Lumos

 

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Kapitel 23: Das schwarze Mal v Jenseits des Gewissens



Während Harry seinen Freunden weiter in den Verbotenen Wald folgte, und seine Schmerzen immer schlimmer wurden, suchte er fieberhaft nach einer Fluchtmöglichkeit. Vor ihm liefen Lumos und Hermine - beide außerordentlich magisch begabt und mit wesentlich mehr Wissen als Harry es hatte. Und hinter ihm Ron, eigentlich sein bester Freund. Aber momentan stellte er einfach das geringere Risiko dar.

Möglichst unbemerkt suchte Harry die Taschen seines Schulumhanges nach seinem Zauberstab durch. Erleichtert fand er ihn in der üblichen Tasche, und bemühte sich, ihn zu zücken. "Lass es." Lumos kalte Stimme durchschnitt die klare Nachtluft. Hermine war stehen geblieben, zur Seite getreten und so hatte Lumos einen perfekten Ausblick auf den zauberstabsuchenden Harry. Mit Unbehagen bemerkte Harry, dass jetzt drei Zauberstäbe auf ihn gerichtet waren, und er fand es mehr als bedenklich, dass zwei davon seinen besten Freunden gehörten. "Na, mutlos, Harry Potter?" Lumos Gesicht war zu einer spöttischen Grimasse verzogen, und ein grausames Lächeln lag auf seinen Lippen. Hermine grinste breit, und Ron starrte Harry mit einer lodernden Wut im Blick an. Und auf einmal fiel es Harry wie Schuppen von den Augen.

'Der Imperiusfluch bringt eine oder mehrer Personen vollkommen in die Gewalt des den Fluch aussprechenden Zauberers. Sie können manipuliert werden. Ein Widerstand gegen den Imperius ist beinah ausgeschlossen. Der Imperiusfluch steht auf der Liste der Unverzeihlichen Flüche und wird gerne benutzt, um unbeteiligte Dritte als Handlanger einsetzen zu können..'

Wie ein Tonband spulte sich in seinem Geist die Stimme von Mad Eye Moody ab, der ihnen im vierten Schuljahr über die 'Unverzeihlichen' berichtet hatte. Unwillkürlich musste er daran denken, dass das normalerweise Hermines Part war. Dieselbe Hermine, die jetzt mit ihrem Zauberstab auf ihn deutet. Sie mussten unter einem Imperiusfluch stehen. Voldemort. Oh Gott.

Auf einmal kreischte Hermine auf. "Da, eine Schlange. Schlangen, überall Schlangen." Gleichzeitig brandete im Hintergrund ein seltsamer Lärm auf. Es klang, als würde eine Menschenmasse durch den Wald laufen. Man hörte entfernt Rufe, grelle grüne Blitze waren zu sehen.

Während Harry sich nicht entscheiden konnte, was er tun sollte, begann Lumos die Schlangen verschwinden zu lassen. "Schlange. Das..", zischte er, beendete seinen Satz aber nicht. Während Lumos damit beschäftigt war, die Schlangen verschwinden zu lassen, musste Ron Hermine beruhigen, die eine unwillkürliche Abneigung gegen Schlangen entwickelt hatte. Eine besonders große Kobra, die auf Harry zukroch, zischelte ihm freundlich zu. "Geh weg. Geh zu dem Mädchen", antwortete Harry auf Parsel. Die Schlange hielt an, und wechselte gehorsam die Richtung. "Sorry Hermine." Dann drehte er sich um und rannte.

"Halt, stehen bleiben. Impe-", hörte Harry Lumos hinter sich rufen. Seine Stimme wurde aber abgeschnitten. "Petrificus totalus." Eine dunkle Stimme mischte sich unter Hermines Geschrei. Harry verspürte den spontanen Drang danach, stehen zu bleiben und sich umzudrehen. Dann verstummten Hermines Schreie hinter ihm, Rons beruhigendes Gerede ebenfalls und nur noch Lumos' aufgeregte Rufe waren zu hören. "Halt - MORSMORDRE"

Immer schneller rannte Harry durch den dunklen Wald, vorbei an Bäumen, durch Unterholz, immer in der Hoffnung, dass keines der im Wald lebenden Geschöpfe Appetit auf ihn bekommen würde. Irgendwann spürte er seine Beine nicht mehr und seine Brust brannte wie Feuer , aber er lief immer weiter. Das Licht im Wald wurde von einem hellgrünen Schein ergänzt, der von dem Totenkopf mit einer Schlange im Mund ausging, der über dem Wald schwebte.

