..“, sagte er leise, und seine Stimme schweifte zu einem müden Flüstern ab. „Ich wollte etwas fühlen.“
Narcissa beugte sich vor, wobei ein raubtierhaftes Glänzen in ihre Augen trat. „Ich nehme an, daß ich Günstigerweise ins Kreuzfeuer dieses neuen... Verlangens geraten bin?“
Er sah sie mit leerem Blick an. „Es war nicht genug. Ich fühle mich wie vorher.“
Narcissa zuckte ganz undamenhaft mit den Schultern. „Ich entschuldige mich für meine Mängel. Mir hat es ganz sicher Spaß gemacht.“
Severus sagte nichts, sondern sah sie nur an als hätte er entdeckt, daß die Kronjuwelen immer nur aus Plastik waren. Als er sprach war sein Tonfall hart und kalt. „Es ist spät, Mrs Malfoy. Ich muß zum Frühstück in die Große Halle. Bevor Sie gehen will ich nur eines wissen.“
Sie lächelte beruhigend.
„Was wollen Sie von mir?“
Sie hob eine Augenbraue über seine Direktheit, und schien mit sich selbst zu kämpfen. Schließlich nahm sie ein zerknittertes Stück Papier aus ihrem Umhang und gab es ihm. „Auf diesem Pergament steht das Passwort“, sagte sie so ruhig als hätte sie die ganze Zeit auf seine Frage gewartet. „Das Treffen ist heute Abend um 11 Uhr. Du brauchst es um in die Hauptkammer zu gelangen.“ Sie riß ihre Augen von seinen Händen los und starrte ihm direkt ins Gesicht. „Du kannst vor die Tore des Herrenhauses apparieren. Die Hauselfen bringen dich von da aus hin.“
Er gab keine Antwort, sondern starrte nur das Pergament an als würde es eine Antwort beinhalten.
Narcissa stellte sich auf die Zehenspitzen und fing an, ihm einen ungeschickten Kuß zu geben. Er zuckte vor ihr zurück und starrte sie giftig an. Narcissa hielt nachdenklich inne, dann wandte sie sich ab. „Ich muß gehen. Draco wird sich fragen wo ich bin. Er trifft sich mit mir in einem der Durchgänge, um mich wieder aus Hogwarts hinauszuschmuggeln.“
Sie machte vier kurze Schritte nach vorne und blieb stehen. Sie drehte sich nicht um, aber Severus konnte ihren Atem hören. „Ich hoffe du kommst.“
Sie ging mit leisen Schritten, und das einzige Zeichen davon, daß sie existiert hatte war der leise Duft von Parfüm der jetzt in den Ecken des Zimmers hing und schnell im gedämpften Sonnenleicht verblasste.
* * * *
„Ah Severus. Da bist du ja. Ich habe schon gedacht du kommst nicht zum Frühstück”, tadelte Dumbledore freundlich. „Wie war deine Nacht?“
Der Meister der Zaubertränke schien etwas zusammenzuzucken, und Dumbledore wunderte sich kurz über den gehetzten Ausdruck, der kurz über die Ränder von Severus’ Augen huschte.
„Meine Nacht war dunkel, mit wenig Sternen“, bemerkte Severus giftig, während er wild mit seinem Buttermesser auf sein Mohnmuffin einstach. „und Ihre?“
„Gut, vielen Dank“, antwortete Dumbledore fröhlich. Er betrachtete das knurrige, düstere Benehmen seines Freundes mit Sorge und fragte: „Du warst noch nie ein Frühaufsteher, oder?“
Severus warf ihm einen leicht unbestimmt drohenden Blick zu und fing an, das unglückliche Muffin mit den Zähnen zu zerreißen.
„Hallo Sev!“, kam eine fröhliche Stimme von rechts. „Hattest du schon Gelegenheit, den Diaphanetrank auszuprobieren den ich gemacht habe?“
„Nein.“
Muddlestops Gesicht zerfiel sichtbar. „Wirklich? Das ist zu schade. Ich war neugierig darauf ob es funktionieren würde.”
Snape betupfte seine Lippen nachdenklich mit der Serviette und sah ihr nicht in die Augen. „Es gab einen Unfall. Ich brauche noch einmal etwas.“
Muddlestop runzelte verständnislos die Stirn und sagte: „Sagen Sie das nur weil Sie es versucht haben und das Ergebnis nicht mochten? Denn wissen Sie, egal was für ein fürchterliches unmenschliches Wesen Sie sind, wir mögen Sie immer noch.“
Snape verdrehte über ihren Versuch, Mitleid zu zeigen, die Augen. „Ich weiß Ihre Loyalitätsbekundungen zu schätzen, aber der Trank wurde verschüttet und hat auf dem Fußboden meiner Privaträume geendet. Jetzt kann er wenig Wirkung aufweisen, abgesehen davon, daß er meinen Teppich gelb färbt.“
„Sie haben ihn umgekippt?“, heulte Knataloni erschrocken. „All die harte Arbeit... auf dem Boden?“
„Ja.“
„Sie haben ihn UMGEKIPPT?“
„Ich dachte das hätten wir schon geklärt“, fauchte Snape hart, während er schnell anfing, die Geduld zu verlieren.
