Irritiert blinzelte Harry mehrmals. Wo war die Wärme und das Gelächter..? Ach ja. Der Wald. Das Schwarze Mal. Die Auroren. Verdammt. Er setzte sich auf und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht ab. Dann zog er die Bettvorhänge auf.
Im Schlafsaal war es kühl. Alle anderen Bettvorhänge waren noch zugezogen, offensichtlich war der Ball vorbei. Überall hingen Kleidungsstücke, von ihren Trägern achtlos fallengelassen. Ein leises Schnarchen drang aus dem Bett, in dem Neville schlief. Seine bloßen Füßen erreichten den Boden und dankbar stellte er sich auf den weichen, dicken Teppich. Durch die großen Fenster fiel das erste Morgenlicht, noch sehr fahl und schwach. Die Uhr über dem Kamin verriet ihm, dass es erst vier Uhr war. Keine besonders schöne Stunde um aufzustehen.
Trotzdem durchwühlte er seinen Schrank, schlüpfte in seine Schuluniform und warf sich seinen warmen Winterumhang über. Möglichst lautlos ging er in den Waschraum, wusch sich eiskalt und begann im Schlafsaal seine Schuhe zu suchen. Er fand sie, schlüpfte hinein und schlich dann aus dem Schlafsaal.
Ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen lief er durch den - entsprechend der Uhrzeit leeren - Gemeinschaftsraum, stieg aus dem Portraitloch und stand auf dem leeren Gang. Nur um überhaupt irgendetwas zu tun wandte er sich nach links und ging in Richtung der Großen Halle.
Seine Schritte hallten leise durch die komplett leere Schule. Keiner war unterwegs und ausnahmsweise war es Harry komplett egal, ob Flich ihn erwischen würde, oder nicht. Er kam sich wie ein Schlafwandler vor, als er die Treppen hinunterlief und in dem weit geöffneten Portal zu Halle stehen blieb.
Die Hauselfen hatten einen Großteil der Überreste des Balles schon beseitigt. Trotzdem hing die gesamte Dekoration noch und in der Luft schwebten die Gerüche des vergangen Abends. Es roch nach Glühwein, Süßigkeiten, Schnee und nach Gelächter, Tanz, Musik und Spaß. Die gesamten Gerüche, die Harry unter dem Oberbegriff „Fest“ gesammelt hätte, schwebten durch die Luft.
Die verzauberte Decke zeigte einen klaren Himmel, an dem das erste Morgenlicht zu sehen war, genauso wie dort noch die Sterne der letzten Nacht glitzerten.
Eine seltsame Müdigkeit befiel Harry und er löste sich vom Portal, an dem er bis jetzt gelehnt hatte, und betrat die Halle. Seine Schritte hallten auf dem Steinboden, und die Halle erschien ihm so ungewohnt groß und leer. Kein Geräusch war zu hören, kein Bewegung, welche die Stille hätte brechen können. Und auf einmal war es wieder da, dieses seltsame Gefühl vom vorherigen Abend. Dieses Gefühl, dass irgendetwas in die falsche Richtung lief, und zwar ganz entschieden in die falsche Richtung. Aber er wusste weder was, noch wie er es ändern könnte.
In Gedanken versunken setzte er sich an den Gryffindortisch, um nachzudenken. Als er bemerkte, dass seine Füße ihn aus Gewohnheit an seinen Stammplatz getragen hatten, musste er trotz aller dunklen Gedanken lächeln. Beide Ellbogen auf den Tisch gestützt, legte er den Kopf auf die Hände und dachte über die vergangenen Tage nach. Alles zusammengezählt war einiges passiert, aber nichts, was nicht wieder repariert werden könnte. Oder? Ron, Hermine und Lumos würden sie aus dem Ministerium holen. Ihnen würde nichts passieren. Vielleicht könnten sie sogar heute schon nach London gehen? Kein Weltuntergang. Und Voldemort? Irgendetwas würde ihnen schon einfallen. Irgendetwas war ihnen doch immer eingefallen. Na also.
Lächelnd dachte er gerade daran, dass er, würde er heute nach London fahren, eine Doppelstunde Zaubertränke verpassen würde, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung im Hauptportal bemerkte. Schnell sah er auf, gerade noch rechtzeitig, um die Zipfel von zwei verschienden Roben zu bemerken, die verschwanden. Oder hatte er sich das nur eingebildet?
Er schüttelte den Kopf, setzte dann seine Brille ab und rieb seinen Nasenrücken. Vielleicht hatte er einfach zu wenig geschlafen. Ganz sicher hatte er das. Jetzt spürte er auch, dass die Müdigkeit wieder zurückkehrte. Schnell stand er auf und entschloss sich, wieder zurück ins Bett zu gehen. Dann würde er noch gut zwei Stunden schlafen können. Und danach sähe die Welt bestimmt schon viel, viel schöner aus.
Leise verließ er die Große Halle, lief die Treppen hinauf, schlüpfte durch das Portraitloch und dann in den Schlafsaal. Seine Kleidungsstücke ließ er einfach fallen, er würde sie nachher ja sowieso wieder anziehen. Dann kletterte er in sein Bett, zog die Vorhänge zu und ging noch einmal die Lösungen für seine Probleme durch. Hermine, Ron und Lumos aus dem Ministerium holen - das würde schon klappen. Bestimmt. Dumbledore würde doch nicht seine Schüler in den Klauen der Auroren lassen. Und Voldemort? Gähnend drehte er sich um und zog die Decke höher. Es würde ihm bestimmt irgendetwas einfallen. Oder Dumbledore. Oder Snape. Oder, wenn denen nichts einfiel - Hermine hatte immer eine Lösung. Alles würde gut werden.
Dann schlief er ein.
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Author’s Notes: Ich habe euch lange warten lassen.. ich weiß. Alle Pfeile auf mich. Das hier ist nur ein kleines Überleitungskapitelchen, nicht mehr. Und es gibt ja noch eins. Danke für eure Treue..
Allen meinen Lesern ein - etwas verspätetes - gutes, neues Jahr!