Es kam Harry vor, als wäre er Stunden gerannt. Irgendwann lichtete sich der Wald, und vor ihm tauchten die Länderein von Hogwarts auf, zusammen mit dem großen Schloss. Er rannte an Hagrids Hütte vorbei, kam am Quidditch-Feld vorbei und stolperte schließlich komplett außer Atem die Treppe hinauf. Auf der Treppe allerdings prallte er in eine schwarze Gestalt. Ohne zu betrachteten, in wen oder was er gerannt war, begann er panisch zu schreien. Solange, bis er ein geflüstertes "Quieto" hörte und seine Stimme verschwand. Dann drückte ihn jemand auf die Treppe.

"Beruhigen Sie sich, Mr. Potter. Wir gehen jetzt zum Direktor, wo Sie Ihre Stimme wieder erhalten. Wenn später irgendjemand Ihrer Freunde fragt, was war, lassen Sie sich eine gute Ausrede einfallen. Eine, die Ms. Granger, Mr. Weasley und LaCroix einschließt. Kommen Sie."

Harry blieb nichts anderes übrig, als gehorsam zu nicken und aufzustehen. Bevor er jedoch wieder einigermaßen gerade stand, versagten seine Beine und er brach zusammen.

Snape gab ihm einige Minuten zum Ausruhen, aber als Harry selbst nach einer geraumen Zeit nicht in der Lage war zu gehen, erbarmte er sich und trug den Jungen nach oben. Harry war erschöpft, aber es kam ihm doch mehr als seltsam vor, von Snape durch die Schule getragen zu werden. Aber schließlich hatten an diesem Tag seine beiden besten Freunde versuch, ihn umzubringen, ein weiterer hatte einfach so das Schwarze Mal über dem Verbotenen Wald heraufbeschworen - da erschien es ihm schon fast als Kleinigkeit, von seinem eigentlich meistgehasstesten Lehrer durch die Schule getragen zu werden. Fast.

Die Schule war leer, die Schüler waren auf dem Winterball. Aus der Großen Halle erklang fröhliche Musik, und nicht zum ersten Mal in seinem Leben verfluchte Harry Voldemort dafür, dass er die Fähigkeit hatte, sein Leben immer dann zu zerstören, wenn irgendetwas besonders schönes anstand.

Als beide in Dumbledores Büro ankamen, und Snape Harry in einem Sessel abgesetzt hatte, begann Harry erstmals nachzudenken, warum ihm seine Flucht gelungen war. Allzu lange hatte er allerdings keine Zeit zu denken.

"Severus, Harry. Ich nehme an, dass ihr mir das -" Dumbledore deutete aus dem Fenster auf den Totenkopf - ", erklären könnt." Snape war in einen Sessel neben Harry gesunken. Dumbledore sah noch einige Minuten aus dem Fenster, während Harry sich geistig zusammensammelte und überlegte, wo er anfangen sollte. Schließlich begann er zu erzählen.

Er berichtet vom Verschwinden der drei am Nachmittag, ging dann zu der Episode im Wald über und endete auf der Treppe. "Sir, ich habe keine Ahnung, woher die Schlangen kamen, oder was Hermine und Ron ausgeschaltet haben."

Dumbledore, der hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, musterte Harry mit einem beunruhigenden Blick. "Das ist erklärbar. Severus?" Harry warf Snape einen Seitenblick zu. "Sie?" Snape nickte. Dann dämmerte es Harry. "Der 'Serpensortia' Spruch, den Draco Malfoy in meinem zweiten Schuljahr benutzt hat, nicht wahr?" Wieder nickte Snape. Er sah dabei weder Harry noch Dumbledore an, sondern starrte auf die Regale, in denen sich die Bücher stapelten, und die hinter Dumbledore standen. "Ähm... darf ich fragen, wo Sie waren? Ich habe Sie gar nicht gesehen.."