„Wie um alles in der Welt haben SIE ihn umgekippt?“, legte Muddlestop los. „Sie sind so verdammt elegant, wirbeln herum wie eine Art schwarzer Panther! Wie konnten SIE so unvorsichtig und ungeschickt sein? Wissen Sie wie schwer der Trank zu machen ist? Es bringt mich UM wenn ich das furchtbare Zeug nochmal brauen muß!“
„Gute Frau, fangen Sie nicht einmal AN, mir solche Hoffnungen zu machen...“, fing Snape zu knurren an, während er den Tisch so fest packte, daß seine Knöchel weiß wurden.
Dumbledore fühlte auf einmal den Drang, abzulenken und räusperte sich laut. Beide Köpfe wandten sich ihm schnell nacheinander zu.
„Darf ich einen Kompromiß vorschlagen?“
„Hat er was mit kastrieren zu tun?“, erkundigte sich Muddlestop mit einem finsteren Blick auf ihren Tränkeassistenten.
„Wie wäre es mit einem der Unverzeihlichen?“, murmelte Snape in ähnlich düsterem Tonfall.
Dumbledore warf ihm einen scharfen Blick zu. „Vielleicht erinnerst du dich daran, daß ich es nicht mag, wenn man in meiner Gegenwart darüber Witze macht.“
Severus senkte gehorsam den Kopf, aber der brodelnde Ärger legte sich nicht.
„Nun denn, was den Trank betrifft: Haben Sie die genauen Anweisungen für seine Herstellung, Knataloni?“
„Ja“, antwortete sie beleidigt. „Ich habe alles aufgeschrieben.“
„Dann wäre Severus selbst vielleicht der beste Kandidat um den Trank wieder zu brauen, da er ihn auch verschüttet hat“, schlug Dumbledore vor. „Wäre dir das recht?“, fragte er Severus.
„Ist gut“, knurrte er.
„Ich gebe Ihnen das Rezept morgen im Unterricht“, sagte Muddlestop, deren vorher fröhliches Verhalten wieder auftauchte.
Dumbledore lächelte fröhlich. „Nun da das geklärt ist glaube ich, daß ich einen Blaubeerstrudel habe, der das Innere meines Magens sehen möchte. Guten Tag, Professoren.“ Der alte Mann warf Severus einen letzten, warnenden Blick zu, und schwebte davon.
Muddlestop sagte Snape herzlich auf Wiedersehen und flatterte auf Professor Sprout zu. Mit einem leisen Pfeifen platzten Hunderte von Eulen in die Große Halle und ließen Päckchen und Briefe aus ihren Krallen fallen. Schüler plapperten eifrig über den Unterricht, ihr Liebesleben, ihre Hoffnungen und Ängste. Der Nebel hatte sich endlich verzogen, und diejenigen die Quidditch spielten, freuten sich auf die bevorstehenden Wettkämpfe. Der Tag hatte gerade begonnen, und endlose Möglichkeiten drehten sich wie betrunkene Vögel.
Severus Snape saß wie eine vergessene Silhouette am Lehrertisch, mit schräg gelegtem Kopf, während seine Hände geistesabwesend ein Brötchen zerfetzten und seine leeren Augen sich den Tod wünschten.
* * * *
Lucius stand nachdenklich am Bücherregal als seine Frau neben ihm apparierte. „Lange Nacht, Geliebte?“
Sie zog sich die Kapuze vom Haar ohne etwas zu sagen.
„Ich habe dich vermisst als ich weg war.“
Narcissa lächelte leise. „Ich auch.“
Er nahm ein in Leder gebundenes Buch heraus und blätterte es beiläufig durch. “So. Wir haben beschlossen, daß wir uns gegenseitig wirklich vermisst haben. Wo genau hast du deine Nacht verbracht, Liebste?“
„Severus Snapes Privaträumen”, antwortete sie ohne zu zögern, während ihr Lächeln breiter wurde.
Lucius machte ein anerkennendes Geräusch. „Wirklich? Ist das ein Anzeichen für die Erneuerung der Zuneigungen aus der Schulzeit die so lange totgeglaubt wurden?“
Sie schlug im Spiel nach ihm. „Lucius! Du weißt ebenso gut wie ich, daß ich verrückt nach dir bin. Außerdem,“ hier streckte sich ihr perfekter Mund noch weiter über ihr Gesicht, „war mein Treffen mit ihm rein geschäftlich, für den Dunklen Lord.“
„Wirklich.“ Er streckte eine bleiche Hand aus und fing an ihren Hals zu streicheln. “Wie liefen denn die Geschäfte?
Sie rümpfte beleidigt die Nase. „Er will etwas Außergewöhnliches fühlen. Ich glaube nicht, daß ich diesen Wunsch erfüllt habe.“
Lucius hob eine Augenbraue und sein Mund wurde eng. „Du hast also mit ihm geschlafen.“
„Natürlich. Obwohl sehr wenig schlafen beteiligt war“, antwortete Narcissa mit neckendem Tonfall in der Stimme.
Ihr Ehemann zog sich zurück und nahm ein anderes Buch vom Regal.
Narcissa atmete lange und ungeduldig aus und warf ihre Arme um ihn. „Lucius, schau mich nicht so an. Du weißt, daß wir zugestimmt haben zu tun was auch notwendig ist.“
“Ich weiß”, murmelte er steif. „das heißt nicht, daß es mir gefallen muß.“
Sie küsste ihn auf die Augenbrauen und die Wange bevor sie ihren Kopf an den seinen lehnte. „Liebling, wenn ich es ändern könnte würde ich es tun. Aber es war nötig.“
“Du hast ihn mal geliebt.“
Sie schnaubte indigniert. „Ihn geliebt? Es war die Anwandlung eines Schulmädchens. Der Tag an dem du ihn im Duell geschlagen hast war der Tag, an dem diese dumme Anwandlung starb.“
”Sei dem wie es will, du warst einmal zu ihm hingezogen.”
