Lumos

 

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Kapitel 20: 1/2 - Niemals mehr im Doppelbett



Während der ganzen restlichen Nacht lag Harry wach. Er starrte in den Betthimmel, und horchte auf Ron's friedliches Schnarchen neben ihm. Nebenbei wich er noch Ron's Tritten und Knüffen aus, was ihn aber nicht davon abhielt, mehr als ausführlich über seinen Traum nachzudenken. Dass er nicht der einzige war, der in dieser Nacht wachlag bewiesen ihm die weichen Schritte, die er immer wieder vor seiner Zimmertür hörte. Ruhig ging jemand immer wieder über den Flur, verschwand in einem der Zimmer, und ging wieder zurück. Nachdem er den leisen Schritten fast zwei Stunden lag zugehört hatte, wurde eine Tür sanft aufgezogen und wieder geschlossen. Dann herrschte auf dem Flur Ruhe.

Nur wenig später wurde das Licht im Zimmer immer heller, und bald fielen die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster. Sie malten auf dem Teppichboden hübsche Streifen, und nachdem Harry aufgestanden war, und sich in eine Decke gewickelt vor das Fenster gestellt hatte, sah er, dass der Schnee vor dem Haus hell im Morgenlicht glitzerte. Offensichtlich hatte die Sonne nicht nur ihn geweckt, denn wieder wurde auf dem Flur eine Tür geöffnet, und jemand schlurfte über den Gang. Dann herrschte kurz Ruhe, nur um von dem Rauschen der Dusche unterbrochen zu werden. Frierend zog Harry die weiche Decke enger um sich, und verkroch sich in einen der riesigen Sessel. Neben dem Sessel lagen einige Bücher, und er griff nach einem, um sich die Zeit mit etwas Lesen zu vertreiben.

Er hatte einen Reisebericht über das Muggelchina erwischt, der außerordentlich gut geschrieben war, und nur wenige Minuten später war er in das Buch versunken, und wanderte in seinem Geist über die Brücken in die Verbotene Stadt, um dem letzten Kaiser von China seine Aufwartung zu machen. Das Buch fesselte ihn, und es kam ihm vor, als würde in einem Wirbel von Farben, Gerüchen und Tönen versinken.

Als er - wie es ihm erschien - nur wenige Minuten später den Kopf hob, sah er durch das Fenster eine kleine Gestalt auf einem Pferd in Richtung Wald reiten. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, das in Wirklichkeit mehrere Stunden vergangen waren.

"Morgen". Ein hellroter Haarschopf tauchte aus den Decken und Lacken auf, und Ron rieb sich verschlafen die Augen.

"Morgen, Ron. Schon so früh wach?" Er versuchte erst gar nicht, die Ironie aus seiner Stimme zu verbannen, aber Ron war müde, und so erntete Harry nur ein verschlafenes Lächeln. "Schon", murmelte Ron zurück und gähnte herzhaft.

Eine Stunde später waren beide geduscht, und damit beschäftigt, ihre Koffer zu packen. Zumindestens Ron packte. Harry konnte sich einfach nicht von seinem Buch losreißen, und nur mit Grauen dachte er daran, dass er es würde hier lassen müssen.

"Erde an Harry Potter, Erde an Harry Potter... hast du meinen Schal gesehen? Ich könnte schwören... ach, da ist er ja. Harry? Hey?"

"Hast du was gesagt?"

"Ja, ich.." Ron wurde von der Tür unterbrochen, die sich öffnete, und die Sicht auf den Flur inklusive Snape freigab. "Guten Morgen. Aha, Sie packen schon, sehr gut. Mr. Potter? Mr. Potter!"

"Oh, Entschuldigung.."

Snape grinste aber nur. "Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie packen jetzt, nehmen das Buch mit, und geben es irgendwann einfach Lumos zurück. Ich werde die Hauselfen mit etwas Frühstück zu Ihnen schicken. Gegen elf Uhr werden Sie zurück nach Hogwarts reisen." Damit ließ er Harry und Ron zurück und verschwand.

Wenige Minuten später erschien ein Hauself mit einem Tablett voller Köstlichkeiten, und Ron sperrte Harrys Buch in seinen - mittlerweile fertig gepackten - Koffer ein. Nicht ohne sich zu beschweren machte Harry sich daran, seinen Koffer zu packen. Dann frühstückte er gelassen mit Ron, und ehe er wußte, wie ihm geschah, wurde es elf Uhr. Mühsam zerrte er seinen Koffer durch den weiten Flur, und war mehr als dankbar, als Snape den Koffer mittels eines Schwebezaubers die Treppe hinunterfliegen ließ. Nachdem er mit Ron's Koffer ebenso verfahren war, standen die beiden vor dem großen Kamin, und bemerkten, dass Lumos fehlte.

"Er kommt später nach. Hier ist das Flohpulver, Albus wird auf Sie warten. Mr. Weasly?"

Ron nahm eine Handvoll Flohpulver, warf es ins Feuer, trat hinein und rief: "Hogwarts." Dann verschwand er zischend.

Nachdem Ron's Koffer ihm gefolgt war, war Harry an der Reihe. Allein schon der Gedanke an Flohpulver verursachte in seinem Magen ein hässliches Gefühl, aber er überwand sich tapfer, nahm eine Handvoll und stieg ins Feuer. "Vielen Dank für die Einladung, Professor!", rief er noch, bevor auch er verschwand.

Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit raste er durch das Flohnetzwerk, und einmal mehr fragte er sich, wer so etwas schreckliches - aber zugegebenermaßen praktisches - erfunden hatte. Dann endlich kam er in Hogwarts an, und fiel aus den Flammen.

"Guten Morgen, Harry."

Aus seiner Position - Harry saß auf dem Boden, um seinen Kreislauf nicht zu sehr herauszufordern - sah er neben sich ein Paar türkise Lederstiefel, mit gepunktetem Pelz gefüttert, und dem Saum einer weiten, dunkelblauen Robe. Albus Dumbledore bückte sich, und half Harry beim Aufstehen.

"Danke, ähm, danke. Guten Morgen." Schnell klopfte Harry sich den Staub von seiner Kleidung, und sprang dann einen Meter nach rechts, als sein Koffer aus dem Kamin fiel. Breit grinsend griff Ron nach seinem Arm, und riss ihn nach oben. Dann griffen beide Jungen ihre Koffer, und trugen sie in den Gryffindorturm.

Den Rest des Tages verbrachten sie mit auspacken, Schmutzwäsche sortieren, und - in Harrys Fall - mit Lesen. Niemals hätte Harry gedacht, dass er sein eigenes Bett jemals so hoch schätzen würde, aber er genoß es, nicht mehr von Ron's Knüffen und Tritten malträtiert zu werden. Dementsprechend gut schlief er auch - wie ein Murmeltier. Selbst Voldemort schien ihm eine Auszeit zu gönnen - er hatte keinen weiteren Alpträume mehr.

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug mit den üblichen Ferienaktivitäten - sie spielten Winter-Quidditch, durchstreifen Hogwarts auf der Jagd nach Geheimgängen, die nicht auf der 'Karte des Herumtreibers' verzeichnet waren, und tranken Tee bei Hagrid. Als Lumos am vierten Tag noch nicht aufgetaucht war, begannen Ron und Harry sich Sorgen zu machen, aber da Snape selbst ebenfalls noch nicht wieder da war, hielten sie sich in Grenzen. Die Zeit verflog, als müsste sie ein Rennen gewinnen, und ehe sie wußten wie ihnen geschah, stand der erste Tag nach den Ferien, und damit der Tag vor dem Winterball, vor der Tür.


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