Kurz schüttelte Snape den Kopf, wie, als müsste er sich aus einem Tagtraum reißen und löste dann den Blick von den Regalen. "Ich war auf dem Weg in den Wald, um zu apparieren. Als ich Sie vier allerdings sah, war mir klar, dass apparieren nicht notwendig und Voldemort ganz in der Nähe war. Ihr Sträuben war eindeutig, ebenfalls, dass etwas nicht stimmte. Schließlich folgte ich Ihnen und entschloss mich, die drei auszuschalten. Leider kamen Sie mir zuvor, was den Vorteil hat, dass ich mich vollkommen aus der Situation heraushalten konnte. Der Nachteil besteht darin, dass die drei jetzt noch im Wald sind."

Harry zuckte die Schultern. "Und? Wir waren schon... ähm... öfters im Wald." Dumbledore schüttelte den Kopf. "Harry, das Ministerium hat einen Übergriff auf Voldemort geplant. Es ist mir völlig unklar, woher sie die Information hatten, dass Voldemort im Verbotenen Wald sein würde. Tatsache ist, dass der Wald jetzt von Auroren nur so wimmelt. Wahrscheinlich sind Mr. LaCroix, Mr. Weasly und Ms. Granger ihnen schon längst in die Arme gelaufen. Fudge wird mich sicherlich bald informieren. Allerdings ist es euch zu verdanken, dass Severus nicht aufgeflogen ist. Es ist mir unbegreiflich, woher das Ministerium die Information hat.."

"Ein Unsäglicher. In Voldemorts Reihen muss noch ein Spion sein." Snape lehnte sich müde zurück und strich sich eine Haarsträhne aus den Haaren. "Später. Am besten wäre es, wenn Sie jetzt in die Halle gehen, und sich nichts anmerken lassen. Wir informieren Sie, wenn es Neuigkeiten bezüglich Ihrer Freunde gibt." Freundlich komplimentierte Dumbledore Harry hinaus. Ein freundlicher Rauswurf.

Nachdenklich schlich Harry durch die Schule. Er sollte zum Ball gehen und sich nichts anmerken lassen? Nichts? Während seine besten Freunde entweder von Auroren oder Death Eatern gejagt wurden und über dem Wald das riesige Schwarze Mal schwebte? Wie bitteschön stellte Dumbledore sich das vor? Wie?

Die Gänge waren alle verlassen. Kurz warf Harry einen Blick in die Große Halle, in der sich alle Schüler vergnügten. Fröhliche Musik, Süßigkeiten.. es erinnerte ihn an Weihnachten. Er lehnte seinen Kopf gegen die kühle Steinwand neben den Türflügeln und beobachtete, wie Ginny mit ihren Freundinnen scherzte. Sie wußte natürlich nicht, was mit ihrem Bruder war. Niemand schien sie zu vermissen. Niemand. Und auf einmal hatte Harry dieses seltsame Gefühl, dieses Gefühl, dass er nirgends dazugehörte. Es war ein seltsames Gefühl, das er aber erfolgreich wieder verjagte. Er hatte doch Freunde. Viele. Gute Freunde. Die vor gut einer Stunde noch versucht hatten, ihn umzubringen. Unter dem Imperius. Und überhaupt.

"Na Potter, so ganz einsam? Läuft das kleine Schlammblut weinend durch den Wald und sucht verzweifelt ihren Retter, während das rote Wiesel seinen Zauberstab sucht?" Harry fuhr herum. Hinter ihm stand, triumphierend, der blonde Draco Malfoy, ein gehässiges Grinsen auf dem Gesicht. "Halt die Klappe, Malfoy." Harry spürte, dass er seine Geduld verlieren würde, wenn er sich noch länger mit Malfoy aufhalten würde, und dass das kein gutes Ende nehmen könnte. Er spürte förmlich, wie die Wut auf die gehässigen Reden Malfoys, die zu allem Übel auch noch nicht allzu weit von der Wirklichkeit entfernt waren, ihm in den Körper kroch und bald alles Denken in ihm ausschalten würde. Dieses Verlangen danach, aus Malfoy ein Frettchen zu machen, und an ihm Tierversuche durchzuführen. Oder ihm einen Trank, den Neville gebraut hatte, einzuflössen.