“Lucius, schau mich an.“
Er hob den Kopf und starrte ihr mit seinem durchdringenden silbernen Blick direkt ins Gesicht. Sie legte ihre Hände auf seine Backenknochen und drückte ihre Nase an die seine. „Ich sehe dich. Ich fühle dich. Ich liebe dich. Es stimmt, daß ich einmal zu Severus hingezogen war, aber das ist Vergangenheit.“
“ich weiß nicht warum”, sagte er beleidigt. „Es ist nicht als wäre er im entferntesten gutaussehend.“
Sie lachte und strich ihm übers Haar. „Du und dein Ego. Es stimmt, du siehst sicher besser aus. Aber bei Severus gibt es eine gewisse Intensität...“ Sie brach ab und zuckte unruhig die Schultern. „Er hat immer noch diesen durchdringenden Blick. Aber er ist kein Ersatz für dich. Du bist überhaupt besser im Bett.”
Lucius erlaubte schließlich einem kleinen Lächeln an seinen Lippen zu ziehen. „Das ist ganz bestimmt beruhigend.
Narcissa drückte sich wieder gegen sein Gesicht. „Ich dachte, der direkte Vergleich gefällt dir vielleicht.”
„Was machen Severus’ Fortschritte?“. fragte Lucius auf einmal.
Narcissa atmete leise und sagte: “Er scheint leer. Er will etwas fühlen.“
Lucius lächelte, und seine silbernen Augen wurden hart wie Granit. „Dann wird der Dunkle Lord dafür sorgen, daß dieses Verlangen erfüllt wird.“
“Ich habe Severus die Einladung gegeben. Ich bin sicher, daß er heute Abend auf die Party kommt...“, murmelte Narcissa. „Wird der Dunkle Lord kommen?“
Lucius küsste ihr die Hand. „Nicht heute Abend, meine Liebe. Aber wenn er kommt...“
Narcissa lächelte, wobei ihre Zähne wie ein Messer blitzten. „...werden sich selbst die Sterne verstecken.“
* * * *
“Wohin willst du denn?”
Severus Snape wirbelte mit einem Fluch herum, um einen selbstzufriedenen Sirius Black zu sehen, der im Türrahmen lehnte. „Zivilisierte Leute klopfen im allgemeinen an. Hast du in Azkaban deine Manieren vergessen?“
Der Ausdruck in Sirius’ Augen verdunkelte sich, aber der Mann reagierte nicht. „Du hast deinen besten Mantel an. Das heißt du gehst irgendwohin. Wohin gehst du so geheimnisvoll?”
„Ich gehe nach Hogsmeade”, antwortete Snape kurz, während er seinen Zauberstab in eine Falte seines Mantels steckte.
Sirius bemerkte die Bewegung und sagte: „Das ist der zweite Zauberstab in drei Wochen, oder?“
„Der dritte wenn man den mitzählt, den Voldemort zerbrochen hat, bevor ich vor 8 Monaten gestorben bin“, antwortete der Meister der Zaubertränke ruhig. „Guten Abend, Black.“
Er wandte sich zum Gehen, aber Sirius wich nicht aus der Tür. „Du gehst nirgends ohne meinen Schutz hin. So sehr ich es hasse, es zuzugeben, ich werde dich nicht wieder Leuten wie Lucius Malfoy überlassen.“
“Ich fürchte du wirst gezwungen sein das zu tun, da ich dich nicht hinter mir herlaufen lasse wie einen flohverseuchten Hund.“
Sirius verdrehte die Augen und verwandelte sich sofort in seine Animagusform um ihm zu zeigen wie das funktionierte.
Severus sah das Tier spöttisch an. „Sehr komisch. Gute Nacht.“
Der schwarze Hund wurde wieder Sirius. „Was willst du überhaupt so spät abends in Hogsmeade? Man sollte glauben nach dem Zwischenfall vom Freitag wärst du etwas nervös wenn du raus solltest.“
„Mir egal“, bemerkte Severus grob. „Ich brauche Zutaten für einen neuen Trank den ich braue.“
„Du gehst nirgends alleine hin!“, wiederholte Sirius etwas nachdrücklicher. „Wie oft muß ich dir das noch sagen?“
Severus seufzte müde und deutete mit dem Finger auf seinen alten Widersacher. „Ich bin etwa 10 Sekunden davon entfernt dich ziemlich schmerzhaft zu verfluchen. Bitte geh weg.“
Black stellte seinen großen Körper gerade hin und starrte unversöhnlich zurück. „Ich glaube nicht, daß du das tun würdest. Dumbledore hätte einen Anfall.“
„Dumbledore weiß wo ich hingehe“, antwortete Severus leise. „Und deine Zeit läuft davon. Geh entweder zurück, oder ich erinnere dich daran warum genau ich jedes Jahr bessere Noten in Verteidigung gegen die dunklen Künste hatte.“
„Ich wette die hattest du weil du die dunklen Künste ausgeführt hast.“ Sirius verdrehte die Augen.
Severus’ Mund wurde zu einer dünnen Linie, und seine Augen waren kalt und leer. „Zurück.“
Sirius sagte nichts, sondern sah den anderen Mann nur aufsässig an.
Snape sah ihn einige Augenblicke lang still an, bevor er mit der Hand schnell durch die Luft schoß. "Petrificus Totalus."
Direkt bevor der Spruch zu wirken anfing, erstarrte Sirius’ gutaussehendes Gesicht in der plötzlichen Erkenntnis von Wut und schockiertem Verrat.
Snape ließ die Tür zu seinen Räumen offen. Vielleicht würde Argus Filch den erstarrten Mann finden und Dumbledore rufen. Vielleicht würde Black die ganze Nacht im Türrahmen stehen. Snape war es eigentlich egal. Er hielt das Passwort auf dem Pergament fest das ihm Narcissa Malfox gegeben hatte, ging aus dem Schloss und in die Nacht des Verbotenen Waldes.
* * * *
Er apparierte vor den Toren von Malfoy Manor. Das riesige Gebäude lag in leichtem Nebel, und seine vielen Wasserspeier schienen ihn neugierig anzublicken.
Severus Snape war schon öfter hier gewesen.
Er erinnerte sich immer noch an das erste Mal als er hergekommen war. Er war 15 gewesen, arrogant, ambitioniert und durch und durch gelangweilt von dem was er von der Welt wusste. Nach seiner ersten Bekanntschaft mit dem Cruciatusfluch tat ihm noch alles weg, und er suchte Antworten und neue Gefühle.
Letzteres hatte er gefunden indem er Voldemort seine Seele verkaufte. Was man auch über die fehlende Moral des Schlangendämons sagen konnte, der Dunkle Lord wusste wirklich wie man einen wirbelnden Kessel voller Gefühle und Erfahrungen schuf.
Und nun war er zurück gekommen.
Wenn jemand Severus gefragt hätte was er da machte, hätte er nicht antworten können. Er hatte keine guten Gefühle Lord Voldemort gegenüber in seinem Herzen, aber auch keinen Haß.
Er bezweifelte, daß er in der Lage war etwas zu fühlen.
Er fragte sich was für ein Wesen er war, welches Wesen die Art von Eis haben konnte die nun durch seine Adern floß.
Severus packte den eisernen Türklopfer und ließ ihn gegen die riesigen Eingangstüren des Herrenhauses schlagen. Kaum 3 Sekunden waren vergangen bevor die Tür auf ging und verängstigte Hauselfen zu ihm aufblickten.
"Passwort?"
Ohne auf das Papier zu blicken das ihm Narcissa gegeben hatte, sagte Snape deutlich: “Rückkehr.”
“K-kommen Sie herein, S-sir“, nickte einer von ihnen nervös. Seine Augen traten vor Angst weit hervor. „Folgen Bitty, bitte.“
Severus wurde durch viele verschachtelte Korridore geführt, die abgesehen von einigen brennenden Fackeln unbeleuchtet waren. Das Haus war unnatürlich kalt, und der scharfe Geruch von Blut und Schweiß fing schon an, sich in seinen Mantel zu hängen. Schließlich blieb der Hauself vor einer großen, abwärts führenden Treppe stehen, und sein winziger Körper zitterte bei dem Geräusch der Schreie die von unten herauf hallten. „H-hier bitte. Weiter traut Bitty sich nicht.“
Snape nickte angespannt und rauschte die Treppen hinunter. Hier unten war es noch kälter als oben, und er schauderte stumm und zog seinen Mantel enger um sich. Er konnte hören wie Wasser von der Decke tropfte, und seine Sinne fingen Fetzen von Echos und Geflüster auf. Ein langgezogener Todesschrei erklang einige Räume entfernt, und er wusste, daß er näher kam.
Seltsamerweise hatte er kein bisschen Angst.
Er fand einen Lichtstrahl, der die Dunkelheit durchdrang, und instinktiv streckte er die Hand aus und drückte. Es war wirklich eine Tür, und der Lichtstrahl wurde zu einer größeren Flut als er in das Zimmer trat, das von einem prasselnden Feuer mit grünen Flammenzungen erhellt war.
Es waren wenigstens ein Dutzend Menschen im Zimmer, die alle auf einen schnell größer werdenden Blutfleck auf dem Boden starrten. Ein vierzigjähriger Mann lag tot auf dem Boden. Sein Gesicht war in reinem Entsetzen erstarrt. Snape riß seinen Blick von der Leiche los und sah sich die versammelten Leute an. Da stand die erhabene Lucretia Parkinson, die beiden dämlichen Crabbes, die Goyles... seine Augen fielen auf Narcissa Malfoy, die mit den Fingern fest die Ränder ihres Stuhles gepackt hielt und mit ziemlich krankem Gesichtsausdruck die blutige Leiche betrachtete. Lucius stand mit einer beruhigenden Hand auf ihrer Schulter neben ihr.
"Severus Snape," brummte er ohne die Augen vom Boden zu heben. “Ich fürchte du kommst etwas zu spät für die Unterhaltung dieses Abends.“
Auf einmal wandte sich die ganze Menge um und sah den Meister der Zaubertränke an, und sie wurden so still wie Eisstatuen. Das grüne Licht aus der Feuerstelle betonte das weiß in ihren Augen und das nervöseLlecken ihrer Zungen, als sie ihn neugierig und fast hungrig betrachteten.
„Lucius“, nickte Snape während er einen Schritt nach vorne machte und sich zu ganzer Größe aufrichtete. Es war wirklich leicht, in alte Gewohnheiten zu verfallen. Es war wie Muggelfahrradfahren, oder hexen, oder einen Mann zu töten. „Ich nehme an, daß die Einladung, die deine Frau ausgesprochen, hat noch gilt?“
Lucius sah ihn aufmerksam an und schien ihn abzuschätzen. „Natürlich. Unter einer Bedingung natürlich. Bist du bereit, wieder dem Dunklen Lord zu dienen?”