"Na Potter - Angst um deine ach so tollen Freunde?" Selbstsicher lehnte Malfoy an einer Säule. Und was dann geschah, geschah so schnell, dass keiner, der zusah später noch hätte sagen können, ob der Slytherin überhaupt eine Chance hatte.

Knappe fünf Sekunden später hatte Harry den Blonden an die Wand gepinnt, und ihm seinen Zauberstab an den Hals gehalten. "Noch ein Ton Malfoy, und ich garantiere dir für nichts mehr. Für gar nichts", flüsterte er. Wären Blicke in der Lage zu töten, würde der Junge in Scherben zerfallen und zu Boden fallen. Millimeter große Scherben.

"Mr. Potter, Mr. Malfoy. Hören Sie sofort damit auf. SOFORT." Hinter sich hörte Harry die erboste Stimme Professor McGonagalls. Ohne allerdings weiter auf sie zu achten, legte er eine Hand an Malfoys Kehle, und spielte ernsthaft mit dem Gedanken, zuzudrücken. Immer noch kochte die Wut in seinen Adern. Die Wut darauf, sechs Jahre lang unfaire und gelogene Bemerkungen über sich und seine Freunde hören zu müssen. Die Wut darauf, immer hilflos in irgendwelchen Situationen zu sitzen, und niemals einen Ausweg zu kennen. Und noch ein seltsames Gefühl, ein Gefühl, das er nicht definieren konnte. "Mr. Potter. Hören Sie SOFORT AUF!" Es fühlte sich seltsam an und es erinnerte ihn an das kalte Glitzern in Lumos' Augen, als er seinen Zauberstab auf Harry gerichtet hatte. Malfoys Augen waren aufgerissen, und es stand tatsächlich so etwas wie Panik in ihnen. Dann hörte Harry Schritte hinter sich. Und spürte eine Hand auf seiner Schulter.

"Mr. Potter, lassen Sie Mr. Malfoy los. Augenblicklich." Snapes Stimme war leise, nicht mehr als ein Flüstern. Und dann bemerkte Harry auf einmal, was er da tat. Dass er Draco Malfoy an die Wand gepinnt hatte, und dass er kurz davor stand, einen Menschen zu verletzen. Und das alles nur, wegen seiner Wut und diesem dämlichen Gefühl. Entsetzt ließ er den blonden Jungen fallen, der japsend an der Wand herunter rutschte und ihn schockiert anschaute. Harry ging einen Schritt zurück, stolperte und fiel nach hinten.

Dass er nicht auf dem Boden landete, war lediglich Snape zu verdanken. So wieder auf die Beine gestellt, spürte Harry nur zu deutlich, was für Konsequenzen sein Handeln haben würde. Wie eine riesige Welle schwappte alles Geschehen über ihm zusammen und das Licht brannte in seinen Augen. Er drehte sich um und rannte den Gang hinunter, rannte so schnell er konnte. Hinter sich hörte er McGonagall lautstark zetern. "Fünfzehn Punkte von Gryffindor. Mr. Potter! Sofort.." Sie wurde von Snape unterbrochen. "Lass ihn, Minerva." Als er um die Ecke rannte sah er noch, dass McGonagall Snape anstarrte, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen. Seine Sicht wurde immer verschwommener, aber er rannte weiter. Als müsste er um sein Leben rennen. Als würde er fliehen.


***
Meine Grüße gehen an die übliche Welt hinaus.. also an good-old - Verzeihung - Angel, an Mary-J, an Wereinya (ich weiß dass ich deinen Namen falsch habe.. ich kanns mir nicht merken. Sorry), die mir so lieb Titel gemailt hat und an meine ganzen Reviewer, deren Namen ich mir leider nicht alle merken kann, denen ihr aber diese ganzen Kapitel zu verdanken habt, und die hoffentlich noch lieb weiterschreibseln. Ich wisst schon, oder?

'v' ist übrigens das mathematische Zeichen für 'oder'. Müsste es jedenfalls sein.. ;)

Frohen Nikolaus!

Es verbleibt wie üblich,

S/Fayet ( dafayet@hotmail.com )

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