Wenn du bereit bist...
Wenn du vorbereitet bist...
Satzfetzen mit Dumbledores Stimme zischten durch seinen Kopf wie der Cruciatusfluch. Die weisen blauen Augen flackerten in seinem Blick und beobachteten ihn mit ihrem strengen aber warmen Ausdruck. Die Stimme hatte von Hoffnung gesprochen, von der Wiedergutmachung vergangener Sünden, von dem Makel der in die Haut von Severus’ linkem Arm gebrannt war. Dumbledore hatte ihm gesagt, daß es in der Zukunft Hoffnung auf so viele Dinge gab.
Severus fragte sich warum er sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, dem alten Idioten zuzuhören.
„Natürlich diene ich Voldemort wieder. Er wollte mich offenbar dringend genug, um mich von den Toten aufzuwecken. Wie könnte ich einem so bezaubernden Angebot widerstehen?“, antwortete Severus giftig, während er die Hände vor der Brust verschränkte.
Lucius hob eine Augenbraue. „Das ist ein ziemlich arroganter Blick auf die Lage. Der Dunkle Lord wollte dich durch deine Wiedererweckung bestrafen und dich nicht dafür belohnen, daß du spioniert hast.“
„Nun, was seine geheimnisvollen Gründe auch waren, ich bin trotzdem hier um mich zu melden. Vielleicht findet er mich nützlich für Dinge die ein normaler Todesser nicht erledigen kann“, brummte Severus.
„Normale Todesser?“, sagte Lucius, dessen Stimme unruhig und verärgert anstieg. „Oh, richtig. Deine Wiedererweckung wurde vergeigt, und jetzt bist du irgendein Ungeheuer. Ich habe mich nie richtig dafür entschuldigt, oder?“
„Lucius...“ Narcissa legte ihm eine Hand auf die Schulter und warf ihrem Ehemann einen warnenden Blick zu. „Behandle unseren Gast nicht so.“
„Ist schon gut, Narcissa. Ich bin an Lucius’ Behandlung gewöhnt“, sagte Snape trocken. „Er ist nur etwas besorgt, daß Voldemort sich mehr um meine nicht gerade einladende Zukunft Sorgen macht als um die seine.“
„Ihr beide benehmt euch wie Schuljungen!“, tadelte Narcissa. „Es gibt keinen Grund, alte Rivalitäten wieder auszugraben. Nicht heute Nacht.“
Lucius ignorierte sie prompt. “Du, Severus Snape, bist kaum eine Anmerkung auf den Plänen des Dunklen Lords, also nimm nicht an, daß du deine Umstände als Orden tragen kannst.“
„In Ordnung, ich vergesse alles über meine gefährliche und möglicherweise kostspielige Wiedererweckung die monatelang geplant werden musste und deren Durchführung eine große Menge von Voldemorts magischen Reserven aufgebraucht hat“, sagte Severus kühl. „Sieh’s ein, Lucius, du hast nur Angst, daß ich deinen Platz in Voldemorts Gunst einnehme.“
„Ich bin nicht derjenige der sich um seine Gunst Sorgen machen sollte. Du hast nicht sonderlich gut aufgepasst, Snape“, fauchte Lucius. „Ein Doppelagent? Das ist nicht die Art von Sache die unser Lord gerne sieht. Was willst du mir diesem düsteren Stück Geschichte anfangen?“
„Ich werde es mit meiner scheinbar endlosen Liste persönlicher Fehler begraben, zwischen denen dir zu trauen und mit deiner Frau zu schlafen“, sagte Snape in desinteressiertem, monotonen Tonfall.
Jetzt machte Narcissa ein leises, jammerndes Geräusch, und ihre bisher gefasste Haltung brach. Ihr bleiches Gesicht wurde undamenhaft rot, und der kranke Ausdruck der bisher auf ihrem Gesicht gewesen war verstärkte sich. Offenbar störte es sie mehr wenn man ihre sexuelle Geschichte aufbrachte, als zu sehen wie ein Muggel gefoltert und getötet wurde. Lucius packte mit einem leisen Fluch seinen Zauberstab, und Snape sah uninteressiert zu als der blonde Mann ihn direkt auf ihn richtete.
“Das war ziemlich tief, Severus. Ich hätte gedacht, daß dir eine bessere Beleidigung einfällt.“
“Nun, die Beleidigung scheint gut genug gewesen zu sein um dich zu ärgern.” Severus betrachtete den Zauberstab. „Bringst du mich jetzt um oder willst du nur dastehen und meinen Stil im schlaue Antworten geben kommentieren?“
Lucius stand stocksteif da und ignorierte Narcissas leise Bitten und das verängstigte Gemurmel ihrer anderen Gäste. Einige Augenblicke vergingen während sich die beiden Zauberer anstarrten und sich jeder weigerte, zurückzuweichen.
Lucius leckte sich endlich die Lippen. Seine Augen verengten sich, aber er senkte den Zauberstab nicht. „Du scheinst den Sinn für Verachtung wiedergefunden zu haben, den du verlegt hattest und an den ich mich aus unserer Schulzeit so gut erinnere.“
“Verachtung?“
„Mmm… ja,” Lucius drehte plötzlich seinHhandgelenk und steckte den Zauberstab wieder in die Tasche. “Es war einmal diese Verachtung, die dich gegen die idiotischen Rumtreiber angetrieben hat, aber jetzt hat sie ein neues Ziel gefunden.“
Snape hob eine Augenbraue, sagte aber nichts.
Lucius streckte sich, und die Spannung im Raum fing an nachzulassen, „Ich will nicht tun als würde ich wissen was der Dunkle Lord sich davon erhofft, einen zweideutigen selbstmordgefährdeten Exspion auf seiner Seite zu haben. Aber es ist nicht meine Pflicht, seine Befehle in Frage zu stellen.“ Hier schweiften seine Augen über die gemischten Todesser um ihn herum, „Und das gilt auch für alle anderen hier.“
Narcissas Lippen pressten sich in misstrauischer Verärgerung zusammen, und sie machte sich nicht die Mühe, ihre Wut über Snape zu verbergen, aber sie nickte Lucius unwillig zu.
Lucius klatschte in die Hände, und auf einmal griff ein boshaftes Grinsen sein hübsches Gesicht an. „Nun da das geklärt ist, habe ich dir einen Vorschlag zu machen, Severus.“
Der Meister der Zaubertränke verschränkte die Arme. Sein Interesse war geweckt. „Ja, Lucius?“
Das Grinsen auf Lucius’ Gesicht wurden breiter, und im grünen Licht des Feuers sah er aus wie ein gefallener Engel. „Du. Ich. Muggellondon und Spaß haben. Genau wie immer.“
Severus sagte einen Augenblick lang nichts und betrachtete Lucius nur nachdenklich. Lucius’ plötzliche Stimmungsschwankungen waren nichts neues, aber diese offene Freundlichkeit war unerwartet. Er brauchte nicht lange um die Gelegenheit zu sehen die sich bot - Lucius bot im ein Muster an, einen Graben, in den er wieder fallen konnte, und dafür überflutete ein plötzlicher Schwall unwahrscheinlicher Dankbarkeit seine Sinne.
“Natürlich Lucius. Nach Muggellondon.“
Lucius’ Grinsen wurde breiter, und einen kurzen Augenblick schien sein bleiches, spitzes Gesicht einen gespannten Totenkopf darzustellen. Aber diese flackernde Einsicht war schnell verschwunden, als Lucius einen schweren schwarzen Mantel und zwei Todessermasken vom Regal nahm.
„Genau wie immer“, wiederholte Severus, und zog sich die Maske über das Gesicht. Mit einem Schaudern und Zittern apparierte er. Lucius folgte ihm schnell und mit einem Protest über den Eifer seines Begleiters.
Narcissa starrte auf den Platz an dem die beiden Männer gestanden hatten, zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht und wandte sich wieder ihren Gästen zu. Mit einer großen Armbewegung sagte sie: „Gehen wir wieder ins Zeichenzimmer. Ich bin sicher, daß die Hauselfen sehr wohl in der Lage sein werden, die Sauerei wegzuräumen, die mein Ehemann gemacht hat.“
Ihre Partygäste warfen einige Blicke auf die langsam abkühlende Leiche, aber sie ließen es dabei bewenden.
Schließlich warteten viel wichtigere Dinge auf sie.
* * * *
Muggellondon war voller Neonlichter und Taxis, und Hunderte von Menschen strömten durch die geschäftigen Straßen, obwohl es fast Mitternacht war. Die Luft war voller sanfter Schneetränen, dem Geruch von Zuckerbrezeln und unterlegt mit dem Dampf der U-Bahn, der den kühlen Wind würzte. Obwohl die Straßen belebt waren, schienen die dunklen Gassen abgelegen vom hektischen Treiben der Innenstadt. Es gab viele Schatten, in denen man warten konnte, und in diesen Schatten konnten viele Dinge lauern, an die die junge Joan Showman nicht glaubte.
Sie hätte wohl die U-Bahn nehmen können, aber sie hatte den Schnee immer geliebt. Sie wollte nicht gerade in einer engen Schlage anstehen und 30 Minuten später nach Schweiß und Dampf riechend wieder heraus kommen. Folglich hatte sie ihre Sicherheit in die eigenen Hände genommen und sich glücklich in die kalte Nachtluft gestürzt und sich gelegentlich die Schneeflocken vom Gesicht geleckt.
Sie war nur 10 Minuten von ihrer Wohnung entfernt, als zwei Männer in dicken schwarzen Mänteln vor ihr aus dem nichts zu erscheinen schienen. Überrascht machte sie einen Schritt zurück.“ Tut mir leid! Ich habe Sie nicht gesehen!“
Die Männer drehten ich zu ihr um, und sie legte verwirrt den Kopf schräg. „Es ist fast Weihnachten, nicht Allerheiligen! Was sollen die komischen Masken?“
Sie hatte es als beiläufige Bemerkung gedacht, denn sie war um die Männer herum gegangen und hatte ihre Schritte beschleunigt. Das Paar schien unpassend, und ganz zu schweigen davon beängstigend. Plötzlich schoß ein Handschuh hervor und packte ihr Handgelenk.
Joan kreischte und versuchte ihre Hand wegzuziehen. „Nimm deine verdammten Hände von mir...!“, kreischte sie in der Hoffnung, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Der Mann lehnte sich nahe zu ihr und deutete mit einem hölzernen Gegenstand auf sie. „Imperio.“
Plötzlich wurde es neblig in ihrem Kopf, und Joan wusste nichts mehr, obwohl sie fühlte wie sich ihr Mund öffnete und sagte: „Tut mir leid! Ihr habt mir Angst gemacht!“ Sie beugte sich mechanisch hinüber und umarmte den Größeren. „Ihr beiden Spitzbuben!“
Bei diesem scheinbaren Erkennen verloren die, die stehen geblieben waren, um herauszufinden warum sie schrie, das Interesse und gingen weiter.
Ein kleiner Teil von Joan war verängstigt, verwirrt und unsicher. Warum konnte sie nicht reagieren? Ihr Körper war nicht mehr unter ihrer Kontrolle. Wohin brachten sie sie?
Der größere Mann nickte dem etwas kleineren zu und sagte in einer Stimme, die zu gleichen teilen aus Gift und Samt bestand: „Keine Sorge. Du wirst nicht die einzige sein. Wir haben mit deinem Haufen kaum angefangen.“
* * * *
Es war wirklich erstaunlich für Severus Snape, wie leicht es war den Impulsen einfach nachzugeben, die er so lange unterdrückt hatte. Als Spion für Dumbledore zu arbeiten hatte immer völlige Zurückhaltung von irgendwelchen Anwandlungen erfordert. Jede Bemerkung, die er Voldemort und anderen gegenüber machte, hatte er weit im voraus in seinem Kopf geformt um das doppelte Wissen zu schützend, das er hatte.
Nun war er frei, und es war schön und wild.
Joan Showman war die erste vieler Muggel gewesen, die Lucius und er erschreckt hatten, nichts zu drastisches natürlich - sie spielten etwas mit Flüchen, ließen einige Muggelläden explodieren, verängstigten die Männer und Frauen, die sie entführt hatten mit gut gewählten Worten und sorgten für einige unerklärbare Zwischenfälle, um das Zaubereiministerium zu ärgern... alles in allem war die Arbeit heute Abend verglichen mit den Verbrechen, die Severus in der Vergangenheit begangen hatte, klein gewesen.
Lucius schien zu wissen, daß er seinen alten Freund langsam wieder ans dunkle heranführen musste, erstaunlicherweise hielt Lucius den dunkleren Mann immer zurück und ließ ihn nichts zu drastisches unternehmen, wenn eines von Severus’ Opfern anfing, Zeichen dauerhaften Schadens zu zeigen.
Lucius sah wie ein Mann (Thomas Martin, 47 Jahre alt, Anwalt) sich an die Brust fasste und vor Angst ohnmächtig wurde nachdem Severus das Abbild eines feuerspeienden Dämons aus dem Nichts beschworen hatte, und beschloß daß es an der Zeit war, dazwischenzugehen. „Dem reicht es. Du treibst ihn in einen Herzanfall wenn du nicht aufpasst.“
“Wir haben früher nicht aufgehört.“
„Haben wir nicht“, stimmte Lucius zu. „Aber es wird spät, und ich bin sicher, daß du müde bist. Außerdem - hast du nicht in ein paar Stunden Unterricht?“
Severus stöhnte und verdrehte die Augen. „Du hast natürlich recht.“ Auf einmal legte er den Kopf schräg, und seine schwarzen Augen glänzten seltsam. „Wie weit waren wir als wir das letzte Mal nachgezählt haben?“
Lucius fing an die Opfer an seinen Fingern abzuzählen. “Sehen wir mal. Das war die Frau namens Joan. Wir haben das Muggelfeuerwehrhaus angezündet. Wir hatten den Buchhalter und seine Frau. Dann den Studenten und natürlich unseren Freund Thomas hier.“
„5 Menschen“, murmelte Severus leise. „Das ist eine anständige Zahl.“
„Es ist wunderbar für deine erste Nnacht, die du wieder bei uns bist“, stimmte Lucius zu. „Nächstes Mal haben wir vielleicht etwas mehr Spaß.“ Er grinste und streckte seinen Rücken in einer katzenhaften Bewegung. „Ich werde dich nicht aufhalten.”
Severus nickte, und ein entfernt zufriedener Ausdruck trat in seine Augen. „ich gehe wieder nach Hogwarts. Ich muß weit laufen wenn ich im Verbotenen Wald bin.“
Lucius verbeugte sich wie ein Gentleman. „Ich werde dir bald eine Nachricht schicken, mein Freund. Adieu.“
Snape gab die Geste spöttisch zurück und apparierte.
* * * *
Als er Hogwarts wieder betrat wurde er sofort von einer wütenden Minerva McGonagall abgefangen. Ihre Augen waren groß und starrten ihn hinter ihrer Brille an, und einige Strähnen eisengrauer Haare fielen aus ihrem sonst perfekten Knoten. „Snape! Da sind Sie ja! Was ist denn LOS mit Ihnen? Sie haben viel für das Sie sich verantworten müssen!“
„Oh wirklich? Die Nachrichten verbreiten sich schnell, sehe ich“, murmelte Snape, wobei er die Frau abschätzig ansah.
Sie sträubte sich. „Ich verstehe es einfach nicht. Nach allem was er für sie getan hat... Wir werden AUF DER STELLE in sein Büro gehen.“
Snape brauchte nicht zu fragen wer „er“ war, aber er ließ sich in Albus Dumbledores Büro schieben. Ein aufgelöster Remus Lupin stand eng hinter dem Direktor, ebenso wie ein frisch entfrorener Sirius Black.
„Ah, du bist wieder da, Severus“, sagte Dumbledore leise, wobei er seine blauen Augen auf den Meister der Zaubertränke richtete. Snape zuckte zusammen und sah auf seine Füße. Sirius machte ein unbestimmtes knurrendes Geräusch und selbst Lupin sah etwas aufgeregt aus.
Severus verschränkte die Arme vor der Brust und erwartete die Anklagen. Er war Voldemort wieder beigetreten; er hatte in London Panik verursacht; er war nicht menschlich... das waren alles völlig sinnvolle Dinge, die sie ihm vorwerfen konnten.
Dumbledore saß müde an seinem Tisch. Seine Augen waren resigniert und enttäuscht. „Bitte, Severus, erkläre deine Handlungen an diesem Abend.“
Snape zeigte sein bestes, boshaftestes Grinsen. „Welche soll ich denn erklären, Direktor?“
Dumbledores Augen wurden etwas größer, aber der äußerliche Ausdruck blieb ruhig. „Die, auf die ich mich bezogen habe, wäre die Verwendung des ‚Petrificus totalus’ gegen Sirius Black.“
Snapes Kinn fiel herunter, aber er überdeckte seine Endtäuschung darüber, daß seine anderen Verfehlungen unbemerkt geblieben waren schnell. „Sir, Black war nur sein übliches idiotisches Selbst, ich habe zugegebenermaßen schlecht auf die Situation reagiert.“
„Schlecht ist richtig, Severus“, ermahnte ihn der Direktor wütend. „Ich hatte gehofft, ihr beiden würdet eure Differenzen beiseite lassen.“
„Albus, vielleicht hatte Severus nur eine Art Panikanfall“, schlug Remus vor, wobei er den enttäuschten Ausdruck auf Sirius’ Gesicht ignorierte. „Er war in letzter Zeit etwas unruhig.“
Der Direktor wandte seinen Blick wieder Severus zu. „Stimmt das?“
Severus Snapes tote Augen verengten sich, und er verzog das Gesicht. „Vielleicht“, antwortet er in einem hohlem Tonfall, der ganz anders war als der glatte, den er vorher genutzt hatte. „Warum nicht? Es ist eine recht gute Entschuldigung.“
Sirius knurrte wieder und schlug mit der Faust auf Dumbledores Tisch. „Ich wollte dem nichtsnutzigen Idioten helfen und er hat mich angegriffen!“
„Nun, es ist nicht als hätte ich dich nicht gewarnt.“ Die giftige Seide war wieder in Snapes Stimme zurückgekehrt, ebenso wie ein deutlich drohender Stahl.
„Severus, es reicht jetzt“, tadelte Dumbledore. Er holte tief Luft. „Sirius, Minerva, Remus. Geht bitte. Ich würde gerne alleine mit Severus sprechen.”
Das Trio verließ beleidigt das Zimmer, wobei Sirius Snape einen letzten finsteren Blick zuwarf.
Dumbledore faltete die Hände und sah Snape mit vorsichtig leerem Gesicht an. „Willst du einen Keks, Severus?“
Snape schüttelte den kopf und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
Dumbledore nahm einen Keks und fing an ihn zu essen, wobei Zuckerkristalle sich in seinem Bart fingen. „Du warst heute lange weg. Wir haben uns Sorgen gemacht.“
Severus sagte nichts.
„Was hat Sirius getan, daß dich so geärgert hat, daß du ihn absichtlich verflucht hast?“
Snape zuckte desinteressiert die Schultern. „Er hat existiert.“
Er hatte erwartet, daß seine Haltung den Direktor ärgern würde, aber mit jedem Wort schien Albus trauriger und resignierter zu werden. „Ich könnte dir einen Vortrag halten, Severus, aber das werde ich nicht.
„Das sollten Sie“, murmelte Snape.
“Vielleicht“, seufzte Dumbledore, und auf einmal sah er sehr, sehr alt aus.
Die nächsten Augenblicke verbrachten sie in unruhiger Stille, während Severus den Teppich bewunderte und Dumbledore in die Ferne zu starren schien.
„Ich denke es ist an der Zeit für ein neues Haustier“, verkündete der Direktor auf einmal.
Severus war etwas verwirrt. „Wirklich?“
„Ja“, antwortete Dumbledore. „Es wird Zeit dafür.“
Schnee fiel leise an die Fensterscheiben.
„Obwohl Fawkes durch den Todesfluch gestorben ist habe auch gehofft, daß er wieder aus der metaphorischen Asche aufsteigen würde“, fuhr Dumbledore fort. „Wie du weißt können Phönixe wiedergeboren werden.“
Snape nickte stumm.
Mit einem weiteren Seufzer sagte Dumbledore mit leiser, gebrochener Stimme: „Aber ich denke nicht, daß er zu mir zurückkehrt. Ich hatte Hoffnungen... aber ich glaube, er ist für immer gegangen.“
Severus Snape fühlte, wie das Blut in seinen Adern kalt wurde. Das plötzliche verzweifelte, lähmende Verlangen sich dem älteren Mann vor die Füße zu werfen, zu betteln, zu weinen, etwas zu TUN, überkam ihn.“ Albus“, begann Snape mit ängstlicher Stimme.
Der harte Blick, den der Direktor ihm zuwarf, hielt die Worte auf bevor sie aus seinem Mund kamen. Dumbledore bemerkte: „Ich kann nicht mehr auf ihn warten. Das ist alles, Severus.“
Mit einem Atemzug, der fast wie eins Schluchzen klang stand Snape von seinem Stuhl auf und verließ das Büro.
Einige Stunden waren vergangen, aber die Sonne ging nicht auf. Ihr goldener Schein lag unter Lagen aus Eis und Nebel begraben.
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